| Titel: | Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und Zubehör. | 
| Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 84 | 
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                        Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen)
                           								und Zubehör.Ueber Vielphasen-Stromerzeuger hat am 16. December 1891 Dr. M. J. Pupin von Columbia College im American
                                 										Institute of Electrical Engineers zu New York einen eingehenden theoretischen
                                 										Vortrag gehalten, welcher in den Transactions der
                                 										Gesellschaft Bd. 8 * S. 562 abgedruckt ist, während ebenda * S. 586 die an den
                                 										Vortrag sich anschliessende Besprechung folgt. – Ueber das Gesetz der Hysteresis
                                 										sprach in dieser Gesellschaft am 19. Januar 1892 Charles
                                    											Proteus Steinmetz; vgl. Transactions, Bd.
                                 										9 * S. 3.
                           							
                        (Patentklasse 21. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								283 S. 251.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und
                           								Zubehör.
                        
                     
                        
                           1) W. T. Goolden und Co., Woodfield Works (Harrow-Road)
                              									London W. (vgl. 1889 272 * 121, 1891 279 * 107, 
                              									
                              									281 * 2) bauen Elektromotoren für die Verwendung in
                              									Bergwerken, insbesondere in Kohlengruben. Einerseits bereitet der Staub und Schmutz,
                              									andererseits die Anwesenheit entzündlicher Gase besondere Schwierigkeiten für die
                              									Ausführung derartiger Motoren. Für gewöhnliche Zwecke, selbst in Kohlengruben kann
                              									sicher angenommen werden, dass der Motor nicht für gewöhnlich in einer entzündlichen
                              									Luft zu arbeiten hat, und daher genügt es, den Anker und die Bürsten desselben luft-
                              									und staubdicht einzuschliessen oder zu verdecken. Eine solche Verdeckung dürfte
                              									genügen, um eine entzündliche Gasmischung für viele Stunden von den Bürsten
                              									abzuhalten und in dieser Zeit würde die Beschaffenheit der umgebenden Luft sicher
                              									vom Wärter wahrgenommen und der Strom abgestellt werden.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 85Fig. 1.Elektromotor von Goolden und Co. Die Abbildung Fig. 1 (vgl. auch Fig. 2) zeigt nach den Industries, 1891 * S. 89, einen Motor von Goolden
                                 										und Co., welcher ausser dieser vollständigen Verdeckung des Ankers noch
                              									einige andere Eigenthümlichkeiten besitzt. Der Anker ist nämlich ausserordentlich
                              									kräftig ausgeführt; die Bewickelungsdrähte desselben sind verkeilt und sowohl unter
                              									sich, als auch vom Ankerkerne durch Glimmer isolirt. Hierdurch wird der Motor zum
                              									Betriebe von Hebemaschinen mittels Rädervorgelege geeignet, dessen Stössen er dann
                              									genügend Widerstand leistet, so dass Riemen, Ketten oder andere Uebertragungsmittel,
                              									welche sich in der Praxis nicht bewährt haben, entbehrlich werden.
                           In denjenigen Fällen, in welchen eine unbedingte Sicherheit des Motors in
                              									entzündlichem Gas verlangt wird, trifft Goolden eine
                              									durch besondere Patente geschützte Anordnung, bei welcher die mit dem Stromsammler
                              									in Berührung stehenden Bürsten so eingeschlossen sind, dass das sie umgebende
                              									Gasgemisch keinen grösseren Raum erfüllt, wie in einer Sicherheitslampe, so dass die
                              									Gasmenge in einem solchen Verhältniss zur Länge und der kühlenden Oberfläche des
                              									Auslasses steht, dass, falls wirklich eine Entzündung stattfinden sollte, ausserhalb
                              									keine Flamme erscheint.
                           Diese Motoren haben vielfach Verwendung gefunden zum Betriebe von
                              									Kohlenschrämmaschinen, Pumpen, Aufzügen und Steinbohrmaschinen.
                           2) Als Ergänzung zu den in 1) gemachten Mittheilungen über die Verwendung von Elektromotoren in Bergwerken folgen einige Bemerkungen,
                              									welche einer in der Institution of Civil Engineers vorgelesenen, auf vierjährige
                              									Erfahrungen gestützten Abhandlung von L. B. und
                              										C. W. Atkinson nach den Engineering News, 1891 * S. 114, entnommen sind.
                           Die Bedenken, welche gegen die Verwendung von Elektromotoren zu dem gedachten Zwecke
                              									erhoben werden, beziehen sich hauptsächlich auf die Gefahren, welche der elektrische
                              									Strom in entzündlichen Gasen hervorbringen kann. – Nach den Versuchen der Verfasser
                              									wird ein gewöhnlicher Motor, welcher etwa bis zu 500 Volt arbeitet und bei welchem
                              									die Bürsten richtig eingestellt sind, zunächst gar keine Funken geben, also auch
                              									ohne Gefahr in Kohlenbergwerken verwendet werden können. Dann aber, wenn in Folge
                              									von Abnutzung des Stromsammlers, oder in Folge von Abnutzung, oder von
                              									veränderlicher Belastung wirklich ein leichtes Funkengeben eintritt, geschieht dies
                              									in Gegenwart einer grossen Masse von sehr gut leitendem Metall (Kupfer), so dass die
                              									Temperatur nicht in dem Maasse zunimmt, um ein entzündliches Gemisch von Kohlengas
                              									und Luft, oder gewöhnlichem Sumpfgas und Luft zu erzeugen.
                           Es ist hierbei Folgendes zu beachten:
                           Einerseits ist die Temperatur, bei welcher unter gewöhnlichem Drucke ein Gemisch von
                              									1 Raumtheil Kohlengas mit 5 Th. Luft, oder von 1 Th. Sumpfgas mit 9,4 Th. Luft sich
                              									entzündet, auf 900 bis 1100° C. anzunehmen. Andererseits geschieht die Bildung von
                              									Kupferoxyd, sobald Kupfer mit Sauerstoff in Berührung ist, bei einer Temperatur von
                              									etwa 700° C. Da nun aber unter gewöhnlichen Verhältnissen eine Bildung von
                              									Kupferoxyd weder am Stromsammler, noch an den Spitzen der Bürsten wahrgenommen wird,
                              									so dürfte dies ein Beweis sein, dass hier eine zur Bildung eines entzündlichen
                              									Gasgemisches erforderliche Temperatur nicht herrscht.
                              									Um aber möglichen Gefahren durch grössere Temperaturerhöhung bei ungewöhnlichem
                              									Verschleiss, oder erheblicher falscher Einstellung der Bürsten vorzubeugen,
                              									schliessen Atkinsons den Anker mit dem Stromsammler und
                              									den Bürsten, oder, wo dies nicht ausführbar ist, wenigstens den Stromsammler und die
                              									Bürsten in einen luftdichten Kasten ein. Mit Erfolg ist dies geschehen bei Motoren
                              									von 1 bis 45 . Die erstere Anordnung zeigt Fig.
                                 										2 in der Ausführung von Goolden, bei einem
                              									Motor von 14  (vgl. auch Fig. 1). Es ist
                              									hierbei vorausgesetzt, dass die Maschine nicht beständig in einem entzündlichen
                              									Gasgemisch arbeitet; die angegebene Vorrichtung soll die Anhäufung solcher Gase beim
                              									Motor für einige Stunden abhalten, wenn derselbe etwa ohne Aufsicht arbeitet. Der
                              									Motor soll aber ausserdem abgestellt werden können, falls irgend welche Gefahren
                              									plötzlich auftreten, so dass er bereits ausser Thätigkeit ist, wenn ihn die Gase
                              									erreichen.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 85Fig. 2.Elektromotor von Goolden und Co. Es ist bekannt, dass durch entsprechende Grösse der Oberfläche der
                              									Magnetwickelungen die Erhöhung der Temperatur während der Arbeit auf einer
                              									bestimmten Höhe erhalten 
                              									werden kann, und zwar wird beispielsweise hier eine Endtemperatur von 70° F.
                              									(21° C.) über der atmosphärischen erzielt, wenn die kühlende Oberfläche 2,3
                              									Quadratzoll (14,8 qc) für 1 Watt beträgt. Für gewöhnliche Dynamo und Motoren, welche
                              									in beständiger Berührung mit Luft sich drehen, kann die kühlende Oberfläche auf etwa
                              									0,7 Quadratzoll für 1 Watt verringert werden.
                           Die angegebenen Umhüllungen sind überall luftdicht an die Dynamo angeschlossen, wo
                              									nöthig, ist die Dichtung mit Gummi hergestellt, so dass es nicht wahrscheinlich ist,
                              									dass entzündbare Gase in einer gefährlichen Menge eintreten können, wenn der Motor
                              									einige Stunden arbeitet. Sollte aber eine Undichtheit vorhanden sein, so würde,
                              									sobald das Verhältniss des Sumpfgases in der Luft 3 bis 4 Proc. erreicht hat, eine
                              									langsame Verbrennung stattfinden, durch welche Kohlensäure gebildet wird, die eine
                              									weitere Explosion verhindert.
                           In solchen Fällen aber, in welchen der Motor für längere Zeit in einem entzündlichen
                              									Gasgemisch arbeiten soll, bringen Atkinsons einen
                              									Stahlcylinder an, der mit zusammengepresstem Kohlendioxyd gefüllt und durch eine
                              									Röhre mit der Umhüllung des Ankers verbunden ist, so dass ein langsamer,
                              									gleichmässiger Strom dieses Gases in die Umhüllung eintritt, der die darin
                              									enthaltenen brennbaren Gase unentzündbar macht. 14procentiges Kohlensäuregas genügt
                              									ja in den entzündbarsten Schwadenmischungen, um sie unentzündbar zu machen.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 86Fig. 3.Umschalter von Atkinson. Nach Ansicht der Herren Atkinson bieten die
                              									Um- und Ausschalter viel grössere Gefahren, als die Motoren, und sie suchen
                              									dieselben dadurch zu beseitigen, dass sie zunächst das Bestreben zum Funken geben
                              									bei der Umschaltung möglichst zu vermindern suchen, sowie durch die Anordnung der
                              									Umschalter derart, dass sie, wenn wirklich ein Funken auftritt, unter den
                              									gewöhnlichen Verhältnissen noch Sicherheit bieten. Zu diesem Zweck wird die mit
                              									Reihenwickelung versehene Dynamo mit einer Widerstandsspule von geringer
                              									Selbstinduction ausgestattet, welche stets mit den Enden der Magnetspulen verbunden
                              									ist, so dass sie einen Weg bildet, durch welchen der Strom in jenen unterhalten
                              									bleibt, selbst wenn der Hauptstromkreis unterbrochen wird. In gleicher Weise werden
                              									auch die Umschalter angeordnet, derart, dass bevor der Stromkreis unterbrochen wird,
                              									die Spule der Magnete kurz geschlossen wird. Durch diese Mittel erzeugt die
                              									Stromunterbrechung dieselben Bedingungen, welche in mit Nebenschlusswickelung
                              									versehenen Dynamo oder Motoren bestehen, und dann kann das Funkengeben nur durch die
                              									Selbstinduction der Leitung und des Ankers veranlasst werden. Um nun dieses letztere
                              									Funkengeben möglichst zu vermindern, wird der Umschalter an seiner unteren Seite mit
                              									einer Widerstandsspule versehen, welche mit den verschiedenen Punkten, mit denen er
                              									Contact macht, verbunden ist. Die Drahtstärke dieser Spule ist so gross gewählt,
                              									dass er den Strom für die kurze Zeit des Umschaltens aufnehmen kann. Selbst wenn der
                              									Stromerzeuger kurz geschlossen ist, ist dieser Strom so weit verringert, dass er,
                              									selbst wenn der Umschalter langsam über die Contacte bewegt wird, noch weniger
                              									beträgt als der sogen. kritische magnetisirende Strom der Dynamo. Das Ergebniss
                              									davon ist, dass für die Zeit, in welcher der Stromkreis offen ist, die mit
                              									Reihenwickelung versehene Dynamo aufhört, sich selbst zu erregen; die
                              									elektromotorische Kraft und der Strom sind sehr klein und das Funkengeben beinahe
                              									gleich Null. – Zur weiteren Sicherheit werden die Umschalter, wie Fig. 3 zeigt, als luftdichte Büchsen angefertigt,
                              									welche den Zutritt entzündbarer Gase für mehrere Stunden abhalten.
                           An die Vorlesung schloss sich eine lebhafte Besprechung an.
                           3) Die in Fig. 4 nach den Industries, 1890 * S. 481, abgebildete Dampfdynamo von W. T. Goolden und Co. in
                              									London, welche durch eine Willan'sche Dampfmaschine
                              									betrieben wird, ist eine von den für die St. John's Wharf
                                 										Central Station der Westminster Electric Supply
                                 										Corporation bestimmten Maschinen. Dieselbe zeigt einen hoch liegenden
                              									Anker, eine Anordnung, welche von den genannten Fabrikanten für die Dynamo bis zu 50
                              									Kilo-Watt Leistung vorgezogen wird. Der Anker ist leicht zu beseitigen, ohne dass es
                              									nöthig ist, das magnetische Feld abzunehmen, auch sind die Bürsten leichter
                              									zugänglich als bei kleinen Maschinen mit tief liegendem Anker. Die schmiedeeisernen
                              									Feldmagnete sind auf die Grundplatte aufgeschraubt, welche das Joch derselben
                              									bildet. Der Anker hat im oberen Theil der Magnetbohrung einen etwas geringeren
                              									Spielraum als im unteren Theil. Hierdurch soll die durch Erschütterungen der
                              									Polstücke entstehende ungleiche Vertheilung der Induction vermieden werden. Das
                              									äussere Lager ist kugelförmig.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 86Fig. 4.Dampfdynamo von Goolden und Co. Die Ankerwickelung besteht aus gewalzten Stäben, deren Enden auf beiden
                              									Seiten mittels eines aus V-förmig gestalteten, radial gestellten Streifen gebildeten
                              									und ähnlich wie ein Stromsammler aufgebauten massiven Körpers mit Zuhilfenahme
                              									spiralförmiger Streifen verbunden sind. Diese sowohl, als auch jene sind durch
                              									Glimmer isolirt. – Die Feldmagnete sind sowohl von innen, als auch von aussen gut
                              									gelüftet. – Die Bürsten haben Goolden's patentirte
                              									Schraubenzustellung, welche während des Laufes ein Herausstellen ohne Lüften von
                              									Schrauben und Muttern gestattet.
                           Die Dynamo gibt bei 440 Umdrehungen in der Minute 120 Volt, 375 Ampère, 45000 Watt;
                              									der Widerstand des Ankers ist 0,013 Ohm, der der Magnetspulen 21,4 Ohm. Unsere
                              									Quelle gibt die Zahlen von verschiedenen Versuchen, welche mit der Maschine gemacht
                              									worden sind.
                           
                           Nach Willems' Erfahrungen und Versuchen sind die
                              									Reibungsverluste in der Dampfmaschine nahezu unabhängig von der Belastung derselben.
                              									Hiernach kann aus den durch die ebengenannten Versuche erlangten Zahlen die Leistung
                              									der Dampfdynamo für irgend eine Belastung und der commercielle Wirkungsgrad
                              									berechnet werden. Bei 43400 Watt zeigt dieselbe 80,4 Proc. Nutzeffect und bei 26500
                              									Watt 72 Proc.
                           Bei Versuchen, welche Prof. A. Kennedy mit derselben,
                              									zur Beleuchtung des Parlamentsgebäudes vorübergehend benutzten Maschine angestellt
                              									hat, ergaben sich 85 bis 86 Proc.
                           Anschliessend an Vorstehendes mag noch auf die in den Industries, 1890 S. 411, mitgetheilten Ergebnisse von Versuchen
                              									hingewiesen werden, welche Willems und Robinson mit Dampfdynamo angestellt haben.
                           Mather und Platt haben eine grosse Anzahl von mit der
                              									Willans-Dampfmaschine zu verbindenden Dynamo gebaut.
                           4) Die Allgemeine Elektricitätsgesellschaft in Berlin
                              									verwendet für motorische Zwecke den 1891 281 39
                              									beschriebenen Motor, Modell S, welcher sowohl für einen guten Wirkungsgrad, als auch
                              									mit Rücksicht auf möglichst vollkommenes Vermeiden von Funken an den Bürsten gebaut
                              									ist, da von letzterem Umstände der gute Erfolg noch mehr abhängt als vom
                              									Wirkungsgrade. Dieser Motor S arbeitet mit einem sehr kräftigen Magnetismus, so dass
                              									die Zahl der Ankerwindungen sehr klein sein kann. Da nun gleichzeitig die Zahl der
                              									Abtheilungen im Stromsammler sehr gross ist, so arbeitet der Motor ganz funkenlos,
                              									bei jeder Belastung vom Leerlaufe bis zur höchsten Leistung. Um einen kräftigen
                              									Magnetismus zu erzielen, musste der Luftraum möglichst verkleinert werden, und
                              									deshalb ist auf dem Anker nur eine Lage sehr dünnen Drahtes angeordnet. Damit sich
                              									der Draht bei der starken Beanspruchung, welcher er ausgesetzt ist, nicht erhitzt,
                              									ist für sehr guten Luftwechsel Sorge getragen.
                           Die an angeführtem Orte 1891 281 * 40 abgedruckte Tabelle
                              									gibt die Hauptabmessungen der noch nach diesem Modell gebauten Elektromotoren. Die
                              									daselbst zuerst stehenden Motoren S1 und S2 sind Hauptstrommaschinen und bedürfen keines
                              									Anlasswiderstandes. Die Regulirung der Geschwindigkeit geschieht durch Einsetzen
                              									einer 10-, 16-, oder 32kerzigen Glühlampe, oder eines Bleistöpsels in die am oberen
                              									Theil der Maschine angebrachte Fassung.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 87Fig. 5.Dynamo von Prentice. 5) Die Dynamo von Napier Prentice in
                              									Stowmarket, Suffolk, zeichnet sich, wie aus der aus Iron, 1891 * S. 18, entnommenen Abbildung Fig.
                                 										5 ersichtlich ist, durch ihre gedrungene Bauart und die geringe Höhe der
                              									Ankermitte über der Grundplatte aus. Das magnetische Feld ist sehr kräftig
                              									gewählt, so dass die Zahl der Draht Windungen auf dem Anker möglichst verringert und
                              									der Selbstinduction thunlichst vorgebeugt ist. Um Beschädigungen der
                              									Wickelungsdrähte möglichst zu verhüten, sind sowohl die des Ankers, als auch die der
                              									Magnete durch metallene Deckel geschützt. Auch die mechanische Ausführung der
                              									Maschine ist eine sehr sorgfältige; das Lager der stählernen Ankerwelle zunächst der
                              									Riemenscheibe hat eine Länge gleich dem fünffachen Durchmesser, während das andere
                              									den dreifachen Durchmesser zur Länge hat; beide Lager sind mit selbsthätigen
                              									Oeltropfschmiergefässen versehen. Es verdient noch erwähnt zu werden, dass alle
                              									Theile von Maschinen gleicher Grösse auswechselbar hergestellt sind, so dass die
                              									Erneuerung eines solchen Theiles in leichtester Weise geschehen kann.
                           Die Abbildungen Fig. 6
                              									und 7 zeigen noch die
                              									von Prentice angewendeten magnetischen Ausschalter, und
                              									zwar erstere die Stellung für geschlossenen, letztere für unterbrochenen Stromkreis.
                              									Bei denselben unterbricht nicht der Strom selbst den Stromkreis, sondern er bringt
                              									einen Klöppel zum Fallen, der hierbei ein zur Verschiebung der Contactbrücke
                              									ausreichendes Moment entwickelt, so dass durch diese Verschiebung der Stromkreis
                              									unterbrochen wird.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 87Ausschalter von Prentice. Diese Ausschalter, in denen weder Bildung von Quecksilberoxyd, noch
                              									Staubansammlungen Störungen veranlassen können, sind sehr empfindlich und verhindern
                              									zuverlässig eine aussergewöhnliche Zunahme des Stromes in ihrem Stromkreise.
                           6) G. C. Pyle in Indianapolis, Nordamerika, hat zum
                              									Betriebe einer an der vorderen Stirnseite von Locomotiven anzubringenden
                              									elektrischen Bogenlampe eine in den Industries, 1890 *
                              									S. 553, nach der Electrical World abgebildete Dynamo
                              									hergestellt, die von einer sehr kleinen unmittelbar angekuppelten Dampfmaschine
                              									betrieben und mit dieser zwischen Schornstein und Lampe angebracht wird. Die
                              									wesentlichsten Bedingungen, welche eine derartige Anlage erfüllen muss, sind
                              									geringer Raumbedarf bei grosser Einfachheit in der Bedienung, damit der
                              									Locomotivführer nicht noch mehr belastet wird; ferner darf dieselbe, selbst bei
                              									wenig sorgfältiger Behandlung, nicht leicht in Unordnung gerathen und endlich muss
                              									die Lampe trotz der vorkommenden Erschütterungen gleichmässig brennen. Die
                              									Betriebsmaschine leistet nur 3 ; das Dampfzuleitungsrohr von 19 min lichter
                              									Weite geht vom Hintertheile des 
                              									Kessels aus und ist mit einem vom Führerstande leicht zugänglichen
                              									Absperrventil versehen. Dampfmaschine und Dynamo sind, soweit als möglich, in Kästen
                              									eingeschlossen. Letztere hat, da sie nur zur Speisung einer einzigen Bogenlampe
                              									dient, keine besondere Regulirung, und es ist nur für gute Oelung der Lager und
                              									Glatthalten der Bürsten Sorge getragen, welch letztere nicht verstellt zu werden
                              									brauchen. Das Gesammtgewicht der Maschine und Dynamo beträgt etwa 320 k, und beide
                              									beanspruchen einen Raum von 710 mm Länge, 381 mm Breite und 432 mm Höhe. Die normale
                              									Umdrehungszahl der Ankerwelle ist 425 in der Minute.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 88Fig. 8.Dynamo für Beleuchtung von Eisenbahnzügen von Holmes und
                                    											Co. 7) Die Dynamo für Beleuchtung von
                                 										Eisenbahnzügen, gebaut von J. H. Hohnes und
                                 										Co. in Newcastle-upon-Tyne und London, unter anderen von der Midland Railway Comp. auf ihren Expresszügen angewendet
                              									und in Fig. 8 nach dem Engineer, 1891 Bd. 71 * S. 394, abgebildet, soll zufolge ihrer Einrichtung
                              									die Potentialdifferenz an den Polklemmen der Dynamo sowohl bei grossen Unterschieden
                              									in der Geschwindigkeit, als auch bei Drehung in beiden Richtungen unveränderlich
                              									erhalten. Bekanntlich steht die elektromotorische Kraft einer nicht selbsterregenden
                              									gewöhnlichen Dynamo sowohl in geradem Verhältniss zur Umdrehungsgeschwindigkeit, als
                              									auch zur Stärke des magnetischen Feldes, und demnach wird die elektromotorische
                              									Kraft unverändert bleiben, wenn die Stärke des magnetischen Feldes in demselben
                              									Maasse verringert wird, wie die Umdrehungsgeschwindigkeit zunimmt. Deshalb stellt
                              										Holmes zwei Dynamo mit getrennten magnetischen
                              									Feldern dicht neben einander und bringt die Anker beider auf einer
                              									gemeinschaftlichen Welle an; die eine derselben ist die Strom erzeugende Maschine,
                              									die andere dient zur Regulirung der Stärke des magnetischen Feldes der ersteren. Die
                              									Magnete der Maschine werden durch eine besondere Stromquelle, z.B. durch eine
                              									Speicherbatterie, erregt, und die Magnete des Strom erzeugenden Ankers sind mit zwei
                              									verschiedenen erregenden Stromkreisen versehen; der eine derselben ist ein
                              									gewöhnlicher Nebenschlusstromkreis mit hohem, der andere ein solcher von geringerem
                              									Widerstände, letzterer ist mit der Stromquelle so verbunden, dass er und der kleine
                              									regulirende Anker hinter einander geschaltet sind. Der regulirende Anker ist so
                              									gekuppelt, dass seine elektromotorische Kraft sich der des erzeugendenIn unserer Quelle und ebenso im New Yorker Electrical
                                       												Engineer, 1891 Bd. 11 * S. 629, steht: „der des regulirenden Ankers“. Ankers
                              									und der der Stromquelle entgegen stellt. Der Nebenschlusstromkreis von hohem
                              									Widerstände ist so bemessen, dass er bei der grössten Geschwindigkeit, mit welcher
                              									man den erzeugenden Anker laufen lassen will, ohne Mitwirkung des regulirenden
                              									Stromkreises ein magnetisches Feld gibt, dessen Stärke der vom Strom erzeugenden
                              									Anker verlangten elektromotorischen Kraft entspricht. Wenn der erzeugende Anker in
                              									dieser Weise betrieben wird, darf durch den zweiten erregenden Stromkreis kein Strom
                              									gehen, was dadurch erreicht wird, dass bei der grössten Geschwindigkeit des
                              									regulirenden Ankers dessen elektromotorische Kraft gleich und entgegengesetzt der
                              									elektromotorischen Kraft der äusseren Stromquelle ist. Wenn jedoch die
                              									Geschwindigkeit abnimmt, so wird die elektromotorische Kraft des regulirenden Ankers
                              									in demselben Verhältniss verringert, so dass sie nicht mehr gleich der der äusseren
                              									Stromquelle ist; dann wird ein Strom durch den zweiten, mit geringerem Widerstände
                              									versehenen erregenden Stromkreis dem Magnete des erzeugenden Ankers zugehen; die
                              									Stärke des magnetischen Feldes wird somit in demselben Maasse wachsen, wie die
                              									Geschwindigkeit abgenommen hat, so dass thatsächlich eine gleichbleibende
                              									elektromotorische Kraft des erzeugenden Ankers sich ergeben wird.
                           Wenn die Geschwindigkeit auf das geringste Maass, etwa auf die Hälfte der grössten
                              									Geschwindigkeit sinkt, so wird die elektromotorische Kraft des regulirenden Ankers
                              									die Hälfte von der der äusseren Stromquelle sein; es ist daher nothwendig, die
                              									Verhältnisse des zweiten Stromkreises 
                              									der Feldmagnete des den Strom erzeugenden Ankers so zu berechnen, dass man nur
                              									die Hälfte der elektromotorischen Kraft der äusseren Stromquelle als verfügbar
                              									annimmt und den Widerstand des regulirenden Ankers als einen Theil des Widerstandes
                              									des Stromkreises ansieht. Bei der niedrigsten Geschwindigkeit wird daher die eine
                              									Hälfte der erregenden Kraft durch eine Spule erzeugt, welche an ihren Polklemmen die
                              									volle Potentialdifferenz der äusseren Kraftquelle hat; die andere Hälfte wird durch
                              									die zweite schwächere Spule erzeugt, welche an ihren Polklemmen die halbe
                              									Potentialdifferenz hat, vermindert natürlich um den, dem Widerstände des
                              									regulirenden Ankers entsprechenden Betrag, weil dieser Anker einen Theil des
                              									Stromkreises bildet.
                           Bei Anwendung dieser Dynamo für die Beleuchtung eines Eisenbahnzuges wird die
                              									Ankerwelle durch Riemen von einer Achse des Zugführerwagens getrieben und eine
                              									Speicherbatterie als Stromquelle zur Erregung der Feldmagnete verwendet. Mittels
                              									eines von der Ankerwelle getriebenen Centrifugalregulators und zweier Umschalter
                              									werden die Speicherzellen zur Erregung sowohl der erzeugenden, als auch der
                              									regulirenden Dynamo, sowie auch der Anker der erzeugenden Dynamo selbsthätig
                              									eingeschaltet, sobald die Geschwindigkeit den geringsten Betrag, bei dem die Dynamo
                              									in Thätigkeit kommen soll, erreicht hat; ebenso bewirkt dieser Regulator die
                              									Ausschaltung, sobald dieser Mindestbetrag unterschritten wird.
                           Da ferner die Dynamo bei jeder Bewegungsrichtung des Zuges Strom erzeugen muss, so
                              									sind die Bürsten, welche den Strom von den Stromsammlern beider Anker abnehmen, von
                              									Drahtgaze hergestellt, radial gegen die Stromsammler gerichtet, und die
                              										„Leitung“ wird selbsthätig der Umdrehungsrichtung entsprechend
                              									umgestellt; gleichzeitig werden nämlich die Verbindungen der Anker entsprechend
                              									gewechselt, um die Polarität an den Polklemmen der beiden Dynamo stets in demselben
                              									Sinne zu erhalten.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 89Dynamo von Joel und Co. Um die richtige Polarität zu sichern, ist auf der Ankerspindel noch ein
                              									Umsteuerungsumschalter angebracht, welcher durch Reibungsscheiben in Thätigkeit
                              									gesetzt wird, welche jedoch nur dann wirken, wenn die Ankerwelle zum
                              									Stillstande kommt, während sie frei laufen, wenn die Achse in Umdrehung kommt.
                           In Verbindung mit der Dynamo ist ein selbsthätiger Ausschalter angebracht, von
                              									ähnlicher Einrichtung wie bei sonstigen Beleuchtungsanlagen, und zwar ist seine
                              									Spule vom höchsten Widerstände mit den Polklemmen der Dynamo, die Spule von geringem
                              									Widerstände aber mit dem Hauptstromkreise der Beleuchtungsanlage verbunden. Dieser
                              									Apparat schaltet diesen letzteren Stromkreis zu jeder Zeit aus, sobald die
                              									elektromotorische Kraft des Maschinenstromkreises geringer ist als diejenige, welche
                              									die im Zuge angewendeten Speicherbatterien entwickeln.
                           Sehr klar ist die Anordnung dieser letzteren Theile in der Engineering Review vom 5. Juni 1891 * S. 62 erläutert. In der daselbst
                              									gegebenen Schaltungskizze dient dieselbe Speicherbatterie zum Erregen der beiden
                              									Dynamo und zum Speisen der Lampen während der Ausschaltung des – natürlich
                              									gleichsinnig parallel zu ihr zu schaltenden – Ankers der erzeugenden Dynamo.
                           8) Henry F. Joel und Co. in London bauen ihre Dynamo in
                              									der nach dem Londoner Electrical Engineer, 1891 Bd. 7 *
                              									S. 367, 1892 Bd. 9 * S. 151, durch Fig. 9 bis 11 dargestellten
                              									Ausführung, bei der besonders auch für feste und lange Lagerstellen der Ankerwelle
                              									gesorgt ist. Die Polstücke sind aus Gusseisen, die Magnetkerne dagegen aus bestem
                              									Hammereisen hergestellt und besonders ausgeglüht. Die Bürsten sind mit Zeigern
                              									versehen, welche ihre Stellung anzeigen; ausserdem haben sie stellbare Spiralfedern
                              									zur Regulirung ihres Druckes auf den Stromsammler und endlich sind sie mit einer
                              									Vorrichtung zum Abheben vom Stromsammler versehen. Der Anker besteht, wie Fig. 10 und 11 erkennen lassen, aus
                              									einzelnen, aus Scheiben zusammengesetzten Abtheilungen von Form eines
                              									Kreisabschnittes; dabei greifen die Scheiben der einen in die Zwischenräume der
                              									Scheiben ihrer benachbarten Abtheilungen. Diese Abtheilungen bilden den Kranz des
                              									Rades und sind durch Bolzen auf den mit der Nabe aus dem Ganzen hergestellten
                              									Speichen befestigt. Der Kern jeder dieser Abtheilungen ist mit einer Anzahl
                              									Wickelungen von isolirtem Draht umwunden, deren Enden in einfacher, leicht lösbarer
                              									Art mit den Abtheilungen des Stromsammlers verbunden sind. Die ganze Anordnung der
                              									Maschine ist mit Rücksicht auf leichtes Auseinandernehmen und Zusammenstellen
                              									getroffen. – Eine derartige Maschine speist bei 3  Gasbetriebskraft 40
                              									16kerzige Lampen und gibt etwa 90 Proc. Nutzeffect.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)