| Titel: | Methoden zur Untersuchung von Nahrungs-, Genussmitteln und Verbrauchsgegenständen. | 
| Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 237 | 
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                        Methoden zur Untersuchung von Nahrungs-,
                           								Genussmitteln und Verbrauchsgegenständen.
                        Methoden zur Untersuchung von Nahrungs-, Genussmitteln und
                           								Verbrauchsgegenständen.
                        
                     
                        
                           Gerinnen der Milch beim Aufkochen.
                           Aus Versuchen, die W. Thörner anstellte, bei welchem
                              									Säuregehalt die Milch beim Aufkochen gerinnt, ergab sich, dass dies bei einem
                              									Säuregehalt von 23° stattfindet. Der Gehalt an Säure wurde durch Titration ermittelt
                              									und zwar so, dass 10 cc der Milch mit 20 cc Wasser verdünnt und darauf mit
                              										\frac{n}{10} Kalilauge titrirt wurden. Die Anzahl der
                              									verbrauchten 1/10
                              									cc Alkalilösung werden dann direct als Säuregrade bezeichnet. – Im Allgemeinen
                              									beträgt der Säuregehalt der Milch unmittelbar oder bis 4 Stunden nach dem Melken 12
                              									bis 16°. Beim Aufbewahren nimmt der Säuregehalt rasch zu, und zwar um so rascher, je
                              									höher die Temperatur; die Einwirkung des Lichtes ist hierbei nicht von
                              									Bedeutung.
                           Um in der Praxis rasch zu erfahren, ob eine Milch das Aufkochen noch verträgt oder
                              									nicht, verfährt man nach dem Verfasser wie folgt: 10 cc Milch mit 20 cc Wasser
                              									verdünnt und mit einigen Tropfen Phenolphtaleïnlösung versetzt, werden mit
                              										2\,cc\,\left(=\frac{20}{10}\right)\,\frac{n}{10} Kalilauge
                              									kräftig geschüttelt. Bleibt eine schwache Rothfärbung bestehen, so liegt der
                              									Säuregehalt unter 20 und die Milch wird beim Aufkochen nicht gerinnen. Entfärbt sich
                              									dagegen die Milch rasch, so wird beim Erwärmen vermuthlich Gerinnen eintreten. (Nach
                              										Chemiker-Zeitung, 1891 Bd. 15 S. 1108.)
                           
                        
                           Prüfung der Milch auf elektrischem Wege durch Ermittelung des
                              									Leitungswiderstandes.
                           Durch Messung des elektrischen Leitungswiderstandes der Milch versuchte W. Thörner zu entscheiden, ob sich eine Verfälschung
                              									der Milch, sei es durch Entrahmung oder Wässerung, nachweisen lasse. Verfasser
                              									benutzte zu seinen Versuchen eine Kohlrausch'sche mit
                              									Galvanoskop, Inductorium und Telephon versehene Messbrücke, welche gestattete,
                              									Widerstände von 0,1 bis 10000 Ohm rasch zu messen. Zunächst ergab sich, dass der
                              									elektrische Leitungswiderstand der frischen Milch mit einem Säuregehalt von 9 bis
                              									17° nur innerhalb weniger Ohm schwankt und dass derselbe durchaus unabhängig ist von
                              									dem jeweiligen Fettgehalt. Selbst nach dem mehr oder weniger vollständigen Entrahmen
                              									der Milch bleibt der Leitungswiderstand derselbe, vorausgesetzt, dass der
                              									Säuregehalt nicht wesentlich steigt. Es ist somit nicht möglich, durch Messung des
                              									elektrischen Leitungswiderstandes einen Rückschluss auf den Fettgehalt der Milch zu
                              									ziehen.
                           Bezüglich des Wassergehaltes der Milch ermittelte Verfasser, dass der
                              									Leitungswiderstand entsprechend der Menge des zugesetzten Wassers zunimmt. Da jedoch
                              									die verschiedenen Trinkwasser je nach ihrer Reinheit verschiedene, sehr von einander
                              									abweichende Widerstände zeigen, so kann man nicht mit Sicherheit entscheiden, ob
                              									einer Milch Wasser zugesetzt ist oder nicht; insbesondere ist es nicht möglich, die
                              									Grösse des Wasserzusatzes zu bestimmen. (Nach Chemiker-Zeitung, 1891 Bd. 15 S. 1674.)
                           
                        
                           Bestimmung des Fettgehaltes der Milch.
                           Bei der Bestimmung des Fettgehaltes in geronnener Milch empfiehlt M. Kühn statt der Mensurgläschen zum Abwägen der mit Aetzkali
                              									verflüssigten Milch die von Wagner in Vorschlag
                              									gebrachten Wägeröhrchen zu benutzen, die mittels einer Drahtöse am Haken der
                              									Wageschale aufgehängt werden können.
                           Zur Bestimmung des Milchfettes nach Adam hat sich
                              									derselbe Verfasser eine besondere „Wäge- und Haltevorrichtung“ construirt.
                              									Erstere besteht aus zwei Ringen von Messingdraht von etwa 25 bis 26 mm Durchmesser.
                              									Der obere Ring hat zwei Oesen und ist an einen gleichstarken U-förmig gebogenen
                              									Draht gelöthet. In dieses Gestell wird die Spirale gesteckt und dasselbe in einem
                              									kleinen Erlenmeyer'schen Kolben aufgehangen. Um beim
                              									Wägen ein Verdunsten zu vermeiden, stülpt man ein Bechergläschen darüber. Auf den
                              									gewogenen Papierstreifen in dem Drahtgestell wird die Milch pipettirt und dann
                              									wieder gewogen. – Um bei der zweiten Wägung ein Herabtropfen der Milch zu vermeiden,
                              									benutzt der Verfasser seine wagerecht stehende Haltevorrichtung. Das Gestell ruht
                              									auf 4 Drahtfüssen, ist aber sonst ebenso beschaffen, wie das oben beschriebene, mit
                              									Ausnahme des oberen Ringes, der nur eine Oese trägt. (Nach Milchzeitung durch Chemiker-Zeitung,
                              									Repertorium 1891 Bd. 15 S. 146.)
                           Eine bequeme, leicht ausführbare Methode zur Bestimmung des Fettes in der Milch
                              									veröffentlicht Emil Gottlieb. Dieselbe stützt sich zum
                              									Theil auf eine Arbeit Röse'sZeitschrift für angewandte Chemie, 1888 Heft
                                    											4., zum Theil auf Erfahrung des Verfassers. Letzterer, der das
                              									Verfahren von Röse zur Bestimmung des Milchfettes
                              									anwandte, fand, ebenso wie VogelChemiker-Zeitung, 1888 Bd. 12 S.
                                    										353., dass die erhaltenen Zahlen mit denen der Gewichtsanalyse nicht
                              									stimmten, sondern viel zu klein waren. Den Grund dieses Fehlers sucht Verfasser
                              									darin, dass er einmal ein zu schwaches Ammoniakwasser (10 Proc.) – Röse gibt die Stärke desselben nicht an – gebrauchte
                              									zur Aufhebung der Emulsion und zweitens das Fett mit einer Mischung von Aether und
                              									Petroleumbenzin aufnahm. Es zeigte sich nämlich, dass eine Mischung der beiden
                              									letzteren das Fett nicht so gut löst als Aether allein. Verfasser änderte daher das
                              										Röse'sche Verfahren, wie folgt, ab: 10 g Milch
                              									werden mit 1 cc 10procentiger Ammoniaklösung in einem Messcylinder geschüttelt, 10
                              									cc Weingeist (95 Vol.-Proc.) hinzugefügt, wieder geschüttelt, unmittelbar darauf 25
                              									cc Aether zugesetzt und nach abermaligem Schütteln schliesslich noch 25 cc
                              									Petroleumbenzin hinzugefügt. Nachdem wieder geschüttelt worden, lässt man das Ganze
                              									bis zum nächsten Tage oder wenigstens 6 Stunden lang ruhig stehen. Es bilden sich
                              									zwei scharf getrennte Schichten: oben Aetherbenzin, worin das Fett gelöst ist, unten
                              									eine klare, durchsichtige Lösung von Milchzucker und Caseïn, während die Phosphate
                              									sich ausgeschieden haben.
                           Das Volumen der oberen Flüssigkeitsschicht wird bestimmt und die Hauptmenge in ein
                              									gewogenes Kölbchen gebracht. Nach Vertreiben des Aetherbenzins wird der Rückstand 1
                              									bis 2 Stunden bei 100° getrocknet und gewogen. Das geschmolzene Fett muss ruhig und
                              									klar fliessen und darf nicht opalisiren. Das gefundene Gewicht an Fett wird auf das
                              									Volumen der ganzen Aetherbenzinlösung und auf das Gewicht der angewandten Milch
                              									berechnet.
                           In den meisten Fällen jedoch wird man die Maassanalyse anwenden können. Statt 10 g
                              									Milch versetzt man 10 cc derselben mit 1 cc, schüttelt dann wie oben der Reihe
                              									nach mit 10 cc Weingeist, 25 cc Aether und 25 cc Petroleumbenzin. Das gesammte
                              									Volumen der Flüssigkeit beträgt dann wegen der Contraction des Alkohols mit Wasser
                              									70,5 cc, das der oberen Flüssigkeitsschicht 53 cc, das der unteren 17,5 cc. Von der
                              									Fettlösung werden 51,5 cc wie oben zur Trockne gebracht. Das erhaltene Gewicht,
                              									ausgedrückt in Milligrammen, mit 10 multiplicirt gibt unmittelbar den Procentgehalt
                              									an Fett an.
                           Da 10 cc Milch zur Bestimmung genommen werden, die 10,3 g wiegen (Volumengewicht der
                              									Milch = 1,033) und das Fett hieraus in einer Flüssigkeitsmenge von 53 cc gelöst ist,
                              									10 g Milch aber ziemlich genau 51,5 cc Lösungsflüssigkeit entsprechen, so entsteht
                              									ein kleiner Fehler. Verfasser hat sich jedoch durch viele Versuche überzeugt, dass
                              									dieser Fehler so unwesentlich ist, dass er vernachlässigt werden darf.
                           Bei Ausführung der Bestimmung ist darauf zu achten, dass das Ausschütteln mit den
                              									verschiedenen Flüssigkeiten in der angegebenen Reihenfolge geschieht. Die erhaltenen
                              									Zahlen sind hinreichend genau, aber in der Regel etwas höher als die nach der Soxhlet'schen Extractionsmethode erhaltenen. Die
                              									Ursache dieser Erscheinung fand Verfasser in einem fremden Stoffe, der nach seiner
                              									Methode mit in das Milchfett gelangt. Nach angestellten Untersuchungen spricht er
                              									denselben als Triarachin an.
                           Obige Methode lässt sich auch zur Bestimmung des Fettes in der Buttermilch gut
                              									anwenden und gibt nach den Versuchen des Verfassers ganz brauchbare Zahlen. (Nach
                              										„den landwirthschaftlichen
                                    										Versuchsstationen“, Bd. 40 S. 1.)
                           
                        
                           Zur Bestimmung des Fettgehaltes der Milch nach dem Verfahren
                              									von W. Schmid-Bondzynski.
                           Bei der Anwendung des Verfahrens in der Praxis stellte es sich heraus, dass zur
                              									glatten Bestimmung, eine Salzsäure vom Volumengewicht 1,19 wesentliche Bedingung
                              									ist. Eine derartige Salzsäure vermehrt das Volumen der Milch beim Vermischen um etwa
                              									5 cc, so dass das Volumen der Mischung stets über den untersten Scalenstrich
                              									hinaufreicht. Nötigenfalls müsste eine entsprechende Menge Salzsäure nachträglich
                              									zugesetzt werden. (Nach Apothekerzeitung, Bd. 6 S. 581,
                              									durch Chemisches Centralblatt; 1892 Bd. IS. 187.)
                           Die Vereinigung staatlich angestellter landwirthschaftlicher
                                 										Chemiker in den Vereinigten Staaten setzte folgende Normen für die
                              									Untersuchung von Milch fest: Gesammttrockensubstanz: 1 bis 2 g Milch werden in einer
                              									flachen Schale mit oder ohne Seesand bei 100° bis zum constanten Gewicht
                              									eingetrocknet. – Fett: Eintrocknen von etwa 5 g Milch auf einem Streifen entfetteten
                              									Fliesspapiers (60 cm Länge und 6 cm Breite) und Extrahiren mit Aether im Soxhlet'schen Heberapparat. – Protein: Bestimmung des
                              									Stickstoffs nach Kjeldahl direct oder nach dem
                              									Eintrocknen, in 5 g Milch. – Milchzucker: Fällung der Eiweisstoffe und Ermittelung
                              									der optischen Drehung. – Asche: 20 g Milch werden mit 6 cc Salpetersäure in einer
                              									Platinschale eingedampft und der Rückstand bei dunkler Rotglut bis zum Weisswerden
                              									der Asche erhitzt. (Nach den Verhandlungen des obigen Vereins (VII) und Vierteljahrsschrift über die Fortschritte aus dem Gebiet der
                                 										Chemie
                              									der Nahrungs- und Genussmittel, Bd. 6 S. 171, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 187.)
                           
                        
                           Ueber das specifische Gewicht des Milchserums und seine
                              									Bedeutung für die Beurtheilung der Milchfälschung.
                           Bei der Beurtheilung der Milch; namentlich der
                              									geronnenen, kann nach P. Radulescu die Bestimmung des
                              									specifischen Gewichts der Molken von Bedeutung sein, worauf auch schon andere
                              									Autoren hingewiesen haben. Radulescu kommt zu folgenden
                              									Ergebnissen:
                           1) Das specifische Gewicht eines Serums oder einer Molke sinkt nie unter 1,027.
                           2) Ein Wasserzusatz von je 10 Proc. zu normaler Milch erniedrigt das specifische
                              									Gewicht um 0,0005 bis 0,001.
                           3) Neben der Bestimmung des specifischen Gewichts der Molke sollte man stets auch die
                              									Menge der Trockensubstanz, sowie des Fettes in der Molke feststellen.
                           4) Das Serum oder die Molke von normaler Milch enthält 6,3 bis 7,5 Proc.
                              									Trockensubstanz, darin 0,22 bis 0,28 Proc. Fett.
                           5) Mit dem Zusätze von je 10 Proc. Wasser zu normaler Milch tritt ein Herabsinken des
                              									Gehalts an Trockensubstanz im Serum um 0,3 bis 0,5, an Fett um 0,02 Proc. ein.
                           Die Herstellung und Prüfung der Molke geschieht in folgender Weise:
                           Anwendung von 100 cc Milch, Zusatz von 2 cc 20procentiger Essigsäure, Temperaturen
                              									von 55 bis 65° C., Erwärmen in Bechergläsern oder noch besser in geschlossenen
                              									Flaschen.
                           Das specifische Gewicht des Serums werde stets mit der Mohr-Westphal'schen Wage oder mittels eines Pyknometers bestimmt.
                           Hat man eine Milch zu untersuchen, die schon in beginnender Säuerung steht, so
                              									bewirkt man am besten die vollständige Coagulation dadurch, dass man zuerst erhitzt,
                              									bis der Inhalt auf etwa 60 bis 65° C. gekommen ist, und dann unter stetem Umrühren
                              									20procentige Essigsäure tropfenweise zufügt, bis sich der Käse zu einem Kuchen
                              									zusammengeballt hat. War die Milch rein, so scheidet sich das Serum als eine klare,
                              									hellgrüne Flüssigkeit ab; bei einer gewässerten Milch ist dasselbe trübe und
                              									filtrirt milchig. (Nach Mittheilungen aus dem Pharm.
                                 										Institut und Laboratorium für angewandte Chemie in Erlangen, Heft 3, durch
                              										Polytechnisches Notizblatt, Bd. 46 S. 96.)
                           
                        
                           Mittheilungen aus dem Chemischen Untersuchungsamte der Stadt
                              									Breslau.
                           Dem von B. Fischer, A. Sartori und G. Runschke herausgegebenen Jahresbericht für 1890 bis 1891 des Chemischen Untersuchungsamtes der Stadt
                                 										Breslau seien nachstehende Mittheilungen entnommen:
                           a) Bezüglich der Fettbestimmung der Milch nach der Methode von Marchand stellte es sich heraus, dass dieselbe zu
                              									ungenau ist. Die Verfasser wenden daher jetzt in allen Fällen das aräometrische
                              									Verfahren von Soxhlet an, welches zugleich eine sichere
                              									Controle der gewichtsanalytischen Ermittelungen gewährt. Bei den Extractionen
                              									gebrauchen sie mit Aether extrahirtes Bimssteinpulver, weil sich gezeigt hat, dass
                              									letzteres merkliche Mengen löslicher Bestandtheile an Aether abgibt. Das
                              									Nämliche gilt für die benutzte Watte. Als Grenzzahlen wurden für unabgerahmte Milch
                              									11,5 Proc. Trockenrückstand mit 2;8 Proc. Fett
                              									beibehalten. Als niedrigste Zahl für das Volumgewicht des Serums ungewässerter Milch
                              									ist 1,027 anzunehmen.
                           b) Die Mehrzahl der mittels sogen. Bierdruckapparates verschänkten Biere hatte sich
                              									als kupferhaltig erwiesen. Eine Untersuchung der Bierdruckapparate ergab, dass bei
                              									den meisten der aus Messing gearbeiteten Steigrohre die Verzinnung völlig
                              									verschwunden war, und vielfach zeigten diese Steigröhren deutliche Beläge von
                              									basischen Kupferverbindungen. Danach zweifeln die Verfasser nicht, dass hiervon das
                              									durch diese Steigröhren gehende Bier seinen Gehalt an Kupfer erlangt hat.
                           c) Das zur Verzinnung von Conservebüchsen benutzte Zinn erwies sich durchgängig als
                              									technisch reines Zinn von 99 Proc. Bei einfacher Verzinnung wurden die Conserven als
                              									zinnhaltig befunden. Dies war jedoch nicht oder nur sehr wenig der Fall bei Büchsen,
                              									deren Verzinnung durch einen dünnen Lacküberzug geschützt war.
                           d) Beim Verbrennen von mit Zinnober gefärbten Wachsstöcken fanden die Verfasser, dass
                              									sich metallisches Quecksilber (vielleicht auch Oxydul und Oxyd?) in sehr feiner
                              									Vertheilung verflüchtigt; wahrscheinlich bilden sich auch organische
                              									Quecksilberverbindungen. Ausgeschlossen aber ist nicht, dass durch die
                              									Verbrennungsproducte derartiger Kerzen Quecksilber in den menschlichen Organismus
                              									gelangen kann. (Nach Jahresbericht des Chemischen
                                 										Untersuchungsamtes der Stadt Breslau 1890/1, durch Chemiker-Zeitung, Repertorium 1891 Bd. 15 S. 307.)
                           
                        
                           Nachweis eines Zusatzes von Margarin zur Butter.
                           Wird Butter bei ihrer Schmelztemperatur mit einer Geschwindigkeit von etwa 60 m in
                              									der Secunde 1 Stunde im Kreise geschleudert, so trennt sie sich in drei Schichten:
                              									zu unterst steht das Wasser, dann folgt eine weissliche Emulsion und oben befindet
                              									sich das gereinigte Fett. Die weissliche Emulsion ist am reichlichsten bei reiner
                              									Butter und verschwindet bei Margarin ganz. Die mikroskopische Prüfung der
                              									käuflichen, im Butterfass behandelten Margarine zeigt, dass dieselben durch die
                              									ganze Masse reichlich emulsionirte Luft enthalten, was ihnen in frisch geschmolzenem
                              									Zustande ein milchiges Ansehen gibt. Nach und nach entweicht in der Wärme die
                              									eingeschlossene Luft, und das Margarin hinterbleibt als ölige Flüssigkeit. Diese
                              									Erscheinung tritt noch deutlicher hervor, wenn man dem Fette etwa ⅙ seines Volumens
                              									gesättigten Zuckersirup zufügt.
                           Dieses Verhalten der Margarine benutzt R. Lézé, um einen
                              									Zusatz derselben zur Butter nachzuweisen: Zu 1,5 cc Zuckersirup wird in einer in
                              									Cubikcentimeter getheilten Glasröhre, die in einem warmen Wasserbad steht,
                              									allmählich in kleinen Mengen die zu untersuchende Butter hinzugegeben, bis Sirup und
                              									geschmolzene Butter 10 cc Kaum einnehmen. Alsdann verschliesst man die Röhre,
                              									schüttelt leicht und schleudert sie, an einem Faden befestigt, einige Augenblicke.
                              									Ist die Butter rein, so ist das Fett durchsichtig und klar; die weissliche Emulsion
                              									voluminös. Enthält aber die Butter Margarin, so bleibt das Fett milchig. Es wurden
                              									so vom Verfasser 15 bis 20 Proc. Margarinzusatz erkannt. Das Verfahren ist auch bei
                              									gesalzener Butter anwendbar.
                           
                           Die Röhren, welche Verfasser zu seinen Versuchen benutzt, bestehen aus zwei
                              									cylindrischen Theilen von verschiedenem Durchmesser, aber gleicher Länge (5 cm). Der
                              									untere engere Theil fasst 3 cc und ist in 1/10 cc getheilt, mittels dieser Theilung wird der
                              									Zuckersirup abgemessen. Der obere weitere Theil fasst 12 cc und ist in
                              									Cubikcentimeter getheilt. Diese Glasröhren kommen zum Schleudern in Holzröhren.
                              									Mittels eines in der Hand gehaltenen starken Fadens kann man der Röhre eine
                              									Geschwindigkeit von 3 bis 4 m in der Secunde ertheilen, was für diesen Fall genügt.
                              									(Nach Comptes rendus durch Chemiker-Zeitung, Repertorium 1891 Bd. 15 S. 146.)
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)