| Titel: | Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter Ausstellung. | 
| Autor: | L. Kohlfürst | 
| Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 59 | 
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                        Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der
                           								Frankfurter Ausstellung.
                        Von Oberingenieur L.
                                 									Kohlfürst.
                           							
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 9 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter
                           								Ausstellung.
                        
                     
                        
                           XII. Zuggeschwindigkeitscontrole.
                           Die Einrichtungen, welche für die Controle der Fahrgeschwindigkeit der Züge Anwendung
                              									finden, theilen sich bekanntlich in solche, welche auf den Zügen selbst, und in
                              									solche, welche stabil in Stationen und längs der Strecke angebracht werden. Die
                              									erstgenannten Anordnungen sind entweder rein mechanische Apparate, wie z.B. die
                              										Tachygraphen von Hipp,
                              									oder von Sombart u.a. und lagen daher überhaupt
                              									ausserhalb des Rahmens der Ausstellung, oder sie zählen in die Gattung der Messwagen, wie dieselben beispielsweise bei allen
                              									grossen Bahnen Frankreichs im Gebrauche stehen (vgl. Kohlfürst, Die Fortentwickelung der elektrischen Eisenbahneinrichtungen,
                              									1891 S. 251). Die Einrichtungen dieser Art von Messwagen sind in der That der
                              									Hauptsache nach elektrische, waren jedoch in Frankfurt
                              									nicht vertreten. Wohl ist von Seite der königl.
                                 										Eisenbahndirection Hannover ein Versuchswagen mit „elektrischen
                                 										Apparaten zum Anzeigen des Druckes (?) in Luftbremsleitungen und zum Anzeigen
                                 										der Geschwindigkeit“ zur Ausstellung angemeldet
                              									gewesen; dieser Wagen konnte jedoch später wegen der Ausführung von Bremsversuchen
                              									nicht entbehrt werden und ist deshalb nicht ausgestellt worden. Allerdings ist
                              									dieser Umstand bedauerlich, denn die eigenthümlichen, sinnreichen elektrischen
                              									Vorrichtungen der von den königl. preussischen Staatseisenbahnen für Bremsversuche
                              									eingerichteten Messwagen sind wesentlich vollkommener als jene Hilfsmittel, welche
                              									für gleiche Zwecke bei den 1887 in Burlington stattgehabten
                              									Brems-Concurrenzversuchen, sowie zwei Jahre später gelegentlich des
                              									Eisenbahncongresses in London Verwendung gefunden haben. Auch sind in der That
                              									einzelne Apparate der gedachten Messwagen zum Messen der Zuggeschwindigkeit geeignet
                              									und bestimmt, allein eigentlich doch nur behufs Ermittelung der
                              									Fahrgeschwindigkeiten unmittelbar vor und während des Bremsens und keineswegs im
                              									Sinne einer Controle während der ganzen Fahrt des Zuges oder für ganze Strecken.
                              									Also selbst wenn der angemeldete Wagen ausgestellt gewesen wäre, hätte er nicht als
                              									ein Vertreter eines fahrbaren, elektrischen Controlapparates
                                 										für die Fahrgeschwindigkeit der Züge gelten können.
                           Um so reichlicher erwies sich die Zahl und Mannigfaltigkeit der ausgestellten Streckencontacte für stabile Controlanlagen.
                           Hinsichtlich dieser stabilen Einrichtungen darf vielleicht gleich hier erinnert
                              									werden, dass dieselben ihrem Wesen nach aus einem in der Station aufgestellten
                              									Registrirapparate bestehen, welcher mit einer Anzahl längs der ganzen neben
                              									liegenden Bahnstrecke in bestimmten, gleichen
                              									Entfernungen von einander angebrachter Streckencontacte und mit einer Batterie so in
                              									Verbindung gebracht ist, dass er jedes durch einen Zug beim Ueberfahren eines
                              									Streckencontactes bewirkte Thätigwerden des letzteren auf einem gleichmässig mit
                              									bekannter Geschwindigkeit sich bewegenden Papierstreifen anzeichnet.
                           Eben an derselben Stelle im östlichen Zubau der Halle für Eisenbahnwesen, welche für
                              									den eben erwähnten Messwagen in Aussicht genommen war, befanden sich gleich sechs
                              									verschieden angeordnete Streckencontacte, durchwegs Radtaster, nämlich Contacte, welche von jedem Locomotiv- oder Waggonrade thätig gemacht werden,
                              									das auf dem Schienenstrange läuft, neben dem die Vorrichtung angebracht ist.
                           Die besagten sechs Radtaster, welche sämmtlich aus der Telegraphenbauanstalt H. Wiesenthal und Co. in Aachen hervorgegangen sind,
                              									müssen mehr oder weniger nur als Illustrationen zur Entwickelungsgeschichte dieser
                              									Apparatgattung angesehen werden, obwohl sie meist erst kurz vor ihrem Abgange zur
                              									Ausstellung aus verschiedenen Haupt- 
                              									wie Nebenstrecken des Bezirks der königl.
                                 										Eisenbahndirection Elberfeld entnommen waren, wo sie sowohl zur Controle
                              									der Fahrgeschwindigkeit oder auch zum Auslösen von Annäherungssignalen (Ueber
                              									wegläute werken) gedient hatten.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 60Radtaster von Wiesenthal und Co. Das eiserne Hebelwerk des ältesten dieser Streckencontacte (Fig. 98 und 99) ist an einer
                              									längeren Querschwelle Q des Eisenbahngeleises und an
                              									der in Q eingezapften Holzsäule P angebracht. Das obere Ende von P, sowie die
                              									beiden Contactfedern a und b sind durch eine Blechhaube geschützt. Eine kräftige, auf die in
                              									Führungen laufende Rundstange S einwirkende Spiralfeder
                              									hebt die von dem gabelförmigen Hebelarme g getragene
                              										Auflaufschiene A stets genügend hoch über die
                              									Schienenoberkante. Beim Befahren der Auflaufschiene wird A durch jedes vorbeikommende Rad des Zuges niedergedrückt, also S hochgehoben, so dass das daumenförmig abgefeilte Ende
                              									der Stange die Contactfedern a und b, von welchen die erstere mit der Controlleitung L, die letztere mit der Erdleitung in Verbindung steht,
                              									an einander drückt, d.h. eine Schliessung des Contactes herbeiführt. Dieser einfache
                              									Apparat stammt bereits aus dem Jahre 1876 und war in der Strecke Hochdahl-Erkrath
                              									eingelegt. Fast das gleiche Alter hatte der in Fig. 100 und 101 dargestellte
                              									Radtaster mit dem Doppelwinkel D, X, A, dessen Daumen
                              										D durch den Druck der auf S wirkenden Spiralfeder in der gehörigen Höhe über die Schienenoberkante
                              									erhalten wird. Zur Contactbildung dienen zwei flache Spiralfedern a und b. Bei den beiden
                              									geschilderten Radtastern beträgt die Entfernung zwischen der nächsten Schiene des
                              									Eisenbahngeleises und der Säule P 150 cm; beim älteren
                              									ist P 112 cm, beim zweiten, jüngeren 85 cm hoch.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 60Radtaster von Wiesenthal und Co. Der kleinste unter den sechs Radtastern ist gleichfalls mit einer
                              									Auflaufschiene A (Fig. 102) versehen; die
                              									sonstige Holzsäule P ersetzt ein 56 cm hoher eiserner
                              									Röhrenständer. Der zweiarmige Hebel der Auflaufschiene ist kaum ein Drittel so
                              									lang als bei den beiden früher geschilderten Radtastern; die Contacte a und b sind einfache
                              									Flachfedern, die beim Befahren der Vorrichtung durch die hochsteigende Stange S an einander gedrückt werden. Diese Anordnung ist nur
                              									in einem Exemplare angefertigt und versuchsweise eingeschaltet gewesen; scheint sich
                              									also nicht bewährt zu haben.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 60Fühlhebeltaster von Wiesenthal und Co. Jünger sind die Fühlhebeltaster
                              									(Schienendurchbiegecontacte) (Fig. 103 und 104). Bei beiden
                              									beträgt die Entfernung vom nächsten Schienenstrange bis zum Ständer P 150 cm; das freie Ende des zweiarmigen Hebels A B lehnt sich vermöge der Lage und des Gewichtes des
                              									Gestänges gegen den Schienenfuss. Der obere Theil der Stange S liegt einem um eine Achse drehbaren Winkel gegenüber. Bei der einen in
                              										Fig. 103
                              									dargestellten Anordnung ist ein Arm des besagten Winkels durch Federn wagerecht
                              									gehalten, während der senkrecht nach abwärts gerichtete Arm ein theilweise mit
                              									Quecksilber gefülltes, wohlverschlossenes Glasgefäss trägt, in welches ein mit der
                              									zugehörigen Controlleitung verbundener, sonst wohl isolirter Platindraht bis an den
                              									Boden hin abtaucht, während ein zweiter solcher, jedoch mit der Erdleitung
                              									verbundener Draht nicht ganz bis zur Oberfläche des Quecksilbers reicht. Bei der
                              									Ruhelage ist also zwischen Leitung und Erde keine Verbindung vorhanden, wohl aber
                              									tritt eine solche ein, wenn die Bahnschiene, durch Fahrzeuge befahren, sich einbiegt
                              									und sonach A niederdrückt, denn die hierdurch nach
                              									aufwärts gehende Stange S versetzt, da sie für diesen
                              									Zweck eigens mit einer Reihe von Einkerbungen versehen ist, den vorbeschriebenen
                              									Winkel in eine rüttelnde Bewegung. In dem hin und her geschüttelten Glasgefässchen
                              									gelangt das Quecksilber mit dem zur Erde angeschlossenen Platindrahte in Berührung
                              									und vermittelt sonach die leitende Verbindung zwischen Leitung und Erde. Aehnlich
                              									geschieht die Thätigmachung des Contactes bei dem in Fig. 104 skizzirten
                              									Fühlhebeltaster; hier tritt jedoch an die Stelle des niederhängenden, das
                              									Quecksilbergefäss tragenden Armes eine dünne Messingstange, von welcher ein Stück
                              										f flach gehämmert und eingebogen wird, so dass es
                              									federt. Allenfalls kann auch eine eigene Stahl- oder Neusilberfeder in die Stange
                              									eingefügt werden. Am unteren Ende dieses Stängelchens ist die in Fig. 105 besonders
                              									herausgezeichnete, eigentliche Contactvorrichtung C
                              									angebracht. Dieselbe besteht aus den beiden durch eine Zwischenlage von einander
                              									isolirten, sonst aber fest mit 
                              									einander verbundenen Messingscheibenhälften a und
                              										b; eine in der Isolirung oder in b eingesetzte Achse x
                              									trägt den Messingbügel H, der mittels einer zarten
                              									Drahtspirale L mit der Controlleitung in Verbindung
                              									gebracht ist. Wird nun durch Befahren der Eisenbahnschiene die Stange S (Fig. 104) nach aufwärts
                              									gedrückt, so bringt sie vermöge ihrer Einkerbungen den Contactwinkel in eine
                              									zuckende Bewegung, wobei der schwere Bügel hin und her gependelt wird, so dass bald
                              									die eine, bald die andere der beiden neusilbernen Gleitfedern f1 oder f2 (Fig. 105) mit dem
                              									Scheibensegmente a in Berührung gelangt und sonach die
                              									leitende Verbindung zwischen E und L bewirkt.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 61Fühlhebeltaster von Wiesenthal und Co. Der letzte und jüngste unter den in Betracht stehenden sechs
                              									Streckencontacten stammt aus dem Jahre 1888 und hat wieder eine Auflaufschiene mit
                              									einem zweiarmigen Hebel AB (Fig. 106 und 107) von 150 cm Länge.
                              									Die Stange S steht an ihrem oberen Ende mit einem
                              									Krummzapfen in Verbindung, der auf einer Drehachse festsitzt, an der auch die starke
                              									Messingscheibe i aufgekeilt ist. Letztere hat einen
                              									bogenförmigen Ausschnitt, der eine Falle bildet, in welche die an der kräftigen
                              									Feder a angebrachte Nase hineinpasst; a steht mit der Erdleitung in Verbindung, während an
                              									einer gegenüberliegenden, isolirt befestigten Feder b
                              									die Leitung angeschlossen wird. Beim Befahren der Auflaufschiene drückt jedes
                              									passirende Rad die Stange S nach aufwärts und diese
                              									dreht dabei die Scheibe i derart, dass letztere wie ein
                              									Excenter wirkend die Feder a aus der Falle heraus und
                              									gegen die Feder b drückt.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 61Fig. 108.Radtaster von Galke. Seitens der königl. Eisenbahndirection
                                 										Magdeburg waren zwei ungleich grosse Galke'sche Radtaster ausgestellt, welche sich durch einen eigenthümlichen
                              									Schleifcontact auszeichneten. Der kleinere der beiden gedachten Radtaster, welcher
                              									hinsichtlich des Contactes mit dem grösseren genau übereinstimmte, ist in Fig. 108 und 109
                              									ersichtlich gemacht. Die Welle W ist in einem
                              									gusseisernen, auf der Querschwelle des Geleises befestigten Gestelle HH gelagert und durch die Wurmfeder F so festgehalten, dass das auf ihrem viereckig
                              									abgekanteten Ende aufgesteckte Auflaufstück A (Pedal)
                              									genau in angemessener Lage festgehalten bleibt. Am zweiten Ende der Welle W sitzt der Arm S fest,
                              									welcher mittels der an seinem oberen Ende angebrachten Contactfedern die Verbindung
                              									zwischen Controlleitung und Erdleitung herstellt, sobald A durch die Räder der vorüberfahrenden Züge oder Locomotiven
                              									niedergedrückt wurde. Der Contact selbst (Fig. 110)
                              									besteht aus einer Anzahl Messingspangen M, die an einer
                              									Hartgummi- oder paraffingetränkten Holzunterlage befestigt und unter einander, sowie
                              									mit der Controlleitung bei r in Verbindung gebracht
                              									sind. Genau gegenüber steht das Ende des Armes S (Fig. 108). An dieser Stelle sind an einer Achse x ebenso viele Messingbügel mn über einander angebracht, als gegenüber an der Gehäusewand bezieh. an
                              									dem Isolator J Messingspangen M befestigt sind, so dass sich also jeder Spange ein Bügel gegenüber
                              									befindet. Die letzteren werden durch je eine Feder f
                              									beeinflusst, die einerseits an dem Stift w befestigt
                              									ist und mit dem anderen Ende durch eine Bohrung des Messingbügels geführt wird. Der
                              									Druck dieser Feder presst den Schenkel m stetig gegen
                              									den Stift i. In der Ruhelage des Radtasters kann eine
                              									Berührung zwischen M und n
                                 										– die Bügel Amn sind durch die metallischen
                              									Stifte und den eisernen Arm S (Fig. 108) mit dem ganzen Gestelle zur Erde verbunden – nicht eintreten,
                              									sie erfolgt jedoch, sobald das Auflaufstück des Tasters befahren und der Arm S sonach in der Richtung des eingezeichneten Pfeiles
                              									bewegt wird, wobei n auf M
                              									schleift, was natürlich auch am Rückwege bis knapp vor der End- oder vielmehr
                              									Ruhestellung von S der Fall ist.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 61Fig. 109.Radtaster von Galke. Die beiden Galke'schen Radtaster erschienen
                              									gegenüber den früher besprochenen sechs alten Streckencontacten viel sorgfältiger
                              									und solider ausgeführt, also im Ganzen weitaus vertrauenswürdiger; sie sollen diesem
                              									Eindrucke jedoch in der Praxis keineswegs vollständig entsprechen.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 61Fig. 110.Radtaster von Galke. Ein von H. Tormin construirter
                              									Streckencontact, welcher im Wesentlichen eine interessante Vervollkommnung des in
                              									Frankreich viel verbreitet gewesenen Lartigue'schen
                              									Blasebalgcontactes ist, war von der königl.
                                 										Eisenbahndirection Köln (rechtsrheinisch) zur Anschauung gebracht worden.
                              									Dieser von einem aus starkem Blech hergestellten 
                              									Gehäuse G (Fig. 111) geschützte
                              									Apparat ist wieder für die Thätigmachung durch einen Fühlhebel H eingerichtet, dessen kürzerer Arm sich gegen die
                              									Schienenunterkante lehnt. Die Gehäuseklappen bb
                              									verhindern hier das Eindringen von Kies und Steinen in das Gehäuse. Das Ende des
                              									langen Armes des Hebels H ist durch ein Gelenk mit der
                              									nach aufwärts reichenden, durch die zwei Führungsrollen f und f gehaltenen Stange S verbunden. Das obere Ende der letzteren besteht aus
                              									einem aufgeschraubten Rohrstück d, das zu oberst eine
                              									aufrecht stehende Rolle r trägt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 285, S. 62
                              Streckencontact von Tormin.
                              
                           Durch Höher- oder Tieferstellen von d erhält S die richtige Länge, und damit sich
                              									dieselbe, einmal gehörig eingestellt, durch Lockerung während der Inanspruchnahme
                              									nicht mit der Zeit wieder ändern könne, ist nach dem Einstellen die Klemmschraube
                              										s gehörig festzuziehen. Vermöge der gewählten
                              									Grössenverhältnisse bringen die durch das Befahren des Eisenbahngeleises erzeugten
                              									Schieneneinbiegungen ein doppelt so hohes Aufwärtsgehen der Stange S hervor, wobei der während seiner Ruhelage durch eine
                              									starke Spiralfeder stetig ausgedehnt gehaltene Blasebalg B zusammengepresst wird. Die im letzteren enthaltene Luft dringt zufolge
                              									dieser Pressung durch das Kugelventil V aufwärts in den
                              									oberhalb B gelagerten kleinen Blasebalg Q, der behufs besserer Uebersicht in Fig. 112 besonders
                              									dargestellt erscheint. Auf der Deckplatte von Q ist
                              									eine zugeschmolzene Glasröhre in geneigter Lage befestigt. In diese Röhre sind zwei
                              									Platindrähte eingeschmolzen, wovon der eine durch das Kabel K (Fig. 111)
                              									mit der Controlleitung, der andere mit der Erdleitung in Verbindung gebracht wird.
                              									Im Ruhezustande drückt das Bleigewicht p den kleinen
                              									Blasebalg zusammen; die Glasröhre hat dann eine gegen links hin geneigte Lage, so
                              									dass das Quecksilber, mit dem die Röhre zur Hälfte gefüllt ist, die beiden
                              									Platindrähte nicht berührt. Wird jedoch der kleine Blasebalg in der oben
                              									geschilderten Weise beim Befahren der bezüglichen Geleisstelle ausgedehnt, so ändert
                              									sich die Lage der Röhre derart, dass das Quecksilber nach rechts rinnt und dort die
                              									leitende Verbindung der beiden Platindrähte bewirkt. Der Ueberschuss der aus
                              									dem grossen in den kleinen Blasebalg hineingetriebenen Luft entweicht durch eine in
                              									der Deckplatte vorhandene Bohrung t; dieselbe ist aber
                              									so enge, dass das vollständige Entweichen der Luft durch den Druck des Gewichtes p erst innerhalb 2 bis 3 Secunden nach der erfolgten
                              									Thätigmachung des Apparates bewirkt wird. Die metallische Verbindung zwischen
                              									Controlleitung und Erdleitung bleibt also nicht nur während der ganzen Dauer des
                              									Befahrens bestehen, sondern währt überdem noch mindestens 2 Secunden hinterher.
                              									Jedes Wirksamwerden des Contactes bringt nicht eine Reihe kurzer Stromschliessungen,
                              									sondern einen einzigen fortlaufend andauernden, längeren Stromschluss hervor, was
                              									als ein werthvoller Vorzug gelten darf. Radtaster der Tormin'schen Construction sind bereits seit sechs Jahren auf den
                              									Bahnstrecken Wanne-Bremen und Wesel-Wenlo mit bestem Erfolge im Gebrauche.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 62Radtaster von Siemens und Halske. In mehrfachen Exemplaren hatten Siemens und
                                 										Halske in Berlin ihre Radtaster, sowie ihre
                              										Schienendurchbiegecontacte ausgestellt. Die
                              									Hebelvorrichtung der erstbenannten, in Fig. 113 (Draufsicht)
                              									und Fig. 114
                              									(Querschnitt) ersichtlich gemachten Radtaster ist im Gegensatze zu den meisten
                              									ähnlichen Anordnungen dieser Gattung verhältnissmässig leicht hergestellt und an dem
                              									in zwei Kugelgelenken k und k1 lagernden Doppelhebel HH1 ist eine lange
                              									Auflaufschiene A angebracht, welche federt, damit die
                              									Stösse der Fahrzeuge auf den Taster möglichst abgeschwächt werden. Der Doppelhebel
                              										HH1 wird innerhalb
                              									des gusseisernen, durch einen Blechdeckel staubdicht abgeschlossenen Gehäuses G durch die Einwirkung zweier Spiralfedern F und F1 mit dem Verbindungsstücke mn auf die aus den beiden Seitenwänden vorstehenden und an diese
                              									angegossenen Anschlagdaumen a und a1 gelegt und also auf
                              									diese Weise mit dem anderen, die Auflaufschiene tragenden Ende in entsprechender
                              									Höhe über die Oberkante der Bahnschiene S gehalten. An
                              									der Rückwand des Gehäuses G ist, durch eine
                              									Zwischenlage gehörig isolirt, der Messingbügel P
                              									befestigt, welcher die Contactschraube c trägt, und zu
                              									dem die Leitung L, welche 
                              									als Kabel K von unten her durch eine eigens zu
                              									diesem Zwecke im Gehäuseboden vorhandene Oeffnung eintritt, mittels einer
                              									Klemmschraube angeschlossen wird. Das Querstück mn
                              									trägt die nach aufwärts gekehrte Blattfeder f, welche
                              									durch die Metalltheile der Gesammtanordnung mit der Schiene S bezieh. mit der Erdleitung in Verbindung steht und jedesmal mit der
                              									Contactschraube c in Berührung gelangt, so oft AB durch das Rad eines die in Frage kommende
                              									Geleisstelle passirenden Fahrzeuges niedergedrückt wird. Wie der Radtaster mittels
                              									Klemmplatten und Kopfschrauben an der Bahnschiene befestigt ist, geht aus Fig. 114 ohne weiteres
                              									deutlich hervor.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 63Streckencontact von Siemens und Halske. Die zweitgedachten, auf Schienendurchbiegung beruhenden Siemens und Halske'schen Streckencontacte unterscheiden
                              									sich von den bisher besprochenen Apparaten gleicher Gattung ganz wesentlich durch
                              									den Umstand, dass die Einbiegung, welche die Bahnschiene zwischen zwei Stützpunkten
                              									vermöge der Belastung durch die Fahrzeuge eines Zuges erfährt, nicht durch
                              									Vermittelung eines Hebelwerkes, sondern auf hydraulischem Wege zur Herstellung des
                              									Contactes ausgenutzt wird. Die nähere Einrichtung, welche von C. Frischen im Aprilhefte 1886 der Elektrotechnischen Zeitschrift zuerst bekannt gegeben
                              									worden ist, erhellt aus Fig.
                                 										115 und dem Querschnitte Fig. 116. Mittels
                              									Backen und Schrauben ist der gusseiserne Bügel M, L, P,
                                 										L1, M1 (Fig. 115) an der
                              									Bahnschiene S festgeschraubt. Dieser Bügel hat in der
                              									Mitte die Form eines flachen kreisrunden Tellers, welcher mit der Stahlblechplatte
                              										bb (Fig. 116) abgeschlossen
                              									wird. Auf bb ruht eine Eisenscheibe cc, welche in ihrer Mitte eine ausgedrehte Vertiefung
                              									hat, in der ein Metallcylinder d ruht. Die Höhe von d ist so bemessen, dass das obere Ende genau die untere
                              									Fläche des Schienenfusses berührt, wenn der Apparat richtig befestigt wurde. Ein
                              									gusseiserner Deckel aa schliesst den Raum oberhalb der
                              									Platte bb ab und hat in der Mitte eine Oeffnung von der
                              									Form einer kurzen Röhre, in welcher sich der Cylinder d
                              									bewegen kann. Zwischen Schienenfuss und dem Deckel aa
                              									wird gleich beim Festmachen des Apparates auch noch der Gummiring t eingelegt, welcher es verhütet, dass Staub oder Sand
                              									zu d eindringe. Der vorerwähnte durch bb bedeckte Tellerraum steht durch die Bohrung ff mit dem seitlich an den Gestellsbügel P1, M, P (M, L, P, L1, M1 in Fig. 115)
                              									angegossenen Topfe G in Verbindung. Das senkrechte
                              									Stück von f geht als Rohr nach aufwärts in den Hohlraum
                              									des Topfes, erweitert sich oben und gewinnt die Form eines Kelches r. In diesem Kelche ist ein Hartgummi- oder Glasrohr
                              									eingesetzt, das eine weitere directe Fortsetzung von f
                              									innerhalb r bildet. Die von f aufwärts gehende Röhre communicirt mit dem Hohlraume des durch den
                              									Deckel T dicht abgeschlossenen Topfes auch noch durch
                              									eine kleine Seitenöffnung h; desgleichen befindet sich
                              									am Boden des Kelches ein enges Loch s. Der ganze Teller
                              									unter bb, die Röhre f und
                              									ein Theil des Topfes G sind mit Quecksilber gefüllt, so
                              									hoch, dass der Kelchboden eben bedeckt ist. Durch den Druck der in G stehenden Quecksilbersäule auf die Platte bb wird der Cylinder d mit
                              									ungefähr 30 k nach aufwärts gegen den Schienenfuss gepresst. Biegt sich die Schiene
                              										S beim Passiren von Fahrzeugen, so drückt der
                              									Schienenfuss mittels d, der Scheibe c c und der Platte b b
                              									Quecksilber durch f aufwärts; dasselbe füllt den Kelch
                              										r sehr bald an, da sich die Fläche des Tellers zum
                              									Querschnitte von f wie 600 : 1 verhält. Hören die
                              									Einbiegungen der Bahnschiene auf, dann läuft das übergeflossene Quecksilber an r durch s in den Hohlraum
                              									des Topfes und auch durch die Oeffnung h in f und in den Teller zurück und auf diese Weise stellt
                              									sich in etwa 10 Secunden das ursprünglich bestandene Verhältniss wieder her. In den
                              									Kelch r und das isolirte Röhrenmundstück reicht die
                              									drei- oder fünfzinkige Gabel i hinein, welche an die
                              									isolirte Leitung, welche als Kabel K durch eine
                              									Stopfbüchse in den Topfraum eingeführt wird, angeschlossen ist. Diese Gabel wird von
                              									einem oberhalb des Kelches r angebrachten Glasdeckel
                              										p getragen und kann ohne Schwierigkeiten mittels
                              									einer Schraubenmutter tiefer oder höher gestellt werden, wodurch sich die kürzere
                              									oder längere Dauer der Contactgebung innerhalb ziemlicher Grenzen nach Bedarf ändern
                              									lässt. Laut einer von der Firma Siemens und Halske
                              									ausgegebenen statistischen Zusammenstellung haben dieselben bis Ende 1889 von den
                              									vorher geschilderten Radtastern 1898 Stück für deutsche
                              									und 78 Stück für ausländische Bahnen und von den zuletzt behandelten Schienendurchbiegecontacten 1120 Stück für deutsche und
                              									91 Stück für ausländische Bahnen abgeliefert.
                           Die ersten Registrirapparate zu stabilen elektrischen
                              									Zuggeschwindigkeits-Controleinrichtungen sind von M.
                                 										Hipp in Neuenburg construirt und, wie es scheint, zuerst auf der Strecke
                              									Olten-Basel etwa in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre in Betrieb genommen
                              									worden. Bei den ältesten Apparaten bewegte eine genau gehende Uhr eine langsam sich
                              									drehende und gleichzeitig sich längs ihrer Drehachse verschiebende schmale
                              									Papiertrommel, auf welcher die Umdrehungszeit bereits vorgedruckt war; der
                              									Schreibstift erzeugte bei jedesmaligem Thätigwerden eines Streckencontactes eine
                              									Reihe von Punkten, deren Anzahl zugleich der Achsenzahl des betreffenden Zuges
                              									entsprach. Später erhielt der Registrirer die Form eines Morsefarbschreibers, dessen
                              									Laufwerk durch Zuhilfenahme einer genau gehenden elektrischen Uhr für eine bestimmte
                              									Ablaufgeschwindigkeit des Papierstreifens regulirt wurde; bei den neuesten
                              									Controlwerken schreibt die regulirende Uhr auch noch die Zeit auf den
                              									Papierstreifen. Von dieser Art waren die durch Peyer,
                                 										Favarger und Co. in Neuenburg und in der Sammlung der königl. preussischen
                              									Staatsbahnen ausgestellt 
                              									gewesenen Exemplare, deren allgemeine Anordnung aus der schematischen
                              									Darstellung Fig. 117 hervorgeht, während der
                              									eigentlich registrirende Theil des Apparates in Fig. 118 in der Ansicht
                              									und in Fig. 119 in der
                              									Draufsicht dargestellt erscheint. Die Uhr U (Fig. 117) ist eine elektrische nach dem bekannten Hipp'schen System. Das schwere Halbsecundenpendel P hängt an einer Feder und nimmt bei seinen
                              									Schwingungen eine eigenthümliche Ankervorrichtung mit, durch welche eine Schubklaue
                              									das Steigrad Zahn für Zahn vorwärts schiebt. Die Uebertragung der Bewegung von der
                              									Steigradachse auf das Minuten- und Stundenrad erfolgt in der sonst üblichen Weise.
                              									Am unteren Ende der Pendelstange ist ein eiserner Anker A angebracht, welcher knapp über dem in der Schwerlinie des Pendels
                              									aufgestellten Elektromagneten m1 hin und her geht. In m1 darf sonach so lange kein Strom
                              									vorhanden sein, als die Schwingungen des Pendels genügend weit sind, um den
                              									regelmässigen Uhrgang zu erhalten. Werden aber die Schwingungen kleiner als
                              									zulässig, dann wird m1
                              									erregt werden müssen, damit durch die anziehende Wirkung auf A ein neuerlicher Antrieb auf P ausgeübt
                              									werde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 285, S. 64
                              Fig. 117.Registrirapparat von Peyer, Favarger und Co.
                              
                           Zu diesem Zwecke hat die Pendelstange eine seitlich abstehende
                              									prismatische Stahlnase von dem Querschnitte ∆, mit der sie unter einer Contactfeder
                              										f wegstreift. An f
                              									hängt ein kleiner Stahlkeil n, der beim Vorüberkommen
                              									des Näschens in der Regel nach links oder rechts einfach zur Seite geschoben wird,
                              									ausgenommen dann, wenn P gerade in dem Momente die
                              									Bewegungsrichtung wechselt, in welchem n den höchsten
                              									Punkt der Stahlnase berührt, denn in diesem Falle stemmt sich n. Dadurch wird f gehoben
                              									und mit ihrem sonst isolirt liegenden Ende gegen die Contactschraube d gedrückt, daher ein Strom der Batterie B2 über m1 geschlossen. Damit
                              									das Stemmen des Stahlkeiles n sicher erfolge, ist die
                              									Stahlnase zu oberst nicht scharfkantig, sondern mit einer Rille versehen. Die erste
                              									Aufgabe der elektrischen Uhr ist es nun, das Laufwerk X, welches den Papierstreifen bewegt, zu reguliren. Es geschieht dies,
                              									indem bei jeder Schwingung des Pendels, also alle halbe Minuten einmal, der Hebel
                              										h1 auf und nieder
                              									bewegt wird, welche Bewegung die Stange S auf den um
                              										o drehbaren Hebel h2 überträgt. Aus h2 steht seitlich ein Stahlprisma w (Fig. 118) vor, welches
                              									die bei v1 und v2 in dem Hebel i eingesetzten ähnlichen Stahlstifte bald fängt, bald
                              									loslässt. Der letztgedachte Arm sitzt oben, gleichsam an Stelle eines Windflügels,
                              									auf der letzten Achse des den Papierstreifen ziehenden Triebwerkes XX und der Lauf des letzteren wird also durch das alle
                              									halbe Minuten erfolgende Anhalten und Loslassen der besagten Windflügelachse genau
                              									regulirt bezieh. corrigirt. Durch Abänderung der Entfernung zwischen v1 und v2 kann die
                              									Geschwindigkeit des Papierlaufwerkes überhaupt in ziemlich weiten Grenzen
                              									beeinflusst, d.h. geändert werden, so dass man es in der Hand hat, durch Anwendung
                              									des geeigneten Stückes i dem Streifen eine
                              									Geschwindigkeit von 30, 40 oder 60 mm in der Minute zu ertheilen.
                           Der eigentliche Registrirapparat (Fig. 118 und 119) ist stets gleich
                              									für zwei Strecken, d.h. mit zwei Elektromagneten M1 und M2 eingerichtet, die mit Schreibrädchen r versehen sind, welche mit ihrem unteren Theile in das
                              									gemeinsame Farbgefäss T eintauchen und durch
                              									Vermittelung der beiden Zahnräder t1 und t2
                              									, von welchen das letztere auf einer Laufwerksachse
                              									sitzt, in Umdrehung versetzt werden. Die Elektromagnete M1 und M2 sind einerseits zu einer Batterie B (Fig. 117),
                              									andererseits zu der Leitung angeschlossen, welche zu den Streckencontacten führt,
                              									und arbeiten nicht anders, als jeder gewöhnliche Morsefarbschreiber. Die Zeichen der
                              									beiden Schreibräder liegen in zwei verschiedenen, natürlich zu einander parallelen
                              									Zeilen. Auf dem Papierstreifen ist eine Zeitbezeichnung nicht vorgedruckt, sondern
                              									die Markirung der Zeit geschieht erst am ablaufenden Streifen, der durch die flache
                              									Führungsrinne K1
                              									K2 geführt – die übrige
                              									Führung des Papierstreifens YY ist in Fig. 118 deutlich zu
                              									ersehen – und hier durch den Stangenstift p alle
                              									Minuten gelocht wird. Der Elektromagnet m2 steht nämlich mit der Batterie B2 (Fig. 117), sowie mit einem an der Uhr angebrachten
                              									Contact c1, c2 in leitender
                              									Verbindung. Der letztere wird durch die Uhr selbst alle Minuten einmal geschlossen;
                              									der demzufolge thätig werdende Elektromagnet m2 zieht seinen Anker A3 (Fig. 118) an. Eine im
                              									Ankerhebel eingeschraubte Stellschraube drückt dabei auf den kurzen Arm n des um x drehbaren
                              									Hebels H, der Stift p
                              									schnellt nach aufwärts und locht das Minutenzeichen in den Papierstreifen. Wie Fig. 117 zeigt, ist einer der beiden
                              									Batterieanschlüsse des Elektromagnetes m2 nicht direct zur Contactvorrichtung c1
                              									c2 geführt, sondern
                              									passirt unterwegs noch einen zweiten, am Laufwerke X
                              									angebrachten Federcontact a, b. Dieser letztere bleibt
                              									regulär geschlossen, solange das Laufwerk des Papierstreifens im Gange ist. Während
                              									der zugsfreien Zeit wird jedoch, um das überflüssige Ablaufen des Papieres zu
                              									vermeiden, das Triebwerk durch die umgelegte Kurbel k
                              									bezieh. durch den auf der Kurbelachse u sitzenden
                              									Arretirungsarm u1
                              									abgestellt; beim Abstellen bezieh. beim Umlegen von K
                              									wird zugleich der Daumen u2 gegen die Contactfeder a gedrückt und
                              									sonach auch der Localschluss des Elektromagnetes m2 unterbrochen, d.h. der Lochstift p ausser Thätigkeit gesetzt.
                           Die zweite, insbesondere in Deutschland verbreitete Siemens
                                 										und Halske'sche Form von Registrirapparaten hatte diese Firma (Berlin) in
                              									zweierlei Ausführungen zur Anschauung gebracht. Bei beiden Anordnungen wickelt eine
                              									genau gehende Uhr den aufgerollten Papierstreifen mittels einer Stiftenwalze ab. Der
                              									Papierstreifen ist nämlich gelocht, und in seine je 6 mm von einander entfernten
                              									Löcher greifen die Stifte der Walze ein; der Streifen kann sich also genau nur mit
                              									derselben Geschwindigkeit und Gleichmässigkeit abwickeln, wie sich die Stiftenwalze
                              									dreht. Demgemäss entspricht die Entfernung von einem Streifenloche zum nächsten
                              									einer halben Minute und der Streifen 
                              									macht daher einen Weg von 12 min in der Minute. Ausser den Löchern sind am
                              									Streifen auch noch Zahlen vorgedruckt, welche Stunden sowie Minuten angeben. Beim
                              									Einlegen des Streifens wird derselbe so auf die Stiftenwalze gebracht, dass er auf
                              									seinem höchsten Punkte jene Zeitdaten zeigt; welche gleichzeitig die Uhr ersehen
                              									lässt; demzufolge werden auch späterhin die am höchsten Streifenpunkte angemerkten
                              									Zeiten mit jenen, welche jeweilig die Uhr zeigt, fortlaufend übereinstimmen.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 65Registrirapparat von Peyer, Favarger und Co.Textabbildung Bd. 285, S. 65Fig. 120.Registrirapparat von Siemens und Halske. Die Schreibvorrichtung war es allein, in welcher bei den angeführten
                              									zweierlei Ausführungen der Unterschied lag. Bei der älteren Form trägt der als
                              									Schreibhebel dienende Ankerhebelarm genau oberhalb des höchsten Punktes der
                              									Stiftenwalze ein kleines mit verdünnter Anilinfarbe gefülltes Metallgefäss, das nach
                              									unten trichterförmig gestaltet und mit einem feinen Auslaufschlitze versehen ist.
                              									Wird zufolge des Befahrens eines Streckencontactes der Schreibelektromagnet erregt,
                              									so schreibt das Farbgefässchen auf dem Papierstreifen einen Strich, dessen Länge,
                              									vorausgesetzt, dass der Contactschluss auf der Strecke ein continuirlicher ist, der
                              									Zeit entspricht, welche der Zug braucht, um den Streckencontact zu passiren. Die
                              									Entfernung der einzelnen Striche (von Anfang zu Anfang) stellen dagegen die Zeit
                              									dar, welche der Zug benöthigte, um von einem Contacttaster zum anderen zu
                              									gelangen, und mit Hilfe eines entsprechend reducirten Maasstabes kann also am
                              									Streifen an diesen Entfernungen ohne Schwierigkeit gleich die Geschwindigkeit des
                              									betreffenden Zuges abgelesen werden.
                           Bei der jüngeren Apparatform, die in Fig. 120
                              									schematisch dargestellt erscheint, vertritt ein kleines meisselartiges Messer die
                              									Stelle des Farbgefässes und der Elektromagnet des Schreibhebels wird nicht durch
                              									einen continuirlichen Strom, sondern durch rasch auf einander folgende Stromimpulse
                              									thätig gemacht, weil mit demselben eine Selbstunterbrechung verbunden ist. Ein
                              									beispielsweise in der Leitung L1 in einem der Streckencontacte erfolgter Erdschluss
                              									wird einen Stromweg herstellen von (+) B über die
                              									Gestellswand, durch den Anker und über den Contact n,
                              									über M1 in die Leitung
                              										L und durch die Erde zum Zinkpol zurück. Der
                              									hierdurch angezogene Anker unterbricht den Contact n,
                              									die Abreissfeder stellt ihn aber wieder her u.s.w. Solange also ein Streckencontact
                              									geschlossen bleibt, schwirrt das Messerchen wie ein Neef'scher Hammer auf und nieder und bei jedem Niedergehen durchstösst es
                              									mit seiner Schneide den Papierstreifen. Da nun diese Einschnitte ausserordentlich
                              									knapp neben einander liegen, erzeugen sie im ablaufenden Papierstreifen ein
                              									prismatisches Loch, welches also die farbige Marke der älteren Apparate ersetzt.
                              									Eine eigene Vorrichtung bewirkt eine Verlängerung des Stromschlusses zu dem Zwecke,
                              									dass auch für sehr rasch fahrende, kurze Züge oder für leere Locomotiven deutliche
                              									Zeichen erhalten werden. Es ist nämlich auf dem Ankerhebel ein Zahnrädchen r und eine Sperrfeder h2 angebracht, wovon die letztere in das erstere
                              									eingreift und einen Rücklauf von r verhindert. Ein
                              									zweiter Sperrhaken, der gleichfalls in r eingreift, ist
                              									an der Gestellswand befestigt. Oberhalb des Elektromagnetankers befindet sich ferner
                              									ein von der Gestellswand isolirter, drehbarer Hebel H,
                              									der an seinem vorderen Ende einen seitlich vorstehenden Stahlstift trägt, mit
                              									welchem er auf einem ähnlichen Stifte, der seitlich aus dem Zahnrade r vorsteht, aufliegt. (Zur Verdeutlichung dieses
                              									Apparattheiles ist derselbe auf der linken Seite der Fig.
                                 										120 gleichsam von rückwärts dargestellt.) Der Hebel H steht mit der zugehörigen Elektromagnetspule in
                              									leitender Verbindung, und unter H befindet sich eine
                              									mit der Erdleitung verbundene Contactschraube m.
                              									Erfolgt in einem der Streckencontacte der Stromschluss, so wird der Ankerhebel
                              									angezogen und der sodann bei n 
                              									
                              									eintretenden Unterbrechung wegen gleich wieder losgelassen; dadurch oder durch
                              									mehrmaliges Auf- und Niedergehen des Ankerhebels wird das Zahnrädchen durch h1 um ebenso viele
                              									Zähne weiter gedreht. Es verliert demzufolge der aus H
                              									vorstehende Stift seine Stütze und H fällt abwärts auf
                              										m. Es ist nunmehr von (+) B über die Gestells wand, den Ankerhebel, die Contactschraube n, den Elektromagnet M1
                              									, ferner über H und m zum Zinkpol ein kurzer
                              									Schluss entstanden, der so lange anhält, bis der Stift am Rädchen r wieder unter den Stift des Hebels H gelangt und diesen von m
                              									abhebt. Diese Anordnung bringt es also mit sich, dass die kürzeste Marke, welche die
                              									Fräse im Streifen auslocht, mindestens so lang sein muss, als es der Zeit
                              									entspricht, welche das Rädchen r zu einer vollen
                              									Umdrehung benöthigt, mag auch der Schluss im Streckencontacte viel kürzer gewesen
                              									sein. Wenn der Apparat für zwei Strecken dienlich sein soll, so wird der zweite
                              									Schreibelektromagnet mit all den zugehörigen Theilen in symmetrischer Lage auf der
                              									zweiten Längshälfte der Gestellswand angebracht; die Geschwindigkeitsmarken
                              									erscheinen dann natürlich in zwei parallelen Zeilen, zwischen welchen die
                              									vorgelochte Zeitlinie liegt. Laut des schon früher erwähnten statistischen Berichtes
                              									der Firma Siemens und Halske sind bis zum Beginne des
                              									Jahres 1890 für deutsche Bahnen 545 Stück und für österreichische, schweizerische
                              									oder niederländische Bahnen 20 Stück Registrirapparate ihrer Construction
                              									ausgefertigt worden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)