| Titel: | Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren, der Soda, der Potasche und verwandter Industriezweige. | 
| Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 236 | 
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                        Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren,
                           								der Soda, der Potasche und verwandter Industriezweige.
                        (Schluss des Berichtes S. 212 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Fabrikation der Mineralsäuren, der Soda, der
                           								Potasche und verwandter Industriezweige.
                        
                     
                        
                           Die physikalische Beschaffenheit der Thomasschlacke als Folge
                              									ihrer chemischen Zusammensetzung.
                           Die Thomasschlackenmühlen, die heutzutage eine grosse Bedeutung besitzen, erhalten
                              									die Schlacke entweder als Block- oder Flusschlacke. Erstere durch langsames Abkühlen
                              									in den Schlackenwagen entstanden, ist meist weich und bietet dem Vermählen keine
                              									grosse Schwierigkeit. Die Flusschlacke dagegen, welche durch Abstechen erhalten
                              									wird, ist hart und lässt sich nur sehr schwer fein vermählen. Da die Selbstkosten
                              									der Mühlen von der mehr oder weniger leichten Vermahlbarkeit der Schlacke abhängen,
                              									so ist es wichtig, die Bedingungen kennen zulernen, unter welchen eine leicht zu zerkleinernde
                              									Schlacke erhalten werden kann. Dr. M. A. v. Reis, der
                              									diesbezügliche Untersuchungen an sieben Schlackensorten von vier verschiedenen
                              									Stahlwerken anstellte, fasst das Ergebniss zunächst in der folgenden Tabelle
                              									zusammen:
                           
                              
                                 Bezeich-nung
                                 SiO2
                                 P2O
                                 Al2O3
                                 Fe2O3
                                 FeO
                                 MnO
                                 CaO
                                 MgO
                                 Mahlbarkeit
                                 Art der Schlacke
                                 
                              
                                     I
                                   6,77
                                 16,92
                                 1,68
                                   0,96
                                 10,77
                                   7,16
                                 51,00
                                 3,01
                                 schwer
                                 Flusschlacke; hart, dunkelbraun
                                 
                              
                                    II
                                 16,41
                                 11,75
                                 1,58
                                 10,41
                                 10,55
                                 14,91
                                 31,00
                                 2,08
                                 leicht
                                 Blockschlacke; grau, schieferig, bröcklig
                                 
                              
                                   III
                                   6,69
                                 17,75
                                 0,95
                                   5,70
                                 10,65
                                   7,71
                                 48,42
                                 2,05
                                 leicht
                                           „            fest
                                 
                              
                                  IV
                                   4,88
                                 19,25
                                 0,59
                                   5,14
                                 12,49
                                   6,23
                                 48,17
                                 2,38
                                 weniger leicht
                                           „            grau, fest, blasig
                                 
                              
                                   V
                                   8,07
                                 18,48
                                 1,40
                                   3,45
                                 10,13
                                   9,35
                                 46,70
                                 2,03
                                 schwer
                                 Flusschlacke; dunkelbraun, derb, hart
                                 
                              
                                  VI
                                   6,00
                                 18,39
                                 1,37
                                   2,87
                                 11,43
                                   7,28
                                 50,77
                                 1,57
                                 schwer
                                 Blockschlacke; braun, derb, hart
                                 
                              
                                 VII
                                   7,07
                                 22,50
                                 0,89
                                   5,27
                                   6,49
                                   7,81
                                 47,36
                                 1,67
                                 leicht
                                           „            grau, bröcklig
                                 
                              
                           Hieraus lässt sich mit ziemlicher Gewissheit schliessen, dass die allgemeine
                              									chemische Zusammensetzung der Schlacken wenig oder gar keinen Einfluss auf ihre
                              									physikalische Beschaffenheit ausübt. Betrachtet man aber das Verhältniss der
                              									einzelnen Bestandtheile zu einander genauer, so findet man, dass der Gehalt der
                              									Schlacken an Eisenoxyden in bestimmtem Verhältnisse zu der Mahlbarkeit steht.
                              									Untenstehende Aufstellung wird dies deutlicher darlegen.
                           Ist das Verhältniss Fe2O3 : FeO < 1 : 3, so zeigt die Schlacke eine gute Beschaffenheit,
                              									und zwar um so besser, je mehr das Fe2O3 überwiegt. Wo das FeO aber dies Verhältniss
                              									überschreitet, wird die Schlacke hart und schwer mahlbar.
                           
                              
                                 Bezeich-nung
                                 Fe2O3
                                 FeO
                                 Fe2O3 : FeO
                                 Mahlbarkeit
                                 
                              
                                     I
                                   0,96
                                 10,77
                                 1 : 11,2
                                 schwer
                                 
                              
                                    II
                                 10,41
                                 10,55
                                 1 :   1,0
                                 leicht
                                 
                              
                                   III
                                   5,70
                                 10,65
                                 1 :   1,9
                                 leicht
                                 
                              
                                   IV
                                   5,14
                                 12,49
                                 1 :   2,5
                                 weniger leicht
                                 
                              
                                    V
                                   3,45
                                 10,13
                                 1 :   3,0
                                 schwer
                                 
                              
                                   VI
                                   2,87
                                 11,43
                                 1 :   4,0
                                 schwer
                                 
                              
                                 VII
                                   5,27
                                   6,49
                                 1 :   1,2
                                 leicht
                                 
                              
                           Die weitere Untersuchung verschiedener Schichten der einzelnen Blöcke bestätigte den
                              									Einfluss der Eisenoxyde auf die Härte der Schlacke. Auch die aus den ersten Jahren
                              									des Thomas Verfahrens stammenden Knollen, welche sich häufig in den Schlackenbergen
                              									finden und eine ausserordentliche Härte besitzen, sprechen deutlich für den oben
                              									angedeuteten Satz. Die Analyse zweier solcher Knollen ergab:
                           
                              
                                 
                                 Fe2O3
                                 FeO
                                 Fe2O3 : FeO
                                 
                              
                                 1
                                 1,43
                                 18,38
                                     1 : 13
                                 
                              
                                 2
                                 1,75
                                 16,20
                                     1 :   9,3
                                 
                              
                           Auch in ihrem Verhalten gegen verdünnte Salzsäure unterscheidet sich die
                              									Eisenoxydschlacke von der Eisenoxydulschlacke. Erstere hinterlässt nämlich beim
                              									Lösen einen rothen oder durch Manganoxyd dunkel gefärbten Rückstand, der lange in
                              									der Flüssigkeit schwebend bleibt, während die Eisenoxydulschlacken wenig oder kein
                              									Eisenoxyd abgeben.
                           Die Ursache dieser verschiedenen physikalischen Beschaffenheit der Schlacke lässt
                              									sich aus den obigen Beobachtungen auf folgende Weise erklären. In der flüssigen
                              									Schlacke finden sich neben Phosphaten und Silicaten Verbindungen der
                              									Eisensesquioxyde mit vorwiegend Kalk. Diese Verbindungen können aber beim langsamen
                              									Abkühlen der Schlacke nicht bestehen, sie zersetzen sich unter Ausscheidung von
                              									Eisenoxyd (und Manganoxyd). Letzteres vermindert dann, indem es in fein vertheiltem
                              									Zustande sich zwischen die Moleküle der anderen Verbindungen lagert, deren Cohäsion
                              									und bringt die Schlacke zum Zerfallen, entweder freiwillig oder bei mechanischer
                              									Bearbeitung. Wird die Schlacke aber schnell abgekühlt, so finden die Ferrate u.s.w.
                              									keine Zeit zur Zersetzung, eine Eisenoxydausscheidung findet nicht statt, die
                              									Cohäsion der Schlacke wird nicht gestört und sie bleibt hart. Ebenso vermag das
                              									Eisenoxydul das Ausscheiden des Eisenoxydes zu verhindern, so dass, wenn auch
                              									verhältnissmässig viel Oxyd in der Schlacke ist, dies ohne Wirkung bleibt, sobald
                              									gleichzeitig eine gewisse Menge Oxydul vorhanden ist, welches wahrscheinlich das
                              									Oxyd bindet. Verf. verweist am Schlusse seiner Arbeit auf die Abhandlung von Platz in Stahl und Eisen,
                              									1892 S. 2. (Nach Zeitschrift für angewandte Chemie,
                              									1892 S. 229.)
                           
                        
                           Directe Verarbeitung eisenreicher Phosphate.
                           Der Superphosphatindustrie, die in den letzten Jahren an stets zunehmendem Mangel
                              									guter Rohphosphate leidet, wurden verschiedene Vorschläge gemacht zwecks anderer
                              									Verarbeitungsweise der im Auslande noch hier und da in grossen Mengen vorhandenen
                              									eisenreichen Phosphate auf wasserlösliche Phosphorsäure. Ohne auf die bisher
                              									gemachten Vorschläge näher einzugehen, theilt L.
                                 										Schucht mit, dass ihm im Kleinen die Verarbeitung eisenreicher Phosphate
                              									auf wasserlösliche Phosphorsäure gelungen ist.
                           Das Eisen ist in den natürlichen Kalkphosphaten in verschiedenen Formen enthalten,
                              									meistens als Ferriphosphat, dann aber auch als freies Eisenoxyd bezieh. Eisenoxydul,
                              									seltener als Eisenkies. Beim Aufschliessen des eisenhaltigen Phosphats werden die in
                              									ihm enthaltenen Eisenverbindungen je nach Umständen mehr oder weniger schnell und
                              									vollständig zersetzt: es bildet sich theils Ferrisulfat, das als solches bis 2 Proc.
                              									neben saurem phosphorsauren Kalk bestehen kann und sich im wässerigen Auszug des
                              									Superphosphats bestimmen lässt, theils saures Ferriphosphat, welche beide in Lösung
                              									gehen.
                           Das Ferrisulfat tritt nun im Superphosphat, soweit es die freie Säure zulässt, mit
                              									dem sauren phosphorsauren Kalk in Reaction, wodurch ein bleibender wasserhaltiger
                              									Niederschlag entsteht, der nach und nach ganz unlöslich wird, indem nach Gruber diesem phosphorsauren Eisenoxyd durch
                              									Auskrystallisation des amorphen Calciumsulfats das Constitutionswasser entzogen wird
                              									und somit ein Zurückgehen der wasserlöslichen Phosphorsäure bewirkt.
                           Dagegen stellte sich heraus, dass Eisenoxydulsalze nicht auf sauren phosphorsauren
                              									Kalk einwirken. Es muss zu diesem Zweck nach erfolgtem Aufschluss die Reduction des
                              									in Lösung gebrachten Eisenoxyds herbeigeführt werden.
                           
                           Zur Reduction eignet sich nur die Schwefligsäure, die man unter Druck der 80 bis
                              									100° heissen Superphosphatmischung zuführt. Die sich bildende Schwefelsäure ist
                              									gewonnen und bei der Aufschlussberechnung zu berücksichtigen. Das
                              									Reductionsverfahren zerfällt in drei Operationen:
                           1) Aufschliessung eines Theils des Phosphats in Gegenwart von schwefelsaurem Ammoniak
                              									mit der Gesammtschwefelsäure,
                           2) Reduction des Eisenoxyds zu Oxydul,
                           3) Aufschliessung des Restes Phosphat.
                           Zur Ausführung wird gemahlener Phosphorit von beliebig hohem Eisengehalt mit so viel
                              									60gradiger Schwefelsäure aufgeschlossen, dass nach vollständiger Zersetzung
                              									desselben ein flüssiger Brei entsteht. Nach erfolgter Reduction des darin in Lösung
                              									befindlichen Eisenoxyds durch Schwefligsäure ist dieser stark saure
                              									Superphosphatbrei zwecks weiterer Verarbeitung fest zu machen. Es gelingt dies durch
                              									Zusatz von schwefelsaurem Ammoniak, welches sich zum Theil, abhängig von der Menge
                              									vorhandener freier Phosphorsäure, hierbei in das saure Salz und in zweifachsaures
                              									phosphorsaures Ammoniak umsetzt. Theurer als das schwefelsaure Ammoniak ist die
                              									Verwendung des kohlensauren Salzes bezieh. des kohlensauren Kalis und auch
                              									schwieriger, insofern man beim Abstumpfen der freien Phosphorsäure grosse Vorsicht
                              									zu gebrauchen hat, da hier ebenfalls das zweifach saure Salz entstehen muss, welches
                              									zur Haltbarkeit des sauren Eisenoxydulphosphats durchaus nöthig ist; ferner sind die
                              									Kalisulfate und unter diesen hauptsächlich die hochprocentigen als geeignete
                              									Beimischungen zu nennen.
                           Die Reduction wird in einem geschlossenen, mit Sicherheitsventil versehenen, sehr
                              									flachen eisernen Gefäss vorgenommen. Nach dem Vertreiben der überschüssigen
                              									schwefligen Säure wird der Rest des Phosphats zugemischt und das fertige Product auf
                              									den Haufen geworfen, in dem die Zersetzung des Restes Phosphat erfolgen kann. Ein
                              									künstliches Trocknen ist, wenn nicht zu umgehen, mit Vorsicht vorzunehmen, damit dem
                              									Eisenoxyduldoppelsalz nicht sein, dasselbe haltbar machendes Krystallwasser entzogen
                              									wird. – Ist mit der Fabrikation von Superphosphat eine solche von Knochenmehl
                              									verbunden, so verwendet man zweckmässig statt eines Theiles Wasser die leimhaltige
                              									Knochenbrühe aus dem Dämpfer. Hierdurch werden die einzelnen Superphosphattheilchen
                              									mit einer Leimschicht umgeben, welche die Oxydation des Eisenoxyduls verhindert.
                           Was die Kosten des Verfahrens im Grossen anbelangt, so sind dieselben nach den
                              									Angaben des Verfassers die folgenden:
                           
                              
                                   500 k
                                 Phosphat
                                 20.00 M.
                                 
                              
                                   500 k
                                 Schwefelsäure (60° B.)
                                 19,00 M.
                                 
                              
                                 9751 l
                                 schweflige Säure
                                 2,80 M.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 41,80 M.
                                 
                              
                                 Hiervon gehen ab für entstandene
                                 
                              
                                     55 k
                                 60gradiger Schwefelsäure
                                 2,09 M.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 bleiben
                                 39,71 M.
                                 
                              
                           Danach kosten 100 k Superphosphat mit mindestens 15 Proc. wasserlöslicher
                              									Phosphorsäure 4,10 M.; hierzu kommen noch die Unkosten für Aufschliessen und
                              									Reduciren mit 0,25 M. und die Gesammtspesen (bei einer jährlichen Production von
                              									5000 t Superphosphat) mit 1,65 M., zusammen 6 M., so dass sich der Fabrikationspreis
                              									für 1 k wasserlösliche Phosphorsäure auf 40 Pf. stellt.
                           (Nach Zeitschrift für angewandte Chemie, 1891 S.
                              									667 und 1892 S. 356.)
                           
                        
                           Reinigung des Phosphors durch Natriumhypobromit.
                           Um den glasigen Phosphor von krystallisirtem und rothem Phosphor, sowie auch von dem
                              									oft vorhandenen Arsenik, welche sich alle auf der Oberfläche ansammeln, zu trennen,
                              									schmilzt man ihn nach G. Denigès auf dem Wasserbade
                              									unter einer Schicht von frischem Natriumhypobromit unter häufigem Umrühren. Das
                              									Natriumhypobromit löst das Arsen und den nicht glasigen Phosphor schnell, während
                              									der glasige Phosphor nur sehr langsam angegriffen wird, (Nach Journal de Pharm. et de Chimie, 25237, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 585.)
                           
                        
                           Vorkommen von Chlorammonium in den Stassfurter Kalirohsalzen
                              									und den daraus gewonnenen Salzen und Mutterlaugen.
                           Theodor Neimke machte die Beobachtung, dass der
                              									künstliche Carnallit, das sogen. Doppelsalz, 0,8 Proc. Chlorammonium enthält.
                              									Verfasser untersuchte darauf hin die anderen chlorkaliumhaltigen Laugen und Salze,
                              									sowie das Kalirohsalz, und konnte ebenfalls sicher Ammoniak nachweisen. Dagegen
                              									gelang es nicht, im Kieserit und im calcinirten Chlorkalium Ammoniumverbindungen
                              									aufzufinden.
                           Bezüglich der Entstehung dieses Chlorammoniums im rohen Carnallit glaubt Verfasser
                              									vielleicht annehmen zu dürfen, dass bei der Bildung der Kalisalzlager organische,
                              									stickstoffhaltige Körper zugegen gewesen sind, welche durch den Fäulnissprocess in
                              									ammoniakalische Verbindungen übergeführt wurden. Letztere wurden durch das
                              									Chlormagnesium zersetzt, indem sich Chlorammonium und Magnesiahydrat bildeten.
                              									Thatsächlich scheidet sich auch Magnesiumhydrat bei der Verarbeitung des
                              									Kalirohsalzes ab. (Nach Chemiker-Zeitung, 1891 Bd. 15
                              									S. 915.)
                           
                        
                           Neues Verfahren zur Darstellung von Bleiweiss.
                           Bei den jetzt üblichen Methoden ist es mitunter schwierig, ein Bleiweiss von rein
                              									weisser Farbe zu erhalten. Der Grund dieser Schwierigkeit ist nach Gustav Bischof in London darin zu suchen, dass die im
                              									Handel befindlichen Bleioxyde, wie z.B. Bleiglätte, Gemenge von verschiedenen
                              									Oxydationsstufen des Bleies sind, auf welche die angewandten Reagentien ungleich
                              									mässig einwirken, indem einzelne Oxyde früher in Bleiweiss umgewandelt werden als
                              									die anderen. Sucht man aber durch längeres Einwirkenlassen der Reagentien auch die
                              									letzteren in Bleiweiss überzuführen, so werden die zuerst umgewandelten Oxyde leicht
                              									krystallinisch und verlieren ihren Werth als Handelswaare.
                           Um diesen Uebelstand zu vermeiden, unterwirft Verfasser die Bleioxyde erst einer
                              									theilweisen Reduction, indem er dieselben in Wassergas einer Temperatur von 250 bis
                              									300° aussetzt. Die Reduction erfolgt entweder in rotirenden oder feststehenden
                              									Gefässen, in welchen durch geeignete Vorrichtungen das Material mit dem Gas in
                              									innige Berührung gebracht und von einem Ende des Gefässes nach dem anderen geschafft
                              									wird. Das Ende des Gefässes, an dem das durch Reduction entstandene Suboxyd (Pb2O) austritt, wird mit Wasser gekühlt.
                           Nachdem das so erhaltene Suboxyd durch Löschen mit etwa 9 Proc. Wasser unter gleichzeitigem
                              									Aussetzen an die Luft in ein Hydrat eines höheren Oxydes, wahrscheinlich PbH2O2, umgewandelt
                              									ist, setzt Verfasser dieses Oxyd mit Wasser, Zucker und Essigsäure oder einem
                              									essigsauren Salze, wie Bleizucker, der Wirkung von Kohlensäure aus. Zweckmässig
                              									findet Verfasser folgende Mischung: Etwa 500 k Bleioxydhydrat, etwa 100 l Wasser,
                              									käufliche Essigsäure gleich ungefähr 8 k chemisch reiner Essigsäure (oder die
                              									entsprechende Menge als Bleisalz) und etwa 2,5 k weisser Hutzucker. Die Lauge kann
                              									nach dem Abscheiden des Bleiweiss wieder für weitere Chargen Oxydhydrat verwendet
                              									werden.
                           Die Einwirkung der Kohlensäure geschieht zweckentsprechend in wagerecht rotirenden
                              									Gefässen. Ist die Kohlensäure rein, so leitet man sie einfach durch die eine hohle
                              									Achse des Gefässes unter einigem Druck ein. Ist sie dagegen mit Luft oder anderen
                              									Gasen gemengt, so lässt man sie besser der Reihe nach bis zur vollständigen
                              									Ausnutzung durch mehrere Gefässe streichen, indem man das Austrittsrohr des einen
                              									Gefässes mit dem Eintrittsrohr des anderen verbindet. (Gustav Bischof in London; Oesterreichisches Patent.)
                           
                        
                           Combinirter Ring- und Regenerativgasofen.
                           Die Construction der in der Feuerungstechnik gebräuchlichen Oefen setzt uns nicht in
                              									Stand, um auf rationelle Weise einer in Muffeln oder Retorten auszuführenden
                              									Glühoperation ein Tiegelschmelzen folgen lassen, um darauf vielleicht eine Calcinir-
                              									oder Röstarbeit bei offener Flamme vornehmen zu können. Dr. W. Borchers in Zellerfeld i. H. gibt im Nachstehenden die Construction
                              									eines Ofens, welcher, zunächst für kleinere Betriebe, für Koks- und Magerkohlengas
                              									ohne Anwendung von Gebläse vorgesehen, als einfacher Ringofen, als einfacher
                              									Regenerativofen und schliesslich als combinirter Ring- und Regenerativofen betrieben
                              									werden kann. Wie ferner aus den Abbildungen ersichtlich ist, gestattet diese
                              									Construction auch in Bezug auf die in jedem einzelnen Falle gewünschte Betriebsart,
                              									ob Muffel-, Tiegel-, Flammofenbetrieb u. dgl., noch eine Anzahl Variationen.
                           Fig. 1 zeigt vier
                              									Regenerativöfen zu einem Ringofen angeordnet, und zwar Ofen I von oben gesehen; Ofen II und Generator
                              									ebenso (bei abgedecktem Gewölbe und Gaskanal); Ofen II
                              									im Horizontalschnitt in der Höhe M der Fig. 3; Ofen IV im
                              									Horizontalschnitt in der Höhe N der Fig. 3.
                           Fig. 2 stellt den Schnitt
                              										ABC der Fig. 1 dar.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 238Fig. 3.Borchers' Ofen.Fig. 3 bringt die Schnitte FGHJ (Fig. 5)
                              									von drei Einzelöfen. Ofen I für Muffelbetrieb und mit
                              									vollständig ausgesetzten Wärmespeichern; Ofen II für
                              									Tiegelbetrieb und mit leeren Wärmespeichern, um die Ansicht der Hinterwand zu
                              									zeigen; Ofen III für offenen Flammofenbetrieb,
                              									Wärmespeicher ebenfalls leer, um die Ansicht der Vorderwand zu zeigen.
                           Fig. 4 stellt den Schnitt
                              										DE;
                              									Fig. 5 den Schnitt OPQ der Fig. 1 dar.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 238Borcher's Ofen. Die vier Oefen besitzen für die Hauptgasleitung einen Ringkanal R (Fig. 1, 2, 4, 5), welcher bei B (Fig. 1 und 2) mit dem Generator in
                              									Verbindung steht. Ausserdem liegt an jeder Seite des Gewölbes der Einzelöfen ein
                              									Gasnebenkanal S (in Fig. 1 bei Ofen I durch punktirte Linien angedeutet, bei Ofen II frei liegend; in Fig.
                                 										3 im Querschnitt sichtbar). Die Verbindung des Ringkanals und der
                              									Nebengaskanäle geschieht durch eingemauerte gusseiserne Muffenrohre und leichte, mit
                              									Drosselklappen versehene Schenkelrohre aus Eisenblech. Die nicht mit einem
                              									derartigen Verbindungsrohre versehenen Muffenrohre sind mit lose aufliegenden, in
                              									die mit Sand gefüllten Muffen eingreifenden Eisenblechdeckeln verschlossen (Fig. 1, 2, 3, 4). Von den Kanälen S aus tritt das Gas durch eine Anzahl von Oeffnungen in
                              									den Gewölben in die Verbrennungsräume (Fig. 1, Ofen II; Fig. 3, 4, 5).
                           Die Luftzufuhr bewirkt man durch Entfernen des Deckels von einem der Muffenrohre U (Fig. 5), von denen zwei
                              									vor jedem der Einzelöfen angeordnet sind. Statt dieser Muffenrohre empfiehlt es sich
                              									auch, an der Rückwand der Oefen in jedem der Zweigkanäle Y durch Blechkapseln verschliessbare Oeffnungen in dem Mauerwerke
                              									aufzusparen, wie es in Fig.
                                 										5 durch punktirte Linien unterhalb der Schieber bei T angedeutet ist. Durch Entfernen einer Kapsel lässt
                              									man Luft einsaugen, deren Menge man einfach durch Einlegen von Mauersteinen
                              									regulirt.
                           Unterhalb des Gaskanals liegt der Verbindungsringkanal V, von welchem aus je zwei kurze Zweigkanäle Z nach dem oberen Theile, zwei längere Kanäle Y nach den unteren Theilen einer jeden Kammer führen (Fig. 2, 4, 5). Sämmtliche
                              									Zweigkanäle lassen sich durch Schieber oder geeignete Ventile von dem
                              									Verbindungsringkanal absperren. Ferner ist noch für jeden Einzelofen ein Schieber im
                              									Kanal V vorgesehen, wie es aus Fig. 2 ersichtlich
                              									ist.
                           Die Ableitungskanäle der ausgenutzten Heizgase sind aus Fig. 1 (bei Ofen I im Horizontalschnitt), Fig.
                                 										3 (bei Ofen II in Ansicht) und aus Fig. 5 ersichtlich.
                           Verfasser hat statt der bei Gasfeuerungen üblichen Ventile, Umschalt- (Wechsel-)
                              									Klappen in den beigegebenen Skizzen nur einfache Schieber angedeutet, welche aus
                              									Chamotte, für kältere Stellen auch aus Eisen bestehen können, um eine im kleinsten
                              									Maasstabe ausführbare Ofenconstruction vorzuführen. Bei grösseren Ofenbauten bedient
                              									man sich selbstverständlich vollkommenerer Hilfsmittel. (Nach Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 S. 39.)