| Titel: | Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische Untersuchungen. | 
| Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 46 | 
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                        Neue Methoden und Apparate für
                           								chemisch-technische Untersuchungen.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 286 S.
                           								191.)
                        Mit Abbildung.
                        Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische
                           								Untersuchungen.
                        
                     
                        
                           Einfluss der Temperatur auf die Gries'sche Reaction.
                           Zum Nachweis der Nitrite im Wasser ist die Reaction von Gries vielfach gebräuchlich. Dieselbe gründet sich auf die Bildung von
                              										Sulfazobenzol-α-naphtylamin durch die Einwirkung
                              									salpetriger Säure auf Sulfanilsäure und des so entstandenen Sulfazoderivates auf α-Naphtylamin. G. Bosio
                              									fand nun, dass die Temperatur des Wassers von wesentlichem Einflüsse ist auf den
                              									Eintritt der Reaction. Der Einfluss der Temperatur hängt mit der Veränderung der
                              									Löslichkeit des Sulfazobenzol-α-naphtylamins zusammen.
                              									Sinkt die Temperatur des Wassers unter 10°, so scheidet sich diese Verbindung in
                              									Form eines gelatinösen Niederschlages ab, statt sich zu lösen und der Flüssigkeit
                              									die charakteristische Färbung zu geben. Es genügt, die Temperatur auf 40 bis 50°
                              									steigen zu lassen, um den Niederschlag zu lösen und die Färbung der Flüssigkeit
                              									hervorzurufen.
                           Um das Maximum der Färbung und dieses in kürzester Zeit hervorzurufen und somit auch
                              									die Mitwirkung der in der Luft vorhandenen salpetrigen Säure bei der Reaction
                              									möglichst auszuschliessen, verfährt Verfasser wie folgt: In einem Kolben mit
                              									eingeriebenem Glasstöpsel werden 50 bis 100 cc Wasser mit 1 cc einer Lösung von
                              									Sulfanilsäure (1 : 1000) und 1 cc verdünnter Schwefelsäure (1 : 3) versetzt,
                              									umgeschüttelt und 10 Minuten stehen gelassen. Darauf fügt man 1 cc einer wässerigen
                              									Lösung von α-Naphtylamin (1 : 1000) hinzu, schüttelt
                              									wieder um und erwärmt im Wasserbade auf 50 bis 60°. (Nach L'Orosi, Bd. 14 S. 416, durch Chemisches
                                 										Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 571.)
                           
                        
                           Bestimmung des Heizwerthes von Brennmaterialien im
                              									Calorimeter.
                           Obwohl, wie Bunte gezeigt hat, der Heizwerth einer Kohle
                              									nach der Dulong'schen Formel aus der Elementaranalyse
                              									für technische Zwecke hinreichend genau bestimmt werden kann, so hält es Hempel aus rein praktischen Gründen für einfacher, den
                              									Heizwerth calorimetrisch zu ermitteln.
                           Unter Zugrundelegung der Berthelot'schen Verbrennung in
                              									der Bombe arbeitete Verfasser zur calorimetrischen Bestimmung des Heizwerthes
                              									speciell der Kohle ein Verfahren aus – längst vor P.
                                 										Mahler –, welches gestattet, die Verbrennung unter Druck in einer eisernen Autoclave vorzunehmen. Directe Versuche haben
                              									nämlich gezeigt, dass eiserne, im Inneren oxydirte Apparate anwendbar sind, weil die
                              									Wärmemenge, welche entsteht, durch Einwirkung der beim Verbrennen
                              									schwefelhaltiger Kohlen sich bildenden schwefligen und Schwefelsäure auf die
                              									Gefässwände, nicht gemessen werden kann. Ferner wurde durch Versuche ermittelt, ein
                              									wie geringer Druck nöthig ist, um eine bestimmte Menge Kohle vollständig zu
                              									verbrennen: es genügt ein Druck von 12 at, um 1 g Kohle in einem Apparate von etwa
                              									250 cc Inhalt in einer Sauerstoffatmosphäre vollständig zu verbrennen.
                           Die zur Verbrennung dienende Autoclave besteht aus einem eisernen Cylinder, der einen
                              									etwa 10 mm starken Boden und einen etwa 30 mm dicken Deckel besitzt, die beide
                              									eingeschraubt und hart gelöthet sind. Der Cylinder hat einen Inhalt von etwa 250 cc
                              									und muss auf einen Druck von 50 at geprüft sein. Verschlossen ist derselbe durch ein
                              									Kopfstück A, das ein Schraubenventil a trägt und bei b zum
                              									Anschrauben an eine Flansche hergerichtet ist. In das Kopfstück ist der eiserne
                              									Stift c fest eingeschraubt, während der Stift d für elektrische Ströme isolirt eingesetzt ist. In die
                              									Stifte c und d sind etwa
                              									0,8 mm starke Platindrähte f und g eingeschraubt und eingelöthet, welche das aus
                              									feuerfestem Thon hergestellte Näpfchen e tragen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 46 Die Isolirung des Poldrahtes d erreicht man,
                              									indem man über die konische Verstärkung h desselben ein
                              									Stück dünnwandigen Gummischlauches i zieht, den man
                              									vorher durch das lange konische Loch des Verschlusstückes geschoben hat und dann
                              									unter gleichzeitigem starken Ausziehen des Schlauches den Poldraht d scharf eindrückt. Der untere Theil des
                              									Gummischlauches wird so abgeschnitten, dass er etwa 1 cm weit unter der Oberfläche
                              									des Eisenkopfes im Loche steckt; den oberen Theil lässt man etwas über den Kopf
                              									herausragen. Um ein Verbrennen des Gummischlauches im Inneren des Loches zu
                              									vermeiden, stopft man den unteren Theil desselben mit Asbest aus. Der durch das
                              									Pressen hergestellte Kohlencylinder wird durch einfaches Umwickeln seiner
                              									Platindrähte um die Platinträger f und g in Elektricität leitende Verbindung mit denselben
                              									gebracht. Die Dichtung des Ventiles und des Kopfstückes erfolgt durch
                              									Bleiplättchen.
                           Nachdem das Kopfstück fest in das Autoclavengefäss eingeschraubt ist, erfolgt dessen
                              									Füllung mit Sauerstoff. Dieselbe kann zweckmässig und einfach mit dem jetzt im
                              									Handel befindlichen comprimirten Sauerstoffe geschehen. Steht letzterer nicht zur
                              									Verfügung, so kann man den Sauerstoff auch durch seinen eigenen Druck, der bei der
                              									Entwickelung in eisernen Gefässen aus Kaliumchlorat und Braunstein erzeugt wird, in
                              									die Autoclave pressen.Hempel: Gasanalytische Methoden, S.
                                    										357. Ist die Autoclave mit Sauerstoff gefüllt, so wird sie in das
                              									Calorimetergefäss eingesetzt und die Bestimmung in bekannter Weise vorgenommen.
                           Die Zahlen, welche Verfasser für verschiedene Kohlen calorimetrisch ermittelte,
                              									stimmen im Allgemeinen bis auf 1 und 2 Proc. mit denen aus der Elementaranalyse nach
                              										Dulong berechneten überein. Zum Vergleiche seien
                              									die calorimetrisch bestimmten Werthe und die berechneten in der folgenden kleinen
                              									Zusammenstellung beigegeben:
                           
                           
                              
                                 Kohlen
                                 Asche
                                 Wasser
                                 S
                                 N
                                 C
                                 H
                                 O
                                 Heizwerth
                                 
                              
                                 ge-funden
                                 be-rechnet
                                 
                              
                                 Nr.
                                 
                              
                                 1
                                 9,5
                                   6,85
                                 1,5
                                 2,6
                                   67,45
                                 5,3
                                 6,8
                                 6958
                                 7019
                                 
                              
                                 2
                                 9,2
                                   6,64
                                 1,5
                                 2,6
                                   67,31
                                 5,3
                                   7,45
                                 6958
                                 7016
                                 
                              
                                 3
                                   5,31
                                   7,25
                                   0,97
                                 1,8
                                 72,3
                                 5,3
                                   7,17
                                 7471
                                 7351
                                 
                              
                                 4
                                   5,38
                                   6,97
                                   0,97
                                 1,4
                                 72,7
                                 5,1
                                   7,18
                                 7471
                                 7345
                                 
                              
                                 5
                                 4,4
                                 9,1
                                   0,75
                                 3,1
                                   72,25
                                 5,7
                                 4,7
                                 7540
                                 7613
                                 
                              
                                 6
                                 24
                                 1,7
                                 1,4
                                 –
                                 72,1
                                 0,4
                                 0,4
                                 5619
                                 5981
                                 
                              
                           (Nach Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 S.
                              									389.)
                           
                        
                           Fehlerquelle bei chemischen Operationen in Folge Verwendung
                              									von Gasflammen.
                           Gelegentlich einer quantitativen Bestimmung einer flüchtigen organischen Säure machte
                              										A. Lieben die Wahrnehmung, dass das erhaltene
                              									Calciumsalz nicht rein war, sondern nachweisbar Calciumsulfat enthielt. Da mit der
                              									abdampfenden Lösung des Salzes kein Agens in Berührung kam als Luft, so konnte die
                              									Schwefelsäure nur durch die Luft zugeführt worden sein. Da die Luft des
                              									Laboratoriumraumes sich als völlig frei von Schwefelsäuredämpfen erwies, so konnte
                              									es sich nur um eine örtliche Verunreinigung der Luft mit Schwefelsäure gerade über
                              									der abdampfenden Flüssigkeit handeln. Diese Schwefelsäure konnte offenbar nur aus
                              									den Verbrennungsproducten des unter dem Wasserbade mit kleiner Flamme brennenden
                              									Leuchtgases stammen. Verfasser stellte daher eine Reihe von Versuchen an, bei denen
                              									einerseits reines destillirtes Wasser, andererseits wässerige Lösungen verschiedener
                              									Körper unter zeitweiligem Ersatz des verdampfenden Wassers durch etwa 30 bis 40
                              									Stunden abgedampft wurde. Alle Proben wurden vorher geprüft und frei von
                              									Schwefelsäure befunden; alle, mit einziger Ausnahme von Salzsäure, enthielten nach
                              									dem Abdampfen Schwefelsäure bezieh. Sulfate. Am meisten Schwefelsäure wird von
                              									basischen Lösungen oder den Salzen flüchtiger organischer Säuren aufgenommen,
                              									weniger von den Lösungen neutraler Salze starker Säuren.
                           Aus sämmtlichen Versuchen, die Verfasser anstellte, ergibt sich mit Sicherheit, dass
                              									bei Verwendung einer Gasflamme zum Abdampfen von Flüssigkeiten Schwefelsäure in
                              									dieselben gelangt, die nur von der Verbrennung der im Gas enthaltenen
                              									Schwefelverbindungen herrühren kann. Die Menge der Schwefelsäure hängt nicht nur von
                              									der Grösse der Flamme, der Dauer des Abdampfens und der Anordnung ab, welche den
                              									Verbrennungsproducten mehr oder weniger Gelegenheit gibt, mit der abdampfenden
                              									Flüssigkeit in Berührung zu kommen, sondern auch erheblich von der chemischen
                              									Beschaffenheit der abdampfenden Lösung und ist im Allgemeinen so bedeutend, dass sie
                              									nicht vernachlässigt werden darf. Der Einfluss dieser verunreinigenden Schwefelsäure
                              									kann sich auch dahin geltend machen, dass flüchtige Säuren beim Abdampfen verdünnter
                              									Lösungen ihrer Salze ausgetrieben werden. Verfasser hält es für wahrscheinlich, dass
                              									die gelbliche oder bräunliche Färbung, die so oft beim Abdampfen von Lösungen
                              									organischer Körper beobachtet wird, in vielen Fällen auf die Wirkung der aus den
                              									Flammengasen hineingelangenden Schwefelsäure zurückzuführen ist. Wurden die
                              									Abdampfungen anstatt über der Gasflamme über der Weingeistflamme unter sonst
                              									gleichen Anordnungen vorgenommen, so konnte in der abdampfenden Flüssigkeit und in
                              									dem Rückstand keine Schwefelsäure nachgewiesen werden.
                           Verfasser wies ferner nach, dass beim Verbrennen der Schwefelverbindungen des
                              									Leuchtgases neben Schwefeldioxyd auch Schwefelsäure sich bildet. Der Grund zur
                              									Bildung der letzteren mag wohl in der hohen Temperatur der Gasflamme und in der
                              									Anwesenheit reichlichen Wasserdampfes liegen. Dass Verfasser bei seinen
                              									Abdampfversuchen nur Schwefelsäure nachweisen konnte, erklärt er damit, dass heisse
                              									Flüssigkeiten wohl nur wenig Schwefeldioxyd absorbiren und dieses Wenige, sofern es
                              									sieh nicht zu Schwefelsäure oxydirt, beim weiteren Abdampfen wieder ausgetrieben
                              									wird.
                           Am Schlusse seiner schönen und exacten Arbeit führt Verfasser noch eine grosse Anzahl
                              									Belege aus der Literatur an, welche seine Wahrnehmung bezüglich des Einflusses der
                              									aus den Verbrennungsproducten des Leuchtgases stammenden Schwefelsäure auf
                              									Analysenresultate bestätigen. (Nach Monatshefte für
                                 										Chemie, 1892 Bd. 13 S. 286.)
                           
                        
                           Empfindliches Reagens auf Kohlenoxyd.
                           Zum qualitativen Nachweis des Kohlenoxyds diente bislang fast ausschliesslich die Vogel'sche spectroskopische Blutprobe, weil nur diese
                              									einen ausreichenden Grad von Genauigkeit und Empfindlichkeit besitzt. Nach T. Habermann hat sich nun das salpetersaure
                              									Silberoxydammoniak als ein sehr empfindliches Reagens für Kohlenoxyd erwiesen.
                           Leitet man nämlich durch eine Lösung dieser Verbindung Kohlenoxyd oder
                              									kohlenoxydhaltige Luft, so bräunt sich die Lösung rasch mehr oder weniger stark und
                              									bei einigermaassen grösseren Mengen von Kohlenoxyd scheiden sich bald schwarze
                              									Flocken aus, welche aus Silber bestehen, während sich in der Lösung Kohlensäure
                              									nachweisen lässt.
                           Bezüglich der Empfindlichkeit des Reagens stellte Verfasser Versuche an, deren
                              									Ergebniss aus nachstehender Zusammenstellung ersichtlich ist:
                           
                              
                                 Volumtheile:
                                 
                                 
                              
                                 Luft
                                 Kohlenoxyd
                                 Reaction
                                 
                              
                                 90
                                 10
                                 brauner Niederschlag
                                 
                              
                                 95
                                   5
                                 braune Trübung
                                 
                              
                                 98
                                   2
                                 sehr deutliche Braunfärbung
                                 
                              
                                 99,5
                                     0,5
                                 deutliche Braunfärbung
                                 
                              
                                 99,9
                                     0,1
                                 deutliche Braunfärbung
                                 
                              
                           Gleichzeitig wurde auch die Luft ohne Kohlenoxydzusatz mit dem Reagens geprüft und
                              									hierbei keinerlei Färbung wahrgenommen so dass es als vollständig sicher gestellt
                              									erscheinen muss, dass wir in dem salpetersauren Silberoxydammoniak ein
                              									ausserordentlich empfindliches Reagens auf Kohlenoxyd besitzen.
                           Zur quantitativen Bestimmung des Kohlenoxyds scheint sich das Reagens nicht zu
                              									eignen, da von dem unvermischten Gas etwa nur 5 Proc. durch die Lösung rasch
                              									absorbirt werden.
                           Das Reagens, welches man in einfacher Weise dadurch erhält, dass man eine Lösung von
                              									Silbernitrat mit so viel Ammoniak versetzt, dass von dem sich anfangs ausscheidenden
                              									Silberoxyd ein kleiner Theil ungelöst bleibt, den man abfiltrirt, hält sich Monate
                              									hindurch unverändert und bräunt sich selbst in directem Sonnenlicht nicht. (Nach Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 S. 324.)
                           
                        
                           Volumetrische Bestimmungsmethode der Phosphorsäure.
                           Matteo Spica bestimmt die Phosphorsäure in
                              									Thomasschlacken und anderen Phosphaten volumetrisch und verfährt dabei wie folgt: Die
                              									Schlacke wird entweder mit Natriumcarbonat oder besser mit Schwefelsäure
                              									aufgeschlossen, die erhaltene Lösung unter Zusatz eines Tropfens
                              									Phenolphtaleinlösung mit Natronlauge genau neutralisirt, auf ein bestimmtes Volumen
                              									gebracht und ein aliquoter Theil mit eingestellter Kaliumeisenalaunlösung unter
                              									Zusatz von etwas Salicylsäure titrirt. Der Titer der Eisenlösung wird mit
                              									Ammoniumnatriumphosphat gestellt. (Nach Gazz. chim.,
                              									1892 22, 1, 117, durch Chemiker-Zeitung, Repertorium 1892
                                 										Bd. 16 S. 148.)
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)