| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 237 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 204
                           								d. Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation
                        
                     
                        
                           Ueber die Verwendung der Reinhefe gibt Delbrück folgende Rathschläge. Die Anwendung der
                              									Reinhefe in den Brennereien und Presshefefabriken hat nur dann einen Sinn, wenn die
                              									Fabrik in solchem Zustande der Sauberkeit, der Herstellung reiner Maischen und der
                              									geordneten Hefeführung gehalten wird, dass ein Reinbleiben der eingeführten Reinhefe
                              									möglich erscheint. Unter Beibehaltung des in den betreffenden Brennereien üblichen
                              									Maisch- und Hefeverfahrens ist besonders darauf zu achten, dass 1) sämmtliche
                              									Gefässe, Pumpen und Leitungen für Maischen und Hefe in den Fabriken äusserst sauber
                              									gehalten werden, wenn möglich mit Bürste, bezieh. unter Mitbenutzung von
                              									schwefligsaurem Kalk oder Flussäure gereinigt werden, 2) dass die Maisch- und
                              									Verzuckerungstemperatur nicht zu niedrig genommen, auch die Maische ausreichende
                              									Zeit auf Verzuckerungstemperatur gehalten wird, 3) dass die Kunsthefemaische eine
                              									reine und ausreichende Säuerung erhält, bei einer möglichst nahe an 50° reichenden
                              									Säuerungstemperatur, 4) dass die Kunsthefe stark vergährt und die Mutterhefe mit
                              									möglichster Umgehung der todten Punkte zur Verwendung gelangt, 5) dass das sauere
                              									Hefegut bei Zusatz der Mutterhefe tüchtig gelüftet (durchgeschlagen) wird, 6) dass
                              									endlich die Kunsthefe der Maische rechtzeitig zugesetzt und mit dieser vollkommen
                              									vermischt wird.
                           Will man das Hefebereitungsverfahren ändern und versuchen, den Milchsäurepilz aus der
                              									gährenden Hefe und damit aus der Maische zu beseitigen, dann kann man wie folgt
                              									verfahren. Das saure Hefegut wird vor Zusatz der Mutterhefe noch einmal mit dem
                              									Dampfmaischholz oder in anderer Weise auf 62,5 bis 70° erwärmt, eine Stunde auf
                              									dieser Temperatur belassen und alsdann sofort zum Zusatz der Reinhefe abgekühlt.
                              									Dieses Wiedererwärmen des sauren Hefegutes ist dann regelmässig durchzuführen. –
                              									Beim ersten Bezug der Reinhefe ist folgendermaassen zu verfahren: a) die Mutterhefe
                              									ist zu verwerfen, b) das saure Hefegut ist mit 1 k Reinhefe auf 100 l Hefegut
                              									anzustellen. – Die Reinzuchtanstalt wird nach einander mehrere Reinheferassen
                              									züchten, denn es liegt die Aufgabe vor, eine Reinhefe auszuwählen, welche für
                              									möglichst alle Betriebsverhältnisse die besten Resultate gibt. Es ist jedoch sehr
                              									wohl möglich, dass für bestimmte Betriebsverhältnisse besondere Heferassen geeignet,
                              									andere aber ungeeignet sind; man darf sich daher nicht abschrecken lassen, wenn etwa
                              									ein erster Versuch misslingen sollte, vielmehr ist dann ein erneuter Versuch,
                              									bezieh. unter Anwendung einer anderen Heferasse zu machen.
                           An einer anderen Stelle beschreibt der Verfasser die
                                 										Einrichtung der Reinzuchtanstalt, sowie die Bereitung der Hefe und fordert zu ausgedehnten Versuchen auf, um die Frage
                              									der Reinhefe in der Praxis zu prüfen; vor allen Dingen müssten die Presshefefabriken
                              									vorangehen in der Einführung reiner und zweckmässiger Heferassen. Besonders
                              									gilt dies auch für die Fabrikation der Lufthefe, welche vielfach als Stellhefe
                              									für Brennereien verwendet wird und vor der gewöhnlichen Presshefe auch den Vorzug
                              									besitzt, dass sie freier von Spaltpilzen ist als diese, bei welcher jedoch insofern
                              									ein Bedenken besteht, als sie unter Umständen stark mit Kahm behaftet ist. Verf. ist
                              									auch der Ansicht, dass die oft beobachtete mangelhafte Leistung dieser oder jener
                              									Saathefe auf eine geringere oder grössere Infection mit Kahm zurückzuführen ist. Zur
                              									Bekämpfung des Kahmes wird aber neben zweckmässiger Maischung, also Abtödtung der
                              									Keime, peinlichster Reinlichkeit und Beschaffung reiner Luft die Benutzung absolut
                              									kahmfreier Saathefe die beste Gewähr bieten.
                           Der Fortpflanzung der Reinhefe in der Brennerei ist die
                              									grösste Sorgfalt zu widmen. Führt man zum Vergleich zwei Hefen neben einander, so
                              									müssen die sämmtlichen Geräthe getrennt gehalten werden, sowohl die Gefässe, auch
                              									Mutterhefeeimer, als die Kühler und die Maischhölzer. Kann diese getrennte Benutzung
                              									nicht durchgeführt werden, dann müssen die Geräthe vor jedesmaligem Gebrauch
                              									vollständig desinficirt, also mit siedendem Wasser oder Dampf ausreichend behandelt
                              									werden.
                           Von grosser Bedeutung für den Erfolg bei Anwendung der Reinhefe ist ferner die Beseitigung der Infection, welche durch das Malz
                                 										stattfindet. Für diesen Zweck kommen in Frage einmal die
                              									Desinfectionsmittel, insbesondere die Flussäure, welche auch bei niederen
                              									Maischtemperaturen reine Gährungen und daneben auch eine Malzersparniss erreichen
                              									lassen, ferner die pilztödtende Wirkung der höheren Maischtemperaturen. Der
                              									Verfasser erörtert eingehend die für die Regulirung der Maischtemperatur
                              									maassgebenden Gesichtspunkte. Ausser der Höhe der Temperatur kommt auch die Zeit der
                              									Einwirkung in Frage und Verfasser ist der Ansicht, dass man z.B. mit 63,75° während
                              									einer Stunde dasselbe wird leisten können, wie mit 65° in einer halben Stunde. Bei
                              									niederer Maischtemperatur muss also die Maische um so länger zur Zuckerbildung
                              									stehen bleiben. Neben der Höhe der Temperatur und der Zeit ihrer Einwirkung ist
                              									ferner auch die Maischcurve von Bedeutung, und zwar aus zweierlei Gründen. Zunächst
                              									ist bekannt, dass die Diastase eine um so höhere Temperatur verträgt, je mehr Zucker
                              									in der Maische vorhanden ist, es muss also dafür gesorgt werden, dass zu der Zeit,
                              									zu welcher die hohe Temperatur erreicht wird, bereits eine kräftige Zuckerbildung
                              									stattgefunden hat. Dies weist darauf hin, dass langsam gemaischt werden soll; je
                              									langsamer die Maischtemperatur steigt, um so höher darf die Endtemperatur beim
                              									Maischen sein. Weiter ist zu beachten, dass die Spaltpilze in verschiedenen
                              									Zuständen vorkommen, so sind sie in sehr frischem und feuchtem Grünmalz in der
                              									Vegetationsform vorhanden, bei abtrocknendem Malz werden sie zum Theil als Sporen
                              									vorhanden sein und im Darrmalz theils als ausgetrocknete Pilze, theils als Sporen.
                              									Die Sporen sind am wenigsten empfindlich gegen hohe Temperaturen, dann folgen die
                              									ausgetrockneten Individuen, dann endlich die normalen Vegetationsformen. Man würde
                              									also für die verschiedenen Malzarten verschieden hohe Temperaturen zur Tödtung der
                              									Pilze gebrauchen, oder aber dadurch eine Ausgleichung zu erreichen suchen, dass man
                              									durch Einteigen des Malzes bei 37 bis 50° vor Beginn der Maischung überall die
                              									Spaltpilze zum Auskeimen bringt und damit in die Vegetationsform 
                              									überführt. Berücksichtigt man noch, dass auch verschiedene Spaltpilzarten im
                              									Malz vorkommen, so gelangt man nach allen diesen Ausführungen zu dem Schluss, dass
                              									man in keinem Falle wird vorhersagen können, welche Maischtemperatur die richtige
                              									ist, denn die Wirkung der Temperatur ist verschiedenartig je nach Beschaffenheit des
                              									Malzes, nach Art der Spaltpilze, Art der Temperatursteigerung, nach der
                              									Concentration der Maischen und endlich der Verzuckerungszeit, in jedem einzelnen
                              									Falle muss daher die passende Maischtemperatur durch Versuche festgestellt werden.
                              									Zu beachten ist aber, dass eine den technisch-wissenschaftlichen Grundsätzen
                              									entsprechende Maischbereitung eine Hauptbedingung für die Verwendung der Reinhefe
                              									ist.
                           In einer anderen Abhandlung erörtert Delbrück die Frage,
                              										ob der Milchsäurepilz ein Hefefeind ist, und kommt
                              									zu dem Schluss, dass diese Frage verneint werden müsse, dass man ihn aber nur dann
                              									als Freund betrachten kann, wenn man es versteht, ihn in Schranken zu halten, d.h.
                              									wenn man seine Thätigkeit beschränkt auf die Mitwirkung bei Züchtung der Hefe, und
                              									ihm das Leben abschneidet, sobald er in die eigentliche Maische übergeführt wird.
                              									Diese Beschränkung kann theils durch die Gährungsführung, theils durch die Anwendung
                              									von Pilzgiften, endlich aber auch durch Erhitzen des sauren Hefegutes nach beendetem
                              									Säuerungsprocess auf 62 bis 75° geschehen. Diese Erhitzung tödtet den Milchsäurepilz
                              									nicht, sie schwächt ihn aber so weit, dass er, wenn nun die Mutterhefe hinzugesetzt
                              									wird, nicht mehr zur Thätigkeit kommt. Da aber auch in der Mutterhefe der lebende
                              									Pilz sich noch befindet, so schlägt Delbrück vor,
                              									dieses Verfahren in Verbindung mit der Reinhefe zur Anwendung zu bringen und zu
                              									prüfen. Zwar wird sich auch bei Verwendung von Reinhefe der Milchsäurepilz mit der
                              									Zeit wieder einfinden, aber doch in so beschränktem Maasse, dass er eher Nutzen als
                              									Schaden stiften wird.
                           Endlich theilt Delbrück Berichte aus der Praxis über die von der Reinzuchtanstalt gezüchtete Heferasse I mit, aus denen sich ergibt, dass die Rasse
                              									I nur in solchen Fällen gute Dienste leisten kann, wo thatsächlich eine ganz
                              									unpassende Hefe verwendet wurde oder die Kunsthefe anderweitig inficirt war, so dass
                              									nicht die Heferasse, sondern ihre Freiheit von fremden Organismen als das Wirkende
                              									anzusehen war. In Brennereien jedoch, welche über eine gute Rasse verfügten und wo
                              									auch eine erhebliche Infection nicht angenommen werden konnte, hat die Rasse I
                              									versagt, und zwar wegen ungenügender Energie. Die Hefezuchtanstalt ist nun
                              									beschäftigt, eine zweite Züchtung mit anderem Charakter in Angriff zu nehmen.
                           Ueber Hefereinzucht macht ferner Arminius Bau Mittheilungen in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 50. Dieselben beziehen sich sowohl auf das
                              									Verfahren bei der Reinzucht, wie auf die dazu gebräuchlichen Apparate; besonders
                              									wird das Sterilisiren der Würze eingehend besprochen. Wir müssen im Uebrigen auf das
                              									Original verweisen.
                           
                        
                           IV. Destillation und Rectification.
                           Ein Verfahren und Apparat zum Abkühlen und Erwärmen von
                                 										Lutter, wodurch eine vollkommenere Abscheidung des Fuselöles bezweckt wird,
                              									ist Robert Ilges in Köln-Bayenthal patentirt. (D. R. P.
                              									Nr. 60399 vom 29. October 1890, Zusatzpatent zu Nr. 55666.)
                           
                        
                           V. Schlämpe.
                           Eine Anfrage über die Verfütterung von Süssmaische, also
                                 										sogen. Kunstschlämpe, aus Mais wird in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 26, dahin beantwortet, dass
                              									Erfahrungen damit noch nicht vorliegen, dass aber dieses Futtermittel
                              									voraussichtlich keine Nachtheile haben wird und in Folge seines hohen Fett- und
                              									Eiweissgehaltes wesentlich nahrhafter sein wird als die Süssmaische aus Kartoffeln
                              									(falls letzterer nicht proteinreiche und fettreiche Kraftfuttermittel zugesetzt
                              									sind, wie dies bei Bereitung der Kunstschlämpe zu geschehen pflegt. D. Ref.). Es
                              									wird empfohlen, nicht mehr als Süssmaische von 2,5 bis 3 k Mais für den Tag und
                              									Stück Grossvieh zu verfüttern.
                           
                        
                           VI. Apparate.
                           Ueber die beweglichen Winkelkühlschlangen von Koser,
                              									über welche wir bereits 1892 285 93 berichteten, bringt
                              									die Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 34,
                              									weitere Mittheilungen nebst Abbildung. Das Charakteristische für diese Kühlschlangen
                              									besteht darin, dass die Bewegung keine auf- und abwärtsgehende, sondern eine
                              									wippende oder schaukelnde ist. Der Hauptvortheil ist die Ersparniss an Steigraum,
                              									welche nach Mittheilung des Erfinders es ermöglichen soll, für den Bottich von 3000
                              									l 200 k Kartoffeln mehr einzumaischen, was einer Ersparniss von etwa 10 cm Steigraum
                              									entsprechen würde. Es würde sich also der Apparat schon dadurch sehr bald bezahlt
                              									machen. Der Wasserverbrauch soll für eine Kühldauer von etwa 10 Stunden 900 bis 1200
                              									l betragen, der Dampfverbrauch soll ein sehr geringer sein, so dass, wenn man den
                              									Kühler während der Nacht gehen lässt, der in dem Kessel nach Beendigung des
                              									Betriebes vorhandene Dampf, ohne dass nachgefeuert wird, zur Bewegung des Kühlers
                              									bequem ausreicht.
                           Wir weisen noch darauf hin, dass Delbrück in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15
                              									Ergänzungsheft S. 32, eine Uebersicht der in neuerer Zeit
                                 										construirten zahlreichen beweglichen Kühlapparate gibt und dabei zu dem
                              									Schlusse kommt, dass die meisten dieser Apparate sich gut bewährt haben und sehr zu
                              									empfehlen sind. An derselben Stelle S. 33 macht zu
                                 										Putlitz darauf aufmerksam, dass diese Apparate besonders da unentbehrlich
                              									sind, wo man die Maische entschält, da die entschälten Maischen ohne Rührung im
                              									Bottich sich sehr schwer und schlecht verarbeiten.
                           
                        
                           VII. Analyse.
                           Eine neue Methode zur schnellen und einfachen Bestimmung des
                                 										Stärkemehles in den Kartoffeln und in der Handelsstärke theilt A. Baudry im Journal de la
                                 										Destillerie française mit. Einem Berichte hierüber von Saare in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 41, entnehmen wir das Folgende. Das Verfahren
                              									gründet sich darauf, dass Salicylsäure und Benzoësäure beim Erwärmen die Stärke
                              									völlig löslich machen, dass die so gelöste Stärke das polarisirte Licht nach rechts
                              									ablenkt, und dass bei gleicher Dicke der Flüssigkeitsschicht die Menge der gelösten
                              									Stärke in bestimmtem Verhältniss zu dieser Ablenkung steht. Die Ausführung ist
                              									folgende: 30 bis 40 der zu prüfenden Knollen werden, nachdem sie gewaschen sind,
                              									nach der Grösse geordnet und den Verhältnissen entsprechende zehn Knollen ausgesucht
                              									und gewogen. Diese werden auf einer 
                              									Raspelhiebreibe mit Stahltrommel fein gemahlen, so dass keine Stücke und
                              									Schalen bleiben. Von dem Brei wird das Normalgewicht der Stärke, nämlich 5,376 g bei
                              									Anwendung des Laurent'schen Polarisationsapparates,
                              									oder 3,321 g bei demselben Apparat mit Theilung nach Vivien, oder nach Saare 8,650 g bei dem
                              									Apparate von Schmidt und Hänsch abgewogen, mit wenig Wasser in einen 200 cc-Kolben gespült, so dass
                              									man etwa 80 bis 90 cc darin hat, dann fügt man 0,5 g krystallisirte Salicylsäure
                              									hinzu, setzt einen Stopfen mit Kühlrohr auf und kocht über directer Flamme 45 bis 50
                              									Minuten. Darauf setzt man gleich Wasser bis fast an die Marke zu, da lösliche Stärke
                              									aus concentrirter Lösung sich in der Kälte ausscheidet, kühlt in 15 Minuten auf 15
                              									bis 18° ab, fügt 1 cc Ammoniak zu, wodurch eine violette Färbung von Spuren Eisen
                              									mit Salicylsäure zerstört wird, und füllt zu 200 cc auf. Die filtrirte Flüssigkeit
                              									wird im 400 mm-Rohre polarisirt, wobei die Grade direct Stärkeprocente angeben. Baudry weist nach, dass das Volumen der Faser beim
                              									Auffüllen vernachlässigt werden kann und dass für Pectinstoffe etwa 0,2 Proc. des
                              									gefundenen Stärkegehaltes abzuziehen sind. Zur Beschleunigung der Aufschliessung der
                              									Zellen des Kartoffelreibsels kann man ausser 0,5 g Salicylsäure noch 2 g Zinkchlorid
                              									zufügen, muss dann aber selbstverständlich den Zusatz von Ammoniak unterlassen. In
                              									diesem Falle sind 0,35 Proc. für Pectinstoffe abzuziehen.
                           Saare hält die Sicherheit der Methode nicht für so
                              									zweifelsohne, wie der Erfinder anzunehmen scheint, und macht folgende Bedenken gegen
                              									dieselbe geltend. Zunächst hält er zehn Knollen für keine genügende
                              									Durchschnittsprobe, ferner ist ihm keine Laboratoriumsreibe bekannt, welche so
                              									construirt ist, dass man sehr feines Reibsel ohne Stücken und Schalen aus zehn
                              									Kartoffeln ohne Entmischung oder Verluste damit herstellen könnte, aber selbst wenn
                              									es eine solche gäbe, so hält er es für unmöglich, aus dem Brei eine sichere
                              									Durchschnittsprobe zu entnehmen, da sich die Masse sofort entmischt; auch würde
                              									wegen der geringen Menge der Fehler sich sehr erhöhen. Auch gibt Baudry nicht an, ob er mikroskopisch feststellte, dass
                              									– selbst bei Anwendung von Zinkchlorid – alle Zellen aufgeschlossen und ihres
                              									Stärkeinhaltes entleert waren.
                           Endlich hat Baudry nicht in Betracht gezogen, dass
                              									Kartoffeln 0,4 bis 3,4 Proc. Zucker (Dextrose und Rohrzucker) enthalten, welche eine
                              									andere, viel geringere Ablenkung geben als die lösliche Stärke, für die
                              									Spiritusfabrikation aber nicht zu vernachlässigen sind, jedenfalls aber das Resultat
                              									ungenau gestalten. – Anders verhält es sich mit der Anwendung des Verfahrens zur
                              									Prüfung der Handelsstärke, da hier die angeführten Bedenken fortfallen. – Der
                              									Referent stimmt den Ausführungen Saare's vollkommen
                              									bei, hält aber das Verfahren in Anbetracht einmal des grossen Werthes, welchen eine
                              									schnell ausführbare Methode besitzt, andererseits in Rücksicht darauf, dass auch die
                              									Bestimmung des Stärkemehles in den Kartoffeln aus dem specifischen Gewicht mit
                              									grossen Fehlerquellen behaftet ist, doch für der Prüfung werth. Vielleicht liessen
                              									sich auch manche der gerügten Uebelstände noch beseitigen, so z.B. durch Verwendung
                              									einer grösseren Durchschnittsprobe und durch Anwendung des doppelten Normalgewichtes
                              									für die Bestimmung, wie man dies ja auch bei der Untersuchung der Zuckerrüben
                              									thut.
                           Ein maassanalytisches Verfahren zur Bestimmung derreducirenden Zuckerarten auf indirectem Wege theilt Pellat mit. (Chemisches
                                 										Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 508.)
                           Ueber die Bestimmung des Furfurols und der in Vegetabilien
                                 										enthaltenen Pentaglukosen und Pentosane theilen A.
                                 										Günther, G. de Chalmot und B. Tollens im
                              									Anschlusse an ihre früheren Arbeiten (vgl. 1892 283 112)
                              									in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft,
                              									Bd. 24 S. 3575, ein neues, bequemeres Verfahren mit.
                           Ueber seine Methode der Analyse von Alkoholen und Spirituosen
                                 										des Handels macht Ed. Mohler weitere
                              									Mittheilungen. (Vgl. 1892 281 286. Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 573.)
                           Untersuchungen über die Oxydation von Alkohol mit
                                 										Permanganat theilen R. Benedikt und J. Neudörfer in der Chemiker-Zeitung, 1892 S. 77, mit. Die Verfasser versuchten den Alkohol in
                              									Oxalsäure überzuführen, erhielten aber im günstigsten Falle nur eine Ausbeute von 64
                              									Proc.
                           (Schluss folgt.)