| Titel: | Neuerungen in der Industrie der Fette, Oele, Mineralöle u.s.w. | 
| Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 165 | 
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                        Neuerungen in der Industrie der Fette, Oele,
                           								Mineralöle u.s.w.
                        (Schluss der Abhandlung S. 19 d. Bd.)
                        Neuerungen in der Industrie der Fette, Oele, Mineralöle
                           								u.s.w.
                        
                     
                        
                           Verseifung in Autoclaven.
                           Dass sich die Fette mit Kalk unter Hochdruck verseifen lassen, wurde 1835 von Runge entdeckt; allein es glückte damals nicht, diese
                              									Entdeckung in der Praxis mit Vortheil zu verwerthen. Erst 1851 gelang es de Milly durch Abändern des Verfahrens Runge's Entdeckung nutzbar zu machen. Die Menge des zur
                              									Verseifung erforderlichen Kalkes wurde von 14 Proc. auf 3 Proc. heruntergesetzt,
                              									dafür aber ein Druck von 8 bis 12 at angewandt. Dieses Verfahren ist mit wenig
                              									Abänderung noch heute in den meisten Stearinfabriken im Gebrauch. Aber trotzdem ist
                              									über das Wesen der Autoclavenverseifung noch wenig bekannt. Es seien daher im
                              									Nachstehenden einige Daten darüber angeführt:
                           Bei einer Verseifung mit 3 Proc. Kalk und unter einem Druck von 10 at wurde alle
                              									halbe Stunde eine Probe genommen, die freie Fettsäure nach der üblichen Methode
                              									durch Titration mit Kalilauge bestimmt und die Ergebnisse in der folgenden Tabelle
                              									zusammengestellt:
                           
                              
                                 Probe, genommen in der
                                 
                              
                                 1.
                                 halben
                                 Stunde,
                                 enthielt
                                 58,27
                                 Proc.
                                 freie
                                 Fettsäure
                                 
                              
                                 2.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 71,93
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 3.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 77,90
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 4.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 85,68
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 5.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 89,00
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 6.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 93,61
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 7.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 95,01
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 8.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 95,65
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 9.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 95,87
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 10.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 96,2
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 11.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 96,93
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 12.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 97,2
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 13.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 97,4
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 14.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 97,5
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 15.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 97,6
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Aus diesen Zahlen geht hervor, dass gegen Ende der Operation die Zersetzung im
                              									Autoclaven sehr langsam vor sich geht. Es wirft sich deshalb die Frage auf, ob es
                              									zweckmässig ist, namentlich bei eiligem Betrieb, den Autoclaven wegen einer
                              									Mehrausbeute von ½ Proc. 2 bis 3 Stunden länger unter Druck zu halten. Um aber den
                              									Autoclaven rechtzeitig abstellen zu können, bedarf es einer Methode, um den
                              									jeweiligen Stand der Verseifung rasch und genau genug zu erkennen. Allein eine
                              									solche Methode fehlt bis jetzt. Denn die zur Zeit übliche Bestimmung 
                              									der Fettsäure (Freimachen und Titriren derselben) dauert immerhin 1 bis 1½
                              									Stunden und das ist für nutzbringenden Gebrauch in der Praxis zu lange. Obwohl bei
                              									der Verseifung mittels Kalk unter Hochdruck die lästige Bildung des Gypses als
                              									Abfallsproduct auf ein Minimum beschränkt ist, so hat man doch versucht, auch diese
                              									Mengen noch auszuschliessen, indem man den Kalk durch Thonerde oder Magnesia zu
                              									ersetzen gesucht hat. Verf. führte neben einander eine Verseifung unter gleichen
                              									Bedingungen mit Kalk und eine mit Magnesia aus. Die beiden Autoclaven waren mit
                              									einander verbunden, so dass in beiden gleicher Druck herrschte. Das Ergebniss war
                              									folgendes:
                           Versuch I.
                           Talg mit 3,0 Proc. CaO.
                           
                              
                                 Nach
                                 der
                                 1.
                                 Stunde
                                 waren
                                 38,5
                                 Proc.
                                 verseift
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 2.
                                 „
                                 „
                                 77,4
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 3.
                                 „
                                 „
                                 83,9
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 4.
                                 „
                                 „
                                 87,5
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 5.
                                 „
                                 „
                                 88,6
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 6.
                                 „
                                 „
                                 89,3
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 7.
                                 „
                                 „
                                 93,0
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 8.
                                 „
                                 „
                                 97,5
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 9.
                                 „
                                 „
                                 98,1
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 10.
                                 „
                                 „
                                 88,6
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Versuch II.
                           Talg mit 2,7 Proc. MgO.
                           
                              
                                 Nach
                                 der
                                 1.
                                 Stunde
                                 waren
                                 27,09
                                 Proc.
                                 verseift
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 2.
                                 „
                                 „
                                 44,7
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 3.
                                 „
                                 „
                                 59,6
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 4.
                                 „
                                 „
                                 70,6
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 5.
                                 „
                                 „
                                 76,9
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 6.
                                 „
                                 „
                                 81,1
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 7.
                                 „
                                 „
                                 86,6
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 8.
                                 „
                                 „
                                 89,9
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 9.
                                 „
                                 „
                                 92,1
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 10.
                                 „
                                 „
                                 92,8
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Man ersieht hieraus, dass die Magnesiaprobe immer um einige Procente zurückbleibt;
                              									nach 10 Stunden sind sogar noch 7 Proc. Neutralfett unzersetzt. Auch bei der
                              									Gewinnung des Rohglycerins steht die Anwendung der Magnesia der des Kalks nach,
                              									indem die gebildete schwefelsaure Magnesia bei dem allmählichen Eindicken nur zum
                              									Theil ausfällt, während ein Theil im Glycerin gelöst bleibt und demselben einen
                              									hohen Aschengehalt ertheilt.
                           Die Autoclavenverseifung sucht man seit den letzten Jahren mit einer Destillation der
                              									Fettsäuren zu verbinden, da die erhaltenen Producte nicht die nachtheiligen
                              									Eigenschaften der durch Schwefelsäureverseifung gewonnenen besitzen. Besonders rein
                              									wird namentlich das Elaïn erhalten; die vom Seifensieder so gefürchteten
                              									unverseifbaren Bestandtheile sind hier gar nicht vorhanden. Es verseifen daher jetzt
                              									die Stearinfabriken mittels Autoclaven nicht nur Rindstalg und Unschlitt, sondern
                              									auch Knochenfett, Malabartalg, Palmöl u.s.w., also Fette, die einer Destillation
                              									bedürfen, um ein schönes Stearin zu liefern.
                           Hierbei zeigte es sich aber, dass diese Materialien nie vollständig verseift werden
                              									konnten, und zwar beobachtete man, dass die schlechten Resultate hauptsächlich von
                              									dem Gehalt an freier Fettsäure des Rohmaterials abhingen. Verf. bezeichnet daher auf
                              									Grund dieser Beobachtung die bis jetzt bestehenden Theorien über die Verseifung der
                              									Fette im Autoclaven als nicht mehr zutreffend, und ist der Ansicht, dass die
                              									Erklärung von Pelouze die meiste Glaubwürdigkeit
                              									verdiene, der meint, dass bei der Milly'schen
                              									Verseifung durch die geringe Menge Kalk der Vorgang in verschiedene Perioden
                              									zerfällt, in welchen sich zuerst eine basische oder neutrale Seife bildet, die sich
                              									später in eine saure umwandelt. Verf. selbst ist der Ansicht, wenn viel freie
                              									Fettsäure (bei Palmöl oft gegen 60 Proc.) vorhanden ist, dass sofort eine saure
                              									Seife entstehe, welche die weitere Zersetzung des Neutralfettes entweder gar nicht
                              									oder wenigstens sehr schlecht zu bewirken im Stande ist. Diese Ansicht sei noch
                              									dadurch bestärkt worden, dass ein schon einmal verseiftes Fett von 88 Proc.
                              									Fettsäuregehalt bei einer nochmaligen Behandlung im Autoclaven nur 89 Proc.
                              									Fettsäure zeigte.
                           Es ist natürlich, dass derartige neutral fettreiche Fettsäuren nicht destillirt
                              									werden können, da sich sonst die verschiedenartigsten Zersetzungsproducte bilden
                              									würden. Verf. destillirte versuchsweise ein solches Fett, einen Malabartalg, der
                              									89,2 Proc. freie Fettsäure hatte und eine Gradirung = 50,0 bis 46,7° C. (nach Pohl) zeigte. Die erhaltenen Zahlen sind in Folgendem
                              									zusammengestellt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 FettsaureProc.
                                 Schmelzpunktnach PohlGrad Cels.
                                 Erstarrungs-punktGrad Cels.
                                 
                              
                                 Probe
                                 1
                                 96,8
                                 50,0
                                 47,0
                                 
                              
                                 „
                                 2
                                 96,5
                                 49,2
                                 47,2
                                 
                              
                                 „
                                 3
                                 96,4
                                 49,8
                                 47,8
                                 
                              
                                 „
                                 4
                                 96,0
                                 50,7
                                 48,3
                                 
                              
                                 „
                                 5
                                 95,4
                                 51,0
                                 48,9
                                 
                              
                                 „
                                 6
                                 95,0
                                 51,9
                                 48,9
                                 
                              
                                 „
                                 7
                                 95,0
                                 52,5
                                 49,0
                                 
                              
                                 „
                                 8
                                 94,6
                                 53,3
                                 49,3
                                 
                              
                                 „
                                 9
                                 94,3
                                 54,1
                                 49,5
                                 
                              
                                 „
                                 10
                                 94,0
                                 54,0
                                 49,5
                                 
                              
                                 „
                                 11
                                 94,1
                                 53,9
                                 49,4
                                 
                              
                                 „
                                 12
                                 93,9
                                 54,0
                                 49,5
                                 
                              
                                 „
                                 13
                                 93,5
                                 53,9
                                 49,5
                                 
                              
                                 „
                                 14
                                 93,4
                                 53,8
                                 49,4
                                 
                              
                                 „
                                 15
                                 93,0
                                 53,9
                                 49,8
                                 
                              
                                 „
                                 16
                                 92,7
                                 53,6
                                 50,6
                                 
                              
                                 „
                                 17
                                 90,8
                                 53,5
                                 50,9
                                 
                              
                                 „
                                 18
                                 87,5
                                 53,2
                                 50,0
                                 
                              
                                 „
                                 19
                                 86,2
                                 53,0
                                 49,6
                                 
                              
                                 „
                                 20
                                 83,6
                                 53,2
                                 48,5
                                 
                              
                           Anfangs destillirt reine Fettsäure über und die Zersetzungsproducte sind in minimaler
                              									Menge vorhanden, während gegen Schluss der Operation dieselben mehr und mehr
                              									zunehmen.
                           Verf. kommt zu dem Schlusse, dass die Autoclavenverseifung bei Fetten, die viel freie
                              									Säure enthalten und einer Destillation bedürfen, sich nicht besonders eignet;
                              									dagegen sei sie empfehlenswerth, wenn man sie mit einer Versäuerung in Verbindung
                              									bringe, bei der die letzten Neutralfettreste verseift werden, ohne dass die
                              									Fettsäure die Fehler der directen Schwefelsäureverseifung zeigen. (Nach Seifenfabrikant, 1891 Bd. 11 S. 666 und 677.)
                           
                        
                           Neue Methode zur Prüfung von Bienenwachs auf Reinheit.
                           Auf dem Verhalten des Bienenwachses gegen Petroleumbenzin gründet H. Hager seine neue Methode – Benzinatprobe, wie er sie
                              									nennt. – Uebergiesst man in einem Reagensglase ein cylindrisches Stück reinen
                              									Wachses mit Petroleumbenzin und lässt 1 bis 2 Stunden stehen, so besteht der Inhalt
                              									des Reagensglases aus zwei Schichten, einer unteren gleichförmigen Schicht von
                              									Wachspartikelchen und einer oberen klaren Benzinschicht.
                           Ist dagegen das Wachs verfälscht, so bleibt der eingelegte Wachscylinder oft 2 bis 4
                              									Tage unverändert, je nach der Menge der Beimischung. Beträgt letztere 8 bis 20 Proc.
                              									so schwillt der Wachscylinder etwas an, zeigt aber auf der Aussenschicht 4 bis 12
                              									Längstheile, die durch schmale, durchscheinende Linien oder Streifen von einander
                              									getrennt sind. Bei Beimischungen von nur wenigen Procenten 
                              									erscheint das Wachssediment nicht als gleichförmige Masse, sondern als Flocken,
                              									durchsetzt mit gebrochenen Längssäulen oder mit Bruchstücken derselben. (Nach Centralorgan für Waarenkunde, 1891 Bd. 1 S. 239, durch
                              										Chemiker-Zeitung, Repertorium 1891 Bd. 15 S.
                              									307.)
                           
                        
                           Ermittelung eines Gehaltes an Ceresin oder Paraffin im
                              									Bienenwachs.
                           Da nach den Methoden von Hübl und Benedikt eine Verfälschung des Bienenwachses mit
                              									weniger als 6 Proc. Ceresin oder Paraffin nicht mit Sicherheit nachzuweisen ist,
                              									weil die betreffenden Zahlen auch bei reinem Wachs innerhalb weiter Grenzen liegen,
                              									so prüfte Mangold das Verfahren von A. und P. Buisine, welch
                              									letztere den Gehalt an fettem Alkohol und Kohlenwasserstoff des fraglichen Wachses
                              									bestimmen.
                           Verf., welcher genau nach den Angaben von A. und P. Buisine arbeitete, bestätigt die Resultate der
                              									letzteren und empfiehlt das Verfahren als besonders geeignet zur Untersuchung des
                              									Wachses.
                           Es werden 2 bis 10 g Wachs mit Kalikalk verseift; die entstandene Seife nach dem
                              									Erstarren pulverisirt, mit dem dreifachen Gewicht an Kalikalk innig vermischt und
                              									die Mischung 2 – nach Verf. 3 – Stunden in einem starkwandigen, unten birnförmig
                              									erweiterten Glascylinder auf 250° erhitzt. Hierbei gehen die fetten Alkohole unter
                              									Wasserstoffentwickelung in die betreffenden Fettsäuren über. Die Menge der ersteren
                              									kann aus dem Volumen des entwickelten Wasserstoffes berechnet werden. Die Schmelze
                              									wird mit dem Glase pulverisirt und im Soxhlet-Apparate mit Petroleumäther extrahirt.
                              									Der Petroleumäther wird zum grössten Theil abdestillirt und die Kohlenwasserstoffe
                              									nach dem Trocknen bei 110° gewogen.
                           Der Gehalt des natürlichen Wachses an Kohlenwasserstoffen sollte nach früheren
                              									Untersuchungen von Schwalb etwa 6 Proc. betragen. Nach
                              										A. und P. Buisine,
                              									sowie dem Verfasser ist derselbe jedoch ein grösserer, nämlich 12,0 bis 14,5 Proc.
                              									Diese geringe Schwankung ermöglicht es, mit Hilfe der Buisine
                              									'schen Methode einen
                              									Kohlenwasserstoffzusatz bis auf 2 Proc. genau zu ermitteln. Bezeichnet man den
                              									Kohlenwasserstoffgehalt des reinen Wachses mit k, den
                              									gefundenen Kohlenwasserstoffgehalt eines Gemisches mit K, so ergibt sich die Menge C des zugesetzten
                              									Ceresins nach der Formel: C=\frac{100\,(K-L)}{100-k}. Nimmt man
                              									den Kohlenwasserstoffgehalt des echten Bienenwachses mit 13,5 Proc. im Mittel an, so
                              									geht obige Formel über in C=\frac{100\,K-1350}{86,5}.
                           Neben Kohlenwasserstoffen wurden auch die Säurezahlen des gelben und die
                              									Gesammtsäurezahlen des aufgeschlossenen Wachses bestimmt. Es zeigte sich, dass diese
                              									Zahlen nicht so constant sind, als wie man längere Zeit hindurch annahm. So schwankt
                              									die Säurezahl bei 21 untersuchten Wachssorten zwischen 18,26 und 23,04, die
                              									Gesammtsäurezahl zwischen 87,69 und 99,90.
                           Rein weisse, wohl natürlich gebleichte Wachse ergaben mit dem gelben Wachs
                              									übereinstimmende Zahlen; dagegen ergaben andere Sorten, nicht so rein weiss und
                              									wahrscheinlich auf chemischem Wege gebleicht, anormale Zahlen. Die Untersuchungen
                              									über weisses Wachs werden vom Verf. fortgesetzt. (Nach Chemiker-Zeitung, 1891 Bd. 15 S. 799.)
                           
                        
                           Nachweis von Erdöl im Terpentinöl.
                           Das Verfahren von Hinsdale, um Erdöl im Terpentinöl
                              									annähernd quantitativ zu bestimmen, wurde von Vulpius
                              									geprüft und im Allgemeinen bestätigt. Nach Hinsdale
                              									bringt man 10 Tropfen des zu untersuchenden Oeles auf ein Uhrglas und lässt
                              									letzteres auf Wasser von etwa 80° 7 Minuten schwimmen. Reines Terpentinöl ist nach
                              									dieser Zeit völlig verdampft, ein solches, mit Erdöl vermischt, dagegen nicht. Vulpius verfährt in der Ausführung etwas anders. Er
                              									bringt 1 g des zu untersuchenden Oeles auf ein gewogenes Uhrglas, auf ein zweites
                              									gewogenes Uhrglas 1 g reines Terpentinöl und lässt beide Uhrgläser auf Wasser von
                              									80° schwimmen, bis das reine Oel verdampft ist. Man wägt nun beide Uhrgläser und
                              									findet so die Menge des zurückgebliebenen Erdöls. Die geringe Menge Harz, welches
                              									auch reines Terpentinöl hinterlässt, ist natürlich in Abzug zu bringen. Die Menge
                              									des zugesetzten Erdöls kann man so bis auf 1/10 genau bestimmen. (Nach Apotheker-Zeitung durch Chemiker-Zeitung,
                              									Repertorium 1891 Bd. 15 S. 164.)
                           
                        
                           Erzeugung eines Vacuums bei der Destillation von Schmierölen
                              									von Edwin Bergroth.
                              								
                           Zur Erzeugung eines Vacuums versieht man die Destillationsblasen ausser mit den
                              									üblichen Dephlegmatoren und Kühlröhren noch mit einem eisernen, allseits
                              									geschlossenen Cylinder. Von einer Seite ragt in diesen Cylinder ein Rohr hinein,
                              									welches die Gase vom letzten Dephlegmator zuführt, gerade gegenüber befindet sich
                              									ein anderes Rohr, mit einem Sieb versehen, durch welches man in den Cylinder kaltes
                              									Wasser hineinspritzt; dadurch werden die vom Kessel kommenden, in den Dephlegmatoren
                              									und Kühlröhren noch nicht verflüssigten Zersetzungsproducte des Mineralöles und der
                              									Wasserdampf condensirt und gleichzeitig ein Vacuum gebildet. Die hier verdichteten
                              									Producte fliessen durch ein Rohr nach unten ab. Diese Einrichtung macht einerseits
                              									das Aufstellen besonderer, mit vielen Röhren ausgerüsteter Kühler entbehrlich,
                              									andererseits geht in Folge der constanten Luftverdünnung im Kessel die Destillation
                              									viel rascher vor sich. Die Ausbeute an Oel aus den Rückständen wird, da das Vacuum
                              									eine zu weitgehende Zersetzung hintanhält, grösser; auch ist die Qualität der
                              									Producte besser. (Nach Chemiker-Zeitung, Repertorium
                              									1891 Bd. 15 S. 301.)
                           
                        
                           Mineralkautschuk.
                           Bei der Reinigung des Erdöles mit Schwefelsäure hinterbleiben theerartige Rückstände,
                              									welche nach Raves dazu benutzt werden, um einen
                              									Mineralkautschuk herzustellen. Der saure Theer wird mit einer grösseren als zur
                              									Sättigung nöthigen Menge Eisenfeilspäne zusammengeknetet und einige Zeit stehen
                              									gelassen, um sämmtliche Schwefelsäure zu binden. Alsdann wird das entstandene
                              									Eisensulfat mit kochendem Wasser ausgelaugt, während die schwarze Theermasse auf der
                              									Flüssigkeit schwimmt. Nach sorgfältigem Auswaschen zeigt dieselbe alle Eigenschaften
                              									eines gut gereinigten weichen Bitumens. Da die Masse für manche Zwecke zu weich ist,
                              									so wird sie durch Erhitzen in geeigneten Vorrichtungen verdickt. Die dabei
                              									entstehenden Kohlenwasserstoffe können als Naphta Verwendung finden. Die verdickte
                              									Masse, Mineralkautschuk, ist so elastisch und zäh wie Gummi. Zwei Theile des 
                              									sauren Theers liefern etwa einen Theil des gereinigten Bitumens. Erhitzt man
                              									dasselbe noch weiter, so entweichen grosse Mengen flüchtiger Bestandtheile und etwa
                              										6/10 vom
                              									Gewichte des weichen Bitumens bleiben als eine in Naphta lösliche Masse zurück.
                              									Dieselbe ist fast so hart und zäh wie Ebonit, bildet einen guten Nichtleiter für
                              									Elektricität und wird von Säuren und Alkalien nicht angegriffen. Die Masse kann
                              									daher in der Elektrotechnik für manche Zwecke gute Dienste leisten. In heissem
                              									Zustande ist die Masse geeignet zum Ausfüllen von Formen und kann ferner als Ersatz
                              									von Papiermache dienen. Mit 40 Proc. Sägespänen und etwas Kalk gemischt, erhitzt und
                              									in Formen gepresst, liefert es ein gutes Brennmaterial. In Erdöl und Naphta löst es
                              									sich leicht und bildet einen zähen schwarzen Lack, der wasserdicht ist und an
                              									Metallen festhaftet.
                           Der trockenen Destillation unterworfen, liefert er etwa 50 Proc. flüssige
                              									Kohlenwasserstoffe und 50 Proc. metallisch aussehende Kohle, die hart und rein die
                              									Elektricität gut leitet und daher für elektrotechnische Zwecke Verwendung finden
                              									könnte. (Nach Gummizeitung durch Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1891 S.
                              									542.)
                           
                        
                           Balata.
                           Balata ist der verdickte kautschukartige Milchsaft des in Guyana vorkommenden Bullet
                              									tree (Sternapfelbaum). Der bis 40 m hohe Baum findet sich ausserdem noch in den
                              									Wäldern von Jamaika, Trinidad und Venezuela. Die ungefähr 12 mm dicke Rinde zeigt
                              									tiefe, parallel verlaufende Risse, je 25 mm von einander entfernt. Das röthlich
                              									gefärbte Holz ist hart und dicht und findet vielfache Verwendung. – Durch
                              									Einschnitte erhält man einen röthlichweissen bis braunrothen Milchsaft, der
                              									eingedickt eine bei 49° knetbare und bei 149° schmelzbare, in Benzin und
                              									Schwefelkohlenstoff lösliche Masse, Balata, liefert. Dieselbe ist der Guttapercha
                              									ähnlich, übertrifft aber diese in Folge ihrer physikalischen Eigenschaften. Sie
                              									besitzt eine grössere Elasticität, ist bei gewöhnlicher Temperatur weniger weich, in
                              									der Kälte dagegen wieder weniger hart als Guttapercha. Während letztere unter dem
                              									Einflüsse von Licht und Luft in eine bröcklige Masse zerfällt, erleidet Balata erst
                              									nach längerer Zeit eine nachtheilige Veränderung. Daher steht auch Balata höher im
                              									Preise. Derselbe beträgt für das rohe Product die Gallone (4,54 l) 4 M. und 1 M. für
                              									das englische Pfund (453 g) gereinigter und getrockneter Waare. (Nach Deutsche Färber-Zeitung, 1891 Bd. 27 S. 462.)