| Titel: | Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter Ausstellung. | 
| Autor: | L. Kohlfürst | 
| Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 247 | 
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                        Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der
                           								Frankfurter Ausstellung.
                        Von Oberingenieur L. Kohlfürst.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 73 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter
                           								Ausstellung.
                        
                     
                        
                           Eine besonders wichtige und interessante Weichensicherung befand sich unter den Ausstellungsobjecten der Firma Siemens und Halske in Berlin in der Halle für
                              									Eisenbahnwesen. Die bei dieser Anlage in Betracht genommene Weiche ist eine solche,
                              									welche ihrer Lage oder Verwendung wegen in das vorhandene Stellwerk nicht einbezogen
                              									werden kann, nichtsdestoweniger aber für bestimmte Fahrstrassen bezieh. Zugs-Ein-
                              									oder Ausfahrten in bestimmter Lage festgeriegelt werden soll. Die ausgestellte
                              									Einrichtung bestand aus einem Stationsblockapparate der bekannten Siemens'schen Construction, jedoch mit drei
                              									Blockfeldern, wovon nur zwei zur Freigabe von Fahrstrassen dienen, wogegen das
                              									dritte die Lösung der Weichenverriegelung besorgt; ferner aus der Verriegelungsvorrichtung, die an einem Weichenmodelle
                              									zur Anschauung gebracht war, und aus einem zweifeldrigen Wärterblockapparate. Die
                              									Verbindung und gegenseitige Abhängigkeit dieser Apparate ist nun so getroffen, dass
                              									die Freigebung einer Fahrstrasse seitens der Station nach dem Wärterblockapparate
                              									nur erfolgen kann, wenn die betreffende Stromleitung, welche durch eine an der
                              									Weiche angebrachte Contactvorrichtung läuft, daselbst geschlossen ist. Letzteres
                              									kann aber nur dann der Fall sein, wenn die Weiche nicht nur in der richtigen Lage
                              									sich befindet, sondern in derselben ausserdem festgeriegelt wurde. Das Festriegeln
                              									geschieht seitens des betreffenden Weichenwärters, nachdem die Weiche ihre
                              									vorgeschriebene bestimmte Stellung erhalten hat, mittels eines eigenartigen
                              									Schlüssels, der in die in einer gusseisernen Büchse neben der Weiche untergebrachte
                              									Verschlussvorrichtung eingesteckt und dort umgedreht wird. Sobald der Schlüssel
                              									diese Lage erhalten hat, ist ein Umstellen der Weiche nicht mehr möglich, bis die
                              									Station selbst mit Hilfe des oberwähnten dritten Blockfeldes die Verriegelung im
                              									Weichenverschlusse wieder aufhebt. Diese Deblockirung kann übrigens
                              									selbstverständlich nur unter der Bedingung bewirkt werden, dass vorher die
                              									Freigebung der Fahrstrasse wieder zurückgenommen und diese wieder gehörig blockirt
                              									worden ist.
                           Eine ähnliche Weichenversicherung war auch in der Sammlung der königl. preussischen
                              									Staatsbahnen seitens der königl. Eisenbahndirection Altona zur Anschauung gebracht. Diese Einrichtung, gleichfalls von Siemens und Halske in Berlin erzeugt, stimmte mit der
                              									oben geschilderten Anlage vollständig überein, bis auf den Umstand, dass die von Siemens und Halske ausgestellte Weiche in beiden Lagen versperrbar und in Abhängigkeit mit den
                              									Einfahrtsignalen gebracht gewesen ist, wogegen die letzterwähnte Weiche nur in einer
                              									Lage in den Zwangsverschluss einbezogen war.
                           In der Sammlung der königl. preussischen Staatsbahnen befand sich ferner die
                              									Darstellung einer grossen Sicherungsanlage, welche zwischen dem Schlesischen Bahnhofe in Berlin und dem Bahnhofe Stralau an der Warschauerbrücke besteht, von Telegrapheninspector Zwez entworfen und von demselben unter Anwendung Siemens und Halske'scher Blocksignal- und Weichen Stellapparate ausgeführt
                              									worden ist. Diese Anlage wird repräsentirt durch zwei normale Siemens'sche Weichen- und Signalstellwerke, zwei
                              									Streckenblocksignalapparate und einem vorzüglich ausgeführten Modelle der gesammten
                              									in Betracht kommenden Geleis- und Signalanlagen der Bahn. Mit dem einen Weichen- und
                              									Signalstellwerke – welches das in Berlin befindliche repräsentirt – war unter einem
                              									eine Hattemer'sche Blockbefehlstelle verbunden, welche Vorrichtung (vgl. 1891 280 * 35) es ermöglicht, dass der am Bahnsteige oder an
                              									sonst einem bestimmten, vom Telegraphenbureau entfernten Punkte des Bahnhofes
                              									beschäftigte dienstleitende Stationsbeamte den Befehl und die Zustimmung zur
                              									Freigebung einer Einfahrt oder Ausfahrt an Ort und Stelle ertheilen kann, ohne sich
                              									erst ins Telegraphenbureau zurückbegeben zu müssen.
                           Schliesslich ist noch ein ganz eigenartiger, von Telegrapheninspector Schellens in Köln construirter Weichen- und
                              									Signalblockapparat hervorzuheben, der sich gleichfalls in der Collectivausstellung
                              									der königl. preussischen Staatsbahnen befand. Der ausgestellt gewesene Stellbock war
                              									bei Max Jüdel und Co. hergestellt, und zwar für zwei
                              									Fahrstrassen ausgeführt. Das Wesentlichste daran, nämlich der elektrische Verschluss
                              									der Signalstellhebel am Stellbocke, ist ein ebenso einfaches als sinnreiches
                              									elektrisches Schloss. Die Schellens'sche Einrichtung
                              									zählt zweifelsohne zu den interessantesten und bemerkenswerthesten
                              									Eisenbahnneuigkeiten der Frankfurter Ausstellung und hoffen wir, Gelegenheit zu
                              									haben, ehestens eine ausführliche Schilderung dieses Apparates hier nachtragen zu
                              									können.
                           
                        
                           X. Weichencontrole.
                           Obwohl die verschiedenen elektrischen Einrichtungen, welche die Controle der Weichen
                              									zur Aufgabe haben, unter die wichtigsten Behelfe des Eisenbahnbetriebes gezählt
                              									werden dürfen, finden dieselben verhältnissmässig doch nur eine geringe Anwendung,
                              									weil man in der Regel mechanische Stell- und Verriegelungsanordnungen für
                              									ausreichend erachtet, obwohl dies nur bis zu einem gewissen Maasse der Fall ist.
                           Thatsächlich waren auf der Ausstellung nur wenige Vertreter der genannten
                              									Apparatgattung vorhanden.
                           Eine dieser Vorrichtungen wurde von Siemens und Halske
                              									in Wien an einem Siemens'schen Weichenstell- und
                              									Verriegelungsapparate zur Anschauung gebracht. Diese Anordnung hatte die Aufgabe,
                              									ein etwaiges unrichtiges Befahren, Durchschneiden, der
                              									Weiche anzuzeigen. Bekanntlich besteht der Siemens'sche
                              									Weichenstell- und Verriegelungsapparat aus einem topfförmigen, gusseisernen Gehäuse,
                              									welches neben der Weiche auf den eisernen Querschwellen des Wechselrostes oder auf
                              									eigenem Winkeleisen befestigt ist. Darin dreht sich um einen festgelagerten Stahlzapfen eine
                              									Kettenrolle mit doppelter Kettenrille; an der Oberkante dieser Rolle ist ein
                              									aufwärts stehendes Bogenstück, der Verriegelungsbogen, angegossen und ein
                              									Mitnehmerzapfen eingeschraubt. Die Drehung der Rolle wird durch zwei Anschlagstifte
                              									begrenzt. Ueber die Rolle weg kann sich in Einschnitten der Gehäusewand eine
                              									Schubstange bewegen, welche mittels einer durch Schrauben verstellbaren
                              									Gelenksstange mit den Weichenzungen in Verbindung steht. An der Schubstange ist eine
                              									Kurbelschleife eingeschmiedet, in welche der aus der Rolle emporstehende
                              									Mitnehmerzapfen bei der Drehung der Rolle so eingreift, dass bei einer halben
                              									Rollenumdrehung (180°) die Schubstange und also auch die Weiche von einer Grenzlage
                              									in die andere geschoben wird. Die Rolle dreht sich sowohl hinwärts als rückwärts
                              									vermöge der Einwirkung des damit in Verbindung gebrachten Drahtzuges der
                              									Weichenstellvorrichtung (beim Umlegen des Stellhebels am Stellbocke) jedesmal um
                              									einen Winkel von 270°, und zwar um etwa 45°, bevor der
                              									Mitnehmerzapfen der Rolle auf die Schubstange einwirkt, und ebenso viel hinterher. Dieser Ueberschuss der Rollenbewegung dient
                              									dazu, einerseits die jeweilige Verriegelung aufzuheben, damit der Zapfen das
                              									Umstellen der Weiche vornehmen kann, und andererseits nach dieser Verrichtung die
                              									Weiche in der neugewonnenen Stellung wieder festzuriegeln. Zum Zwecke der
                              									Verriegelung ist an der Unterseite der Schubstange S
                              										(Fig. 76 und 77 – in diesen beiden
                              									Abbildungen ist nur ein ganz kleiner Theil des Weichenstell- und
                              									Verriegelungsapparates dargestellt, und zwar derjenige, welcher für die zu
                              									schildernde Weichencontrole besonders in Betracht kommt) ein Backen B mittels zweier Schrauben r (Abscherschrauben) festgemacht. Die Befestigungsstelle und die Länge des
                              									Backens B, ebenso natürlich auch die Länge des aus der
                              									Rolle vorstehenden Verriegelungssegmentes V sind so
                              									gewählt, dass bei der einen vollständig bewerkstelligten Weichenstellung der Backen
                              										B rechts vom Riegel V
                              									liegt, wie es Fig. 76
                              									zeigt. S kann bei der gezeichneten Lage nicht mehr
                              									weiter nach rechts geschoben werden, weil dies die festgelegte Weichenzunge
                              									unmöglich macht, die Schubstange kann aber auch, und das ist die Hauptsache, nicht
                              									nach links bewegt werden, weil der Verriegelungsbogen V
                              									vor B steht. Die Weiche ist also verriegelt. Soll nun
                              									die Weiche umgestellt werden, so wird die Rolle R, von
                              									der in Fig. 76 nur ein
                              									kleines Endstückchen angedeutet erscheint, gedreht und dadurch vorerst das
                              									Verriegelungssegment V aus dem Bereiche von B gebracht; dann schiebt der in der Zeichnung natürlich
                              									auch nicht sichtbare Rollenzapfen die Stange S nach
                              									links und schliesslich tritt ein Theil des Riegels V in
                              									den Backen ausschnitt abc und S ist sonach wieder so festgeriegelt wie früher, nur von der anderen
                              									Seite. Bei jeder der beiden Weichenlagen bildet also B
                              									den eigentlichen Verschluss, und wenn nun die Weiche unrichtig befahren,
                              									nämlich von rückwärts „durchgeschnitten“ würde, so presst das betreffende,
                              									falsch in die Weiche gelangende Fahrzeug die an die Stockschiene anliegende
                              									Zungenschiene von der ersteren ab, wobei die Schubstange gewaltsam in ihre zweite
                              									Grenzstellung geschoben wird. Damit nun in einem solchen Falle nicht die ganze
                              									Vorrichtung zerstört oder eine Entgleisung des Fahrzeuges herbeigeführt werde, sind
                              									eben die vorgenannten zwei Abscherschrauben r
                              									vorhanden, die denn auch beim „Durchschneiden“ der Weiche abgeschert werden.
                              									Hierzu ist immerhin eine Kraft von ungefähr 1500 k nothwendig, welche aber nie und
                              									in keiner anderen Weise auf den Verschluss zur Einwirkung gelangen kann, als durch
                              									das falsch einfahrende Fahrzeug. Eine in gedachter Weise in Unordnung gerathene
                              									Weiche muss natürlich sofort wieder hergestellt werden, was sich auch ganz leicht
                              									und in kaum 5 Minuten durch die Wiederbefestigung des Verriegelungsbackens bezieh.
                              									durch das Einsetzen zweier neuer Abscherschrauben ausführen lässt. Vor allem ist es
                              									aber geboten, dass das eingetretene Vorkommniss selbst unverzüglich den
                              									maassgebenden Bahnorganen zur Kenntniss gelange. Deshalb sind alle oder eine
                              									beliebige Anzahl der wichtigsten Weichen derselben Bahnhofsseite durch eine
                              									gemeinsame Ruhestromlinie verbunden, in welche nebst der Batterie auch noch im
                              									Weichenthurme bezieh. in der Stellwerksbude, sowie im Stationsbureau je ein
                              									Alarmwecker eingeschaltet ist. Die an jedem Weichenstell- und Verriegelungsapparate
                              									anzubringende Zuleitung der besagten Alarmweckerlinie erfordert eine Anordnung,
                              									vermöge welcher unbedingt die Leitungsunterbrechung erfolgt, sobald eine der
                              									gedachten Weichen durchschnitten wird. Zu dem Ende treten die unterirdisch als Kabel
                              									zugeführten zwei Leitungsdrähte in ein rückwärts an der Weichenstell- und
                              									Verriegelungsvorrichtung angeschraubtes Gehäuse ein und sind da zu je einer isolirt
                              									und parallel zur Schubstange S (Fig. 76 und 77) angebrachten
                              									Gleitschiene angeschlossen. An S sind rechts und links,
                              									isolirt von der Stange, Contactfedern befestigt, welche auf den vorbesagten
                              									Gleitschienen schleifen, andererseits ist jede der Gleitfedern mit Hilfe eines
                              									isolirten Drahtes l bezieh. l1 mit dem eigentlichen Unterbrecher in Verbindung gesetzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 284, S. 248
                              Weichenstell- und Verriegelungsapparat von Siemens und Halske.
                              
                           Die leitende Verbindung zwischen dem letzteren und den beiden
                              									Leitungszuführungen bleibt also durch Vermittelung des Schleifcontactes auch während
                              									der Bewegungen der Schubstange und bei jeder Lage derselben gleichmässig aufrecht.
                              									Der letzterwähnte, als Unterbrechungsstelle vorbereitete Theil der Alarmleitung
                              									besteht aus den zwei auf der isolirenden Unterlage ii
                              									bezieh. auf der Schubstange S angeschraubten
                              									Messingspangen m und n.
                              									Von m und n greifen die
                              									Federn f und f1 auf die Messingspange q, welche isolirt auf dem Verriegelungsbacken B
                              									befestigt ist. Der Stromweg besteht und bleibt also von l1 über m, f, q,
                                 										f1, n und l unter normalen Verhältnissen stets intact, hört aber
                              									unbedingt auf, wenn beim Durchschneiden der Weiche die
                              									Schubstange S nach links (oder rechts) gezogen wird,
                              									während B vom Verriegelungsbogen V festgehalten bleibt und die Schrauben r abgerissen werden. Zufolge dieser Unterbrechung
                              									gerathen nun die mit Fallscheiben ausgerüsteten Ruhestromwecker beim
                              									Centralstellwerke und im Stationsbureau in Thätigkeit. Siemens und Halske in Wien haben für österreichische und ungarische
                              									Staatsbahnen die geschilderte Einrichtung dahin ausgedehnt, dass auch die zur
                              									Weichengruppe gehörigen Einfahrtsignale in die Alarmleitung mit einbezogen werden.
                              									Dann sind diese Signale so angeordnet, dass der Flügel, wenn er etwa während einer
                              									Weichendurchschneidung auf Frei stände, selbsthätig auf
                              										Halt zurückfällt (vgl. 283 265), sobald in der Alarmleitung die Stromunterbrechung eintritt.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 249Fig. 78.Weichencontrolvorrichtung von Schwenke. Verwandt, aber doch wieder in anderer Richtung wesentlich erweitert ist
                              									die Aufgabe, welche eine von Schwenke construirte und
                              									durch die ausführende Firma Schrader, Puppe und Co. in
                              									Zerbst zur Ausstellung gebrachte Weichencontrolvorrichtung zu erfüllen hat. Diese
                              									Vorrichtung soll nämlich dem dienstleistenden Stationsbeamten oder dem Weichenwärter
                              									beim Stellwerke die Ueberwachung der betreffenden Weiche erleichtern, indem ihnen
                              									ein optischer Zeichenapparat die wirkliche Weichenlage
                                 										fortlaufend genau ersichtlich macht. Zu diesem Ende ist für jede Weiche, die controlirt werden soll, an der
                              									Controlstelle ein Zeichengeber Z (Fig. 78), dann eine Local- und eine Linienbatterie B1, B2 vorhanden; an der
                              									Weiche selbst befindet sich für jede der beiden Stellungen je eine
                              									Contactvorrichtung C1
                              									bezieh. C2. Alle diese
                              									Apparate sind durch zwei Telegraphenleitungen L1 und L2 entsprechend verbunden. Behufs Thätigmachung der
                              									Contacte an der Weiche werden dort, ziemlich nahe bei den Enden der Weichenzungen
                              										z1 bezieh. z2, an diese eiserne Winkelstücke w1 bezieh. w2 angeschraubt, welche den Druck der sich
                              									an die Stockschiene S1
                              									bezieh. S2 anlegenden
                              									Zunge auf den aus der Contactvorrichtung hervorstehenden Arm a1 bezieh. a2 übertragen. Die Winkel w1 oder w2 drücken dabei nicht
                              									unmittelbar, sondern durch die Schrauben s1 bezieh. s2 auf a1 bezieh. a2 und können sonach für das richtige
                              									Zusammenarbeiten zwischen Weiche und Contact gleich bei der Aufstellung leicht
                              									einregulirt werden. Von den Contacten aus, welche in gusseisernen Gehäusen
                              									wettersicher eingerichtet sind, geht ein Anschluss in
                              									die betreffende Leitung L1 bezieh. L2, der zweite
                              									zur Erde E. Der Zeichenapparat im Weichenthurme oder in
                              									der Weichenstellwerksbude besteht aus einem Schränkchen, dessen Vorderwand einen
                              									Blechbogen trägt, auf dem links die Aufschrift gerade
                                 										aus und rechts das Wort Ablenkung
                              									angeschrieben steht. Vor diesem Bogen bewegt sich ein Zeigerscheibchen i, das nach links zeigt, wenn die Weiche auf die gerade Einfahrt gestellt ist, dagegen nach rechts
                              									weist, sobald die Weiche auf Ablenkung steht. Wenn eine Umstellung der Weiche
                              									erfolgt, so wird jene Contactvorrichtung, gegen welche die Weichenzunge bewegt
                              									wurde, thätig gemacht, jedoch erst dann, wenn die Zunge wirklich schon fest an der
                              									Stockschiene anliegt. Zufolge des hierdurch entstandenen Stromschlusses gelangt das
                              									im Schränkchen des Zeichengebers aufgestellte bezügliche Relais zur Wirksamkeit und
                              									schliesst die Localbatterie durch einen Elektromagneten, der nun dem Zeiger die
                              									bezügliche Lage ertheilt, Erfolgt aber beim Weichenumstellen kein genauer
                              									Schienenschluss oder würde etwa die Weiche falsch befahren (durchschnitten), so kann
                              									keiner der Contacte wirksam werden bezieh. beide Leitungen werden dauernd stromlos
                              									und demzufolge erscheint auf der Vorderseite des Zeichengebers ein
                              									aussergewohnliches Warnungssignal, nämlich ein Täfelchen mit der Aufschrift kein Zungenschluss. (Vgl. Uhland's technische Rundschau, 1891 S. 362.)
                           Eine dritte, von den beiden früheren in Zweck und Ausführung völlig abweichende
                              									Weichencontrole hatte die königl. Generaldirection der bayerischen Staatsbahnen auf
                              									dem Platze vor der Eisenbahnhalle zur Ansicht gebracht. Diese Anordnung ist
                              									eigentlich mehr mechanischer als elektrischer Natur und controlirt nicht die Lage
                              									oder das Durchschneiden der Weiche, sondern den Umstand, ob dieselbe befahren wird oder nicht
                                 										befahren wird. Gleich an der Weiche liegt neben einem der Schienenstränge
                              									eine 20 m lange Auflauf- oder Druckschiene (System Henning), welche normal durch starke Federn
                              									etwa 2 cm über die Schienenoberkante gehalten wird. Sobald ein Zug die Weiche
                              									befährt, wird jedoch die besagte Druckschiene durch die Räder der Fahrzeuge
                              									niedergedrückt und dadurch ein Riegel in die Weichenstellvorrichtung geschoben, so
                              									dass diese während des Befahrens absolut nicht mehr umgestellt werden kann. Zugleich
                              									wird von der Druckschiene, solange sie durch Fahrzeuge belastet ist, ein
                              									Quecksilbercontact umgekippt und dadurch beim Centralweichenwärter oder im
                              									Stationsbureau ein Wecker in Thätigkeit versetzt, der mithin so lange läutet, als
                              									der über die Weiche fahrende Zug dieselbe nicht bereits 20 m hinter sich hat. Die
                              									letztangeführten Weckerzeichen haben für den Stationsbeamten den besonderen Zweck,
                              									ihn erkennen zu lassen, ob er den Fahrstrassenhebel des Centralstellwerkes – bei den
                              									in Bayern zumeist verwendeten Blockirungen sind die Fahrstrassenhebel auch während
                              									der Lage auf Frei blockirt – bereits deblockiren kann
                              									oder nicht.
                           Die gleiche Bestimmung hatten ferner die ebenfalls von den königl. bayerischen
                              									Staatsbahnen ausgestellten; bei Alois Zettler in
                              									München ausgeführten Rückmelder. Der betreffende, in der Regel oberhalb des
                              									Stationsblockapparates angebrachte Zeichenapparat (Fig. 79 und 80) erweist sich
                              									äusserlich als ein dosenförmiges, auf einer Holzconsole befestigtes Blechgehäuse,
                              									aus welchem vorne ein FensterchenV ausgeschnitten ist.
                              									Die an der Console angebrachten Anschlusspangen der kommenden und gehenden Leitung
                              										L1 und L2 sind gleich als
                              									Blitzschutzvorrichtung angeordnet. Das Wichtigste des Inneren besteht aus einem
                              									Elektromagneten M mit dem Anker A und einem wagerechten Stäbchen ab, welches
                              									von einer in Spitzenlagern laufenden senkrechten Achse ll1 getragen wird. Diese Drehachse
                              									befindet sich genau in der Mitte zwischen den beiden Elektromagnetschenkeln bezieh.
                              									im Mittelpunkte des ganzen Apparates und steht daher in einer Bohrung des Ankers A, die weit genug ist, dass der Anker seine Bewegungen
                              									machen kann, ohne ll1
                              									zu berühren und umgekehrt. Auf der Achse ll1 ist mittels einer Klemmschraube, gerade so tief
                              									unterhalb des Ankers, dass dieser in seinem Wege nicht behindert wird, eine kleine
                              									Gabel festgemacht, in welche die an der Gestellsplatte befestigte lange Feder F mit ihrem oberen Ende eingreift. Die beiden Arme des
                              									Gäbelchens sind gegen innen zu schneidenförmig gestaltet, also beiläufig wie zwei
                              									><, zwischen welchen sich die Feder ohne Gefahr einer Verklemmung
                              									leicht bewegen kann. Durch den Druck, welchen die Feder F auf das Gäbelchen, also auf die Achse ll1 ausübt; wird das Querstück ab gegen einen in der Zeichnung nicht ersichtlich gemachten Anschlagstift
                              									gepresst. Zieht man aber an der an einem Bügel n
                              									angebrachten Schnur S, so wird, weil n mit dem Knie lose auf einem Unterlagsplättchen
                              									aufsteht, und am anderen Ende durch Schrauben an der Feder F befestigt ist, diese zurückgezogen und dadurch auch die Eingriffsgabel,
                              									also auch die Spindel ll1 und der daran festsitzende Arm ab aus der
                              									durch den Federdruck bewirkten Lage gebracht und zurückgedreht, wobei ein an dem
                              									Arme ab nach unten vorstehendes Naschen hinter einer
                              									auf dem Anker A aufgesetzten Schneide einschnappt. In
                              									dieser durch das Anziehen der Schnur bewirkten Lage des Apparates verweilt derselbe
                              									so lange, bis ein Strom durch M gelangt, der Anker
                              									angezogen und sonach das Naschen i losgelassen wird, da
                              									nunmehr die Feder F ihre Ruhelage wieder einzunehmen
                              									trachtet und daher das ganze System in die frühere Lage zurückdreht. Der Arm ab trägt einen Papier- oder einen dünnen Blechcylinder
                              									oder bloss ein Scheibchen der bezieh. das theils weiss
                              									theils roth bemalt ist und einenfalls mit der weissen
                              									und bei der zweiten Stellung mit der rothen Fläche vor das Fensterchen V gelangt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 284, S. 250
                              Rückmelder von Zettler.
                              
                           Diese Zeichenapparate oder Rückmelder, wie sie in Bayern genannt werden, haben dem die Blockirungen
                              									durchführenden Stationsbeamten die erfolgte vollständige Ausfahrt der Züge ersichtlich zu machen. Zu dem Ende
                              									sind Siemens'sche Schienendurchbiegecontacte im
                              									Ausfahrtgeleise eingelegt, und zwar so weit von der letzten, äussersten Weiche
                              									entfernt, als die grössten Güterzüge lang sind. Dieser Streckencontact ist dann
                              									durch eine Leitung mit dem obengeschilderten Rückmelder
                              									und mit einer Batterie verbunden. In der Kegel wird i
                              										(Fig. 80) vom Anker
                              									festgehalten und der Rückmelder zeigt Roth; hat der
                              									ausgefahrene Zug aber den Streckencontact erreicht und in Thätigkeit gesetzt, so
                              									wandelt der hierdurch hervorgerufene Strom das Fensterchen des Rückmelders in der
                              									vorhin geschilderten Weise in Weiss um. Nunmehr ist der
                              									Beamte sicher, dass die Weiche der offenen Fahrstrasse nicht mehr befahren wird und
                              									er darf sonach den Verschluss des betreffenden Ausfahrtsignalhebels im
                              									Centralstellwerke wieder aufheben. Auf diese Weise kann ein vorzeitiges Umstellen
                              									der Weichen bei den Zugsausfahrten nicht vorkommen. Selbstverständlich muss der
                              									betreffende Beamte im Telegraphenbureau bezieh. beim Stationsblockapparate den
                              									Rückmelder stets für die nächste Zugsausfahrt rechtzeitig durch das Anziehen der
                              									Schnur (am besten gleich nach Einlangen des Signales Weiss) auf Roth einstellen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)