| Titel: | Aus drei Schichten hergestellte Glühlampenfäden der Actiengesellschaft für elektrische Glühlampen in Budapest. | 
| Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 15 | 
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                        Aus drei Schichten hergestellte Glühlampenfäden
                           								der Actiengesellschaft für elektrische
                              									Glühlampen in Budapest.
                        Mit Abbildung.
                        Glühlampenfäden der Actiengesellschaft für elektrische
                           								Glühlampen.
                        
                     
                        
                           Nach dem ihr unterm 2. April 1892 für Oesterreich-Ungarn ertheilten Patente setzt die
                              										Actiengesellschaft für elektrische Glühlampen in
                              									Budapest die Glühfäden aus drei Schichten zusammen, von denen die innere den
                              									eigentlichen Kohlenfaden darstellt; dieser wird mit einem Mineralgummi getränkt und
                              									so als zweite Schicht mit einem nicht leitenden, bei der Carbonisirung schmelzenden
                              									Silicat oder Salzüberzug versehen, welcher sowohl den inneren Kohlenfaden bei der
                              									Carbonisirung vor Verbrennung schützt und von der Luft abschliesst, als auch dem
                              									carbonisirten Faden eine glatte Oberfläche gibt, worauf sich die dritte Schicht, die
                              									zur Justirung des
                              									Fadens und in Bezug auf den richtigen Widerstand nöthig ist, fein vertheilt und
                              									gleichmässig absetzen kann. Die dritte Schicht besteht aus Kohlenstoff, der in ganz
                              									bestimmter Weise niedergeschlagen wird; es kommt dazu ein Paraffinbad, wie
                              									nachfolgend erläutert wird. Bisher wurde den Kohlenfäden dieser richtige Widerstand
                              									nach ihrer Einführung in die Lampenglocke gegeben, bei vorliegender Neuerung werden
                              									dagegen die Kohlenfäden vor ihrer Verbindung und Einführung in die Glocke fertig
                              									zubereitet, auf ihren Widerstand hin geprüft und etwaige Differenzen in dem Strom
                              									widerstände ausgeglichen. Die neue Art und Weise der Ausgleichung dieser
                              									Widerstandsdifferenz bildet mit den Gegenstand des Patentes.
                           Es ist schon bekannt, dass man diesen Ausgleich der Widerstandsdifferenzen in Bädern
                              									von kohlenstoffhaltigen Gasen oder Flüssigkeiten bewirkt. Bei diesen Bädern tritt
                              									aber der Uebelstand auf, dass beim Absetzen der Kohlentheilchen an die Kohlenfäden
                              									in Folge der Temperaturerhöhung eine stete Strömung in den Bädern eintritt, wobei
                              									zugleich, da stets Sauerstofftheilchen in denselben enthalten sind, nach und nach
                              									der ganze Inhalt des Bades an Sauerstoff auf die Kohlenfäden einwirkt und die
                              									Beschaffenheit derselben verschlechtert. Das vorliegend angewendete und als neu
                              									betrachtete starre Bad vermeidet diesen Uebelstand vollkommen, da von dem starren Bade, in welches die Kohlenfäden eingetaucht
                              									werden und in welchem die Präparirung stattfindet, nur die den Fäden zunächst
                              									liegenden Theile flüssig bezieh. dampfförmig werden, und nur aus diesen nach
                              									Möglichkeit beschränkten Theilen des Bades ein Absetzen der Kohlenstofftheile an die
                              									Kohlenfäden stattfindet. Jede Strömung in dem Bade ist dadurch vermieden, da nur die
                              									unmittelbar an die Kohlenfäden angrenzenden Badtheile flüssig bezieh. dampfförmig
                              									werden und die weiter entfernteren festbleibenden Badtheile gewissermaassen einen,
                              									den Kohlenfaden möglichst dicht umschliessenden Behälter oder ein Bassin bilden.
                           Zu dem starren Bade werden Paraffin, Naphtalin und
                              									ähnliche, bei gewöhnlicher Temperatur erhärtende, sauerstoffreie Kohlenwasserstoffe
                              									benutzt; es zerfällt somit während der Ausführung in zwei Zonen, in eine
                              									festbleibende Hülle und einen flüssig bezieh. dampfförmig werdenden Theil, der die
                              									zu tränkenden Kohlenfäden völlig dicht umschliesst.
                           Der Vorgang bei der Zubereitung der Kohlenfäden ist folgender:
                           Holz, Seide, Baumwolle, oder andere vegetabilische Faser wird mit einer Auflösung von
                              									Mineralgummi, bestehend aus einer Mischung von einem Silicate, als Wasserglas 25 bis
                              									30 Proc., Senegalgummi 10 bis 15 Proc. und Aetznatron 12 bis 13 Proc. getränkt,
                              									gewalzt und in Winkeleisenform gebogen. Diese Form hat die Vortheile grossen
                              									Widerstandes und ermöglicht die Herstellung eines vielkantigen Körpers von nur
                              									geringem Querschnitt. Die scharfen Kanten des Kohlenfadens strahlen erfahrungsgemäss
                              									ein weit helleres Licht aus als die Flächen, und deshalb ist die
                              									Winkeleisenform für die grössere Leuchtkraft von Vortheil.
                           Ist dies ausgeführt, so wird der Kohlenfaden in üblicher Weise carbonisirt nach einer
                              									der vielen bekannten Verfahrungsweisen. Darauf bringt man den Kohlenfaden in den in
                              										Fig. 1 und 2 im Längenschnitt und
                              									Querschnitt dargestellten Behälter a, dessen aus
                              									isolirendem Material bestehender Deckel, wie ersichtlich, mit metallenen Einsätzen
                              										m versehen ist, deren jeder zwei
                              									Befestigungsschrauben s und s2 besitzt, zum Einklemmen der Kohlenfäden
                              										k und zum Einklemmen der eigentlichen Stromdrähte
                              										r einer Elektricitäts-Quelle.
                           Nachdem man den in Bezug auf seinen Widerstand zu prüfenden Kohlenfaden k in den Einsatz eingespannt hat (wie ersichtlich,
                              									können mehrere Fäden gleichzeitig eingespannt werden, je nach der Grösse des
                              									Behälters), wird der Behälter durch die Oeffnung o mit
                              									Paraffin so hoch gefüllt, dass die Kohlenfäden k
                              									vollständig umhüllt sind. Darauf lässt man das Paraffin erkalten und erstarren und
                              									verbindet nun die Drähte r, r mit dem elektrischen
                              									Strome, indem man zugleich in diese Drähte ein Galvanometer einschaltet, um
                              									jederzeit den Widerstand ablesen zu können.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 16Glühlampenfaden der Actiengesellschaft für elektrische Glühlampen. Der auf diese Weise durch den Kohlenfaden gehende elektrische Strom
                              									erhitzt die Kohlenfäden, die zunächstliegenden Paraffinschichten werden flüssig und
                              									die am nächsten gelegenen Theile sogar dampfförmig, und in Folge der Erhitzung durch
                              									den elektrischen Strom werden Kohlentheilchen an den Kohlenfäden abgesetzt, wodurch
                              									sich der Widerstand der letzteren allmählich vermindert. Die den Kohlenfäden
                              									entfernter liegenden Theile des Paraffins bleiben fest und bilden, wie oben erwähnt,
                              									die Umhüllung für den flüssig gewordenen Theil des Paraffins, unter möglichster
                              									Beschränkung der flüssig werdenden Masse. Die durch die Temperaturerhöhung
                              									eintretende Strömung in der Flüssigkeit ist also auf ein Minimum beschränkt.
                           Nachdem die Kohlenfäden auf den richtigen Widerstand gebracht sind, wird der
                              									elektrische Strom ausgeschaltet und der Kohlenfaden kann, nachdem die Paraffinmasse
                              									durch Erwärmung vollständig flüssig gemacht ist, herausgezogen werden. Er wird
                              									darauf von anhängenden Paraffintheilchen durch Alkohol, ein geeignetes Mittel,
                              									gereinigt und ist dann zur Einsetzung in die Lampe fertig.
                           Es findet also die eigentliche Regulirung des Widerstandes des Kohlenfadens in einem
                              									festen Bade statt, welches nur zum kleinsten Theile bei der Präparirung schmilzt,
                              									welche Operation den Vortheil der denkbar geringsten Luftzuführung besitzt, ganz
                              									abgesehen davon, dass Paraffin und Naphtalin den Vortheil der leichtesten
                              									Kohlenstoffabsonderung bieten.
                           Es ist noch der Vortheil, den das Zubereitungsverfahren mit mineralischem Gummi
                              									darbietet, zu erläutern. Dieses in seiner Zusammensetzung in der Einleitung
                              									beschriebene mineralische Gummi gewährt durch die Anwendung des Senegalgummis ein
                              									vollständiges Ausfüllen und in Folge dessen nach dem Carbonisiren eine grosse Zähigkeit und
                              									Widerstandskraft, während das Silicat und Aetznatron den Faden vollständig
                              									umschliesst, um schliesslich durch die Operation des heissen Walzens in ein
                              									gleichmässiges und dichtes Gefüge gebracht zu werden. Es wird also der Faden nach
                              									dem Carbonisiren und der Fertigstellung aus drei Schichten bestehen, aus der inneren
                              									Kohlenschicht, der ringförmigen Silicatschicht und der obersten, durch die
                              									Präparation niedergeschlagenen sogen. Regulirschicht.