| Titel: | Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische Untersuchungen. | 
| Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 189 | 
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                        Neue Methoden und Apparate für
                           								chemisch-technische Untersuchungen.
                        Mit Abbildungen.
                        Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische
                           								Untersuchungen.
                        
                     
                        
                           Verbesserter Soxhlet'scher Extractionsapparat.
                           Da alle bisher im Gebrauch befindlichen (Rüben-) Extractionsapparate nicht gestatten,
                              									den Endpunkt der Extraction festzustellen, ohne dass die Destillation einen
                              									Augenblick unterbrochen wird, änderte Max Müller den
                              										Szombathy-Soxhlet'schen Apparat zur Vermeidung
                              									dieses kleinen Uebelstandes in geeigneter Weise ab.
                           An Stelle des Soxhlet'schen Hebers ist seitlich an dem
                              									Extractionsgefäss A ein 5 bis 6 mm weites, oben offenes
                              									Glasrohr B angebracht, welches durch das engere
                              									Glasröhrchen C mit dem unteren verjüngten Theile der
                              									Extractionsröhre in Verbindung steht.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 189Fig. 1.Verbesserter Soxhlet'scher Extractionsapparat. Das seitliche Röhrchen C ist gegen seinen
                              									oberen Theil schleifenförmig gebogen. Die hier stets zurückbleibende geringe
                              									Flüssigkeitsmenge genügt, um den aufsteigenden Dämpfen den Durchgang zu verwehren.
                              									Diese nehmen daher ihren Weg durch D, werden im Kühler
                              										MG verdichtet und die condensirte Flüssigkeit
                              									tropft auf die im Extractionsgefässe A befindliche
                              									Substanz. In dem Maasse, als sich die verdichtete Flüssigkeit in A ansammelt, steigt sie in B empor, geht in das Röhrchen C und fliesst,
                              									sobald der höchste Punkt der Schleife erreicht ist, in den Destillirkolben zurück.
                              									Man sieht, es wird so das zeitweilige Abhebern der verdichteten Flüssigkeit
                              									vermieden, dieselbe fliesst stetig in den Kolben zurück, so dass Destillation und
                              									Extraction gleichmässig von statten gehen. Durch das offene Röhrchen B kann man jeder Zeit eine Probe der
                              									Extractionsflüssigkeit entnehmen
                              									und prüfen, wie weit die Extraction fortgeschritten ist. Ist dieselbe beendet,
                              									und will man die noch in A befindliche Flüssigkeit in
                              									den Kolben zurückfliessen lassen, so schliesst man B,
                              									und die Flüssigkeit hebert sofort in den Kolben über.
                           Als Kühler verwendet man, wie in der Zeichnung angedeutet, einen Walter'schen oder auch einen Soxhlet'schen.D. p. J. 1884 251 367.
                           Der Apparat wird vom Verfasser speciell für Rübenuntersuchung angewendet, lässt sich
                              									aber selbstverständlich für jede andere Extraction auch gebrauchen. (Nach Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 S. 232.)
                           
                        
                           Modificirtes Volumenometer zur Bestimmung des
                              									Volumgewichtes.
                           Das von Alexander v. Kaleszinsky modificirte
                              									Volumenometer gestattet zahlreiche genaue Volumbestimmungen nach einander
                              									auszuführen, ohne dass ein Wägen von Quecksilber nöthig ist. Man hat hierbei nur
                              									einige Scalenablesungen zu machen und eine Wägung bei Bestimmung des Volumgewichtes
                              									eines Körpers. Da beim Arbeiten mit dem Apparat sich derselbe nicht erwärmt, so
                              									fallen alle Correcturen weg.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 190Fig. 2.v. Kaleszinsky's Volumenometer. Der Apparat besteht in der Hauptsache aus einem ∪-Rohr von 13 mm Lichtweite, dessen einer Schenkel C offen ist und eine Millimeterscala trägt, deren erster Theilstrich genau
                              									auf die Marke 1 des zweiten Schenkels einsteht.
                              									Letzterer ist in der Mitte, sowie oben erweitert; die obere Erweiterung A dient zur Aufnahme der zu untersuchenden Substanz.
                              										A ist mit einer einen Glashahn a tragenden aufgeschliffenen Glasplatte bedeckt, welche
                              									zur Dichtung mit einem Gemenge von Wachs und Olivenöl schwach bestrichen wird. Der
                              									untere Theil ist an drei Stellen verengt, damit die Communication a mit der Erweiterung B
                              									auch dann sicher ist, wenn in A ein Glascylinder zur
                              									Aufnahme der Substanz gelegt wird. Die Substanz gibt man in vielen Fällen in ein mit
                              									durchbohrtem Glasstöpsel versehenes Gefäss, zumal bei hygroskopischen und
                              									staubförmigen Körpern.
                           Am unteren Theile des Rohres, dicht über der ∪-förmigen
                              									Biegung, sind zwei Glashähne b und c angebracht. Mit dem Hahne b ist durch einen dickwandigen Kautschukschlauch (sogen.
                              									Quecksilberschlauch) die Glaskugel D verbunden, die das
                              									zur Füllung des Apparates nöthige Quecksilber enthält und von einem Bunsenstativ
                              									getragen wird. Der Hahn c steht mittels einer
                              									dickwandigen, etwa 2 m langen Kautschukröhre in Verbindung mit der in eine
                              									feine Spitze auslaufenden gebogenen Glasröhre E,
                              									welche den Hahn e trägt. Vor dem Hahn c ist an dem Schlauche eine kleine Hebelklemme
                              									angebracht, bei deren Niederdrücken das Quecksilber im ganzen Apparat bewegt wird,
                              									so dass die capillare Depression stets gleich und der Meniscus stets convex bleibt.
                              									Der Hahn e dient dazu, das Quecksilber genau auf die
                              									Marken einzustellen. Das ablaufende Quecksilber fliesst in das Sammelgefäss F. – Das Volumen von B
                              									wird vor dem Versuche mit Quecksilber auskalibrirt. – Neben dem Apparat befindet
                              									sich ein in 1/10°
                              									getheiltes Thermometer, sowie ein Bunsen'sches
                              									Barometer, und zum Ablesen der Scala, 2 m von derselben entfernt, ein Fernrohr. Zum
                              									Schütze gegen ausstrahlende Wärme ist der Apparat mit einem Glaskasten umgeben, so
                              									jedoch, dass die beiden Hahnröhren aussen bleiben. Das Ganze steht in einem Behälter
                              									aus Eisenblech. Die Luft in dem Gefässe muss vollkommen trocken sein; desgleichen
                              									der zu untersuchende Körper.
                           Will man nun das Volumgewicht irgend eines Körpers bestimmen, so bringt man zunächst
                              									den zur Aufnahme der Substanz bestimmten Glascylinder in A und befestigt die Glasplatte bei offenem Hahn a auf A. Darauf bringt man D in die Stellung D1 öffnet b, damit das
                              									Quecksilber bis über Marke 1 steigt, sperrt bei b ab, beobachtet durch das Fernrohr und lässt dabei
                              									durch e Quecksilber abfliessen, bis es genau auf die
                              									Marke einsteht, wobei man mittels Druck die Röhre zeitweilig verengert. Alsdann
                              									verschliesst man a, bringt D in die Stellung D2, öffnet b und
                              									lässt so viel Quecksilber ab, bis es nahe zur Marke 2
                              									sinkt, dreht darauf b wieder zu und stellt darauf
                              									mittels Fernrohres wieder genau ein. Nunmehr steht das Quecksilber in C nicht in der der Marke 2
                              									entsprechenden Höhe, sondern z.B. bei 369 mm. Zugleich liest man Temperatur und
                              									Barometerstand ab. – Darauf bringt man D in Stellung
                              										D1 und füllt den
                              									Apparat bis Marke 1. In das Glasgefäss gibt man die
                              									Substanz, sperrt nach genauer Einstellung a ab und
                              									stellt das Quecksilber zuerst annähernd, darauf genau bis zur Marke 2 ein, worauf letzteres in C z.B. bei 384 mm stehen wird. – Endlich bestimmt man das Gewicht P des zu untersuchenden Körpers, berechnet v0 und v1, d.h. die Volumina
                              									von A vor und nach dem Einbringen der Substanz vom
                              									Volumen x, und erhält das Volumgewicht
                              										s=\frac{p}{x}.
                           Die Volumina v0 und v1 lassen sich auf
                              									Grund des Mariotte'schen Gesetzes leicht berechnen.
                              									Bezeichnet:
                           
                              
                                 v0 =
                                 Volum von A mit Glasgefäss ohne
                                    											Substanz,
                                 
                              
                                 v1 =
                                      „      „   „   „          „          mit          „
                                 
                              
                                 x =
                                      „    der Substanz d. i = v0
                                    											– v1,
                                 
                              
                                 P =
                                 Gewicht der Substanz,
                                 
                              
                                 a =
                                 Volum von B,
                                 
                              
                                 
                                    p
                                    0
                                    =
                                    
                                 Höhe des Quecksilbers im linken Schenkel bis Theil-strich 1,
                                 
                              
                                 d =
                                 Höhe des Quecksilbers, entsprechend v0 + a,
                                 
                              
                                 d1 =
                                     „     „           „                     „           v1 + a
                                 
                              
                                 
                                 
                                                                                          = (v
                                    0
                                    – x) + a,
                                    
                                 
                              
                           so ergibt sich für v0 folgende Ableitung:
                           
                              
                                  I.
                                 Zustand:
                                 Volum
                                 = v0;
                                 Druck
                                 = p0
                                 
                              
                                 II.
                                 „
                                 „
                                 = r0
                                    											+ a;
                                 „
                                 = p0 – d = p
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 ∴
                                    											v_0\,p_0=(\tau_0+a)\,p
                                 
                              
                                 
                                    v_0=a\,.\,\frac{p_0-d}{d}
                                    
                                 
                              
                           
                           für v1:
                           
                              
                                  I.
                                 Zustand:
                                 Volum
                                 = v1
                                    											d. i. v0
                                    											– x;
                                 Druck
                                 = p0
                                 
                              
                                 II.
                                 „
                                 „
                                 = v1 + a;
                                 „
                                 = p0 – d1 = p1
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 ∴
                                    												v_1\,p_0=(v_1+a)\,p_1
                                 
                              
                                 
                                    v_1=a\,.\,\frac{p_0-d_1}{d_1}
                                    
                                 
                              
                           x = v0
                              									– v1; folglich
                              										S=\frac{P}{x}.
                           (Nach Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 18.1.)
                           
                        
                           Einfaches Instrument zur directen Ermittelung des
                              									Normalvolumens und der Gewichte der Gase.
                           Behufs Reduction der Gase auf Normaldruck und -Temperatur änderte F. Salomon das Galilei'sche Luftthermometer derartig ab, dass die Scala des Instrumentes der
                              										Salomon'schen ThermometerscalaZeitschrift für angewandte Chemie, 1891 S.
                                    											409. entspricht.
                           Die einfachste Form des neuen Instrumentes, das Verfasser Barothermometer nennt, besteht aus einem Capillarrohr, an dessen einem
                              									Ende eine Glaskugel oder ein Cylinder angeschmolzen ist, während das andere Ende
                              									offen bleibt. Ein Quecksilberfaden, der ein bestimmtes Volum eines trockenen oder
                              									feuchten Gases abschliesst, dient als Index. An dem offenen Ende befindet sich eine
                              									Vorrichtung (Kappe, Hahn), welche gestattet, beim Nichtgebrauche und namentlich für
                              									den Transport den Eintritt der äusseren Luft zu verhindern.
                           Die Scala ist so gewählt, dass das eingeschlossene Gas sich bei dem Punkte 100 unter
                              									Normaldruck und Temperatur befindet und die übrigen Scalentheile dann direct die
                              									Procente der Volumveränderung angeben.
                           Für die meisten Anwendungen dürfte die wagerechte Aufhängung zweckmässig sein, doch
                              									kann man ebenso gut das Rohr in lothrechter Lage, die Oeffnung nach oben oder unten
                              									gerichtet, aufstellen, nur muss dann selbstverständlich auch die Graduirung in genau
                              									derselben Lage geschehen, in welcher die Ablesung erfolgen soll.
                           Auch die Form des Apparates lässt sich wie bei den Thermometern beliebig verändern
                              									(Spirale, Schlange u.s.w.).
                           Das Barothermometer gibt direct die dem herrschenden Luftdruck und der
                              									Beobachtungstemperatur entsprechende Ausdehnung des Normalvolumens, wie jedes andere
                              									Volumeter. Soll das Instrument hauptsächlich für eine bestimmte Gasart benutzt
                              									werden, so erhält es zweckmässig neben der obigen Volumenscala noch eine Theilung,
                              									welche direct die Gewichte des betreffenden Gases abzulesen gestattet, und selbst
                              									für die leicht coërciblen Gase, wie SO2, CO2 u. dgl., wird es mit Erfolg benutzbar, wenn man
                              									diese selbst statt der Luft zur Füllung des Apparates anwendet.
                           Mit Hilfe des neuen Instrumentes lässt sich auch der Luftdruck oder die Temperatur
                              									berechnen, je nachdem man entweder die Temperatur in Salomon-Graden oder den
                              									Luftdruck in 1/1000 at ausgedrückt kennt. Ersteren erhält man, indem man die
                              									Salomon-Grade (Temperatur) durch die Barothermometergrade dividirt; und umgekehrt
                              									die Temperatur, indem man die Barothermometergrade mit dem in 1/1000 at
                              									ausgedrückten Luftdruck multiplicirt.
                           Schliesslich kann das Instrument auch direct als Barometer und Thermometer dienen,
                              									wenn man, wie Melde seiner Zeit bei seinem
                              									Capillarbarometer gezeigt hat, eine längere Quecksilbersäule zur Anwendung
                              									bringt. (Nach Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892
                              									S. 45.)
                           
                        
                           Neues Colorimeter von G. Papasogli.
                           Das von Papasogli construirte Colorimeter besteht aus
                              									zwei graduirten cylindrischen Gefässen von gleichem Durchmesser, durch welche
                              									mittels eines Spiegels von unten her Lichtstrahlen geschickt werden können. Diese
                              									Strahlen werden nach ihrem Austritte aus den Gefässen oben in einem kleinen
                              									Fernrohre gesammelt und geben ein gleichmässig gefärbtes Gesichtsfeld, wenn die
                              									Flüssigkeiten in den Gefässen gleichmässig gefärbt und von gleicher Höhe waren,
                              									anderenfalls erscheint die eine Hälfte des Gesichtsfeldes verschiedenfarbig. Durch
                              									eine einfache Vorrichtung hat man es in der Hand, die Flüssigkeit in dem einen
                              									Gefässe steigen oder sinken zu lassen, bis die Gleichfarbigkeit des Gesichtsfeldes
                              									eintritt. Man liest dann die Höhe der Flüssigkeitssäule ab und findet durch den
                              									Vergleich mit der Höhe der Flüssigkeit in dem anderen Gefässe, das die bekannte
                              									Lösung enthält, den Gehalt an Farbstoff. (Nach Le Stazione
                                       										speriment. agric. ital., Bd. 21 S. 561, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 577.)
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)