| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Autor: | Morgen | 
| Fundstelle: | Band 285, Jahrgang 1892, S. 260 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Patentklasse 5. Schluss des Berichtes S. 237 d.
                           								Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           VIII. Allgemeines und Theoretisches.
                           Raffinose besteht nach Untersuchungen von J. Hädicke und B. Tollem
                              										(Landwirthschaftliche Versuchsstationen, Bd. 39 S.
                              									420) aus drei verschiedenen, sechs Atome Kohlenstoff enthaltenden Gruppen und
                              									zerfällt bei der Hydrolyse in Dextrose, Lävulose und Galactose.
                           Das Vorkommen von Mannit und linksdrehendem Sorbit neben
                                 										einander in den reifen Früchten des Kirschlorbeers stellten Vincent und Delachanal
                              									fest (Compt. rend., Bd. 114 S. 486).
                           Dextrose haben Lindsay und
                              										Tollens aus Sulfitcellulose, d.h. dem beim
                              									Behandeln von Holz mit Calciumbisulfit verbleibenden Rückstand dargestellt. Auch
                              									rohes Tannenholz lieferte Dextrose (Liebig's Annalen,
                              									Bd. 267 S. 370).
                           Ein neues Isomeres der Galactonsäure und, der Schleimsäure,
                                 										die Talonsäure, hat E. Fischer durch Erhitzen
                              									der Galactonsäure mit Chinolin oder Pyridin auf 140 bis 150° dargestellt. Durch
                              									Reduction wird die Talonsäure in den zugehörigen Zucker, die Talose, übergeführt, dieselbe ist in Wasser sehr leicht löslich und
                              									unterscheidet sich von der Galactose dadurch, dass auch ihr Phenylhydrazon in Wasser
                              									sehr leicht löslich ist. Durch Oxydation gibt die Talonsäure die zweibasische
                              									Talonschleimsäure, welche sich von der Schleimsäure, in welche sie durch Erhitzen
                              									mit Pyridin theilweise umgewandelt wird, durch ihre grosse Löslichkeit in
                              									Wasser und dadurch, dass sie das polarisirte Licht nach rechts dreht, unterscheidet
                              										(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                              									Bd. 24 S. 3622).
                           Ueber die Vergährbarkeit der Isomaltose veröffentlicht
                              										C. J. Lintner in der Zeitschrift für das gesummte Brauwesen, 1892 Nr. 11, eine vorläufige
                              									Mittheilung, in welcher er den Nachweis führt, dass die Isomaltose mit Culturhefe
                              									vergährbar ist. Dieselbe vergährt jedoch weit weniger energisch als Rohrzucker,
                              									Invertzucker, Dextrose und Maltose, und um eine vollständige Vergährung zu erzielen,
                              									hat man unter den günstigsten Bedingungen und mit grossen Hefemengen zu arbeiten.
                              									Den Unterschied in der Gährdauer der verschiedenen Zucker arten schreibt der
                              									Verfasser der Verschiedenheit der chemischen Natur derselben zu. Versuche über den
                              									Einfluss der Nährstoffe auf die Vergährung zeigten, dass besonders die
                              									stickstoffhaltigen Nährstoffe einen grossen Einfluss ausüben, denn es betrug z.B.
                              									der Vergährungsgrad bei Gegenwart von Pepton 94,9 und es waren hier Maltose und
                              									Isomaltose vollständig vergohren und nur Dextrin übrig geblieben, während bei
                              									Abwesenheit von Pepton nur ein Vergährungsgrad von 52,6 erreicht wurde. Auch das
                              									Invertin wirkt auf die Isomaltose und zwar bildet sich dabei vermuthlich nicht
                              									Maltose, sondern Dextrose, ebenso wie auch Maltose durch Invertin in Dextrose
                              									übergeführt wird (nach Wochenschrift für Brauerei, Bd.
                              									9 S. 330).
                           Eine neue Gährung von Mannit und Dulcit. P. F. Frankland
                              									und W. Frew haben einen Mikroorganismus gezüchtet,
                              									welcher Mannit und Dulcit vergährt und aus beiden Körpern die gleichen Producte
                              									erzeugt, nämlich Aethylalkohol, Essigsäure, Bernsteinsäure, Kohlensäure, Wasserstoff
                              									und Ameisensäure. Die Menge der letzteren schwankt sehr und steigt bei Abwesenheit
                              									von Luft und unter geringem Druck. Die Verfasser nehmen an, dass die ursprünglich
                              									gebildete Ameisensäure sich unter Entwickelung von Kohlensäure und Wasserstoff
                              									zersetzt. Dem Mikroorganismus geben die Verfasser den Namen Bacillus
                              									Aethacetosuccinicus (Chemisches Centralblatt, 1892 Bd.
                              									1 S. 443, daselbst nach Chem. News, Bd. 65 S. 82).
                           Ueber die Bindung des Jods durch Stärke veröffentlicht
                              										E. Ruvier in den Compt.
                                 										rend., Bd. 114 S. 128, Versuche, nach denen verschiedene Verbindungen
                              									zwischen den beiden Körpern zu bestehen scheinen. Bei Gegenwart eines Ueberschusses
                              									von Stärke scheint eine andere Verbindung sich zu bilden als bei Gegenwart eines
                              									Jodüberschusses.
                           Ueber die Beurtheilung des Stärkezuckers durch die chemische
                                 										Analyse weist ein ungenannter Verfasser in einer längeren Abhandlung in der
                              										Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 79,
                              									auf die Nothwendigkeit hin, dabei auch die in dem Stärkezucker enthaltene Isomaltose
                              									zu berücksichtigen.
                           Die chemischen Verhältnisse des Bakterienlebens
                              									unterzieht O. Löw im Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde, Bd. 9 Nr. 20, einer
                              									Betrachtung. Er theilt die Bakterien nach der Art der stickstoffhaltigen Stoffe,
                              									welche sie zum Leben gebrauchen, in drei Gruppen ein und stellt auch
                              									Gesetzmässigkeiten bezüglich der anderen Nährstoffe und ihres förderlichen
                              									Einflusses auf die Ernährung der Mikroorganismen, sowie bezüglich der Giftwirkung
                              									auf die Bakterien auf. Auch die Gährthätigkeit der Bakterien wird einer Besprechung
                              									unterzogen.
                           
                           Zur Ernährungsphysiologie des Kahmpilzes bringt W. W. Beyrink im Centralblatt
                                 										für Bakteriologie und Parasitenkunde, Bd. 11 Nr. 3 und 4, eine vorläufige
                              									Mittheilung, in der er das Verhalten des Kahmpilzes gegenüber den Kohlehydraten und
                              									den übrigen bei der Ernährung in Betracht kommenden Kohlenstoffquellen erörtert und
                              									dabei weiterhin auf die Frage, ob der Kahmpilz Gährung zu erregen vermag, zu
                              									sprechen kommt. Wir können den interessanten Ausführungen hier nur einiges
                              									Allgemeine entnehmen. Das Verhalten der verschiedenen Hefearten zu den Zuckerarten
                              									benutzt der Verfasser zu einer physiologischen Eintheilung der Gattung
                              									Saccharomyces. Er unterscheidet:
                           
                              
                                 1)
                                 Glukomyces
                                 Beispiel:
                                 S. Mycoderma
                                 
                              
                                 2)
                                 Maltomyces
                                 „
                                 S. cerevisiae
                                 
                              
                                 3)
                                 Lactomyces
                                 „
                                 S. Kefyr
                                 
                              
                                 4)
                                 Raffinomyces
                                 „
                                 S. fragrans
                                 
                              
                                 5)
                                 Dextrinomyces
                                 „
                                 S. Pastorianus Rees
                                 
                              
                                 6)
                                 Polysaccharomyces
                                 „
                                 S. acetaethylicus
                                 
                              
                           In der nachstehenden Tabelle ist durch + ausgedrückt, dass der betreffende Zucker
                              									assimilirt wird und für das Wachsthum verwendet werden kann, durch das Zeichen –,
                              									dass der Zucker durch die Hefe nicht zersetzt wird. Der Buchstabe i gibt an, dass der Zucker vor der Aufnahme invertirt
                              									wird. Durch die Assimilationsmöglichkeit dieser Körper ist die Gährfähigkeit
                              									derselben meistens, jedoch durchaus nicht immer gegeben.
                           
                              
                                 
                                 Maltose
                                 Glukose
                                 Saccharose
                                 Lactose
                                 Dextrin
                                 Glycerin
                                 
                              
                                 S. ellipsoideus)    (Wein-
                                    											oder    Presshefe)
                                 +
                                 +
                                   + i
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 S. cerevisiae (Bier-    hefe)
                                 +
                                 +
                                   +  i
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 S. Pastorianus    Rees)
                                 +
                                 +
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                                 S. fragrans
                                 –
                                 +
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                                 –
                                 
                              
                                 S. Kefyr
                                 –
                                 +
                                   + i
                                 +
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 S. Mycoderma
                                 –
                                 +
                                 –
                                 –
                                 –
                                 +
                                 
                              
                                 S. acetaethylicus)    (Essigäther-    hefe)
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                           Erwähnt sei noch eine neue Definition, welche Verfasser für Gährung gibt. Er versteht
                              									darunter: Erzeugung von Spannkraft unter Abspaltung von Gas, und zwar von mehr Gas,
                              									als dem während und vor der Gährung aufgenommenen Sauerstoff entspricht. Weiterhin
                              									von Oxydationsgährung, Pigmentgährung u.s.w. zu sprechen, sei nicht angängig (nach
                              										Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S.
                              									96).
                           Untersuchungen über das Verhalten der niederen Pilze gegen
                                 										verschiedene anorganische Stickstoffverbindungen führte O. Löw aus, welcher früher auch die organischen
                              									Verbindungen in dieser Richtung geprüft hatte (vgl. 1891 281 302). Von den anorganischen Stickstoffverbindungen scheinen nur
                              									diejenigen ernähren zu können, welche in den Zellen leicht zu Ammoniak werden, und
                              									wenn von einer gewissen Art niederer Pilze wirklich freier Stickstoff assimilirt
                              									werden kann, so wäre hier zunächst eine Umwandelung desselben in salpetrigsaures
                              									Ammoniak durch die Plasmathätigkeit anzunehmen. Während nun das Ammoniak eine grosse
                              									Ernährungsfähigkeit besitzt, hat sich das so nahe stehende Hydroxylamin als ein
                              									äusserst intensives Gift erwiesen. Der Verfasser führt diese Wirkung darauf zurück,
                              									dass das Hydroxylamin noch bei grosser Verdünnung und selbst in Form von Salzen mit
                              									den Ketonen und Aldehyden reagirt, und da er der Ansicht ist, dass bei den Vorgängen
                              									im lebenden Eiweiss Aldehydgruppen betheiligt sind, so müssen auch diejenigen
                              									Stoffe, welche mit Aldehyden noch bei grösster Verdünnung reagiren, eine Giftwirkung
                              									besitzen. Diese Ansicht findet eine Bestätigung in der nachtheiligen Wirkung, welche
                              									auch das Diamid äussert. Die Ernährung der Pilze mit Nitraten erfolgt jedenfalls
                              									nach vorheriger Reduction derselben (Biedermann's
                                 										Centralblatt, 1892 S. 205. Daselbst nach Chemisches
                                 										Centralblatt, 1891 Bd. 1 S. 34).
                           Chemisch-biologische Studien, welche die Untersuchung der Gährungsproducte verschiedener Hefen in
                                 										verschiedenen Zeiträumen ihrer Gährthätigkeit zum Gegenstande haben,
                              									veröffentlichen Ray man und Kruis in den Mittheilungen der Versuchsstation für
                                 										Spiritusindustrie in Prag, 1892 Heft 1. Wir können auf die interessante
                              									Arbeit, da sie, obgleich auch von allgemeinem Interesse, doch mehr in das Gebiet der
                              									Brauerei fällt, hier nur aufmerksam machen. Aus demselben Grunde verweisen wir nur
                              									auf einen interessanten Vortrag, welchen Ward in der
                              									sechsten Sitzung des Institute of Brewing über Symbiose und symbiotische Gährungen hielt; ein Referat
                              									darüber bringt Windisch in der Wochenschrift für Brauerei, Bd. 9 S. 302.
                           Einen Bacillus butyricus, welcher sich von dem von Perdrix beschriebenen (vgl. 1892 284 19) durch seine Fähigkeit, Gelatine zu verflüssigen, unterscheidet,
                              									hat S. Botkin aus Milch isolirt. Derselbe bildet von
                              									Alkoholen der Hauptsache nach Butylalkohol neben etwas Aethylalkohol, von Säuren
                              									grosse Mengen von Buttersäure (wahrscheinlich normaler) neben Milchsäure,
                              									Bernsteinsäure, Ameisen-, Propion- und Essigsäure. Stärkehaltige Nährmedien, die
                              									Nährsalze und Calciumcarbonat enthielten, wurden durch Invertirung zu Zucker von ihm
                              									verändert. Die Buttersäure wird aus Zucker gebildet, ohne dass vorher Milchsäure
                              									entsteht (Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S.
                              									484).
                           Versuche über die Vernichtung von Mikroorganismen durch
                                 										Elektricität theilen W. Spilker und A. Gottstein mit (Biedermann's Centralblatt, 1892 S. 142). In
                              									wässerigen Aufschwemmungen gelang es, Mikroorganismen durch Inductionsströme zu
                              									vernichten, bei anderen Flüssigkeiten, z.B. Milch, fand nur eine Verzögerung der
                              									Bakterienentwickelung statt. Der praktischen Verwerthung, um fliessendes Wasser
                              									durch Elektricität völlig keimfrei zu machen, stehen einstweilen noch die hohen
                              									Kosten entgegen, die Verfasser hoffen jedoch die Ergebnisse ihrer noch weiter
                              									auszudehnenden Versuche in der Folge praktisch nutzbar machen zu können.
                           Ein Verfahren zum Nachweis der Säureabsonderung bei
                                 										Mikrobien beschreibt W. W. Beyrink im Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde, Bd.
                              									9 Nr. 24. Dasselbe besteht im Wesentlichen darin, dass man dem Nährboden einen
                              									Zusatz der Carbonate von Calcium, Magnesium, Baryum, Strontium, Mangan, Zink u.s.w.
                              									gibt, wodurch eine gänzlich undurchsichtige, milchweiss gefärbte Masse entsteht.
                              									Entwickelt nun der Mikroorganismus eine Säure, welche mit der verwendeten Base ein
                              									lösliches Salz bildet, so sieht man ein vollständig durchsichtiges Diffusionsfeld in
                              									dem Nährboden entstehen. Durch Veränderung der Zuckerart und der Base in dem
                              									Nährboden lassen sich viele Verschiedenheiten in dem Verhalten der einzelnen
                              									Bakterienarten ermitteln.
                           Studien über die verschiedene Einwirkung der Antiseptica auf
                                 										Bakterien veröffentlichen Rottenstein und Bourcart 
                              									
                              									in einer Broschüre. Sie theilen die Antiseptica ein in 1) desinficirende, 2)
                              									antiseptische, aber nicht bakterientödtende und 3) bakterientödtende (nach Biedermann's Centralblatt, 1892 S. 143).
                           Ein Verfahren zur Vermehrung der Hefebildung und zur besseren
                                 										Vergährung der Maischen, welches in einem Zusatz von Pflanzenschleim besteht, wodurch eine Erhöhung der
                              									Zellenbildung erreicht und der Aufbau der Hefezellen erleichtert werden soll, hat
                              									sich Joseph Hradil patentiren lassen. Delbrück theilt in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 Ergänzungsheft S. 28, mit, dass
                              									er mit einem Pflanzenschleim einen Versuch gemacht hat. Derselbe brachte eine
                              									geringe Vermehrung der Hefe hervor, eine bessere Gährung der Maische zeigte sich
                              									aber nicht.
                           Studien über Schwefelwasserstoff bildende Hefe
                              									veröffentlicht Crouzel in L'Union pharmaceut., 1892 S. 60. Er fand, dass diese Hefe nur in neutralen
                              									oder sauren Nährlösungen functionirt, in alkalischen dagegen zu Grunde geht. Wenn
                              									man die Hefe in ihrer Culturflüssigkeit der Luft aussetzt, können die durch dieselbe
                              									gebildeten Schwefelverbindungen eine Rückbildung zu Sulfaten erfahren. Diese
                              									Umwandelung wird jedenfalls durch Schimmelpilze hervorgerufen, die sich auf der
                              									Oberfläche der Culturen entwickeln und den Sauerstoff der Luft aufspeichern. In
                              									einer sterilisirten Zuckerlösung erzeugt die Hefe schwache Alkoholgährung unter
                              									gleichzeitiger Bildung erheblicher Mengen von Milchsäure.
                           Analysen der Massenculturen einiger Spaltpilze und der
                                 										Soorhefe theilt H. C. Kappes mit (Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 219).
                           Ueber den Einfluss von Sauerstoff und Concentration auf die
                                 										Gährung hat A. J. Brown Versuche ausgeführt.
                              									Zu denselben wurde absichtlich ein Ueberschuss von Hefe verwendet. Die Versuche
                              									wurden unter sonst gleichen Bedingungen in Gegenwart und in Abwesenheit von
                              									Sauerstoff angestellt und es zeigte sich im Gegensatz zu den Ergebnissen von Pasteur, dass das Gährungsvermögen eines Ueberschusses
                              									von Hefezellen in Gegenwart von Sauerstoff stärker ist, als ohne diesen. Gleiche
                              									Mengen von Hefezellen im Ueberschuss vergähren in gleicher Zeit Dextrose in Mengen,
                              									die innerhalb der Grenzen von 5 bis 20 Proc. von der Concentration der Lösung
                              									unabhängig sind. In einer 30procentigen Dextroselösung geht die Gährung langsam vor
                              									sich (Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 560).
                           Ueber die Proteïne des Maiskornes haben R. H. Clittenden und Th. B.
                                 										Osborne Untersuchungen ausgeführt. Sie fanden im Maiskorn drei Globuline,
                              									ein oder mehrere Albumine and ein alkohollösliches Protein. Die Globuline existiren
                              									alle drei als solche im Maiskorn, können auch durch geeignete Behandlung getrennt
                              									erhalten werden, jedoch erhält man durch Extraction mit 10procentiger Kochsalzlösung
                              									ein gemischtes Globulin, welches man durch fractionirtes Coaguliren in seine zwei
                              									Componenten zerlegen kann. Das eine ist ein myosinartiger Körper, welcher 16,8 Proc.
                              									Stickstoff und 1,2 Proc. Schwefel enthält und in seiner Zusammensetzung dem
                              									thierischen Myosin nahe steht, aber in 10procentiger Salzlösung bei 70° coagulirt.
                              									Das zweite Globulin ist eine vitellinartige Substanz mit 18,1 Proc. Stickstoff und
                              									0,85 Proc. Schwefel, dem Phytovitellin nahestehend, aber fast ganz uncoagulirbar.
                              									Das dritte Globulin zeichnet sich durch äusserste Löslichkeit in sehr verdünnten
                              									Salzlösungen, besonders von Phosphaten und Sulfaten, aus, coagulirt bei etwa
                              									62° und enthält 15,2 Proc. Stickstoff und 1,26 Proc. Schwefel. Der mit Wasser oder
                              									Kochsalzlösung gewonnene Auszug des Maiskornes enthält neben den Globulinen auch
                              									noch anscheinend albuminartige Körper von verschiedener Zusammensetzung. Nach
                              									Entfernung der Globuline und Albumine findet man in den Extracten noch eine gewisse
                              									Menge Proteose, welche indess grösstentheils, wenn nicht ganz, durch Hydrolyse eines
                              									oder mehrerer der erwähnten Körper entstanden sein dürfte. Endlich findet sich im
                              									Maiskorn noch ein proteïnartiger Körper, welcher als Maisfibrin oder Zeïn bekannt
                              									ist und sich in warmem verdünnten Alkohol, nicht aber in Wasser löst. Das Zeïn ist
                              									ausgezeichnet durch einen hohen Kohlenstoffgehalt von im Durchschnitt 55,23 Proc.
                              									ferner durch seine Widerstandsfähigkeit gegen verdünnte Alkalien und durch die
                              									Leichtigkeit, mit welcher es beim Erwärmen mit Wasser oder sehr schwachem Alkohol in
                              									eine unlösliche Modifikation übergeht (American. chem.
                                 										Journ., Bd. 13 S. 552 und Bd. 14 S. 20).
                           Zur Kenntniss der Nucleïne liefert Hans Malfatti in der Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. 16 S. 68, Beiträge durch eine
                              									Untersuchung, durch welche er zu entscheiden suchte, ob die Liebermann'schen Nucleïne (Verbindungen von Eiweiss mit Metaphosphorsäure)
                              									echte Nucleïne sind. Zu dem Zweck stellte er aus den Nucleïnen die Nucleïnsäuren dar
                              									und gelangte durch Untersuchung derselben zu dem Resultat, dass das Liebermann'sche Nucleïn in die gleiche Reihe mit den
                              									natürlichen Paranucleïnen zu stellen ist. Ferner fand der Verfasser, dass die
                              									Auffassung, dass die Xanthinkörper nur zufällige Beimengungen der Nucleïne
                              									darstellten, jedenfalls aufzugeben ist, dass aber andererseits die Ausscheidung
                              									jener Nucleïne, die beim Behandeln mit Säuren keine Xanthinbasen liefern, aus der
                              									Gruppe der Nucleïnkörper nicht gerechtfertigt ist.
                           Ueber Saccharin veröffentlichen R. Kayser und Th. Weigle eine Arbeit, in
                              									welcher sie die Darstellung und Constitution besprechen, sodann über die Arbeiten
                              									von Pfeiffer und Lehmann
                              									über den etwaigen Nährwerth des Saccharins, welches diesen Untersuchungen zufolge
                              									den Gewürzen an die Seite zu stellen ist, referiren und schliesslich die
                              									verschiedenen Urtheile über die Schädlichkeit bezieh. Unschädlichkeit des Saccharins
                              									zusammenstellen. Seine Verwendung als Süsstoff im Haushalt lässt sich nicht
                              									beanstanden, dagegen darf es nicht statt Zucker der für Säuglinge bestimmten Milch
                              									zugesetzt werden. Auch müssen saccharinhaltige Handelsproducte als solche declarirt
                              									werden (Chem. Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 147).
                           Ueber die Bedeutung des Alkohols als Eiweissparer in der
                                 										Ernährung des gesunden Menschen hat K. Miura
                              									Versuche angestellt, welche ihn im Gegensatz zu den Beobachtungen von Strassmann und C. v.
                                 										Noorden (vgl. 1892 284 21) zu dem Resultat
                              									führten, dass sowohl bei eiweissarmer, wie bei eiweissreicher Kost massige Mengen
                              									Alkohol in gleicher Weise ungeeignet wären, den eiweissparenden Effect von
                              									Kohlehydraten zu ersetzen. Die Eiweissparung ist keine primäre Wirkung des Alkohols,
                              									der Verfasser ist sogar eher geneigt, dem Alkohol als primäre Wirkung eine
                              									Schädigung des Eiweissbestandes zuzuschreiben. Hierfür spreche die Nachwirkung des
                              									Alkohols auf die Eiweisszersetzung. Der Alkohol wirkte bei den Versuchen wie ein
                              									schwaches Protoplasmagift. Die Frage nach der Bedeutung des Alkohols als Heilmittel
                              									wird durch die Versuche 
                              									nicht berührt (Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1
                              									S. 565).
                           Ein Transportgefäss für Flussäure, welches aus einem
                              									rechteckigen Kasten aus Bleiblech besteht, in welchem sich ein mit Kautschukstopfen
                              									verschliessbares Fülloch und ein Heberrohr zum Entleeren durch Einblasen von Luft
                              									befindet, hat J. L. C. Eckelt in Berlin erfunden und in
                              									der Chemiker-Zeitung 1892 S. 17, beschrieben.
                           
                              Morgen.