| Titel: | Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen Druckverfahren. | 
| Autor: | J. M. Eder, E. Valenta | 
| Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 66 | 
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                        Ueber die Fortschritte der Photographie und der
                           								photomechanischen Druckverfahren.
                        Von Dr. J. M. Eder und E.
                                 									Valenta.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 285 S.
                           								299.)
                        Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen
                           								Druckverfahren.
                        
                     
                        
                           Photographie bei künstlichem Lichte.
                           Ueber verschiedene Arten von Magnesiumblitzpulver
                              									stellten Eder und Valenta
                              									Versuche an.
                           Es wurden Mischungen von Magnesiumpulver mit Kaliumhypermanganat, ferner mit
                              									Ammoniumbichromat, mit Kaliumbichromat und mit Salpeter untersucht. Die entwickelte
                              									Lichtmenge ist bei allen Gemischen fast ziemlich dieselbe, eine Ausnahme macht nur
                              									Kaliumhypermanganat, wenn es in der berechneten Menge mit Magnesiumpulver vermengt
                              									zur Verwendung gelangt. Als Schlussfolgerung ergaben sich folgende Resultate:
                           Die Verbrennungsdauer des reinen durch die Flamme geblasenen Magnesiumpulvers beträgt
                              									im Durchschnitt für 0,1 g 1/7 Secunde, für grössere Mengen wächst die
                              									Geschwindigkeit nicht in demselben Maasse, sondern in einem weit geringeren, so dass
                              									z.B. 1 g Magnesiumpulver etwa ¼ Secunde benöthigt. Für explosive Mischungen, wie
                              									oben angegeben, ist die Verbrennungsgeschwindigkeit eine andere als für reines
                              									Magnesiumpulver. Mischungen, welche 1 bis 4 g Magnesiumpulver enthalten, ergeben,
                              									wenn solche aus Magnesium, Kaliumchlorat und Kaliumperchlorat bestehen, 1/10 bis 1/20 Secunde
                              									mittlere Verbrennungsdauer. Mischungen von Magnesiumpulver mit Kaliumpermanganat (1
                              									: 1) oder Salpeter (1 : 1) verbrennen etwas langsamer, geben aber die gleiche
                              									Gesammthelligkeit, während Mischungen von Magnesiumpulver mit Chromaten nicht nur
                              									langsamer verbrennen, sondern auch eine geringere Gesammthelligkeit geben.
                           Wegen seiner Ungefährlichkeit und dabei doch grossen Lichtkraft wären für Amateure
                              									sowohl Mischungen von Kaliumhypermanganat mit Magnesiumpulver (wie selbe von J. Gädicke als raucharmes
                                 										Magnesiumblitzpulver in den Handel gebracht werden), als auch solche von
                              									Magnesium mit Salpeter zu empfehlen, welche neben den obigen Vortheilen noch jenen
                              									des erlaubten Posttransportes haben, während Chloratmischungen nicht auf der Post
                              									befördert werden dürfen und gefährlich zu handhaben sind (Phot. Correspond. 1891). Zur gleichzeitigen Entzündung von
                              									Explosivpulvern wurden von verschiedenen Seiten Apparate construirt. Empfehlenswerth
                              									wegen ihrer einfachen Construction ist die von Gädicke
                              									in Berlin construirte Lampe (Eder, Jahrb. f. Photogr. f.
                                 										1892, S. 375). Eine sehr einfache und leicht zu handhabende
                              									Magnesiumblitzlampe, welche es gestattet, grössere Mengen von Magnesiumpulver rasch
                              									nach einander zu verbrennen, indem es in eine Flamme geblasen wird, ist Beaurepaire's Meteorlampe (D. R. P. Nr. 52892). Bei dieser Lampe wird das Pulver,
                              									welches sich in einem kleinen Kessel befindet, radial in eine demselben umgebende
                              									ringförmige Flamme geblasen, wodurch es plötzlich vollkommen unter hoher
                              									Lichtentwickelung verbrennt. (Vgl. ferner über Magnesiumlampen: Eder, Jahrb. f. 1892, S. 166, Phot. Mittheilungen, Bd. 28 S. 271, Phot.
                                 										Wochenblatt, 1891 S. 361.)
                           E. Hackh in Stuttgart verwendet zur Herstellung von
                              									lebensgrossen Bildern Magnesiumblitzlicht (Explosivpulver) und eine einfache Linse
                              									mit sehr langer Brennweite (2¾ m), wodurch er bei einem grossen Cameraauszuge eine
                              									sonst nicht leicht erreichbare Tiefe der Schärfe bei gleichmässiger Vertheilung
                              									derselben erzielt. (Phot. Correspond., 1891 und
                              									1892.)
                           Abney verglich die Wirkung verschiedener Lichtquellen in
                              									photographischer Beziehung mittels Platinotyppapier und fand, dass die Helligkeit
                              									des elektrischen Lichtes, welche dem Auge einer Normalkerze äquivalent erscheint,
                              									photographisch 10 Kerzen, welche 1 Minute einwirken, gleichkomme.
                              									Oxyhydrogengaslicht, welches eine optische Helligkeit von 400 Kerzen besitzt, wirkt
                              									photographisch = 800 Kerzen. Bei gleicher Helligkeit wirkt nach Abney das elektrische Licht 4mal stärker als
                              									Magnesiumlicht. (Bull. Belge Phot., 1891 S. 858).
                           Auer bringt seit 1891 neue Glühkörper in den Handel,
                              									welche sich durch ein intensives Licht bei geringem Gasverbrauch auszeichnen. Diese
                              									Glühkörper, welche bei genügendem Gasdruck 80 Kerzen Helligkeit geben, eignen sich
                              									sehr gut für photographische Zwecke, namentlich für Vergrösserungen und für
                              									Mikrophotographie. (Eder, Jahrb. f. 1892, S. 380.)
                           Feinst gepulvertes Aluminium, sogen. „Aluminiumbronzepulver“, gibt, mit
                              									Kaliumchlorat gemischt, verbrannt ein weisses Licht, welches aber demjenigen von
                              									Magnesium-explosivpulver nachsteht und auch nicht viel rauchärmer ist als dieses,
                              									wie behauptet wurde.
                           
                        
                           Bromsilbergelatineemulsion.
                           J. Harrison empfiehlt folgende Vorschrift zur
                              									Herstellung einer Rapidemulsion:
                           1) Man weicht 40 g Nelsongelatine Nr. 1 in 8 Unzen destillirtes
                              									Wasser, fügt 180 g Bromammonium und 10 g Jodkalium zu und löst es in gelinder
                              									Wärme.
                           2) Andererseits löst man 100 g Silbernitrat in 1 Unze Wasser und
                              									führt es in Silberoxydammoniak über.
                           3) Man erwärmt die Lösung Nr. 1 auf 170° F. und fügt 165 g
                              									Silbernitrat zu, schüttelt bis sich dieses gelöst und emulgirt hat und gibt dann die
                              									Silberoxydammoniaklösung Nr. 2 hinzu, worauf man 2 Stunden bei 170° F. im Wasserbade
                              									stehen lässt.
                           Nach 2 Stunden ist die Emulsion auf 80° F. abgekühlt und man fügt
                              									300 g harte Heinrichsgelatine hinzu; die Wärme steigert man auf 100° F., bis sich
                              									alle Gelatine gelöst hat, worauf man die Emulsion in eine Schale ausgiesst, welche
                              									in kaltem Wasser steht; die erstarrte Gallerte wird wie gewöhnlich gewaschen.
                           (Amat.-Photogr., 1891 S. 207.)
                           Henderson beschreibt eine neue Methode der
                              									Emulsionsbereitung, welche sich an die alte Monkhofen'sche Methode anschliesst. Der genannte Autor hält es für nothwendig,
                              									um die Bildung von Grün- oder Rothschleier zu vermeiden, dass die Gelatine nicht mit
                              									Silbernitrat in Berührung komme. Dies erreicht er dadurch, dass er das Silbernitrat
                              									mit Ammoniumcarbonat in wässeriger Lösung fällt und das entstandene gut gewaschene
                              									Silbercarbonat der geschmolzenen Gelatine einverleibt, welche vorher mit der zur Umsetzung des
                              									Silbercarbonates in Bromid nöthigen Menge Bromsalz versetzt wurde.
                           Für sehr dichte Bilder (Laternenbilder oder Linearreproductionen) benutzt Henderson an Stelle des Carbonates das Citrat oder
                              									Acetat des Silbers (Photogr, News, 1891 S. 207.)
                           Ein Verfahren zur Herstellung einer sehr feinen reinen Emulsion gibt Bolton. Auch diese Methode beruht auf der Ueberführung
                              									des Silbernitrates in Carbonat, welche jedoch in der Gelatine selbst durchgeführt
                              									wird. Zu diesem Behufe wird die zur Verwendung gelangende Gelatine erst in Wasser
                              									quellen gelassen und hierauf bei gelinder Wärme geschmolzen. Nach erfolgter
                              									Auflösung des Natriumcarbonates wird Silbernitrat in Stücken zugefügt und so lange
                              									geschüttelt, bis alle Krystalle gelöst sind. Der Gehalt der Emulsion an
                              									Natriumcarbonat neben Silbercarbonat ist von Wichtigkeit, da derselbe von Einfluss
                              									auf die Bildung eines feinen Kornes ist. Man digerirt die Emulsion eine Stunde bei
                              									40° C, fügt dann die zur Umwandelung des Silbercarbonates in Bromid nöthige Menge
                              									Bromammonium hinzu; schliesslich wird ½ Stunde bei 38° C. digerirt, erstarren
                              									gelassen und die Emulsion nach dem Zertheilen unter Alkohol, dem etwas Salicylsäure
                              									zugefügt wurde, zum Gebrauche aufbewahrt. (Bull. de la Soc.
                                 										française de Photographie, 1891 S. 116.)
                           Auf die Behandlung von Emulsionen in Centrifugalmaschinen nahm Carl Didbik Hellstrona ein englisches Patent (Nr. 9062
                              									vom 11. Juni 1890). (Das Verfahren enthält nichts wesentlich Neues gegenüber dem
                              									älteren Plener'schen. Anm. der Ref.)
                           Eine neue Vorschrift zur Herstellung von
                                 										Bromsilbergelatineemulsion für photographische Papiere gibt Haffel.
                           Nach derselben werden 12 g Gelatine, 5½ g Bromkalium, 0,13 g Citronensäure, 0,18 g
                              									Chromalaun und 240 cc Wasser gelöst, im Wasserbade 10 Minuten lang auf 100° C.
                              									erhitzt und sodann 7 g Silbernitrat zugesetzt. Man schüttelt 5 Minuten und giesst
                              									nach Verlauf von ¼ Stunde zum Erstarren aus. Gewaschen wird die Emulsion wie
                              									gewöhnlich, sodann geschmolzen und mit 25 cc Alkohol und so viel Wasser, dass das
                              									Volumen 300 cc beträgt, versetzt. Zur Präparation verwendet Haffel Albuminpapier, auf welchem das Albumin durch Wasserdampf zum
                              									Coaguliren gebracht worden ist, wodurch das Eindringen der Emulsion in die
                              									Papiermasse vermieden wird und die Bilder grosse Brillanz zeigen. (Phot. News, 1891.)
                           Eine neue Giessmaschine für Bromsilbergelatine zur Herstellung von Trockenplatten
                              									construirte Smith (Talbot,
                              									„Neuheiten“, 1891 S. 299.)
                           W. Rebikow in St. Petersburg liess sich ein Verfahren
                              									patentiren, Agar-Agar für Emulsionen, lichtempfindliche
                              									Papiere u.s.w. verwendbar zu machen, dessen Wesen darin besteht, dass durch
                              									abwechselndes Erwärmen, Abkühlen und Decantiren, sowie durch mechanische Reinigung
                              									mit Filtrirpapier, Watte u. dgl. die trübenden Theilchen aus der Agar-Agarlösung
                              									ausgeschieden werden. (Phot. Arch., 1891 S. 241.)
                           
                        
                           Collodionemulsion.
                           Auf dem Gebiete der Herstellung von Collodionemulsionen sind wesentliche Fortschritte
                              									zu verzeichnen.
                           Gädicke legte Collodiontrockenplatten in der „Gesellschaft von Freunden der
                                 										Photographie“ in Berlin vor, welche von Dr. Neuhauss spectroskopisch geprüft wurden; derselbe fand, dass ihre
                              									Empfindlichkeit von der Frauenhofer'schen Linie G bis D reicht und dass
                              									die Platten sehr geringe Empfindlichkeit für Violett zeigen. Ueber die Bereitung der
                              									Emulsion ist nichts Näheres bekannt. (Phot. Wochenbl.,
                              									1891 S. 355.)
                           Wilkinson beschreibt die Darstellung von
                              									hochempfindlicher Collodionemulsion, welche er dadurch so hochempfindlich erhalten
                              									will, dass er die Herstellung der Silberhaloidsalze in einer Gelatinelösung
                              									vornimmt, dann dieselben von der Gelatine trennt und in Collodion emulgirt.
                           Eine vorzügliche Methode der Herstellung von
                                 										Collodiontrockenplatten und orthochromatischen derartigen Platten ist jene,
                              									welche von v. Hübl veröffentlicht wurde.
                           v. Hübl stellt seine Emulsion her, indem er 40 g
                              									Silbernitrat in 50 cc Wasser löst und dieser Lösung so viel Ammoniak zusetzt, bis
                              									der erst entstandene Niederschlag klar gelöst ist. Er fügt sodann 100 cc Alkohol zu
                              									und lässt vollkommen erkalten. 1)
                           Andererseits löst man 30 g Bromammonium in 35 cc Wasser, fügt dieser Lösung 70 cc
                              									absoluten Alkohol zu und erwärmt bis zur Lösung. 2)
                           In einer Glasflasche werden 450 cc 4procentiges Rohcollodion mit der Lösung 1)
                              									gemischt und in der Dunkelkammer bei gelbem Lichte die warme Lösung 2) in drei
                              									Portionen unter Umschütteln zugefügt. Man schüttelt sodann noch 5 Minuten, worauf
                              									zur entstandenen Emulsion so viel Wasser gegeben wird, dass Flockenbildung eintritt.
                              									Dann giesst man das Ganze in viel Wasser (10 l) und rührt um. Das
                              									Bromsilbercollodium wird hierdurch sandig gefällt, setzt sich rasch ab und kann
                              									leicht durch Decantiren gewaschen werden. Zuletzt filtrirt man, wäscht mit Alkohol
                              									und löst in 800 bis 1000 cc Aetheralkohol (gleiche Theile). Die so erhaltene
                              									Mutteremulsion wird sensibilisirt, indem man sie mit Codeïn oder Narcotin (0,5 g)
                              									versetzt und 3 bis 4 Tage reifen lässt. Die Emulsion ist durch diese Behandlung
                              									empfindlicher geworden; sie kann direct zur Herstellung von Trockenplatten benutzt
                              									werden (Unterguss von sehr schwacher Kautschuklösung) oder auch, mit einer
                              									Eosinsilberlösung (0,5 g Eosinsilber, 1 g Ammoniumacetat, 30 cc Alkohol; erwärmen –
                              									Lösung mit 120 cc Alkohol und einigen Tropfen Essigsäure versetzen) sensibilisirt,
                              									zur Herstellung von orthochromatischen Platten dienen.
                           Dr. Jonas stellte an der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt
                              									eine Collodionemulsion her, welche er mit einer Lösung von Eosinsilber und
                              									pikrinsaurem Ammoniak farbenempfindlich machte. (Photogr.
                                 										Corresp., 1891; Eder, Jahrb. f. 1892, S.
                              									35.)
                           
                        
                           Hervorrufung von Bromsilbergelatineplatten.
                           Ueber Sulfite und Metabisulfite im Entwickler schrieb
                              										Bothamley. Von den verschiedenen Sulfiten, welche
                              									im Handel vorkommen, ist das gewöhnlich vom Photographen verwendete Natriumsulfit
                              									ziemlich rein; sehr unrein und deshalb nicht verwendbar sind die Bisulfite, dagegen
                              									erhält man die Metabisulfite in wohl ausgebildeten Krystallen und von hoher
                              									Reinheit, weshalb sie Bothamley zur Herstellung von
                              									Entwicklern empfiehlt. (Eder, Jahrb. f. Photogr. f.
                                 										1892, S. 164.)
                           Ueber einige Modificationen des Eikonogen und
                                 										Hydrochinonentwicklers berichtet Colonel J.
                                 										Waterhouse. Derselbe studirte, angeregt durch den im Handel vorkommenden
                              									Entwickler Graphol, welcher Eikonogen, Borax,
                              									Milchzucker und Lithiumcarbonat enthält, die Wirkung dieser Körper, wenn selbe als
                              									Zusatz zu Eikonogen oder Hydrochinonentwicklern verwendet werden.
                           Seine Versuche eingaben, dass kaustische Alkalien durch Borax in diesen Entwicklern
                              									ersetzt werden können, was für den Gebrauch derselben in tropischen Ländern von
                              									Werth erscheint. Er gibt folgende Vorschrift für Eikonogenentwickler:
                           
                              
                                 Eikonogen
                                 1
                                 Th.
                                 
                              
                                 Borax
                                 2
                                 „
                                 
                              
                                 Natriumsulfit
                                 2
                                 „
                                 
                              
                                 Wasser
                                 100
                                 „
                                 
                              
                           Der Zusatz von Milchzucker bewirkt im Eikonogenentwickler eine Zunahme der
                              									Dichtigkeit des Negatives, die gleiche Wirkung soll Saccharin ausüben. (Phot. Mitth., Bd. 28 S. 195.)
                           Natriumnitrat im Entwickler wird von F. Cobb empfohlen,
                              									um bei Ueberexposition die Platten normal zu entwickeln. Die gleiche Wirkung hat ein
                              									Vorbad von 1 Th. Natriumnitrat in 240 Th. Wasser. (Yearbook
                                 										of Photogr. for 1891, S. 72.)
                           Das von Noel als Entwickler empfohlene Kinocyan (C25H12O10?), welches
                              									sich in Wasser und Alkohol mit grünblauer Farbe löst, wird in Combination mit
                              									Natriumsulfit, Aetznatron und Soda verwendet. (Amateur-Photogr., 1891 S. 384.)
                           Ueber die reducirenden Verbindungen der aromatischen Reihe,
                                 										welche sich als Entwickler verwenden lassen, schreiben A. und L. Lumiere in Lyon.
                              									Verfasser haben constatirt 1) dass jene Körper dieser Reihe, welche als Entwickler
                              									verwendet zu werden vermögen, mindestens zwei Hydroxylgruppen oder zwei Amidogruppen
                              									oder endlich eine Hydroxyl- und eine Amidogruppe an den Benzolkern gebunden
                              									enthalten müssen. 2) zeichnen sich unter diesen Stoffen anscheinend die Verbindungen
                              									der Parareihe als eigentliche Entwickler aus. 3) wird das Entwickelungsvermögen
                              									durch eine grössere Anzahl von Amido- bezieh. Hydroxylgruppen im Moleküle nicht
                              									beeinträchtigt. 4) enthält das Molekül zwei oder mehrere Benzolkerne oder eine
                              									Vereinigung von Benzolkernen mit anderen Kernen, so gelten die obigen Regeln, auch
                              									dann, wenn die Hydroxyl- oder Amidogruppen an einen und denselben Kern gebunden
                              									sind. 5) Substitutionen in den Amido- oder Hydroxylgruppen zerstören die Fähigkeit
                              									der Verbindung, als Entwickler zu functioniren, unbedingt, wenn nicht zwei solcher
                              									Gruppen im Moleküle intact bleiben. 6) Substitutionen des Wasserstoffrestes im
                              									Benzolreste heben anscheinend das Entwickelungsvermögen nicht auf. Diese Regeln
                              									gelten natürlich nur für die aromatische Reihe und macht von denselben nur das
                              									Phenylhydrazin (C6H5
                              									– NH . NH2), welcher Körper, allein für sich
                              									verwendet, bereits die Eigenschaft eines Entwicklers hat, eine Ausnahme. Verfasser
                              									geben schliesslich einen Ueberblick über jene Verbindungen der aromatischen Reihe,
                              									welche diesen Bedingungen entsprechen und demzufolge zur Herstellung von Entwicklern
                              									benutzt werden können. (Eder, Jahrb. f. 1892, S.
                              									89.)
                           Ueber das Paraamidophenol als Entwickler berichtet Dr.
                              										M. Andresen.
                           Derselbe betont die bereits erwähnte Thatsache, dass es hauptsächlich die
                              									Disubstitutionsproducte der aromatischen Reihe, die Amido- und Hydroxylgruppen
                              									enthalten, sind, welche als Entwickler dienen können.
                           Es würden sich also vom Benzol durch Substitution zweier Amido- oder Hydroxylgruppen
                              									folgende drei Typen von Entwicklern ableiten lassen:
                           
                              
                                 1) Diamidobenzol
                                 
                                    \mbox{C}_6\mbox{H}_4\left\{{{\mbox{NH}_2}\atop{\mbox{NH}_2}}\right
                                    
                                 
                              
                                 2) Amidooxybenzol
                                 
                                    \mbox{C}_6\mbox{H}_4\left\{{{\mbox{NH}_2}\atop{\mbox{OH}}\ \
                                       												}\right
                                    
                                 
                              
                                 3) Dioxybenzol
                                 
                                    \mbox{C}_6\mbox{H}_4\left\{{{\mbox{OH}}\atop{\mbox{OH}}}\right
                                    
                                 
                              
                           Wie bekannt, ist jede dieser Verbindungen in drei Isomeren vertreten. Es zeigte sich
                              									nun, dass die Verbindungen der Ortho- und Parareihe kräftige Entwickler darstellen,
                              									jene der Metareihe dagegen keine Entwicklersubstanzen sind.
                           So ist das der Parareihe angehörige Hydrochinon seit
                              									Jahren als Entwickler in Verwendung.
                           Das Paraamidobenzol ist desgleichen ein Entwickler, das
                              									Paraamidophenol ist ein vorzüglicher Entwickler.
                           Das der Orthoreihe angehörige Brenzkatechin
                              									(Orthodioxybenzol) ist desgleichen ein häufig gebrauchter Entwickler, auch das Orthoamidophenol ist ein brauchbarer Entwickler.
                           Das Orthophenylendiamin entwickelt ebenfalls das latente Bild – dagegen kann weder
                              									das Metaamidophenol, noch das Resorcin (Metadioxybenzol), noch das
                              									Metaphenylendiamin als Entwickler benutzt werden.
                           Die Paraverbindungen zerfallen im weiteren Verlaufe der Reaction beim Processe der
                              									Hervorrufung des latenten photographischen Bildes in Chinon- oder chinonartige
                              									Körper. Auch die Orthoverbindungen des Benzols verhalten sich ähnlich (Zincke und KüsterBerichte der Chemischen Gesellschaft, Bd.
                                       												21 2719.), wie dies auch bei gewissen Orthoderivaten des
                              									Naphtalins der Fall ist und insbesondere beim Eikonogen
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 286, S. 68
                              
                           in charakteristischer Weise zum Ausdrucke kommt.
                           Verfasser beschreibt nun eingehend das Paraamidophenol,
                              									welches er als Entwickler fertig gemischt unter dem Namen Rodinal in den Handel bringt. (Das Rodinal ist eine concentrirte Lösung,
                              									welche Paraamidophenol, Aetzkali, schwefligsaures Kali und Wasser enthält. Anm. der
                              									Ref.)
                           Nach Wicker wirkt kohlensaures
                                 										Lithion beim Pyrogallolentwickler als Beschleuniger. Derselbe gibt folgende
                              									Vorschrift für einen Lithion-Pyrogallolentwickler:
                           
                              
                                 Pyrogallol
                                    2 g
                                 
                              
                                 Lithioncarbonatlösung (1 : 20)
                                     2 cc
                                 
                              
                                 Natriumsulfit
                                 12 g
                                 
                              
                                 Wasser
                                 480 cc
                                 
                              
                           (Phot. Arch., 1891 S. 53.)
                           Bronquart empfiehlt desgleichen die Verwendung des
                              									Lithions. (Rev. Photogr., 1891 S. 461.)
                           Es sei hier bemerkt, dass die geringen Vortheile, welche das Lithion vor anderen
                              									Alkalien bietet, wohl mit der Preisdifferenz in keinem Verhältnisse stehen. (Anm.
                              									der Ref.)
                           
                           Hydrochinonmonosulfosäure stellte Stebbin durch Einwirkung von concentrirter
                              									Schwefelsäure auf Hydrochinon dar; dieser Körper soll, mit Natriumcarbonat gemischt,
                              									einen Entwickler für Bromsilbergelatine geben, welcher zur Herstellung von schönen
                              									Diapositiven mit rothbraunen Tönen Verwendung finden kann. (Phot. Arch., 1891 S. 326.)
                           Newton empfiehlt zinnsaures Natron als Zusatz zum
                              									Eikonogenentwickler für Momentaufnahmen.
                           Von vielen Seiten werden gemischte Eikonogen-Hydrochinonentwiekler empfohlen.
                           Wir erwähnen hier den von V. Angerer in Wien verwendeten
                              									Entwickler (A. Wasser 1250 g, Natriumsulfit 150 g, Eikonogen 22,5 g, Hydrochinon 7,5
                              									g und B. Wasser 250 g, Kaliumcarbonat 7,5 g, A und B werden im Verhältnisse von 5 :
                              									1 gemischt). Der Entwickler ist ein Rapidentwickler. (Phot.
                                 										Arch., 1891 S. 128.)
                           Aehnliche Entwickler sind von Chapman (Phot.
                                 										Wochenblatt, 1891 S. 163), Vredenburgh (Phot.
                                 										Arch., 1891 S. 133) und anderen empfohlen worden und haben in der Praxis
                              									insbesondere in England Eingang gefunden.
                           Eder und Valenta geben für
                              									das Paraamidophenol folgende Entwickler Vorschriften: Paraamidophenol 4 g, Wasser
                              									1000 g, Natriumsulfit 80 g, Soda 40 g oder: Paraamidophenol 4 g, Wasser 1000 g,
                              									Natriumsulfit 120 g, Potasche 40 g. Beide Entwickler geben sehr befriedigende
                              									Resultate. (Photogr. Corresp., 1891.)
                           Gebr. Lumière empfehlen, statt der genannten Alkalien
                              									Lithionoxyd zu verwenden. (Revue suisse de Photogr.,
                              									1891 S. 395.)
                           Die Firma Hauf in Feuerbach brachte jüngster Zeit zwei
                              									neue Entwicklersubstanzen in den Handel, welche sich durch ihre Verwendbarkeit und
                              									die schönen Resultate, welche mit denselben erzielt werden, auszeichnen. Die eine
                              									dieser Substanzen, der Erfinder nennt sie Metol, ist
                              									das schwefelsaure Salz des Monomethylparaamidometakresols 
                              									und stellt ein weissliches Pulver dar, welches sich in Wasser leicht löst; diese
                              									Lösung bildet bei Gegenwart von Natriumsulfit oder anderen schwefligsauren Salzen
                              									der Alkalien eine nahezu farblose Flüssigkeit, die sich viele Wochen lang in
                              									verschlossenen Gefässen, ohne eine Zersetzung zu erleiden, hält.
                           Sie bleibt bei Gegenwart von Alkalicarbonaten farblos und wirkt als kräftiger, klar
                              									arbeitender, rascher, vortrefflicher Entwickler für Bromsilbergelatineplatten und
                              									bei geringer Concentration auch für Chlor- und Chlorbromsilberplatten.
                           Insbesondere kommt die Verwendung für Bromsilberplatten in Betracht, und im
                              									Nachstehenden sind die hierfür geeigneten Entwicklervorschriften angegeben.
                           1. Metol-Potasche-Entwickler.
                           Lösung A:
                           
                              
                                 Destillirtes Wasser
                                 1000
                                 Th.
                                 
                              
                                 Neutrales Natriumsulfit
                                   100
                                 „
                                 
                              
                                 Metol
                                     10
                                 „
                                 
                              
                           Lösung B:
                           
                              
                                 Wasser
                                 1000
                                 Th.
                                 
                              
                                 Potasche
                                   100
                                 „
                                 
                              
                           Es werden gemischt:
                           
                              
                                 Metollösung
                                 60
                                 cc
                                 
                              
                                 Potaschelösung
                                 20
                                 „
                                 
                              
                           Der Entwickler kann sofort verwendet werden und ist wochenlang in gut verschlossenen
                              									Gefässen haltbar. Das Bild kommt bei richtig belichteten Platten fast momentan
                              									zum Vorschein und gewinnt gleichmässig an Kraft; in 2 bis 3 Minuten ist die
                              									Entwickelung vollendet.
                           2. Metol-Soda-Entwickler.
                           Lösung A:
                           
                              
                                 Destillirtes Wasser
                                 1000
                                 Th.
                                 
                              
                                 Schwefligsaures Natron krystallisirt
                                   100
                                 „
                                 
                              
                                 Metol
                                     10
                                 „
                                 
                              
                           Lösung B:
                           
                              
                                 Destillirtes Wasser
                                 1000
                                 Th.
                                 
                              
                                 Soda krystallisirt
                                   100
                                 „
                                 
                              
                           Vor dem Gebrauche mischt man gleiche Theile der Lösungen.
                           Dieser Entwickler arbeitet etwas langsamer als der Metol-Potasche-Entwickler; er
                              									eignet sich jedoch gleichfalls zur Hervorrufung von Porträt-, Moment- und
                              									Landschaftsaufnahmen.
                           Die zweite Entwicklersubstanz, welche von der genannten Firma erzeugt wird, ist ein
                              									Salz des Diamidophenol
                              									 und führt den Namen Amidol.
                           Das Amidol ist ein weisses, aus kleinen flachen Krystallen bestehendes Pulver,
                              									welches sich sehr leicht in Wasser löst. Die Lösung ist schwach röthlich gefärbt und
                              									reagirt sauer. Sie gibt mit Natrium- oder Ammoniumsulfit einen sehr brauchbaren
                              									Rapidentwickler, welcher I sauer reagirt.
                           Die Vorschrift zur Herstellung eines Amidolentwicklers lautet:
                           
                              
                                 Amidol
                                       5
                                 Th.
                                 
                              
                                 Natriumsulfit
                                     50
                                 „
                                 
                              
                                 Wasser
                                 1000
                                 „
                                 
                              
                           (Eder, Photogr. Corresp., 1892.)
                           Dr. E. Just empfiehlt für seine
                              									Bromsilbergelatinepapiere das Rodinal und den Lainer'schen Rapidentwickler.Vgl. unser
                                    											Referat in D. p. J. 1891 282 91.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)