| Titel: | Neuere Turbinen. | 
| Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 193 | 
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                        Neuere Turbinen.
                        (Schluss des Berichtes S. 175 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Turbinen.
                        
                     
                        
                           In den Steinkohlengruben der Bergwerksgesellschaft von Montrambert und Berandiere an
                              									der Loire wird nach Bd. 16 S. 488 des Génie civil eine
                              									unterirdische Turbine zum Fördern von 250 Förderkörben zu 900 k innerhalb 24 Stunden
                              									benutzt, was bei der Förderhöhe von 50 m einer Arbeit von 11250000 mk entspricht.
                              									Das zur Verfügung stehende Gefälle entspricht 34650000 mk, ist also bei einem
                              									Wirkungsgrade von nur 40 Proc. noch vollständig ausreichend.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 285, S. 193
                              Turbine zum Fördern von Crozet-Fourneyron und Co.
                              
                           – Die von Crozet-Fourneyron und
                                 										Co. entworfene und ausgeführte Turbine (Fig. 23 bis 26) hat eine wagerechte
                              									Achse, einen Durchmesser von 0,66 m und macht 600 Umdrehungen in der Minute. Sie
                              									kann umgesteuert werden und besteht gewissermaassen aus zwei Turbinen mit
                              									entgegengesetzten Schaufeln, deren Drehungsrichtung durch eine Schütze umgekehrt
                              									werden kann. Turbine und Winde ruhen, wie Fig. 23 zeigt, auf einem
                              									Rahmen von Doppel-⊤-Eisen, der auf Mauerwerk gelagert
                              									ist. Die Turbine besteht aus zwei Laufrädern mit entgegengesetzten Schaufeln. Das
                              									Wasser wird durch einen Doppelschieber nach Bedarf dem einen oder anderen Laufrade
                              									dadurch zugeführt (Fig.
                                 										25 und 26),
                              									dass ein von einem Triebrade bewegbarer Schieber die betreffenden
                              									Eintrittsöffnungen frei gibt und die anderen schliesst; derselbe Schieber kann auch
                              									sämmtliche Oeffnungen schliessen, wenn Stillstand bezweckt wird. Für jedes Laufrad
                              									sind drei Oeffnungen, welche insgesammt 45 l Aufschlagwasser in der Secunde
                              									eintreten lassen, die aber nur beim Anheben verwendet werden. Die Uebertragung der
                              									Turbinenleistung auf die Achse geschieht mittels eines Schneckenrades, wie aus Fig. 23 und 24 ersichtlich ist. In
                              									der Nähe des Vertheilungsschiebers ist zur Vermeidung von Stössen ein Windkessel
                              									angebracht, der vom Turbinenrad gefüllt werden kann.
                           Der Behälter für das Aufschlagwasser hat 4 qm Querschnitt, ist 50 m lang, fasst also
                              									200 cbm. Die 0,16 m weite Zuleitung besteht aus Stahlblechen und leitet 23 l Wasser
                              									in der Secunde bei einer Durchflussgeschwindigkeit von 1,15 m zu, wobei ein
                              									Druckverlust von 0,012 m für jedes Meter der Länge entsteht. Zwei
                              									Sicherheitsventile, deren eines sich am Wasserbehälter, das andere an der Turbine
                              									befindet, bieten bei etwaigem Bruche der Rohrleitung Schutz gegen Ueberschwemmung
                              									durch Leerlaufen des Sammelbehälters. Sie schliessen sich selbsthätig, sobald die
                              									Durchflussgeschwindigkeit 3 m erreicht. Die übrigen Verhältnisse sind aus der
                              									Zeichnung zu ersehen. Erwähnt sei nur noch, dass das Schraubenrad 25 Umdrehungen
                              									macht und dass die Fördergeschwindigkeit 1 m in der Secunde beträgt.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 193Turbine zum Fördern von Crozet Fourneyron und Co. Girard-Turbinen für hohes Gefälle von Escher, Wyss
                                 										und Co. in Zürich. Bei dem Bau der Tunnel der Anden-Bahn, welche die
                              									Eisenbahnen Argentiniens am La Plata-Fluss mit denjenigen Chiles quer über die Anden
                              									verbinden soll, wird die zum Betriebe der Bohrmaschinen erforderliche Kraft in drei
                              									gesonderten Anlagen, eine auf der argentinischen Seite und zwei auf der chilenischen
                              									Seite, gewonnen.
                           Jede Anlage besitzt eine Kraftstation, wo die durch die Turbinen gewonnene Energie an
                              									die dynamo-elektrischen Maschinen übertragen wird, und eine Endstation, wo sie an
                              									die Luftcompressoren abgegeben wird.
                           Die Girard-Turbinen – ihrer Construction nach Partial-Turbinen mit äusserer
                              									Beaufschlagung – sind aus der Fabrik von Escher, Wyss und
                                 										Co. und bieten wegen der 
                              									hohen Gefälle verschiedene Eigenthümlichkeiten dar. Der Wassereinlauf (Fig. 27a und 27b) wird durch eine
                              									drehbare Klappe regulirt und letztere von einer Schraubenspindel mit Handrad bewegt.
                              									Das Laufrad besteht in einer ebenen Scheibe mit Nabe und hat am Umfange einzelne
                              									frei vorstehende Schaufeln (Fig. 28), die unter einander durch Mittelrippen und mit der Scheibe durch
                              									Abrundungen verbunden sind. Die Mittelrippen sind so geformt, dass der die Schaufeln
                              									treffende Wasserstrahl sich in der Mitte theilt und nach verrichteter Arbeit
                              									seitwärts abgelenkt wird, wo das Wasser durch auf beiden Seiten des Laufrades
                              									angeordnete Gusskörper aufgefangen und nach unten zum Abschlusskanal geleitet wird.
                              									Das Gehäuse, welches die Turbine umgibt, verhindert alles Verspritzen des Wassers
                              									und bietet eine bequeme Unterlage für die Wasserzuführung und deren Regelung sowohl
                              									als für die Verbindung mit der dynamo-elektrischen Maschine. Dem hohen Gefälle
                              									entsprechend, hat das Laufrad einen Durchmesser von nur 700 mm, während die Weite
                              									120 mm beträgt.
                           Die zwei Hauptröhren von 508 mm Durchmesser sind beim Eintritt in das Maschinenhaus
                              									mit von Hand zu bewegenden Absperrschiebern versehen und hinter denselben durch ein
                              									Kreuzrohr von 508 mm Durchmesser mit einander verbunden. Von der Mitte des
                              									Kreuzrohres zweigt ein anderes Hauptrohr gleichen Durchmessers nach der zweiten
                              									Kraftstation ab, während die Fortsetzungen der ersten zwei Hauptröhren nur 400 mm
                              									Durchmesser haben und je zur Wasserzuführung für die Gruppe von drei Turbinen
                              									dienen. Jede Turbine erhält aus diesem 400 mm weiten Zweigrohr ihr Wasser durch ein
                              									180 mm weites Rohr. Zwischen dem Kreuzrohre und dem Anfange jedes Zweigrohres ist
                              									eine Drosselklappe eingeschaltet, welche mittels Wellenübertragung von einem
                              									indirect wirkenden Regulator aus verstellt und auch mit Hilfe eines Griffrades von
                              									der Hand geöffnet oder verschlossen werden kann. Der Regulator wird von der nächsten
                              									Turbine durch einen Riemen umgetrieben.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 194Girard-Turbine für hohes Gefälle von Escher, Wyss und Co. Bei einer Ausführung Fig. 28, die für andere
                              									Zwecke dient als für die obigen Anlagen, ist das Ende des an der Drehklappe
                              									angegossenen Hebels im Auge einer Stange geführt, welche mit einem über dem
                              									Wasserzuführungsrohr in einem Cylinder spielenden Kolben verbunden ist und oben
                              									durch eine Stopfbüchse geht. Der Raum des Cylinders oberhalb des Kolbens steht durch
                              									Bohrungen mit dem Raume rings um den Cylinder in Verbindung, so dass der Kolben
                              									oben und unten unter dem Drucke des Wassers steht und daher in Folge seines
                              									Gewichtes abwärts gezogen wird. Die Bohrungen werden durch ein Loch und ein
                              									Ueberlaufrohr nach dem Gehäuse zu mit der Luft nach Bedarf verbunden. Ueber diesem
                              									Loche wird eine kurze Spindel durch Hebelübertragung vom Regulator aus bewegt. Wird
                              									das Loch von dieser Spindel mehr oder weniger verschlossen, so geht der Kolben
                              									nieder und erweitert die Ausflussöffnung an der Drehklappe, während im
                              									entgegengesetzten Falle der Kolben in die Höhe geht und die Ausflussöffnung
                              									verengert.
                           Die Turbinenanlage, welche nach dem Entwürfe Radinger's
                              									von der Firma Ganz und Co. in Budapest für die
                              									Krainische Industrie angefertigt ist und zum Betriebe des Werkes in Assling dient,
                              									haben wir 1891 281 119 besprochen. Wir lassen hier noch
                              									einige nähere Constructionsangaben, welche in verschiedenen technischen
                              									Zeitschriften, u.a. im Engineering vom 11. September
                              									1891, veröffentlicht sind, folgen.
                           Die Turbinenkammer (Fig.
                                 										29) ist zweitheilig; sie enthält die Stopfbüchse für die Königswelle und
                              									ruht unten auf einem Fundamentring, der auf ⌶-Eisen von
                              									400 mm Höhe gelagert ist. Diese sind in Beton versenkt und werden von Säulen
                              									getragen.
                           Das Laufrad hat 1,50 m mittleren Durchmesser. Oberhalb des Leitrades läuft die
                              									Königswelle in einem von der Hülse K2 gehaltenen Pockholzlager, in welchem fünf Backen
                              									mittels drei Stahlschrauben durch eine Aussparung in der Wand K1 hindurch angezogen
                              									werden können. Die Turbinenwelle besteht aus drei Theilen, die durch Bolzen und
                              									Querkeil mit einander verbunden sind; ausser in der vorerwähnten Hülse K
                              									z hat die Welle noch Führung in vier
                              									Mantellagern, welche in passenden Abständen von einander vertheilt sind. Das
                              									unmittelbar über dem Turbinengehäuse sitzende Mantellager (Fig. 30 und 31) besteht aus einer
                              									Gusshülse, welche von einem gusseisernen Querstück M
                              									getragen wird. Das Lager ist aus drei Metallagerschalen M2 gebildet, die durch Keile und Schrauben
                              									verstellbar sind. Die Schmierbüchsen J werden vom
                              									Maschinenwärter durch eine besondere Schmierleitung, die von der Plattform ausgeht,
                              									versorgt. Eine ähnliche Anordnung erhält das obere Mantellager.
                           Bei der oberen Lagerung der Turbinenwelle (Fig. 32, 33 und 34) tragen zwei Muttern
                              									die Welle und stützen 
                              									sich auf einem glockenförmigen, auf der Welle aufgekeilten Zapfen, welcher auf
                              									einem Ringe von Phosphorbronze läuft; die Last, die auf dem Glockenzapfen ruht,
                              									beträgt 17520 k; ihr äusserer und innerer Durchmesser ist 50 und 28 cm; abzüglich
                              									der Nuthen beträgt ihr Querschnitt 1115,9 qc, so dass auf 1 qc ein Druck von
                              									ungefähr 16 k lastet. Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Reibungsflächen erreicht
                              									2,70 m in der Secunde. Wegen dieses gewaltigen Druckes, verbunden mit so grosser
                              									Geschwindigkeit, musste die Entlastung und ausgiebigste Schmierung dieses
                              									Oberzapfens vorgesehen werden. Zu diesem Zwecke sind zwei Schmierkanäle an dem
                              									Phosphorbronzering angebracht, die mit der Hauptschmierleitung in Verbindung stehen,
                              									und in welche durch eine kleine Druckpumpe stetig Schmiermaterial eingeführt wird.
                              									Dadurch wird die Haube etwas in die Höhe gehoben, so dass sie nicht auf der
                              									Metallfläche des Ringes läuft, sondern auf der Oelschicht. Der Ueberschuss an Oel
                              									läuft in die Schmierpumpe zurück.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 195Assling-Turbine. Um dies Hauptlager von dem gewaltigen Drucke zu entlasten, haben die
                              									Erbauer am Fusse der Königswelle ein hydraulisches Spurlager (Fig. 35) angeordnet. Die Welle setzt sich in einem
                              									Stahlklotz als Ansatz mit einem Durchmesser von 250 mm fort; beide Theile sind
                              									mittels einer Oldham'schen Kuppelung vereinigt, die für
                              									den Fall einer nicht vollkommen genauen Montirung dem Klotz einen gewissen Spielraum
                              									gestattet. Der Fuss des Klotzes steht mit einem Presswasserbehälter in Verbindung,
                              									so dass auch hier die Welle auf einer Flüssigkeit aufruht, deren Druck den oberen
                              									Zapfen um 5500 k entlastet.
                           Zur Dichtung sind über einer Metallbüchse mehrere federnde konische Metallringe
                              									angebracht. Unterhalb der Brille befinden sich schief eingelegte Lederscheiben und
                              									aussen ein Gummiring. Dadurch ist der cylindrische Raum nicht so abgedichtet, dass
                              									jeder Austritt des Presswassers, das einen Druck von ungefähr 10,5 k/qc ausübt,
                              									verhindert ist; es soll nur die Pressung im Cylinder unausgesetzt dadurch auf
                              									der gleichen Höhe erhalten werden, dass man eine bestimmte Menge Wasser entweichen
                              									lässt. Ohne diesen absichtlich herbeigeführten Wasserverlust, der mit dem Zuströmen
                              									von frischem Wasser verbunden ist, würde sich der Klotz in Folge seiner
                              									Umfangsgeschwindigkeit von 1,7 m in der Secunde sehr bald erhitzen.
                           Die Sammlung und Reinigung des vom Oberzapfen abfliessenden Oeles wird
                              									bewerkstelligt, indem das Oel, welches sich unterhalb des Glockenzapfens ansammelt,
                              									zwischen Welle und Büchse (Fig. 32) bis zum Spritzring fliesst, abgespritzt und durch ein Gefäss
                              									aufgefangen wird. Durch eine besondere Leitung wird es in die Führung unter dem
                              									konischen Getriebe geführt, schmiert dieses Lager und fliesst endlich in einen
                              									Oeltopf, der durch eine senkrechte Scheidewand in zwei Theile getheilt ist. Es füllt
                              									die eine Kammer und strömt über die Scheidewand in die andere Kammer, nachdem es in
                              									der ersten seine gröbsten Unreinigkeiten abgesetzt hat. Von da wird es durch eine
                              									seitlich an einem Filterkasten angebrachte Pumpe in das Filter abgesaugt, das aus
                              									zwei starken Baumwollschichten besteht, die auf durchlöcherten Blechen ruhen. Beim
                              									Durchgang durch diese Schichten reinigt sich das Oel unter dem Druck der Pumpe
                              									vollends von allen Unreinigkeiten; von da wird das Oel durch eine zweite, ebenfalls
                              									mit dem Filterkasten verbundene Pumpe in den Glockenzapfen zurückgebracht.
                           Diesen Pumpen, die durch Transmissionsübertragungen von der liegenden Walzwerkswelle
                              									aus bethätigt werden, kann man mit Hilfe von Stufenscheiben dreierlei Arten von
                              									Geschwindigkeit geben. –
                           Zum Zwecke der Nutzbarmachung eines Theiles der Niagarawasserfälle hat sich im J.
                              									1890 in Amerika eine Gesellschaft gebildet, welche zur Erlangung von Plänen für die
                              									Anlagen einen Wettbewerb ausgeschrieben hat. Von dem Gesammtgefälle zwischen den
                              									beiden Seen, dem Ontario- und dem Eriesee, in Höhe von 99,4 m und einer 
                              									Wassermenge von 7500 cbm in der Secunde ist der Gesellschaft regierungsseitig
                              									gestattet worden, 290 cbm mit 42,67 m Gefälle nutzbar zu machen.
                           Das Unterwasser soll durch einen im Schiefer ausgebohrten Tunnel von 45,5 qm
                              									Querschnittsfläche und 2043 m Länge wieder in den Fluss abgeleitet werden.
                           Zu dem engeren Wettbewerb hat auch die Firma Ganz und
                                 										Co. in Budapest einen Plan eingereicht, welcher mit dem zweiten Preise
                              									ausgezeichnet wurde. Derselbe umfasst sowohl die Art der Kraftgewinnung, als auch
                              									die Art der Kraftübertragung. Für die letztere war die Aufgabe gestellt, etwa 40
                              									Proc. der Gesammtkraft auf eine Entfernung von 22 km zu übertragen. Von der
                              									genannten Firma wurden für die Kraftgewinnung Turbinen mit senkrechten Wellen, für
                              									die Kraftübertragung Elektricität vorgeschlagen. Eine Beschreibung der maschinellen
                              									Einrichtungen nebst Zeichnungen ist in der Zeitschrift des
                                 										Vereins deutscher Ingenieure, 1892 Nr. 2, veröffentlicht worden.
                           Entsprechend den zu liefernden 125000  wurden 25 Turbinen von je 5000
                              									, bis zu welcher Grösse dieselben ohne besondere Schwierigkeit noch
                              									ausführbar sind, empfohlen. Nach den Erfahrungen der Maschinenfabrik Ganz und Co. ist dies für die gegebenen Verhältnisse
                              									die Grenze, bis zu welcher die Turbinen ohne besondere Schwierigkeiten noch
                              									ausführbar sind. Die Turbinen haben mit den Asslinger-Walzwerksturbinen grosse
                              									Aehnlichkeit. Jede Turbine ist in einem verhältnissmässig engen Schachte von
                              									eiförmigem Querschnitte, dessen grösster Durchmesser 3,734 m misst, eingebaut.
                              									Unten, wo der Turbinenkasten aufgestellt ist, ist der Schacht erweitert und mittels
                              									eines Querschlages mit dem vorerwähnten Hauptableitungstunnel verbunden. Das
                              									Kraftwasser wird jeder Turbine durch einen in den Felsen getriebenen Wasserschacht,
                              									welcher mit einer Betonschicht verkleidet ist, und welcher mit einer grossen
                              									Krümmung in den Turbinenkasten einmündet, gesondert zugeführt. Der Durchmesser des
                              									Wasserschachtes misst 2,745 m; der Abstand zwischen dem Turbinen- und dem
                              									Wasserschachte beträgt 12,192 m. Zu jedem Wasserschachte führt von dem Flusse ein
                              									eigener Oberwasserkanal. Zum Abschliessen des Wassers ist über jedem Wasserschachte
                              									eine leicht zu handhabende blecherne Kingschütze angebracht.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 196Fig. 35.Spurlager. Auf jeder Turbinenwelle ist oben das Rad der Dynamomaschine unmittelbar
                              									aufgekeilt. Die Welle macht 125 Umdrehungen in der Minute. Der Durchmesser derselben
                              									wurde entsprechend der zu übertragenden Arbeit von 5000  mit 369 mm
                              									bestimmt. Bei der nöthigen Länge von 52 m würde die Welle allein 42 t wiegen. Die
                              									Wellenführungen bestehen aus Pockholz und ruhen zum Theile auf ⌶-Trägern, zum Theile auf gusseisernen Rahmen. Die Welle ist über den
                              									Magnetring, welcher der besseren Zugänglichkeit wegen oberhalb des Fussbodens
                              									des Maschinenhauses auf der Welle aufgekeilt ist, weiter fortgesetzt und wird hier
                              									durch einen zweitheiligen, 10 m langen Hohlgussrahmen gehalten. Das Gewicht dieses
                              									auf zwei mit dem Fundamente verankerten Böcken aufgesetzten Rahmens soll annähernd
                              									47500 k betragen.
                           Das Laufrad der Turbine ist so construirt, dass es nötigenfalls auch in Stauwasser
                              									laufen kann. Zur Regulirung dient ein über dem Leitrade angeordneter, zum Theile
                              									entlasteter Ringschieber von sattelförmigem Querschnitte, welcher selbsthätig vom
                              									Maschinenhause aus mittels zweier zusammenarbeitender hydraulischer Hubmaschinen und
                              									einer festen Transmission gedreht wird. Die Steuerung der Hubmaschinen wird von
                              									einem durch die Turbinenwelle angetriebenen Centrifugalregulator beherrscht.
                           Das Gewicht der Turbinen welle sammt allen auf derselben hängenden Theilen, als
                              									Magnetrad, Laufrad u.s.w., wird mit Zurechnung des axialen Wasserdruckes auf das
                              									Laufrad mit 125 t geschätzt. Die Lagerung dieser schweren Welle wurde nach Patent
                              										Julius Gulden, ähnlich wie sie bei den
                              									Asslinger-Turbinen ausgeführt ist, ins Auge gefasst, jedoch mit dem Unterschiede,
                              									dass bei der Oberlagerung statt eines einzigen auf einer Oel Schicht laufenden
                              									Ringspurzapfens deren drei über einander gelagerte geplant wurden. Behufs genauer
                              									und bestimmter Druckvertheilung auf die einzelnen Zapfen sollen die Bronzeringe, auf
                              									welchen die beiden obersten Glockenzapfen laufen, durch hydraulische Hohlkolben
                              									getragen werden. Durch den gegen die letzteren nach aufwärts ausgeübten Wasserdruck
                              									wird der unterste Glockenzapfen, welcher auf einer festen Unterlage läuft,
                              									entlastet. Diese Entlastung bildet eine ganz neue, sehr gelungene Detaillagerung der
                              									Welle. Die Entlastungen und die Zapfen sind so abgestimmt; dass bei allen drei
                              									Glockenzapfen das Product aus dem specifischen Zapfendrucke und der an dem mittleren
                              									Durchmesser der Ringspur gemessenen Umlaufsgeschwindigkeit gleich gross ist. Der
                              									Sicherheit halber wurde auch der Unterwasserzapfen mit der von Radinger für die Asslinger-Turbinen angegebenen
                              									hydraulischen Entlastung versehen. Das Presswasser für die hydraulischen
                              									Entlastungen wird von einem Accumulator geliefert. Zum Einpressen des Oels unter die
                              									Glockenzapfen dient eine Oeldruckpumpe, welche durch einen besonderen Wassermotor
                              									betrieben wird. Die Oelung ist die gleiche, wie bei der
                              									Asslinger-Turbinenanlage.
                           Die Vortrefflichkeit der Wellenlagerung nach Gulden's
                              									Patent geht aus dem Umstände hervor, dass die durch die Glockenzapfen einer 5000
                              									-Turbine aufgezehrte Arbeit, nach den bei der Asslinger-Turbinenanlage
                              									gewonnenen Erfahrungen, mit bloss 145 , das ist 2,9 Proc. geschätzt
                              									wird.
                           Hier sei nur noch erwähnt, dass das Gewicht der 25 Turbinen ohne Magneträder und
                              									elektrische Einrichtung zu 6000 t veranschlagt ist. Die Kosten der Eisentheile, der
                              									elektrischen Centralstation in Niagara und Buffalo, sowie der Leitung zwischen
                              									diesen Orten sind auf 23000000 M. veranschlagt. Genaue, ins Einzelne gehende Angaben
                              									finden sich a. a. O.
                           Einige Ausführungen von Turbinen, welche in Rücksicht auf die Vermeidung des
                              									einseitigen Zapfendruckes als Zwillingsturbinen mit wagerechter Achse, die in beiden
                              										
                              									Abfallröhren in gedichteten Stopfbüchsenlagern läuft, construirt sind, wollen
                              									wir hier noch kurz erwähnen. Die eine derselben ist die „Victor“-Turbine,
                              									beschrieben und abgebildet in Iron vom 3. April 1891 S.
                              									288 für einen Turbinenraddurchmesser von 20 und 17½ Zoll engl. Die andere Anordnung
                              									betrifft eine Leffel-Turbine von James Leffel und Co.
                              									in Springfield. Beide Ausführungen werden in vielen Fällen zum Betriebe von
                              									Dynamomaschinen verwendet und können mit diesen direct verkuppelt werden. In
                              									Deutschland sind derartige Zwillingsturbinen ebenfalls in Gebrauch und werden unter
                              									anderen von Gebr. Seck in Darmstadt, H. Queva und Co. in Erfurt, Maschinenbauanstalt Golzern in Golzern, von letzterer nach dem System Kron geliefert.
                           Eine eingehende, durch Zeichnungen erläuterte Beschreibung der Turbinenanlage zur
                              									elektrischen Beleuchtung des am Bodensee gelegenen Schlosses Heiligenberg,
                              									ausgeführt von der Fürstlich Fürstenbergischen
                                 										Maschinenfabrik in Immendingen, findet sich in Nr. 6 Bd. 361892 der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure. Die
                              									verfügbare Wassermenge beträgt 40 l in der Secunde bei 83,150 m Fallhöhe. Weitere
                              									Angaben sind: Rohrleitung 200 mm lichte Weite, 760 m Röhrenlänge, 5,6 m
                              									Gefällverlust, 75 Proc. Nutzeffect, 31,4 , das Laufrad mit wagerechter Achse
                              									hat 1,4 m äusseren, 1,16 m inneren Durchmesser, 65 Gusschaufeln. Die
                              									Wassereinströmung ins Laufrad durch einen regelbaren Laufschieber bei obiger
                              									Leistung ist 60 mm auf 20 mm. Umdrehungszahl des Laufrades 280 bezieh. 315 in der
                              									Minute. Betrieben werden zwei Dynamo.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 197Geschwindigkeitsregler von Gandillon und Vigreux. Sehr beachtenswerthe Bremsergebnisse an radialen Reactionsturbinen
                              									(Francis-Turbinen) theilt die Zeitschrift
                              									
                              									des Vereins deutscher Ingenieure in Nr. 28 Bd. 361892
                              									mit. Die Versuche sind angestellt vom Oberingenieur Pfarr in Heidenheim an einer von der Firma Voith daselbst ausgeführten Francis-Turbine, wie sie für die Fabrik
                              									typisch geworden ist. Auf Grund ausführlicher, durch ein reiches Zahlenmaterial
                              									belegter Versuche kommt Pfarr zu dem Ergebniss, dass
                              									die ablehnende Haltung mancher Turbineninteressenten gegenüber dem Radialsystem
                              									nicht berechtigt ist, und dass die Forschen Francis-Turbinen an Leistung, Nutzeffect
                              									und Regulirfähigkeit jedem anderen System mindestens gleich stehen, betreffs der
                              									Zugänglichkeit aber den Axialturbinen überlegen sind. Wegen des Weiteren müssen wir
                              									auf die Quelle verweisen.
                           Bekanntlich erfordern die zu Beleuchtungszwecken dienenden Dynamomaschinen eine
                              									möglichst gleichmässige Gangart, um die Turbine zu derartigen Betrieben geeignet zu
                              									machen, haben Gandillon und Vigreux nach Revue industrielle vom 16. April
                              									1892 einen Geschwindigkeitsregler angewandt, den sie mit dem Namen Servo moteur
                              										(Fig. 36 bis 40) bezeichnen (vgl.
                              									1890 276 * 154). Die Turbine, an welcher der Regler
                              									angebracht ist, ist nach Girard's Bauweise und mit
                              									wagerechter Achse angeordnet. Der Formgebung der bronzenen Schaufeln und der
                              									Construction überhaupt ist eine so grosse Sorgfalt gewidmet, dass der Wirkungsgrad
                              									80, ja selbst 82 Proc. erreicht und nicht unter 72 fällt. Da die Turbine ihren
                              									Wasserbedarf nach der verlangten Leistung selbsthätig regelt, so ist sie auch zu dem
                              									Betriebe mit Wasser aus städtischen Wasserleitungen geeignet. Auch ist sie für hohen
                              									Wasserdruck, zum mindesten für 10 m Druckhöhe verwendbar. Drei dieser Turbinen
                              									arbeiten in Versailles und Marly unter einem Drucke von 180 m.
                           
                           Der in Fig. 36 und
                              										37 dargestellte
                              									Regler wird von einem Porter'schen Regulator
                              									beherrscht, der seine Bewegung mittels Riemen S und
                              									Räderübersetzung von der Turbinen welle aus erhält. Durch einen doppelt konischen
                              									Ansatz der Vase des Regulators wird dessen Bewegung durch A,
                                 										B, C, D und E auf die Zugstange F und von dieser auf den schwingenden Hebel G übertragen, der am unteren Ende gegabelt ist, und die
                              									Stange H hin und her bewegt, die mit verstellbaren
                              									Schraubenmuttern I versehen ist. Das Gewinde der Stange
                              										H bewegt sich mit etwas Spielraum in dem bronzenen
                              									Doppelkolben L, welcher die Kanäle zum grösseren
                              									Cylinder J beherrscht. Der hier befindliche Kolben K ist mit Lederstulpen gedichtet, er ist in der
                              									Längsrichtung nicht verschiebbar und durch das Kupferrohr M, sowie durch die Stange a befestigt. Der
                              									Cylinder J dagegen ist verschiebbar und gleitet
                              									zwischen zwei Schienen N. Das Rohr M ist mittels des Hahnes O
                              									an das Zuleitungsrohr angeschlossen; so dass das Aufschlagwasser dem Cylinder
                              									zugeführt werden kann und auch zum Doppelkolben L
                              									Zutritt hat. Die Wirkungsweise ist nun leicht zu übersehen: Bei zu raschem Gange der
                              									Turbine stösst die rechts befindliche Mutter I an den
                              									Kolben L und verschiebt ihn nach links, dadurch wird
                              									der rechts befindliche Kanal mit der Atmosphäre in Verbindung gesetzt, während der
                              									links befindliche Theil unter dem Drucke des Aufschlagwassers steht. Da der Cylinder
                              										K verschiebbar ist, bewegt er sich nunmehr von
                              									links nach rechts, seine Zahnstange regelt den Wasserzutritt und die gewünschte
                              									Geschwindigkeit der Turbine tritt wieder ein. Bei zu langsamem Gange tritt die
                              									umgekehrte Wirkung ein. Die Empfindlichkeit der ganzen Stellvorrichtung wird
                              									entweder durch die Stellung des Hahnes O oder durch die
                              									Stellung der Muttern I geregelt. Hebt man das Ende der
                              									Stange F vom Hebel G ab,
                              									so kann mittels des Hebels die Regelung, das Anlassen und Abstellen der Turbine
                              									bewirkt werden. Das aus dem Cylinder K abfliessende
                              									Wasser wird vom Behälter e aufgefangen und durch das
                              									Rohr f dem Ableitungsrohre zugeführt. Der Kolben L wird durch zwei angeschraubte Stücke g vor dem etwaigen Austritt aus seiner Führung
                              									gesichert.
                           Textabbildung Bd. 285, S. 198Geschwindigkeitsregler von Gandillon und Vigreux. Eine in dieser Weise geregelte Turbine dient zur elektrischen Beleuchtung
                              									des Schlosses in Montmery. Sie macht bei 50 m Druckhöhe 760 Umgänge in der Minute,
                              									ist mit der Edison-Dynamo gekuppelt und liefert 42 bis 55 Ampère oder 142 bis 110
                              									Volt.