| Titel: | Mahler's Calorimeter zur Bestimmung der Verbrennungswärme fester, flüssiger und gasförmiger Körper. | 
| Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 232 | 
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                        Mahler's Calorimeter zur Bestimmung der
                           								Verbrennungswärme fester, flüssiger und gasförmiger Körper.
                        Mit Abbildung.
                        Mahler's Calorimeter zur Bestimmung der Verbrennungswärme fester,
                           								flüssiger und gasförmiger Körper.
                        
                     
                        
                           Textabbildung Bd. 284, S. 232Mahler's Calorimeter. Nach einer Mittheilung der Société d'Encouragement
                                 										pour l'industrie nationale vom 27. November 1891 beruhen die
                              									calorimetrischen Bestimmungen mit diesem Apparate, welcher eine Modifikation des Berthelot'schen Calorimeters darstellt; im Allgemeinen
                              									auf folgender Methode: Man bringt den zu untersuchenden Stoff in einen von festen
                              									Wänden umgebenen Raum, welcher sodann unter geeignetem Drucke mit Sauerstoffgas
                              									gefüllt und hermetisch geschlossen wird. Taucht man alsdann diese Vorrichtung in das
                              									Wasser eines Calorimeters und entzündet den Stoff, indem man durch eine ihn
                              									berührende dünne Eisendrahtspirale einen galvanischen Strom leitet, so verbrennt er
                              									vollständig und beinahe augenblicklich. Seine Wärme theilt sich alsdann ohne Verlust
                              									dem Wasser des Calorimeters und verschiedenen Theilen des Apparates mit und kann,
                              									wie bei allen calorimetrischen Messungen, leicht in Calorien ausgedrückt werden. In
                              									Betracht des raschen Verlaufes der Operation fallen hier die meisten der in
                              									physikalischen Laboratorien üblichen Correctionen, z.B. wegen Verdunstung des
                              									Wassers u.s.w., hinweg.
                           Das wesentliche Organ des Apparates ist die über einem Dorn geschmiedete Flasche B aus feinstem halbweichen Stahl mit 8 mm dicken
                              									Wänden und 654 cc Rauminhalt, welche einem Drucke von 55 k auf 1 qmm Widerstand
                              									leistet. Diese Flasche ist auswendig vernickelt und inwendig emaillirt, zum Schütze
                              									gegen die ätzende Einwirkung der während der Verbrennung immer sich bildenden
                              									Salpetersäure. Ein stählerner Deckel, den man auf einen zwischengelegten Bleiring
                              									niederschraubt, dient als Verschluss. An diesem Deckel ist ein Hahn angebracht,
                              									durch welchen das Sauerstoffgas zugeführt wird, und ausserdem eine gut isolirte
                              									Elektrode, deren Verlängerung im Inneren der Flasche ein Platinstäbchen E bildet. Ein anderes, gleichfalls an den Deckel
                              									befestigtes Platinstäbchen endigt sich in eine flache Schale, als Träger des zu
                              									verbrennenden Stoffes. Beide Stäbchen sind durch die feine Eisendrahtspirale
                              									verbunden, welche, durch den galvanischen Strom glühend gemacht, die Entzündung
                              									bewirkt.
                           Zum Apparat gehört ferner: die mittels eines Hebels L in
                              									Thätigkeit zu setzende Vorrichtung S, welche dazu
                              									dient, eine Anzahl schraubenförmig gebogener Blechstreifen auf und nieder zu
                              									bewegen, um die abgegebene Wärme im Wasser gleichförmig zu vertheilen, ferner das
                              									Thermometer T, die galvanische Batterie P von 10 Volt, endlich ein von der Compagnie continentale d'oxigène mit Sauerstoffgas von
                              									120 at Spannung gefüllter Cylinder O, dessen Vorrath zu
                              									ungefähr 100 Versuchen hinreicht, nebst Manometer M.
                              									Als Beispiel mag hier angeführt werden, dass bei einem Versuche mit der Steinkohle
                              									aus dem grossen Flöz von Montrambert die Verbrennungswärme von 1 k sich zu 8373 Cal.
                              									herausgestellt hat. Handelt es sich um die Verbrennungswärme einer Flüssigkeit, so ist es, wenn diese merkbar verdunstet,
                              									zweckmässig, das Probequantum in einem dünnen Glaskolben, durch welchen der zum
                              									Entzünden dienende Eisendraht geführt ist, zu verschliessen und zu wiegen.
                              									Unmittelbar nach Einsenkung des Kolbens in die Stahlflasche B muss man die Spitzen, in welche der Glaskolben ausgezogen ist,
                              									abbrechen, um dem Sauerstoffgas den Zutritt zur Flüssigkeit zu gestatten. Auf diese
                              									Weise hat Mahler als Verbrennungswärme des Naphtalins
                              									bei drei Versuchen 9680, 9690 und 9644 Cal. gefunden.
                           Um die Verbrennungswärme der Gase zu bestimmen, macht
                              									man die Flasche luftleer, füllt sie mit dem Gas, macht sie zum zweiten Mal luftleer
                              									und füllt sie dann bei dem herrschenden Barometerstande und der Temperatur des
                              									Laboratoriums definitiv mit dem Gas. Hierauf lässt man das Sauerstoffgas hinzutreten
                              									und verfährt im Uebrigen wie bei festen und flüssigen Körpern. Doch muss man
                              									sorgfältig jenes Mischungsverhältniss vermeiden, bei welchem die Brennbarkeit des
                              									Gemenges aufhören würde.
                           Mahler hat seiner Mittheilung zwei Tabellen beigefügt,
                              									wovon die eine die Analyse und Verbrennungswärme von sieben Steinkohlensorten aus
                              									Frankreich und mehreren Erdölsorten aus Amerika und Russland, die andere die Analyse
                              									und Verbrennungswärme der Destillationsproducte der Steinkohle von Commentry
                              									enthält.