| Titel: | Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter Ausstellung. | 
| Autor: | L. Kohlfürst | 
| Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 265 | 
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                        Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf
                           								der Frankfurter Ausstellung.
                        Von Oberingenieur L. Kohlfürst.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 247 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter
                           								Ausstellung.
                        
                     
                        
                           XI. Signalcontrole (Signalrückmelder,
                              									Nachahmungssignale).
                           Die Wichtigkeit jener Hilfsmittel, welche anzeigen, in welcher Signallage sich irgend
                              									ein bestimmtes, ausser Sehweite befindliches Signalmittel – z.B. Einfahrtsignale,
                              									Stationsdeckungssignale, Vorsignale o. dgl. – jeweilig befindet, hat sich auf der
                              									Frankfurter Ausstellung sowohl durch die Menge als durch die Mannigfaltigkeit der
                              									einschlägigen Vorrichtungen gekennzeichnet.
                           Die lange Reihe derselben beginnt mit dem Wecker, dem am
                              									leichtesten anbringbaren und deshalb wohl auch verbreitetsten Controlapparate,
                              									welcher in einzelnen Staaten – wie z.B. in Oesterreich-Ungarn als Ergänzung der
                              									Stationsdeckungssignale – sogar gesetzlich vorgeschrieben ist. Die in Frage
                              									kommenden zu controlirenden Signalzeichen sind das Halt
                              									und das Frei, und bei ersterem soll der Wecker ertönen,
                              									bei letzterem schweigen. Da nun aber die betreffenden Signalmittel in der Regel auf
                              										Halt und nur ausnahmsweise, d.h. vorübergehend auf
                              										Frei stehen, erwächst den Controlstellen durch das
                              									fortwährende langwierige Geläute eine äusserst widerwärtige Belästigung und hat man
                              									sich deshalb bestrebt, die gewöhnlichen, mit Selbstunterbrechung oder
                              									Selbstausschaltung arbeitenden Rasselwecker durch langsam schlagende zu
                              									ersetzen.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 265Fig. 81.Gattinger's Wecker. Eine solche von Oberinspector Gattinger
                              									construirte Weckeranordnung befand sich in der von Czeija
                                 										und Nissl in Wien ausgestellten Apparatsammlung und besteht dieselbe aus
                              									dem Pendel P (Fig. 81),
                              									das mittels einer Feder f in dem an der Gestellwand V angeschraubten Klemmbacken B aufgehängt, oben gabelförmig gestaltet und mit dem Regulirgewichte G versehen ist, ferner aus dem Elektromagnet M, dessen Anker A unten
                              									das gekrümmte Contactstäbchen ki trägt. Dem Ende i genau gegenüber ist an der Pendelstange ein Contact
                              										c festgeschraubt, welcher bei der Ruhelage der
                              									Vorrichtung den Contact i berührt, so dass in diesem
                              									Falle eine leitende Verbindung von der Anschlussklemme a über B, f, p, e, i, A, d und den
                              									Elektromagnet M zur zweiten Anschlussklemme b besteht. Die weitere Einrichtung der Controlanlagen
                              									umfasst bekanntlich eine Batterie, eine Telegraphenleitung und eine
                              									Contactvorrichtung; letztere ist mit den Mechanismen des zu controlirenden Signales
                              									so verbunden, dass sie, während das Signal auf Halt
                              									steht, geschlossen und während der Lage auf Frei dauernd unterbrochen
                              									wird. Ersterenfalls ist also die Batterie wirksam und zieht im Apparate (Fig. 81) den Anker A an,
                              									wodurch der Perpendikel den Antrieb erhält, links zu schwingen. Bei dieser
                              									seitlichen Schwingung hört der Contact ie auf, und
                              									derselbe wird erst wieder hergestellt, bis das Pendel auf seiner Rückschwingung
                              									neuerlich auf i stösst, wodurch die Schwingung nach
                              									rechts theils aufgehoben, theils dem Pendel ein neuer Antrieb zur Linksschwingung
                              									ertheilt wird. Vermöge dieser Anordnung gibt die Vorrichtung Einzelschläge in
                              									beiläufig secundenlangen Pausen, so lange das zu controlirende Signal auf Halt steht; sie wird überdem, damit Beirrungen durch
                              									Linienstörungen – besonders durch Berührungen der Controlleitung mit anderen
                              									Ruhestromleitungen unschädlich gemacht werden – nicht an der Controlstelle, sondern
                              									erst hinter der Contactvorrichtung des Signals in die Leitung eingeschaltet, während
                              									an der Controlstelle ein gewöhnlicher Schleppwecker, der einfach nur mitläutet, den
                              									Dienst zu verrichten hat.
                           Langsam schlagende Wecker für Eisenbahnzwecke waren auch von Siemens und Halske in Berlin und von C. Th.
                                 										Wagner in Wiesbaden ausgestellt. Von den letzteren gab es zwei verschiedene
                              									Formen, welche in mehreren Exemplaren sowohl in der Collection der genannten Firma,
                              									als auch in der Apparatsammlung der königl. preussischen Staatsbahnen – ausgestellt
                              									von der königl. Eisenbahndirection Frankfurt a. M. –
                              									vorhanden gewesen sind. Diese Wecker (Läutewerke) – vgl. 1890 276 237 und 1891 282 111 – bestehen aus einem
                              									Elektromagnet nebst Anker und aus einer Unruhe, die
                              									sich um eine stehende Achse dreht und durch eine um die gedachte Achse gewundene
                              									federnde Spirale in die Normallage zurückgeführt wird. Die Unruhe ist von den
                              									übrigen Theilen des Apparates vollkommen isolirt, aber mit einem Contactstifte
                              									versehen, der sich in der Ruhelage gegen die in ein Messingsäulchen eingeklemmte
                              									Contactfeder anlegt; letztere wird durch das gebogene Ende des
                              									Elektromagnetankerhebels bei stromloser Leitung stets angespannt und erst
                              									freigegeben, sobald eine Anziehung des Ankers erfolgt, wobei gleichzeitig die Unruhe
                              									den Antrieb zur Schwingung erlangt. Die Anordnung und der Stromlauf entspricht somit
                              									im Wesentlichen der in Fig. 81 dargestellten, mit dem
                              									Unterschiede, dass das schwingende, Hegende Rad – die Unruhe – an die Stelle des Pendels getreten ist. Die Zeitfolge der
                              									Glockenschläge kann durch mehr oder weniger starkes Spannen der um die Achse der
                              									Unruhe gewundenen Spiralfeder geändert werden.
                           Optische Signalcontrolvorrichtungen ganz einfacher Construction waren von Czeija und Nissl in Wien, ferner von Siemens und Halske in Wien und von Woodhouse und Rawson in London ausgestellt. Davon
                              									hatten die ersteren die Form eines kleinen Blechkästchens, an dessen Vorderwand ein
                              										weisses oder rothes
                              									Scheibchen sichtbar wurde, je nachdem der im Kästchen angebrachte Elektromagnet
                              									unthätig oder stromdurchflossen war bezieh. je nachdem das durch die Leitung und
                              									Batterie mit dem Controlapparate verbundene Signal auf Frei oder auf Halt stand. Bei den beiden
                              									anderen angeführten Vorrichtungen wurde hingegen das Controlzeichen durch einen
                              									kleinen Semaphor bezieh. durch das Bild eines solchen gegeben, durch welches das zu
                              									controlirende Flügelsignal gleichsam nachgeahmt wird. Beim Siemens-Halske-Apparat bewegt ein in einem Blechkasten angebrachter
                              									Elektromagnet den Flügel des an der Kastenvorderwand angebrachten Semaphorbildes
                              									derart, dass der Flügel bei stromloser Linie wagerecht liegt und beim Stromschluss
                              									hingegen 45° schräg nach aufwärts zeigt.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 266Fig. 82.Zettler's Signalcontrolvorrichtung. Das bei Woodhouse und Rawson vorhanden
                              									gewesene original – englische Wiederholungssignal
                              									(Signal repeater) hatte zwei Elektromagnete, wovon der eine den Flügel des
                              									Semaphorbildes wagerecht, der andere dagegen 45° schräg nach abwärts bewegte und in dieser Lage festhielt. Für den Betrieb solcher
                              									Signale ist denn auch eine doppelte Leitungsverbindung zwischen dem zu
                              									controlirenden Signalmaste und dem Controlapparate nothwendig.
                           Aeusserst einfach waren ferner Signalcontrolvorrichtungen, welche seitens der königl.
                              									bayerischen Staatsbahnen zur Anschauung gebracht worden waren. Diese bei Alois Zeltler in München erzeugten, in Fig. 82 im Querschnitte dargestellten Apparate haben
                              									einen stehenden Elektromagnet M mit ungefähr 48 Ohm
                              									Widerstand, dann den um eine senkrechte Achse drehbaren Anker aa mit der daran befestigten Zeichenscheibe S, endlich eine am Apparatboden befestigte Blechscheibe
                              										B mit dem Bilde des auf Ruhe stehenden Signals,
                              									welches Bild hinter dem kreisrunden in der Kastenvorderwand ausgeschnittenen
                              									verglasten Fensterchen V sichtbar ist. Bei der Ruhelage
                              									wird aa durch die Abreissfeder f an einen Anschlag gelegt. Erfolgt nun eine Umstellung des zu
                              									controlirenden Signals und sonach eine Schliessung des Flügelcontactes, d.h. ein
                              									Stromschluss in der Controlleitung und demzufolge eine Anziehung des Ankers, so
                              									gelangt das Scheibchen S genau zwischen die Verglasung
                              										V und das festgemachte Zeichenscheibchen B. Es wird also S an
                              									Stelle von B sichtbar und bleibt es so lange, bis das
                              									controlirte Signal in die Ruhelage zurückgestellt, dortselbst der Flügelcontact
                              									unterbrochen und daher im Controlapparat der Anker A
                              									von f wieder abgerissen wird. Zur Ingangsetzung dieser
                              									Rückmeldevorrichtungen sind im Mittel zwei Meidinger-Elemente erforderlich. Am
                              									Stativ ist eine Blitzschutzvorrichtung P angebracht,
                              									deren oberer Theil mittels eines Knopfes zum Abheben eingerichtet ist, so dass ohne
                              									Inanspruchnahme des zu controlirenden Signals Stromschluss hergestellt und der
                              									Controlapparat für sich allein geprüft werden kann. Diese Vorrichtungen waren
                              									ursprünglich in viereckigen Holzkästchen untergebracht, werden jetzt jedoch, weil
                              									durch das Verziehen des Holzes Anstände vorgekommen sind, in broncirten Blechdosen
                              									mit eisernen Untergestellen hergestellt, genau so, wie es Fig. 79 S. 250
                              									zeigt.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 266Zettler's Signalcontrolvorrichtung. Eine zweite ähnliche Einrichtung, welche Fig. 83 in der Ansicht
                              									und Fig. 84 in der
                              									Draufsicht darstellt, und die gleichfalls seitens der königl. bayerischen
                              									Staatsbahnen vorgeführt war, unterschied sich von der vorgeschilderten dadurch, dass
                              									der Anker A ein Stahlmagnet ist und durch den Wechsel
                              									der Stromrichtung hin und her gestellt wird. Der Anker A trägt einen cylindrischen Mantel M aus ganz
                              									leichtem, dünnem Blech, auf welchem die vorkommenden Signalbilder an entsprechender
                              									Stelle aufgemalt sind. Die in der Ausstellung gezeigten Apparate der geschilderten
                              									Gattung waren nicht direct mit Signalen, sondern mit den dreistelligen Signalhebeln
                              									eines Centralweichen- und Signalstellwerkes in Verbindung gebracht, wurden aber in
                              									der Praxis bei den bayerischen Staatsbahnen in gleicher Art auch zur Controle der
                              									mit Einfahrtsignalen verbundenen Vorsignale angewendet. Die drei Zeichen, welche der
                              									Controlapparat zeigt, sind nachfolgende:
                           Textabbildung Bd. 284, S. 266 Davon entspricht das erste der Freilage des controlirten Signalstellhebels
                              									bezieh. einem positiven Strome und ist auf weissem Grunde sichtbar; das zweite
                              									entspricht der Ruhelage des Stellhebels, tritt bei stromloser Leitung vor das
                              									Fenster und ist schwarz auf blauem Grunde gemalt. Das letzte, der Haltlage des
                              									Signalstellhebels und einem negativen Strome entsprechende Zeichen hat einen rothen
                              									Hintergrund; so sind also alle drei Bilder nicht nur in der Form, sondern auch in
                              									Farbe auffällig unterschieden. Die Contactvorrichtung am Signalstellhebel zeigt Fig. 85 in der Ansicht
                              									und Fig. 86 in der
                              									Draufsicht. Die isolirt am Stellbockgerüste G
                              									angebrachten vier Messingbügel n tragen die beweglichen
                              									Zungen z; letztere werden durch Federn f, f (Fig. 85, in Fig. 86 der Deutlichkeit
                              									wegen nicht eingezeichnet), die in dem Elfenbeinplättchen a eingehängt sind, dauernd nach abwärts gehalten und sind mit der Batterie
                              										B im Sinne des beigefügten Schemas in Verbindung
                              									gebracht. Bei den Umlegungen des betreffenden Signalstellhebels wird auch das
                              									zugehörige Verschlusslineal V nach links oder nach
                              									rechts mitbewegt und dabei gelangt der aus zwei von einander isolirten
                              									Messingstücken L und E
                              									bestehende, an V befestigte Backen links bezieh. rechts
                              									unter die Zungen und da L mit der zum Controlapparate
                              									führenden Leitung und E durch das Eisengestelle mit der
                              									Erde in Verbindung steht, erfolgt ersterenfalls die Entsendung eines positiven,
                              									letzterenfalls eines negativen Stromes, während bei jeder anderen Lage des
                              									Stellhebels, bei welcher der Backen keine Zungen berührt, die Controlleitung
                              									stromlos bleibt.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 267Contactvorrichtung an Zettler's Signalstellhebel.Textabbildung Bd. 284, S. 267Fig. 87.Neumayer's Quecksilbercontact zur Weichencontrole. Für die Controleinrichtungen zu Flügelsignalen oder zu Klappscheiben
                              									benutzten die bayerischen Staatsbahnen ursprünglich Kugelcontacte nach System Henning; jetzt
                              									kommen Fink'sche Quecksilbercontacte, die auch bei den
                              									ausgestellten Anlagen mehrfach benutzt waren und später noch des Näheren zu
                              									besprechen sein werden, sowie jüngster Zeit zumeist die vom königl. Telegraphen
                              									Werkmeister August
                              									Neumayer angegebenen, bei Fr. Reiner in München erzeugten Quecksilbercontacte zur Verwendung.
                           Diese Vorrichtung, welche in der Collection der königl. bayerischen Staatsbahnen bei
                              									der im Kapitel X erwähnten Henning'schen Druckschiene
                              									zur Weichencontrole angewendet war, besteht aus einem Gusseisengehäuse G (Fig. 87) mit den
                              									angegossenen Befestigungsflanschen FF und dem
                              									aufschraubbaren Verschlussdeckel D. Im Hohlräume von
                              										G befindet sich die zugeschmolzene, mit Flanell
                              									umwickelte Glasröhre B, welche zum Theile mit chemisch
                              									reinem Quecksilber und sonst mit einem Gase gefüllt ist, welches die Oxydation des
                              									Quecksilbers bezieh. die Bildung von Unterbrechungsfunken hintanhalten soll. Zwei
                              									einander nicht berührende, in R eingeschmolzene
                              									Platindrähte werden an die durch je ein Gummirohr eingeführten Zuleitungsdrähte L und L1 angelöthet. Hernach wird der Deckel D mittels dreier tief versenkter Schrauben festgemacht,
                              									ferner der ganze innere Hohlraum bei der Einflussöffnung p mit flüssig gemachtem Wachskitt vollgegossen und schliesslich p gleichfalls durch eine versenkte Schraube
                              									abgeschlossen. Der auf diese Weise gegen jeden Witterungs- oder sonstigen äusseren
                              									Einfluss geschützte Contact wird mittels der Flansche und zweier Mutterschrauben an
                              									dem betreffenden, sich bewegenden Signaltheil – Scheibenhälfte, Semaphorflügel, oder
                              									im Nothfalle einem geeigneten Zwischen mechanismus – befestigt. Die Winkelbewegung
                              									der Vorrichtung soll, damit der Contact sicher wirkt, nicht weniger als 30° und
                              									nicht mehr als 60° betragen; der Leitungswiderstand des Contactes schwankt zwischen
                              									0,3 und 0,5 Ohm.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 267Fig. 88.Bahnhofschlussignal von Fink. Weniger einfach als die bisher betrachteten Signalcontrolvorrichtungen
                              									sind natürlich jene, welche für die zwei- oder mehrflügeligen Bahnhofsabschlussignale (sogen. deutsche Einfahrtsignale) verwendbar sein sollen.
                           Eine solche von Fink construirte Anordnung war sowohl in
                              									der Sammlung der königl. preussischen Staatsbahnen – ausgestellt durch die königl. Eisenbahndirection Hannover – als in jener der
                              									königl. bayerischen Staatsbahnen vorhanden. Der Zeichengeber – Nachahmer – (Fig. 88), ein an der Wand zu befestigendes
                              									Blechkästchen K, hat ein Fenster, hinter welchem das
                              									Semaphorbild, die Nachahmung des am controlirenden Signal vorhandenen Signalbildes,
                              									sichtbar ist. Die innere Einrichtung, sowie nebenbei die Schaltung lässt sich aus
                              										Fig. 89 ersehen. Der olivenförmige Anker A des Elektromagnetes ist aus magnetisirtem Stahl und
                              									bewegt sich in einer senkrechten Ebene. An der Ankerachse sitzt ein kleines
                              									Winkelstück i mit zwei Krummzäpfchen und der messingene
                              									Anschlagarm m fest. Von i
                              									führen zarte Gelenkstängelchen zu den Semaphorflügeln, welche als zweiarmige Hebel
                              									angeordnet sind. Der Elektromagnet des Nachahmers steht
                              									einerseits mit der Erde E, andererseits durch die
                              									Leitung L mit zwei Batterien B1 und B2 in Verbindung, welche zunächst dem zweiflügeligen
                              									Einfahrtssignale aufgestellt sind. Die zweiten Pole der beiden Batterien stehen mit
                              									dem einen
                              									Anschlusse je einer Contactvorrichtung in Verbindung, deren zweiter Anschluss
                              									schliesslich wieder zur Erde führt. Die Fink'schen
                              									Contacte, welche an den Drehpunkten der Semaphorflügel mittels eines Bügels an dem
                              									Flügel angebracht werden und dessen Bewegungen also mitmachen, bestehen aus einem
                              									dosenförmigen Metallgehäuse mit eingelegter Bodenscheibe aus Hartgummi o. dgl., an
                              									welchem eine – nach Erforderniss auch mehrere – ringförmig gebogene Glasröhre
                              									befestigt ist, in der sich eine angemessene Menge Quecksilber befindet und zwei
                              									Platin drahte eingeschmolzen sind. Letztere werden zu Anschlussklemmen verbunden, die am Dosenboden angeschraubt sind und von welchen
                              									dann isolirte, durch die Dosenwand nach aussen geführte Drähte die Verbindung zur
                              									weiteren Leitung herstellen. In Fig. 89 sind die
                              									beiden Semaphorflügel des zu controlirenden Einfahrtsignals mit F1 und F2 angedeutet und
                              									stellt ersterer den oberen, letzterer den unteren dar. In der Contactvorrichtung des
                              										F1 ist die
                              									Verbindung zwischen Batterie B1 und Erde hergestellt, wenn der Arm normal, d.h.
                              									auf Halt liegt, während der Lage auf Frei hingegen unterbrochen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 284, S. 268
                              Fig. 89.Bahnhofschlussignal von Fink.
                              
                           Bei der Contactvorrichtung von F2 besteht das verkehrte Verhältniss, da
                              									dort während der Ruhelage die Verbindung zwischen B2 und Erde unterbrochen, dagegen bei der
                              									Schrägstellung des Flügels geschlossen wird. Der Nachahmer gibt sonach die
                              									wirklichen Signalbilder
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 284, S. 268
                              
                           und zwar das Signal 1 (Halt),
                              									indem die Batterie B1
                              									einen positiven, andauernden Strom nach dem Elektromagnet des Controlapparates
                              									entsendet, wo die Apparattheile die in der Figur dargestellte Lage angenommen und
                              									behalten haben. Wurde am Einfahrtsemaphor das Signal 2
                              										(Frei fürs Hauptgeleis) ertheilt, so ist der
                              									vorhandene Ruhestrom unterbrochen worden und A stellt
                              									sich vermöge des durch den Anschlagarm m vorhandenen
                              									geringen Uebergewichtes senkrecht mit m nach abwärts,
                              									wodurch S1 den Arm f1 hoch zieht. Beim
                              									Signal 3 (Frei für die
                              									Abzweigung) wird B2
                              									wirksam und schickt einen negativ gerichteten Ruhestrom in den Nachahmer, demzufolge
                              									der Anker A sich mit seinem Nordpol n nun nach links hinüber stellt, so dass der Arm m gegen a2 stösst – a1 und a2 haben in erster Linie die Aufgabe, das zu weite
                              									Ueberkippen des Ankers oder längeres Herumdrehen desselben zu behindern – und der
                              									Winkel i um 180° gedreht wurde, wodurch nun f1 hoch gehoben
                              									und f2 45° gesenkt
                              									wurde. Der geschilderte Nachahmer ist also im Wesentlichen dasselbe, wie die
                              									bayerischen Rückmelder für drei Zeichen, aber es liegt ein gewisser Vortheil in dem
                              									Umstände, dass das wichtige Signal Halt an Ruhestrom
                              									gebunden wird – auch die Zettler'schen Rückmelder
                              									werden jüngster Zeit für Ruhestrom eingerichtet – und, dass die Störungen in den
                              									Stellvorrichtungen (Drahtzügen) des Signals, sowie in den elektrischen
                              									Controleinrichtungen sich durch widersprechende Signale am Nachahmer äussern, so
                              									dass der beobachtende Beamte einen solchen Anstand baldigst erkennen kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 284, S. 268
                              Fig. 90.Rückmelder von Fink.
                              
                           Allein es ist damit noch immer das eigentlich Wünschenswerthe
                              									nicht erreicht, denn eine unentschiedene Lage der Flügel am Einfahrtsignal oder eine
                              									Störung in der Controleinrichtung soll sich am Nachahmer nicht durch ein falsches Signalzeichen, sondern durch ein bestimmtes, von den regulären Signalen abweichendes
                              									Zeichen darstellen. In diesem Sinne hat Fink dem
                              									geschilderten Signale die durch Fig. 90 erläuterte
                              									vervollkommnete Anordnung gegeben. Es hat nunmehr jeder Flügel des Nachahmers seinen
                              									eigenen Elektromagnet, eine besondere Leitung L1 bezieh. L2 und je zwei Batterien b und B. Demgemäss können beide
                              									Signalstellungen jedes Flügels durch Ruheströme dargestellt werden, indem die
                              									Contactvorrichtungen am Einfahrtssignale doppelte Quecksilbercontacte haben, von
                              									welchen der eine immer mit der zugehörigen Batterie b,
                              									der andere mit der Batterie B in Verbindung steht. Bei
                              									den beiden Signallagen des Flügels ist immer abwechselnd der eine Quecksilbercontact
                              									geschlossen, der zweite unterbrochen. Der Krummzapfen auf der Ankerachse und das
                              									Gelenkstängelchen S1
                              									bezieh. S2 sind nun so
                              									angeordnet, dass durch den positiv gerichteten Strom der Flügel die dem Haltsignal
                              									entsprechende Lage und durch den negativen Strom die der Freistellung entsprechende
                              									Lage erhält. Im Falle andauernder Stromlosigkeit erhält aber der betreffende Flügel
                              									eine dritte Stellung, und zwar stellt sich f1
                              									senkrecht nach aufwärts und f2 unter der gleichen Voraussetzung wagerecht. Die Stromlosigkeit tritt in einem oder im
                              									anderen oder endlich in beiden Elektromagneten nicht allein bei
                              									Leitungsunterbrechungen oder Batteriestörungen ein, sondern auch dann, wenn der eine
                              									oder der andere oder etwa beide Flügel am controlirten Einfahrtsemaphor nicht in
                              									seiner gehörigen Signallage liegt, da in einem solchen Falle vermöge der Lage und
                              									ursprünglichen Einstellung der Contactvorrichtung des Flügels entweder ein
                              									kurzer Schluss der beiden Batterien oder eine Unterbrechung beider
                              									Batterieanschlüsse statthaben wird. Ausser den früher dargestellten drei regulären
                              									Signalzeichen gibt der zuletzt geschilderte Nachahmer noch die weiteren fünf Bilder;
                              									wovon 4 und 5
                              									„Störung oder Halbstellung im oberen Flügel“,
                              										6 und 7
                              									„Störung oder Halbstellung im unteren Flügel“
                              									und 8
                              									„Störung oder Halbstellung in beiden Flügeln“
                              									anzeigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 284, S. 269
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)