| Titel: | Der Werth des Strohes als Brennmaterial. | 
| Autor: | v. H. | 
| Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 261 | 
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                        Der Werth des Strohes als
                           								Brennmaterial.
                        Der Werth des Strohes als Brennmaterial.
                        
                     
                        
                           Das Organ der K. Russischen Technischen Gesellschaft für
                                 									1890 enthält eine Abhandlung von Ingenieur N. A.
                                    										Reszoff über den Heizwerth von Stroh verschiedener Provenienz. Die
                              									Untersuchungen des Verfassers über diesen Gegenstand wurden durch den Wunsch
                              									hervorgerufen, dem fast gänzlichen Mangel an bezüglichen Angaben in der
                              									einschlägigen Litteratur abzuhelfen, bei der Wichtigkeit dieser Brennstoffe für sehr
                              									ausgedehnte Landstriche des Russischen Reiches. Die Steppen Südrusslands und das
                              									Gebiet der schwarzen Erde sind bekanntlich arm an Wald und Steinkohlen, die
                              									Torfgewinnung fehlt auch, die Kohlenreviere sind zum Theil entfernt gelegen, daher
                              									ist seit sehr langer Zeit in jenen Gegenden Stroh als willkommenes Heizmaterial
                              									benutzt worden.
                           Bis zu den sechziger Jahren diente das Stroh meist nur zur Heizung der Wohnräume der
                              									Landbevölkerung; neuerdings seit der zunehmenden Verwendung von Locomobilen für
                              									landwirthschaftliche Zwecke findet das Stroh eine viel grössere Ausnutzung als
                              									Brennmaterial.
                           Es gibt gegenwärtig keine statistischen Angaben über den Umfang der Benutzung solchen
                              									Brennmaterials, aber noch weniger gibt es genaue Angaben über den Vorzug der einen
                              									Sorte Stroh vor anderen.
                           Natürlich verwendet man dasjenige Stroh, welches gerade zur Hand ist, insbesondere
                              									bei Locomobilen, da diese meist zum Betriebe von Dreschmaschinen dienen, wobei man
                              									das Stroh des eben gedroschenen Getreides verbraucht. Es gibt aber auch Fälle, in
                              									denen verschiedenes Stroh zu Gebote steht, oder auch Flachsabfälle in solchen
                              									Gegenden, wo diese bei Gewinnung der Leinsaat als Nebenproduct übrig bleiben, und da
                              									ist es gewiss nützlich, zu wissen, welcher Sorte man den Vorzug geben soll. Dieses
                              									ist ganz besonders in später, nasser Jahreszeit der Fall, da, wie es sich zeigt, der
                              									Heizwerth sich je nach der Luftfeuchtigkeit ändert.
                           Ausserdem ist es nicht ganz uninteressant, zu erfahren; welche Stelle das Stroh in
                              									der Reihe der anderen Brennstoffe einnimmt; geben doch Péclet und M. Pimont Angaben über den
                              									Heizwerth der Eichenrinde, der Farbhölzer, des Abfalles in Färbereien und anderer
                              									sehr selten zum Heizen verwendeter Stoffe, ohne des Strohes zu erwähnen.
                           Gleichzeitig erklären die Untersuchungen des Autors auch den Grund, warum bei
                              									sonstiger Verwendung eine Sorte Stroh anderen vorgezogen wird; so wird beim Decken
                              									von Strohdächern dem Flachsstroh der Vorzug gegeben, als Futter dagegen Hirse-,
                              									Hafer- oder Gerstenstroh mit Vorliebe benutzt.
                           Zu den Untersuchungen wurde Stroh zweier nach einander folgender Jahre verwandt, und
                              									von Ländereien genommen, die wohl über 100 km aus einander lagen, sonst aber
                              									ziemlich gleiche Bodenbeschaffenheit boten; die verschiedenen Getreidearten waren
                              									auf einer etwa 70 cm dicken Humusschicht gewachsen. Um gute Durchschnittsresultate
                              									zu erhalten, wurden die Halme verschiedenen Theilen der Felder entnommen. Das Stroh
                              									wurde in 3 mm lange
                              									Stückchen zerschnitten (für die Analysen 25 mm).
                           Bei Ermittelung des Gehaltes an hygroskopischem Wasser durch starke Erwärmung
                              									entsteht der Zweifel, ob man nicht zu falschen Resultaten gelangt, indem dabei
                              									organische Substanzen eine Zersetzung erleiden könnten. Gay
                                 										Lussac und Thenard führten die Erwärmung bis
                              									100° C., Chevandier und Péclet bis 140° C., Marsilly erwärmte Torf
                              									bis 120°, um das hygroskopische Wasser zu bestimmen, und wies dabei ziffermässig
                              									nach, dass der Torf bei dieser Temperatur schon zersetzt wurde. Wenn man einerseits
                              									lufttrockenen, andererseits bei 120° getrockneten Torf analysirt, so erhält man eben
                              									sehr verschiedene Zahlen, aus denen deutlich zu ersehen ist, dass nicht nur Wasser
                              									verdunstet ist, sondern dass auch Verluste an Kohlenstoff und Wasserstoff
                              									entstanden. Prof. InostranzewIm russischen Organ für Bergbau, 1879 Bd.
                                       												3. untersuchte eine Art russischer Steinkohle und fand
                              									bei Erhitzung bis 150° C. einen Gehalt von 7,76 Proc. Wasser; W. AlexejewW. Alexejew, Die Steinkohlen Russlands,
                                       												1886 (russisch). experimentirte mit derselben Kohle,
                              									trocknete sie drei Tage lang unter einer Glasglocke durch Schwefelsäure und fand 1,8
                              									Proc. Wasser.
                           Diese beiden Methoden sind offenbar Extreme; die erstere gibt zu grosse Zahlen, bei
                              									der zweiten kann man wohl mit Gewissheit sagen, dass man dusch dreitägiges Trocknen
                              									mittels Schwefelsäure nicht im Stande ist, die letzten Spuren des Wassers zu
                              									entfernen; es bildet sich auf der Oberfläche der Säure Hydrat und schwächt die
                              									fernere Wirkung derselben; ausserdem haben Versuche bewiesen, dass Luft, die langsam
                              									über concentrirte Schwefelsäure hinstreicht, noch 0,002 mg Wasserdämpfe auf 1 cbm
                              										behielt.Prof. P. Alexejew, Gas-Analysen, Kiew 1887
                                    											(russisch).
                           Der Autor hat sich daher mit einer vierstündigen Erwärmung bis 110° begnügt, oder das
                              									Stroh in fest verschlossenem Glasgeschirr, das innen mit einer recht dicken Schicht
                              									Phosphorsäureanhydrit bedeckt war, getrocknet. Auf diese Methode wurde er durch eine
                              									Reihe von Versuchen geführt. Bei Erwärmung von Hirsestroh bis 120 bis 130° C.
                              									bemerkte er nämlich einen deutlichen Aethergeruch – ein Beweis, dass die Erhitzung
                              									zu weit getrieben war – und bei Anwendung von Schwefelsäure fand er nach 8 Tagen
                              									immer noch eine Abnahme des Gewichtes – diese Methode war also zu zeitraubend. Er
                              									stellte nun eine Reihe paralleler Vorversuche an: er trocknete Stroh während 4
                              									Stunden, einmal bei 110 bis 115° C., das andere Mal bei 135 bis 140° C., drittens
                              									durch Schwefelsäure und viertens durch Phosphorsäureanhydrid; danach setzte er die
                              									Strohproben dem Einfluss der freien Luft aus; die
                              									Methode musste die zweckmässigste sein, die in kürzester Zeit den grössten
                              									Wasserverlust ergab, zugleich aber auch bei Wiederaufnahme von Wasser das frühere
                              									Gewicht möglichst genau wiederherstellte. Dabei gelangte er aber zu keinen
                              									constanten Zahlen; es zeigte sich eine Abhängigkeit der Gewichtszunahme der
                              									getrockneten Strohproben von der relativen Feuchtigkeit der Luft. Dies erheischte
                              									wieder eine Reihe Versuche, welche ergaben, dass bei der Steigerung der
                              									Luftfeuchtigkeit von 65 Proc. auf 78 Proc. (nach dem Psychrometer von August) der Gehalt an hygroskopischem Wasser bei
                              									Flachsstroh von 10,61 auf 11,49 Proc. stieg, also 1 Proc. Zunahme der
                              									Luftfeuchtigkeit entsprach 0,07 Proc. Vermehrung des Wassergehaltes; bei
                              									Sommerweizen war die entsprechende Zahl 0,14 Proc., bei Hafer 0,13 Proc., bei Gerste
                              									0,08 Proc., Buchweizen 0,06 Proc., Hirse 0,09 Proc., Roggen und Winterweizen 0,05
                              									Proc. Diese Zahlen konnten zur Correctur dienen.
                           Flachsstroh, bei 72 Proc. Luftfeuchtigkeit abgewogen, und bis 130 bis 135° 4 Stunden
                              									lang erhitzt, verlor 12,6 Proc. an Gewicht; nach viertägiger Einwirkung der Luft
                              									nahm das Gewicht nur um 9,2 Proc. zu bei 70 Proc. Luftfeuchtigkeit; diese Einbusse,
                              									die sogar nach einer Correctur immer noch über 3 Proc. ausmacht, kann nicht durch
                              									nachträgliche Veränderung der Empfänglichkeit erklärt werden. Aehnlich verhielten
                              									sich die anderen Arten Stroh. Bei Erwärmung bis 105 oder 110° war der Verlust an
                              									Gewicht bei Flachs nur 10 Proc., die spätere Zunahme 10,2 Proc.; bei Roggen –
                              									Verlust an Wasser 8,3 Proc., Zunahme 8 Proc. Bei Anwendung von Phosphorsäureanhydrid
                              									war die Abnahme bei Flachs 10 Proc., für Sommerweizen 10,8 Proc., die entsprechenden
                              									späteren Zunahmen 10,3 Proc. und 10,9 Proc. Schwefelsäure ergab bei Flachsstroh erst
                              									nach 8 Tagen eine Abnahme von 8,4 Proc. und dann eine Zunahme von 8,7 Proc. Eine
                              									Probe Flachsstroh wurde 9 Tage mit Schwefelsäure getrocknet und ergab eine Abnahme
                              									von 8,2 Proc., wurde dann noch 3 Tage der Wirkung von Phosphorsäureanhydrid
                              									ausgesetzt und verlor danach weitere 1,6 Proc. – Diese Angaben zur Begründung der
                              									angewendeten Methode. –
                           Aus seinen Versuchen erhält der Autor eine Reihe Zahlen, die den Wassergehalt des
                              									Strohes in jedem Monate darstellen und für die verschiedenen Monate ungleich sind,
                              									im August und September ihr Maximum, 10 bis 11 Proc., erreichen, im Januar und
                              									Februar das Minimum, 6 bis 7 Proc., sonst aber für alle Sorten annähernd gleich
                              									sind. Diese Zahlen weichen von denjenigen, die Gronven
                              									in seinen Vorträgen über Agricultur-Chemie und Völcker in Zusammensetzung und
                                 										Nahrungswerth des Strohes geben, ab. Gronven
                              									gibt für Weizen, Roggen, Hafer u.s.w. etwa 14 Proc., nur für Hirse 6,8 Proc., Völcker für Weizen 13 Proc., für Hafer aber 16,5 Proc.
                              									Diese Verschiedenheiten lassen sich durch die Methode der Ermittelung und den
                              									Einfluss der Jahreszeit erklären.
                           Diese Angaben beziehen sich auf Stroh in trockenen, geheizten Räumen; vom praktischen
                              									Gesichtspunkt aus ist es aber weit wichtiger, zu ermitteln, wie viel Wasser Stroh in
                              									mit Wasserdampf gesättigter Luft aufnimmt und in welchem Zeitraum. In der Praxis
                              									pflegt das zu verschiedenen Zwecken benutzte Stroh meist das ganze Jahr ohne Schutz
                              									gegen atmosphärische Einflüsse zu sein.
                           Um diesen Verhältnissen möglichst nahe zu kommen, wurden die Versuche so geleitet,
                              									dass gleich grosse Quantitäten Stroh, 3 g, in Uhrgläsern von 6 cm Durchmesser auf 12
                              									cm hohen Gläsern in mit Wasser gefüllten Tellern unter Glasglocken gestellt wurden,
                              									die für alle Proben gleich gross waren; täglich wurde um dieselbe Zeit gewogen; nach
                              									dem Wiegen hielt man die Glocken über kochendem Wasser zur Anfüllung mit Dampf; um
                              									beim Zudecken einen Niederschlag auf dem kühleren Stroh zu verhindern, wurde dabei
                              									die Glocke aussen mit einem Wasserstrahl gekühlt. Alle Berechnungen bezogen sich auf
                              									Stroh, das bei 110° getrocknet war: gleichzeitig wurden Versuche mit Stroh, das bei
                              									120 bis 130° C. getrocknet war, gemacht.
                           Die Resultate, graphisch dargestellt, als Abscissen die
                              									Tage, als Ordinaten die Wasseraufnahme in Procenten genommen, ergaben Curven,
                              									die unter sich sehr verschieden, für jede Sorte Stroh aber gleich und
                              									charakteristisch waren. Die Fähigkeit, Wasser aufzunehmen, ist bei verschiedenen
                              									Sorten Stroh sehr verschieden in den Grenzen von 38 bis 40 bis 120 Proc. Flachs
                              									repräsentirt das Minimum 40 Proc., dann folgen Roggen, Winter- und Sommerweizen,
                              									Buchweizen mit 50 bis 66 Proc. und zuletzt Hirse, Geiste und Hafer mit 89 bis 120
                              									Proc. Die Schnelligkeit der Aufnahme war auch verschieden, Flachs erreichte sein
                              									Maximum am 7. und 8. Tage. Das bei 120 bis 180° getrocknete Stroh nahm weit mehr
                              									Wasser auf, die Curven verloren ihr charakteristisches Aussehen.
                           Das wirkliche specifische Gewicht wurde mittels eines Pyknometers bestimmt, dessen
                              									Inhalt 100,023 cc war; das Pyknometer war gehörig tarirt, eine Correctur für das
                              									verdrängte Luftgewicht wurde gemacht und das specifische Gewicht mit Wasser von 4°
                              									ermittelt. Die Zahlen für eine und dieselbe Sorte Stroh gaben schon Abweichungen in
                              									der zweiten Decimalstelle, z.B. Flachs 1,644, 1,610, 1,630, im Mittel – 1,628. Diese
                              									Abweichungen können nicht auf Ungenauigkeit der Versuche zurückgeführt werden,
                              									sondern müssen von dem verschieden grossen Aschengehalt bei derselben Sorte in
                              									verschiedenen Theilen des Strohes abhängen, was auch beobachtet worden ist. Die
                              									Durchschnittszahlen sind für Roggen 1,649, Winterweizen 1,667, Sommerweizen 1,668,
                              									Hafer 1,679, Gerste 1,684, Hirse 1,687, Buchweizen 1,692. Der Unterschied ist also
                              									nicht gross. Bei verschiedenen Holzarten variirt das specifische Gewicht zwischen
                              									1,46 und 1,53. Die Zusammensetzung des organischen Theiles des Holzes ist derjenigen
                              									mancher Stroharten sehr nahe, der Unterschied des Gewichtes der Asche bei Holz und
                              									Stroh ist aber sehr bedeutend; bei Holz ist er nach Wittstein, Chevandier, NeubauerDr. E. Wolff, Aschen-Analysen,
                                       										1871. 0,25 bis 2 Proc., selten mehr, bei Stroh ist das Minimum
                              									3,1 Proc. bei Flachs, bei allen anderen Sorten ist er höher und bei Buchweizen über
                              									7 Proc.; man sieht also deutlich, dass das specifische Gewicht mit dem Aschengehalt
                              									steigt.
                           Die Berechnung des (scheinbaren) specifischen Gewichts mittels des Volumenometers
                              									ergab kleinere Zahlen, was ganz natürlich ist, da die Luft in den Zellen schwerlich
                              									vollkommen genau der Comprimirung oder Ausdehnung der Luft im Apparat folgen kann;
                              									doch sind auch diese Zahlen für die Praxis nicht ohne Werth, da sie ein
                              									anschaulicheres Bild des Gewichtes der Volumeneinheit verwandter Körper geben.
                           Der benutzte Apparat war dem Regnault'schen sehr
                              									ähnlich, nur hatte er Vorkehrungen, um etwaige Fehler bei den Temperaturschwankungen
                              									zu vermindern.Beschrieben
                                    											in den Memoiren des St. Petersburger Technologischen
                                       												Instituts, 1890 (russisch).
                           Das Stroh war in 3 mm lange Stücke geschnitten; 40 bis 50 g wurden jedes Mal benutzt,
                              									gleichzeitig wurde durch 3- bis 4stündiges Trocknen bei 110° der Wassergehalt
                              									bestimmt. Durch Division des bekannten Gewichtes durch das Volumen erhielt man das
                              									Gewicht einer Volumeneinheit, die Differenz mehrerer Bestimmungen überschritt nicht
                              									1,2 Proc.
                           Das specifische Gewicht erwies sich im Durchschnitt bei Sommerweizen 0,983,
                              									Winterweizen 0,960, Roggen 1,040, Hafer 0,809, Gerste 0,830, Buchweizen 1,055,
                              									Hirse 0,935, Flachs 1,075; dabei war der Wassergehalt durchschnittlich 6,5 Proc.,
                              									nur beim Flachs betrug er 7,2 Proc. und bei Hirse 8 Proc.
                           Nach diesen Zahlen kann man das Gewicht des gleichen Volumens verschiedener Sorten in
                              									folgenden Zahlen ausdrücken, wenn Haferstroh = 100 angenommen wird: Hafer 100,
                              									Gerste 102, Hirse 106, Winterweizen 119, Sommerweizen 122, Roggen 127, Buchweizen
                              									131, Flachs 132.
                           Bei directem Abwiegen erhielt man entsprechend Hafer 100, Gerste 108, Weizen 126,3
                              									und 129,1, Buchweizen 129,1, Flachs 173,8; die Reihenfolge ist dieselbe.
                           Bei den Analysen des Strohes wurde die Asche nicht weiter genau untersucht, da es
                              									gute Aschenanalysen genug gibt.Dr. E. Wolff, Aschen-Analysen.
                           Bei der Analyse wurde Kupferoxyd angewandt und gegen Ende der Verbrennung ein
                              									Sauerstoffstrom durch die Röhre geleitet, was gute Resultate gab und das
                              									Zurückbleiben von unverbrannten Kohlentheilen in der Asche verhinderte. Der Process
                              									dauerte kaum 40 Minuten; statt einer Glasröhre wurde eine solche aus Porzellan
                              									verwendet, die vorzüglich gut hielt; ein Ende der Röhre war mit den Substanzen
                              									verbunden, die Wasser und Kohlensäure aufnahmen, das andere je nach Bedürfniss mit
                              									der Luft oder mit dem Sauerstoff, die schon von Wasser und Kohlensäure befreit
                              									waren; am Anfang der Röhre befanden sich Silberspäne zur Zersetzung von
                              									Stickstoffverbindungen, danach folgte das Kupferoxyd. Das Stroh (0,3 g) wurde in
                              									eine kleine Platinaschale oder in eine Platinadrahtkapsel hineingelegt, an denen ein
                              									dünner Platinadraht zur Bewegung derselben befestigt war. Gegen das Ende der
                              									Verbrennung wurde die Stelle, wo das Stroh sich befand, während 15 Minuten sehr
                              									stark erhitzt mittels eines besonderen Brenners mit Gebläse, fast bis zur Weissglut.
                              									Der Gehalt an Stickstoff wurde durch Behandlung mit starker Schwefelsäure ermittelt;
                              									das dabei entstehende Ammoniak wurde wiederum von Schwefelsäure absorbirt. Den
                              									Sauerstoff bestimmte man aus der Differenz. Die Quantität der Asche wurde durch
                              									gesonderte Verbrennung im Platinatiegel controlirt. Hier folgen einige Resultate der
                              									Analysen:
                           Flachsstroh, getrocknet bei 110°
                              									C:
                           
                              
                                 C
                                 H
                                 N
                                 O
                                 Asche
                                 
                                 
                              
                                 47,348,0
                                 5,85,9
                                 0,670,63
                                 43,142,3
                                 3,13,2
                                 vom nämlichen Felde vomJahre 1887
                                 
                              
                                 47,548,047,3
                                 5,65,75,8
                                 0,590,600,64
                                 42,842,242,2
                                 3,53,53,5
                                 von verschiedenen Stellenim Jahre 1886
                                 
                              
                                 47,6
                                 5,8
                                 0,63
                                 42,6
                                 3,3
                                 Mittel bei 110° getrocknet
                                 
                              
                                 44,7
                                   5,45
                                 0,59
                                   40,16
                                 3,1
                                      „    „      6 Proc. Wasser
                                 
                              
                                 42,8
                                 5,2
                                 0,57
                                   38,43
                                 3,0
                                      „    „    10     „         „
                                 
                              
                           
                              Winterweizen:
                              
                           
                              
                                 C
                                 H
                                 N
                                 O
                                 Asche
                                 
                                 
                              
                                 46,1
                                 5,6
                                 0,42
                                 43,71
                                 4,1
                                 bei 110° getrocknet im Mittel
                                 
                              
                                 43,3
                                   5,26
                                 0,39
                                 41,19
                                   3,85
                                   „      6 Proc. Wasser
                                 
                              
                                   41,49
                                   5,04
                                 0,38
                                 39,40
                                   3,69
                                   „    10     „          „
                                 
                              
                           Sommerweizen:
                           
                              
                                 C
                                 H
                                 N
                                 O
                                 Asche
                                 
                                 
                              
                                 45,8
                                 5,6
                                 0,51
                                 43,21
                                 4,9
                                 bei 110° getrocknet im Mittel
                                 
                              
                                   43,05
                                   5,26
                                 0,48
                                 40,61
                                 4,6
                                   „      6 Proc. Wasser
                                 
                              
                                 41,2
                                   5,04
                                 0,46
                                 38,89
                                 4,4
                                   „    10     „          „
                                 
                              
                           Roggenstroh:
                           
                              
                                 C
                                 H
                                 N
                                 O
                                 Asche
                                 
                                 
                              
                                 45,8
                                 5,7
                                 0,52
                                 44,41
                                 3,5
                                 bei 110° getr. im Durchschnitt
                                 
                              
                                   43,05
                                   5,36
                                 0,48
                                 41,81
                                 3,3
                                   „      6 Proc. Wasser
                                 
                              
                                 41,2
                                   5,12
                                 0,46
                                 40,02
                                 3,2
                                   „    10     „          „
                                 
                              
                           
                           Hirsestroh:
                           
                              
                                 C
                                 H
                                 N
                                 O
                                 Asche
                                 
                                 
                              
                                 44,6
                                 5,25
                                 0,95
                                 43,3
                                 5,9
                                 bei 110° getr. im Durchschnitt
                                 
                              
                                   41,92
                                 4,80
                                 0,90
                                 40,7
                                   5,67
                                   „      6 Proc. Wasser
                                 
                              
                                   40,14
                                 4,68
                                 0,86
                                   38,99
                                   5,32
                                   „    10     „           „
                                 
                              
                           Haferstroh:
                           
                              
                                 C
                                 H
                                 N
                                 O
                                 Asche
                                 
                                 
                              
                                 44,38
                                 5,18
                                 0,45
                                 42,9
                                 7,2
                                 bei 110° getrocknet im Mittel
                                 
                              
                                 41,72
                                 4,87
                                 0,42
                                 41,2
                                 6,7
                                    „     6 Proc. Wasser
                                 
                              
                                 39,96
                                 4,66
                                 0,41
                                   38,49
                                   6,48
                                    „   10     „          „
                                 
                              
                           Gerstenstroh:
                           
                              
                                 C
                                 H
                                 N
                                 O
                                 Asche
                                 
                                 
                              
                                   42,75
                                 5,28
                                 0,93
                                 44,53
                                 6,5
                                 bei 110° getr. im Durchschnitt
                                 
                              
                                 40,1
                                 4,97
                                 0,88
                                 41,94
                                   6,11
                                   „      6 Proc. Wasser
                                 
                              
                                   38,47
                                 4,77
                                 0,85
                                 40,06
                                   5,85
                                   „    10     „          „
                                 
                              
                           Buchweizenstroh:
                           
                              
                                 C
                                 H
                                 N
                                 O
                                 Asche
                                 
                                 
                              
                                 42,0
                                 5,15
                                 0,51
                                 45,14
                                 7,2
                                 bei 110° getr. im Durchschnitt
                                 
                              
                                   39,45
                                 4,80
                                 0,48
                                 42,51
                                   6,76
                                   „      6 Proc. Wasser
                                 
                              
                                 37,8
                                 4,68
                                 0,46
                                 40,58
                                   6,48
                                   „    10     „          „
                                 
                              
                           Aus diesen Zahlen ist ersichtlich, dass der grösste Gehalt an Kohlenstoff und
                              									Wasserstoff und gleichzeitig der geringste Aschengehalt sich beim Flachs finden;
                              									Weizen und Roggen sind fast gleich, dagegen haben die übrigen einen bedeutend
                              									grösseren Aschengehalt bei geringerer Kohlenstoffmenge. Viel Stickstoff zeigen Hirse
                              									und Gerste. Andere UntersuchungenRautenberg, E. Wolff, Wag, Ogston: Aschen-Analysen.
                                       												E. Wolff, Gutkowsky: Untersuchungen der Flachsstengel (Memoiren des St.
                                       												Petersburger Technologischen Instituts, 1881). haben
                              									sehr verschiedene Werthe für den Aschengehalt des Strohes geliefert, zwischen 3 und
                              									7 Proc., innerhalb der Grenzen dieser Zahlen liegen auch die angeführten
                              									Resultate.
                           Die Verschiedenheit lässt sich durch Unterschiede in der Bodenbeschaffenheit und des
                              									Untergrundes erklären; in unserem Fall waren diese Momente fast ganz gleich.
                           Der Autor begnügt sich damit, den Heizeffect des Strohes nach der Dulong'schen Formel zu berechnen:
                              										8080\,\mbox{C}+\left(\mbox{H}-\frac{\mbox{O}}{8}\right)\,34462,
                              									und gibt die folgende Zahlenreihe:
                           
                              
                                 
                                 getrocknetbei 110°
                                 bei 6 Proc.Wasser
                                 bei 10 Proc.Wasser
                                 
                              
                                 Flachsstroh
                                 3724
                                 3431
                                 3237
                                 
                              
                                 Winterweizen
                                 3477
                                 3199
                                 3015
                                 
                              
                                 Sommerweizen
                                 3478
                                 3200
                                 3016
                                 
                              
                                 Winterroggen
                                 3451
                                 3175
                                 2991
                                 
                              
                                 Hirsestroh
                                 3312
                                 3043
                                 2865
                                 
                              
                                 Haferstroh
                                 3216
                                 2955
                                 2780
                                 
                              
                                 Gerstenstroh
                                 3154
                                 2896
                                 2724
                                 
                              
                                 Buchweizen
                                 3090
                                 2836
                                 2666
                                 
                              
                           Am höchsten steht nach der Wärmeentwickelung der Flachs, die folgenden drei
                              									Stroharten sind fast gleich, stehen jedoch dem Flachsstroh weit nach. Nimmt man die
                              									Heizkraft des getrockneten Holzes gleich 4000 an, so steht das Stroh demselben weit
                              									nach, nur das Stroh des Flachses kommt dem Holz einigermassen nahe. Nimmt man die
                              									Heizkraft einer Gewichtseinheit von Haferstroh als 100 an, so erhält man folgende
                              									Reihenfolge: Buchweizen 96, Gerste 98, Hafer 100, Hirse 103, Roggen 107,
                              									Winterweizen 108, Sommerweizen 109, Flachs 116. Meist hat man bei Gebrauch von Stroh
                              									nicht mit Gewichtseinheiten, sondern mit dem Volumen zu thun, da der Heizraum,
                              									vornehmlich bei Locomobilen, gleichzeitig nur ein gewisses Volumen fasst, daher ist
                              									es nützlich, durch Multiplication der angeführten Zahlen mit dem specifischen
                              									Gewicht und entsprechende Reduction eine neue Zahlenreihe zu bilden: Hafer 100,
                              									Gerste 100, Hirse 109, Buchweizen 125, Winterweizen 129, Sommerweizen 132, Roggen
                              									136, Flachs 153. Letzterer entwickelt beim gleichen Volumen 1,5mal mehr Wärme
                              									als Hafer und Gerste.
                           In der Praxis gibt es aber kein vollkommen trockenes Stroh, auf welches sich diese
                              									Zahlen beziehen; berücksichtigt man die Neigung, mehr oder weniger Wasser
                              									aufzunehmen, so verändern sich diese Zahlen zu Gunsten des Flachses und zum
                              									Nachtheil des Hafers, und der Unterschied wird noch bedeutend grösser; Flachs nimmt
                              									nur 40 Proc. Wasser auf, Hafer aber über 100; in feuchter, später Jahreszeit ist das
                              									sehr zu berücksichtigen.
                           Der Autor zieht nun folgende Schlüsse:
                           1) Die chemische Zusammensetzung und die physikalischen Eigenschaften der
                              									verschiedenen Sorten Stroh sind nicht gleich.
                           2) Man kann danach alle Sorten Stroh in drei Gruppen theilen: a) Flachsstroh hat am
                              									meisten Kohlenstoff und Wasserstoff, am wenigsten Asche, mit dem grössten
                              									scheinbaren specifischen Gewicht und dem kleinsten wirklichen, nimmt in feuchter
                              									Luft am wenigsten Wasser auf und hat die höchste Fähigkeit, Wärme zu entwickeln; b)
                              									Roggen und Weizen, die unter sich fast gleich sind; c) Gerste und Hafer, zu denen in
                              									einigen Beziehungen sich Buchweizen und Hirse gesellen; letztere könnten jedoch auch
                              									zwischen der zweiten und dritten Gruppe aufgeführt werden; diese vier letzten Sorten
                              									enthalten weniger Kohlen- und Wasserstoff bei grösserem Aschengehalt; das wirkliche
                              									specifische Gewicht ist am grössten, das scheinbare für Hafer und Gerste am
                              									kleinsten; Hirse und Gerste enthalten viel mehr Stickstoff; Hirse, Hafer und Gerste
                              									besitzen die grösste Empfänglichkeit für Wasser; der Heizeffect ist bei dieser
                              									Gruppe am kleinsten.
                           3) Die Zunahme des wirklichen specifischen Gewichtes geht mit dem Aschengehalt
                              									parallel.
                           4) Die Verminderung des scheinbaren specifischen Gewichtes geht in der nämlichen
                              									Reihenfolge wie die Zunahme der Empfänglichkeit, Wasser aufzunehmen.
                           
                              
                                 v. H.