| Titel: | Ueber stationäre Dampfmaschinen in Amerika. | 
| Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 1 | 
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                        Ueber stationäre Dampfmaschinen in Amerika.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber stationäre Dampfmaschinen in Amerika.
                        
                     
                        
                           In dem Nachstehenden geben wir eine übersichtliche Zusammenstellung von Grundformen
                              									stationärer amerikanischer Dampfmaschinen unter auszüglicher Benutzung der Berichte,
                              									welche von James B. Standwood im Engineering, 1891, veröffentlicht worden sind.
                           In der Entwickelung der stationären Dampfmaschine in Amerika haben sich für die
                              									Einzeltheile ganz bestimmte, den Beanspruchungen derselben entsprechende Formen
                              									ausgebildet, und es zeigt ein Ueberblick über die von den verschiedenen Fabrikanten
                              									erbauten Maschinen, dass diejenigen, welche gleiche Arbeiten zu verrichten haben,
                              									auch in den Formen ihrer Einzeltheile und der Gesammtanordnung eine grosse
                              									Uebereinstimmung besitzen.
                           Eine gruppenweise Eintheilung liesse sich vielleicht auch bei den in Europa erbauten
                              									Maschinen anstellen, doch würde dieselbe nicht so bestimmte Unterschiedsmerkmale
                              									aufweisen, als dies bei den amerikanischen Maschinen der Fall ist, deren
                              									Fabrikanten, wie schon Prof. Radinger in seinem
                              									Berichte über die Weltausstellung in Philadelphia 1876 treffend bemerkt, das
                              									Festhalten an eine bestimmte Specialität selbst durch schlechte Zeiten hindurch als
                              									Princip betrachten und deren Construction ebenso wie dies auch bei den
                              									amerikanischen Locomotiven der Fall ist, überall nach denselben praktischen
                              									Grundregeln durchgeführt ist.
                           Man unterscheidet in Amerika vier hauptsächliche Typen von Dampfmaschinen, und
                              									zwar:
                           1) Schiebermaschinen mit Dampfdrosselung;
                           2) Schnellaufende Maschinen mit selbsthätiger Expansion und zwangläufiger
                              									Steuerung;
                           3) Maschinen mit selbsthätiger Expansion und auslösender Steuerung;
                           4) Verbundmaschinen mit zwei- oder mehrmaliger Expansion.
                           Bevor wir die Vor- und Nachtheile dieser einzelnen Maschinengattungen erörtern,
                              									sollen erst die allen gemeinsamen Einzeltheile derselben besprochen werden.
                           Zwei Hauptmerkmale treten bei den amerikanischen Maschinen besonders hervor, welche
                              									darin bestehen, dass a) nahezu alle Maschinen liegend gelagert und b)
                              									Condensationsmaschinen ausser bei dem Verbundsystem nur wenig anzutreffen sind.
                           Die stehenden Maschinen werden nur für kleinere. Leistungen von 2 bis 12 
                              									gebaut, doch finden sie auch bei Platzmangel bis zu 100  Verwendung. Fig. 1 und 2 zeigen die gewöhnliche
                              									Anordnung derselben; der mit Cylinder- und Schieberkasten aus einem Stück gegossene
                              									Bockständer ist mit gebohrten Gleitbahnen versehen.
                           Die Condensationsmaschinen sind zunächst deshalb nur wenig anzutreffen, weil es,
                              									ausser in New England, schwer hält, Wasser zu bekommen; es soll damit nicht gesagt
                              									werden, dass überhaupt kein Wasser vorhanden wäre, sondern nur, dass die Kosten des
                              									Herbeischaffens grösser sind, als der in Folge der Nichtcondensation entstehende
                              									Mehraufwand für Kohlen beträgt. Aus diesem Grunde haben die Verbundmaschinen auch in
                              									Amerika weniger Eingang gefunden als in Europa. Im Sommer erreicht ferner das Wasser
                              									in den mittleren und südlichen Staaten Amerikas die ziemlich hohe Temperatur von 30°
                              									bis 32° und würde bei solcher Wärme eine sehr grosse Menge zu Condensationszwecken
                              									Verwendung finden müssen.
                           Ein anderer Grund für hohe Kosten des erforderlichen Wassers liegt in der grossen
                              									Veränderlichkeit der Tiefe der Flüsse und Strombetten, wodurch besondere Pumpen zum
                              									Heben des Wassers erforderlich werden. Der Ohio z.B. hat bei Cincinnati eine Tiefe
                              									von 4 Fuss bei niedrigem und von 70 Fuss bei hohem Wasserstande; es ist dies
                              									allerdings ein aussergewöhnlicher Fall, indess wechseln die Wasserstände bei anderen
                              									Flüssen doch immer noch um 25 bis 30 Fuss.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 1Anordnung stehender Dampfmaschinen. Weiter spielt das Anlagekapital für Maschinen in einem Lande, wo der
                              									Zinsfuss hoch steht, sowie Handel und Industrie sich rasch entwickeln, eine grössere
                              									Rolle als bei uns, und man findet auch nichts Ungewöhnliches darin, eine Maschine
                              									bereits nach dreijähriger Dienstzeit durch eine grössere oder bessere zu ersetzen;
                              									aus diesem Grunde ist die einfachste und billigste Maschine hier wohl die
                              									ökonomischste, ganz abgesehen davon, dass auch zum Aufstellen einer
                              									Condensationsmaschine viel Platz erforderlich ist.
                           Noch ein weiteres Beispiel mag zur Erläuterung dienen. In amerikanischen Städten
                              									findet sich eine grosse Anzahl aller möglichen Gewerbszweige vertreten, zu deren
                              									Betreiben Leistungen von 5 bis 150  nöthig sind; die Motoren werden im
                              									untersten Raume aufgestellt, kleinere direct auf den Dielen irgend eines Stockwerkes
                              									befestigt. An einem klaren kalten Morgen sieht man deshalb über den Dächern der
                              									Stadt kleine weisse Dampfwolken schweben, welche aus zahlreichen Ausströmröhrchen
                              									ins Freie entweichen. Derartig untergebrachte Dampfmaschinen lassen sich unmöglich
                              									auf eine billige Art mit Condensationswasser versehen, während andererseits die
                              									Vortheile der Unabhängigkeit des einen Fabrikanten vom anderen und die Theilung der
                              									Kraft einleuchtend sind.
                           
                        
                           I. Maschinentheile.
                           Es sind in dem Folgenden nur die bewährteren Constructionen aufgeführt und alle
                              									weniger erprobten Maschinentheile unerwähnt geblieben.
                           
                           1) Die Grundplatte. Die beiden Lager der
                              									Schwungradwelle sind entweder mit der Grundplatte aus einem Stück gegossen oder das
                              									eine Lager ist unabhängig von der letzteren angeordnet. Im ersteren Falle haben die
                              									Maschinen eine doppelt gekröpfte oder seitlich gelagerte Kurbel. Fig. 3 bis 7 zeigen die Grundplatten
                              									für beide Anordnungen. Kleine Maschinen sind mit doppelt gekröpfter Kurbel
                              									zahlreicher anzutreffen als mit seitlicher Kurbel, doch findet letztere Anordnung
                              									immer mehr Eingang, da die Beschaffungskosten geringer sind und auch die
                              									Zugänglichkeit der einzelnen Theile gewinnt, der Nachtheil der Maschinen mit
                              									seitlicher Kurbel besteht nur darin, dass, da je nach den localen Verhältnissen
                              									entweder eine Rechts- oder Linksmaschine Aufstellung finden muss, um etwaigen
                              									sofortigen Bestellungen nachkommen zu können, beide Maschinenarten auf Lager
                              									gehalten werden müssen.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 2Ausbildung des Rahmens und der Grundplatte. Bei vielen Schiebermaschinen und namentlich schnellaufenden Maschinen mit
                              									selbsthätiger Expansion sind die Grundplatten mit den Lagern aus einem Stück
                              									gegossen; es sichert diese Construction die genaue Lage der Schwungradwelle zum
                              									Cylinder und den Führungen, was namentlich für Maschinen mit hohen Umdrehungszahlen
                              									von grossem Werthe ist.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 2Ausbildung des Rahmens und der Grundplatte.Textabbildung Bd. 285, S. 2Ausbildung des Rahmens und der Grundplatte. Die Kreuzkopfführung der Locomotiven findet in derselben Weise auch bei
                              									stationären Maschinen mit doppelt gekröpfter Kurbel Verwendung, da sie leicht
                              									zugänglich und auch nur geringer Abnutzung unterworfen ist; ausgebohrte Führungen,
                              									welche ebenfalls vorkommen, sind namentlich bei kleinen Maschinen anscheinend
                              									vortheilhafter, indess bedingen dieselben ein complicirteres Gussstück und es
                              									sind auch die Beschaffungskosten des Kreuzkopfes höher.
                           Die mit den Führungen der Kolbenstange aus einem Stück gegossenen Cylinder werden an
                              									die Enden der Grundplatten angeschraubt.
                           Die Hauptlager werden in Amerika so lang ausgeführt, dass eine directe Verbindung
                              									zwischen Excenter und Schieber unmöglich ist; es muss daher, um die Höhe des
                              									Schieberkastens und ebenso die schädlichen Räume nicht zu gross zu erhalten, ein
                              									Zwischenglied eingeschaltet werden, welches in einem Arme bezieh. Schieber besteht,
                              									welcher an einer Verstärkung der Grundplatte drehbar befestigt bezieh., wie Fig. 3 und 4 ersichtlich, in einer
                              									angegossenen Führung der Grundplatte gleitet.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 2Corlissrahmen. Sobald die Cylinder eine gewisse Grösse überschreiten, wird es
                              									unausführbar, die Kraft der Maschine von der Schwungradwelle aus durch aussen
                              									liegende breite und schwere Riemenscheiben zu übertragen; letztere müssen dann
                              									innerhalb der Lager gelegt werden, und um dies zu ermöglichen, muss ein Lager
                              									unabhängig von der Grundplatte angeordnet werden; die letzteren erhalten dann in
                              									ihrer einfachsten Gestalt die in Fig. 8 bis 14 ersichtlichen Formen.
                              										Fig. 8 bis 10 veranschaulichen die
                              									älteste und namentlich dann zur Verwendung kommende Grundplatte, wenn es sich darum
                              									handelt, möglichst billige Maschinen herzustellen, da die Arbeitsflächen, auf welche
                              									das Lager, die Führungen für Kreuzkopf und Schieberstange, sowie der Cylinder zu
                              									liegen kommen und mittels Bolzen befestigt werden, sämmtlich in derselben Höhe
                              									liegen und in verhältnissmässig kurzer Zeit abgehobelt sind; beim Giessen ist
                              									allerdings zu berücksichtigen, ob die Maschine links- oder rechtsgängig ist, indess
                              									lässt sich für beide Fälle dasselbe Modell benutzen, da nur die Kernmarken u.s.w.
                              									vor dem Einformen in den Sand entsprechend aufzusetzen sind. Fig. 15 bis 17 veranschaulichen eine
                              									veränderte Construction dieser Grundplatte, bei welcher Hauptlager und Führung der
                              									Gleitschuhe mit dem Rahmen aus einem Stück gegossen sind; die zugehörige
                              									Schieberstangenführung ist in Fig. 18 und 19 ersichtlich.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 2Ausbildung des Rahmens und der Grundplatte. Die in Fig.
                                 										11 und 12
                              									dargestellte Grundplatte ist zuerst von Corliss
                              									ausgeführt worden und eignet sich besonders für Maschinen mit grossem Hub. Man
                              									findet bei diesen Grundplatten zuweilen das Hauptlager ebenso wie den Cylinder als
                              									besonderes Gusstück ausgeführt und nur die Kreuzkopfführung mit dem Balken
                              									zusammengegossen; in diesem Falle kann man die Grundplatte sowohl für eine
                              									Rechtsmaschine, wie für eine Linksmaschine benutzen, selbst wenn schon alles fertig
                              									montirt wird, wie dies aus Fig. 20 und 21 zur Genüge hervorgeht.
                           Die Führungen sind bei der Corliss-Grundplatte entweder 
                              									flach gebohrt oder V-förmig; im letzteren Falle benutzte Corliss einen Winkel von 45°. Durch die V-Form wird
                              									eine gleichmässige Abnutzung der Gleitbahn erreicht, indessen hält deren Oberfläche
                              									das Schmiermaterial nicht so gut, als dies bei den flachen Führungen der Fall ist,
                              									deren Nachtheile wiederum darin bestehen, dass man, sobald man eine Anzahl Maschinen
                              									nach demselben Modell ausführt, für verschiedenen Hub zu viel Theile verschiedener
                              									Grösse anfertigen muss.
                           Eine in Amerika sehr bekannte Firma versieht die Dampfmaschinen mit einer, Fig. 20 ersichtlichen
                              									doppelt gebohrten Führung, welche in der Weise hergestellt ist, dass zwei parallele
                              									Bohrer für die obere und untere Führungsschiene gleichzeitig angesetzt werden und
                              									gemeinschaftlich bohren; hierdurch ergibt sich bei schmalen Führungen ein hoher
                              									Kreuzkopf.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 3Ausbildung des Rahmens und der Grundplatte. Die in Fig.
                                 										13 und 14
                              									ersichtliche, von Porter-Allen construirte Grundplatte
                              									besitzt eine besonders kräftige und gut entwickelte Form; sie eignet sich besonders
                              									für Maschinen mit hohen Umdrehungszahlen, da ihre Grundfläche auf dem Fundament der
                              									ganzen Länge nach verankert ist und aus diesem Grunde ein etwaiges Vibriren der
                              									Maschine kaum eintreten kann. Die Locomotivgeradführung ist hier in Anwendung
                              									gekommen und der Cylinder wird am äussersten Ende der Platte gewöhnlich
                              									freischwebend befestigt.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 3Rahmen mit doppelt gebohrter Führung. In einer veränderten Form ist diese Platte auch in Fig. 5 bis 7 dargestellt; an Stelle
                              									der flachen Führung ist hier eine gebohrte vorgesehen.
                           2) Hauptlager. Der Herstellung zweckmässiger Hauptlager
                              									wenden die amerikanischen Constructeure besondere Aufmerksamkeit und Sorgfalt zu.
                              									Man kann behaupten, dass heute kaum noch eine Dampfmaschine mit Lagerschalen aus
                              									Messing gebaut wird; statt dessen wird fast allgemein Babbittmetall
                              									(Weissmetall) angewendet. Es werden allerdings unter diesem Namen verschiedene
                              									Metalllegirungen in die Welt geschickt, welche mehr Zink und Blei enthalten als
                              									Kupfer und Zinn; die richtige Babbittmetall-Legirung wird aber immerhin mit grossem
                              									Erfolg bei den besten Maschinen benutzt. Ein aus diesem Metall gefertigtes Lager ist
                              									nicht billig, denn das reine Metall kostet mehr als Messing; jedoch ist nur eine
                              									kleinere Menge von Material zu einer Babbitt-Lagerschale erforderlich.
                           Bei kleinen Dampfmaschinen stellt man die Lagerschale durch Umgiessen des
                              									geschmolzenen Metalles um einen Kern her, der die Welle für dieses Lager bildet; man
                              									muss hierbei die Form und den Kern richtig anwärmen, ehe man mit dem Giessen
                              									beginnt. Bei grösseren Stücken und sorgfältigerer Ausführung wird das Metall erst
                              									langsam eingegossen, dann fest eingehämmert und nachdem die obere Schale und die
                              									Seitenstücke eingepasst sind, wird erst das Gesammtlager ausgebohrt; die fertig
                              									gebohrte Oberfläche zeigt einen feinen, silberähnlichen Glanz.
                           Derartige Lager laufen kalt, da das etwas nachgiebige Metall ein gleichmässiges
                              									Anliegen der Welle gestattet, sobald ein Druck gegen dasselbe ausgeübt wird; diese
                              									gleichförmige Vertheilung des Druckes macht das Lager sehr haltbar. Die
                              									Metallegirung wird auch Antifrictionsmetall genannt.
                           Für eine Corliss-Maschine ohne Condensation, welche mit rund 6 at Anfangsspannung
                              									arbeitet und 70 bis 80 Umdrehungen in der Minute macht, ist der Durchmesser des
                              									Schwungradwellenlagers gewöhnlich gleich dem halben Cylinderdurchmesser und die
                              									Länge der Schalen gleich dem doppelten Durchmesser des Lagers.
                           Ein Cylinder von 18'' × 42'' (457 × 1067 mm) hat ein Schwungradlager von 9'' (229 mm)
                              									Durchmesser und 18'' (457 mm) Breite; dies sind Maximalverhältnisse, mit welchen
                              									sich bei 7 at Anfangsspannung ein Druck von 150 Pfund auf den Quadratzoll
                              									projectirter Lagerfläche (10,5 k auf 1 qc) ergibt.
                           Häufig werden indess namentlich bei grossen Maschinen noch Lagerschalen hergestellt,
                              									deren Länge kleiner als der doppelte Durchmesser der Bohrung ist. Eine
                              									Porter-Allen-Maschine z.B., welche mit einem Cylinder von 44'' (1117 mm) Durchmesser
                              									bei 66'' (1676 mm) Kolbenhub einen Drahtwalzenzug treibt und 78 Umdrehungen in der
                              									Minute macht, besitzt Schwungradlager von 22'' (559 mm) Durchmesser und 40'' (1016
                              									mm) Länge. Dieses Lager läuft trotzdem von Anfang an kalt; der Druck auf den
                              									Quadratzoll beträgt bei 6,3 at anfänglicher Dampfspannung ungefähr 160 Pfund (etwa
                              									11 k auf 1 qc). Das Gewicht schwerer Schwungräder, der Ausschlagwinkel der
                              									Lenkstange und das Moment der hin und her gehenden Massen beeinflussen diese
                              									Belastung um einen gewissen Betrag.
                           Bei Maschinen mit doppelt gekröpfter Kurbel ist die vereinigte Fläche der beiden
                              									Lager grösser. Eine Schiebermaschine bekannter Construction mit einem Cylinder von
                              									11'' (279 mm) Durchmesser und 15'' (381 mm) Hub hat zwei Lager von 4'' (102 mm)
                              									Durchmesser bei 8''' (203 mm) Länge, also gesammt 64 Quadratzoll (165 qc)
                              									Flächenprojection. Beträgt die Anfangsspannung des Dampfes 100 Pfund (7 at), so
                              									erhalten die Lager einen Druck von 140 Pfund auf den Quadratzoll (10 k auf 1 qc).
                              									Der grösste Druck auf den Kolben einer mit Drosselorgan arbeitenden Schiebermaschine
                              									ist indess selten höher als 70 Pfund 
                              									auf den Quadratzoll (5 k auf 1 qc) bei voller Geschwindigkeit, so dass 100
                              									Pfund auf den Quadratzoll (7 k auf 1 qc) wahrscheinlich als grösster Druck auf das
                              									Lager angesehen werden kann. Bei dieser Maschinentype fallen die Lager ausnahmsweise
                              									breit aus, weil die Welle ziemlich stark sein muss, um die überhängenden
                              									Seilscheiben sicher zu tragen.
                           Eine schätzbare Eigenschaft der aus Babbittmetall gefertigten Lagerschalen ist die,
                              									dass die Welle selbst sich nur wenig abnutzt und selten Riefen oder sonstige
                              									schadhafte Stellen entstehen können. Das Metall schmilzt eher, als dass die Welle
                              									ernstlichen Schaden erleidet; es erfordert dann wenig Mühe und Zeit, die Lager auf
                              									der Welle selbst wieder mit frischem Metall auszugiessen.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 4Ausbildung der Achsenlager. Bei der ersten Verwendung dieses Metalles zu Lagerschalen wurde es in
                              									gebohrte Löcher gusseiserner Schalen eingegossen, und sobald es abgenutzt war, lief
                              									die Welle unmittelbar auf dem Gusseisen, was oft nachtheilige Folgen hatte; später
                              									wurde das Metall in eine kräftige, durch gusseiserne Ränder an den Enden des Lagers
                              									begrenzte Schale gegossen, wobei sich indess ebenfalls Uebelstände ergaben, und
                              									jetzt lässt man das Metall sich nach beiden Seiten des Lagers ausbreiten, so dass
                              									das Gusseisen mit der Welle überhaupt nicht mehr in Berührung kommen kann. Die Nabe
                              									der Kurbel und ein an der Welle sitzender Bund halten das Metall an den Lagerenden
                              									fest, obgleich sich herausgestellt hat, dass gutes Metall keinen besonderen Halt
                              									benöthigt. Das Metall wird an einer Fig. 30. Drehung durch
                              									schwalbenschwanzförmige Nuthen verhindert, welche der Länge nach in das Lager
                              									eingegossen sind, und zwar muss dasselbe, da es sich beim Abkühlen leicht
                              									zusammenzieht, wenigstens bei guten Ausführungen eingehämmert werden; um diese
                              									Arbeit zu ersparen, hat man unlängst aus dem Zusammenschrumpfen insofern Nutzen
                              									gezogen, als man das Metall mit seitlichen Rändern über das Lager weggreifen lässt,
                              									wodurch es sich fest auf das Gusseisen zieht, anstatt sich loszulösen. Derartige
                              									Lager sind in den Abbildungen Fig. 29 und 30 ersichtlich.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 4Achsenlager.Fig. 22 bis 28 veranschaulichen die
                              									gebräuchlichsten Lagerconstructionen. Die mit unter 45° aufgesetztem Deckel
                              									versehenen, an den Grundplatten Fig. 3 und 5 ersichtlichen Lager
                              									sind die einfachsten und billigsten; sie finden zweckmässig bei kleineren Maschinen
                              									Verwendung.
                           Fig. 22 und 23 zeigen eine beliebte
                              									und kräftige Lageranordnung für grosse Maschinen; die Keile, zwei oder drei auf
                              									jeder Seite, können von Hand mittels kleiner, auf dem Lagerdeckel sitzenden Muttern
                              									angezogen und durch gleitende Endstücke hinter dem Wellenbunde am Ende des Lagers
                              									zurückgezogen werden. Zuweilen ordnet man auch, wie dies z.B. Fig. 13 ersichtlich, den
                              									Keil nur auf der einen Lagerseite an.
                           Häufig ist die Hauptwelle mit einer anderen Welle direct gekuppelt und kann aus dem
                              									Lager nicht herausgehoben werden; in diesen Fällen verwendet man Lager mit
                              									besonderer Unterschale, wie sie die Abbildungen Fig. 24 bis 27 erkennen lassen; die
                              									von den oberen Lagertheilen nicht mehr abhängige Unterschale kann in der
                              									Längsrichtung unter dem Bunde an der Welle hervorgezogen werden.
                           Fig. 28 zeigt eine
                              									neue, erst vor Kurzem eingeführte Lagerform; sie erfordert, um die Welle einlegen zu
                              									können, ein Aussenlager derselben Construction.
                           Bei allen diesen Lagern sind vorstehende Ränder, wie solche bei Messinglagern
                              									gewöhnlich vorkommen, vermieden; Kurbel- und gusseiserne Lagerfläche treffen
                              									unmittelbar zusammen. Es ist dies in Bezug auf das Glattlaufen von Wichtigkeit, und
                              									ferner erreicht man damit, dass die Entfernung von Mitte Maschine bis zur
                              									Lagerfläche nicht mehr als den halben Cylinderdurchmesser beträgt – bei neueren
                              									Ausführungen sogar oft nur 80 Proc. dieses Maasses – auch erzielt man bei grossen
                              									Umlaufgeschwindigkeiten einen ruhigen Gang der Maschine, ohne Anwendung starker
                              									Compressionen. In Fig.
                                 										28 ist das Lager auf der Grundplatte aufgeschraubt; in diesem Falle sind
                              									die seitlichen Schalen durch Schrauben nachstellbar gemacht und der zwischen Lager
                              									und Grundplatte verbleibende Zwischenraum ist mit Zink ausgegossen, wodurch die
                              									Mittellinie der Maschine beinahe auf gleiche Höhe mit der oberen Fläche der
                              									Grundplatte gebracht werden kann.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 4Fig. 31.Kurbel und Kurbelzapfen. 3) Kurbeln, gekröpfte Wellen und
                                 										Kurbelzapfen. Die meisten doppelt gekröpften Kurbeln sind aus Schmiedeeisen
                              									gefertigt, obschon auch Gusstahl zur Verwendung kommt; letzteres Material hat sich
                              									indess in vielen Fällen als unzuverlässig erwiesen und ist auch schwieriger zu
                              									bearbeiten 
                              									als Schmiedeeisen. Hierzu kommt weiter, dass derartige Kurbeln aus Gusstahl
                              									kostspieliger sind, namentlich dann, wenn sie bei einer hohen Umdrehungszahl der
                              									Maschine mit Gegengewichten versehen werden. Die Gegengewichte bestehen aus
                              									gusseisernen Scheiben, welche mit den Kurbelarmen verbunden werden. Eine derartige
                              									Anordnung zeigt Fig. 31; die Scheibe legt sich hier
                              									mit einer Bohrung über einen schmalen Vorsprung des Kurbelarmes und ist durch drei
                              									Schrauben gegen Längsverschiebungen, sowie durch einen am Ende des Kurbelarmes
                              									angebrachten Keil gegen Drehung gesichert. Die Kurbelzapfen besitzen gewöhnlich
                              									denselben Durchmesser wie die Welle und eine Länge gleich dem Durchmesser. Der
                              									Wellendurchmesser beträgt ungefähr 4/10 und zuweilen auch ½ von der Cylinderbohrung; die
                              									Hauptlager haben in der Regel eine Länge gleich dem doppelten Durchmesser. Diese
                              									bedeutende Abmessung von Welle und Lager ist mit Rücksicht auf ein festes und
                              									sicheres Tragen der überhängenden Riemenscheiben gewählt worden.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 5Kurbel und Kurbelzapfen. Die seitlich angeordneten Kurbeln bestehen aus Gusseisen, und zwar findet
                              									dieses Material selbst bei den grössten Corliss-Maschinen Verwendung, obgleich auch
                              									zuweilen schmiedeeiserne Kurbeln anzutreffen sind; im ersteren Falle sind die Naben
                              									für Welle und Kurbelzapfen bedeutend stärker gehalten als bei schmiedeeisernen
                              									Kurbeln und betragen ungefähr das 2½ fache der betreffenden Bohrung (vgl. Fig. 32a und b).
                           Die Löcher für Welle und Kurbelzapfen sind gewöhnlich cylindrisch gebohrt und beide
                              									Theile werden entweder hydraulisch aufgepresst oder warm aufgezogen. Das Loch für
                              									den Kurbelzapfen wird in vielen Fällen durch eine transportable Spindel ausgebohrt,
                              									die an der Welle fest gemacht wird, nachdem die Kurbel aufgezogen und festgekeilt
                              									ist; hierdurch erreicht man eine der Welle genau parallele Bohrung.
                           Die in der Regel aus Stahl gefertigten Kurbelzapfen sind ohne Bund, und eine mittels
                              									Kopfschraube befestigte gusseiserne Scheibe verhütet eine Bewegung der Lagerschalen
                              									in der Längsrichtung, während die inneren Flächen, wie aus Fig. 32c ersichtlich,
                              									genau an der Kurbel anliegen. Häufig ersetzt man auch die Kopfschraube durch ein
                              									Messingstück, welches das Röhrchen eines Centrifugalölers trägt. Die geraden Zapfen
                              									ohne Bund können ohne Weiteres von einer Stahlstange abgehauen und bearbeitet
                              									werden, ohne dass ein Schmieden erforderlich ist; sie sind leicht zu härten und zu
                              									schleifen. Die Entfernung der Pleuelstange von der Kurbelfläche ist auf ein Minimum
                              									beschränkt.
                           Der Durchmesser dieser Zapfen beträgt gewöhnlich etwa ¼ vom Cylinderdurchmesser und
                              									die Länge ihrer Lager 1 bis 1¼ vom Durchmesser.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 5Fig. 33.Maschinenwelle. Die oben erwähnte Porter-Allen-Maschine mit 44'' (1117 mm)
                              									Cylinderdurchmesser und 66'' (1676 mm) Hub hat einen Kurbelzapfen von 12'' (305 mm)
                              									Durchmesser bei nur 9'' (229 mm) Länge. Bei diesen Abmessungen ist der Druck auf den
                              									Quadratzoll Flächenprojection des Zapfens sieben- bis achtmal so gross als derjenige
                              									des Hauptlagers. Die Lager, in denen die Kurbelzapfen laufen, sind ebenso wie die
                              									Hauptlager mit Babbittmetall gefüttert.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 5Pleuelstangen. Wellen von 5'' (127 mm) Durchmesser und mehr werden geschmiedet, solche
                              									von kleinerem Durchmesser aus Walzeisen hergestellt. Es ist üblich, der Welle
                              									überall nahezu denselben Durchmesser zu geben und grössere Bunde für Schwungräder zu
                              									vermeiden, ausgenommen bei den grössten Maschinen, doch auch hier wird es zuweilen
                              									unterlassen. Fig. 33 zeigt die gewöhnlichen
                              									Verhältnisse; der Bund hinter dem Hauptlager ist nach erfolgter Bohrung warm
                              									aufgezogen und legt sich gegen den Ansatz des stärkeren Wellentheiles, auf welchem
                              									das Excenter befestigt wird.
                           4) Pleuelstangen. Dieselben werden allgemein zu der
                              									vorgeschriebenen Form ausgeschmiedet; ihre Enden lassen sich entweder mittels Haken-
                              									und Gegenkeil, mittels einfachen Keiles oder durch eine Vereinigung beider
                              									einstellen. Bei Schiffsmaschinen findet vorzugsweise die in Fig. 34 und 35 ersichtliche Form
                              									Verwendung; es wird hier das Babbittmetall ohne Benutzung einer Lagerschale direct
                              									in 
                              									die Stange eingegossen. Bei kleineren Maschinen hat sich diese Construction
                              									nicht bewährt, was seinen Grund in der längere Zeit als bei Verwendung von Keilen
                              									andauernden Nachstellbarkeit haben wird.
                           Fig. 36 und 37 zeigen den
                              									Stangenkopf mit einfacher Keilnachstellung; diese Construction soll nach Angabe
                              									unserer Quelle zuerst von Charles M. Brown in
                              									Fitchburgh angewandt worden sein und steht in Bezug auf Herstellung, Billigkeit,
                              									sowie Zuverlässigkeit bis jetztjezt unübertroffen da. Die breite Auflage des Keiles am Messinglager ist bei
                              									dieser Stange besonders hervorzuheben.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 6Kreuzköpfe. Die zur Bewegung des Keiles dienenden Schrauben gehen nicht ganz durch;
                              									die untere Schraube wirkt ähnlich wie eine Klemme auf die obere und sichert die
                              									Stellung des Keiles in jeder Lage. Die in Fig. 38 und 39 abgebildete
                              									Pleuelstange – aus einem Stück Rundstahl gedreht und die Seiten flach parallel
                              									gehobelt – zeigt eine der vorigen ähnliche Form und findet bei kleineren Maschinen
                              									Verwendung. Bei doppelt gekröpften Kurbeln und Kreuzköpfen mit kräftigem Zapfen
                              									benutzt man die in Fig.
                                 										40 und 41
                              									ersichtliche Stange mit übergezogener Kappe am Kurbelende.
                           Fig. 42 und 43 zeigen an dem einen
                              									Stangenende eine Kappe, bei welcher ein breiter Flachkeil den ganzen Zug auszuhalten
                              									hat; die Schrauben gehen durch gestossene Schlitze im Stangenende.
                           Bei einigen billigen Maschinen ist die Kappe mit der Stange verschraubt und der Zug
                              									wird von einem direct am Lager liegenden Keil mit schmaler Fläche aufgenommen (Fig. 44 und 45).
                           Textabbildung Bd. 285, S. 6Kreuzköpfe. Bei allen genannten Constructionen besteht das Kurbelzapfenlager aus
                              									Babbittmetall. Bei grossen Zapfen wird das Lagermetall von schwalbenschwanzförmigen
                              									Schlitzen in den Schalen gehalten; diese letzteren werden gewöhnlich nach dem
                              									Giessen ausgebohrt, sobald das Metall gut eingehämmert ist. Eine Firma löthet das
                              									Metall auf die Schale; die Lagerhälften von Messing werden erst angewärmt und mit
                              									Loth überzogen, damit das Babbittmetall besser anhaftet. Einige Fabrikanten von
                              									schnellaufenden Maschinen benutzen Gusseisen anstatt Messing zu den Schalen;
                              									ersteres nimmt das Babbittmetall in derselben Weise an, doch müssen die Schalen
                              									selbst kräftiger ausgeführt werden. Am Kreuzkopfende werden nur Schalen aus Rothguss
                              									oder Phosphorbronze angewendet, da das Babbittmetall das fortwährende Würgen hier
                              									nicht aushält. Pleuelstangen mit gabelförmigen Enden am Kreuzkopfende werden in
                              									Amerika nicht verwendet.
                           5) Kreuzköpfe. Dieselben finden sich in einer grossen
                              									Anzahl verschiedener Formen vor.
                           Fig. 46 und 47 zeigen die einfachste
                              									Form eines Locomotivkreuzkopfes; der aus einem Stück mit letzterem gefertigte Zapfen
                              									wird mittels besonderer Vorrichtung auf der Drehbank bearbeitet. Die Gleitflächen
                              									werden in der Regel mit Babbittmetall ausgegossen; die Führungsstücke sind aus
                              									Gusseisen mit massivem rechteckigen Querschnitt. Fig. 48 und 49 veranschaulichen
                              									einen Kreuzkopf mit eingesetztem Zapfen, Fig. 50 und 51 einen solchen mit
                              									einseitiger Führung und eingepresstem Zapfen; bemerkenswerth ist bei der letzteren
                              									Construction die Befestigung der durch ein grösseres Loch gesteckten Kolbenstange
                              									mittels zweier Muttern. Es gestattet diese Anordnung, die Führungsfläche des
                              									Kreuzkopfes mit der Grundplatte zusammenzugiessen (Fig. 15 und 17), da sich der erstere
                              									nach Lösen der Muttern leicht verstellen und damit das Zusammenfallen der
                              									Mittellinie des Kreuzkopfes mit der Cylindermitte bequem erreichen lässt.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 6Kreuzköpfe. Die senkrechten Kreuzköpfe laufen in flachen, gebohrten oder V-förmigen
                              									Führungen und sind mit Nachstellvorrichtungen versehen, während die Führungen selbst
                              									gewöhnlich unveränderlich bleiben.
                           Fig. 52 und 53 zeigen einen viel
                              									verwendeten Kreuzkopf mit keilförmigen und mittels Schrauben nachstellbaren
                              									Gleitschuhen, welche auf frei um ihre Bolzen drehbaren, mittels der Schrauben A bezieh. B mit dem
                              									Kreuzkopfe verbundenen Stücken liegen, die sich genau gegen die Gleitschuhe
                              									legen.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 6Kreuzköpfe.Fig. 54 und 55 veranschaulichen
                              									einen ebenfalls wie der vorstehende aus Gusseisen gefertigten Kreuzkopf. Keilförmige
                              									Stücke von einer Länge beinahe gleich derjenigen des Schuhes werden mittels der
                              									Schrauben B bewegt und bewirken hierdurch das Anliegen
                              									des Schuhes auf der Führung; Keil und Schuh sind durch Schrauben A am Kreuzkopfe befestigt und es lässt sich ein
                              									Auswechseln der letzteren leicht ermöglichen. Ein Hauptvortheil besteht noch in dem
                              									gleichmässig vertheilten Drucke, welchen die Schuhe auf die Gleitfläche ausüben.
                           
                           Ein anderer, aus Stahl gefertigter Kreuzkopf ist in Fig. 56 bis 58 abgebildet; bei
                              									demselben sind im Gegensatze zu den bisherigen Constructionen die Führungen mittels Schrauben nachstellbar angeordnet;
                              									der Bund zur Aufnahme der Kolbenstange ist gespalten und wird auf die letztere
                              									mittels zweier Schrauben geklemmt. Hier, wie auch bei allen anderen Kreuzköpfen,
                              									sind die Schuhe mit Babbittmetall ausgefüttert, welches eingegossen, eingehämmert
                              									und danach bearbeitet wird. Bemerkenswerth ist noch die Querschnittsform der
                              									gusseisernen Führungen, sowie die getroffene Anordnung, ein Abfliessen des Oeles von
                              									den Gleitflächen zu verhüten.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 7Kreuzkopf. Die der Abnutzung unterworfenen Gleitflächen der Kreuzköpfe besitzen
                              									bedeutende Abmessungen; bei schnellgehenden Maschinen mit kurzem Hub ist die Länge
                              									der Gleitschuhe oft gleich dem Hube der Maschine. Ein Flächendruck von 35 Pfund auf
                              									den Quadratzoll (2,45 k auf 1 qc), gerechnet für die Mittelstellung des Kreuzkopfes
                              									und wenn der Dampf mit voller Spannung auf den Kolben wirkt, ergibt keinen
                              									nennenswerthen Verschleiss. Zuweilen findet man kleinere Werthe für den
                              									Flächendruck; so beträgt derselbe bei einer wohlbekannten Maschine von 12'' (305 mm)
                              									Cylinderdurchmesser und 16'' (406 mm) Kolbenhub, welche mit 240 Umdrehungen in der
                              									Minute arbeitet, bei einer Grösse der Gleitfläche von 14'' × 6'' = 84 Quadratzoll
                              									(356 mm × 152 mm = 541,11 qc) und 100 Pfund (etwa 7 at) Anfangsspannung des
                              									Arbeitsdampfes, wenn das Verhältniss der Pleuelstange zur Kurbel 6 : 1 nur 22,4
                              									Pfund auf den Quadratzoll (1,5 k auf 1 qc).
                           Die Dimensionen des Kreuzkopfzapfens betragen gewöhnlich 13/16 bis ⅝ des Durchmessers und der Länge
                              									vom Kurbelzapfen; hiermit ergibt sich ein um 1½- bis 2½ mal so grosser Fig. 63. Flächendruck.
                              									Je grösser der Zapfen, desto geräuschloser läuft die Maschine.
                           6) Kolben und Kolbenstangen. Allgemein scheint man in
                              									Amerika die Erfahrung gemacht zu haben, dass die einfachsten Kolben die besten sind,
                              									wenigstens kommen bei schnellgehenden Maschinen nur massive Körper mit
                              									aufgeschnittenen gusseisernen Kolbenringen zur Verwendung. Die aufgeschnittenen
                              									Ringe werden gewöhnlich, wie Fig. 59 und 60 ersichtlich, von einem zwischen den beiden Deckeln des Kolbens
                              									liegenden Ring getragen, der auch dazu dient, den Kolben concentrisch
                              									einzustellen.
                           Bei langsam gehenden Maschinen mit grossem Hub kommen weniger einfache Formen in
                              									Anwendung, doch ist der Zwischenring zum Tragen der federnden und wie vorstehend aus
                              									Gusseisen gefertigten Ringe grösstentheils auch hier beibehalten. Fig. 61 und 62 veranschaulichen
                              									einen viel verwendeten Kolben mit zwei schmalen Ringen, welche derart
                              									zusammengenietet sind, dass ihre Schlitze um einen gewissen Betrag von einander
                              									entfernt liegen; T-förmige Messingstücke, hinter denen Federn aus Neusilber liegen,
                              									drücken die Ringe dann gegen die Cylinderwandung. Mitunter macht man die Breite des
                              									Klemmringes gleich derjenigen des Kolbens (Fig. 63 und 64) und lässt denselben
                              									auch öfter ganz fort (Fig.
                                 										65 und 66).
                              									Gewöhnlich werden bei Verwendung schmaler aufgeschnittener Ringe zwei oder mehr
                              									verwendet; ein breiter Ring allein kommt selten
                              									vor.
                           Die Verbindung der Kolben mit ihrer zugehörigen Stange geschieht auf verschiedene
                              									Arten. Sehr oft wird der Kolben auf die Stange gepresst (Fig. 60 und 62) und zur Sicherung
                              									über das im Kolben liegende Ende der Stange noch eine Mutter geschraubt oder die
                              									Kolbenstange wird eingeschraubt und ebenfalls wieder mit einer Mutter versehen.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 7Kolben und Kolbenstangen. Man findet in Amerika sehr wenig konisch eingesetzte Kolbenstangen,
                              									ausgenommen bei Tandemmaschinen, da ihre Verbindung mit dem Kolben selten gelöst
                              									wird und die Stange leicht vom Kreuzkopfe losgemacht werden kann, da sie hier mit
                              									einem gut ausgeschnittenen Gewinde versehen ist, welches einen etwas kleineren
                              									Durchmesser als die aus Rundstahl gefertigte Stange selbst besitzt, während ihr
                              									anderes Ende einen der Bohrung im Kolbenkörper entsprechenden Durchmesser besitzt.
                              									Für die Ermittelung des Durchmessers der Kolbenstange haben sich keine praktischen
                              									Regeln aufstellen lassen; den grössten Durchmesser findet man ungefähr zu 3/16 vom
                              									Cylinderdurchmesser, doch 
                              									kommen namentlich bei grösseren Maschinen auch kleinere Abmessungen vor.
                           Es finden sich zuweilen Kolben, welche in der Richtung der Längsachse bedeutende
                              									Abmessungen besitzen, und zwar ist es nichts Ungewöhnliches, die Breite derselben
                              									gleich ¼ vom Cylinderdurchmesser zu nehmen; bei kleineren Cylindern findet man noch
                              									grössere Verhältnisse, Derartige lange hohl gegossene Kolben mit zwei oder mehr
                              									federnden Ringen geben eine vorzügliche Dichtung.
                           7) Cylinder. Mit Ausnahme der zu Verbundmaschinen
                              									gehörigen, mit höheren Dampfspannungen arbeitenden Cylinder sind dieselben ohne
                              									Dampfmäntel ausgeführt. Gewöhnlich sind die Cylinder mit eisernen oder hölzernen
                              									Stäben umkleidet, unter welchen sich schlechtleitende Wärmeleiter, wie Asbest,
                              									Schlackenwolle, Haarfilz o. dgl., befinden (Fig. 67 und 68), zuweilen besteht
                              									auch Cylinder, die Bekleidung aus einem einzigen Gusstück, welches mit seinen
                              									vorstehenden Endleisten auf den Cylinderflanschen aufliegt (Fig. 69 bis 71). Blechverkleidungen
                              									findet man selten, da dieselben leicht Beulen erhalten.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 8Cylinder. 8) Riemenscheiben und Schwungräder. Alle
                              									Scheiben bezieh. Schwungräder von 10' (3,048 m) Durchmesser und weniger werden in
                              									einem Stück gegossen (Fig.
                                 										72); solche von grösserem Durchmesser fertigt man in zwei Hälften an (Fig. 73 und 74), und wenn derselbe
                              									20' (6,096 m) und mehr beträgt, setzt man die Scheiben aus mehreren Stücken
                              									zusammen, deren Grösse sich nach den von den Eisenbahnverwaltungen vorgeschriebenen
                              									Transportbedingungen richtet. Die durch die Abbildungen (Fig. 73 und 74) veranschaulichte
                              									Scheibe wird auch im Ganzen gegossen und zur Vermeidung schädlicher Spannungen beim
                              									Abkühlen mit Stahlkeilen im Formkasten aus einander gesprengt.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 8Riemenscheiben und Schwungrad. Die in Fig.
                                 										75 bis 77
                              									ersichtlichen Spaltkeile sind ungefähr 16 mm stark und auf beiden Seiten schwach
                              									konisch. Die leicht aber rauh zerrissenen Ränder der Bruchstelle legen sich genau
                              									auf einander und werden ebenso wie auch die gespaltene Nabe durch gewöhnliche
                              									unbearbeitete Schraubenbolzen zusammengehalten; nachdem kommt die Scheibe behufs
                              									Abdrehens und Ausbohrens auf die Drehbank.
                           Auf diese Weise werden Scheiben bis zu 20' (6,096 m) Durchmesser und 48'' (1219
                              									mm) Breite hergestellt.
                           Man findet in Amerika selten Scheiben, deren Verbindungsflächen gehobelt und durch
                              									gedrehte Schraubenbolzen zusammengehalten werden, wie dies bei uns der Fall ist.
                           Die Schwungräder besitzen in der Regel den in Fig. 78 angegebenen
                              									Querschnitt, wobei die einzelnen Segmente bei sehr schweren Schwungrädern, nachdem
                              									das Rad auf der Welle sitzt, zuweilen noch durch aufgezogene Schrumpfbänder
                              									zusammengehalten werden. Der Kranz wird auf dem äusseren Umfange, den beiden
                              									Seitenflächen und an den auf der Abbildung (Fig. 78) durch Pfeile
                              									bezeichneten Stellen abgedreht.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 8Schwungrad. Schwungräder von über 20' (6,098 m) Durchmesser werden auf verschiedene
                              									Weise hergestellt. Fig.
                                 										80 und 81
                              									lassen eine der gebräuchlichsten Constructionen erkennen. Die ausgebohrte und
                              									abgedrehte Nabe besteht hier aus zwei mit kräftigen Rippen versehenen symmetrischen
                              									Stücken, welche mit einem Ansätze bezieh. einer entsprechenden Vertiefung in
                              									einander greifen. Das Schwungrad ist aus einzelnen Theilen zusammengeschraubt, deren
                              									jeder aus einer Speiche mit zugehörigem Kranzsegment besteht; sämmtliche
                              									Verbindungsflächen sind gehobelt. Die unteren Enden der Speichen liegen zwischen den
                              									beiden Hälften der Nabe; wenn letztere centrisch zum Kranz gebohrt ist, werden die
                              									Löcher durch Speichen und Nabenhälften gleichzeitig gebohrt.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 8Riemenscheibe. Riemenscheiben und Schwungräder besitzen selten grössere
                              									Umfangsgeschwindigkeiten als 5280' (1610 m) in der Minute; zuweilen findet man auch
                              									ein gut construirtes und ausbalancirtes Schwungrad mit 6000' (1829 m) und es soll
                              									nach unserer Quelle sogar ein solches mit 7000' (2134 m) Umfangsgeschwindigkeit
                              									geben. Der Querschnitt eines derartigen Schwungrades ist in Fig. 82 dargestellt.
                           Zur Uebertragung der von der Maschine entwickelten Leistung dienen fast
                              									ausschliesslich Lederriemen; erst in neuerer Zeit ist man, ebenso wie auch bei uns,
                              									dazu übergegangen, hierfür Seile zu verwenden.
                           
                           Man findet Riemen bis zu 6' (1829 mm) Breite, doch verwendet man in derartigen
                              									Fällen meist mehrere schmale Riemen neben einander, von denen jeder auf einer
                              									besonderen Scheibe läuft. Uebersetzungen mittels Zahnräder findet man selten, denn
                              									werden nicht, wie dies Corliss gethan hatVgl. Bericht über die Weltausstellung in Philadelphia
                                       												1876 von Radinger S. 10.,
                              									ganz genau mit einander arbeitende Räder verwendet, so liegt die Umdrehungszahl
                              									einer Maschine bei Räderübersetzung niedriger als beim Riemen- bezieh. Seilbetrieb,
                              									und es müssten deshalb, um entsprechende Leistungen hervorzubringen, im ersteren
                              									Falle grössere Cylinder angeordnet werden, wodurch sich die Beschaffungskosten nicht
                              									unwesentlich erhöhen.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)