| Titel: | Neuere Turbinen. | 
| Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 175 | 
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                        Neuere Turbinen.Ueber Turbinen vgl. 1884 252 49. 1885 255 * 13. 351. 257 257.
                                 											258 * 389. 1886 259
                                 										379. 262 * 101. 1887 266
                                 										607. 1888 269 * 113. * 114. 1889 273 11. 1890 277 * 57.
                                 										128. 1891 281 119. 282
                                 										168.
                           							
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Turbinen
                        
                     
                        
                           Die von so grossem Erfolge begleiteten Versuche der elektrischen Kraftübertragung von
                              									Lauffen nach Frankfurt haben das Interesse sowohl der Fachtechniker als auch der
                              									Gewerbetreibenden im Allgemeinen für die Turbinen neu belebt. Der Werth der
                              									Wasserkräfte ist durch die erzielten Erfolge unzweifelhaft gestiegen und an vielen
                              									Orten hat schon die Behörde Umschau über die für die Gewerbe verfügbaren
                              									Wasserkräfte gehalten. Ueber eine von Lautenburg
                              									zusammengestellte Uebersicht derjenigen kantonalen Wasserkräfte der Schweiz, welche
                              									30  übersteigen, theilt die Elektrotechnische
                                 										Zeitschrift in einer Juninummer des laufenden Jahres folgende Tabelle mit,
                              									die die Zahl der verfügbaren Pferdekräfte während des gewöhnlichen
                              									Kleinwasserstandes angibt:
                           
                              
                                 Kanton
                                 Ungefähre produc-tive
                                    											Wasserkraft
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Zürich
                                    17289
                                      6,80
                                 
                              
                                 Bern
                                    33470
                                   13,20
                                 
                              
                                 Luzern
                                        4585,9
                                      1,81
                                 
                              
                                 Uri
                                        2051,3
                                      0,88
                                 
                              
                                 Schwyz
                                        2003,1
                                      0,80
                                 
                              
                                 Obwalden
                                     1051
                                      0,40
                                 
                              
                                 Nidwalden
                                        1446,5
                                      0,56
                                 
                              
                                 Glarus
                                        4462,6
                                      1,76
                                 
                              
                                 Zug
                                         755,2
                                      0,30
                                 
                              
                                 Freiburg
                                        5753,3
                                      2,27
                                 
                              
                                 Solothurn
                                        9800,5
                                      3,84
                                 
                              
                                 Basel-Stadt
                                        3495,2
                                      1,36
                                 
                              
                                 Basel-Land
                                        4122,7
                                      1,62
                                 
                              
                                 Schaffhausen
                                        8046,3
                                      3,13
                                 
                              
                                 Appenzell Ausser-Rhoden
                                         223,4
                                      0,08
                                 
                              
                                 Appenzell Inner-Rhoden
                                         359,6
                                      0,13
                                 
                              
                                 St. Gallen
                                    7218
                                      2,84
                                 
                              
                                 Graubünden
                                   38861
                                   15,28
                                 
                              
                                 Aargau
                                     49620,4
                                   19,52
                                 
                              
                                 Thurgau
                                    6420
                                      2,53
                                 
                              
                                 Tessin
                                     10209,2
                                      4,02
                                 
                              
                                 Waadt
                                    6377
                                      2,52
                                 
                              
                                 Wallis
                                     26761,2
                                   10,52
                                 
                              
                                 Neuenburg
                                      1659,6
                                      0,65
                                 
                              
                                 Genf
                                      7655,9
                                      3,02
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen:
                                 253697,9
                                 100,00
                                 
                              
                           Man kann es auch vom volkswirthschaftlichen Standpunkte nur mit Freude begrüssen,
                              									dass sich ein solcher Umschwung eingeleitet und theilweise schon vollzogen hat. Es
                              									werden aber in Folge dessen an den Turbinenbauer eine Menge neuer Aufgaben
                              									herantreten. Ueber eine derselben, die bei der Anlage der Turbine in Assling gelöst
                              									worden ist, und bei der es galt, mittels einer einzigen Turbine eine Kraft von 1000
                              									 zu fassen, haben wir 1891 281 119 bereits
                              									berichtet und werden in Nachstehendem zum Zweck der Erörterung bemerkenswerther
                              									Einzelheiten nochmals auf dieselbe zurückkommen.
                           Bei der Sorgfalt, deren sich der Turbinenbau im Allgemeinen, sowie insbesondere auch
                              									in Deutschland seit längerer Zeit zu erfreuen gehabt hat, ist dieser Zweig so
                              									durchgearbeitet, dass Neuerungen durchgreifender Art aus letzterer Zeit nicht zu
                              									verzeichnen sind. Der theoretische Theil des
                              									Turbinenbaues ist in so hohem Grade ausgebildet, dass v.
                                 										Reiche seinem bezüglichen Werke schlankweg den Titel: Die Gesetze des Turbinenbaues beilegen durfte. Aber
                              									auch der praktische Theil des Turbinenbaues ist nicht
                              									zurückgeblieben und hat eine Menge beachtenswerther Ausführungen gezeitigt, über die
                              									wir im Nachstehenden berichten wollen.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 175Fig. 1.Brockmann's Schieber. Eine Durchmusterung der deutschen Reichspatente bestätigt unsere vorhin
                              									geäusserte Ansicht; es finden sich Patente von umgestaltender Wirkung nicht unter
                              									denselben. Wir wollen indess die beachtenswertheren kurz erwähnen.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 175Brockmann's Schieber.C. Brockmann in Osnabrück (D. R. P. Nr. 37436) hat
                              									einen Schieber mit Luftzuführung zu den abgeschlossenen Leitradzellen angegeben, der
                              									nach Fig. 1 Löcher a
                              									hat, welche bei geschlossenem Schieber d den
                              									Luftzutritt zu der Leitradschaufel c mittels des
                              									muschelförmigen Kanales b gestatten. Zu je zwei
                              									Leitzellen gehört ein Schieber mit zwei Kanälen b. Die
                              									Schieber erhalten leistenförmige Führungen auf dem Flansch e.
                              									
                              									Bei dem Absperrschieber D. R. P. Nr. 38379 hat C.
                                 										Brockmann eine feste Führungsschiene k
                              									angeordnet, welche während der Bewegung des Schiebers stets bedeckt und somit gegen
                              									das Eindringen von Schmutz gesichert ist. Die praktische Ausführung wird durch Fig. 2 und 3 hinreichend
                              									erläutert.
                           W. Nossian und H. Hutter in
                              									Wien (D. R. P. Nr. 38414) geben eine Stromturbine mit Leit- und Staurad an, die mit
                              									etwas mehr als ihrer Hälfte in das freie Stromwasser eintaucht, wobei sie auf einem
                              									flossartigen Bau lagert. Die radial stehenden Schaufeln sind um ihre Längsachse
                              									drehbar und werden in ihre Stellung durch einen Schwungkugelregulator eingerückt
                              									oder gehalten. Wir können in dieser Anordnung einen Vortheil nicht entdecken, und
                              									begnügen uns mit dem Hinweis auf die Patentschrift.
                           Dr. Otto Possert in Rapperswyl hat in dem D. R. P. Nr.
                              									58896 einen Ueberwasserzapfen für Turbinen (Fig. 4)
                              									angegeben, bei welchem die Spurzapfenkapelle nicht aus einem Stück mit dem hohlen
                              									Wellbaum gegossen ist, sondern für sich als kugelförmige Kapelle geformt und in zwei
                              									senkrecht getheilten Hälften 1 so hergestellt wird,
                              									dass die untere Partie 2 derselben als
                              									Scheibenkuppelung mit der Scheibe 3 der hohlen
                              									Gusswelle 4 mittels Schrauben 5 verbunden ist, während die obere Partie der Kapelle als Schalenkuppelung
                              										6 mit der schmiedeeisernen Verlängerungswelle 8 verschraubt ist. Löst man die Schrauben 7 der
                              									Schalenkuppelung etwas, so kann man die Kapelle sammt dem Turbinenwellbaum 4 und somit auch das am unteren Ende des letzteren
                              									sitzende Laufrad mittels der beiden Aufhelfschrauben 9
                              									und der auf dem Anpass der Verlängerungswelle sitzenden Aufhelfscheibe 10 innerhalb gewisser Grenzen beliebig heben oder
                              									senken, d.h. das Laufrad gegen das Leitrad einstellen.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 176Fig. 4.Possert's Ueberwasserzapfen. Die Centrirung der Spurzapfenkapelle mit dem Turbinenwellbaum vermittelt
                              									die Führungsbüchse 11. Die Führung des Wellbaumes 8
                              									erfolgt durch die Stahlbleche 12, welche in die
                              									ausgehobelten Nuthen 13 eingreifen.
                           Die auf der Tragsäule 14 sitzende Spurpfanne 15 ist aus zwei Theilen hergestellt, so dass, wenn die
                              									bezüglichen Verbindungsschrauben 16 gelöst werden, der
                              									obere Theil 15 gehoben und der Spurzapfen gereinigt,
                              									geölt und ohne weiteres herausgenommen werden kann. Durch diese Anordnung wird die
                              									übliche Hebeschraube erspart. Die Schalenkuppelung der von der Hohlwelle getrennten
                              									Spurzapfenkapelle wird zugleich als Hebevorrichtung ausgenutzt.
                           Bezüglich des D. R. P. Nr. 45810 von J. Hartlage in
                              									Osnabrück wollen wir nur erwähnen, dass sie laut Patentanspruch aus einer
                              									Vorrichtung zur veränderlichen Beaufschlagung von Turbinen besteht, bei welcher
                              									mittels gepresster Luft Ventile gehoben werden, die das Wasser von den Leitradzellen
                              									abschliessen, wobei die Pressluft den einzelnen Ventilen durch einen
                              									Vertheilungsschieber zugeführt wird.
                           Die Regulirung von A. Kuhnert in Löbtau-Dresden (D. R.
                              									P. Nr. 45812) besteht aus einer Vorrichtung zum Bewegen der Schieber für die
                              									Leitradzellen einer Axialturbine, bei welcher Einrichtung eins der die Bewegung der
                              									Schieber übermittelnden Getriebe durch Bremsdruck mit seiner Achse so verbunden ist,
                              									dass die Drehung dieses Getriebes auf seiner Achse erfolgen kann, wenn sich ein
                              									Hinderniss der Schliessung des Schiebers in den Weg stellt, wodurch dann die
                              									Schliessung der übrigen Schieber nicht behindert ist.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 176Fig. 5.Oser's Regulirvorrichtung.Josef Oser in Krems hat sich unter D. R. P. Nr. 53710
                              									einen plattenförmigen Stellschieber für Turbinenleitradzellen durch Patent schützen
                              									lassen, der oberhalb des Leitrades drehbar angeordnet ist und je nach seiner
                              									Stellung mehr oder weniger Leitradzellen öffnet. Fig.
                                 										5 zeigt die Vorrichtung in der Abwickelung. Durch Drehen des Schiebers h in der Richtung nach links werden bei g mehr und mehr Leitradzellen geöffnet, so dass das
                              									Wasser in der Richtung der Pfeile in die Leitschaufeln f einströmen und bei b auf das Laufrad wirken
                              									kann. Nach Bedarf besteht der Schieber h aus einer oder
                              									mehreren schiefen Ebenen. Der Schieber wird durch ein am Umfang desselben
                              									befindliches Zahnrad mit Trieb bewegt.
                           Die Vorrichtung zum Regeln des Wasseraustritts aus den Laufrädern (D. R. P. Nr.
                              									56726) von Schneider, Jaquet und Co. in Strassburg im
                              									Elsass besteht nach Fig. 6 darin, dass ein
                              									ringförmiger Schieber c höher oder niedriger gegen das
                              									Laufrad b gestellt werden kann. Dies wird durch den auf
                              									der Stange d befindlichen Triebstock bewirkt, welcher
                              									in ein mit dem Schieber c verbundenes Zahnrad
                              									eingreift. Der Schieber ist mit einem geneigten Schlitz versehen, welcher auf dem
                              									Stift g gleitet und dadurch den Schieber höher oder
                              									niedriger gegen das Laufrad b stellt und demgemäss dem
                              									Druckwasser gestattet, früher oder später aus dem Laufrad auszutreten.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 176Fig. 6.Schieber von Schneider, Jaquet und Co. Ein D. R. P. Nr. 58386 vom 7. Februar 1891 (Oesterreichisch-ungarisches
                              									Privilegium vom 27. Juni 1891) der Maschinenfabrik von Escher, Wyss und Co. in Zürich ertheilt, betrifft Neuerungen, welche den
                              									Zapfendruck bei senkrechten Turbinen ganz oder theilweise aufheben.
                           Dieser Erfolg wird erzielt durch die besondere Art der Benutzung des Wasserdruckes,
                              									dessen Wirkung der Wirkung der Turbinenrad- und Wellengewichte entgegengesetzt wird,
                              									indem bei zwei über einander angeordneten Turbinen der Wasserdruck nach oben wirkt.
                              									Wenn die 
                              									oberen und unteren Turbinenanordnungen die gleichen waren, würde sich
                              									selbstverständlich die Wirkung des Wasserdruckes aufheben. Während aber für die
                              									untere Turbine das Leitrad oder der Leitkranz geschlossen bis zur Welle geführt
                              									wird, so dass hier der Wasserdruck nur vom Leitkranz aufgenommen wird, wird für die
                              									obere Turbine der Leitkranz offen gelassen, dafür aber der Wasserdruck auch von der
                              									geschlossenen, fest mit der Turbinenwelle verbundenen Nabenscheibe der Turbine
                              									aufgenommen. Es kann auch noch das weitere Constructionsmittel ungleicher
                              									Turbinenradflächen zur Verwendung kommen.
                           In Fig. 7 bis 11 ist eine
                              									Turbinenconstruction veranschaulicht, welche diese beiden Anordnungen zur Aufnahme
                              									des nach oben wirkenden Wasserdruckes in sich hält, und es zeigen: Fig. 7 und 8 zwei Schnitte durch die
                              									Turbine, und zwar durch den Einlauf und quer zum Einlauf; Fig. 9 einen Schnitt nach
                              										AB;
                              									Fig. 10 einen Schnitt
                              									nach CD; Fig. 11 eine andere
                              									Ausführung zu Fig.
                                 									7.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 177Turbine von Escher, Wyss und Co. Der Einlaufkörper a hat centrisch zur
                              									Turbinenwelle b die Turbinenleiträder c' und c2
                              									; die Welle b wird vom
                              									Turbinenzapfen d getragen und b0 bildet nach oben die Fortsetzung der
                              									vom Steg d0
                              									getragenen Welle b. Der Einlaufkörper a ist vom Rohrkörper a'
                              									getragen, könnte aber ebenso gut direct auf Stein-, Beton- oder Mauerwerk aufliegen,
                              									in welchem ein Abfluss vorgesehen ist. Im Steg d0 sitzt der Stupf d.
                           Das untere Leitrad c' hat einen Abschluss nach unten,
                              									und zwar gegen die Welle b zu durch den
                              									Stopfbüchsendeckel e, so dass der Wasserdruck nach
                              									unten innerhalb und ausserhalb des Leitrades c' von den
                              									festen Bodenwandungen des Einlaufkörpers a und des
                              									Deckels e aufgenommen wird.
                           Bezüglich des Wasserdruckes nach oben ist zu bemerken, dass das obere
                              									Turbinenleitrad c2
                              									hingegen nicht nur die Wirkung des Wasserdruckes auf das Turbinenrad f2
                              									, welcher den Krafteffect des Turbinenleitrades
                              									veranlasst, gestattet, sondern auch eine Wasserdruckwirkung auf die mit der Welle
                              										b fest verbundene Wellenscheibe f0 des Turbinenrades
                              										f2
                              									, und zwar in Folge der freien Oeffnung c0, derart, dass der
                              									auf diese Fläche f0
                              									wirkende Wasserdruck von der Welle b aufgenommen wird
                              									und dem Druck durch das mit dieser Welle verbundene Gewicht entgegenwirkt. Das
                              									untere Turbinenrad f1
                              									ist hingegen ein gewöhnliches und auf gewöhnliche Weise angebracht. Es empfängt also
                              									keinen ausserhalb des Radkranzes wirkenden Wassersäulendruck.
                           Nach oben ist der Raum für das vom Turbinenrad f2 kommende Wasser durch den Hut g geschlossen, welcher das von der oberen Turbine
                              									kommende Ablaufwasser weiter leitet. In Fig. 7 bis 10 geschieht dies
                              									dadurch, dass der ausserhalb des Turbinenrades f2 liegende Theil des Hutraumes in einen Mantelraum
                              										h des Einlaufkörpers a
                              									mündet, derart, dass das von der oberen Turbine kommende Wasser diesen Mantelraum
                              										h durchfliesst und schliesslich auch in das
                              									Abflussrohr a' der unteren Turbine einmündet. Die den
                              									Mantelraum h durchbrechende Oeffnung i ist ein Mannloch. Der Raum g über der oberen Turbine könnte auch in einen besonderen Ablaufkanal h geführt werden, wie Fig. 11 andeutet.
                           Der Zapfendruck kann noch dadurch ausgeglichen werden, dass die obere Turbine eine
                              									grössere Grundfläche, also grössere Druckfläche erhält, als die untere Turbine. Aus
                              									diesem Grunde ist die Breite des Leitrades c2 und des Turbinenrades f2 grösser als diejenige von c' und f'.
                           Die Doppelpartialturbine von A. Kuhnert in Löbtau bei Dresden (D. R. P. Nr. 59193 vom 27. März 1891) hat einen den Leitschaufelapparat in
                              									sich schliessenden Schieber 
                              									für Doppelturbinen mit wagerechter Welle zum Gegenstande, welcher Schieber in
                              									Folge seiner doppelten Anordnung gegen die Wandungen des Wasserbehälters und die
                              									Laufkränze der Turbine hinsichtlich des Wasserdruckes vollständig ausgeglichen ist
                              									und bei welchem diejenige Leitschaufel, welche zeitweise nur zum Theil hinter die
                              									Abschlusswand des Gehäuses tritt, ganz mit Wasser gefüllt ist und mit diesem nach
                              									Maassgabe seiner nur theilweise geöffneten Ausflussöffnung auf das Laufrad
                              									wirkt.
                           Hierdurch wird eine vollständige Ausnutzung des Wassers durch die nur theilweise
                              									geöffnete, aber stets volle Leitschaufel erzielt, und es ist die Möglichkeit
                              									geboten, die Beaufschlagung bis in kleine Bruchtheile zu bestimmen.
                           Zur Erreichung des vorstehend angegebenen Zweckes werden die Wandungen des
                              									Wasserbehälters zwischen Laufrad und Leitapparat angeordnet und erhalten diese
                              									Wandungen je eine der vollen Beaufschlagung des Laufrades entsprechende Oeffnung. An
                              									die Zellen des Leitapparates im Schieber schliesst sich eine volle Platte an, welche
                              									bei entsprechender Verstellung des Schiebers die Laufräder nach Maassgabe der
                              									dadurch offen gestellten Austrittsöffnung ganz oder theilweise beaufschlagt. In
                              									dieser Turbinenanordnung wird das Gefälle bei jeder Schiebereinstellung voll
                              									ausgenutzt.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 178Kuhnert's Doppelpartialturbine. Eine Doppelturbine mit wagerecht liegender Welle und mit den vorstehend
                              									genannten Regulirschiebern bezieh. Leitschaufelapparaten ist in Fig. 12 bis 14 dargestellt.
                           Zu beiden Seiten der Laufräder A sind die Wandungen B des Wasserbehälters nach ersteren hin zu ringförmigen
                              									Räumen ausgebildet und ist der zurückstehende Theil der Wandungen bei C in der aus Fig. 12 ersichtlichen
                              									Weise ausgeschnitten. Diese Oeffnungen C werden je
                              									durch eine hinter der Wandung liegende Platte D
                              									abgeschlossen (Fig. 14
                              									und 15), die mit einer
                              									als Lauffläche für das Laufrad A dienenden Erhöhung D1 ausgerüstet ist. In
                              									dieser Erhöhung wird eine ringstückförmige Oeffnung D2 angebracht, deren Bogenlänge der Zahl
                              									der Leitschaufeln im Schieber E entspricht. Der
                              									Schieber wird in Nuthen der Platte D und auf einer
                              									bogenförmigen Leiste D3
                              									an letzterer geführt; er enthält eine der gewünschten Leistungsfähigkeit der
                              									Turbine entsprechende Anzahl von Leitschaufeln E1. An die Leitschaufeln schliesst sich eine
                              									Deckplatte E2 an (Fig. 12), welche die
                              									Oeffnung D2 ganz oder
                              									theilweise überdecken kann. Behufs leichter Verstellung der Leitschaufelschieber E erhalten dieselben einen Zahnkranz E3
                              									, dessen Zähne in ein Rad F auf der durch Kegelrädertrieb G und Handrad
                              										H in Drehung versetzten Welle F1 eingreifen.
                           Zur Sicherung einer gleichförmigen Drehbewegung beider Schieber sind letztere durch
                              									eine oder mehrere Querstangen J verbunden.
                           Fig. 12 zeigt die
                              									Stellung der Schieber bei voller Beaufschlagung, Fig. 15 die Stellung des
                              									Schiebers bei halber Beaufschlagung. Aus dieser Stellung ist ersichtlich, dass die
                              									ganze Zelle, welche eben vor der Begrenzung der Oeffnung D2 steht, mit Wasser gefüllt ist, aber nur
                              									zur Hälfte entleert wird, wodurch eine Vergeudung von Wasser vollständig
                              									ausgeschlossen ist.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 178Kuhnert's Doppelpartialturbine. Bemerkenswerth ist das selbstregulirende Turbinenlaufrad von A. Mühlberg in Esslingen a. N., Württemberg (D. R. P.
                                 									Nr. 56636 vom 17. October 1890). Die Schaufeln und Zellen jeder axialen und radialen
                              									Actions- und Reactionsturbine und Kreiselpumpe werden bekanntlich begrenzt von der
                              									vorderen und hinteren Schaufelcurve, welche je nach gewählten Verhältnissen und
                              									Schnelligkeiten den Wasserdurchfluss, Druck, Nutzeffect und Leistungsgrad in hohem
                              									Maasse bedingen, der am günstigsten wird bei stossfreiem Gang, wenn die
                              									Rotationsschnelligkeit der Turbinenradschaufeln mit der Zuflussgeschwindigkeit des
                              									Wassers in seiner absoluten Bahn übereinstimmt.
                           Sobald im Beharrungszustand das Gleichgewicht zwischen Wasserdruck und Widerstand der
                              									getriebenen Maschinen gestört wird, ändert sich sofort die Umlaufsgeschwindigkeit
                              									der Tubine, wodurch vor oder hinter der Schaufel eine stossende Wirkung eintritt,
                              									die einen mehr oder weniger starken Rückdruck an der Stosstelle auf die Vorder- oder
                              									Hinterfläche der rotirenden Turbinenschaufel ausübt.
                           Fig. 16a stellt die
                              									vom Umfang in die Ebene abgewickelte Schaufelung des in ein Vorder- und ein
                              									Hinterschaufelrad a und b
                              									getrennten Turbinenrades drehbar um die Achse c in der
                              									Normalstellung bei stossfreiem Gang dar.
                           Fig. 16b lässt die
                              									Wirkungsweise in der zufolge Stosses 
                              									oder Rückdruckes verschobenen Stellung der Vorderschaufeln a gegenüber den Hinterschaufeln b während ihrer gemeinschaftlichen Drehung erkennen.
                           Fig. 17a und b stellen verschiedene
                              									axiale und radiale Turbinenschaufelräder je im halben Querschnitt dar.
                           Das die Vorderschaufeln enthaltende Turbinenrad a, in
                              									welches das Wasser zuströmt, ist concentrisch und lose an dem mit der Treibachse c fest verbundenen und die ersten ergänzenden
                              									Hinterschaufeln enthaltenden Turbinenrade b; Rad a ist leicht beweglich drehbar angeordnet und bildet
                              									nach Fig. 16a in der
                              									Normalstellung mit Rad b zusammen die completen
                              									Turbinenschaufeln mit stetiger Vorder- und Hintercurve, welche den jeweiligen Druck
                              									empfangen oder abgeben.
                           Mittels Zähne oder Daumen d am Radumfang wird die
                              									Schieberbewegung des Rades a begrenzt, die je nach
                              									Zweck und Bedürfniss verbunden mit Kurbeln c und deren
                              									Stellhülsen f mitrotirend in ruhender Stellscheibe g nöthigenfalls gewaltsam von Hand mittels Gestänge h während des Ganges beherrscht wird.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 179Mühlberg's selbstregulirende Turbine. Das Hinterschaufelrad b empfängt den Druck
                              									vom Wasser und vom Vorderschaufelrad a direct oder
                              									indirect und überträgt ihn in gezwungener Drehung auf die Treibwelle c, während letzteres, dessen Schaufeln a die des ersteren b in
                              									der Normalstellung der Form nach ergänzen, ungezwungen drehbar und nach Bedürfniss
                              									mit zwischenbefindlichen Stossvermittelungs- und Vertheilungsschaufeln i versehen ist.
                           Die auffallende Dicke der beiden Turbinenschaufeln a, b
                              									an deren Trennstelle bezweckt den ganzen oder theilweisen Verschluss der Zellen nach
                              									erfolgter Verschiebung der Vorderschaufeln a zur
                              									Minderung des Wasserdurchflusses, dementsprechender Kraftabgabe und
                              									Rotationsschnelligkeit, was aus Fig. 16b
                              									einleuchtet.
                           Die vordere und hintere Curvenform dieser Vorderschaufeln a, deren Länge, Breite,
                              									Höhe und Krümmungsmaass wird ganz dem jeweiligen Zweck entsprechend bestimmt,
                              									um in entsprechender Gleichgewichtsstellung bei vollem oder reducirtem Betrieb in
                              									der Normalschnelligkeit zu verharren; sobald aber letztere zu- oder abnimmt,
                              									wechselt auch die Stosstelle, wodurch eine grössere oder geringere Verschiebung
                              									bezieh. Zellenverengung oder Erweiterung erfolgt, so dass der Gleichgewichtszustand
                              									und die Normalschnelligkeit bei geändertem Bedarf an Betriebskraft immer wieder
                              									selbsthätig und momentan eintritt.
                           Bei der Maximalleistung mit stossfreiem Gang in der Normalstellung nach Fig. 16a schliessen die
                              									Schaufeln a an den Schaufeln b in schiefer Trennungsstelle so fest an einander, dass a und b zusammen gleichsam
                              									starre Schaufeln bilden, die den positiven oder negativen Arbeitsdruck wie auf ein
                              									ganzes normales Turbinenrad in seiner Normalschnelligkeit übertragen.
                           Die Hinterschaufeln b enthalten je nach Bedürfniss einen
                              									Zwischenkanal k zum eventuellen Abzug des durch die
                              									Verschiebung bewirkten überschüssigen Wassers.
                           Die Bremsung erfolgt mittels Daumendruckes der Kurbeln e
                              									auf federnde Ringe gegen die ruhende Fläche des Leitapparates l.
                           In den nachstehenden Zeilen geben wir, meistens im abgekürzten Auszuge, dasjenige
                              									wieder, was die technische Tagesliteratur an Bemerkenswerthem gebracht hat.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 179Fig. 18.Joly's Girard-Turbine. Eine Girard-Turbine nach der Bauweise von Joly war, wie Revue industrielle vom 24. Juni
                              									1890 berichtet, in der Weltausstellung von 1889 vertreten. Das Leitschaufelrad ist
                              									an jeder Schaufel mit einer Metallklappe versehen, welche durch eine besondere
                              									Vorrichtung in erforderlicher Anzahl gehoben und geschlossen werden können. Fig. 18 zeigt die von Royer ausgestellte Turbine in der Gesammtanordnung, Fig. 19 die Einzelheiten der Leitschaufelanordnung.
                              									Wie ersichtlich, bilden die beweglichen Klappen die Fortsetzung der Leitschaufeln.
                              									Das Leitschaufelrad ist von einem Zahnradkranze umgeben, welcher mit einer 
                              									der Anzahl der Schaufeln entsprechenden Menge von Knaggen versehen ist, und
                              									welcher durch ein Handrad in der aus Fig. 18 zu
                              									ersehenden Weise bewegt werden kann, wodurch die Klappen ihre Stellung erhalten.
                              									Sind sie einmal geöffnet, so halten sie sich gegenseitig in ihrer Lage; beim
                              									Rückgang des Zahnradkranzes schliessen sie sich allmählich einzeln. (Vgl. D. R. P.
                              									Nr. 11368 vom 4. März 1880.)
                           In der Fig. 19 bezeichnet AB die feste Leitschaufel, BC die bewegliche
                              									Klappe. Letztere hat zwei Zapfen t, die in dem
                              									Leitschaufelkranz so gelagert sind, dass die Schaufel die Oeffnung der Zelle
                              									verschliessen kann. An die Klappe ist ein Flügel bb
                              									angegossen, deren Knaggen d und j nach aussen liegen, während der Knaggen c
                              									nach innen liegt. S ist eines der mit dem Zahnkranze
                              									verbundenen Gleitstücke, deren Gleitfläche rr1
                              									r2 sich beim
                              									Vorwärtsschieben unter den Knaggen j schiebt und ihn
                              									hebt bis zur Stellung bei k. Damit ein Zurückfallen
                              									verhindert werde, schiebt sich der Theil d unter den
                              									Knaggen c der nebenbefindlichen beweglichen Schaufel,
                              									welche sich gegenseitig in ihrer Stellung festhalten. Die Rückwärtsbewegung des
                              									Zahnradkranzes bewirkt, dass sich die Klappen, eine nach der anderen,
                              									schliessen.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 180Fig. 19.Joly's Girard-Turbine. Die Anstellung der Klappen erfordert nur geringen Kraftaufwand und kann
                              									durch einen Regulator bewirkt werden. Royer baut diese
                              									Turbine in stehender und liegender Anordnung.
                           Ueber eine Turbine mit Wasserkammer für veränderliche Wassermengen und veränderliches
                              									Gefälle, von Ingenieur Alberto Riva in Mailand für Gebrüder Pozzi in Ponte Selva entworfen, berichtet Uhland's praktischer Maschinenconstructeur, 1892 S.
                              									122, Folgendes:
                           Bei dieser Actionsturbine nach System Girard (Fig. 20) kann im Inneren der Radkanäle weder eine
                              									Luftverdünnung noch eine Luftverdichtung vorkommen, wodurch der Lauf und die Wirkung
                              									des Wassers auf die Schaufeln beeinträchtigt würde. Es sind nämlich in der Radkrone
                              									Oeffnungen angebracht, welche durch Röhren mit der atmosphärischen Luft
                              									communiciren. Dadurch wird immer ein der jeweiligen Wassermenge entsprechender
                              									Nutzeffect erzielt, auch wenn Leit- und Schaufelrad 3 m unter Wasser stehen.
                           Um je nach der Wassermenge den Einlauf regeln zu können, sind an senkrecht
                              									beweglichen Stangen Schieber angebracht, welche zwischen die Schaufeln des Leitrades
                              									greifen und durch die Stangen auf folgende Weise gehoben und gesenkt werden können:
                              									Mittels der oben ersichtlichen wagerechten Welle und konischen Radübersetzung wird
                              									ein an das zweite konische Rad angegossenes Getriebe in Umdrehung versetzt, das
                              									seinerseits in die Verzahnung eines Ringes eingreift, welcher an seinem äusseren
                              									Umfange eine Art schiefer Ebene trägt; auf letzterer liegen an den oberen Enden der
                              									Stangen sitzende Röllchen auf. Wird nun der Mechanismus in Umdrehung versetzt,
                              									so gleiten die Röllchen je nach der Umdrehungsrichtung des Zahnringes auf der
                              									schiefen Ebene hinauf und herab und führen dadurch die Hebung und Senkung der
                              									Schieber herbei.
                           Die Anordnung des oberen Spurzapfens mit Lager ist eine derart vollkommene, dass
                              									trotz des hohen auf diesen Theilen bestimmten Gewichtes von 260 Centner und trotz
                              									des ununterbrochenen Tagebetriebes seit vier Monaten und Tag- und Nachtbetriebes
                              									seit zwei Monaten noch keinerlei Warmlaufen des Zapfens stattgefunden hat, auch
                              									keinerlei Wechsel in der Oelschmierung einzutreten brauchte.
                           Eine genaue Centrirung der Turbinenwelle ist dadurch ermöglicht, dass man sie in
                              									zweitheiligen, langen Halslagern laufen lässt, die von gleichartig getheilten, durch
                              									Schrauben zusammenziehbaren gusseisernen Lagerhülsen umschlossen sind. Die
                              									Lagerhälften sind in dem gusseisernen Turbinenlagerbock angebracht, der seinerseits
                              									mit zwei Trägern verbunden ist, welche je aus zwei ⌶-Eisen bestehen. Die Träger liegen auf Quadern und sind in gewöhnlicher Weise
                              									mit dem Mauerwerke verankert. Durch diese überaus solide Lagerung wird jede
                              									Vibration des oben auf der Turbinenwelle sitzenden grossen konischen Rades
                              									hintangehalten, auch wenn es seine grösste Umfangsgeschwindigkeit von 12 m erreicht.
                              									Die Bühne über den Trägern ist mit Holz eingedeckt.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 180Fig. 20.Riva's Girard-Turbine. Bei der Anordnung der Lagerungen für die Transmissionswelle musste darauf
                              									Rücksicht genommen werden, dass die Passage in den darunter liegenden Räumlichkeiten
                              									nicht etwa durch zu eng neben einander stehende Pfeiler gehemmt werde. Es wurde
                              									deshalb nur ein Mittelpfeiler für die Hauptlagerung aufgemauert und derselbe
                              									zugleich zur Aufnahme einer Säule für das Dachwerk bestimmt.
                           Für die sämmtlichen anderen dazwischen liegenden Transmissionslager wurden wie für
                              									die Befestigung des 
                              									Turbinenlagerbockes ⌶-Eisenträger verwendet. Für die
                              									Lager wurde das System Sellers, jedoch mit
                              									Metallschalen von geringerer Länge als üblich, gewählt. Das Vorgelege besteht aus
                              									drei Wellen, von denen die zwei äusseren je mit einer angeschmiedeten halben
                              									Kuppelung, die mittleren aber mit zwei ebenfalls angeschmiedeten Kuppelungshälften
                              									versehen sind. Die Lagersitze für die Transmissionswelle sind dadurch vorgesehen,
                              									dass die Welle dort etwas mehr eingedreht ist. Die Kraftübertragung in die oberen
                              									Stockwerke geschieht von einer am Ende der Welle sitzenden Seilscheibe von 2 m
                              									Durchmesser aus.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 181Fig. 21.Diagonalturbine der Maschinenbauanstalt Golzern. Die anderen Abmessungen der ungewöhnlich stark ausgeführten Turbine sind
                              									aus der Zeichnung ersichtlich. Bei einem Gefälle von 8 m und einem mittleren
                              									Wasserquantum von 4 cbm in der Secunde entwickelt die Turbine, wie durch Bremsungen
                              									festgestellt, 320 . Da die theoretische Leistung gleich
                              										\frac{8\,.\,4000}{75}=426  wäre, so gibt diese
                              									Turbine einen Nutzeffect von, \frac{230\,.\,100}{426}=77
                              									Proc.
                           Die Diagonalturbine der Maschinenbauanstalt Golzern
                              										(Fig. 21 und 22)
                              									ist nach Uhland's technischer Rundschau, IV. Jahrg. Nr.
                              									24, von dem Director Krön der Maschinenbauanstalt Golzern construirt worden und hält sich in Bezug auf
                              									die Wasserdurchflussrichtung in der Mitte zwischen Axial- und Radialturbine, weshalb
                              									sie Diagonalturbine genannt worden ist. Durch eine Regulirvorrichtung kann der
                              									Zufluss des Wassers durch den Leitapparat derartig beschränkt werden, dass die
                              									Turbine mit einer Beaufschlagung von 100 bis 0 Proc. zu arbeiten vermag. Die
                              									Einrichtung der Diagonalturbine ist nach Uhland's
                                 										technischer Rundschau folgende: Fig. 21
                              									zeigt dieselbe in den Wasserzuführungskanal eingebaut, über welchem ein kräftiger
                              									gusseiserner Träger gelagert ist, der das Halslager für die Turbinenwelle und das
                              									Lager für das Triebrad aufnimmt. Die hohle Turbinenwelle enthält dicht unter dem
                              									Halslager den Oberwasserzapfen, der sich auf eine stählerne Spurplatte stützt, die
                              									auf dem oberen Ende einer langen, runden schmiedeeisernen Stange gelagert und
                              									mit einem bronzenen Oelbehälter umgeben ist. Unterhalb des letzteren befindet sich
                              									ein zweites (inneres) Halslager, welches die genannte Stange vor seitlichen
                              									Ausweichungen schützt. Die gegen Drehung befestigte Stange hat das Eigengewicht der
                              									beweglichen Theile nebst dem Wasserdruck aufzunehmen und steht auf einem
                              									gusseisernen Ständer. An der hohlen Welle ist unterhalb des Leitapparates das
                              									Laufrad befestigt, das innerhalb eines nach unten hervortretenden, angegossenen
                              									Hohlcylinders ein drittes Halslager trägt, das, die Stange umfassend, die genaue
                              									Führung des Laufrades bedingt. Der Leitapparat ist in einen sich nach unten
                              									verengenden Hohlkegel eingebaut und hat zwei Arten von Durchgangsöffnungen, die in
                              										Fig. 21 beide durch den Regulirschieber
                              									geschlossen dargestellt sind. Die Eintrittsöffnungen der Leitkanäle liegen in
                              									verschiedener Höhe des Leitapparates auf entgegengesetzten Seiten einer
                              									Durchmesserebene und sind symmetrisch derartig angeordnet, dass die Zuführung des
                              									Wassers zum Laufrade auf der einen Hälfte des Leitapparates durch die oberen Kanäle
                              									in der Richtung des in Fig. 21 links gezeichneten
                              									Pfeiles und auf der anderen Hälfte durch die unteren Kanäle in der Richtung des
                              									rechts gezeichneten Pfeiles erfolgt. Die Anzahl der Kanäle ist auf beiden Seiten
                              									gleich; ihre unteren Mündungen liegen vollkommen symmetrisch auf dem Mantel eines
                              									Kreiskegels und entsprechen den Einlaufsöffnungen der Laufradkanäle. Letztere haben
                              									die bei Radialturbinen gebräuchliche Querschnittsform. Durch die eigenthümliche
                              									Anordnung der auf dem Mantel eines Hohlkegels ausgesparten Leitkanalmündungen,
                              									welche oberhalb und unterhalb einer senkrecht zur Achse des Kegels gedachten Ebene
                              									auf beiden Seiten eines Durchmessers liegen, ist es möglich, mit einem
                              									Regulirschieber beide Mündungssysteme gleichzeitig abzusperren. Durch Drehung des
                              									Schiebers um 180° können die Mündungen der Leitkanäle ganz geöffnet oder ganz
                              									geschlossen werden, und jede Drehung desselben um 1° entspricht einer Mehr- oder
                              									Wenigerbeaufschlagung von 100 : 180 = 0,56 Proc. Der Antrieb des Schiebers erfolgt
                              									durch ein Zahnrad, das oberhalb des Wasserspiegels durch ein Schneckenrad bewegt
                              									werden kann. Zum Schutze der Turbinenwelle ist dieselbe mit einem am Leitapparat
                              									befestigten gusseisernen Hohlcylinder umgeben, der bis über die höchste Lage des
                              									Druckwasserspiegels reicht.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 181Fig. 22.Diagonalturbine der Maschinenbauanstalt Golzern.Fig. 22 stellt die Diagonalturbine in Verbindung mit
                              									einem eisernen Zuführungsrohr dar, das auf zwei über dem Unterwasserspiegel
                              									eingebaute ⌶-Eisen gestützt ist. Die Anordnung des
                              									Turbinenapparates und der Regulirungsvorrichtung ist dieselbe wie oben beschrieben.
                              									Die Turbinenwelle ist dagegen voll und aus Schmiedeeisen oder Stahl gefertigt; an
                              									derselben ist unten das Laufrad fest angehängt, sie selbst aber oberhalb der
                              									konischen Triebräder mittels Kamm- oder Ringzapfen in geschlossenem Gehäuse, 
                              									das sich auf den im Querschnitt dargestellten Träger stützt, aufgehängt.
                           Die Diagonalturbine zeichnet sich durch grosse Einfachheit sowohl des Laufwerkes als
                              									auch der Regulirungsvorrichtung aus; ihre Theile sind leicht zugänglich und bequem
                              									zu reinigen, zumal das Laufrad. Die Diagonalturbinen haben sich gut bewährt; die
                              									Fabrik garantirt mit 25 bis 50 Proc. Beaufschlagung 75 Proc., bei voller
                              									Beaufschlagung 80 Proc. Nutzeffect. Gegenüber den Girard- und Jonval-Turbinen
                              									gestatten die Kron'schen Turbinen kleinere Durchmesser
                              									und höhere Umdrehungszahlen, kleinere Regulirschieber und somit geringere Kraft zu
                              									deren Bewegung, geringeren Einfluss des Stauwassers, da der kleinste Durchmesser des
                              									Laufrades in das Unterwasser eintaucht und die Ventilation innerhalb des
                              									Leitapparates erst dann beeinträchtigt, wenn das ganze Laufrad im Unterwasser geht.
                              									Günstig wirkt ferner der nach allen Richtungen sich verbreitende Wasserabfluss,
                              									welcher den Stau beseitigt.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)