| Titel: | Körting's Strahl-Condensatoranlagen. | 
| Autor: | R. Knoke | 
| Fundstelle: | Band 286, Jahrgang 1892, S. 289 | 
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                        Körting's
                           								Strahl-Condensatoranlagen.
                        Mit Abbildungen.
                        Körting's Strahl-Condensatoranlagen.
                        
                     
                        
                           Die Entwickelung der industriellen Verhältnisse zwingt heute bekanntlich mehr denn
                              									früher dazu, die Anlage und den Betrieb industrieller Unternehmungen so rationell
                              									als irgend möglich zu gestalten, und gerade die jüngste Zeit mit ihrer Absperrung
                              									des amerikanischen Marktes und der dadurch herbeigeführten Zwangslage eines grossen
                              									Theiles der europäischen bezieh. deutschen Industrie hat Veranlassung, Ersparnisse
                              									auch an den Stellen zu machen, wo es bislang sich nicht zu lohnen schien.
                           Einer der Hauptpunkte in den meisten Industrien ist aber naturgemäss die
                              									Dampfmaschine, und hier ist bei den heutigen hohen Kohlenpreisen neuerdings die
                              									Frage der Condensation wieder mehr in den Vordergrund getreten, denn durch die
                              									Anwendung der Condensation des Dampfes nach geleisteter Arbeit erspart man der
                              									Maschine die Arbeit, den Abdampf gegen den Druck der Atmosphäre auszustossen. Diese
                              									Erhöhung der Nutzleistung der Maschine, und damit die Verminderung des Dampf- und
                              									Brennstoffverbrauchs, schwankt naturgemäss je nach der Grösse, der Güte, der
                              									Belastung der Maschine in weiten Grenzen, von etwa 10 bis 50 Proc., bei gewöhnlichen
                              									Verhältnissen kann indess eine Ersparniss von 25 Proc. angenommen werden. Durch
                              									Anwendung von Condensation lassen sich daher die Kosten eines industriellen
                              									Betriebes ganz bedeutend vermindern, eine Thatsache, die fast jedem
                              									Dampfmaschinenbesitzer bekannt ist. Allerdings ist hierbei selbstverständliche
                              									Voraussetzung, dass das zur Condensation erforderliche Kühlwasserquantum überhaupt
                              									zur Verfügung steht. Ist das nicht der Fall, so muss eine künstliche Kühlung des
                              									erwärmten Condensationswassers erfolgen; auf diesen Fall kommen wir am Schluss des
                              									Berichtes zurück.
                           Trotz der oben genannten Vortheile wird in vielen Betrieben von der Anlage einer
                              									Condensation abgesehen, und hat das auch seine natürliche Berechtigung, da die
                              									gewöhnlichen Luftpumpen-Condensatoren nicht allein theuer in ihrer Beschaffung,
                              									sondern auch vieltheilig und empfindlich sind, so dass eine gute Bedienung dazu
                              									gehört, die nicht immer zur Verfügung ist und theuer bezahlt werden muss. Ferner
                              									besitzt der Luftpumpen-Condensator eine Menge bewegter Theile, die der Abnutzung
                              									unterliegen und häufige Reparaturen erfordern. Eine Luftpumpen-Condensation wird
                              									sich daher in Anlage, Verzinsung, Tilgung, Unterhaltung und Betrieb im Verhältniss
                              									um so billiger stellen, je grösser die ganze Anlage ist, und sie wird umgekehrt um
                              									so weniger rationell, je kleiner die Dampfmaschine ist. Man entscheidet sich daher
                              									meist nur bei grösseren Maschinen für Anschaffung eines Luftpumpen-Condensators,
                              									während man bei kleinen Maschinen lieber auf den Vortheil der Condensation
                              									Verzicht leistet.
                           Aber gerade bei den kleineren Betrieben hat die Möglichkeit einer Condensationsanlage
                              									eine ungleich höhere Bedeutung als bei den grösseren Unternehmungen, da letztere
                              									naturgemäss einen viel zweckmässigeren und damit relativ sparsameren Betrieb
                              									erlauben als die kleinen Betriebe. Diese kleinen Betriebe können nun aber ebenso des
                              									Vortheils der Condensation theilhaftig werden, allerdings nicht mittels des
                              									Luftpumpen-Condensators, der sich aus den oben genannten Gründen verbietet, sondern
                              									mittels Wasserstrahl-Condensators, der der einfachste
                              									und billigste und dabei interessanteste Dampf-Verdichtungsapparat ist. Dieser
                              									Strahl-Condensator ist keine neue Erscheinung, sondern befindet sich schon in vielen
                              									Hundert Exemplaren im Betriebe, demselben ist indess neuerdings von Gebr. Körting in Hannover eine solche Form gegeben
                              									worden, dass für fast jede Maschine auch bei kleinem Betrieb die Anlage einer
                              									Condensation ermöglicht wird.
                           Der Strahl-Condensator wurde 1867 von Alexander Morton in Glasgow erfunden, wurde 1869 von
                              									ihm verbessert, und gewann bald einen erheblichen Ruf, da ja sämmtliche Uebelstände
                              									des Luftpumpen-Condensators damit beseitigt schienen. Der Apparat arbeitete, wenn
                              									das Kühlwasser mit Gefälle zugeführt werden konnte, ganz gut, ohne Gefälle aber ging
                              									er bei wechselnder Belastung der Maschine unsicher, wenn nicht Frischdampf dabei
                              									benutzt wurde. Dadurch kam der Apparat ebenso rasch wieder in Misscredit und wurde
                              									fast vergessen, trotzdem das englische Parlament in Anerkennung der grossen
                              									Tragweite der Erfindung das Patent noch um 7 Jahre verlängerte. Anfangs der
                              									siebziger Jahre nahm Ernst Körting diesen Gedanken
                              									wieder auf und construirte einen Strahl-Condensator mit zweifacher Abdampfeinführung
                              									bei Benutzung von Gefällwasser, der 1882 dadurch wesentlich verbessert wurde, dass
                              									eine vielfache Dampfeinströmung zur Anwendung kam. Dieser Apparat wurde von L. Schütte in Philadelphia, Nordamerika, aufgenommen
                              									und in erheblichem Maasse gebaut. Wegen der mangelnden Regulirfähigkeit und wegen
                              									des erforderlichen Gefälles, was natürlich nicht überall zur Verfügung steht, konnte
                              									auch dieser Apparat sich nicht überall sein Gebiet erobern. Schütte construirte deshalb 1886 einen mit Regulirspindel für den
                              									Wassereintritt und mit einer Schiebehülse für den Dampfeintritt versehenen Apparat,
                              									der indess die gewünschte Regulirbarkeit nicht aufwies, da das an der Spindel
                              									entlang strömende Wasser einen grossen Theil seiner Geschwindigkeit durch Reibung
                              									verliert. Diese Frage der Regulirfähigkeit zu lösen, gelang erst 1891 Ernst Körting, indem er dem Condensator eine innere
                              									verschiebbare Düse gab, welche dem Dampfverbrauche der Maschine gemäss eingestellt
                              									wird. Damit wurde eine Regulirfähigkeit in den Grenzen 1 : 10 gewonnen, d.h. die maximale
                              									Dampfmenge kann das Zehn-, eventuell das Vierzehnfache der minimalen betragen, ohne
                              									dass die Luftleere unter 60 cm Quecksilber kommt. Damit ist dem Strahl-Condensator
                              									eine Regulirfähigkeit gegeben, welche jedem praktischen Bedürfnisse genügt, denn
                              									Schwankungen des Dampfverbrauches in den Grenzen 1 : 10 dürften wohl sehr selten
                              									vorkommen.
                           In Folgendem sei nun dieser Körting'sche sogen. Universal-Condensator des Näheren behandelt, soweit
                              									dies der Raum hier erlaubt, gleichzeitig sei aber gestattet, auch auf die älteren
                              										Körting'schen Strahl-Condensatoren mit einzugehen,
                              									da dieselben vielen der Leser weniger bekannt sein dürften.
                           Der Strahl-Condensator, der in Fig. 1 in seiner
                              									einfachsten Form abgebildet ist, gehört zu der Gattung der Einspritz-Condensatoren,
                              									d.h. der zu verdichtende Dampf tritt gleichzeitig mit dem Kühlwasser, das bei W eintritt, in den luftleer gemachten Verdichtungsraum,
                              									wo er sich unmittelbar an dem Wasser niederschlägt und sich mit demselben mischt.
                              									Nach Vollzug dieses physikalischen Processes wird die Gesammtmasse zusammen mit der
                              									etwa eingetretenen Luft durch Aufwendung einer gewissen Arbeitsleistung entgegen dem
                              									Drucke der Aussenluft aus dem Condensationsraum hinausgeschafft. Die genannte
                              									Arbeitsleistung bildet nun in der Art, wie sie erfolgt, das unterscheidende Merkmal
                              									zwischen dem Strahl-Condensator und dem gewöhnlichen Einspritz-Condensator. Bei
                              									letzterem wird diese Arbeit bekanntlich von einer Kolbenpumpe geleistet, welche
                              									damit naturgemäss einen Theil der Maschinenleistung absorbirt, während die Arbeit
                              									beim Strahl-Condensator durch die lebendige Kraft des Einspritzwassers selbst
                              									erfolgt.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 290Fig. 1.Körting's Universal-Condensator. Zur Leistung dieser Arbeit ist aber eine bestimmte Geschwindigkeit des
                              									Condensationswassers erforderlich und lässt man zu dem Zwecke das
                              									Condensationswasser unter Zuhilfenahme eines Führungsrohres in einem geschlossenen
                              									Strahle in den Verdichtungsraum eintreten, wo es von dem zu verdichtenden Dampfe
                              									umgeben wird, der sich auf dem Wasserstrahle niederschlägt. Der Strahl
                              									durchstreicht, ohne seine Richtung zu ändern, den Verdichtungsraum und tritt auf der
                              									der Eintrittsöffnung entgegengesetzten Seite in die Oeffnung einer sich konisch
                              									erweiternden Düse, deren Oeffnung er nur so weit ausfüllt, dass neben ihm noch Raum
                              									zum Durchlassen der etwa vorhandenen Luft ist. In dieser sich nach aussen
                              									erweiternden Düse verliert der Wasserstrahl allmählich seine Geschwindigkeit und
                              									setzt sie in bekannter Weise in entsprechenden Druck um, so dass er am Ende der Düse
                              									den Gegendruck der äusseren Luft überwinden und ins Freie treten kann.
                           Damit die Verdichtung des Abdampfes möglichst kräftig erfolgt, ist, wie oben erwähnt,
                              									1882 von Ernst Körting die mehrfache Dampfeinströmung
                              									gewählt worden, indem das Führungsrohr für den Wasserstrahl mit einer grösseren
                              									Anzahl feiner schräger Bohrungen versehen ist, durch welche der Abdampf in
                              									feinen Strahlen und in schräger Richtung auf den Wasserstrahl trifft und dessen
                              									Geschwindigkeit noch vermehrt.
                           Diese Geschwindigkeit muss nun, wie erwähnt, zur Erzielung der Strahlwirkung eine
                              									gewisse Grösse haben und ergibt sich die untere Grenze derselben aus der
                              									Eintrittsgeschwindigkeit des Wasserstrahles in den unter Luftleere stehenden
                              									Verdichtungsraum, also zu v=\sqrt{2\,g\,h}=\sqrt{2\,.\,9,8\,.\,10}=14\
                                 										m. Diese Geschwindigkeit muss aber, damit der Wasserstrahl den
                              									Austritt gegen den Atmosphärendruck gewinnen und gleichzeitig noch die vorhandene
                              									Luft mitreissen und abführen kann, beträchtlich vermehrt und auf wenigstens 20 m
                              									gebracht werden, welche Vermehrung sowohl durch vergrösserten Wasserdruck, oder
                              									durch den Dampfdruck selbst erzielt werden kann. Es ergeben sich daraus die beiden
                              									Hauptarten der Strahl-Condensatoren: 1) Die Gefälle-Condensatoren und 2) die
                              									selbsthätig saugenden Condensatoren.
                           
                        
                           1) Gefälle-Condensatoren.
                           Die Geschwindigkeitsvermehrung des Wasserstrahles erfolgt hier also durch Vermehrung
                              									der Druckhöhe und zwar genügt eine Druck- bezieh. Gefällhöhe des
                              									Condensationswassers von etwa 5 m, welche am besten voll auf dem Apparat liegen,
                              									gegebenenfalls aber auch zu 1/10 bis ⅕ unterhalb des Condensators sich befinden
                              									können, ohne dass die Wirkung des Apparates sich merkbar ändert. Die Construction
                              									dieses Condensators, die aus Fig. 1 ersichtlich ist,
                              									richtet sich naturgemäss nach der Höhe der gewünschten Luftleere und dem mit
                              									abzuführenden Luftquantum. Danach bewirkt der Gefälle-Condensator dann allein, also
                              									ohne Zufuhr von Dampf, eine Luftleere entsprechend der Spannung des Wasserdampfes
                              									der zugehörigen Kühlwassertemperatur, eine Luftleere also, die nur wenig hinter der
                              									absoluten zurückbleibt.
                           Tritt nun der Abdampf in den Condensator, so hat das naturgemäss ein Sinken der
                              									Luftleere zur Folge, und zwar ausserhalb der Verdichtungsdüse mehr als innerhalb
                              									derselben, da der Dampf sich naturgemäss an den Löchern der Düse staut. Je stärker
                              									die Maschine belastet wird, je mehr Abdampf also dem Condensator zuströmt, um so
                              									grösser wird die Stauung natürlich sein. Da man aber mit einem Condensator eine gute
                              									Luftleere, im Allgemeinen nicht unter 60 cm Quecksilber, erzeugen und dieselbe auch
                              									bei vermehrtem Dampfconsum erhalten wissen will, so muss der Apparat auf den grössten vorkommenden Dampfverbrauch hin berechnet
                              									werden; er wird dann bei schwacher Belastung ein steigendes Vacuum ergeben, und zwar
                              									in vielen Fällen bis zu 72 cm Quecksilber.
                           Da ein derartiger Gefälle-Condensator, wie erwähnt, allein, ohne Dampf, schon ein
                              									hohes Vacuum erzielt, so ist ohne weiteres einleuchtend, dass derselbe dem
                              									gewöhnlichen Luftpumpen-Condensator bedeutend überlegen ist. Er kann nie versagen und ist daher vollständig unabhängig und
                              									unempfindlich gegen alle Schwankungen im Dampfverbrauche. Er ist überall da ein ganz
                              									vorzüglicher Condensator, wo häufig grosse Schwankungen im Dampfverbrauche
                              									vorkommen, z.B. bei Mühlmaschinen, Walzenzugsmaschinen, Dampfhaspeln, in
                              									Thonwaarenfabriken u.s.w.
                           Diesen grossen Vorzügen hinsichtlich der Verlässlichkeit reihen sich ferner die
                              									leichte Anbringung und die ausserordentlich einfache Handhabung an. Die Aufstellung
                              									eines solchen Gefälle-Condensators wird aus Fig. 2
                              									ersichtlich, bei welcher Anlage der Condensator sein Wasser dem Oberwasserspiegel
                              									des Wassermotors entnimmt, und es in das Unterwasser ausgiesst. Zwischen Condensator
                              									und Abdampfleitung ist der Sicherheit halber ein Rückschlagventil eingeschaltet. Die
                              									Handhabung beschränkt sich einfach auf das Oeffnen des Wasserventils, worauf der
                              									Condensator einer weiteren Wartung nicht bedarf.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 291Fig. 2.Körting's Gefälle Condensator. Bedingung für einen derartigen Condensator ist mithin nur das Gefälle von
                              									5 m und bietet dann der Apparat den Nutzen einer hohen Luftleere, ohne irgend einen
                              									Theil der Maschinenleistung zu absorbiren. Das erzielte Vacuum kommt daher der
                              									Maschine in seiner vollen Höhe zu Nutzen, während ein Luftpumpen-Condensator etwa 3
                              									Proc. der Maschinenleistung verzehrt. Der Nutzen ist aber selbst dann gegenüber dem
                              									Luftpumpen-Condensator noch ein hoher, wenn Gefallwasser nicht natürlich zur
                              									Verfügung steht, sondern wenn man sich dasselbe durch künstliches Heben auf die Höhe
                              									von 5 m erst schaffen inuss. Es lässt sich das durch eine einfache Rechnung
                              									nachweisen. Es verbraucht z.B. eine Maschine für 1 Stunde und 1  15 k Dampf,
                              									zu dessen Condensation 15 × 25 = 375 l Kühlwasser stündlich für 1 
                              									erforderlich wären. Dieses Wasserquantum würde also auf 5 m zu heben sein, was bei
                              									einer Nutzleistung der Pumpe von 60 Proc. eine Arbeit von
                              										\frac{375\,.\,5}{0,6}=3125\ mk für 1 Stunde und 1 
                              									ausmachen würde. Die Maschinenleistung beträgt aber für 1 Stunde und 1  75 .
                              									3600 = 270000 mk, die genannten zum Betrieb des Condensators erforderlichen 3125 mk
                              									stellen daher nur etwas mehr als 1 Proc. der Maschinenleistung dar, während der
                              									Luftpumpen-Condensator allein zum Betriebe 3 Proc. der Maschinenleistung
                              									verzehrt.
                           Das zeigt zur Genüge die Ueberlegenheit des Strahl-Condensators gegenüber dem
                              									Luftpumpen-Condensator, wobei noch hinzu kommt, dass der Strahl-Condensator, da er
                              									keine beweglichen Theile besitzt, fast gar keiner Abnutzung unterworfen ist. Die
                              									gesammten Vorzüge des Strahl-Condensators lassen daher die grosse Ausführungszahl
                              									gerechtfertigt erscheinen, und zwar sind seitens der Firma Gebr. Körting in Hannover Anlagen ausgeführt bezieh. in der Ausführung,
                              									bei denen mittels Central-Condensation Maschinen mit zusammen über 2500  mit
                              									Strahl-Condensatoren versehen werden, bei welchen Anlagen das erforderliche
                              									Kühlwasser ebenfalls 5 m gehoben wird. Die Kosten einer derartigen beispielsweise
                              									für ein Walzwerk bestimmten Central-Strahl-Condensationsanlage stellen sich bei der
                              									obigen Maschinenleistung auf etwa 60000 M., während die entsprechende
                              									Luftpumpen-Central-Condensation sich beträchtlich höher stellen würde.
                           Ein auf den Farbwerken in Höchst vorm. Meister, Lucius und
                                 										Brünig angebrachter Strahl-Condensator, der die Bestimmung hat, die
                              									Maschinenkraft zu verstärken und dann noch möglichst heisses Wasser zu liefern, gibt
                              									bei einer Maschine von 250 mm Kolbendurchmesser 500 mm Hub, 90 Touren, 28 Proc.
                              									Füllung, 5 at Kesseldruck, 49 cm Luftleere bei einer Erwärmung des Wassers von 6°
                              									auf 58°. Diese Luftleere von 49 cm Quecksilbersäule ist
                                 										dabei mit einem Wasseraufwande gleich dem 11fachen des Dampfgewichtes
                                 										erzeugt.
                           
                        
                           2) Selbsthätig saugende Strahl-Condensatoren.
                           Bei der zweiten Art der Strahl-Condensatoren erfolgt, wie erwähnt, die
                              									Geschwindigkeitsvermehrung nicht durch erhöhten Wasserdruck, sondern durch den
                              									Abdampf selbst.
                           Diese selbsthätig saugenden Condensatoren besitzen im Wesentlichen dieselbe
                              									Anordnung, nur sind ihre Arbeitsbedingungen andere. Es kann daher in dieser Hinsicht
                              									auf Fig. 1 hingewiesen werden, und unterscheiden sie
                              									sich von diesen nur in ihrer constructiven Ausbildung, je nach ihrer Verwendungsart,
                              									auf welche noch ausführlicher einzugehen sein wird. Da aber in diesen Apparaten der
                              									Abdampf eine Leistung zu verrichten hat, so wird ihre Construction naturgemäss von
                              									der Menge des Abdampfes bedingt, und haben sich daraus die zwei Arten dieser
                              									Condensatoren mit fester, d.h. unveränderbarer Düse, und mit verschiebbarer Düse
                              									ergeben. Es sei zunächst die erstere, zugleich einfachere und ältere Art
                              									behandelt.
                           a) Selbsthätig saugender
                                 										Strahl-Condensator mit fester Düse.
                           Wie oben bereits erwähnt, erfolgt bei den selbsthätig saugenden Condensatoren die
                              									Geschwindigkeitsvermehrung des Wasserstrahles durch den Abdampf selbst. Es ist hier
                              									also Bedingung, dass der Abdampf den Wasserstrahl beschleunigt, weshalb er mit einer gewissen
                              									Energie auf den letzteren treffen muss, unter gleichzeitiger Verdichtung auf
                              									demselben. Diese Wirkung ergibt sich aus dem Druckunterschied, der zwischen der
                              									Verdichtungsdüse und dem dieselbe umgebenden Raume herrscht, um welchen Unterschied
                              									natürlich die nützliche Luftleere hinter dem Kolben verringert wird. Man hat
                              									hier also den Betrieb des Condensators mit einem Verlust an Luftleere zu erkaufen,
                              									dieser Verlust ist aber ein derartig geringer, dass darunter die Lebensfähigkeit des
                              									Apparates nicht leidet.
                           Dieser Verlust an nützlicher Luftleere lässt sich rechnerisch leicht feststellen. Da
                              									man es hier mit einer Stoss-Wirkung zu thun hat, so hängt die Wirkung von der Grösse
                              									der Masse und Geschwindigkeit, also dem Producte mv,
                              									ab. Die Masse des Dampfes bestimmt sich wie folgt. Bei einer Luftleere von 74 cm
                              									Quecksilber oder 2 cm Spannung beträgt die zugehörige Wassertemperatur nach Regnault 23°, so dass das Kühlwasser bei einer
                              									mittleren Anfangstemperatur von 11° um 12° erwärmt werden würde. Der Abdampf besitzt
                              									bei 2 cm Spannung bezieh. bei 23° Temperatur eine Gesammtwärme nach Regnault
                           λ = 606,5 + 0,305 . 23 = 613
                              									Calorien.
                           Das Gewicht dieses Abdampfes ergibt sich daher gemäss der Abgabe der Wärmemengen nach
                              									der Gleichung:
                           Wasser × 11° + Dampf × 613 = (Wasser + Dampf) 23°,
                           oder
                           Dampfgewicht =\frac{1}{49} Wassergewicht.
                           Nachdem man so das Dampfgewicht kennt, berechnet sich die Geschwindigkeit des Dampfes
                              										vx nach der
                              									Lehre vom Stosse, unter Festhaltung der Eintrittsgeschwindigkeit des Wassers von 14
                              									m und der Austrittsgeschwindigkeit des Wasser- und Dampfluftgemisches von 20 m (vgl.
                              									weiter oben) wie folgt:
                           Wasser × 14 + Dampf × vx
                              									= (Wasser + Dampf) × 20,
                           oder
                           
                              v_x=\frac{(\mbox{Wasser}+¼9\,\mbox{Wasser})\,20-\mbox{Wasser}\,\times\,14}{1/19\,\mbox{Wasser}}=314\
                                 										m
                              
                           Diese Dampfgeschwindigkeit ist noch durch den Cosinus desjenigen Winkels, unter den
                              									die Dampfstrahlen den Wasserstrahl treffen, etwa 20°, zu dividiren, und ergibt sich
                              									dann zu etwa 340 m. Der Verlust an nützlicher Luftleere ist nun, da Versuche mit
                              									derartig verdünnten Gasen nicht vorliegen, der dieser Geschwindigkeit entsprechenden
                              									Druckhöhe gemäss zu berechnen und ergibt sich zu
                              										\frac{v^2}{2\,g}=\frac{340\,\times\,340}{2\,\times\,9,81}=5900\
                                 										m Dampfsäule von 2 cm Spannung. In Millimetern Quecksilbersäule
                              									ausgedrückt gibt das, da das specifische Gewicht des Dampfes von 20 mm Spannung
                              									0,0000203, 5900 × 0,0000203 = 0,12 m Wassersäule oder 9 mm Quecksilbersäule.
                           Dieser Verlust an nützlicher Luftleere durch Verwendung des Abdampfes zur
                              									Geschwindigkeitsvermehrung des Wasserstrahles beträgt also bei einem mittleren
                              									Dampfdruck von 2 at auf den Dampfmaschinenkolben nur 0,012 at oder 0,6 Proc. der
                              									Leistung. Demgegenüber erfordert ein Luftpumpen-Condensator bekanntlich nahezu 3
                              									Proc. der Maschinenleistung, und erweist sich somit auch der selbsthätig saugende
                              									Strahl-Condensator dem Luftpumpen-Condensator gegenüber bedeutend überlegen.
                              									Selbst wenn der erstere eine geringere Luftleere als der Luftpumpen-Condensator
                              									gibt, kann daher sein Nutzen immer noch gleich dem des letzteren sein. Dieses für
                              									den ersteren so ausserordentlich günstige Ergebniss erklärt sich daraus, dass die
                              									Dampfmasse im Zustande höchster Verdünnung zur Arbeit verwendet wird, in welchem sie
                              									bei geringer Pressung eine bedeutende Geschwindigkeit annimmt.
                           Mit diesen rechnerisch ermittelten Leistungen eines selbsthätig saugenden
                              									Strahl-Condensators stimmen die wirklichen Ergebnisse in Bezug auf Erwärmung des
                              									Wassers und erreichte Luftleere nahe überein. Versuche im Probirraume der Körting'schen Fabrik, bei denen störende Nebenumstände
                              									bis auf einen unvermeidlichen sehr hohen Luftgehalt des Wassers ausgeschlossen
                              									waren, ergaben, wenn das Kühlwasser in der Höhe des Apparates zu- und abfloss, eine
                              									höchste Luftleere ausserhalb der Verdichtungsdüse von 725 mm Quecksilber bei einer
                              									Erwärmung des Wassers von 11° C. auf 22,7° C. Die Luftleere im Inneren der
                              									Verdichtungsdüse ward zu 738 mm Quecksilber gemessen, wobei der Barometerstand 760
                              									mm zeigte. Der Druckunterschied im Inneren der Verdichtungsdüse gegenüber dem
                              									umgebenden Raume war mithin 13 mm.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 292Fig. 3.Körting's Strahl-Condensator. Solche Ergebnisse lassen sich in der Praxis, ausserhalb des
                              									Versuchsraumes, natürlich nicht erzielen, da hier die Dichtigkeit von Maschine und
                              									Leitung eine ausschlaggebende Rolle spielen. Ferner schwankt die pro Kolbenhub zum
                              									Condensator strömende Dampfmenge, was natürlich von wesentlichster Bedeutung ist, da
                              									ja auch die geringste pro Zeiteinheit zuströmende Dampfmenge noch gross genug sein
                              									muss, um die Arbeit im Apparat, das Hinausschaffen des Wassers aus demselben,
                              									leisten zu können. Sinkt die Dampfmenge unter eine gewisse Grenze, so wird der
                              									Abdampf die Geschwindigkeitsvermehrung des Wasserstrahles nicht mehr zu bewirken vermögen, das
                              									Hinausschaffen des Wassers hört auf und der Verdichtungsraum füllt sich mit Wasser,
                              									so dass der Apparat versagt. Es ist daher ersichtlich, dass man diese Condensatoren
                              									mit festen Düsen auf den geringsten Dampfverbrauch hin
                              									berechnet, wobei sie naturgemäss eine verminderte Luftleere bei vermehrtem
                              									Dampfverbrauche ergeben. Dieser Condensator lässt indess von selbst wieder an, falls
                              									er in Folge aussergewöhnlichen Sinkens der Dampfmenge abgeschnappt sein sollte.
                              									Tritt nach einem solchen Falle wieder der normale Dampfverbrauch ein, für den der
                              									Condensator berechnet ist, so drückt der Dampfdruck das eingetretene Wasser zunächst
                              									beidseitig zum Apparate heraus, zufolge der getroffenen Querschnitte und der
                              									Düsenrichtung findet indess bald eine Strahlwirkung statt und der Apparat fängt bald
                              									darauf an, das Wasser aus dem Condensationsraume herauszuschaffen, so dass die
                              									gewünschte Luftleere wieder selbsthätig hergestellt wird. Dieser Vorgang spielt sich
                              									natürlich um so leichter ab, falls der Condensator in fliessendes Wasser gelegt ist,
                              									geht aber selbst bei stehendem Wasser eines Teiches z.B. vor sich.
                           Es ist ersichtlich, dass man diese selbsthätig saugenden Strahl-Condensatoren mit
                              									festen Düsen nur da zweckmässig verwenden kann, wo ein nahezu gleichmässiger
                              									Dampfverbrauch vorliegt, wie z.B. bei Dampfpumpen. Unter solchen Verhältnissen hat
                              									der Apparat eine zahlreiche Anwendung gefunden, wie er auch an unterirdischen
                              									Maschinen in Bergwerken zum Niederschlagen des Abdampfes unter gleichzeitiger
                              									Erzeugung einer Luftleere vielfach verwendet wird. Indess ist er auch bei
                              									wechselndem Dampfverbrauche, z.B. auf Schiffen, in Anwendung gekommen und wird er
                              									dann mit einer Frischdampf-Anlassvorrichtung versehen, welche zur Anwendung kommt,
                              									falls der Dampf verbrauch, z.B. beim Landen, unter den normalen sinkt.
                           Seine Aufstellung soll womöglich stehend erfolgen, geschieht indessen meist aus
                              									örtlichen Gründen liegend, und zwar am besten unter dem Spiegel des Kühlwassers,
                              									weshalb er auch häufig als Unterwasser-Condensator
                              									bezeichnet wird (siehe Fig. 3). Muss der Condensator
                              									über Wasser montirt werden, so darf die Saughöhe nicht wechseln und 3 m nicht
                              									übersteigen, auch muss das Condensationswasser-Abflussrohr stets bis unter den
                              									Spiegel des Kühlwassers zurückgeführt werden. Für ihn gilt natürlich ebenso wie
                              									für jeden Condensator, dass er möglichst nahe der Maschine montirt wird.
                           b) Selbsthätig saugender
                                 										Strahl-Condensator mit verschiebbarer Düse.
                           Wie erwähnt, setzt der eben erwähnte Strahl-Condensator einen gleichmässigen Dampf
                              									verbrauch zur Erzielung der verlangten Leistung voraus. In den weitaus meisten
                              									Fällen liegt aber ein derart gleichmässiger Dampf verbrauch nicht vor, vielfach
                              									schwankt der Betrieb sogar ganz erheblich, und war es daher eine Frage von grösster
                              									Bedeutung, ob sich der Strahl-Condensator dahin ausbilden liesse, dass er dem
                              									wechselnden Betriebe angepasst werden könne, ohne in die Gefahr gebracht zu werden,
                              									zu versagen. Diese Frage durch Veränderung der Dampfeinströmungsöffnungen zu lösen,
                              									versuchte, wie erwähnt, L. Schütte, indess ist es erst
                              									dem Theilhaber der Firma Gebr. Körting, Herrn Ernst Körting, vor etwa einem Jahre gelungen, einen
                              									brauchbaren Strahl-Condensator zu construiren, mit dem man dem wechselnden
                              									Dampfverbrauch zu folgen im Stande ist.
                           Textabbildung Bd. 286, S. 293Körting's Universal-Condensator. Dieser Condensator weist, wie Fig. 4 und 5 zeigt, gegenüber den
                              									früheren Condensatoren den Unterschied einer verschiebbaren inneren Düse D auf, – durch deren Einstellung mittels eines
                              									Zahnbogens man die Anzahl der Dampfeinströmungsöffnungen entsprechend vermehren oder
                              									vermindern kann, welche Düse somit als Absperrschieber wirkt. Durch diese Regelung
                              									der Einströmungsöffnungen erzielt man dann, dass die zur Beschleunigung des
                              									Wasserstrahles erforderliche Grösse des Productes aus Dampfmasse mal Geschwindigkeit
                              									nahezu dieselbe bleibt, sowohl beim geringsten wie beim höchsten Dampfverbrauche.
                              									Die auf Grund von Versuchen angestellte Rechnung ergibt, dass man durch diese
                              									Veränderung der Einströmungsöffnungen unter Zugrundelegung eines gewünschten Vacuums
                              									von 60 cm Quecksilber einem Wechsel des Dampfverbrauches in den Grenzen 1 : 10
                              									folgen kann, d.h. die maximale Dampfmenge kann das Zehnfache der minimalen betragen,
                              									ohne dass die Luftleere unter 60 cm Quecksilber sinkt. Derartige Schwankungen kommen
                              									aber in einem regelmässigen Betriebe überhaupt kaum vor, und der Condensator reicht
                              									daher in fast allen praktischen Fällen vollkommen aus.
                           Dieser Apparat ist von Gebr. Körting mit dem Namen Universal-Condensator bezeichnet worden und arbeitet
                              									augenblicklich bereits in mehreren Hundert Exemplaren, in den weitaus meisten Fällen zur
                              									grössten Zufriedenheit der Abnehmer. Naturgemäss wird einem neuen Apparat immer ein
                              									mehr oder weniger grosses Misstrauen entgegengebracht, und sind auch Fälle zu
                              									verzeichnen, in denen der Condensator die auf ihn seitens seiner Besteller gesetzten
                              									Hoffnungen nicht erfüllt hat. Die Firma Gebr. Körting
                              									hat aber in solchen Fällen fast immer die Genugthuung gehabt, dass die Ursachen
                              									nicht in dem verleumdeten Condensator, sondern in der Dampfmaschine oder der
                              									Kesselanlage selbst zu suchen waren, indem erstere meistens alt und nicht dicht zu
                              									halten war oder indem Luft mit in den Kessel gespeist wurde, so dass auch jeder
                              									andere Condensator ein mangelhaftes Ergebniss gezeigt haben würde.
                           Zur vollen Würdigung dieses Universal-Condensators seien nun die Ergebnisse
                              									mitgetheilt, welche mit demselben sowohl im Probirraum wie in der Praxis erzielt
                              									sind. Der Condensator besitzt 10 Reihen von Einströmungsöffnungen, so dass 10
                              									Stellungen der Düse möglich sind. Die Versuche wurden so gemacht, dass der Apparat
                              									in Höhe des Zulauf Wasserspiegels aufgestellt war und in gleicher Höhe auch das
                              									Wasser auswarf. Die Temperatur des Zulaufwassers betrug 10 bis 11° C., und der
                              									Apparat wurde mit gedrosseltem Kesseldampf betrieben. Die Ergebnisse waren
                              									folgende:
                           
                              
                                 Geöffnete Lochreihen
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 5
                                 6
                                 7
                                 8
                                 9
                                 10
                                 
                              
                                 Höchste Luftleere
                                 64,5
                                 68
                                 69
                                 70
                                 71
                                 71
                                 71,5
                                 71,5
                                 71,5
                                 72,5 cm Quecks.
                                 
                              
                                 Zugehörige Erwärmung
                                 3
                                     4,3
                                   5
                                 5,5
                                   6,1
                                   6,9
                                   7,4
                                   8,8
                                   9,9
                                 11,7° C.
                                 
                              
                                 Erwärmung bei 60 cm
                                 4
                                     9,6
                                    12,4
                                 15,2
                                 21,8
                                 27,3
                                 34,5
                                 34,8
                                 37,5
                                 41,6° C.
                                 
                              
                           Der Apparat gab hier also bei der geringsten Dampfmenge eine Erwärmung des
                              									Condensationswassers um 3°, und bei der Maximaldampfmenge unter Einhaltung einer
                              									Luftleere von 60 cm Quecksilber eine Erwärmung um 41,6° C., die Schwankung lag
                              									mithin sogar in den Grenzen 1 : 14.
                           Demgegenüber zeigte der Universal-Condensator in der Praxis folgende Ergebnisse. Die
                              									Maschine des Rheinschleppers Hoffnung in Ruhrort wurde
                              									von der Maschinenfabrik Fr. Lünnemann in Ruhrort
                              									umgebaut und dabei mit einem Körting'schen
                              									Universal-Condensator versehen. Die Abmessungen der Maschine waren: Durchmesser des
                              									Hochdruckcylinders 420 mm, des Niederdruckcylinders 700 mm, Kolbenhub 407,
                              									Dampfdruck 9 bis 10 at, Füllung 0,4 bei 200 Umdrehungen. Der Dampfverbrauch der
                              									Maschine berechnete sich danach zu etwa 2800 k und wurde dementsprechend ein
                              									Universal-Condensator für 80 cbm stündlichen Wasserverbrauch eingebaut, der bei der
                              									Probefahrt Folgendes ergab:
                           
                              
                                 Füllung
                                     0,2
                                 0,35
                                         0,45
                                       0,5
                                        0,6
                                 
                              
                                 Umdrehungen in der Min.
                                 45
                                 –
                                 185
                                 185
                                 190
                                 
                              
                                 Luftleere in cm Quecks.
                                 60
                                 68 – 69
                                   65
                                   63
                                 59 – 60
                                 
                              
                                 Geöffnete Lochreihen
                                     1,5
                                 5
                                   10
                                   10
                                   10
                                 
                              
                           Die Erwärmung des Condensationswassers wurde leider nicht gemessen. Die Rohrleitungen
                              									waren sachgemäss dicht zusammengesetzt.
                           Vergleicht man diese Anlage mit dem Ergebniss eines Luftpumpen-Condensators, so lässt
                              									sich die Ueberlegenheit des Strahl-Condensators rechnerisch wie folgt feststellen.
                              									Man hat dabei naturgemäss vom Niederdruckcylinder auszugehen, wenn man den
                              									Nutzeffect der Condensatoranlage bestimmen will. Im vorliegenden Falle arbeitete der
                              									Hochdruckcylinder mit 45 Proc. Füllung, was einer Füllung des dreimal grösseren
                              									Niederdruckcylinders von 15 Proc. entsprechen würde. Bei dieser Füllung ergibt sich
                              									der mittlere Druck auf den Kolben zu 0,45mal der Anfangsspannung, also gleich 4,5 at
                              									oder gleich 3420 mm Quecksilber. Der Gegendruck im Condensator beträgt 0,15 at oder
                              									110 mm, mithin bleibt ein mittlerer Kolbendruck von 3420 – 110 = 3310 mm. Da man die
                              									zum Betrieb der Luftpumpe verbrauchte Maschinenleistung zu 3 Proc. rechnen kann, so
                              									würden für die Luftpumpe 3310 . 0,03 = 99,3 mm vom Kolbendruck in Abrechnung zu
                              									bringen sein. Da der Strahl-Condensator keiner Kraft zum Betriebe bedarf, ist er
                              									somit einem Luftpumpen-Condensator um das genannte Maass überlegen, oder er kann
                              									99,3 mm weniger Luftleere als dieser geben und wird immer noch gleich günstig
                              									arbeiten.
                           Der Universal-Condensator gab in diesem Falle mit Sicherheit 650 mm, eine Luftpumpe
                              									wird mit Sicherheit nie mehr als 680 mm, meistens aber auch nicht mehr als 650 mm
                              									geben. Der Strahl-Condensator ist hier also der Luftpumpe um 99 – 30 = 69 oder
                              									eventuell auch um 99 mm Quecksilber Druck auf den Niederdruckkolben überlegen.
                              									Ferner hat er den praktischen, gerade für den Schiffsbetrieb gar nicht hoch genug
                              									anzuschlagenden Vortheil, dass er in seiner Wirkung unabhängig von der Maschine ist,
                              									keine Ventile gebraucht und überall leicht untergebracht werden kann, während die
                              									Unterbringung einer Luftpumpe stets mit den grössten Unbequemlichkeiten verbunden
                              									ist und erheblichen Raum und entsprechendes Gewicht beansprucht.
                           Für Schiffsmaschinen ist dieser Universal-Condensator überhaupt wie kein anderer
                              									geeignet, nicht allein aus den genannten Gründen, sondern auch wegen seiner bequemen
                              									Montage unter der Wasserlinie, so dass eine Saugleistung vom Condensator gar nicht
                              									zu leisten ist, sondern er nur sein Condensationswasser so viel zu heben hat, etwa ½
                              									bis 1 m, dass er über der Wasserlinie ausgiesst. Ferner ist seine einfache, bequeme
                              									Handhabung für den Schiffsbetrieb sehr von Vortheil: das Schiff manövrirt und fährt
                              									ganz langsam mit angestelltem Frischdampfe; auf regelmässiger Fahrt stellt der
                              									Maschinist dann den Frischdampf ab und fährt mit entsprechend gestelltem
                              									Düsenhebel.
                           Interessante Ergebnisse liegen ferner vom Bodenseedampfer Rupprecht der königl. bayerischen Staatsbahnen vor, der im April d. J. mit
                              									einem entsprechenden Universal-Condensator versehen wurde. Interessant sind diese
                              									Ergebnisse insofern, als auf dem Bodensee ein zweiter, dem ersteren ganz ähnlicher
                              									Dampfer Prinz Regent der königl. bayerischen
                              									Staatsbahnen im Betrieb ist, der mit Luftpumpen-Condensator versehen ist. Der
                              									Dampfer Rupprecht ist von der Firma J. A. Maffei in München erbaut und besitzt eine
                              									Dreifach-Expansionsmaschine, deren Hoch- und Mitteldruckcylinder an der
                              									Steuerbordseite und der Niederdruckcylinder an der Backbordseite des Schiffes
                              									angeordnet sind. Die drei Dampfcylinder, deren Kolbenhub 1000 mm beträgt bei Durchmessern
                              									von 420 bezieh. 690 bezieh. 1100 mm, wirken in schräger Lage auf die Triebachse, die
                              									Steuerung ist nach Patent Klug angeordnet. Bei 65 Proc.
                              									Füllung des Hochdruckcylinders und 64 Touren in der Minute oder 26 Std./km
                              									Geschwindigkeit leistet die Maschine rund 600 indicirte , mit einem
                              									Kohlenverbrauche (beste Ruhrkohle) von 420 k in der Stunde oder 0,7 k für die
                              									indicirte Pferdekraft und Stunde.
                           Die Ergebnisse auf dem Rupprecht und dem Prinz Regent waren nun folgende:
                           
                              
                                 Füllung
                                 Luftleere
                                 MinutlicheUmdrehungen
                                 Erwärmung desCond.-Wassers
                                 
                              
                                 
                                    
                                    Rupprecht
                                    
                                 
                                    Prinz
                                    
                                    Regent
                                    
                                 
                                    
                                    Rupprecht
                                    
                                 
                                    Prinz
                                    
                                    Regent
                                    
                                 
                                    
                                    Rupprecht
                                    
                                 
                                    Prinz
                                    
                                    Regent
                                    
                                 
                                    
                                    Rupprecht
                                    
                                 
                                    Prinz
                                    
                                    Regent
                                    
                                 
                              
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Grad C.
                                 
                                 
                              
                                 40
                                 
                                 46
                                 
                                 36
                                 
                                   8
                                 
                                 
                              
                                 45
                                 
                                 62
                                 
                                 49
                                 
                                 11
                                 
                                 
                              
                                 50
                                 52
                                 63
                                 61
                                 53
                                 51
                                 12
                                 –
                                 
                              
                                 55
                                 54
                                 62
                                 61
                                 56
                                 52
                                    12,5
                                 –
                                 
                              
                                 60
                                 60
                                 61
                                 60
                                 59
                                 55
                                    14,5
                                 –
                                 
                              
                                 65
                                 65
                                 59
                                 60
                                 64
                                 60
                                 17
                                 –
                                 
                              
                                 70
                                 
                                 57
                                 
                                 66
                                 
                                 21
                                 
                                 
                              
                           Textabbildung Bd. 286, S. 295Fig. 6.Körting's Universal-Condensator. Hierbei ist noch zu bemerken, dass der Barometerstand zur Zeit der
                              									Versuche 71,5 cm Quecksilber betrug und dass mit 40 Proc. Füllung im regelmässigen
                              									Betriebe nicht gefahren wird. Diese Vergleichung zeigt ebenfalls wieder die
                              									Ueberlegenheit des Universal-Condensators über den Luftpumpen-Condensator, da die
                              									Anwendung des ersteren eine Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit von 60 auf 64
                              									Umdrehungen bei 65 Proc. Füllung ermöglicht, so dass also die Maschinenleistung des
                              										Rupprecht bei Verwendung des Strahl-Condensators
                              									eine erheblich höhere war als die des Prinz Regent mit
                              									Luftpumpen-Condensator. Dabei ist noch zu berücksichtigen, dass der
                              									Schiffswiderstand nicht einfach mit der vermehrten Schiffsgeschwindigkeit, sondern
                              									im Verhältnisse des Quadrates der Geschwindigkeit wächst. Die Vortheile, welche der
                              									Strahl-Condensator gegenüber dem Einspritz-Condensator mit Luftpumpe beim
                              									Dampfmaschinenbau bietet, sind daher in der Hauptsache folgende:
                           1) Gewichtsersparniss;
                           2) geringerer Raumbedarf;
                           3) Kraftgewinn;
                           4) Einfachheit, geringere Reparaturen;
                           5) bequeme Aufstellung;
                           6) ruhigerer Gang der Maschine.
                           Beim Rupprecht beträgt beispielsweise die durch
                              									Verwendung des Körting'schen Universal-Condensators
                              									erzielte Ersparniss an Maschinengewicht rund 2000 k, während der durch eine
                              									Luftpumpe absorbirte Kraftbedarf, welcher einerseits aus der Arbeit des
                              									Pumpenkolbens und dem Heben der Ventile, andererseits aus den Reibungswiderständen
                              									des Kolbens, Excenters, des Kreuzkopfes, der Gradführung und der verschiedenen
                              									Zapfen besteht, auf rund 25  oder 4 Proc. der Maschinenleistung anzuschlagen
                              									ist.
                           Die ebengenannten Vorzüge des Universal-Condensators gelten in allen Punkten
                              									naturgemäss auch für stationäre Anlagen, wenn hier auch die Gewichtsersparniss keine
                              									so grosse Rolle spielt. Je nach den örtlichen Verhältnissen ist hier natürlich die
                              									Aufstellung verschieden, in den meisten Fällen wird indessen eine Aufstellung
                              									vorgenommen werden können, wie sie in Fig. 6
                              									dargestellt ist, in welchem Falle sich der Condensator sein Condensationswasser etwa
                              									1 m hoch ansaugt. Ebenso findet der Universal-Condensator da vorzügliche Anwendung,
                              									wo Gefällewasser zur Verfügung steht, aber von nur 2 oder 3 m Gefälle, so dass die
                              									Anlage eines Gefälle-Condensators nicht mehr zweckmässig erscheint. Die Wahl, welche
                              									Art eines Strahl-Condensators in einem bestimmten Falle zu nehmen ist, hängt indess
                              									nicht allein von den örtlichen Wasserverhältnissen, sondern auch von der Art des
                              									ganzen Betriebes ab, so dass in der Hauptsache wesentlich für die Bestimmung eines
                              									Strahl-Condensators ist: 1) der Dampfverbrauch, 2) der Wechsel desselben und 3) die
                              									Lage der Maschine im Verhältnisse zum Condensationswasser bezieh. zur Beschaffung
                              									desselben. Liegen diese Verhältnisse nicht zu ungünstig, so ist jederzeit die
                              									Anbringung von Condensation, namentlich auch für kleinere Maschinen, vortheilhaft,
                              									und wird der Strahl-Condensator zufolge seiner billigeren Anschaffung und seines
                              									einfacheren, rationelleren Betriebes immer dem Luftpumpen-Condensator vorzuziehen
                              									sein.
                           
                        
                           Condensationswasser-Kühlanlagen.
                           In vielen Fällen ist nun bekanntlich das zur Condensation erforderliche Wasserquantum
                              									nicht zu beschaffen, und hat man bisher in vielen Fällen deshalb von einer Anwendung
                              									der Condensation abgesehen. Die heutigen hohen Kohlenpreise haben indess auch hier
                              									antreibend gewirkt und haben deshalb in neuerer Zeit die Frage nahe gelegt, die Anwendung einer
                              									Condensation dadurch zu ermöglichen, dass man dasselbe, einmal beschaffte
                              									Condensationswasser immer wieder benutzt bei gleichzeitiger künstlicher Abkühlung
                              									desselben. Diese Bestrebungen haben unter anderen das Klein,
                                 										Schanzlin und Becker'sche Verfahren gezeitigt, das bereits 1891 282 * 102 ff. unseren Lesern vorgeführt ist. Das
                              									Verfahren besitzt aber den Nachtheil, dass man mechanisch betriebene Ventilatoren
                              									benutzen muss, die einen ziemlich erheblichen Kraftaufwand beanspruchen, der
                              									natürlich vom Nutzen der Condensation in Abzug zu bringen ist. Ermittelungen haben
                              									in dieser Hinsicht ergeben, dass der Kraftbedarf solcher Anlagen sehr leicht bis zu
                              									10 Proc. der Maschinenarbeit betragen kann, also einen Betrag ausmacht, der immerhin
                              									sehr fühlbar ist. (Vgl. dagegen 1892 286 * 24. D. R.)
                           Diesen Nachtheil besitzt nun das Körting'sche
                              									Kühlverfahren nicht, auf das bereits 1890 276 430 kurz
                              									hingewiesen ist. Das Verfahren besteht darin, dass einer Anzahl der Körting'schen Patentcentrifugal-Streudüsen (Düsen mit
                              									eingesetzter Spirale) das zu kühlende Condensationswasser mit einem Drucke von 10 m
                              									zugeführt wird, welche Düsen das Wasser in die Luft zerstäuben. Die Düsen werden
                              									dabei über einem Bassin aufgestellt, in das das zerstäubte, abgekühlte Wasser
                              									zurückfällt, um von hier dem Condensator wieder zuzufliessen. Die Abkühlung des
                              									Condensationswassers, die in der Hauptsache durch Verdunstung an der Oberfläche der
                              									Tropfen erzielt wird, erfolgt dabei immer auf Lufttemperatur und ist der Verlust an
                              									Wasser durch Verdunstung kein nennenswerther. Bei stürmischem Wetter kann ein Theil
                              									des zerstäubten Wassers durch Verwehung verloren gehen, man kann dem aber mit Erfolg
                              									begegnen, wenn man an der dem Winde am meisten ausgesetzten Seite des Kühlbassins
                              									eine etwa 2 m hohe Holzschutz wand aufführt bezieh. hölzerne Kühlthürme anwendet. In
                              									dem Falle tritt dann im Laufe des Betriebes überhaupt keine Abnahme des
                              									Condensationswassers ein, sondern eine stetige Vermehrung entsprechend der
                              									Condensation des Dampfes. Auch hat eine derartige Kühlanlage den Vortheil, dass sie
                              									einer Abnutzung so gut wie gar nicht unterliegt, da die aus Rothguss hergestellten
                              									Streudüsen keine beweglichen Theile besitzen. Erforderlich ist ferner nur eine
                              									kleine Centrifugalpumpe, welche das Condensationswasser den Streudüsen mit den
                              									genannten 10 m Druck zuführt.
                           Man hat diesem Körting'schen Kühlverfahren den Einwurf
                              									gemacht, dass man diese 10 m Druckhöhe erst erzeugen müsse. Dem gegenüber ist zu
                              									bemerken, dass auch bei den mit einem Ventilator arbeitenden Kühlanlagen das Wasser
                              									gehoben werden muss, und zwar auf eine Hohe, welche nicht viel hinter dem Drucke
                              									zurückbleibt, mit dem man das Condensationswasser den Körting'schen Streudüsen zuführen muss, so dass also in dieser Hinsicht
                              									fast die gleiche Leistung zu verrichten ist. Dagegen bleibt bei dem Klein, Schanzlin und Becker'schen Verfahren (und dessen
                              									Abarten wie Verfahren Kiefer) immer noch der
                              									Kraftbedarf für den Ventilator übrig, um welchen eben das Körting'sche Verfahren sich günstiger stellt. Wir werden auf das letztere
                              									Verfahren noch späterhin zurückkommen.
                           Es dürfte daher keinem Zweifel unterliegen, dass das von Körting angewendete Kühlverfahren sehr günstige Resultate ergibt und
                              									ein sehr zweckmässiges ist, weil eben von dem durch die Condensation erzielten
                              									Kraftgewinne ein geringerer Bruchtheil als bei anderen Verfahren auf die künstliche
                              									Kühlung des Condensationswassers verwendet zu werden braucht. Eine Körting'sche Strahl-Condensatoranlage mit künstlicher
                              									Kühlung des Condensationswassers ist daher in zweifacher Hinsicht einer
                              									Luftpumpen-Condensatoranlage mit anderweitiger künstlicher Kühlung überlegen, weil
                              									einmal der Condensator in Anlage und Betrieb billiger und rationeller ist und
                              									andererseits auch die Kühlanlage einen grösseren Kraftgewinn ermöglicht.
                           
                              R. Knoke.