| Titel: | Einfluss der mechanischen Bearbeitung des Aluminiums auf seine Angreifbarkeit durch chemische Agentien. | 
| Autor: | A. Arche | 
| Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 255 | 
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                        Einfluss der mechanischen Bearbeitung des
                           								Aluminiums auf seine Angreifbarkeit durch chemische Agentien.
                        Von Dr. A. Arche.
                        Einfluss der mechanischen Bearbeitung des Aluminiums auf seine
                           								Angreifbarkeit durch chemische Agentien.
                        
                     
                        
                           Bei den verschiedenen Untersuchungen über die Widerstandsfähigkeit des Aluminiums
                              									gegenüber chemischen Verbindungen im reinen Zustande und als Beimengung unserer
                              									Speisen und Getränke, sowie über die Abnutzung der Gegenstände, welche aus Aluminium
                              									gefertigt sind, ist viel zu wenig auf die mechanische Bearbeitung dieses Metalles
                              									Rücksicht genommen worden und war ich schon seit den Veröffentlichungen von Lübbert und Roscher (Pharmaceut. Centralhalle, 1891 Nr. 39), sowie von Lunge und Ernst Schmidt
                              										(Zeitschrift für angewandte Chemie 1892) damit
                              									beschäftigt, ausführliche Versuche mit Lauffen-Neuhausener Aluminium
                              										anzustellen.Vgl. D. p. J. 1892 283
                                    											19. 284 284.
                           Das Metall wurde theils in seinen verschiedenen Handelsformen in Stücken, Blech und
                              									Draht, gegossen, gewalzt, gezogen, gestanzt und kalt geschmiedet, theils auch in
                              									Form von Gegenständen zum Gebrauche verwendet.
                           Obgleich während der Vollendung meiner Untersuchungsreihen eine kleine Notiz von Belli (Mittheilungen des d.-ö.
                                 										Alpenvereins, 1891 Nr. 21) und die ausführliche Arbeit von Rupp (1892 283 19)
                              									erschienen ist, so glaube ich doch, meine Erfahrungen getrost als weiteren Beitrag
                              									zu dieser höchst interessanten Frage veröffentlichen zu dürfen, da sich dieselben zu
                              									der ersteren Arbeit richtig stellend und zur letzteren ergänzend und
                              									vervollständigend verhalten.
                           Der Gang der Untersuchung, den ich einschlug, war im Allgemeinen dem von Rupp ähnlich. Die Gegenstände wurden mit den
                              									verwendeten Flüssigkeiten gefüllt, unter Glasglocken stehen gelassen, Gusstücke,
                              									Drähte und Blech in Bechergläsern der Einwirkung von Lösungen ausgesetzt, sodann die
                              									Gegenstände und Aluminiumstücke gereinigt, gewaschen, getrocknet und der
                              									Gewichtsverlust bestimmt. Die Flüssigkeiten wurden auf Aluminium untersucht.
                           Das verwendete Aluminium, Qualität 0 und I der Lauffen-Neuhausener Aluminium-Industrie-Actiengesellschaft ergab folgende
                              									Analysenresultate, zu welchen zu bemerken ist, dass Kiesel und Eisen direct bestimmt
                              									und das Aluminium durch die Differenz gerechnet wurde.
                           
                              
                                 Qualität
                                 0a
                                 Ib
                                 Ic
                                 Id
                                 Ie
                                 If
                                 
                              
                                 Aluminium
                                 99,86
                                 99,57
                                 99,49
                                 99,26
                                 99,18
                                 99,03
                                 
                              
                                 Kiesel
                                   0,11
                                   0,21
                                   0,33
                                   0,45
                                   0,51
                                   0,61
                                 
                              
                                 Eisen
                                   0,03
                                   0,22
                                   0,18
                                   0,29
                                   0,31
                                   0,36
                                 
                              
                           Die Analysen sind nach dem Kieselgehalte geordnet.
                           Die in der folgenden Tafel zusammengestellten Ergebnisse, welche den Ausspruch Rupp's am Ende seiner Auseinandersetzung, „dass alle
                                 										Bedenken gegen die Verwendung dieses Metalles zur Herstellung von
                                 										Gebrauchsgegenständen für menschlische Nahrungs- und Genussmittel schwinden
                                 										werden,“ vollinhaltlich rechtfertigt, zeigen für die Abnutzung, welche als
                              									aus zwei Factoren zusammengesetzt zu betrachten ist, einen sehr geringen Betrag.
                           Die Abnutzung und Verringerung des Gewichtes der Aluminiumgegenstände ist zwar in
                              									erster Linie der Einwirkung der Flüssigkeit zuzuschreiben, andererseits aber auch
                              									der mechanischen Abnutzung des Metalles, welche, wenn auch gering, so doch wie C. Winkler (Zeitschrift für
                                 										angewandte Chemie, 1892 3) nachgewiesen hat (1892 284 284) etwas grösser als die Abnutzung der Silberlegirungen, dagegen
                              									kleiner als die von Neusilber ist.
                           Da die Gefässe des öfteren gereinigt werden mussten und die Gläser mit Stückmetall
                              									fleissig geschüttelt wurden, so ist die mechanische Abnutzung bei den Schlüssen, die
                              									man aus den gefundenen Resultaten ziehen kann, in Rechnung zu stellen.
                           Um einen leichteren Vergleich zu bewerkstelligen, erlaubte ich mir, meine Resultate
                              									ähnlich denen von Rupp anzuordnen.
                           Kaffee und Theeaufguss wurde mit destillirtem Wasser hergestellt; und wäre ferner
                              									noch zu bemerken, dass die Weine vorher nicht auf ihren Gehalt an Aluminium geprüft
                              									wurden, so dass die Angabe über das in Spuren
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 284, S. 256
                              Nr.; Qualität; Kieselgehalt;
                                 										Gegenstand; Art der Beschickung; Dauer; Gewicht vor dem Versuche;
                                 										Gewichtsabnahme; Reaction; Aussehen der Substanz
                              
                           gefundene Metall einer streng wissenschaftlichen
                              									Untersuchung gegenüber nicht stichhaltig ist.
                           Wie ersichtlich, liess man die Nahrungs- und Genussmittel eine solche Anzahl von
                              									Stunden mit dem Metall in Berührung, wie dies mit den praktischen Bedürfnissen des
                              									Lebens übereinstimmt, denn selten dürfte auf Reisen Milch länger als einen Tag,
                              									Wasser kaum länger als zwei Tage und die anderen Flüssigkeiten länger als vier Tage
                              									in einer Feldflasche belassen werden. Man erstaunt, wenn man liest, dass Belli (a. a. O.) weissen Tischwein in eine
                              									Touristenflasche füllt und bei Seite stellt, worauf nach wenigen Wochen der Wein trübe und die Flasche durchlöchert war. Vor dem
                              									Genüsse eines solchen Weines kann nur ernstlich abgerathen werden.
                           Die Versuche 1 bis 5 mit Aluminium von geringem Kieselgehalte weisen gegenüber den
                              									anderen Versuchen auch eine geringere Angreifbarkeit auf und dies liesse sich dem
                              									ersten Anscheine nach auf die grössere Reinheit des Metalles zurückführen, jedoch
                              									müsste dies erst durch weitere Versuchsreihen bestätigt werden. Ferner zeigen diese
                              									5 Versuche, dass geschmiedetes Metall am wenigsten angegriffen wird, sodann
                              									gewalztes und gezogenes folgt, und dass der einfache Guss, noch mehr aber das
                              									mellirte Metall am leichtesten durch die Essigsäure gelöst wird. (Siehe auch 13 und
                              									14.)
                           Die Versuche 17 bis 20 wurden so angeordnet, dass bei nahezu ähnlichem Gewichte des
                              									Metalles der Flüssigkeit eine grössere Oberfläche geboten wurde, und es scheinen die
                              									erhaltenen Zahlen auch hier auf die allgemeine Gesetzmässigkeit hinzuweisen, dass
                              									bei grösserer Oberfläche auch eine stärkere Lösung und Angreifbarkeit eintritt.
                           Die Versuche 15 und 16 zeigen, dass Aluminium von Kochsalz- und Sodalösung unter den
                              									hier angeführten Verhältnissen am stärksten angegriffen wird, aber die erhaltenen
                              									Zahlen berechtigen doch nicht, jenes Verdammungsurtheil gegen Reinaluminium
                              									abzugeben, nach welchem Lübbert, Roscher und Belli es von der Verwendung zu Kochgeschirren,
                              									Feldflaschen, Bechern u.s.w. ausgeschlossen wissen wollen.
                           Eine Reihe dieser Versuche, wie 17 bis 20 und namentlich 1 bis 5 gegenüber 6 bis 20,
                              									haben für mich nur die Bedeutung von Vorversuchen, an welche sich noch eine weitere
                              									Reihe von Versuchen anschliessen sollen. Diese Versuche werden sich namentlich mit
                              									der Klarstellung des Einflusses des Siliciums und der Vergrösserung und Veränderung
                              									der Oberfläche des Metalles beschäftigen. Versuche mit Meerwasser, zu deren
                              									Ausführung mir besondere Gelegenheit geboten ist, sollen sich daran anschliessen.
                              									Hierüber werde ich später berichten.
                           Triest, im März 1892.
                           Chem. Cabinet der k. k. Staatsoberrealschule in
                                 									Triest.