| Titel: | Blendscheinwerfer. | 
| Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 109 | 
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                        Blendscheinwerfer.
                        Mit Abbildungen.
                        Blendscheinwerfer.
                        
                     
                        
                           Ueber die Blendscheinwerfer der Firma S. Elster in
                              									Berlin (D. R. P. Nr. 54618 vom 5. December 1889) theilen wir nach der Deutschen Bauzeitung Folgendes mit:
                           Allgemein bekannt ist es, dass die Vortheile mächtiger Lichtquellen sich wesentlich
                              									verringern durch die sich ergebenden ungleichen Lichteffecte, sowie durch die zur
                              									Erzielung grösserer Gleichmässigkeit bedingten Lichtzerstreuungsmittel. Diese
                              									Verlaste werden dadurch noch gesteigert, dass man, um das Auge vor der unmittelbaren
                              									Einwirkung der zu grellen Beleuchtung zu wahren, die Lichtquellen in grossen Höhen
                              									anzubringen gezwungen ist. Besonders tritt dies hervor bei dem elektrischen
                              									Bogenlichte, dessen allgemeinerer Anwendung vor allem Misslichkeiten dieser Art
                              									entgegen stehen. Durch die bisher angewendete Einschliessung der Lichtbogen in eine
                              									matte Glasglocke konnte auch bei bedeutenden Lichtverlusten diesen
                              									Unannehmlichkeiten nur theilweise begegnet werden, denn es schien nicht möglich, das
                              									Durchschimmern des Lichtbogens zu verhüten. Auf glänzenden Flächen weckte er denn
                              									auch recht unerfreuliche Spiegelungen und auf empfindlichen Augen unangenehme
                              									Nachbilder.
                           Ausser diesen Misständen, welche mehr oder minder allen bedeutenden Lichtquellen
                              									anhaften, kommt noch die Farbe der Lichtquelle namentlich dann in Betracht, wenn es
                              									sich um farbige Darstellungen handelt, welche auf natürliche Beleuchtung berechnet
                              									sind. Beim elektrischen Bogenlichte wird nun im Besonderen der sogen. „magische
                                 										Schein“, welchen das Licht verbreitet, als unangenehm, weil die natürliche
                              									Farbenerscheinung beeinträchtigend, empfunden. Es ist dies dem Mangel an rothen und
                              									orange Strahlen, dem Ueberwiegen von grünen, blauen und vor allem violetten, also
                              									den vorwaltend chemischen Strahlen zuzuschreiben, welchen auch die Eigenschaft
                              									beiwohnt, chemisch unbeständige Substanzen, besonders auch lichtempfindliche Farben
                              									zu zersetzen. Es ist nun zwar ein 
                              									Mittel gegeben, die Farbenstimmung durch Anwendung von Mischbeleuchtung (Bogen-
                              									und Glüh- bezieh. Gaslicht), wodurch der Mangel an rothen und orange Strahlen
                              									gedeckt wird, einigermaassen aufzubessern, aber dies Mittel ist nur dann von
                              									Wirksamkeit, wenn der Beschauer seinen Standpunkt nicht wechselt. Die chemische
                              									Wirkung der Strahlen ist damit nur unwesentlich gemildert.
                           Neuerdings ist es Elster gelungen, mittels eines durch
                              									fächerförmig angeordnete matte Glastafeln oder Glasringe gebildeten Scheinwerfers,
                              									welchen unsere Abbildungen in verschiedenen Formen veranschaulichen, diese Misstände
                              									zu beseitigen.
                           Aus den Fig. 1 bis 8 geht hervor, dass die
                              									einzelnen, aus Mattglas, deren matte Flächen der Lichtquelle zugekehrt sind,
                              									bestehenden Scheiben eine solche Stellung haben, dass die Strahlen niemals senkrecht
                              									auffallen, sondern immer nur in schiefer Richtung, theils gebrochen durchgehen,
                              									theils seitlich abgelenkt und nach Erfordern ein zweites Mal zurück gestrahlt zur
                              									Geltung kommen. Nach Fig.
                                 										1, 2, 4, 5 gebildete Scheinwerfer
                              									verlangen höhere Aufhängung, weil es möglich wäre, dass die aus einzelnen Lücken der
                              									Fächer zurück geworfenen Strahlen in einfacher Brechung das Auge treffen. Es
                              									empfiehlt sich daher mehr die Grundrissform Fig. 3, bei welcher dies
                              									unmöglich ist, weil dabei die Tangentialrichtung der Fächer im Viertelkreis
                              									umgestellt ist. Einrichtungen nach Fig. 6 sind für grosse
                              									Räume bestimmt, deren Decke stärkere Beleuchtung erfordert, während Scheinwerfer
                              									nach Fig. 7, 8 und 9 hauptsächlich zur
                              									Beleuchtung von Bildflächen dienen. Handelt es sich um Abblendung chemischer
                              									Strahlen, so werden auf der Lichtseite mit phosphorhaltigem Glas überfangene
                              									Scheiben angewendet, welche die chemischen Strahlen aufsaugen.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 110Elster's Blendscheinwerfer. Beispielsweise sind hier einige Ausführungen aufgeführt:
                           Das obere Treppenhaus des Berliner Rathhauses, welches mit Monumentalbildern in
                              									Kaseinfarben geschmückt ist, empfängt seine Beleuchtung durch ein mattverglastes
                              									Oberlicht, über welchem sechs Bogenlampen von je 10 Ampère aufgehängt sind. Die
                              									auffälligen Störungen der Farbenerscheinung, die Ungleichmässigkeit der
                              									Lichtvertheilung, die Störungen, welche das Durchschimmern des Lichtbogens
                              									hervorrief, sind durch Anbringung von Blendscheinwerfern nach Fig. 1 und 2 zur vollständigen
                              									Zufriedenheit der Künstler und der Beschauer gelöst worden. Die Abmessungen des in
                              									Betracht kommenden Raumes sind rund 18,00 : 13,00 m Grundfläche bei 12,50 m Höhe vom
                              									Podest gerechnet.
                           Ein Zeichensaal der Berliner Handwerkerschule von rund 16,00 auf 6,50 m Fläche bei
                              									4,30 m Höhe wird durch zwei dicht an der Decke, in einem Abstande gleich der halben
                              									Langseite hängende Bogenlampen von 8 bis 10 Ampère beleuchtet. Mit einem
                              									Blendscheinwerfer nach Fig.
                                 										1 und 2 wurden
                              									Raum- und Tischbeleuchtung auch den höchsten Anforderungen entsprechend gleichmässig
                              									gestaltet.
                           Der Lesesaal der Polytechnischen Gesellschaft in Berlin ist durch vier Argandbrenner
                              									erleuchtet; die sehr ungleichmassige Beleuchtung war durch die angewendeten
                              									Lichtteller recht trübe und ungleichmässig. Nach Ersatz letzterer durch
                              									Blendscheinwerfer nach Fig.
                                 										4 und 5 mit
                              									dem Grundrisse Fig. 3
                              									ist vollständig gleichmässige Tischbeleuchtung erzielt worden und gleichzeitig die
                              									bisher störende Wärmestrahlung abgelenkt.
                           So wie durch die Elster'sche Einrichtung für das
                              									elektrische Bogenlicht erst die allgemeine Verwendung erschlossen ist, so werden
                              									auch die Unzuträglichkeiten der Gashochlichtbrenner damit zu beseitigen sein. Die
                              									grösste Bedeutung dieser Erfindung ist die, dass die Einwände von Vorständen
                              									öffentlicher Kunst- und naturwissenschaftlicher Sammlungen und auch die Abneigung
                              									der Maler gegen Ausstellung von Kunstwerken bei künstlicher Beleuchtung
                              									grundsätzlich gehoben sein dürften.
                           Im Anschlusse an Vorstehendes theilt das Journal für
                                 										Gasbeleuchtung und Wasserversorgung, Jahrg. 34 Nr. 14, noch Folgendes
                              									mit:
                           Die bezüglich der Verwendung von Gashochlichtbrennern geäusserte Vermuthung hat sich
                              									inzwischen bestätigt und eine beachtenswerthe Neuerung ergeben.
                           1) Es werden dabei die mattgeschliffenen Scheiben umgekehrt, d.h. mit der glatten
                              									spiegelnden Seite der Lichtquelle zugewendet, eingesetzt.
                           
                           2) Die Fr. Siemens'schen Hochlichtbrenner (sogen.
                              									invertirte), welche mit weisser Flamme brennen, liefern dabei die besten Ergebnisse
                              									und übertreffen darin die Elster-Wenham-Lampe, deren vortheilhafteste
                              									Brennergebnisse wie bekannt bei hellgelblicher Flammenfärbung erzielt werden.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 111Elster's Blendscheinwerfer auf der Frankfurter Ausstellung. Auf der internationalen elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt war
                              									eine nach dem Elster'schen Patente ausgeführte
                              									Beleuchtungseinrichtung ausgestellt, über welche das Centralblatt der Bauverwaltung vom 22. August 1891 Nachstehendes
                              									berichtet:
                           Einer besonderen Besprechung bedarf noch die auch am Tage im Betriebe befindliche
                              									elektrische Beleuchtungsanlage der Kunstausstellung, welche in zwei Sälen und einem
                              									Flure des alten Empfangsgebäudes der Main-Neckar-Bahn untergebracht und mit Gemälden
                              									aus dem Besitze der Frankfurter Bürgerschaft beschickt worden ist. Die
                              									Glühlichtbeleuchtung ist dabei nur in dem etwa 3,5 m breiten und 23 m langen Flure
                              									zur Verwendung gekommen, da Bogenlicht daselbst naturgemäss ausgeschlossen war. Die
                              									Glühlampen sind in doppelter Reihe unter der Decke des Flures angebracht und mit
                              									Scheinwerfern, sowie unteren Stoffblenden versehen. Die erzielte Beleuchtung ist
                              									zwar hell, kann aber nicht als vollkommen gelungen bezeichnet werden, da die Lampen
                              									sehr stark gelb färben und an manchen Stellen Reflexlichter verursachen. Die beiden
                              									Gemäldesäle werden mit Bogenlicht, und zwar unter Verwendung der neuerdings
                              									eingeführten patentirten Blendscheinwerfer von Elster
                              									beleuchtet.
                           Die Lampen sind dabei über dem Rande einer undurchsichtigen, den ganzen Mittelraum
                              									des Saales einnehmenden Stoffblende angeordnet. Die Scheinwerfer, welche auch schon
                              									in Berlin an einigen Stellen zur Ausführung gekommen sind, vermeiden die nur mit
                              									grossem Lichtverluste anzuwendende matte Glaskugel gänzlich und sind nur in der
                              									Richtung nach den zu beleuchtenden Bildflächen durch eine Reihe von schmalen, matten
                              									Glasstreifen abgeblendet. Diese Glasstreifen sind sämmtlich schräg gegen die
                              									Lichtstrahlen gerichtet, so dass die letzteren grossentheils nach oben
                              									zurückgeworfen werden, und sind ferner so angeordnet, dass kein Lichtstrahl
                              									unmittelbar auf die Bildfläche gelangen kann. Die Lampen wirken daher nach unten nur
                              									mit stark zerstreutem und nicht sehr kräftigem, nach oben dagegen mit ungebrochenem,
                              									durch Reflexion verstärktem Lichte. Dieses letztere wird auf einen dahinter bezieh.
                              									darüber gespannten grossen Schirm aus weissem Leinenstoff geworfen, welcher ein sehr
                              									gleichmässiges und wohlthuendes Licht auf die Bildflächen fallen lässt. Die Fig. 10 und 11 stellen die Ansicht
                              									und den Querschnitt des in dem grösseren der Säle verwendeten Scheinwerfers
                              									dar; Fig. 12 und 13 geben den Querschnitt
                              									und Grundriss des Saales. Fig. 11 entspricht der Lampenstellung bei a
                              									in Fig. 12. Die Schirme
                              									sind so angeordnet, dass sowohl im wagerechten, wie senkrechten Sinne eine möglichst
                              									gleichmässige Vertheilung der Lichtwirkung herbeigeführt wird. Die Beleuchtung ist
                              									denn auch sehr gelungen und macht den Eindruck einer abgeblendeten
                              									Oberlichtbeleuchtung mittels Tageslichtes. Spiegellichter treten auf den Gemälden
                              									nicht auf, höchstens wenn man aus der Zeltblende hervortritt und sich den Bildern
                              									sehr nähert. Zwei in den Ecken des Saales aufgestellte Marmorbüsten kommen dagegen
                              									weniger gut zur Wirkung, als dies bei einer einheitlichen Lichtquelle
                              									voraussichtlich der Fall sein würde. Das beim Bogenlichte oft zu beobachtende Zucken
                              									in der Helligkeit ist auch hier nicht gänzlich vermieden, ist jedoch so schwach,
                              									dass es kaum störend wirkt. – Der kleine Saal ist ebenfalls mit einer grossen
                              									Mittelblende aus undurchsichtigem Stoffe, über dem Rande derselben aber mit sechs
                              									anders geformten Scheinwerfern von Elster ausgerüstet,
                              									bei welchen die Glasstreifen fächerförmig angeordnet sind. Hinter jedem derselben
                              									befindet sich ein runder, weisser Schirm von etwa 1,25 m Durchmesser. Die
                              									Beleuchtung dieses Saales ist jedoch nicht in dem Maasse befriedigend wie diejenige
                              									des zuerst besprochenen. Von einem Ueberfangen der Glasstreifen mit einem
                              									phosphorhaltigen Glase, welches die im elektrischen Bogenlichte überwiegenden sogen.
                              									chemischen Strahlen unschädlich machen und dem Lichte den magischen Schein benehmen
                              									soll, ist im vorliegenden Falle Abstand genommen worden, ohne dass deshalb von dem
                              									magischen Scheine viel zu bemerken wäre.