| Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. | 
| Autor: | Alfred Haussner | 
| Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 81 | 
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                        Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        Von diplom. Ingenieur Alfred
                                 								Haussner.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 49 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        
                     
                        
                           Rollstangen. Wickelmaschinen.
                           Die Ch. Seybold'sche Rollstange mit verstellbarem
                              									Durchmesser ist verbessert worden (D. R. P. Nr. 54674) und erhält jetzt die folgende
                              									Ausführung. Fig. 50 zeigt den zum Aufrollen des
                              									Papieres direct dienenden, hauptsächlich cylindrischen Theil d aus drei Blechen gebildet. Jedes von diesen reicht mit zwei Bolzen d1 in schief gestellte
                              									Bohrungen der beiden Gusseisenkörper x, welche unter
                              									sich durch das Blechrohr a verbunden sind, und überdies
                              									in einen eingedrehten Hals der Nabe des Handrades g1. Diese Nabe erhält in ihrer Fortsetzung Gewinde
                              									aufgeschnitten, welches in dem linken Theil x sein
                              									Muttergewinde findet. Je nach der Drehungsrichtung des Handrades g1 wird man daher die
                              									Muffe x demselben nähern oder von demselben abrücken
                              									und wegen der schiefen Gleitflächen der Bolzen d1 der Rollstange kleinere oder grössere Durchmesser
                              									geben können. Durch die Veränderlichkeit des Durchmessers ist natürlich auch das
                              									Herausziehen einer solchen Rollstange aus fest bewickelten Papierrollen leicht
                              									möglich.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 81Fig. 50.Seybold's Rollstange. Eine andere Ausführung der Aufgabe, der Rollstange veränderlichen
                              									Durchmesser zu ertheilen, finden wir im amerikanischen Patent Nr. 452 854 an Richard Smith in Sherbrooke. Die Lösung kann wirklich
                              									originell genannt werden. Die hölzerne oder aus Metall hergestellte Rollstange (Fig. 51) ist nämlich an ihrem Umfange mit Nuthen wie
                              									bei a versehen, welche über die ganze Länge der
                              									Rollstange sich erstrecken. In diese werden dichte, elastische Schläuche b1b2.... eingelegt,
                              									welche an ihren Enden so verschlossen werden, dass wenigstens einerseits Luft oder
                              									Wasser in die Schläuche gedrückt und dann darinnen belassen werden kann. Die
                              									Schläuche werden gespeist, wenn die Rollstange bewickelt, und entleert, wenn
                              									dieselbe aus dem Papierballen herausgezogen werden soll. Will man eine solche
                              									Rollstange in eine Papierrolle einführen, so schlägt man den umgekehrten Weg ein.
                              									Wenn auch die Handhabung der oben erwähnten Vorrichtung von Seybold einfacher ist, so ist doch unleugbar ein interessanter Gedanke in
                              									der amerikanischen Erfindung verwirklicht.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 82Fig. 51.Smith's Rollstange. Eine nicht üble Einrichtung finden wir im amerikanischen Patent Nr.
                              									424608, Gustav Kaffenberger in Cleveland, beschrieben.
                              									Es handelt sich nämlich darum, zwei Bahnen, welche etwa durch einen Längsschneider
                              									aus einer einzigen Bahn erhalten werden, auf zwei verschiedene Rollstangen
                              									aufzuwickeln, was für beide Bahnen unter derselben Spannung geschehen muss, wenn
                              									ordentlich geschnitten und aufgewickelt werden soll. Dazu wird hier (Fig. 52 und 53) ein
                              									Planetenrädertrieb verwendet. Es sind B und C die beiden Rollstangen, geeignet gekuppelt mit den
                              									Verlängerungen von D und E. Auf der Welle D haben wir die lose
                              									Riemenscheibe F, von welcher der Antrieb der Maschine
                              									erfolgt, dann auch das lose Kegelrad J und das feste
                              									Rad H, welches denselben Durchmesser wie J besitzt. Die Räder J und
                              										K greifen in das Planetenrad K auf einer Achse, welche in der Riemenscheibe F verlagert ist. Von dem losen Kegelrad J kann, etwa durch eine Kettenrädertransmission L, N, M, die zweite Rollstange C gedreht werden. Solange die beiden aufzuwickelnden Bahnen gleich grosse
                              									Spannung haben, wird von K aus gleich-massig H und J gedreht. Ist das
                              									jedoch nicht der Fall, so dass z.B. am Umfange von J
                              									sich ein grösserer Widerstand als bei H herausstellt,
                              									so wird das Planetenrad K so lange auf J rollen und nur H drehen,
                              									bis sich gleich grosse Spannungen eingestellt haben werden. Derart regelt der
                              									Apparat selbsthätig seinen Gang.
                           
                        
                           Cylinder und Pappenmaschinen.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 82Kaffenberger's Rollstange. Die Erfindung von James B. McNamar in North
                              									Bennington (Amerikanisches Patent Nr. 424342) will durch eine eigenthümliche
                              									Mischung des Verdünnungswassers mit dem Papierstoff eine günstigere Lagerung der
                              									Fäserchen auf dem Cylindersieb erreichen. Wir sehen in Fig.
                                 										54 eine Cylinderpapiermaschine von einer den bekannten Ausführungen
                              									ziemlich ähnlichen Form. Der Stoff fliesst von der Rinne (Sandfang) H und dem Ausguss J auf
                              									den Knotenfänger K, durch diesen in den Kasten L und über die Wand M. Dann trifft er mit dem Wasser aus dem Kasten O zusammen. Das Wasser wird in diesen durch das Rohr N von einer Centrifugalpumpe eingedrückt, steigt
                              									aufwärts durch Oeffnungen c, umfliesst die Wand d und tritt endlich oben durch Oeffnungen f und h aus. Weil der
                              									Theil mit den Oeffnungen h auf seiner Unterlage
                              									verschoben und eingestellt werden kann, wird die zugeführte Wassermenge in ihrer
                              									Menge geregelt werden, indem die Oeffnungen f mehr oder
                              									weniger zugedeckt werden. Der Wasserkasten O geht über
                              									die ganze Breite, so dass thatsächlich allseits der Stoff mit Wasser durchmischt
                              									wird. Das scheint mir aber auch alles. Wenn auch die Fäserchen oberhalb von h durch einander gewirbelt werden, so wird der
                              									Stoffstrom doch schon recht ruhig geworden sein, bis er unter der Wand P, über die Wand R, den
                              									falschen Boden T zum ersten Sieb U oder gar über den falschen Boden T1 zum zweiten U1 und weiterhin
                              									allenfalls noch zu einem dritten Sieb gelangt ist. Die Fasern werden sich recht
                              									gleichmässig ablagern, weil der Stoff gut durchmischt worden ist, aber auf die
                              									Verfilzung wird die geschilderte Einrichtung keinen Einfluss üben können. Etwas
                              									anderes wäre es, wenn, wie es wirklich geschehen soll, in der Nähe des Siebes
                              									Spritzwasser den Stoff in Wirbelung versetzt. Dann könnte man sich vorstellen, dass
                              									die Fasern kreuz und quer abgelagert und derart ein besserer Filz gebildet würde.
                              									Nur müsste Geeignetes vorgekehrt werden, dass die Ablagerung der Fäserchen nicht
                              									ungleichmässig geschieht und ungleich dickes Papier erzeugt wird.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 82Fig. 54.Namar's Cylindersieb. Auch bei Cylinderpapiermaschinen klebt die Bahn gern an der oberen
                              									Presswalze bei dem Durchgang durch die Nasspresse. Wenn diese Unannehmlichkeit wohl
                              									zum guten Theile in der Natur des Stoffes, der Zubereitung, der Mahlung desselben
                              									begründet ist, so ist es doch ganz zweifellos, dass auch die Art des Ueberzuges der
                              									Presswalze von Einfluss ist. Man verwendet deshalb auch gern Kautschukwalzen. Statt
                              									nun diese zu benutzen, schlägt Lawrence O'Neill in Penn
                              									Yann vor (Amerikanisches Patent Nr. 412656), die Walze ganz in gewöhnlicher Weise
                              									auszuführen, jedoch um dieselbe ein endloses Tuch aus Kautschuk oder aus mit diesem
                              									getränkten Gewebe so zu leiten, dass dieser Walzenmantel gleich oberhalb der Presse
                              									über eine Leitwalze geht, wodurch derselbe recht kurz erhalten wird. Dadurch wäre
                              									allerdings das beschwerliche Aufziehen der Walzenhülle vermieden.
                           Eine sehr interessante Einrichtung für Pappenmaschinen finden wir im D. R. P. Nr.
                              									51474 an Henry Fairbanks in St. Johnsbury, Nordamerika.
                              									Es wird dabei eine den Saugapparaten bei den gewöhnlichen Langsiebpapiermaschinen
                              									ähnliche Vorrichtung benutzt. Wir sehen in Fig. 55
                              									die Siebwalze A wie gewöhnlich in dem Stofftroge angebracht und auf
                              										A die Gautschwalze B
                              									mit hohlen Zapfen D in Armen C, welche um a drehbar sind, damit sich die
                              									Gautschwalze der jeweiligen Papierdicke entsprechend selbst einstellen kann. Die
                              									Gautschwalze ist thunlichst leicht mit einer Siebmantelfläche hergestellt, welche
                              									noch mit durchlässigem Material überzogen werden kann. In das Innere dieser Walze,
                              									durch die hohlen Zapfen D gehend, reicht ein gebogenes
                              									Rohr E (Fig. 56). Das gelochte
                              									Rohr E nimmt nicht an der Drehung der Siebwalze theil,
                              									sondern bleibt fest gegen jene Stelle gerichtet, wo die Gautschwalze den
                              									Siebcylinder berührt. Wird nun aus E durch eine
                              									angeschlossene Pumpe die Luft, allenfalls auch Wasser abgesaugt, so dringt die Luft,
                              									wahrscheinlich auch Wasser mitführend, allseits durch die Löcher von E nach, dringt möglicher Weise auch merklich durch die
                              									Papierbahn, so dieselbe in ähnlicher Weise trocknend, wie es bei den Saugapparaten
                              									der Langsiebmaschinen geschieht. Ich sagte, „möglicher Weise“ dringe die Luft
                              									durch die Papierbahn, und dies darum, weil die Luft allseits gegen die Lochung des
                              									Rohres E strömen kann, sich also nicht den
                              									beschwerlicheren Weg durch die Papierbahn aussuchen muss. Wenn jedoch bei E Lederstreifen, wie bei l1 und l2 (Fig. 57) angedeutet,
                              									seitlich abdichten würden, auch ähnlich wie bei Langsiebmaschinen, so meine ich,
                              									dass die Saugwirkung bezieh. das Trocknen der Papierbahn viel sicherer und
                              									energischer sein würde. Die übrigen Theile der Maschine sind in vielem ganz ähnlich,
                              									wie bei bekannten Ausführungen. Die Papierbahn wird durch eine Walze x noch weiter gepresst und entwässert und wickelt sich
                              									dann auf der schweren Presswalze G auf, welche am
                              									besten von der Siebtrommelwelle A aus mit etwas
                              									grösserer Umfangsgeschwindigkeit angetrieben wird als die Gautschwalze B, damit die Papierbahnen sich straff auf der Walze G aufwickeln bezieh. über einander legen. Die
                              									Gautschwalze wird, veranlasst durch den Gewichtshebel P
                              									und die Bänder J, welche an die in Führungen
                              									verschiebbaren Zapfen D greifen, beständig an die Press
                              									walze G gedrückt. Bürste K, Spritzrohr L und Wälzchen N halten die Gautschwalze möglichst rein. Von der Walze
                              										G wird die Pappeschicht dann, wenn sie die gehörige
                              									Dicke erreicht hat, wie bei anderen Pappemaschinen abgenommen.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 83Fig. 55.Fairbanks' Pappenmaschine.Textabbildung Bd. 286, S. 83Fairbanks' Pappenmaschine.Obwohl principiell von der gegautschten Pappe verschieden, welche z.B. auf der
                              									oben erklärten Maschine hergestellt werden kann, so sei doch hier im Zusammenhange
                              									der durch Aneinanderleimen mehrerer fertigen Papierbahnen gebildeten Pappe bezieh.
                              									der Maschinen gedacht, welche eine solche Pappe herstellen. Wir finden im D. R. P.
                              									Nr. 50110 eine Construction von Grahl und Höhl in
                              									Dresden. Die Maschine ist recht einfach, wie aus Fig.
                                 										58 ersehen werden mag. Die Bahnen gehen von den Rollen a ab über Walzen b, welche
                              									eine feine Leimschicht durch Vermittelung der Walzen e
                              									aus den Leimtrögen f erhalten, weiter dann über die
                              									Walzen h1 zum
                              									Zugapparate kx und werden hinter diesem vom Messer l in geeigneter Grösse abgeschnitten. Der Zugapparat
                              									besteht aus dem um Walzen gelegten Transportband x und
                              									dem Saugapparate k mit einer Siebdecke. Wenn man aus
                              									dem Inneren desselben Luft absaugt, legt sich die Pappebahn fest und glatt auf das
                              									Transportband. Diese Einrichtungen lehnen sich an weniger bekannte an. Der
                              									Patentanspruch betrifft das Feuchten der letzten Papierbahn bei d, bevor diese sich an die Unterseite der noch mit Leim
                              									versehenen vorletzten Bahn legt. Dadurch sollen Blasenbildungen hintangehalten
                              									werden.
                           Eine raumsparende Anlage, welche ebenfalls geleimte Pappe liefert, finden wir im
                              									amerikanischen Patent Nr. 448063 an John McCoy in York
                              									beschrieben. Sie bietet aussei* dem erwähnten Vortheil keine Gelegenheit, um
                              									besondere Neuerungen zu besprechen.
                           
                        
                           Feuchter.
                           Man bedarf derselben für die weitere Appretur des fertigen Papiers gegen welliges
                              									Papier u. dgl. bekanntlich sehr häufig. Es ist wichtig, das Papier möglichst
                              									gleich-massig durchfeuchten und den Grad der Feuchtigkeit innerhalb gewisser Grenzen
                              									regeln zu können. In dem Streben, dies möglichst vollkommen zu erreichen, stimmen
                              									all die mannigfaltigen Ausführungen überein, nur die Einzelheiten sind in jedem
                              									Falle andere. Glücklich durchgebildet ist z.B. der Feuchter von Gottfried Versock in Königstein (D. R. P. Nr. 49744),
                              									obwohl derselbe ziemlich viel Raum beansprucht. Das Feuchten geschieht durch zwei
                              									Filze b, b1 (Fig. 59), welche, über die Trommel c laufend, die Papierbahn a zwischen sich nehmen. Die Filze b, b1 werden schon vorher mit einer regelbaren
                              									Wassermenge versehen, indem sie, in der Richtung der gezeichneten Pfeile sich
                              									bewegend, um die Walze e in einem Wasserbade gehen und
                              									allenfalls auch noch von den Spritzrohren d und d1 Wasser erhalten.
                              									Beide Filze gehen dann zwischen den Presswalzen ff1 durch. Nach der Grösse der Pressung, der die Filze
                              									ausgesetzt werden, richtet sich der Feuchtigkeitsgehalt, den sie zur Trommel c mitbringen und theilweise an das Papier a abgeben. Dieses wird dann auf k gerollt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 286, S. 83
                              Fig. 58.Pappenmaschine von Grahl und Höhl.
                              
                           
                           Recht compendiös ist die Feuchtmaschine von August
                                 										Köbig in Radebeul-Dresden. Er benutzt, wie schon häufig geschehen, Bürsten.
                              									Eine Bürstenwalze erhält Wasser von einer in einen geeigneten Trog eintauchenden
                              									Kupferwalze und gibt das Wasser an die Papierbahn ab, auf welcher eine hin und her
                              									gehende Bürste die Wassertröpfchen besser vertheilt.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 84Fig. 59.Versock's Feuchter. Für einen eigenthümlichen Feuchtapparat haben die Grafen Donnersmark das österreichisch-ungarische Privilegium
                              									vom 24. April 1891 und das D. R. P. Nr. 57235 erhalten. Eine Schöpfwalze c (Fig. 60) entnimmt
                              									Wasser aus dem Troge a, in welchen immer wieder Wasser
                              									zufliesst, so dass es wegen des Ueberfallrohres b immer
                              									eine bestimmte Menge behält, und bringt dasselbe in die Rinne f, aus welcher es auf die Bürste h tropft, die es an die zu feuchtende Bahn d abgibt. Die Rinne f
                              									besitzt unten eine Reihe kleiner Löcher, welche durch die hineinreichenden Stifte
                              										g verengt werden. Weil aber die Stifte g an der Winkelschiene i
                              									befestigt sind, welche rasche Schwingungen, auf und ab, in irgend einer Weise
                              									erhält, so können sich die Löcher nicht verstopfen. Je nach der Umdrehungszahl der
                              									Schöpfwalze c wird man mehr oder weniger Wasser auf die
                              									Bahn d bringen können. Uebrigens wird beabsichtigt,
                              									diesen Apparat auch zur gleichmässigen Vertheilung von Farbe, Bleichwasser u. dgl.
                              									zu gebrauchen. Aus Eisen wird man aber die Stifte g
                              									wohl nicht ausführen dürfen, weil die Bahn d durch den
                              									Rost verdorben würde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 286, S. 84
                              Fig. 60.Donnersmark's Feuchter.