| Titel: | Ueber Dampfkessel. | 
| Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 228 | 
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                        Ueber Dampfkessel.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Ueber die Gefügeveränderung und Verschlechterung der Kesselbleche durch langjährigen
                              									Betrieb machte, nach der Mittheilung Gyssling's in den
                              									Verhandlungen des Bayerischen Dampfkesselrevisionsvereins ein Vereinsmitglied
                              									Mittheilungen über zwei sogen. Siederkessel, welche nach etwa 30jährigem Betriebe
                              									untersucht worden sind, wobei sich Folgendes ergab:
                           
                              „Nachdem die gusseisernen Köpfe an den Siedern entfernt waren, konnte man mit
                                 										einer Hand durch einen mässigen Hammerschlag beliebig viele Blechstücke von 8 qc
                                 										kurz abschlagen; der Bruch war glänzend hell und grobkörnig. Aus dieser
                                 										auffälligen Erscheinung schloss man, dass die fraglichen Bleche, welche
                                 										unmittelbar über oder in nächster Nähe des Rostes lagen, also die erste Hitze
                                 										empfingen, durch den häufigen Temperatur- und Spannungswechsel, wie ihn der
                                 										Kesselbetrieb mit sich bringt, nach und nach ihr Gefüge verändert und sich damit
                                 										in sehr bedenklicher Weise verschlechtert hätten. Dieser Folgerung ist jedoch
                                 										entgegenzuhalten, dass nicht festgestellt ist, welche Beschaffenheit jene Bleche
                                 										ursprünglich besassen. Es sind dem Vortragenden zwei Fälle erinnerlich, in
                                 										welchen neue Schweisseisenbleche ganz dieselbe Erscheinung zeigten, indem schon
                                 										beim Abladen vom Wagen Stücke absprangen, deren Bruchfläche ein grobkörniges
                                 										Gefüge besassen. Man könnte hier einwenden, dass dann auch sich die schlechte
                                 										Qualität der zu den Siederkesseln verwendeten Bleche gewiss schon bei
                                 										Herstellung der Kessel gezeigt haben müsste, wenn sie ursprünglich vorhanden
                                 										gewesen. Aber auch dieser Einwurf ist nicht unbedingt stichhaltig, wie ein
                                 										anderer Fall beweist. Dieser Fall betrifft einen Flammrohrkessel mit einem aus
                                 										Wellrohrblech hergestellten Flammrohr, das sich nach einjährigem Betriebe
                                 										schadhaft zeigte und herausgenommen werden musste. Schon beim Entfernen der
                                 										Nieten brachen am vorderen Rohrende kleinere Stücke heraus; von einem anderen
                                 										Theile des Rohres liessen sich ebenfalls mit mässig kräftigen Hammerstreichen
                                 										kleine Stücke kurz abschlagen. Die Bruchfläche der Stücke besass ein Gefüge wie
                                 										das Gusseisen, einzelne kleine Schichtungen im Querschnitte bewiesen jedoch, dass das
                                 										Wellrohr aus Schweisseisen hergestellt war, was auch der Lieferant bestätigte.
                                 										In diesem Falle hat also das spröde Kesselblech das Biegen und Zusammenpassen,
                                 										das Nieten und Stemmen, kurz die ganze Fabrikation ausgehalten, ohne zu brechen.
                                 										Dass sich das Gefüge des Flammrohres durch den nur einjährigen Betrieb so sehr
                                 										verändert habe, ist wohl als ausgeschlossen zu betrachten.
                              
                           
                              „Um über die landläufige Meinung, dass sich die Kesselbleche durch den
                                 										Temperatur- und Spannungswechsel allmählich verschlechtern, Aufschluss zu
                                 										erhalten, hat der Vortragende aus zwei Siederkesseln, welche während 25 bezieh.
                                 										23 Jahren jährlich 3 bis 4 Monate und täglich 13 Stunden lang, also auf stetige
                                 										Benutzung berechnet etwa 7 Jahre in Betrieb standen, je drei Probestreifen
                                 										herausnehmen und im mechanisch-technischen Laboratorium der königl. technischen
                                 										Hochschule zu München durch Prof. Bauschinger
                                 										hinsichtlich ihrer Festigkeit prüfen lassen.
                              
                           
                              „Von den mit Nr. 1 bis 3 bezeichneten Probestücken des Kessels A stammt Nr. 1 aus
                                 										dem ersten über dem Feuer liegenden Schusse des einen Sieders, und zwar Nr. 2
                                 										von der unteren und Nr. 3 von der oberen Seite. Letzteres gilt auch von den
                                 										Probestücken Nr. 1 und 2 des Kessels B, während das dritte Stück aus einer
                                 										weiter vom Feuer ab liegenden Stelle desselben Sieders entnommen war. Zu
                                 										bemerken ist noch, dass die Stücke aus den Feuertafeln (A2 und B1) durch
                                 										Abbrand und Rost erheblich von ihrer ursprünglichen Dicke verloren hatten, und
                                 										dass die Faserrichtung bei sämmtlichen Probestreifen nicht mehr mit Sicherheit
                                 										festgestellt werden konnte.
                              
                           Die von Bauschinger gefundenen Ergebnisse sind in
                              									nachstehender Tabelle übersichtlich zusammengestellt:
                           
                              
                                 Bezeich-nungderStücke
                                 
                                    
                                    Lage
                                    
                                    im Kessel
                                    
                                 Querschnitt
                                 Zugfestig-keit in kauf 1
                                    											qc
                                 Dehnung in Proc.für urspünglich
                                 Quer-schnitts-con-tractioninProc.
                                 Bruchflächeund sonstige Bemerkungen
                                 
                              
                                 Breitecm
                                 Dickecm
                                 250 mm
                                 200 mm
                                 
                              
                                 A1
                                 Mantelblech aus   dem Oberkessel
                                 5,08
                                 0,92
                                 4450
                                 4,3
                                 5,1
                                   9
                                 feinsehnig, feingeschichtet, zu einem Drittheil   krystallinisch,
                                    											aufgeblättert.
                                 
                              
                                 A2
                                 Feuertafel unten
                                 3,70
                                 0,60
                                 3500
                                 6,1
                                 6,3
                                   8
                                 feinsehnig, feingeschichtet, äusserlich etwas   aufgerissen.
                                 
                              
                                 A3
                                      „         oben
                                 3,45
                                 0,85
                                 3170
                                 2,6
                                 2,6
                                 10
                                 gröber wie die beiden vorigen, hell und dunkel   geschichtet, mit
                                    											einigen kleinen krystallini-   schen Stellen; äusserlich einige feine
                                    											Quer-   risse.
                                 
                              
                                 B1
                                      „         unten
                                 5,00
                                 0,77
                                 3500
                                 6,2
                                 6,5
                                 14
                                 Bruch ziemlich feinsehnig und feingeschichtet.
                                 
                              
                                 B2
                                      „         oben
                                 5,00
                                 0,75
                                 3650
                                 5,3
                                 5,5
                                   8
                                 Bruch durch eine schieferige Stelle beeinflusst,   feinsehnig, mit
                                    											einigen klein-krystallinischen   Stellen, äusserlich einige feine
                                    											Querrisse.
                                 
                              
                                 B3
                                 Mantelblech aus   dem Sieder
                                 4,95
                                 0,75
                                 2650
                                 0,4
                                 0,2
                                 –
                                 Bruch nahe am Ende durch eine schieferige,   schwarze Stelle
                                    											beeinflusst, die ziemlich tief   in den Querschnitt eindringt, sonst
                                    											sehnig.
                                 
                              
                           
                              „Vergleicht man diese Prüfungsergebnisse mit den Anforderungen, welche heute an
                                 										die Kesselbleche gestellt werden, so wird man finden, dass die Zugfestigkeit der
                                 										Probe A3 etwas, die der Probe B3 in erheblichem Maasse zu gering ist, dagegen
                                 										bei den vier übrigen Proben genügt; ja sogar die heutige Vorschrift
                                 										überschreitet. Die Dehnung genügt bei Probe B2, bei A1 fehlt wenig, bei allen
                                 										anderen Proben bleibt sie erheblich hinter den heutigen Anforderungen zurück.
                                 										Hierbei darf man jedoch nicht übersehen, dass die Kesselbleche seit etwa 8
                                 										Jahren auf die Erfüllung der Würzburger Normen geprüft und deshalb weit
                                 										sorgfältiger angefertigt werden, als dies Ende der 50er und Anfang der 60er
                                 										Jahre der Fall war; es ist also auch nicht ausgeschlossen, dass die geprüften
                                 										Bleche schon ursprünglich nicht mehr Dehnung besassen, als sie nach der
                                 										Benutzung zeigten. Jedenfalls lässt sich aus den Prüfungsergebnissen schliessen,
                                 										dass kein Grund vorlag, fragliche Kessel wegen muthmaasslicher Verschlechterung
                                 										der Bleche ausser Dienst zu setzen.
                              
                           
                              „Der Vortragende hält es für möglich, dass die Kesselbleche durch Ueberhitzung in
                                 										Folge Ansammlung von Kesselstein und Schlamm eine Veränderung des Gefüges und
                                 										damit eine Verschlechterung erfahren können, welche sich jedoch durch Beulen und
                                 										Risse bemerkbar macht, so dass man rechtzeitig einschreiten kann. Nach dieser
                                 										Ansicht würde man einen Kessel ungemessene Zeit betreiben können.
                              
                           
                              „Freilich werden Kessel selten älter werden als 30 bis 40 Jahre, weil man sie
                                 										wegen zu niedrigen Arbeitsdruckes, ungenügender Grösse, allgemeiner
                                 										Schadhaftigkeit u. dgl. schon früher ausser Dienst zu setzen genöthigt ist. Bei
                                 										30 bis 40 Jahre alten Kesseln sind jedoch noch keine Erscheinungen aufgetreten,
                                 										welche deren Ausserdienstsetzung lediglich wegen Blechverschlechterung in Folge
                                 										Gefügeveränderung zur zwingenden Nothwendigkeit gemacht hätten.
                              
                           
                              „Die Frage der Gefügeveränderung kann in endgültiger Weise nur durch sorgfältige,
                                 										vergleichende Untersuchungen gelöst werden, indem man die neuen Bleche
                                 										hinsichtlich ihrer Festigkeitseigenschaften prüft und diese Prüfung in
                                 										bestimmten Zeitabschnitten, etwa nach je 5 oder 10 Betriebsjahren wiederholt.
                                 										Der internationale Verband der Dampfkesselüberwachungsvereine hat diesen Weg der
                                 										vergleichenden Untersuchung betreten und steht deshalb zu erwarten, dass die
                                 										vielumstrittene Frage der Gefügeveränderung wenigstens für Dampfkessel in
                                 										absehbarer Zeit zum Austrag gebracht werden dürfte.“
                              
                           In der Frage, welches Material zum Bau der Kessel zu bevorzugen sei, ist eine
                              									endgültige Entscheidung noch nicht getroffen und ist für die nächste Zeit auch wohl
                              									nicht zu erwarten. Unterdessen sind die Eisenhüttentechniker eifrigst bestrebt, das
                              									betreffende Baumaterial zur Verwendung im Kesselbau wie überhaupt zu Constructionen
                              									immer mehr geeignet zu machen, und in zahlreichen Veröffentlichungen der technischen
                              									Tagesliteratur werden die einschlägigen Versuche mitgetheilt. Eine eingehende Studie
                              									über Dampfkesselbleche wurde von Cornut angestellt
                              									und in Bulletin de la Société industrielle du Nord de la
                                 										France, 1889 S. 71, veröffentlicht. Ferner verweisen wir auf Stahl und Eisen, 1889 Nr. 9, sowie auf eine
                              									Veröffentlichung von Belleroche in Revue universelle des mines, Bd. 17 S. 315.
                           Die Verzögerung der Entscheidung der Materialfrage ist darin begründet, dass in den
                              									letzten Jahren neben dem Bestreben, das Eisen- und Stahlmaterial durch die
                              									Behandlung bei der Herstellung so zu verarbeiten, dass die gewünschten
                              									physikalischen Eigenschaften, Härte, Festigkeit, Dehnbarkeit, demselben ertheilt
                              									werden, auch ausgedehnte Versuche mit verschiedenen Legirungen zwischen Eisen und
                              									Stahl einerseits und Mangan, Nickel, Aluminium u. dgl. andererseits angestellt
                              									werden. Die zum Theil ausgezeichneten Ergebnisse dieser Versuche haben zu weiteren
                              									Forschungen angeregt, deren Abschluss wohl noch lange anstehen wird.
                           
                        
                           Verfahren beim Abkühlen der Dampfkessel.
                           Wie die Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
                              									mittheilt, empfiehlt C. Cario in einem Flugblatte des
                              									Magdeburger Vereins für Dampfkesselbetrieb nachstehendes Verfahren zum Abkühlen der
                              									Dampfkessel bei eiliger Arbeit.
                           Nachdem das Feuer abgebrannt und der Rost abgeräumt ist, wird der noch vorhandene
                              									Dampf aus dem Kessel vollständig abgelassen, während das Wasser im Kessel stehen
                              									bleibt. Der Essenschieber bleibt in offener Stellung stehen. Wenn andere Kessel im
                              									Betriebe sind, deren Zugkraft durch den offenen Essenschieber des nicht geheizten
                              									Kessels beeinträchtigt wird, so öffne man diesen nur wenig, und zwar so viel, dass
                              									ein kühlender Luftzug durch die Kanäle streicht. Dann wird sofort die Asche aus den
                              									Zugkanälen entfernt. Da hauptsächlich Asche und Mauerwerk die Wärme zurückhalten und
                              									die Abkühlung der Anlage verzögern, so müssen alle Maassnahmen zunächst auf die
                              									Abkühlung von Asche und Mauerwerk gerichtet sein; die eisernen Wandungen des Kessels
                              									als gute Wärmeleiter kühlen sich dann von selbst ab. Das Kühlwasser ist daher nicht,
                              									wie es fast überall geschieht, in den Kessel zu bringen, sondern es muss in die
                              									Zugkanäle, in die Flammrohre u.s.w. eingespritzt werden. Dadurch verdampft das
                              									Wasser und entzieht der Anlage die Wärme in sehr wirksamer Weise; der Dampf aber
                              									zieht durch den offenen Rauchschieber und den Schornstein ab. Gleichzeitig wird
                              									dadurch der Staub der Asche gelöscht und die Arbeit des Ascheräumens zu einer
                              									erträglichen Arbeit gemacht.
                           Steht zum Einspritzen des Wassers in die Zugkanäle eine durch einen Nachbarkessel
                              									betriebene Speisepumpe oder hydraulischer Druck aus einem höher stehenden
                              									Wassergefäss oder eine Feuerspritze nicht zur Verfügung, so kann man einen Schlauch
                              									mit Mundstück an das Ablassventil des Kessels anschliessen und von hier aus
                              									Kesselwasser in die Kanäle spritzen, bevor der Dampf vom Kessel abgelassen wird.
                              									Letzteres Verfahren ist selbstredend das ungeeignetere, weil das heisse Wasser
                              									weniger kühlt als das kalte, und ferner, weil eine gewisse Vorsicht hierbei
                              									nothwendig ist.
                           Spritzt man das Wasser auf die Oberfläche der Asche, so bleibt es zunächst
                              									grösstentheils darauf stehen, und es vergehen oft mehrere Stunden, bis das Wasser
                              									durch die ganze Aschenschicht gedrungen ist. Man warte deshalb nicht auf das
                              									vollständige Durchnässen der Asche, sondern man spritze nach oberflächlichem
                              									Ablöschen des Mauerwerkes und der Asche das Wasser während des Wegziehens der Asche
                              									in die tieferen Schichten in solcher Menge hinein, dass aller Staub vollständig
                              									benetzt und gelöscht wird. Wird die Asche dadurch auch noch nicht völlig abgelöscht,
                              									so wird sie doch immerhin kühl genug, um ohne Schwierigkeit entfernt werden zu
                              									können.
                           Das Bedenken, dass beim Einspritzen von Wasser in die Zugkanäle auch die warmen
                              									Kesselwandungen stellenweise von dem kalten Wasser getroffen werden, wird als
                              									gegenstandslos bezeichnet, wenn man, wie angegeben, das Wasser zunächst im Kessel
                              									stehen lässt. Es wird sogar empfohlen, die Kesselwandungen überall abzuspritzen,
                              									damit die Arbeit des Russabkratzens für die Leute, des Staubes wegen, weniger lästig
                              									und schädlich wird. Unterdessen kühlt sich das Mauerwerk genügend ab, und man kann
                              									das Wasser aus dem Kessel ablassen, sobald die Zugkanäle ausgeräumt sind; es
                              									empfiehlt sich, gleichzeitig das obere Mannloch zu öffnen. Nachdem das Wasser
                              									abgelaufen ist, öffne man auch das untere Mannloch, wenn ein solches vorhanden ist,
                              									und lasse den Kessel so noch einige Stunden stehen.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 229Fig. 1.Toward's Genetic-Kessel. Auf diese Weise können die Arbeiter 6 bis 8 Stunden nach Einstellung des
                              									Betriebes im Inneren des Kessels arbeiten, ohne von lästiger Hitze etwas zu
                              									verspüren. Handelt es sich beispielsweise darum, den Kessel über Sonntag zu
                              									reinigen, so erledige man die vorgeschriebene Arbeit, einschliesslich des Oeffnens
                              									der Mannlöcher, am Sonnabend nach Arbeitsschluss. Dann kann die Reinigungsarbeit im
                              									Inneren des Kessels am Sonntag früh sofort ohne jede Schwierigkeit begonnen
                              									werden.
                           Da durch das Vorhandensein eines oberen und unteren Mannloches die Kühlung des
                              									Kesselinneren wesentlich gefördert wird, so empfiehlt sich auch aus diesem Grunde,
                              									bei neuen Kesseln stets zwei Mannlöcher anbringen zu lassen. Bei alten Kesseln mit
                              									nur einem Mannloche schliesse man zur Lüftung des Kesselinneren das betreffende
                              									Mannloch luftdicht mit einem Holzdeckel ab, in welchem zwei runde Löcher von je 180
                              									mm Weite eingeschnitten sind. Von einem dieser Löcher führe man ein entsprechend
                              									weites Blechrohr in den Kessel hinein bis an das entfernteste Kesselende untenhin.
                              									Von dem anderen Loche des Holzdeckels aus führe man ein gleiches Rohr in den
                              									Schornstein. Dadurch saugt der Schornstein alle warme, feuchte Luft aus dem Kessel
                              									heraus und kalte Luft hinein, was mindestens ebenso gut lüftet, wie die Einrichtung
                              									mit zwei Mannlöchern.
                           Schliesslich wird noch hervorgehoben, dass während der Zeit, in welcher eine schnelle
                              									Abkühlung des Mauerwerkes beabsichtigt wird, nicht alle Einsteigöffnungen in der Kesselmauerung
                              									geöffnet werden sollen, vielmehr sei zunächst der Schornsteinschieber allein, und
                              									erst, nachdem die Abkühlung weit genug vorgeschritten ist, seien die Kanäle an
                              									mehreren Stellen zu öffnen, wenn es der Zugänglichkeit wegen überhaupt erforderlich
                              									ist.
                           
                        
                           A) Röhrenkessel.
                           Die Röhrenkessel nehmen sowohl in der technischen Literatur, als auch auf den
                              									Ausstellungen noch immer den ersten Rang ein, obwohl es nicht an Stimmen fehlt,
                              									welche den Röhrenkesseln die Berechtigung dazu den Grosswasserkesseln gegenüber
                              									streitig machen (vgl. 1891 282 1). Mit besonderem
                              									Nachdruck ist dies in einem vor Kurzem in der Sitzung des Vereins der
                              									Maschineningenieure durch Knaudt gehaltenen Vortrag,
                              									auf den wir noch zurückkommen werden, hervorgehoben. Zur Zeit sind freilich die
                              									Röhrenkessel noch vorwiegend von den Erfindern umworben; wesentlich Neues ist jedoch
                              									auf diesem Gebiete nicht aufgetaucht und wir werden uns damit begnügen, über die
                              									wesentlichen Vorschläge kurz zu berichten.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 230Fig. 2.Röhrenkessel der American Hoist Co.Textabbildung Bd. 286, S. 230Fig. 3.Wood's Röhrenkessel. Ein Röhrenkessel, wie ihn Fig. 1 darstellt,
                              									ist unter dem Namen Genetic-Kessel in Engineering vom
                              									12. Februar 1892 beschrieben. Er besteht aus einem äusseren Kesselmantel und einer
                              									Feuerbüchse, die durch eine Gruppe von Siederohren mit einem ringförmigen, um den
                              									Kesselmantel sich herumziehenden Kanal verbunden ist. Die oberen Wände dieses Ringes
                              									sind durch plattenförmige Anker mit der Kopfplatte versteift. Der in der Figur
                              									dargestellte Kessel ist 3353 mm hoch, 1676 mm weit, hat 100 Röhren, die Feuerbüchse
                              									von 1390 mm Weite ist mit der Kopfplatte verankert. Weitere Grossen sind: Rostfläche
                              									0,93 qm, Heizfläche 26 qm, Kesselspannung 16½ at. Der Kessel ist bei Toward and Comp., St. Lawrence Iron Works,
                              									Newcastle-upon-Tyne, angefertigt.
                           Ein stehender Röhrenkessel, dessen oberes Ende besonders geschützt ist, wird von
                              									der American Hoist and Derrich Comp. in St. Paul
                              									angefertigt (Fig. 2). Der obere Theil ist doppelt und
                              									mit Wasser gefüllt, so dass die Rohrenden stets geschützt sind. In diesen Raum wird
                              									gespeist, so dass er gleichsam als Vorwärmer dient und das Speisewasser bis zur
                              									Temperatur des Kessels treibt. Das vorgewärmte Wasser steigt durch ein nach unten
                              									führendes Speiserohr in den eigentlichen Kessel. Da sich in dem Vorwärmer auch
                              									etwaiger Kesselstein ablagern wird, so muss der Schlamm oft und mit Sorgfalt
                              									entfernt werden. Nach unserer Quelle, Engineering News,
                              									zeigte der Kessel gute Betriebsergebnisse sowohl bezüglich der Verdampfung, als auch
                              									der Haltbarkeit.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 230Fig. 4.Wood's Röhrenkessel. Ein Kessel nach Wood's Bauweise, wie er 1889
                              										271 * 147 beschrieben worden ist, ist durch ein
                              									System von Röhren erweitert worden, durch welches die Heizgase entweder in einer oder in hin und her gehender Richtung
                              									hindurchstreichen, wie Fig. 3 und 4 andeuten, nach welcher sie durch die Oeffnung g den Zugang zu den Röhren finden.
                           Der Kessel von T. J. Sullivan in Wallsend-on-Tyne
                              									(Englisches Patent Nr. 17989 vom 17. September 1890) ist seiner ganzen Einrichtung
                              									nach aus den Fig. 5 und
                              										6 zu ersehen. Die
                              									Feuergase durchstreichen vom Raume a aus die Röhren b, den Raum c, die Röhren
                              										e und entweichen dann durch den Schornstein.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 230Sullivan's Kessel. Der stehende Röhrenkessel von J. W. Boulton
                              									in Ashton-under-Lyne ist nach Engineering vom 12.
                              									August 1892 in Fig. 7
                              									und 8 dargestellt.
                              									Derselbe hat ein über dem Roste liegendes Siederohr, ferner eine Anzahl Field'scher Röhren, sowie eine Reihe von wagerechten
                              									Röhren, durch welche die Heizgase in den Schornstein entweichen. Der Kessel ist für
                              									kleineren Betrieb eingerichtet, bei dem rasche Dampfentwickelung erwünscht ist.
                           Der stehende Kessel von Stehlik und Meter in Wien (D. R.
                                 									P. Nr. 55249 vom 11. Januar 1880) hat zurückkehrende Feuerrohre, die ∩-förmig gebogen sind und mit einem Ende auf der
                              									Feuerbüchse befestigt sind; das andere Ende führt die Feuerungsgase in einen um den
                              									Kessel gelegten Abzugskanal. Zur Abführung und Ablagerung des Schlammes unterhalb
                              									des Rostes ist der Dampfkessel mit einem verengten Unterkessel versehen.
                           Gustav Hose in Dortmund wendet mehrfach gebogene
                              									Rohrschleifen an, die er an vierkantige, senkrecht stehende Röhren anschliesst und
                              									auf diese Weise Kessel bildet, die den Vortheil einer grossen Heizfläche mit der
                              									freien Beweglichkeit der Röhren verbinden. (D. R. P. Nr. 55288.)
                           Auf dem Gebiete der Kesselconstructionen wird ausweislich der Patentbeschreibungen
                              									des englischen und des amerikanischen Patentamtes etwas ganz Ausserordentliches geleistet. Es ist
                              									kaum eine Form denkbar, die hier nicht zu einem „sehr wirksamen, äusserst
                                 										leistungsfähigen Kessel, der sich ausserdem noch durch überraschende Einfachheit
                                 										auszeichnet“ verarbeitet würde. Es ist nur zu bedauern, dass man trotz des
                              									besten Willens bei näherer Betrachtung die gerühmten Eigenschaften nicht finden
                              									kann, sondern nur zu der Vermuthung gelangt, dass die betreffende Erfinderfirma der
                              									Reclame bedurfte, die sich ja an jedes Patent leicht anknüpfen lässt.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 231Boulton's Röhrenkessel. Als Belag für das Gesagte führen wir in Fig. 9 bis 11 drei Kesselformen von
                              										J. Wild, Royton und Lancashire vor. Die Kessel
                              									haben einen halbkugelförmigen Feuerraum C, von dem aus
                              									die Feuergase in eine Hohlkugel A gelangen, diese ist
                              									bei der dritten Anordnung mit Galloway-Röhren L
                              									versehen; bei den beiden anderen Fällen befindet sich im Inneren eine zweite
                              									Hohlkugel D, die mit A
                              									durch glatte Röhren H oder durch Galloway-Röhren K verbunden ist. I ist ein
                              									Einsteigestutzen und J ein Rohr zur Beförderung des
                              									Wasserumlaufes. Wie ersichtlich, lassen alle drei Kessel an Einfachheit alles zu
                              									wünschen übrig, besonders auch bezüglich der Herstellung.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 231Kessel von Wild, Royton und Lancashire. In ähnlicher Weise verwickelte Constructionen finden sich in Menge; wir
                              									übergehen dieselben, da wir einen entwickelungsfähigen Gedanken in denselben nicht
                              									finden konnten. (Vgl. 1891 283 * 99, jetzt D. R. P. Nr.
                              									54843.)
                           Das Wesen des D. R. P. Nr. 61439 vom 17. Juli 1891, ertheilt an F. v. Grubinski in Warschau, geht aus dem
                              									Patentansprüche in Verbindung mit der Fig. 12 hervor.
                              									Nach demselben verwendet der Erfinder bei Dampferzeugern mit spiralförmig gewundenem
                              									Dampfentwickelungsrohr eine Einrichtung zum Vorwärmen und Einspritzen des
                              									Speisewassers, bei der das Speisewasser in einer das Dampfentwickelungsrohr a umgebenden doppelten Haube g von den abziehenden Gasen vorgewärmt und dann mittels Pumpe durch
                              									Rohre d und l in das Rohr
                              										a nahe dessen innerem oder äusserem Ende
                              									eingespritzt wird, wobei das unten geschlossene flache Rohr l bis zum Boden des Rohres a reicht, nur in
                              									seinen Schmalseiten Löcher hat und die Breitseite des Rohres a nicht berührt, so dass der im inneren Ende von a entwickelte Dampf zwischen den Breitseiten von a und l hindurchströmen und das aus der
                              									entgegengesetzt liegenden Schmalseite von l
                              									ausströmende Wasser mit sich fortleiten muss. Die Spirale ruht auf Winkelconsolen
                              									und ist inwendig und auswendig durch Ringe b gehalten,
                              									inwendig durch die Stäbe c abgestützt.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 231Fig. 12.Grubinski's Spiralrohrkessel. Durch das österreichisch-ungarische Privilegium vom 18. Februar 1892 ist
                              										J. Eisele in Budapest ein Dampfüberhitzer bei
                              									Wasserrohrkesseln patentirt, der das aus den Oberkesseln von Wasserrohrkesseln etwa
                              									mitgerissene Wasser rasch verdampfen und den gelieferten Dampf nach Möglichkeit auch
                              									überhitzen soll.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 231Fig. 13.Eisele's Dampfüberhitzer. Der Ueberhitzer ist in einem der Feuerzüge des Kessels eingebaut und
                              									besteht aus zwei geschweissten oder genieteten Kam mern, welche durch eingewalzte
                              									Siederohre mit einander zu einem Ganzen verbunden sind.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 231Fig. 14.Eisele's Dampfüberhitzer. Das Rohrsystem des Ueberhitzers hat entweder dieselbe Neigung wie
                              									dasjenige des Kessels oder ist auch wagerecht. Der Ueberhitzer kann auch der Quere
                              									nach liegen.
                           Das im Unterkessel a sich bildende Dampf- und
                              									Wassergemisch steigt im Stutzen b zum Oberkessel c empor, wo sich Wasser und Dampf abscheiden. Der Dampf
                              									muss nun durch das Rohr d in die Kammer e strömen und bewegt sich durch die Rohre f entgegengesetzt der Richtung der Feuergase nach der
                              									Kammer g, um seinem Zwecke zugeführt zu werden. Die
                              									Verbindung zwischen Kessel und Ueberhitzer ist ausschaltbar.
                           Das D. R. P. Nr. 59297 vom 1. November 1891 (Oesterreichisch-Ungarisches Privilegium
                              									vom 24. Februar 1892) zeigt eine Anordnung von Dampfüberhitzern bei
                              									Wasserrohrkesseln von Max Gehre in Rath bei
                              									Düsseldorf.
                           Die Dampfüberhitzrohre a sind gleich den Wasserrohren
                              										b in derselben Kammer und in derselben Weise
                              									eingesetzt, überhaupt genau so angeordnet wie letztere.
                           Nach dem Kesselinneren zu sind sie durch Verschlüsse c
                              									abgedichtet, durch welche mittels Röhren dd der Dampf
                              									in die Rohre a ein- oder ausgeführt wird. Soll der
                              									Dampf von ausserhalb des Kessels ein- oder ausgeführt werden, so gehen die Rohre d durch die Verschlüsse e
                              									und münden ausserhalb in die Dampfleitungen. Soll der Dampf vom Innern des Kessels
                              									entnommen werden, so wird er durch die Rohre d vom
                              									Dampfraume des Kessels aus in die Ueberhitzrohre geführt und in derselben Weise nach
                              									Verlassen derselben zum Oberkessel.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 232Gehre's Dampfüberhitzer. In Fig. 15
                              									ist die oberste Reihe der Wasserröhren für die Ueberhitzung des Dampfes verwendet,
                              									wobei die zugehörigen Rohrleitungen dd im Innern des
                              									Kessels liegen. Bei Fig.
                                 										16 ist die Dampfentnahme sowohl wie der Dampfabgang nach aussen verlegt
                              									und ausserdem eine tiefer liegende Rohrreihe für die Ueberhitzung gewählt, für den
                              									Fall, dass höhere Temperatur erwünscht ist. Fig. 17 zeigt die
                              									Anordnung bei Wasserrohrkesseln mit schräg liegenden Field-Röhren.
                           Ein Wasserröhrenkessel mit liegenden Field'schen Röhren
                              									ist C. Stroomann in Deutz durch D. R. P. Nr. 57009 vom
                              									14. September 1890 ab patentirt worden. Nach Fig. 18 und 19 hat derselbe zwei eng
                              									an einander stehende Wasserkammern a und b, welche den Wasserröhren drei Walzstellen dfg darbieten. Die Röhren erhalten bei m und n zwei Löcher, durch
                              									welche die Dampf blasen ungehindert aufsteigen können. Die Kammer a dient zum Speisen der Wasserröhren.
                           Eine Scheidewand k im Oberkessel führt das
                              									aufsteigende Gemenge von Dampf und Wasser im Oberkessel nach hinten und von dort
                              									wieder zum Stutzen h. Die Stutzen h und i bilden die
                              									Verbindung des Oberkessels mit den Kammern a und b durch Winkelringe, so dass man die in der Fabrik
                              									fertig gemachten Kesseltheile an Ort und Stelle verschrauben kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 286, S. 232
                              Stroomann's Wasserrohrkessel.
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)