| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Autor: | Morgen | 
| Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 161 | 
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                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 93 d.
                           								Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           VIII. Allgemeines und Theoretisches.
                           Ueber die chemische Natur des Gerstengummis. C. J.
                                 										Lintner hat diesen schon früher von ihm dargestellten Körper (vgl. 1891 280 47), welcher wahrscheinlich einen wesentlichen
                              									Bestandtheil der sogen. stickstoffreien Extractstoffe der Cerealien ausmacht, jetzt
                              									im Verein mit G. Duell in Bezug auf die bei der
                              									Invertirung mit verdünnten Säuren entstehenden Producte einer näheren Untersuchung
                              									unterworfen, über welche die Verfasser in der Zeitschrift
                                 										für angewandte Chemie, 1891 S. 538, berichten. Als Invertirungsproducte
                              									konnten bei zahlreichen Versuchen stets nur Xylose und Galactose nachgewiesen
                              									werden, so dass diese beiden Körper als die einzigen Invertirungsproducte anzunehmen
                              									sind, wonach man das Gummi als Galactoxylan bezeichnen
                              									kann. Unter der Annahme, dass der einfachste Molekülcomplex des Gummis bei der
                              									Invertirung unter Aufnahme von 1 Molekül Wasser in Galactose und Xylose zerfällt,
                              									lässt sich die Zusammensetzung desselben durch die empirische Formel C11H20O10 ausdrücken:
                           
                              
                                 C11H20O10 + H2O
                                 =
                                 C6H12O6
                                 +
                                 C5H10O5
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Galactose
                                 
                                   Xylose
                                 
                              
                           Für eine derartige Zusammensetzung spricht in der That das Ergebniss der
                              									Elementaranalyse, von denen II mit einem rein weissen, völlig aschefreien und
                              									sorgfältig getrockneten Präparat ausgeführt wurde:
                           
                              
                                 
                                 gefunden
                                 berechnet
                                 
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 für C11H20O10
                                 
                              
                                 C
                                 42,48
                                 42,36
                                 42,31
                                 
                              
                                 H
                                   7,38
                                   6,57
                                   6,41
                                 
                              
                           Ein Analogon zu diesem Körper wurde von Edmund O. von
                                 										Lippmann aus einer gummiartigen Ausschwitzung von Zuckerrüben erhalten (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 23
                              									S. 3564). Dasselbe lieferte bei der Invertirung mit Säuren Galactose und
                              									Arabinose.
                           Untersuchungen über Kohlehydrate veröffentlicht B. Tollem in den Landwirthschaftlichen Versuchsstationen, Bd. 39 S. 431. Der Verfasser gibt
                              									eine Zusammenstellung und eingehende Besprechung der in neuerer Zeit von den
                              									verschiedensten Seiten ausgeführten Untersuchungen über die Kohlehydrate. Bei den
                              									stickstoffreien Stoffen betont er, dass es beim Studium der Pflanzenstoffe in
                              									Betreff der etwa vorhandenen Kohlehydrate darauf ankomme, nachzuweisen, ob die
                              									Stoffe überhaupt wahre (Hexa-) Kohlehydrate enthalten, ob sie Dextrose, ob sie
                              									Galactose, ob sie Lävulose, ob sie etwa noch andere Kohlehydrate, besonders Mannose,
                              									endlich, ob sie Pentaglukosen, d.h. Arabinose oder Xylose, enthalten. In einem
                              									anderen Theil der Arbeit wird über die Auffindung der wahren Kohlehydrate, ferner
                              									über Mannose und sehr ausführlich über die Pentaglukosen berichtet.
                           Die Ueberführung der Stärke in Dextrin durch das
                                 										Buttersäureferment. A. Villiers hatte früher nachgewiesen, dass diese
                              									Umwandelung verschieden ist von derjenigen durch Diastase, indem der Bacillus
                              									amylobacter die Stärke in Dextrin überführt, ohne dass dabei vergährbare Stoffe, wie
                              									Maltose oder Glukose, entstehen (vgl. 1891 281 300). Die
                              									neuen Versuche des Verfassers zeigten nun, dass das Buttersäureferment wenn auch
                              									nicht Diastase, so doch einen Körper ausscheidet, welcher im Stande ist, Stärke
                              									in Dextrin überzuführen. Wenn Stärkekleister mit einer Buttersäurefermentcultur
                              									versetzt wird, so kann man durch Polarisation der Flüssigkeit mehrere Phasen der
                              									Umwandelung beobachten. Die Ablenkung wächst im Anfange stetig, erreicht sodann
                              									einen Höhepunkt und nimmt dann wieder ab, nachdem die Dextrine von höherem
                              									Drehungsvermögen in solche von niedrigerem übergeführt sind. Das Buttersäureferment
                              									scheidet also ein Product aus, welches im Stande ist, ohne Beihilfe eines
                              									organisirten Fermentes die Stärke umzuwandeln (Wochenschrift
                                 										für Brauerei, Bd. 8 S. 1299, daselbst nach Academie
                                 										des Sciences, Sitzung vom 20. Juli 1891).
                           Die Kohlehydrate in den Pilzen untersuchte R. Burquelot. In 36 Arten von Pilzen fand er Glykose,
                              									Lävulose, Trehalose, Mykose und Mannit, ferner in dem Lactarius volemus eine neue
                              									Zuckerart, welche er Volemit nennt (Wochenschrift für
                                 										Brauerei, Bd. 8 S. 908).
                           Ueber die Cellulose und ihre Formen veröffentlicht W. Hoffmeister im Anschluss an seine früheren Arbeiten
                              									darüber einige neue Versuche in den Landwirthschaftlichen
                                 										Versuchsstationen, auf die wir hier nur hinweisen können.
                           Die Stachyose haben A. v.
                                 										Planta und E. Schulze näher untersucht. Die
                              									einfachste Formel für dieselbe wäre C18H32O16,
                              									wahrscheinlich ist aber die Formel C36H64O32, indem in
                              									einem Molekül Stachyose drei Galactosegruppen entweder mit zwei Traubenzucker- und
                              									einer Fruchtzuckergruppe, oder mit einer Traubenzucker- und zwei Fruchtzuckergruppen
                              									sich vereinigt haben (Berichte der deutschen chemischen
                                 										Gesellschaft, Bd. 24 S. 2705); vgl. auch 1891 280 19.
                           Sehr eingehende Untersuchungen über die chemische
                                 										Zusammensetzung einiger Leguminosensamen theilen E.
                                 										Schulze, E. Steiger und W. Maxwell in den Landwirthschaftlichen Versuchsstationen, Bd. 39 S. 269,
                              									mit. Da dies wohl die ersten Analysen sind, in denen eine Anzahl der weniger
                              									bekannten Stoffe der Menge nach bestimmt ist und somit diese Angaben von ganz
                              									besonderem Interesse sind, so theilen wir die Zahlen hier vollständig mit.
                           Gelbe Lupinen. Es wurden die entschälten Samen und die
                              									Schalen für sich untersucht. Die Zahlen der Columne I geben den Gehalt in 74 Th.
                              									entschälter Samen, die Columne II den Gehalt in 26 Th. Schalen, die Columne III in
                              									100 Th. der ganzen Samen an. Das Plastin ist noch nicht mit Sicherheit
                              									nachgewiesen.
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Eiweisstoffe
                                 35,80
                                 0,99
                                 36,79
                                 
                              
                                 Nuclein und Plastin?
                                 0,44
                                 0,23
                                 0,67
                                 
                              
                                 Alkaloide
                                 1,08
                                 –
                                 1,08
                                 
                              
                                 Lecithin
                                 1,58
                                 –
                                 1,58
                                 
                              
                                 Cholesterin
                                 0,13
                                 –
                                 0,13
                                 
                              
                                 Glyceride und freie Fettsäuren
                                 4,61
                                 –
                                 4,61
                                 
                              
                                 Andere in Alkohol lösliche Stoffe,    Lupeol
                                    											u.s.w.
                                 –
                                 0,21
                                 0,21
                                 
                              
                                 Galactan
                                 6,21
                                 1,42
                                 7,63
                                 
                              
                                 Paragalactan
                                 7,07
                                 4,66
                                 11,73
                                 
                              
                                 Rohfaser
                                 4,08
                                 14,13
                                 18,21
                                 
                              
                                 Organische Säuren, Citronen-    säure u.s.w.
                                 1,59
                                 –
                                 1,59
                                 
                              
                                 Asche
                                 3,19
                                 0,45
                                 3,64
                                 
                              
                                 Unbestimmbare Substanz
                                 8,20
                                 3,93
                                 12,13
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Wicke, Erbse und Ackerbohne
                              									enthalten unentschält in der Samentrockensubstanz:
                           
                           
                           
                              
                                 
                                 Vicia
                                 Pisum
                                 Faba
                                 
                              
                                 Eiweissubstanzen
                                 25,46
                                 21,50
                                 22,81
                                 
                              
                                 Nuclein und Plastin
                                 2,33
                                 1,14
                                 1,91
                                 
                              
                                 Lecithin
                                 1,22
                                 1,21
                                 0,81
                                 
                              
                                 Cholesterin
                                 0,06
                                 0,06
                                 0,04
                                 
                              
                                 Glyceride und freie Fettsäuren
                                 0,91
                                 1,87
                                 1,26
                                 
                              
                                 Lösliche organische Säuren
                                 0,50
                                 0,73
                                 0,88
                                 
                              
                                 Rohrzucker und Galactan
                                 4,85
                                 6,22
                                 4,23
                                 
                              
                                 Stärkemehl
                                 36,30
                                 40,49
                                 42,66
                                 
                              
                                 Rohfaser
                                 4,89
                                 6,03
                                 7,15
                                 
                              
                                 Paragalactan und unbestimmte    Stoffe
                                 21,60
                                 17,29
                                 15,33
                                 
                              
                                 Asche
                                 2,90
                                 3,46
                                 2,92
                                 
                              
                           Ferner wurden noch nachgewiesen in Vicia: Vicin, Convicin, Betain, Cholin, Amygdalin,
                              									ein Links-Galactan, ein paragalactanartiges Kohlehydrat, Citronensäure. In Pisum:
                              									Cholin, eine dem Betain ähnliche Base, ein lösliches Galactan, Citronensäure. In
                              									Faba: ein lösliches Galactan, Citronensäure. – Auch die Sojabohne wurde untersucht und gefunden, dass das Dextrin, welches nach
                              									anderen Angaben darin enthalten sein soll, ein Gemisch von Rohrzucker, einem
                              									Links-Schleimsäure gebenden Kohlehydrat und Paragalactan ist. Der Rohrzucker scheint
                              									in grösserer Menge als in den anderen untersuchten Samen vorhanden zu sein.
                              									Stärkemehl findet sich nur in sehr geringer Menge. Der Gehalt an Lecithin berechnet
                              									sich aus dem Phosphorgehalt zu 1,64 Proc.
                           Ueber die Bildung stickstoffhaltiger organischer Basen beim
                                 										Eiweisszerfall im Pflanzenorganismus hat E.
                                 										Schulze Untersuchungen ausgeführt. Aus den Keimlingen von Lupinen, Soja und
                              									Kürbis wurde eine beträchtliche Menge einer Base von der Formel C6H14N4O2 isolirt, welche
                              									der Verfasser Arginin nennt. Die Versuche ergaben
                              									weiter, dass diese Basen auf Kosten von Eiweisstoffen entstehen. Ob dabei zuerst
                              									Zwischenproducte entstehen, ist noch ungewiss, wahrscheinlicher ist es, dass die
                              									Basen beim Zerfall der Eiweissmoleküle unmittelbar entstehen.
                           Ueber die Fermente der Ananas berichtet E. Kayser in den Annales de
                                 										l'Institut Pasteur, 1891 Nr. 7. Er isolirte aus einem spontan gährenden
                              									Ananasmost eine Hefe und einen Schimmelpilz und studirte dieselben eingehender. Wir
                              									können hier nur über die Gährversuche einiges mittheilen. Dieselben ergaben, dass
                              									die Hefe Trehalose, Raffinose, Dulcit, Melicitose, Inosit, Sorbit und Dextrin nicht
                              									vergährt. Sie verhält sich gegen diese Kohlehydrate wie die gewöhnliche Hefe gegen
                              									Lactose. Die Lactose vergährt sie ebenfalls nicht und hindert selbst andere Hefen an
                              									der Vergährung dieses Zuckers, wenn sie gleichzeitig mit ausgesät wird; sie reducirt
                              									die Alkoholbildung auf die Hälfte und noch darunter. Der Verfasser erklärt diese
                              									Erscheinung dadurch, dass er annimmt, dass die Oberflächenhäute, welche die
                              									Ananashefe bildet, den Zutritt des Sauerstoffes zu den Gährungsorganismen hindern,
                              									wodurch die Gährung verzögert werde. Maltose, Saccharose und Glukose werden sowohl
                              									von der Ananashefe als auch von dem Schimmelpilz vergohren, aber sehr
                              									ungleichmässig. Die Saccharose vergährt die Hefe ebenso leicht als die Glukose; die
                              									Hefe scheidet in der That Invertin aus, welches man in der Flüssigkeit nachweisen
                              									kann. Der gebildete Alkohol steht in directem Verhältniss zu dem verschwundenen
                              									Zucker. Bedeutend schwerer vergährt die Hefe die Galactose, noch schwerer die
                              									Maltose. Bei diesen Zuckerarten vermochte der Schimmelpilz noch mehr Zucker zu
                              									vergähren als die Hefe, jedoch steht bei ersterem die gebildete Alkoholmenge in
                              									keinem Verhältniss zum verschwundenen Zucker. Der Schimmelpilz bildet höchstens
                              									1 Proc. Alkohol. Der Pilz scheidet kein Invertin aus; er bildete daher in der
                              									Saccharoselösung auch keinen Alkohol. Die Hefe producirt viel mehr flüchtige Säure
                              									als der Schimmelpilz, welcher nur fast unbestimmbare Spuren bildet. Die Gesammtsäure
                              									war überall ziemlich beträchtlich, der Schimmelpilz verwandelt sogar ein Sechstel
                              									des Rohrzuckers in Säure. Beide Organismen besitzen ein schwächeres Gährvermögen als
                              									die gewöhnlichen Wein- und Bierhefen, zeichnen sich vor diesen aber dadurch aus,
                              									dass sie bei der Gährung ein Bouquet entwickeln, welches sie auch den Nährmedien,
                              									sowohl festen wie flüssigen, mittheilen. Der Verfasser glaubt, dass sie dazu benutzt
                              									werden könnten, besonders wenn sie gemeinschaftlich mit anderen Gährungsorganismen
                              									verwendet werden, um Specialliqueure zu fabriciren, die das liebliche Bouquet der
                              									Ananas besitzen. Auf der anderen Seite ist es interessant, dass der Schimmelpilz,
                              									der auf der Ananas gefunden wurde, in Zuckerlösungen wiederum Ananasgeruch
                              									hervorruft (nach Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd.
                              									14 S. 308).
                           Eine Laktose vergährende Hefe, welche sich in mancher
                              									Hinsicht von den von Duclaux und Adametz isolirten unterscheidet, beschreibt E. Kayser in den Annales de
                                 										l'Institut Pasteur, Bd. 5 S. 395. Andere Zuckerarten vergährt die Hefe
                              									nicht, sie verbrennt dieselben nur, ohne Alkohol zu erzeugen.
                           Ueber die Fermentwirkung der Bakterien haben T. L. Brunton und A.
                                 										Macfadyen Untersuchungen ausgeführt, welche zeigen, dass die Verflüssigung
                              									der Gelatine durch ein lösliches Ferment verursacht wird. Verschieden von diesem
                              									Ferment ist ein diastatisches Enzym, welches die Bakterien ausscheiden, wenn sie in
                              									stärkehaltigen Medien wachsen (Proc. Roy. Soc., Bd. 46
                              									S. 542).
                           Studien über Hefe veröffentlicht J. Effront in Le Moniteur Scientifique
                                 										Quesneville, 1891 4 Ser. 5 8. 1137. Wir entnehmen dieser, hauptsächlich für
                              									die Brauerei wichtigen Arbeit hier nur einige Punkte von allgemeinem Interesse. Die
                              									Gegenwart von 100 bis 250 mg Fluorid auf 100 cc Würze bewirkt eine Schwächung im
                              									Wachsthum der Hefe; diese Schwächung ist schon bei 100 mg bemerkbar, sie wächst
                              									jedoch mit der Menge des Fluorids. Durch 300 mg Fluorid wird das Wachsthum der Hefe
                              									vollständig gehemmt, obgleich noch etwas Alkohol gebildet wird. Dagegen wird das Vermehrungsvermögen sowohl als auch die
                                 										Gährkraft einer Hefe erhöht, wenn man dieselbe hinter einander in einer
                                 										fluorhaltigen und fluorfreien Flüssigkeit cultivirt, und zwar steigt die
                                 										Vermehrungsfähigkeit in der zweiten Würze mit der Menge des angewendeten
                                 										Fluorides in der ersten Würze. Diese Steigerung der Vermehrungsfähigkeit
                              									ist oft eine sehr erhebliche. So vermehrte sich z.B. eine mit Fluorid behandelte
                              									Hefe um das 77fache, die nicht mit Fluorid behandelte dagegen nur um das 8fache;
                              									durch die Behandlung mit Fluorid war also die Vermehrungsfähigkeit fast um das
                              									10fache gesteigert. Die Wirkung der Fluoride äusserte sich jedoch bei verschiedenen
                              									Heferassen sehr verschieden. Eine Wiederholung der Versuche mit Hefe, welche
                              									Milchsäure- und Buttersäureferment enthielt, führte zu dem Resultat, dass man durch
                              									beträchtliche Gaben von Fluorid diese schädlichen Fermente tödten kann, ohne der
                              									schliesslichen Wirksamkeit der Hefe Abbruch zu thun. Auch zur Conservirung und
                              									Reinigung der Hefen können die Fluorverbindungen dienen; Hefen 
                              									mit einem Zusatz von 0,002 bis 0,003 Proc. Fluorid hatten sich während 6
                              									Monaten vollständig gut erhalten. Diese Menge Fluorid genügt auch zur Trennung
                              									verschiedener Heferassen. Es wurden zwei Hefen, Pastorianus- und Burtonhefe, zu
                              									gleichen Theilen in einer fluorhaltigen Würze ausgesät, nach Verlauf von dreimal 24
                              									Stunden in eine fluorfreie Würze gebracht und darin zweimal 24 Stunden belassen.
                              									Durch dreimalige Wiederholung dieser Operation gelang es, die Pastorianushefe
                              									vollständig zu entfernen. Man kann also durch methodisches Waschen der Hefe die
                              									darin enthaltenen Sporen tödten und die fremden Hefen entfernen, um auf diese Weise
                              									ein Degeneriren der ursprünglichen Rasse zu verhindern (nach Wochenschrift für Brauerei, Bd. 8 S. 1371).
                           Ueber den Stickstoffgehalt der Hefe macht Wijsmann in einem Vortrage Mittheilungen (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 14 S. 276). Der
                              									Verfasser hat bei seinen Versuchen gefunden, dass der Gesammtstickstoffgehalt der
                              									Hefe schon während einer einzelnen Gährung sehr grossen Schwankungen unterliegt, und
                              									ist daher der Ansicht, dass die Bestimmung des Gesammtstickstoffes am Ende der
                              									Gährung keine Einsicht in die Gährungsphysiologie gewähren kann, entgegen der
                              									bisherigen Ansicht, nach welcher man geneigt ist, die grössere oder geringere
                              									Gährkraft der Hefe mit dem grösseren oder geringeren Stickstoffgehalt derselben in
                              									Beziehung zu setzen. Der Verfasser beobachtete bei seinen Versuchen, dass der
                              									Stickstoffgehalt der Hefe in Malzwürze in kurzer Zeit eine sehr bedeutende
                              									Vermehrung erfährt. So stieg derselbe z.B. in einem Versuch von 7,09 Proc.
                              									Stickstoff in der Trockensubstanz nach 3 Stunden auf 9,55 Proc. bei einem anderen
                              									Versuch von 7,48 Proc. nach 2 Stunden 15 Minuten auf 10,8 Proc. In späteren Stadien
                              									der Gährung findet dann wieder eine Abnahme statt, so bei einem Versuch, bei welchem
                              									sich der auf 9,48 Proc. gesteigerte Stickstoffgehalt während der folgenden 8 Stunden
                              									bis auf 6,4 Proc. erniedrigte. In anderen Versuchen wurden an Stelle der Malzwürze
                              									Lösungen von Pepton, Asparagin und Ammonphosphat verwendet. Auch hier trat eine
                              									Steigerung des Stickstoffgehaltes ein, wenn auch in geringerem Maasse als in der
                              									Malzwürze, am geringsten war dieselbe beim Pepton, beim Asparagin dagegen ziemlich
                              									beträchtlich. Beim Ammonphosphat wurde das Maximum in kurzer Zeit erreicht und,
                              									abweichend von dem Verhalten in der Malzwürze, trat hier im weiteren Verlauf eine
                              									Verminderung nicht ein. Der Verfasser schliesst aus seinen Versuchen, dass die
                              									Hefezellen die Eigenschaft besitzen, gewisse Stoffe im Gegensatz zu anderen zu
                              									absorbiren, und zwar insbesondere stickstoffhaltige Körper. Ob diese Stoffe in den
                              									Zellen in Form von Protoplasma oder unverändert aufgespeichert werden, in welch
                              									letzterem Falle eine Beziehung zu der Ernährungsfähigkeit des aufgenommenen Stoffes
                              									nicht stattfinden, sondern nur dessen osmotische Eigenschaft in Betracht kommen
                              									würde, ist noch unentschieden; nur von dem Ammonphosphat hat Verfasser durch
                              									Versuche nachgewiesen, dass dasselbe nicht unverändert absorbirt wird.
                           Ein Verfahren zur Nutzbarmachung von Hefewaschwasser mittels
                                 										Elektricität ist Georg Giegold jr. in
                              									Schwarzenbach a. S. vom 17. Mai, 1891 ab im Deutschen Reich patentirt, Patentschrift
                              									Nr. 60372. Das Verfahren bezweckt, mittels Durchleitung von elektrischen Strömen das
                              									Hefewaschwasser von Fäulnisserregern zu befreien und dadurch für
                              									Kesselspeisung, zum Waschen u.s.w. brauchbar zu machen. Die dabei abgeschiedenen
                              									fäulnissfähigen Stoffe sollen als Düngemittel Verwendung finden und soll die
                              									Verwerthung derselben die Kosten des Verfahrens völlig decken.
                           Einen Beitrag zur Frage der Constitution der Jodstärke
                              									bringt Julius Toth durch Versuche, welche er in der Chemiker-Zeitung, 1891 S. 1523 und 1583,
                              									veröffentlicht. Den Gehalt der Jodstärke an Jod fand Verfasser in Uebereinstimmung
                              									mit anderen Autoren zu 18,5 Proc. und zwar wurde dieser Gehalt in Jodstärke, welche
                              									aus Weizenstärke, Kartoffelstärke und Reisstärke hergestellt war, gefunden; die
                              									Jodstärken sind also trotz verschiedener Herkunft der Stärken gleich
                              									zusammengesetzt. Entgegen der Annahme verschiedener Autoren (vgl. 1888 268 129 und 1889 272 92), dass
                              									die Jodstärke ausser Jod auch Jodkalium oder Jodwasserstoff enthalte, fand
                              									Verfasser, dass dieselbe nur elementares Jod enthalte. Versuche, die
                              									Jodstärkereaction zur Bestimmung der Stärke zu verwenden, führten zu dem Resultat,
                              									dass dieses nur bei reiner Stärke möglich ist. Bei unreinen Substanzen, wie z.B.
                              									Mehlen, dagegen ist das Verfahren unbrauchbar, da die fremden Beimengungen ebenfalls
                              									Jod absorbiren.
                           Die directe Synthese primärer Alkohole durch die
                              									Einwirkung der monogechlorten Aether des Methylalkohols auf die organischen
                              									Zinkverbindungen beschreibt P. Henry in den Compt. rend., Bd. 113 S. 368.
                           Ueber das Vorkommen eines Aldehydes mit vier
                                 										Kohlenstoffatomen in einem aus schlechtem Wein hergestellten Branntwein
                              									berichtet J. A. Müller in Bull.
                                 										Soc. Chim., 1891 3 Ser. 6 S. 796. Der Wein enthielt nur 3 Proc. Alkohol und
                              									war in Folge Umfallens durchlüftet worden. Der nach 2 Monaten daraus hergestellte
                              									Branntwein zeigte einen sehr unangenehmen Geschmack und war nicht trinkbar. Der
                              									Verfasser fand in demselben einen Aldehyd, welcher im Geruch dem Crotonaldehyd sehr
                              									ähnelte, die nähere Untersuchung ergab jedoch, dass derselbe wahrscheinlich der
                              									Isocrotonaldehyd von der Formel CH2 = CH – CH2 – COH war (nach Chemiker-Zeitung, Repertorium 1891 S. 352).
                           Ein Verfahren, um in den industriellen Alkoholen und Phlegmas
                                 										die Aldehyde, das Furfurol, die stickstoffhaltigen Producte u. s, w. zu
                                 										entfernen, ist Moler in Paris patentirt
                              									(Französisches Patent Nr. 210501 vom 30. December 1890). Das Verfahren besteht in
                              									der Erhitzung mit einer dem Gehalt an Aldehyden entsprechenden Menge von
                              									Anilinphosphat, dann wird Luft eingeblasen, schnell destillirt und unter Zusatz von
                              									2 Proc. Kalk rectificirt (nach Chemiker-Zeitung, 1891
                              									S. 1497).
                           Ein Verfahren zur Gewinnung von Alkohol aus Molken
                              									beschreiben Spiro und Stübe in der Hildesheimer Molkerei-Zeitung,
                              									1891 Nr. 30 und 32. Das Verfahren besteht in der gemeinsamen Verarbeitung von Molken
                              									und Melasse. Wittelshöfer weist in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 14 S. 268, durch
                              									Rechnung nach, dass das Verfahren schwerlich sich rentiren würde. Er steht dieser
                              									Erfindung, soweit dieselbe sich aus dem bisher allerdings nur dürftigen Material
                              									beurtheilen lässt, zweifelnd gegenüber und empfiehlt, etwaigen Anträgen zur
                              									Einrichtung derartiger Anlagen mit Vorsicht zu begegnen (Ref. kann dieser Ansicht
                              									nur beistimmen).
                           Ueber den Einfluss des Alkohols auf die Functionen des gesunden menschlichen Magens führte Eugen Blumenau Untersuchungen mit 5 Personen aus. Bei
                              									sämmtlichen fand Verfasser einen hemmenden Einfluss auf die Verdauung bereits bei
                              									massigen Dosen Alkohols, welcher 10 bis 20 Minuten vor der Mahlzeit genossen wurde.
                              									Ferner konnte freie Milchsäure zu einer Zeit, wo dieselbe normaler Weise im
                              									Mageninhalt regelmässig vermisst wurde, nachgewiesen werden (Chemisches Centralblatt, 1891 Bd. 2 S. 763, daselbst nach Therapeutischen Monatsheften, Bd. 5 S. 504).
                           Spiritus- und Benzinbrenner neuer Construction liefert
                              									die Firma Gustav Barthel in Dresden-Altstadt (vgl. S.
                              									71 d. Bd.)
                           Neuerung an Aufbewahrungsräumen für landwirthschaftliche
                                 										Bodenerzeugnisse, insbesondere für Rüben, Kartoffeln, Knollen u.s.w. von
                              										Gustav Vibrans in Wendhausen bei Hildesheim (D. R.
                                 									P. Nr. 57342 vom 14. März 1890). Dieselbe besteht im Wesentlichen darin, dass in der
                              									Erde unterhalb der Mieten Hohlräume oder Kanäle angeordnet werden, welche ausserhalb
                              									der Aufbewahrungsräume mit der Aussenluft in Verbindung stehen, so dass die in den
                              									Kanälen befindliche Luft nach auswärts frei ausströmen und die ihr aus der Erde
                              									mitgetheilte Wärme nicht an die in der Mitte befindlichen Früchte abgeben kann.
                              									Statt der Kanäle kann auch eine die Wärme schlecht leitende Schicht angewendet
                              									werden.
                           Untersuchungen über den Einfluss der Temperatur auf keimende
                                 										Gerste theilt T. Cuthbert Day im Journal of the Chemical Society, Bd. 59 S. 664, mit. Es
                              									wurde die täglich producirte Menge Kohlensäure festgestellt und am Schluss das
                              									Grünmalz näher untersucht. Unter den geprüften Temperaturen von 3,5 bis 21° erwiesen
                              									sich 13° als die günstigste, indem hier die Bildung des Zuckers ihr Maximum
                              									erreichte und die Diastase am wirksamsten war; die Stärke wurde am meisten
                              									vermindert und die in Wasser löslichen Substanzen waren in grösster Menge
                              									vorhanden.
                           Ueber die Bedingungen, unter denen die Fluoride in
                                 										vergährbaren Lösungen das Maximum der Wirkung zeigen, von J. Effront. Die Fluoride wirken nicht nur antiseptisch,
                              									sondern sie üben auch einen directen Einfluss auf das Protoplasma der Zellen aus.
                              									Die antiseptische Wirkung steigt mit dem Zunehmen der Acidität der Würze; in einer
                              									neutralen Würze ist sie fast gleich Null. Auch bezüglich der speciellen Wirkung der
                              									Fluoride auf das Protoplasma der Zellen spielt die Acidität eine wesentliche Rolle;
                              									eine der wichtigsten Bedingungen für diese Wirkung ist aber die Gegenwart oder
                              									Abwesenheit der Phosphate. Eine zuckerhaltige Flüssigkeit, welche keine Phosphate
                              									enthält, vergährt viel besser ohne Fluoride, als mit Zusatz dieser Salze, wogegen
                              									eine phosphathaltige Flüssigkeit sich gerade entgegengesetzt verhält. Die Wirkung
                              									der Phosphate und der Fluoride zeigt sich um so weniger, je grösser die Menge der
                              									angewandten Hefe ist (Chemiker-Zeitung, Repertorium
                              									1891 S. 348, daselbst nach Bull. Soc. Chim., 1891 3
                              									Ser. 6 S. 786).
                           Behandlung des Ackerbodens mit löslichen
                                 										Fluorverbindungen von der Société Generale de
                                    										Maltose in Brüssel (D. R. P. Nr. 59008 vom 20. Juni 1890). Um Getreide für
                              									Brauereizwecke geeigneter zu machen, wird der Ackerboden mit löslichen
                              									Fluorverbindungen, namentlich Fluorkalium, Fluornatrium, Fluornatriumkalium und
                              									Fluorammonium behandelt, und zwar werden entweder 5 bis 10 g der Fluorverbindung in
                              									100 l Wasser gelöst, oder die gleiche Menge wird als Pulver mit etwa 100 k
                              									Staubmist vermischt möglichst gleichmässig auf dem Acker vertheilt.
                           Die verschiedenen Anwendungen des Ozons in der
                                 										Branntweinindustrie beschreibt Villon in La lumière électrique vom 17. October 1891. Das
                              									Resultat dieser Mittheilungen ist dahin zusammenzufassen, dass man durch Behandlung
                              									mit Ozon den Branntwein, welcher zum Verbrauch oder zur Herstellung von Liqueuren
                              									bestimmt ist, einfach alt machen oder in 3 bis 4 Monaten feine Getränke erhalten
                              									kann. Auch zum Altmachen und Conserviren der Weine soll das Ozon sich bewährt haben
                              									(nach Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 14 S,
                              									396).
                           
                              Morgen.