| Titel: | Neue Verfahren und Apparate in der Zuckerfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 116 | 
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                        Neue Verfahren und Apparate in der
                           								Zuckerfabrikation.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 39 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neue Verfahren und Apparate in der Zuckerfabrikation.
                        
                     
                        
                           Die Ursache der nadelförmigen Krystallisation des Zuckers glaubt A. Aulard (nach einem Vortrage in der Versammlung
                              									belgischer Zuckerchemiker, Bull. assoc. chimistes. Bd.
                              									8 Nr. 12 S. 656 ff.) anders als bisher angenommen erklären zu sollen.
                           Bekanntlich krystallisirt die Saccharose in klinorhombischen,
                              									hemiedrischen harten Krystallen. Dieselben sind chemisch rein und polarisiren nur
                              									deshalb nicht immer 100°, weil sie oft durch organische und salzige Stoffe
                              									verunreinigt sind, welche den Krystallen äusserlich anhaften, und die Zwischenräume
                              									kleiner an einander haftender Krystalle erfüllen, und welche Stoffe beim
                              									Ausschleudern mehr oder weniger entfernt werden können.
                           Die Krystallform des Zuckers von der Ausscheidung scheint von der
                              									normalen abzuweichen, und da nun die Raffinose in länglichen Nadeln krystallisirt,
                              									so hat man daraus geschlossen, dass die eigenthümliche Krystallform der
                              									Ausscheidungszucker durch die Raffinose veranlasst werde; man nahm sogar an, dass
                              									alle Zucker von der Ausscheidung Raffinose enthieltenNicht sowohl der Zucker selbst, als die Mutterlauge desselben (siehe Stammer's
                                       												Jahrbuch, 2. Aufl. S. 1118).St., woraus man
                              									dann eine ungerechtfertigte Minderwerthigkeit dieser Zucker ableitete.
                           Alle Melassenentzuckerungsverfahren und namentlich die
                              									Kalkverfahren, Elution, Fällung, Ausscheidung, verursachen 
                              									die Bildung grösserer oder geringerer Mengen von Kalksalzen mit organischen
                              									Säuren, wenn nicht kohlensaures Alkali angewandt wird, welches wenigstens theilweise
                              									die Bildung dieser Salze aufhebt. Nach Ansicht Aulard's
                              									kommt die abnorme Krystallisation der Ausscheidungszucker allein von der Gegenwart
                              									und der grossen Menge dieser Kalksalze her.
                           Diese Ansicht sucht der Genannte durch zahlreiche Analysen und
                              									Beobachtungen zu begründen und gelangt zu folgenden Schlüssen:
                           1) Die ersten und zweiten Producte einer gewöhnlichen Zuckerfabrik
                              									können keine Raffinose enthalten; die dritten vielleicht Spuren, die Melassen
                              									zwischen 0,5 und 1 Proc.
                           2) Es ist nicht erforderlich, die Raffinose in ersten und zweiten
                              									Producten vor der Ausscheidung oder vor anderen mit Rübenarbeit verbundenen
                              									Melassenverfahren zu bestimmen, da diese Producte keine bestimmbaren Mengen
                              									enthalten können. Nur dritte und vierte Producte von der gemischten Arbeit enthalten
                              									Raffinose, aber nicht mehr als 0,75 Proc. Die Melassen von diesem etwa 1/18 betragenden
                              									Nachproduct haben bis 3 bis 8 Proc. Raffinosegehalt.
                           3) Die Raffinose muss in allen Producten der directen Ausscheidung
                              									und der sonstigen Verfahren, einschliesslich der Osmose, bestimmt werden, obwohl die
                              									ersten Producte der Ausscheidung von reinen Rübenmelassen oft keine Spur Raffinose
                              									enthalten.
                           Nichts rechtfertigt die Missgunst der Ausscheidungszucker und des
                              									denselben auferlegten Preisabschlages.
                           Baudry bemerkte hierzu, er schliesse
                              									sich voll der von Aulard dargelegten Ansicht in Betreff
                              									des Einflusses der organischen Salze auf die Krystallisation an, und er habe bei der
                              									Melassenentzuckerung mittels Baryt stets beobachtet, dass die nadelförmigen
                              									Krystalle in Folge ungenügenden Auswaschens der Zuckerbarytkuchen auftraten, welche
                              									Mutterlaugen von starkem Gehalt an organischen Stoffen einschlössen. Auch diese
                              									Zucker krystallisirten nach dem Umschmelzen normal. In den spitzen Krystallen konnte
                              									niemals durch directe und Inversionspolarisation Raffinose nachgewiesen werden.
                           Eine Vorrichtung zum Verarbeiten gefrorener Zuckerrübenschnitzel in
                              									Diffusionsbatterien wurde im Deutschen Reiche vom 7. Januar 1891 ab für E. Rassmus in Blankenburg a. Harz patentirt (D. R. P.
                              									Nr. 59834).
                           Bei der Verarbeitung von gefrorenen Zuckerrüben nach dem
                              									Diffusionsverfahren tritt, besonders in sehr kalten Wintern, meistens der grosse
                              									Uebelstand auf, dass in dem Diffuseur, welcher mit soeben erst geschnitzelten
                              									gefrorenen Rübenschnittlingen zum Zwecke der Auslaugung gefüllt worden ist, trotzdem
                              									die Schnittlinge mit möglichst heissem Maischsaft in Berührung gebracht werden,
                              									durch Zusammengefrieren sich ein fester Schnitzelballen bildet. Hierdurch ist sowohl
                              									die Auslaugung der Rübenschnitzel überhaupt unmöglich gemacht, als auch ihre
                              									Entleerung durch das Mannloch des Diffuseurs ungemein erschwert. Dieser Uebelstand
                              									verursacht bedeutende Mehrausgaben an Arbeitslöhnen und Brennmaterial, veranlasst
                              									Zeit- und erhebliche Zuckerverluste und hat meistens einen bis zum Stillstande
                              									verlangsamten Fabrikbetrieb zur Folge.
                           Diesen Uebelständen wird durch den patentirten Saftvertheiler
                              									abgeholfen, der im Wesentlichen aus einer in der Mitte des Diffuseurs angeordneten
                              									Säule besteht, welche mit schneckenförmig angebrachten Abzweigungen oder Flügeln
                              									versehen ist und bewirkt, dass der durch das obere Mannloch einströmende Saft mitten
                              									in den Kern der Schnitzel eintritt. Schon bei der Füllung des Diffuseurs wird sich,
                              									der schneckenförmigen Anordnung der Abzweigungen gemäss, eine sehr lockere Lagerung
                              									der hinabfallenden Schnitzel ergeben; ausserdem ist dem heissen Safte nicht allein
                              									der Weg um den gefrorenen Schnitzelballen herum nach dem unteren Siebboden
                              									gestattet, sondern der Saft kann frei in die gesammte Schnitzelmasse eintreten und
                              									dort das Gefrieren verhindern.
                           Patentanspruch:
                           Vorrichtung zum Verarbeiten gefrorener Zuckerrübenschnitzel in
                              									Diffusionsbatterien, bestehend aus einer etwa in der Mitte eines Diffuseurs
                              									befindlichen massiven oder hohlen Säule mit schneckenförmig angeordneten
                              									Abzweigungen oder Flügeln zur Vertheilung des heissen Saftes in den gefrorenen
                              									Rübenschnitzeln.
                           C. Bögel und C. Berger in
                              									Brieg, Schlesien, liessen sich folgende Neuerung bei der Entfärbung von Zucker
                              									enthaltenden Flüssigkeiten mittels Kohlepulvers patentiren (D. R. P. Nr. 58609 vom
                              									8. März 1891).
                           Das Wesen des Patentes geht aus dem Patentansprüche hervor:
                           1) Die Bildung eines festen, körnigen und filtrirfähigen
                              									Niederschlages bei der Entfärbung von zuckerhaltigen Flüssigkeiten aller Art mittels
                              									Kohlepulvers dadurch, dass man entweder vor oder nach Einführung des Kohlepulvers in
                              									der Zuckerflüssigkeit kohlensauren Kalk fällt, entweder durch Zugabe von Kalk und
                              									Einleiten von Kohlensäure, oder (falls genügend Kalk in der zuckerhaltigen
                              									Flüssigkeit vorhanden ist) lediglich durch Einleiten von Kohlensäure, so dass der
                              									kohlensaure Kalk mit dem leichten Kohlepulver zusammen einen specifisch schweren,
                              									körnigen, leicht filtrirbaren Niederschlag bildet.
                           2) Die Verwendung der nach Anspruch 1) dargestellten, durch
                              									Trennen von der zuckerhaltigen Flüssigkeit gewonnenen Niederschläge, bestehend aus
                              									Kohle und kohlensaurem Kalk, zur Erzeugung von Kohlensäure durch Brennen derselben
                              									in zur Kohlensäureerzeugung geeigneten Oefen.
                           Einen Schnitzel- oder Pülpefänger construirte E. Milk in
                              									Saaz, Böhmen (D. R. P. Kl. 89 Nr. 57867 vom 28. December 1890).
                           Derselbe besteht aus einem Mantel mit Ober- und Unterdeckel,
                              									zwischen welchen ein feines Drahtgeflecht oder besser ein Siebcylinder eingeschaltet
                              									ist, welcher den Innenraum des Mantels in zwei Räume theilt, von denen der innere,
                              									vom Siebcylinder begrenzte Raum mit der Zuleitung für die Diffusionssäfte, sowie mit
                              									dem Ableitungsrohre für die von der Flüssigkeit getrennte Pülpe verbunden ist,
                              									während der zwischen Siebcylinder und Mantel liegende ringförmige Raum zur Ableitung
                              									für die abgesonderte Flüssigkeit dient.
                           Da das Zuleiten der die Pülpe enthaltenden Flüssigkeit unter Druck
                              									erfolgt, wird der Inhalt des Siebcylinders selbsthätig fortgeleitet und dadurch das
                              									Sieb selbsthätig gereinigt.
                           In beistehender Fig. 12 ist ein
                              									Pülpefänger der neuen Art im Senkrechtschnitt dargestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 285, S. 116
                              Fig. 12.Mik's Pülpefänger
                              
                           Wie ersichtlich, wird das Absondern der Rübenschnitzel von der
                              									Flüssigkeit durch ein Sieb A bewirkt, welches entweder
                              									als einfaches Drahtgeflecht oder besser als Siebcylinder ausgeführt ist.
                           Dieses Sieb A, welches vortheilhaft
                              									die Gestalt eines Cylinders erhält, ist in einen zweiten Cylinder oder Mantel B eingesetzt, welcher oben und unten durch Deckel O und D abgeschlossen ist,
                              									welche den Siebcylinder tragen.
                           In Folge dieser Anordnung entstehen im Mantel B zwei Räume E und F, welche durch den Siebcylinder A von einander geschieden sind.
                           In den vom Siebcylinder A begrenzten
                              									Innenraum E mündet das mit einem Ablasshahne G1 versehene
                              									Zuleitungsrohr G für die die Pülpe enthaltende
                              									Flüssigkeit, welche durch die kleinen Löcher im Siebe A
                              									dringt und in den zwischen den beiden Cylindern entstehenden Ringraum F gelangt, von wo sie durch das Rohr K abgeleitet wird. Die Pülpe bleibt im Räume E zurück und steigt in Folge des im Apparat
                              									herrschenden Wassersäulendruckes allmählich an, bis der Innenraum E vollständig gefüllt ist. Wird alsdann mittels des
                              									Handgriffes J das Ventil K
                              									geöffnet, so wird die Pülpe in Folge des erwähnten Wassersäulendruckes selbsthätig
                              									durch das Rohr L fortgeleitet.
                           In Zuckerfabriken wird das Rohr zweckmässig dem benachbarten
                              									Diffuseur zugeleitet, welcher eben mit frischen Schnittlingen beschickt wurde.
                           Da der Apparat in die Abtreibleitung der Diffusionsbatterie
                              									eingeschaltet ist, wirkt er bei auftretendem grösseren Drucke wie ein Windkessel und
                              									verhütet Wasserschläge, welche die Apparate schädigen.
                           Es ist selbstverständlich, dass man dem Mantel B verschiedene Form geben, auch das Sieb A als blosse Scheidewand im Cylinder B ausführen könnte, ohne vom Wesen der Erfindung
                              									abzuweichen.
                           Ein Verfahren zur Herstellung von Krystallzucker in Raffinerien wurde Drost und Schulz in Breslau patentirtDie denselben patentirte Darstellung von Krystallzucker in Rohzuckerfabriken wurde beschrieben 1890 278 331 (D. R. P. Nr. 50100) und 1891 280 284 (D. R. P. Nr. 54372). (D. R.
                              									P. Kl. 89 Nr. 58070 vom 25. December 1889).
                           
                           Diese Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung von
                              									Krystallzucker in Zuckerraffinerien durch Anwendung eines in eigenthümlicher Weise
                              									im Betriebe der Raffinerie hergestellten Deckmittels.
                           Bisher wurde in den Raffinerien Krystallzucker aus Rohzucker im
                              									Wesentlichen durch Decken entweder mit Dampf oder mit Kläre hergestellt. Zu diesem
                              									Zwecke verfährt man derart, dass man den Rohzucker mit geringwerthigen Syrupen
                              									einmaischt, in die Centrifuge einlässt und dann entweder mit Dampf oder mit etwa 40
                              									bis 50 Proc. genannter Lösung fertigen, weissen Zuckers deckt, bis die Krystalle
                              									durch den Dampf oder die Deckflüssigkeit von dem den Krystallen anhaftenden Syrup
                              									befreit sind und man nahezu 100procentigen reinen Zucker bezieh. solchen von 99 und
                              									mehr Polarisation erhält. Bei dem Dampfdeckverfahren, nach welchem man etwa 70 bis
                              									75 Proc. reinen Krystallzucker erzielt, ist es ein grosser Uebelstand, dass ein so
                              									bedeutender Antheil an Zucker gelöst und den Nachproducten zugeführt wird, während
                              									der Nachtheil des Kläredeckverfahrens darin besteht, dass man grosse Mengen fertigen
                              									weissen Zuckers behufs Herstellung des Deckmittels vorher auflösen muss, und dass
                              									diese Lösung ebenfalls den Nachproducten zugeführt wird, so dass bereits fertiger
                              									weisser Zucker in letztere gelangt. Nach diesem Verfahren werden allerdings 10 Proc.
                              									mehr Krystallzucker gewonnen, als mit Hilfe des Dampfdeckverfahrens, jedoch wird für
                              									die Deckflüssigkeit mindestens so viel fertiger weisser, die gesammten
                              									Raffineriekosten tragender Zucker gebraucht, als durch die Dampfdecke aufgelöst
                              									wird, und schliesslich den Nachproducten zugeführt.
                           Diesen Uebelständen abzuhelfen ist der Zweck der vorliegenden
                              									Erfindung, nach welcher man den im Raffineriebetriebe befindlichen und für die
                              									Herstellung von Melis, Raffinade in Broden, Candis u.s.w. bestimmten
                              									Raffineriedicksaft in nachstehend zu beschreibender Weise verwendet.
                           In dem Raffineriebetriebe, in welchem die Herstellung von Melis,
                              									Raffinade in Broden, Candis u.s.w. bewirkt werden soll, wird ausnahmslos in der
                              									Weise gearbeitet, dass man in sogen. Auflösepfannen durch Auflösen von Rohzucker in
                              									Wasser eine Zuckerlösung von 50° Balling herstellt, welche man zunächst der
                              									mechanischen Filtration unterwirft. Dieser vorfiltrirten Lösung setzt man die
                              									dünneren Absüsswasser zu und filtrirt dann das Ganze über Spodium. Der von den
                              									Spodiumfiltern ablaufende Raffineriedicksaft, welcher fast allgemein eine Dichte von
                              									45 bis 48° Balling und fast stets die gleiche Güte und Concentration besitzt, wird
                              									alsdann im Vacuum auf Füllmasse verkocht und aus dieser endlich Consumwaare
                              									gewonnen.
                           Für das den Gegenstand vorliegender Erfindung bildende Verfahren
                              									soll nun dieser Raffineriedicksaft mit einem Reinheitsgrad von 90 bis 93, zur
                              									Erzeugung von Krystallzucker Verwendung finden.
                           Zu diesem Zwecke wird der Raffineriedicksaft, der bei seiner
                              									Dichte von etwa 45 bis 48° Balling noch Zucker in der Centrifuge auflösen würde, in
                              									besonderen Vacuumverdampfapparaten bis zu einem specifischen Gewicht von etwa 1,325
                              									oder ungefähr 66° Balling eingedickt, so dass er nicht
                              									mehr im Stande ist, in der Centrifuge Rohzuckerkrystalle aufzulösen, in ihm selbst
                              									aber noch keine Krystallbildung eingetreten ist. Zur Benutzung als Deckmittel dem im
                              									Vacuum auf Füllmasse zu verkochenden Raffineriedicksafte einen Theil zu entnehmen,
                              									ist nicht angängig, da hierin stets bereits krystallisirter Zucker enthalten ist,
                              									welcher die Zwischenräume zwischen den Krystallen des zu deckenden Rohzuckers
                              									verstopfen und so eine Reinigung erschweren würde; aus diesem Grunde ist das
                              									beschriebene gesonderte Eindampfen des Raffineriedicksaftes in einem Vacuum
                              									nothwendig.
                           Mit dem concentrirten, filtrirten Raffineriedicksafte führt man
                              									das vorliegende Verfahren folgendermaassen aus:
                           Rohzucker wird mit geringwerthigen Syrupen eingemaischt und in der
                              									Centrifuge unter Erwärmung der Zuckermasse so lange geschleudert, bis der Zucker
                              									möglichst von dem ihm anhaftenden Grünsyrup befreit ist. Der Zucker besitzt nunmehr
                              									einen Reinheitsgrad von etwa 98, während der Reinheitsquotient des den Krystallen
                              									noch anhaftenden Syrups etwa 69 bis 71 beträgt.
                           Darauf wird dieser Zucker mit dem in oben beschriebener Weise
                              									eingedickten Raffineriedicksafte von etwa 1,325 spec. Gew. in der Centrifuge
                              									(zweckmässig unter fortwährender Erwärmung) gedeckt. Hierbei sind zur genügenden
                              									Verdrängung des den Krystallen noch anhaftenden Syrups von einem etwa 69 bis 71
                              									betragenden Reinheitsquotienten an Deckflüssigkeit etwa 8 bis 10 Proc. des Gewichtes
                              									der zu deckenden Zuckermasse nöthig, und erhält man, da die Deckflüssigkeit einen
                              									Reinheitsgrad von etwa 90 bis 93 besitzt, unter Vermeidung von Krystallzuckerverlust
                              									durch Auflösung in der Centrifuge einen Krystallzucker von mindestens 99,5
                              									Polarisation als ein verkäufliches fertiges Product.
                           Bei dem Decken in der Centrifuge wird darauf zu achten sein,
                              									dass die Temperatur des zum Decken verwendeten Raffineriedicksaftes nicht höher als
                              									diejenige des Deckraumes ist, und dass der in dem gedeckten Zucker noch verbliebene
                              									Dicksaftrest möglichst vollständig aus dem Zucker, zweckmässig unter Erwärmung des
                              									letzteren, herausgeschleudert wird, bis derselbe etwa noch 1 Proc. Feuchtigkeit
                              									enthält.
                           Die Vortheile des vorliegenden Verfahrens sind folgende:
                           Es wird zur Erzeugung von Krystallzucker im Raffineriebetriebe
                              									keine Dampfdecke gebraucht, durch welche ein bedeutender Antheil der in der
                              									Centrifuge enthaltenen Zuckerkrystallmasse aufgelöst und den Nachproducten zugeführt
                              									würde.
                           Ferner ist es zur Erzeugung von Krystallzucker im
                              									Raffineriebetriebe nicht mehr nöthig, für die Herstellung des Deckmittels theuren
                              									weissen Zucker aufzulösen und den Nachproducten zuzuführen.
                           Demgegenüber ist das nach vorliegender Erfindung benutzte
                              									Reinigungsmittel für Rohzucker das billigste, weil es sich im Raffineriebetriebe von
                              									selbst ergibt; ausserdem verursacht dasselbe keine Zuckerverluste.
                           Ein Verfahren zur Gewinnung des Zuckers aus Füllmasse unter Zusatz von Melasse wurde
                              									Dr. Eugen Kuthe in Fröbeln bei Löwen, Schlesien, patentirt (D. R. P. Nr. 59115 vom 30. Juli 1890).
                           Setzt man zu einer unreinen, zum Theil im Vacuum bereits
                              									auskrystallisirten Rüben- oder Rohrzuckerlösung vor dem beendeten Verkochen im
                              									Vacuum, und zwar, wenn die Füllmasse noch 6 bis 7 Proc. Wasser enthält, nicht mehr
                              									krystallisirbare heisse Melasse (Temperatur etwa 75°) von mindestens 43° B., und
                              									zwar etwa 50 Proc. vom Gewicht der Füllmasse, kocht in dem Vacuum recht langsam so
                              									lange weiter, bis die 6 bis 7 Proc. Wasser verdampft sind, so erhält man eine bei
                              									75° leichtflüssige Zuckerfüllmasse, welche nach Angabe des Erfinders allen oder fast
                              									allen krystallisirbaren Zucker in fester Form enthält. Diese Füllmasse kann dann
                              									sofort aus dem Vacuum in die Centrifugen zum Ausschleudern gebracht werden behufs
                              									Trennung in Rohzucker oder reinen Krystallzucker und fast nicht mehr
                              									krystallisirbare wirkliche Melasse. Da diese Füllmasse, sobald sie auf Zimmer-
                              									bezieh. Fabriktemperatur sinkt, zähflüssig und zum Ausschleudern ungeeignet wird,
                              									ist es zweckmässig, solange das Schleudern dauert, die Füllmasse in einem runden
                              									Wärmgefäss mit Rührwerk und Doppelwandung durch Dampf oder heisses Wasser auf einer
                              									Temperatur von 50 bis 75° zu erhalten. Ein Theil der ausgeschleuderten Melasse wird
                              									für den nächstfolgenden Sud im Vacuum verwendet.
                           Patentanspruch.
                           Das Verfahren zur Gewinnung einer bei hohen Temperaturen (50 bis
                              									75°) leichtflüssigen Zuckerfüllmasse, welche fast allen krystallisirbaren Zucker in
                              									fester Form enthält, darin bestehend, dass man zu noch nicht fertig verkochten
                              									Füllmassen aus Rüben- oder Rohrzucker im Vacuum eine nicht mehr krystallisirbare,
                              									75° heisse Melasse von hohem specifischen Gewicht hinzusetzt, dann weiter verkocht,
                              									bis eine dem Mutterlaugenwasser der ursprünglichen Füllmasse gleiche Wassermenge
                              									verdampft ist, und schliesslich warm schleudert.
                           (Das Verfahren hat nach der neueren Anschauung über
                              									Krystallisation gewiss Aussicht auf nutzbringende Anwendung. St.)
                           W. Greiner in Braunschweig liess sich
                              									zwei Rieselverdampfapparate patentiren.
                           1) D. R. P. Nr. 57494 vom 23. Juli 1890.
                           Nach dieser Erfindung werden bei Mehrkörpersystemen
                              									Zwischengefässe eingeschaltet, in welchen die aus den vorhergehenden Körpern
                              									übertretende heissere Flüssigkeit auf die Siedetemperatur des betreffenden Körpers
                              									gebracht wird.
                           Die abzudampfende Flüssigkeit tritt durch ein in der Kammer B1 gelegenes Rohr S1 in den Apparat ein,
                              									wird von einer Rinne a aufgefangen und fliesst von dort
                              									in die Rohre der obersten Reihe des Verdampfers über. An dem entgegengesetzten Ende
                              									der Rohre r, in Kammer B2
                              									, befindet sich vor denselben eine Ueberfallrinne b, welche mit einem Rande zum Schutze gegen
                              									Ueberschlagen der Flüssigkeit während des Kochens versehen ist. Diese Rinne b ist mit Durchbohrungen ausgestattet, durch welche der
                              									Saft ausfliesst. Durch die Höhe, in welcher sich die Durchbohrungen befinden, wird
                              									auch die Höhe der in den Rohren r sich stauenden
                              									Flüssigkeit bestimmt. Die aus den Löchern der Rinne b
                              									ausfliessende Flüssigkeit wird wieder von einer Rinne a
                              									aufgenommen, welche die Vertheilung derselben für die zweite Reihe der Rohre
                              									übernimmt. So durchzieht die Flüssigkeit alle unter einander liegenden Rohrreihen,
                              									bis sie unten in einer der Kammern B, je nach der
                              									Anzahl 
                              									der Rohrreihen, mündet und durch Stutzen S2 abgeführt wird. Auch die der Mündung
                              									gegenüberliegende Kammer erhält einen Ablaufstutzen S2 für etwa abspritzende
                              									Flüssigkeitstheilchen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 285, S. 118
                              Greiner's Rieselverdampfer.
                              
                           Während des Hindurchziehens durch die Rohre verdampft die
                              									Flüssigkeit, da die Kammer E von D aus mit Wasserdampf oder mit Saftdampf aus einem
                              									vorhergehenden Verdampfkörper gefüllt gehalten wird. Das Condensationswasser fliesst
                              									durch W ab. Kommt nun die abzudampfende Flüssigkeit aus
                              									einem vorhergehenden Apparat, so hat sie eine Temperatur, welche gleich der des in
                              										K heizenden, aus dem vorhergehenden Apparat
                              									stammenden Saftdampfes ist. Die Temperatur der Flüssigkeit ist also höher als
                              									diejenige, welche in den Verdampfkammern B1 und B2 als Siedetemperatur herrscht. Die unter diesen
                              									Umständen in S1
                              									eintretende Flüssigkeit würde unter dem niedrigen Drucke sehr heftig kochen und ein
                              									ruhiges Vertheilen und Fliessen nicht zulassen. Aus diesem Grunde ist ein Gefäss A (Fig. 14) eingeschaltet,
                              									welches durch Rohr d mit den Kammern B1 und B2 in Verbindung steht,
                              									und in welches die Flüssigkeit durch ein fein gelochtes Rohr S eintritt. Ihre überschüssige fühlbare Wärme wird zur Verdampfung eines
                              									Theiles des Wassergehaltes der Flüssigkeit verbraucht. Dabei sinkt ihre Temperatur,
                              									und so um ein Weniges abgekühlt, tritt sie dann erst nach S1 über, und zwar annähernd mit derjenigen
                              									Temperatur, welche der Siedehitze in B1 und B2 entspricht. Der Abdampf aas A vereinigt sich mit dem Abdampfe aus den Kammern B1 und B2 durch die Rohre d und D und zieht dann
                              									entweder weiter als Heizmaterial für einen folgenden Körper oder, wenn der
                              									besprochene Körper der letzte einer Reihe ist, zum Condensator.
                           Patentanspruch:
                           Ein Verdampfapparat mit wagerechten Verdampfrohren, dadurch
                              									gekennzeichnet, dass zwischen den einzelnen Körpern ein Zwischengefäss (A) eingeschaltet ist, in welchem die abzudampfende
                              									Flüssigkeit fein vertheilt wird, um zu ermöglichen, dass sie auf die im Körper
                              									herrschende Siedetemperatur herabgeht.
                           2) D. R. P. Nr. 58037 vom 23. Juli 1890.
                           Die vorliegende Erfindung betrifft die Construction und Verwendung
                              									von Theilen, mit deren Hilfe man jeden gewöhnlichen stehenden Robert'schen Verdampfapparat in einen sogen.
                              									Rieselapparat umändern kann.
                           Bei dem gewöhnlichen stehenden Robert'schen Verdampfapparat sind alle Rohre der Heizkammer mit derjenigen
                              									Flüssigkeit angefüllt, welche durch Verdampfen eingedickt werden soll, während der
                              									heizende Dampf diese umspült. Bei dem in solcher Weise stattfindenden
                              									Abdampfungsverfahren ist es von grossem Nachtheile, dass immer eine Saftsäule
                              									vorhanden ist, welche das Sieden in der unteren Partie der Rohre sehr erschwert,
                              									denn die Differenz zwischen den bestimmten Temperaturen des Heizdampfes einerseits
                              									und der siedenden Flüssigkeit andererseits kann hier nicht voll zur Geltung
                              									kommen.
                           Die einzelnen Rohre rr..., welche
                              									sich in der Heizkammer D befinden, werden daher nicht
                              									wie bisher oben offen gelassen, sondern mit eigenthümlichen Stöpseln s1 oder s2 zugedeckt, welche in
                              									der Fig. 15, und zwar
                              									als oben geschlossene Stöpsel s1 und als oben durchbrochene Stöpsel s2 im Durchschnitt,
                              									Grundriss und in der Ansicht dargestellt sind. Die linke Hälfte der Fig. 16 zeigt den
                              									gewöhnlichen Robert'schen Apparat, während die rechte
                              									Hälfte derselben mit der neuen Umänderung versehen ist.
                           Die Stöpsel s1 und s2 sind derartig construirt, dass sie auf der
                              									Oberkante ab der Rohre r
                              									aufliegen, zu gleicher Zeit aber auch einen Spalt lassen, durch welchen in der
                              									Pfeilrichtung die Flüssigkeit in die Rohre r
                              									einfliesst. An den Stöpseln befinden sich Nasen n,
                              									welche denselben die centrische Lage geben. Diese Nasen n aber stören oben den peripherischen Einfluss der Flüssigkeit, sie
                              									verschmälern sich daher nach unten immer mehr und fehlen am unteren Ende der Stöpsel
                              									ganz und gar, so dass da, wo die Stöpsel den grössten Durchmesser und also auch den
                              									kleinsten Abstand von der Rohrwand haben, die Flüssigkeit ungehindert am ganzen
                              									Umfange der Stöpsel und der ganzen Innenwand der Rohre herabrieselt.
                           Um während des Verdampfens ein angemessenes Flüssigkeitsniveau
                              									innehalten zu können, wird das bisherige Circulationsrohr C durch ein Ansatzrohr H erhöht, welches mit
                              									einer Haube J gekrönt ist (Fig. 15). Durch die
                              									Haube J sollen die in dem Rohre CH aufsteigenden Dämpfe seitlich abgeleitet und schwere mitgerissene
                              									Flüssigkeitstheilchen in den Saft zurückgeschleudert werden, so dass nur reine
                              									Dämpfe oben aus dem Apparate entweichen.
                           Die Wirkungsweise des Apparates ist folgende: Die zu verdampfende
                              									Flüssigkeit wird oberhalb der Heizkammer in den Apparat eingeführt und mit Hilfe der
                              									Stöpsel s in überall gleich dicken Schichten an die
                              									Innenwandungen der Rohre r geleitet, an denen sie
                              									herabrieselt. Dabei zieht der aus derselben entwickelte Dampf gemeinsam mit der
                              									verbleibenden Flüssigkeit nach unten. Die herabtropfende eingedickte Flüssigkeit
                              									sammelt sich am Boden des Apparates an und wird durch Pumpen entfernt. Der Dampf
                              									steigt dagegen durch CH nach oben, wobei die von ihm
                              									mitgerissenen Flüssigkeitströpfchen, wie oben erklärt, ausgeschieden werden. Hierbei
                              									werden nun gewöhnlich die Stöpsel s1 angewendet. Ist jedoch bei schon vorhandenen
                              									Apparaten, deren Rohre mit Stöpseln versehen werden sollen, das Rohr CH zu eng, um die Dämpfe ohne Pressung abführen zu
                              									können, dann muss ein zweiter Ausgang für dieselben vorhanden sein. In diesem Falle
                              									werden die Stöpsel s2
                              									verwendet, welche oben mit offenen Ansatzröhren versehen sind, welche über das
                              									Niveau der Flüssigkeit hinausragen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 285, S. 118
                              Greiner's Verdampfapparat.
                              
                           Patentansprüche.
                           1) Ein Verdampfapparat mit senkrechten Verdampfrohren, dadurch
                              									gekennzeichnet, dass die oberen Oeffnungen dieser Rohre durch mit Nasen versehene
                              									Stöpsel (s1
                              									s2), welche oben
                              									geschlossen (s1) oder
                              									offen (s2) sind,
                              									bedeckt werden, behufs Erzielung 
                              									einer möglichst gleichmässigen dünnen Flüssigkeitsschicht an den Wandungen der
                              									Rohre.
                           2) Bei dem unter 1) gekennzeichneten Verdampfapparate die
                              									Anbringung eines Circulationsrohres CH mit Haube J.
                           Eine Neuerung im Verfahren des Abdestillirens der flüchtigen
                              									Producte aus Melassen und Syrupen wurde James Duncan in
                              									Selby (Rawcliffe Bridge, York, England) vom 19. August 1890 ab patentirt (D. R, P.
                              									Nr. 58828).
                           Diese Neuerung betrifft ein Verfahren zur Verfeinerung des
                              									Geschmackes von Melassen bezieh. Syrupen, nach welchem diese hauptsächlich durch den
                              									Gehalt von Acetaten, Carbonaten, Chloriden und Nitraten von Kalium und Natrium in
                              									ihrem Geschmacke beeinträchtigten Stoffe behufs Abspaltung der in den genannten
                              									Salzen enthaltenen flüchtigen Säuren mit Schwefelsäure versetzt und zum
                              									Abdestilliren der flüchtigen Producte eingekocht werden, und es besteht die Neuerung
                              									darin, bei diesem Verkochen das Abdestilliren der flüchtigen Producte durch
                              									gleichzeitiges Hindurchblasen von Dampf, kalter oder warmer Luft, Kohlensäuregas
                              									oder Schwefligsäuregas zu erleichtern.
                           Der Erfinder verdünnt zunächst das Product bis zu 10° B., fügt
                              									dann die zur Abspaltung der flüchtigen Säuren nöthige Menge Schwefelsäure (d. i. 1
                              									bis 6 Proc. Handelsschwefelsäure auf 100 Th. Product, je nach Natur und Menge der
                              									vorhandenen Verunreinigungen) hinzu und kocht entweder in offenem Gefäss oder im
                              									Vacuum ein, indem er gleichzeitig Dampf, kalte oder warme Luft, Kohlensäuregas oder
                              									Schwefligsäuregas durch das kochende Product mittels Gebläses, Injectors o. dgl.
                              									hindurchbläst, bis die aus dem Producte sich entwickelnden Dämpfe sich frei von
                              									Essigsäure, Salzsäure und anderen flüchtigen Stoffen erweisen. Dies ist im
                              									Allgemeinen der Fall, wenn das Product bis auf 29 bis 30° B. eingekocht ist.
                              									Hiernach wird das Product mit Kalk, kohlensaurem Kalk, Aetznatron oder kohlensaurem
                              									Natron neutralisirt, mittels Taylor'scher Filter oder
                              									Filterpressen filtrirt und schliesslich in der üblichen Weise bis auf 43° B.
                              									eingekocht. Vor diesem Einkochen kann man das Product zur Verbesserung seiner Farbe
                              									über Knochenkohle filtriren.
                           Der Zusatz der erforderlichen Menge Schwefelsäure zum verdünnten
                              									Product kann entweder im Ganzen gleich zu Anfang oder portionsweise während des
                              									Einkochens erfolgen.
                           Patentanspruch:
                           Beim Abdestilliren der flüchtigen Producte aus mit Schwefelsäure
                              									angesäuerten stark verdünnten Melassen bezieh. Syrupen das gleichzeitige Durchblasen
                              									von Dampf, kalter oder warmer Luft, Kohlensäuregas oder Schwefligsäuregas behufs
                              									Erleichterung des Abtreibens der genannten flüchtigen Producte.
                           (Die Benutzung dieser sonderbarer Weise patentirten Vorschrift
                              									dürfte kaum Aussicht auf guten Erfolg haben! St.)