| Titel: | Ergänzungen und übersichtliche Bearbeitung, sowie neue Methoden der Ermittelung von Chrom, Kupfer und Nickel in den entsprechenden Stahlsorten. | 
| Autor: | Alfred Ziegler | 
| Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 140 | 
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                        Ergänzungen und übersichtliche Bearbeitung, sowie neue Methoden der Ermittelung von
                           								Chrom, Kupfer und Nickel in den entsprechenden Stahlsorten.
                        Von Alfred Ziegler.
                           							
                        Mit Abbildungen.
                        Ergänzungen und übersichtliche Bearbeitung von Chrom, Kupfer und
                           								Nickel.
                        
                     
                        
                           I.Fortschritte in der Analyse von Chromstahl.
                           Seit meinen letzten Veröffentlichungen in dieser Zeitschrift habe ich die
                              									verschiedenen Arten der Bestimmung von Chrom in Chromstahl einer kritischen
                              									Bearbeitung unterziehen können, und richtete mein Augenmerk besonders auch darauf,
                              									die seitherigen Methoden noch zu vereinfachen bezieh. zu verbessern.
                           In Nachfolgendem bespreche ich deshalb vier verschiedene Methoden, weil der eine
                              									meiner Herren Fachgenossen lieber so, der andere anders wird arbeiten wollen, um so
                              									mehr, als die Einrichtungen in Hüttenlaboratorien nicht immer so vollständig sind,
                              									dass jede neue Methode mit dem vorhandenen Analysirwerkzeuge ohne weiteres
                              									ausgeführt werden könnte.
                           
                              Erste Vorschrift:
                              1 bis 2 g Substanz löst man in Salzsäure (1 : 3), oxydirt in der Porzellanschale
                                 										mit Wasserstoffsuperoxyd (oder HNO3), dampft zur
                                 										Trockene ab und bringt und wischt (eventuell unter Zuhilfenahme von, mit starker
                                 										Salzsäure getränktem Filterpapier) die Masse in den Silbertiegel, welcher, je
                                 										nachdem 1 g oder 2 g Einwage verwendet wurde, mit 6 g NaHO und 3 g NaNO3 oder mit mehrfachen Mengen beschickt ist.
                              Statt in den Silbertiegel kann man (aber weniger gut) die Masse aus der Schale in
                                 										einen Platintiegel bringen, der die sogen. Salpetersodaschmelze (120 g Na2CO3 + 80 g
                                 											KNO3) enthält, und darin die durch Behandeln
                                 										mit Salzsäure erhaltene Masse aufschliessen.
                              Das Aufschliessen im Silbertiegel ist in D .p. J.
                                 										1891 279 163 genau beschrieben worden und gilt auch
                                 										für die weitere Behandlung das daselbst über Ferrochrom Veröffentlichte. Die
                                 										Schmelze löst man in Wasser, wischt den Tiegel aus, leitet in die Lösung
                                 										überschüssige Kohlensäure ein, verdampft zur Trockene (in Platin- oder
                                 										Porzellangefäss), nimmt mit Wasser auf, filtrirt, wäscht mit Soda haltigem
                                 										Wasser aus und schliesst den Schmelzrückstand noch einmal auf. (Ist dabei noch
                                 										eine wesentliche Menge Chrom nachzuweisen, so sollte ein drittes Aufschliessen
                                 										stattfinden.)
                              Die übrige Behandlung der folgenden Schmelzen ist die der ersten.
                              
                           
                              Zweite Vorschrift:
                              Diese ist eigentlich nur in der Vorbereitung zum Aufschliessen verschieden von
                                 										der ersten, und führe ich selbe nur deshalb nochmals an, um eine praktische Art
                                 										der Behandlung mit Kupferammonchlorid zu empfehlen. (Siehe übrigens D. p. J. 1889 274 413,
                                 										1890 275 91 und 1891 279
                                 										163.)
                              Die gebohrte Stahlprobe kommt in einer je nach Gehalt verschiedenen Menge (jedoch
                                 										kaum unter 1 g) in einen Erlenmeyer-Kolben, welchem ein dreifach durchbohrter
                                 										Gummistopfen aufgesetzt wird. Durch die erste Durchlochung a geht, kurz unter dem Stöpsel endend, ein einmal
                                 											
                                 										gebogenes Glasrohr, welches durch einen langen, leichten Schlauch mit einem
                                 										thunlichst gleichmässig Kohlensäure entwickelnden Apparate in Verbindung
                                 										steht.
                              Durch die zweite Durchbohrung geht ein zweimal gebogenes Glasrohr b. Die dritte Oeffnung c verschliesst man nur zeitweilig mit dem Daumen, wenn man die
                                 										zersetzte Masse mit der Flüssigkeit durch den Kohlensäuredruck auf die
                                 										bereitstehende Filtrirvorrichtung B drücken will
                                 										(vgl. Fig. 1 und
                                 											2).
                              In die Zersetzungsflasche A füllt man nun auf die
                                 										Bohrspäne die auf dem Wasserbade bis etwa 70° C. erwärmte, bekannte Lösung von
                                 										Kupferammonchlorid in der Menge von 50 cc auf 1 g Stahl. Die Zersetzung beginnt
                                 										sofort und wird durch andauerndes Schütteln beschleunigt, so dass dieselbe je
                                 										nach der Stahlmenge in ¼ bis ¾ Stunde beendigt ist. Der Erlenmeyer-Kolben wird,
                                 										einerseits um ihn zu schonen, andererseits um der Flüssigkeit die Wärme
                                 										thunlichst zu erhalten, auf ein Stück Asbestpappe gestellt.
                              Textabbildung Bd. 285, S. 141Ziegler's Apparat zur Analyse von Chromstahl. Die Kohlensäure-Einleitung geschieht fortlaufend, bis der letzte Rest
                                 										der Flüssigkeit nach der Zersetzung auf das Filter gebracht ist.
                              Das zweifach gebogene Rohr suche man mit Kohlensäure gefüllt zu erhalten, was
                                 										durch Rechtsneigen des Kolbens, wobei das untere Ende des Rohres ausserhalb der
                                 										Flüssigkeit zu stehen kommt, leicht gelingt. Der sich etwa bildende
                                 										Eisenbeschlag darf nur bei der Zersetzung behufs Kohlenstoffbestimmung mit Säure gelöst werden.
                              Bei der Chrombestimmung muss man einen solchen mittels Wischer loslösen.
                              Den Inhalt des Filters kann man durch Auflegen einer Glasplatte und Anfüllen mit
                                 										Kohlensäure thunlichst vor der Einwirkung der Luft schützen. Nach der Filtration
                                 										wird der Rückstand mit Schmelze u.s.w. wie bei Vorschrift 1 weiter
                                 										behandelt.
                              
                           
                              Dritte Vorschrift:
                              a) Man oxydirt 1 bis 2 g (je nach Chromgehalt) im Platintiegel mit etwas
                                 										Salpetersäure von 1,2 spec. Gew.; trocknet und schliesst mit Natriumbisulfat
                                 										auf. Schmelzen des NaHSO4
                                 										allein schliesst zwar Stahlspäne auch auf, jedoch
                                 										viel langsamer.
                              b) Zur Vorbereitung kann man auch in verdünnter Schwefelsäure lösen, die Lösung
                                 										eindampfen und dann bis zum Entweichen von Säuredämpfen erhitzen. Nach dem
                                 										Abkühlen löst man auf dem Dampfbade mit zugesetztem Wasser, bis der Seidenglanz
                                 										(noch ungelöstes Eisensulfat) verschwunden ist. Der Rückstand enthält nach dem
                                 										Filtriren alle SiO2, aber auch noch geringe
                                 										Mengen Cr u.s.w. welche bei besonders genauen Analysen zu beachten sind.
                                 										Man raucht in diesem Falle nach Veraschen den Rückstand mit Flussäure ab und
                                 										schliesst nochmals mit NaHSO4, welches nun alles
                                 										löst, auf.
                              Die durch a) oder b) erhaltene Lösung erhitzt man nun und setzt so lange, bis die
                                 										rothe Farbe einige Minuten bleibt, eine Lösung von 8 g KMnO4 auf 1 l Wasser zu. Hierdurch wird das
                                 										schwefelsaure Chrom zu Chromsäure bezieh. chromsaurem Alkali oxydirt. Darauf
                                 										setzt man nun festes Na2CO3 zu der sauren Lösung in kleinen Antheilen,
                                 										damit die Flüssigkeit nicht übersteigt, bis zur alkalischen Reaction, lässt
                                 										absetzen, hebert und filtrirt die Flüssigkeit ab und behandelt dieselbe wie die
                                 										Lösung der Aetznatron-Salpeterschmelze bei Vorschrift 1 weiter.
                              Man kann auch die Flüssigkeit mit der Fällung auf ein bestimmtes Maass auffüllen
                                 										und filtrirte Theilmengen zur Analyse benützen.
                              
                           
                              Vierte Vorschrift:
                              Diese bietet einige Vortheile, obwohl sie gut controlirt werden muss, wenn man
                                 										sicher sein will, genaue Resultate zu erzielen.
                              Man löst in Salzsäure, dampft zur Trockene ein, erwärmt einige Stunden auf etwa
                                 										120° C., behandelt mit (99 Proc. Tr.) Alkohol (Chromchlorid ist darin so gut wie
                                 										unlöslich), wodurch ein grosser Theil der anderen Chloride von Chrom getrennt
                                 										wird, filtrirt unter Absaugen (hierzu eignen sich ganz besonders die gehärteten
                                 										Filter Nr. 575 von Schleicher und Schüll in Düren,
                                 										Rheinland) und behandelt den Rückstand mit Aetznatron-Salpeterschmelze u.s.w.
                                 										wie bei Methode 1.
                              Die alkoholische Lösung, aus welcher ohnedem durch Destillation der Alkohol
                                 										wieder gewonnen werden soll, wird in ihrem Rückstande auf Chromgehalt
                                 										geprüft.
                              
                           
                              
                                 Allgemeine Bemerkungen zu Obigem.
                                 
                              Selbstverständlich richtet man sich beim Aufschliessen mit Aetznatron-Salpeter-
                                 										bezieh. Salpeter-Sodaschmelze nach der Menge des vorhandenen
                                 										Eisenoxydrückstandes.
                              Das endgültig gewogene Cr2O3 ist in allen Fällen durch
                                 										Salpeter-Sodaschmelze bezieh. NaHSO4-Schmelze
                                 										auf Reinheit zu prüfen.
                              Vorschrift 3 kann auch mit der Reinhardt'schen
                                 										Zinkoxydfällung nach Desoxydation durch unterphosphorigsaures Natron combinirt
                                 										werden.
                              Die Chromatlösung wird manchmal durch Zusatz von überschüssiger Salzsäure so
                                 										oxydirt, dass sie durch freie Chromsäure lange gelb bleibt (besonders bei
                                 										Anwesenheit von Salpeter). Durch etwas Alkoholzusatz kann die Umwandlung in
                                 										Chromchlorid rasch erreicht werden.
                              Die Fällung des Chromoxydhydrates mit Ammoniak, welche je nach dem
                                 										Oxydationsgrade auf verschiedene Weise vor sich geht und somit bald in längerer,
                                 										bald in kürzerer Zeit beendet ist, darf, wenn Platingefässe nicht zur Verfügung
                                 										stehen, nur in guten Porzellanschalen vorgenommen werden.
                              Der Glasstab soll während des Erhitzens nicht in der ammoniakalischen Lösung
                                 										bleiben, da Glas bekanntlich stark von Ammoniak angegriffen wird und dann
                                 										eventuell das Chromoxyd verunreinigen hilft.
                              Am besten wären Platinstäbe zu benützen. Nach den angegebenen Methoden wurden
                                 										wiederholt Chromstähle von 0,37 bis 1,7 Proc. Chromgehalt analysirt und die
                                 										Vorschrift 1 für am besten befunden.
                              
                              Zum Schlusse kann ich nicht umhin, als fünfte Vorschrift einen Hinweis auf
                                 										die Chromtitrirung zu geben.
                              In dem demnächst von Dr. Fr. Böckmann
                                 										herausgegebenen, bei Springer in Berlin erscheinenden Werke: Die chemisch-technischen Untersuchungsmethoden ist
                                 										eine diesbezügliche Methode nach A. A. Blair: Die
                                    											chemische Untersuchung des Eisens, übersetzt von L. Rürup, referirt.
                              Ferner finden sich sehr bemerkenswerthe gediegene Ausführungen über diesen
                                 										Gegenstand in der Oesterreichischen Zeitschrift für
                                    											Berg- und Hüttenwesen, 1884 S. 463 bis 465, von Dr. H. Peterson.
                              Ich habe noch nicht genügende Erfahrung über diese Zeit ersparende Methode; es
                                 										wird mir aber vielleicht einmal gegönnt sein, in dieser Zeitschrift darüber
                                 										Mittheilungen, zu machen.
                              
                           
                        
                           II.Uebersichtliche Darstellung der Methoden, Kupfer
                              									in Stahl und Eisen zu bestimmen.
                           1) Bekanntlich kann Kupfer in schwach salzsaurer Lösung (in der sich kein anderes
                              									durch Schwefelwasserstoff fällbares Metall in Lösung befinden darf) durch H2S vollständig gefällt werden. Es ist jedoch beim
                              									Lösen in Salzsäure immer auf einen etwaigen darin unlöslichen Rückstand, welcher
                              									Schwefelkupfer enthalten könnte, Rücksicht zu nehmen.
                           2) Dr. M. A. v. Reis beschreibt in Stahl und Eisen, 1889 Nr. 8 S. 720 und 1891 Märzheft S.
                              									238, ein Verfahren der Fällung von As bezieh. Cu in Eisen mittels sulfocarbonsaurem
                              									Ammon, wobei die lästige Fällung durch Schwefelwasserstoff umgangen werden kann.
                           Das sulfocarbonsaure Ammon stellt Reis durch Schütteln einer Mischung von 100 cc
                              									Schwefelkohlenstoff, 500 cc concentrirtem Ammoniakwasser und 500 cc 95procentigem
                              									Alkohol (bis sich der CS2 gelöst hat) und Verdünnen
                              									dieser Lösung mit 4 Raumtheilen Wasser her.
                           Die Lösung soll vor Licht und Luft geschützt aufbewahrt werden.
                           Die Methode nach Reis ist, von mir etwas modificirt, (da
                              									in der Originalabhandlung durch ein Versehen die nöthige Abscheidung der SiO2 ausgelassen erscheint) folgendermaassen
                              									auszuführen:
                           Je nach dem Kupfergehalte sind: von Roheisen, Ferromangan und Stahl 10 g; von
                              									Eisensorten, denen absichtlich Kupfer einverleibt ist, entsprechend weniger, etwa
                              									0,2 bis 1 g einzuwiegen.
                           Man löst in einer bedeckten Porzellanschale in der nöthigen Menge (50 cc bis 150
                              										ccDie angeführten Maximalzahlen sind die von Reis
                                    											für die Einwage von 10 g angegebenen.) Salzsäure (1 Vol.
                              									concentrirte HCl: 0,5 Vol. H2O) endlich unter
                              									Kochen. Nun dampft man zur Trockene, löst und filtrirt. Der SiO2-Rückstand, welcher u.a. noch etwas Cu enthalten
                              									kann, wird durch Abrauchen mit HF und H2SO4 von der SiO2
                              									befreit, mit NaHSO4 aufgeschlossen, gelöst, verdünnt
                              									und mit H2S gefällt. (Man kann auch diese Lösung zur
                              									salzsauren Hauptlösung bringen.Reis will in den Fällen, in welchen sich nicht
                                    											alles in HCl löst, das eventuell im Rückstande befindliche Cu durch
                                    											oxydirenden Zusatz von 30 cc H2O2 und Erhitzen in Lösung bringen. Ob dieses
                                    											Verfahren immer genügt, weiss ich nicht, ziehe deshalb das zur sicheren
                                    											Lösung führende Verfahren vor.)
                           Zur erwärmten Gesammtlösung gibt man nun, je nach der Einwage, 2 g bis 5 g
                              									festes unterphosphorigsaures Natron hinzu und kocht. Ist die Desoxydation beendet,
                              									so verdünnt man mit heissem Wasser auf 200 cc bis 700 cc, setzt 5 cc bis 10 cc
                              									Ammonsulfocarbonatlösung unter längerem Umrühren hinzu und filtrirt den sich rasch
                              									absetzenden dunkelbraunen Niederschlag sogleich. Ausgewaschen wird 10mal mit einer
                              									Mischung von 500 cc heissem Wasser + 5 cc Ammonsulfocarbonatlösung + 10 cc
                              									concentrirte Salzsäure; und dann 3mal mit heissem Wasser. Das Filter kommt mit dem
                              									noch nassen Niederschlage in den gewogenen Porzellantiegel, wird vorsichtig
                              									verascht, danach 5 Minuten bei schwacher Rothglut (damit Kupfer nicht in das
                              									Tiegelemail einschmilzt) unter Lufteinwirkung erhitzt und als CuO gewogen.
                           3) Als selbständige oder controlirende Cu-Bestimmung nach der Fällung als Schwefelkupfer wäre noch die Farbenvergleichung einer
                              									Probelösung mit einer Normalkupferlösung zu erwähnen.
                           Die Lösung der Probe wird in der Regel so hergestellt, dass die salzsaure Lösung der
                              									Substanz mit H2S gefällt, der ausgewaschene
                              									Niederschlag verascht und in HNO3 gelöst wird.
                           Blieb nach dem Lösen in Salzsäure ein unlöslicher Rückstand, so ist dieser ebenfalls
                              									nach Veraschen in heisser Salpetersäure zu lösen und der ersten salpetersauren
                              									Lösung zuzufügen.
                           Die gesammte Kupferlösung wird nun auf dem Wasserbade eingeengt, mit Ammoniakwasser
                              									versetzt; bis ein entstandener Kupferniederschlag eben wieder gelöst istDie Nuance
                                    											nicht nur die Stärke der Probelösung muss genau dieselbe wie die der
                                    											Normallösung sein. Ueberschüssiges Ammoniak verändert solche meistens ins Violette., und
                              									direct (da sich hierbei manchmal noch Eisenhydroxydflöckchen ausscheiden) in das
                              									entsprechende Eggertz-Rohr durch ein kleinstes Filterchen filtrirt. In einem
                              									gleichen graduirten Rohre befindet sich je nach der Stärke der Probelösung ein
                              									bestimmtes Maass der passenden Normalkupferlösung und kann dann durch Verdünnen mit
                              									Wasser der gleiche Farbenton hergestellt und nach der beobachteten Anzahl der
                              									Cubikcentimeter der Gehalt an Cu berechnet werden.
                           Die Normalkupferlösung hat man sich in grösserer Menge aus reinstem Batterie- oder
                              									Bandkupfer durch Lösen desselben in HNO3 und eben Ueberneutralisiren mit NH3 in ganz ähnlicher Weise wie die Probelösung
                              									hergestellt. Ich finde eine Normalkupferlösung von 0,0002 g Cu in 1 cc und eine
                              									solche von 0,002 g Cu in 1 cc für alle Fälle ausreichend, und halten sich diese
                              									Lösungen wohlverwahrt lange Zeit.
                           Stärkere Vergleichskupferlösungen beobachte man in schwächeren Röhren, schwächere in
                              									Eggertz-Röhren mit grösserer lichter Weite. Es reichen nach meinen Erfahrungen
                              									Eggertz-Rohre
                           
                              
                                 a)
                                 von
                                 24 cc
                                 Fassungsraum
                                 in
                                 0,2 cc
                                 getheilt,
                                 l. W.
                                 1,5 cm
                                 
                              
                                 b)
                                 „
                                 16 cc
                                 „
                                 „
                                 0,1 cc
                                 „
                                 l. W.
                                 1,2 cm
                                 
                              
                                 c)
                                 „
                                   9 cc
                                 „
                                 „
                                 0,1 cc
                                 „
                                 l. W.
                                 0,9 cm
                                 
                              
                           in der Länge von etwa 15 bis 16,5 cm für alle Bestimmungen
                              									aus.
                           Kann man bei geringem Cu-Gehalte 5 bis 10 g Substanz einwiegen, so ist es leicht,
                              									mittels dieser Methode noch einige Tausendstel-Procent Cu in kurzer Zeit zu
                              									bestimmen.
                           
                           4) Sei noch auf die elektrolytischen Bestimmungsweisen des Cu (beschrieben in
                              										Fresenius: Quant. Analyse, Bd. II S. 495 ff., und
                              										A. Classen: Quant. chem. Analyse durch Elektrolyse)
                              									hingewiesen, welche jedoch nur bei höherem Cu-Gehalte in Eisensorten Anwendung
                              									finden dürften.
                           Da das Kupfer in der Analyse als CuS, als CuO und als metallisches Cu gewogen werden
                              									kann, so hat man es, wenn dieses Metall als CuS bestimmt war, in der Hand, durch
                              									Umwandlung dieser Verbindung in CuO bezieh. Cu das Resultat mehrfach zu controliren.
                              									Zu diesem Zwecke erhitzt man das gewogene Schwefelkupfer bei Luft- oder
                              									Sauerstoffzutritt oder unter Lufteinleiten und erhält so CuO, welches wieder gewogen
                              									wird. Erhitzt man nun diese Verbindung im Wasserstoffstrome oder in einem durch
                              									Kalilauge gereinigten, aus einem Gasometer unter Druck austretenden
                              										LeuchtgasstromeDer übliche Gasleitungsdruck ist in der Regel zu gering, um das Gas durch
                                    											Reinigungsgefässe zu drücken., so verwandelt sich selbe in
                              									metallisches Kupfer. Diese Operationen können in ein und demselben (Rose) Tiegel
                              									unter Anwendung des bekannten Porzellanrohres mit durchlochtem Deckel vorgenommen
                              									werden; nur ist es gut, wenn man zu diesem Zwecke das durch die Ansatzplatte gehende
                              									Porzellanrohrende durch ein aufgestecktes Platinblechröhrchen (welches man leicht
                              									durch Zusammenrollen eines Stückchen Platinbleches herstellen kann) gegen den
                              									Tiegelinhalt zu verlängert.
                           Stimmen die Umwandlungsgewichte nicht mit den theoretischen Umsetzungswerthen, so war
                              									die gewogene Masse nicht rein. Zum Schlusse bleibt dann immer noch die
                              									colorimetrische Vergleichung als letzte Bestätigung.
                           Der Kohlenstoff kann in Stählen bis zu 4 Proc. Cu- und
                              									bei etwa 0,4 Proc. C-Gehalt eben noch mittels der
                              									Eggertz-Methode bestimmt werden, obwohl hier schon Fehler bis zu 0,04 Proc.
                              									gegenüber der sehr genauen nassen Verbrennung nach Zersetzen mit Kupferammonchlorid
                              									eintreten können.
                           
                        
                           III.Uebersichtliche Bearbeitung der
                              									Ermittelungsweisen von Nickel in Nickelstahl und eine neue technische Art dieser
                              									Bestimmung.
                           Da man neuerer Zeit des öfteren in den Fachzeitschriften (wie: Stahl und Eisen, Iron u.s.w.) über
                              									Beschiessungsversuche von Panzerplatten zu lesen in die Lage kommt, bei welchen
                              									Berichten der Nickelstahl als ganz besonders tauglich zu jenem Zwecke hervorgehoben
                              									wird, werden sich manche Stahlhütten, wenigstens versuchsweise, jenen Anregungen
                              									zuwenden, und den betreffenden Analytikern wird die Aufgabe zufallen, die nicht sehr
                              									einfache Bestimmung von Nickel in Stahl auszuführen. Es ist deshalb vielleicht
                              									zeitgemäss, auf oben angedeuteten Gegenstand näher einzugehen.
                           Bisher wurde Ni neben viel Fe (Mn und Si), unter anderem auf folgende Arten
                              									bestimmt:
                           1) Durch Fällung mit Schwefelammon nebst nachherigem Ansäuern mit Salzsäure und
                              									Einleiten von Schwefelwasserstoff. Beschrieben in Fresenius:
                                 										Quant. Analyse, Bd. I S. 579, c. Randnummer 89. Wenn möglich, vermeidet man
                              									jedoch gerne das geradezu unappetitliche Arbeiten mit Schwefelammon.
                           2) Durch A. Classen's Trennung als oxalsaures Salz
                              										(Fresenius: Quant. Analyse, Bd. II S. 395).
                              									Die salzsaure Lösung wird nach Abscheidung der SiO2
                              									oxydirt, zur Trockene verdampft, der Rückstand mit der 7fachen Menge einer Lösung
                              									von neutralem, oxalsaurem Kali (1 : 3) kurze Zeit auf dem Wasserbade erwärmt und ein
                              									etwa ungelöster Rest durch tropfenweisen Zusatz von Essigsäure in klare Lösung
                              									gebracht. Man erhitzt nun zum Kochen, fügt unter Umrühren 80procentige Essigsäure
                              									zu, und zwar mindestens ein der zu fällenden Flüssigkeit gleiches Volumen. Dann
                              									fällt Nickel, wenn solches in geringer Menge vorhanden, krystallinisch, sonst amorph
                              									aus. Nach der Vorschrift wird nun 6 Stunden auf 50° C. erhitzt, heiss filtrirt und
                              									mit einer Mischung von concentrirter Essigsäure, Alkohol und Wasser (1 : 1 : 1)
                              									vollständig ausgewaschen.
                           Das Oxalsäure Nickel wird getrocknet, langsam im Platintiegel erhitzt, zuletzt stark
                              									und lang geglüht. Bei ungenügendem Auswaschen ist das NiO Kali haltig. Mangan wird
                              									mitgefällt (kann aber nach Extrabestimmung abgezogen werden). Die Methode erfordert
                              									grosse Uebung. Besondere Schwierigkeiten macht das heiss vorzunehmende Filtriren und
                              									Auswaschen. Die starken essigsauren Dämpfe sind sehr lästig, so dass man gerne zu
                              									anderen Ermittelungen greift.
                           3) Durch die (u.a. in A. Classen: Quant. chem. Analyse durch
                                 										Elektrolyse beschriebene) anscheinend leichte Trennung der beiden so
                              									ähnlichen Metalle Eisen und Nickel wäre wohl ein Ersatz geboten; jedoch steht nicht
                              									jedem Laboratorium ein elektrolytischer Apparat zur Verfügung.
                           4) Man hat auch die durch Br oxydirte salzsaure Lösung kalt mit BaCO3 gefällt, um im Filtrate das Ni zu bestimmen;
                              									jedoch ist diese kalte Fällung nicht immer vollständig und gibt leicht ungleiche
                              									Resultate.
                           5) Th. Moore hat eine besonders für Co-Bestimmung
                              									anzuwendende, in Chemiker-Zeitung, 1892 Nr. 22
                              									Repertorium Nr. 8, referirte Methode angegeben, nach welcher er die mit NaHSO4 aufgeschlossene Masse mit Ammoncarbonat behandeln
                              									und so Fe, Mn u.s.w. in Schmelze unlöslich ausscheiden will. Ni und Co sollen in
                              									Lösung gehen. Auch diese Art ist sehr unbequem und gab mir selbst bei Anwendung von
                              									praktischeren Neutralisationsmitteln kein brauchbares Resultat.
                           6) Die bekannte „basische Fällung“ mit ihrem schleimigen, schwer auswaschbaren
                              									Eisenniederschlage empfiehlt sich auch nicht besonders.
                           So versuchte ich denn eine neue Art der Nickelbestimmung, welche der Stahltechnik
                              									brauchbare analytische Resultate in kurzer Zeit verschaffen sollte, ausfindig zu
                              									machen.
                           Es gelang mir nach vielen Versuchen, in dem borsauren
                                 										Ammon ein Salz in Anwendung zu bringen, welches in stark ammoniakalischer
                              									Lösung so gut wie alles Fe, Mn, Al und andere ähnliche Körper vom Nickel (bezieh. Co
                              									und Cu) trennen hilft. Da nun Ni (wie Cu), um bestimmte ausgeprägte Eigenschaften
                              									des Stahles zu erzielen, demselben kaum in einer Menge unter 1 Proc. zugesetzt wird,
                              									der Co- und Cu-Gehalt des Würfelnickels aber in der Regel verschwindend gering zu
                              									nennen ist, so kann meine Methode, welche ich anschliessend beschreibe, selbst wenn
                              									Spuren von Ni (bezieh. Co) beim Eisenniederschlage bleiben bezieh. Co und CuDieses kann jedoch vorher durch H2S entfernt
                                    											werden. mit dem Ni gefällt werden, 
                              									als technisch verwendbar bezeichnet werden, was auch die verschiedenste
                              									Controle erwies.
                           7) Zur Ausführung dieser Methode schlage ich nun
                              									folgenden Gang der Analyse vor.
                           a) Entweder kann man einen Theil der zur Volhard'schen
                              									Mn-Titrirung vorbereiteten schwefelsauren Lösung benutzen, oder
                           b) man löst 2mal (die Analyse sollte immer doppelt gemacht werden) 1 g (bis zu einem
                              									Gehalte von 8 bis 10 Proc. Nickel) vorsichtig mit aufgelegtem Deckel in einer
                              									Porzellanschale durch Königswasser (bezieh. in HCl und oxydirt dann mit H2O2), verdampft auf
                              									dem Wasserbade zur Trockene, scheidet durch längeres Erwärmen bei Anwendung von
                              									Königswasser unter wiederholtem Zusätze von concentrirter Salzsäure die SiO2 vollständig ab, nimmt mit salzsaurem Wasser auf
                              									und filtrirt. In zwei Platin- oder Porzellanschalen hat man so viel einer Lösung von
                              									borsaurem Ammon mit überschüssigem Ammoniakwasser zum Kochen gebracht, als zur
                              									Fällung des vorhandenen Eisens, Mangans u.s.w. ausreicht. Nun giesst man die
                              									salzsaure oder schwefelsaure Lösung der Substanz langsam unter Umrühren ein, wodurch
                              									man einen mehr körnigen, sich leicht absetzenden und gut auswaschbaren Niederschlag
                              									erhält. Man decantirt nun, filtrirt das Abgegossene und übergiesst den Niederschlag
                              									einmal mit concentrirtem Ammoniakwasser. Darauf wäscht man je nach der Menge des
                              									Niederschlages wiederholt mit kaltem Wasser aus. Statt dessen kann man auch die
                              									Flüssigkeit mit der Fällung auf ein bestimmtes Maass auffüllen und filtrirte
                              									Theilmengen zur weiteren Analyse verwenden. Das Filtrat, welches alles Ni enthält,
                              									wird, wenn nöthig, auf etwa 100 cc auf dem Dampf bade eingeengt, filtrirt und das
                              									Filtrat in der richtigen Weise (so dass nur noch geringer Ammoniakgeruch
                              									wahrzunehmen ist) nach Fresenius: Quant. Analyse, Bd. I
                              									S. 263, mit reinster Natron- oder Kalilauge gefällt, filtrirt und ausgewaschen.
                           Auch hierbei sind Glasstäbe thunlichst zu vermeiden, oder wenigstens nicht unnöthig
                              									lange in der Flüssigkeit zu belassen. Das gefällte Nickeloxydulhydrat wird nun unter
                              									Zugabe von etwas geschmolzenem Ammonnitrat in das
                                 										Filter noch nass in den gewogenen Platintiegel gebracht, langsam verkohlt,
                              									mit einigen Tropfen rauchender Salpetersäure befeuchtet, vorsichtig verascht und
                              									dann längere Zeit über dem Gebläse unter Luftzutritt geglüht, damit etwa vorhandenes
                              									Nickelhyperoxyd wieder reducirt wird, und gewogen.
                           Der so erhaltene Glührückstand ist schmutziggraugrün und muss auf Reinheit geprüft
                              									werden. NaHSO4 schliesst ihn schnell unter
                              									Zurücklassung der SiO2 auf, während Salzsäure erst
                              									nach längerer Zeit und scheinbar nicht vollständig löst.
                           Das borsaure Ammon ist in Platin- oder wenigstens Porzellangefässen darzustellen.
                           War der Glührückstand noch verunreinigt, so kann die Fällung mit borsaurem Ammon in
                              									der NaHSO4-Schmelzlösung wiederholt werden; dies
                              									geschieht jedoch besser, wenn das Nickel noch im hydratischen Zustande sich
                              									befindet, in der salzsauren Lösung.
                           Bei guter Oxydation und richtigem Arbeiten genügt in der Regel eine einmalige
                              									Fällung. Die grösste Verunreinigungsquelle ist wohl die Kieselsäure, da solche 1)
                              									aus der Probe (wenn SiO2 nicht gut abgeschieden
                              									wurde), 2) aus den Gefässen, 3) aus der in Glasflaschen aufbewahrten Aetzlauge
                              									stammen kannKali- oder Natronlauge sollte wohl immer frisch bereitet Anwendung finden, da
                                    											sie aus den Aufbewahrungsflaschen stets SiO2
                                    											u.s.w. aufnimmt.; aber auch auf Alkaligehalt ist zu prüfen.
                           Das Nickeloxydulhydrat wird auch anscheinend nach dem Oxydationsgrade, in welchem
                              									sich das Nickel in Lösung befindet, fast blau bis dunkelgrün gefällt.
                           Mangan und Silicium können
                              									in Nickelstählen auf die schon wiederholt angegebene Weise bestimmt werden; obgleich
                              									bei höherem Nickelgehalte etwas von der rosa Endreactionsfarbe bei der Volhard'schen Mangantitrirung durch die grüne
                              									Nickellösungsfarbe ausgelöscht wird.
                           Durch Vergleichung der Eggertz-Probe mit der nassen Verbrennung nach vorheriger
                              									Zersetzung durch Kupferammonchlorid habe ich festgestellt, dass genaue Kohlenstoffbestimmungen immer auf die zweite Weise
                              									ausgeführt werden sollten.
                           Zum Schlusse sei mir noch gestattet, einige Literaturnachweise über
                              									Nickelbestimmungen anzugeben. Es finden sich solche in: Chemiker-Zeitung, 1891 Nr. 13, ref. nach Comptes
                                 										rendus, 1891 Bd. 112 S. 722; ferner ebenda: 1891 Nr. 28, ref. nach Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1891
                              									Bd. 24 S. 3204; ferner ebenda: 1892 Nr. 18, Bericht aus der Sitzung der chemischen
                              									Gesellschaft für den Regierungsbezirk Aachen, vom 11. Februar 1892.