| Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. | 
| Autor: | Alfred Haussner | 
| Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 155 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        Von diplom. Ingenieur Alfred
                                 								Haussner.
                        (Schluss des Berichtes S. 133 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Papierfabrikation.
                        
                     
                        
                           Gepresste Gegenstände aus Papierstoff.
                           Neuestens finden wir verschiedene Gegenstände für den gewöhnlichen Hausgebrauch aus
                              									Papierstoff gemacht. Wegen der geringeren Gebrechlichkeit im Vergleich zu
                              									Thonwaaren, wegen ihrer verhältnissmässigen Leichtigkeit und Billigkeit haben sie
                              									Thonwaaren, Gefässe aus Holz und sogar mancherorten solche aus Blech verdrängt.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 154Fig. 70.Zur Herstellung von Papierpressgegenständen.Carl Joseph Christensen und H.
                                 										E. Heyerdahl in Christiania stellen nach dem österreichischen Privilegium
                              									vom 16. August 1889 solche Gegenstände durch hydraulischen Druck her. In Oesterreich
                              									sind die Rechte an die Hirschwanger Cellulosefabrik und Holzschleiferei von Schoeller und Co. übertragen worden. Wir können aus
                              										Fig. 70 die Darstellung eines Kübels ersehen. Auf
                              									dem Presstische A ist die kräftige, durchlochte Form
                              										E mittels passender Ringe e möglichst centrisch festgestellt. Ueber diese Form ist ein geeignetes
                              									Sieb E1, dann ein Kautschukmantel F und endlich wieder eine gelochte Form M,
                              									die Aussenform, gestülpt. Das Ganze wird von einer auf vier Säulen D montirten Haube G
                              									umgeben. Soll gepresst werden, so wird der Tisch A
                              									sammt der Form E u.s.w. so weit emporgehoben (z.B.
                              									durch einen Stempel S mit hydraulischem Druck oder in
                              									sonst passender Weise), bis der Tisch A sich dicht
                              									an die Flansche von G schliesst. Dann pumpt man
                              									Holzstoff in breiiger Form durch das Rohr K ein, so
                              									dass er nach Oeffnung der bezüglichen Hähne durch eines der Zweigrohre L1, L2 oder L3, zwischen Sieb E1 und den Kautschukmantel M so lange eindringt, bis sich der Kautschukmantel allseits fest an die
                              									äussere Form M anlegt. Ist dies geschehen, so wird die
                              									Zufuhr von Papierstoff unterbrochen und durch das Rohr O Wasser zur Ausfüllung des Hohlraumes H mit
                              									entsprechendem Druck eingeführt, welcher durch Manometer und Sicherheitsventil PP1 controlirt werden
                              									kann. Durch diesen Druck wird der Stoff zwischen Mantel F und Sieb E1
                              									so weit entwässert, als es eben auf mechanischem Wege möglich ist, indem das
                              									Stoffwasser durch die Oeffnungen von E abfliesst;
                              									zugleich wird der Körper verdichtet. Lässt man dann das Presswasser ab, senkt
                              									hierauf die Pressplatte, so kann der gepresste Gegenstand herausgenommen, getrocknet
                              									und auf einer Drehbank glatt gedreht werden, sowie die allenfalls noch erforderliche
                              									weitere Ausstattung erhalten. Für kleinere Gegenstände sind auch einfachere
                              									Ausführungen in dem Privilegium vorgesehen.
                           Eine verwandte Anordnung ist bei der Presse für Röhren aus
                                 										Papierzeug (D. R. P. Nr. 48961 an Horace James
                                 										Medbury in Mechanicsville) vorhanden.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 154Fig. 71.Papierröhrenpresse von Clark. Wesentlich anders hat jedoch E. W. Clark in
                              									Hartford das Röhrenpressen aus Papierstoff nach dem amerikanischen Patent Nr. 454030
                              									ausgeführt. Die am konischen Ende der Welle c (Fig. 71) aufgeschnittene Schraube d fasst den bei b
                              									einfliessenden Papierbrei und schafft ihn gegen das dünnere cylindrische Ende h der Welle c. Anfänglich
                              									schliessen die Schraubengänge knapp an die Gehäusewandungen e, um den Stoff sicher mitzunehmen, weiterhin treten sie jedoch zurück,
                              									derart Gelegenheit gebend, dass sich ein Rohr zu bilden beginnen kann, welches
                              									endlich, über den cylindrischen Dorn h gepresst, aus
                              									dem am Ende auch innen cylindrisch geformten Gehäuse tritt. Dabei sind kleine Nuthen
                              										f vorgesehen, um die Drehung des austretenden
                              									Rohres zu hindern.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 154Fig. 72.Gaberle's Papierspule. Endlich sei noch der Herstellung eines Massenartikels gedacht: Spulen aus
                              									Papierstoff gepresst. Wir finden für diesen Gegenstand an Joseph Gaberle ein österreichisches Privilegium ertheilt. Die Röhrchen a (Fig. 72) können in
                              									irgend einer Weise aus Papierstoff gepresst werden, ebenso die Scheiben S. Noch weich soll a dann
                              									beiderseits umgebörtelt werden, nachdem vorher die Scheiben s aufgeschoben worden sind, worauf durch neuerlich ertheilten Druck
                              									Scheibe s und Röhrchen a,
                              									wie es rechts angedeutet ist, verbunden werden. Um eine längere Dauer zu erzielen,
                              									können kegelförmige Holzbüchsen b eingepresst
                              									werden.
                           
                        
                           
                           Papierprüfung.
                           Hervorragendes Interesse in dieser Richtung beansprucht die erfolgte Abänderung der
                              									preussischen Papiernormalien. Durch diese Aenderung ist vielen Wünschen der
                              									betheiligten Kreise aus der Praxis Rechnung getragen worden. Die ehemaligen
                              									Normalien als bekannt vorausgesetzt, mögen hier die hauptsächlichsten Unterschiede
                              									der neuen gegen die alten Vorschriften hervorgehoben werden. Als wichtigste
                              									Bestimmung erscheint vielleicht die, dass die Normalpapiere
                                 										mit Wasserzeichen auszustatten sind, welche dann, wenn eine Lieferung an
                              									Behörden beabsichtigt ist, auch bei der Versuchsanstalt in Charlottenburg angemeldet
                              									sein müssen. Form und Beschaffenheit, sowie der Ort im Bogen sind nicht
                              									vorgeschrieben; dagegen müssen diese Zeichen die Firma des Erzeugers und die
                              									Verwendungsklasse enthalten. Wenn es auch einerseits mit Freuden begrüsst werden
                              									kann, dass dadurch jeder Fabrikant sein Erzeugniss mit dem Namen deckt, dafür aber
                              									auch sicher jene Erfolge erntet, welche er verdient, so ist andererseits zu
                              									bedenken, dass das Papier bereits auf dem Langsiebe, also in einem Zustande, wo man
                              									noch nicht sicher behaupten kann, dass die beabsichtigten Eigenschaften sicher
                              									folgen, ein unauslöschliches Merkmal für seinen Werth erhält. Wenn auch bei guter
                              									Leitung und verlässlichem Personale, besonders dann, wenn viel Papier von einerlei
                              									Haupteigenschaften erzeugt wird, ziemlich genau die Stoffzusammensetzung und
                              									Bearbeitung für das gewünschte Endproduct angegeben werden können, so trifft dies
                              									doch nicht immer zu. Da wäre nun das erhaltene, für andere Zwecke vielleicht noch
                              									sehr gut verwendbare Papier fast als Ausschuss zu betrachten, wenn nicht durch
                              									andere Anordnungen diesem Umstände seine Bedenklichkeit fast ganz genommen würde. Es
                              									kann nämlich ein solches, für eine bestimmte Stoffklasse erzeugtes, aber nicht gut
                              									gerathenes Papier durch einen Trocken Stempel nachträglich mit Zeichen versehen
                              									werden, welche die Einreihung des Papiers in eine andere, passende Gruppe ausdrückt.
                              									Weiter, und dies scheint noch bedeutungsvoller, dürfen mit
                                 										Wasserzeichen versehene Normalpapiere bis zu 10 Proc. hinter den geforderten
                                 										Eigenschaften zurückbleiben. Es mag diese Bestimmung in Folge vielfacher
                              									Reclamationen gegeben worden sein, welche erfolgten, weil seiner Zeit schon ganz
                              									geringfügige Abweichungen nach unten die Einreihung in die nächst niedere Klasse
                              									bedingten; vielleicht ist auch erwogen worden, dass ein Mann, der sein Fabrikat mit
                              									seinem vollen Namen deckt, sicher Sorgfalt auf die Herstellung desselben verwenden
                              									werde. Nicht unwesentlich ist auch, dass der Lieferant die Kosten der Prüfung nur
                              									dann zu tragen hat, wenn dieselbe ungünstig ausgefallen ist. – Im Uebrigen finden
                              									wir den äussersten Aschengehalt für reine Hadernpapiere jetzt mit 3 Proc., statt
                              									früher mit 2 Proc. zugelassen; es kann dem auch nur zugestimmt werden, weil die
                              									Bearbeitung von Hadern oft unvermeidlich grösseren Aschengehalt mit sich bringt, den
                              									man in den Rohhadern nicht so ohne weiteres vermuthen kann. Bei der zweiten
                              									Stoffklasse ist der Stroh-, Zeil- oder Espartostoff mit höchstens 25 Proc.
                              									zugelassen worden. Die Zusatzbestimmung zur alten Tabelle I hinsichtlich der
                              									Abwesenheit freier Säure ist entfallen, entsprechend den Forderungen, welche
                              									insbesondere von Dr. Wurster vertreten worden sind, auf
                              									die ich in meinen früheren Berichten auch hingewiesen habe. Zwischen den
                              									Festigkeitsklassen 3 und 4 ist eine neue Stufe mit 3500 m Reisslänge und 2,5
                              									Proc. Dehnung geschaffen worden. Ganz neu sind die Bestimmungen für Druckpapier und
                              									Actendeckel. Damit haben die Papierfabrikanten eine Reihe wesentlicher
                              									Begünstigungen erreicht. Nun dürften mit der weiteren Vervollkommnung der
                              									Untersuchungsmethoden die Klagen über die Papierprüfung fast verschwinden.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 155Fig. 73.Teclu's Papierprobe. Einen Vorschlag zur Prüfung des Papiers, welcher von den bisher üblichen
                              									Methoden zur Papierprüfung absieht und in einer ganz neuen Art und Weise vorzugehen
                              									empfiehlt, hat Prof. Nicolaus Teclu im 1. Jahrg. des
                              										Centralorgans für Waarenkunde und Technologie der
                              									Oeffentlichkeit übergeben. Danach sollen aus dem zu prüfenden Bogen Diagonalstreifen
                              									geschnitten werden von etwa 3 cm Länge und 1 cm Breite. Ein solcher Streifen abcd wird (Fig. 73) dann
                              									thunlichst in der Mitte nach der Linie ef mit einer
                              									Schere so weit eingeschnitten, dass der Punkt f etwa 4
                              									mm von der Kante ad entfernt ist. Dann werden die
                              									beiden Enden bei b und c
                              									in den Klemmen eines eigenthümlichen Festigkeitsprüfapparates, der sogen. Risswage, an deren Stelle wohl auch einer der bekannten
                              									Prüfer von Schopper oder Wendler benutzt werden könnte, befestigt. Bleibt die eine der beiden
                              									Klemmen, etwa jene bei b, fest, während die bei c von b weg in gerader
                              									Linie bewegt wird, so wird der Schnitt ef zuerst
                              									deutlich klaffen, nach Erreichung einer gewissen Zugkraft der Streifen bei f weiter einzureissen beginnen und endlich ganz
                              									durchreissen. Wie bei den gebräuchlichen Papierprüfern ist die Klemme, welche wir
                              									bei b vorläufig fest dachten, nicht ganz unbeweglich,
                              									sondern mit dem Kraftmessapparate verbunden. Wie verhält sich nun ein derart
                              									behandeltes Papier? Es beginnt bald, bei der geschilderten Beanspruchungsweise, sich
                              									bei adf zu verkrümmen, aufzubiegen u. dgl., so dass
                              									dann, wenn es endlich bei f einzureissen anfängt, eine
                              									ausserordentlich verwickelte Beanspruchung eingetreten ist. Wenn wir dagegen die
                              									einfache Zugbeanspruchung bei dem üblichen Prüfungsvorgange betrachten, so fällt es
                              									schwer, dem neuen Vorgange das Wort zu reden, und dies um so mehr, da eine derartige
                              									Beanspruchung des Papiers während des Gebrauches höchst selten vorkommen dürfte.
                              									Wenn man dem Vorgang während dem Einreissen bei vorsichtiger, langsamer
                              									Versuchsausführung folgt, so bemerkt man deutlich, dass der Faserfilz aus einander
                              									gezerrt, die Fasern selten quer durchrissen werden. Ganz etwas Aehnliches haben wir
                              									aber bei der Zugprobe auch, so dass ich auch aus diesem Grunde mich für das neue
                              									Verfahren nicht erwärmen kann.
                           Der erwähnte Schopper'sche Festigkeitsprüfer ist in
                              									letzter Zeit sehr sorgfältig ausgestaltet worden und liegt über denselben ein sehr
                              									günstiges Zeugniss der Charlottenburger Prüfungsanstalt vor. Nach einer der Papierzeitung entnommenen Zeichnung sehen wir in Fig. 74 Klemmen J, M, in
                              									welche der Papierstreifen P befestigt werden kann. Die
                              									Klemme M ist mit einer Schraubenspindel, weiter durch
                              									Kegelrädertrieb mit dem Handrade B verbunden, so dass
                              									durch dessen Drehung eine Spannung im Papier hervorgerufen werden kann. Die Klemme
                              										J, oben, vermittelt in geeigneter Weise die
                              									Kraftmessung durch den Gewichtshebel D mit abnehmbarem
                              									Gewichte G; ein Zeiger spielt dabei auf der Scala F und gibt die Belastungen in 0,1 k auf den Theilstrich an. Die
                              									Dehnung wird durch die relative Verschiebung der beiden Klemmen J und M mittels der
                              									Zahnstange e und Hebel K
                              									auf der Scala L gemessen, und zwar in Millimeter direct
                              									oder in Procenten für die übliche Länge des Probestreifens mit 180 mm. Bei der
                              									Untersuchung des Apparates zeigten sich die unvermeidlichen Fehler als sehr
                              									gering.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 156Fig. 74.Schopper's Festigkeitsprüfer.Textabbildung Bd. 286, S. 156Fig. 75.Leimfestigkeitsprobe. Eine neue Prüfungsmethode für die
                                 										Leimfestigkeit von Papieren haben O. Schluttig
                              									und Dr. G. S. Neumann angegeben. Diese Prüfungsmethode
                              									ist recht einfach und wird in folgender Weise ausgeführt. Man spannt das zu
                              									untersuchende Papier auf ein geneigtes Brett und lässt von der Mitte des Blattes aus
                              									durch ein Röhrchen eine bestimmte Menge einprocentiger Eisenchloridlösung gegen den
                              									unteren Rand herabrieseln. Man kann etwa drei solcher Streifen in etwa 1 cm
                              									Entfernung verursachen: a, b und c,
                              									Fig. 75. Die Eisenchloridmenge, welche auf dem
                              									Streifen verbleibt, ist nicht allerorten gleich dicht, sondern nimmt gegen den Rand
                              									specifisch zu, entsprechend dem Gesetze der Schwere. Weil aber für alle drei
                              									Streifen a, b, c derselbe Vorgang eingehalten wird, so
                              									wird auch bei gleichmässigem Papier die Lösung in allen drei Streifen dieselbe
                              									Vertheilung besitzen. Die Streifen werden weiter in der Mitte zu trocknen beginnen
                              									und am Rande am spätesten trocken werden, so dass gegen den Rand die Lösung am
                              									meisten Zeit hat, in das Papier einzudringen, oder bei nicht genügend leimfestem
                              									Papiere durchzuschlagen. Nach dem Trocknen der Eisenchloridstreifen wendet man das
                              									Blatt um und dreht es um 90°, so dass die früher geneigt gelegenen Streifen
                              									wagerecht liegen. Lässt man dann wieder von der Mitte gegen den Rand einprocentige
                              									Tanninlösung auf dem Papiere abwärts fliessen in Streifen 1,
                                 										2 und 3, welche also die auf der anderen
                              									Papierseite befindlichen rechtwinkelig kreuzen, so wird je nach der Leimfestigkeit
                              									entweder sofort; oder erst nach einiger Zeit, oder überhaupt gar nicht, bei den
                              									ausserordentlich leimfesten Papieren, eine schwarze, gerbsaure Eisenverbindung an
                              									den Kreuzungsstellen auftreten. Am ehesten wird dies dort geschehen, wo sowohl
                              									Eisenchlorid- als Tanninlösung am weitesten in das Papier eindringen konnten, also
                              									an demjenigen Kreuzungspunkte, welcher am weitesten von der Papiermitte entfernt
                              									liegt, und das ist offenbar: c, 3. Je nach der Stärke
                              									der Reaction, indem man insbesondere die Abstufungen für die einzelnen
                              									Kreuzungspunkte beobachtet, richtet sich die Entscheidung hinsichtlich der
                              									Leimfestigkeit des zu untersuchenden Papiers.
                           Für die Untersuchung des Fasermaterials, aus welchem Papier zusammengesetzt ist, wird
                              									in letzterer Zeit vielfach Prof. Höhnel's sogen.
                              									Papierschwefelsäure verwendet. Sie wird gebildet, wenn man 125 Th. Schwefelsäure von
                              									1,85 spec. Gew. mit 15 bis 20 Th. Wasser mengt. Bringt man auf das geeignet
                              									präparirte (u.a. mit verdünnter Kalilauge gekochte) Papier einen Tropfen Jodlösung,
                              									entfernt den Ueberschuss und gibt dann einen Tropfen der Papierschwefelsäure hinzu,
                              									so zeigen sich für die verschiedenen Faserarten verschiedenartige Farbenreactionen.
                              									Wenn wir die wichtigsten Fasern herausgreifen, so finden wir: 1) Leinen, Hanf,
                              									Baumwolle rothviolett bis weinroth; 2) Holz- und Strohzellstoff wird grau bis
                              									graublau; 3) Holzschliff, überhaupt verholzte Fasern werden goldgelb bis dunkelgelb
                              									gefärbt. Insbesondere bei der mikroskopischen Untersuchung und bei der Abschätzung
                              									des procentischen Gehaltes an jedem Fasermateriale kann das Verfahren offenbar
                              									viele, gute Dienste leisten.
                           Zur quantitativen Bestimmung des Holzschliffes haben Rudolf Benedict und Max
                                 										Bamberger in der Chemiker-Zeitung, 1891, einen
                              									neuen Weg vorgeschlagen. Sie fanden, dass Holz, mit Jodwasserstoffsäure gekocht,
                              									Methyljodid bildet. Weil nun reiner Zellstoff, sowie die Extractivstoffe des Holzes
                              									mit Wasser und Alkohol kein Methyljodid bilden, so schlössen sie, dass die Ursache
                              									der Bildung von Methyljodid nur in dem sogen. Lignin zu suchen sei, und bauten
                              									darauf eine neue Bestimmungsmethode auf. Dieselbe scheint viel für sich zu haben,
                              									weil sich zeigte, dass die verschiedenen Hölzer verschiedene Mengen von Methyljodid
                              									bei sonst gleichartiger Behandlung lieferten. – Dagegen empfiehlt W. Herzberg die Methode mittels Phloroglucin,
                              									allenfalls unter Zuhilfenahme des Mikroskopes.
                           Weil die bekannte Reaction mit Quecksilberchlorid bei dem Nachweis von thierischer Leimung sich als wenig empfindlich zeigt, wird
                              									von Dr. Rudolf Hefelmann in Leipzig eine
                              									Ammoniakreaction empfohlen. Dieselbe wird erzielt, wenn man den thierischen Leim
                              									auszieht, abscheidet und mit Natronkalk glüht. Geschieht dies in einem oben offenen
                              									Röhrchen, so kann man etwa durch befeuchtetes Lackmuspapier leicht das Ammoniak
                              									nachweisen.
                           Zur Prüfung des Trockengehaltes sind eine Reihe von Apparaten, z.B. von Friedr. Plaschke in Aschaffenburg, Max Kähler und Martini in Berlin und von Dr. O. Knöfler und Co. in Charlottenburg, angegeben worden,
                              									bei welchen durch ein Wasserbad erwärmte Luft die in einem Siebkörper befindliche
                              									Substanz trocknet. Es sei der Apparat von Friedr.
                                 										Plaschke nach einer Zeichnung in der Zeitschrift
                                 										für angewandte Chemie in Fig. 76
                              									wiedergegeben. Wir sehen mehrere concentrische Mäntel, zwischen zwei derselben wird
                              									durch das Rohr F Wasser bis zur Höhe des Hahnes H eingefüllt. Man lässt dasselbe niemals bis unter den
                              									Hahn H1 sinken. Die
                              									Luft strömt von aussen, wie die Pfeile andeuten, zu und entfernt sich durch den
                              									Schlot K. Wenn der Apparat gebraucht wird, hebt man den Deckel D ab, hängt den Siebcylinder S mit dem zu trocknenden Körper ein und schliesst wieder den Deckel.
                              									Hierauf kann auch das Thermometer T eingesenkt und der
                              									Apparat in Betrieb gesetzt werden. Der Knöfler-Kähler'sche Apparat ist auch gleich mit einer geeigneten Wage
                              									versehen, um die mechanische Thätigkeit noch weiter zu vereinfachen.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 157Fig. 76.Prüfungsvorrichtung auf Wassergehalt. Es ist eine aus der Erfahrung folgende Thatsache, dass das Rütteln des
                              									Stoffes auf dem Langsieb von wesentlichstem Einfluss auf die Güte des Papiers ist.
                              										W. Schacht hat sich der mühevollen Aufgabe
                              									unterzogen, eine lange Reihe von Prüfungen in dieser Richtung zu veranstalten. Der
                              									Erfolg ist der, dass sich herausgestellt hat, dass für jede der in ihrer
                              									Verschiedenheit ins Unendliche gehenden Stoffmischungen eine ganz bestimmte
                              									Rüttelung, sowohl was Hub, als Hubzahl anbelangt, zur Erzielung des günstigsten
                              									Resultates anzunehmen ist. Weil nun der Praktiker während der Papierbildung auf dem
                              									Langsiebe am besten den Vorgang beobachten und daraus seine Schlusse ziehen kann, so
                              									wäre eine in jeder Richtung befriedigende Vorrichtung sehr wünschenswerth, welche
                              									die Verstellung des Hubes und der Hubzahl während des Ganges gestattet. Leider hat
                              									noch keine der bekannten Ausführungen dies Ziel zu erreichen vermocht.
                           Schon lange wurde ein Zusammenhang zwischen der Dicke des Papiers und der Reisslänge
                              									vermuthet. Zur Aufhellung des Dunkels, welches in dieser Richtung herrscht, wurden
                              									von Herzberg und dann auch von Dr. R. Lenz eingehendere Versuche gemacht. Schon Herzberg schloss aus verhältnissmässig wenigen
                              									Versuchen, allerdings noch zurückhaltend, dass bei sonst gleicher Beschaffenheit der
                              									Papiere, also insbesondere gleicher Stoffzusammensetzung, die Reisslänge mit der
                              									Dicke abnimmt, die Bruchdehnung jedoch zunimmt. Diese Resultate, wenigstens
                              									hinsichtlich der Reisslänge, sind durch die Versuche von Dr. Lenz vollständig bestätigt worden. In der That scheint mir auch diese
                              									Erscheinung dem Vorgange bei der Papierbildung entsprechend. Es ist nämlich
                              									leichter, dass gute Verfilzung bei dünnerer Papierbahn eintrete als bei dickerer, wo
                              									möglicher Weise die Verfilzung nur aussen gut stattfindet, im Inneren dagegen nicht.
                              									Es dürfte allerdings schwer sein, volle Sicherheit der Erklärung in dieser Richtung,
                              									bei den kleinen in Frage kommenden Dicken, zu erreichen. Doch bleibt das
                              									Versuchsresultat: Papiere bei sonst gleichen Eigenschaften
                                 										haben für grösseres Gewicht kleinere Reisslänge. Anschliessen will ich,
                              									dass Versuche von Dr. Lenz einen eigentlich
                              									naheliegenden Schluss, dass grösserer Wassergehalt die Reisslänge herabbringe,
                              									bestätigen.
                           Ein interessanter Aufsatz über den Einfluss der verschiedenen Theile der
                              									Papiermaschine auf die Eigenschaften des Papiers findet sich im französischen
                              									Fachblatte La Papeterie. Die gewonnenen Hauptresultate
                              									wären etwa die folgenden: Das Papier hat schon hinter der Gautschpresse grössere
                              									Reisslänge in der Längsrichtung als in der Querrichtung, dagegen die Dehnung noch
                              									nahe gleich; weiterhin ergeben sich jedoch immer grössere Unterschiede für
                              									Längs- und Querrichtung. Diese Unterschiede erreichen ihren höchsten Werth beim
                              									Trocknen. Anderwärts werden auch merkliche Unterschiede in den Eigenschaften der
                              									Seiten und der Mitte der Papierbahn nachgewiesen.
                           Für die weitere Behandlung des Papiers, insbesondere für das Satiniren finden wir
                              									ausführliche Untersuchungen in der Papierzeitung, Jahr
                              									1890, veröffentlicht. Sie bestätigen die bisherigen von mir schon seiner Zeit
                              									mitgetheilten Thatsachen. Doch konnte aus diesen Versuchen kein besonderer Vortheil
                              									der Plattenglättung gegenüber der Rollenkalandrirung erwiesen werden.
                           Eine interessante Frage ist die, wie Handpapier von Maschinenpapier unterschieden
                              									werden könne. Wenn das letztere mit hinreichender Sorgfalt hergestellt worden ist,
                              									so erscheint die Unterscheidung von Handpapier ausserordentlich schwierig. Nach
                              									Versuchen Herzberg's zeigen sich eine Reihe von
                              									Eigenschaften bei beiden Papiersorten ganz gleichartig. Nicht Verfilzung noch andere
                              									Umstände, wo man am leichtesten Unterschiede vermuthen möchte, lassen sicher eine
                              									Unterscheidung zu.
                           Von der Leipziger Papierprüfungsanstalt sind Versuche über die Haltbarkeit von Cellulosepapieren durchgeführt worden,
                              									welche sehr interessante Ergebnisse geliefert haben. Danach ist die Verschlechterung
                              									der hervorragenden Eigenschaften, Abnahme der Reisslänge z.B., keinesfalls als Regel
                              									anzusehen. Damit wäre die Vermuthung bestätigt, welche ich in einem früheren
                              									Berichte ausgesprochen habe, dass nämlich die damals gefundene Abnahme in der Güte
                              									von Cellulosepapieren nicht unumgänglich aus der stofflichen Zusammensetzung
                              									derselben folgen dürfte, sondern sehr wahrscheinlich durch die Unvollkommenheiten
                              									der Darstellung des Zellstoffes zu erklären sein wird. Heute, wo die Erfahrung zu
                              									mancher wesentlichen Vervollkommnung geführt hat, wo wirklich nahe tadelloses
                              									Material geliefert werden kann, ist das Misstrauen gegen Zellstoffpapiere kaum mehr
                              									gerechtfertigt; wenigstens ist es jetzt schon für viele Zwecke geeignet, für welche
                              									es seiner Zeit nicht empfohlen werden konnte.
                           
                        
                           Papierfabriksanlagen.
                           In der Papierzeitung, Jahr 1891, finden wir zwei Anlagen
                              									in Skizzen, deren eine, eine Sulfitzellstoff-Fabrik, nach System Mitscherlich eingerichtet ist.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 157Fig. 77.Papierfabrik in Fujigori. Die in Fig. 77 dargestellte Anlage ist jene
                              									zu Fujigori in Japan. Holz- und Sulfitstoff werden in den Gebäuden A
                              									und B gewonnen und wandern dann in die eigentliche
                              									Papierfabrik. Wir finden zwei Kugel- und einen Cylinderkocher bei K1 und K2. Der Stoff wandert
                              									aus diesen in Abtropfkästen und dann in den Holländersaal H. Drei Holländer dienen zum Halbstoffmahlen und Bleichen, sechs weitere
                              									zum Ganzstoffmahlen, je drei davon bedienen eine Papiermaschine. Die Abtropfkästen
                              									für den gebleichten Stoff befinden sich unter dem Holländerraum. Ausserdem finden
                              									wir zum Feinmahlen für jede Papiermaschine eine Kegelstoffmühle, System Jordan. Eigene Mischholländer sind hier nicht
                              									vorhanden. Das Mischen geschieht hier nur durch den Stoffumlauf, von der Rührbütte
                              									in die Stoffmühle und von da in eine zweite Rührbütte. Die nöthige Arbeit wird von
                              									einer Pumpe geleistet. Weiter gelangen wir dann in den Papiermaschinensaal P. Die Papiermaschinen arbeiten mit 1,8 m Arbeitsbreite
                              									und 21 Trockencylindern von 915 mm Durchmesser. An diesen Maschinenraum schliessen
                              									sich dann die zur weiteren Appretur, sowie jene zum Sortiren und Packen des Papiers
                              									nothwendigen Säle.