| Titel: | Neuere Pressluftwerkzeuge. | 
| Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 248 | 
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                        Neuere Pressluftwerkzeuge.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Pressluftwerkzeuge.
                        
                     
                        
                           Seitdem Mac Coy ein selbsthätiges Meisselwerkzeug mit
                              									Luftbetrieb zur Bearbeitung von Metall, Stein und Holz in Anlehnung an die bekannten
                              									Gesteinbohrmaschinen gebaut hat (Amerikanisches Patent Nr. 373746 vom 22. November
                              									1887), sind einige Neuerungen auf dem Gebiete der mit Pressluft getriebenen
                              									Werkzeuge zu verzeichnen.
                           Auf das bereits früher beschriebene Pressluftwerkzeug (vgl. 1890 275 * 268) hat G. Schleicher
                              									in Berlin das D. R. P. Nr. 52217 vom 19. Januar 1889 erhalten.
                           An Orten mit Pressluftanlagen bietet der zum Betriebe der Pressluftwerkzeuge
                              									erforderliche Rohranschluss keine Schwierigkeiten.
                           Wenn jedoch zum Betriebe dieser Werkzeuge erst Pressluft erzeugt werden soll, so
                              									entstehen hierdurch Umständlichkeiten der verschiedensten Art.
                           Das Wirkungsfeld und der Werth dieser Werkzeuge liegt hauptsächlich in der freien,
                              									universellen Handhabung und Führung derselben.
                           Da aber, namentlich bei den grösseren Ausführungen, die Rückwirkungen in den Hand-
                              									und Armmuskeln des Arbeiters beträchtliche sein würden, und die durch die enorme
                              									Hubzahl hervorgerufenen Schwingungen ein längeres Arbeiten mit diesem Werkzeuge
                              									unmöglich machen, so liegt gerade in der Vielseitigkeit der Bewegungsfähigkeit
                              									dieser Pressluftwerkzeuge eine fühlbare Beengung. Trotzdem wird durch entsprechende
                              									Gestellhalter diesem Uebelstande abzuhelfen sein, wodurch allerdings jedesmal eine
                              									Beschränkung auf eine gewisse Arbeitsverrichtung unvermeidlich wird, was jedoch kaum
                              									als Nachtheil empfunden werden kann.
                           
                        
                           T. Thorp's Pressluftwerkzeug (Fig.
                                 										1).
                           Dieses Pressluftwerkzeug besteht nach dem englischen Patent Nr. 15123 vom 25.
                              									September 1889 aus dem Grifftheil K mit der
                              									Einströmungskamrner L und dem vorderen Führungsstück
                              										A mit Rücklauffeder C
                              									und der Pufferfeder E für den Meisselstab und der
                              									Kolbenstange.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 248Fig. 1.Thorp's Pressluftwerkzeug. Diese beiden Haupttheile werden durch eine Ueberwurfmutter G verbunden, indem ein mit inneren Vertheilungskanälen
                              									versehenes Ringstück F zwischengespannt wird,
                              									welches als Schieberspiegel zum Ringschieber M
                              									dient.
                           Dieser Ringschieber M spielt zwischen den Bordrändern
                              									der beiden äusseren Haupttheile K und A. Derselbe erhält seine Bewegung durch den Kolben B, welcher in seinem Umfange einen mittleren breiten
                              									Ringkanal O und nach den Enden zu zwei schmälere O1 enthält.
                           In der in Fig. 1 gezeichneten Kolbenstellung steht der
                              									Ringschieber M im Anschlag links, wobei aus der
                              									Luftkammer L durch die gleichbenannten strahlenförmig
                              									angeordneten Bohrungen des Grifftheiles die Luft in den Ringkanal Q des Ringstückes F
                              									beständig einläuft.
                           Aus diesem tritt dieselbe in Folge Linksstellung des Schiebers M durch den rechtsseitigen Ueberlaufkanal R in den Cylinderraum hinter dem Kolben B, während durch den linksseitigen Ueberlaufkanal R1 und den
                              									Durchgangskanal R2 im
                              									Ringtheil F und der Ueberwurfmutter G die vor dem Kolben B
                              									befindliche Luft ins Freie abströmt.
                           Hiernach wirkt die Pressluft auf beide Kolbenseiten thätig ein, es ist demnach die
                              									Steuerung eine doppeltwirkende.
                           Dies erfolgt dadurch, dass der mittlere Ringraum O des
                              									Kolbens B beständig mit Pressluft erfüllt bleibt,
                              									während die seitlichen Ringräume O1 in den äussersten Kolbenlagen jedesmal abwechselnd
                              									mit der Ausströmung in Verbindung gebracht werden, so zwar, dass bei der
                              									gezeichneten Kolbenstellung (Fig. 1) der rechte
                              									Seitenring O1 mit der
                              									Ausströmung verbunden ist.
                           Weil aber in diesem Fall die linke Schieberkante von M
                              									mit dem mittleren Kolbenringraum O zusammentrifft, so
                              									wird der Schieber durch den auf seine linksseitige Ringfläche wirkenden Ueberdruck
                              									nach rechts gestellt.
                           Zur Regelung des Betriebsganges wird die durch eine Feder J gespannte Griffhülse nach links gedrückt, wodurch die Lufteinströmung
                              									frei gelegt wird.
                           
                        
                           J. Ross' Pressluftwerkzeug (Fig. 2 bis 5).
                           Nach dem englischen Patent Nr. 14547 vom 16. September 1890 wird der Kolben M auch doppeltwirkend, aber ohne Mithilfe eines
                              									beweglichen Schiebers durch Pressluft bethätigt.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 248Ross' Pressluftwerkzeug. An das vordere Führungsstück J für das
                              									Meisselwerkzeug ist der Aussentheil A mit den beiden
                              									Längskanälen H und P für
                              									den Ein- und Auslauf angeschraubt. Durch ein eingeschobenes Rohrstück J wird diese Kanalbildung vervollständigt und eine
                              									Verbindung mit dem Cylinderraum dadurch hergestellt, dass die Oeffnungen I für die Einströmung und jene L für die Ausströmung dienen. Zudem sind an der Mittelwand des Kolbens M entsprechende Schlitzlöcher vorgesehen, die mit den
                              									vorerwähnten Oeffnungen I und L im
                              									Rohrstück J übereinstimmen, sobald die Kolbenstellungen
                              									dies bedingen.
                           So wird in der Kolbenstellung rechts (Fig. 2) die Einströmung
                              										I und die Ausströmung L frei. Der Luftzutritt wird durch den Federkolben F geregelt, indem die durch einen Zwischensteg C getheilten Luftkammerabtheilungen BB durch
                              									zwei durch den Kolben F abschliessbare Oeffnungen EE in Verbindung stehen.
                           
                        
                           E. Freund's Pressluftwerkzeug (Fig. 6 bis 8).
                           Am Hauptkörper A sind schildzapfenähnliche Rohrzapfen
                              									und zwar G für die Ein- und H für die Ausströmung der Pressluft, welche zugleich als Tragzapfen für
                              									die Gesammtvorrichtung dienen.
                           Als Deckelstücke sind der Griff B and die Führung D für die Kolbenstange mit Stopfbüchse C vorgesehen, während die Kolbenstange F durch einen Querkeil T
                              									in zwei Längsnuthen U des vorderen Deckeltheiles
                              									geführt, und dadurch gegen eine Verdrehung gesichert wird.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 249Freund's Pressluftwerkzeug. Im Kolben E sind zwei Nuthen S von der Breite der Einströmungskanäle J vorgesehen, die durch Ueberleitungen K mit dem Rohrzapfen G in
                              									Verbindung stehen, während die für die Ausströmung bestimmten Ringkanäle R durch Q mit dem
                              									Rohrzapfen H in Verbindung gebracht sind.
                           Hiernach entstehen in der Cylinderwand die Ausgangsöffnungen MN hinter und OP vor dem Kolben. Zudem sind
                              									in der Cylinderwand rechteckige Aussparungen V und W vorhanden, welche sowohl in der Richtung als auch in
                              									der Breite mit den Eingangsöffnungen J und den
                              									Aussparungen S im Kolben übereinstimmen.
                           Es strömt daher in der Linksstellung des Kolbens E die
                              									Pressluft von G durch J
                              									und S und V nach dem
                              									Cylinderraum hinter dem Kolben, während die Luft vor dem Kolben durch OP und R und Q nach H ins Freie
                              									entweicht.
                           Die angestrebte Vereinfachung durch Beseitigung der beweglichen Schieber ist auch
                              									hier erreicht (Englisches Patent Nr. 16781 vom 21. October 1890).
                           
                        
                           G. J. Hoskins' Gestellträger für Pressluftwerkzeuge (Fig. 9 bis 15).
                           Hauptsächlich zum Verstemmen von Kesselschüssen ist nach dem englischen Patent Nr.
                              									6499 vom 28. April 1890 dieser Gestellträger bestimmt, wobei es gleichgültig bleibt,
                              									ob Pressluftwerkzeuge oder solche mit Dampf betriebene Stemmwerkzeuge in Anwendung
                              									kommen.
                           Die ganze Einrichtung besteht aus einem Seitenständer A,
                              									an welchem ein Arm B Höheneinstellung durch die
                              									Spindel R erhält. Im Kopf C dieses Armes ist ein zweiter geschweifter Arm E in der Wagerechtebene drehbar, während im Auge F desselben ein Zapfenstück G drehbar ist und
                              									durch den Stellring W gehalten wird.
                           Im Auge G des Zapfenstückes wird das Pressluftwerkzeug
                              										J eingesetzt, wobei ein Gegengewicht Y zur Ausgleichung dient.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 249Hoskins' Pressluftwerkzeug. Das eigentliche Stemmwerkzeug O wird in einem
                              									Handhebel N eingesetzt, dessen Zapfen D1 (Fig. 12) als Kolben in
                              									einem kleinen Nebencylinder einsetzt, welcher beständig unter Druck steht, so dass
                              									das Stemmwerkzeug selbst auch jederzeit an der Arbeitsfläche zum Anliegen kommt.
                           Zur Steuerung des Verstemmkolbens ist ein Dreiwegehahn vorgesehen, der mit dem
                              									biegsamen Rohr K durch den Kopf C des Armes B mit der Hauptleitung verbunden
                              									ist, während die Abströmung des Betriebsdampfes durch das Rohr I vermittelt wird.
                           Je nach Bedürfniss wird das Werkstück, wie im vorliegenden Fall, durch Stützrollen
                              									oder durch irgend eine passende bewegliche Unterlage getragen werden.
                           
                        
                           Pressluftwerkzeug von der National Pneumatic Tool
                              									Company.
                           Nach dem englischen Patent Nr. 18635 vom 18. November 1890 wird von der National Pneumatic Tool Company in New York das in Fig. 16 bis 19 abgebildete
                              									Meisselwerkzeug hergestellt.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 249Pressluftwerkzeug der Nat. Pneumatic Tool Co. Im Hauptkörper A wird durch die axiale
                              									Bohrung B
                              									das Kraftmittel
                              									derart eingeführt, dass der zapfenartig angesetzte Boden im Kolbenkörper C luftdicht einsetzt und das Rohr B in einem Drehschieber D
                              									ausmündet, welcher winkelrecht zur Kolbenachse liegt.
                           Dieser Kolbenkörper C wird durch Schräubchen I und J einestheils gerade
                              									geführt, anderentheils wirken diese Schräubchen als Anschläge für den Drehschieber
                              										D an den beiden Hubgrenzen des Hauptkolbens C. Hierdurch werden abwechselnd die in den Kolbenböden
                              									ausmündenden Luftkanäle für die Ein- und Ausströmung geöffnet und abgeschlossen. So
                              									zeigt Fig. 17 die
                              									Anfangsstellung im Kolbenvorlauf, also die Schieberstellung für die Einströmung
                              									hinter dem Kolben und die Abströmung der Luft vor demselben an der Meisselseite,
                              									wobei die Luft durch B, E, G, G ein-, durch H, H, F und B1 abgeht.
                           Die seitliche Anordnung der Luftwege am Einströmstutzen B erklärt der Querschnitt (Fig. 18), während der
                              									Querschnitt durch den Schieber (Fig. 19) die
                              									Ausgestaltung des letzteren zeigt.