| Titel: | Ueber den Fortschritt und die Entwickelung im englischen Schiffsmaschinenbau. | 
| Autor: | Freytag | 
| Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 98 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber den Fortschritt und die Entwickelung
                           								im englischen Schiffsmaschinenbau.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber den Fortschritt und die Entwickelung im englischen
                           								Schiffsmaschinenbau.
                        
                     
                        
                           Alfred Blechynden hielt im J. 1891 vor der Institution
                              									of Mechanical Engineers zu Liverpool einen Vortrag über die Fortschritte im
                              									Schiffsmaschinenbau während des letzten Jahrzehntes, welcher, in Engineering vom 21. August 1891 veröffentlicht,
                              									gewissermaassen als eine Fortsetzung der in dem genannten Verein 19 bezieh. 10 Jahre
                              									früher von Fr. Brammwell bezieh. C. Marshall über die damaligen wichtigen Neuerungen im
                              									Schiffsmaschinenbau gehaltenen Vorträge gelten kann.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 97Fig. 1.Schiffsmaschine mit dreifacher Expansion. Die Auslassungen von C. Marshall im J. 1881
                              									(1882 243 89) bezogen sich namentlich auf die damals
                              									allgemein zur Einführung gelangten Zweifach-Expansionsmaschinen, welche, längere
                              									Fahrten vorausgesetzt, mit einem durchschnittlichen Kesseldruck von 5,5 at, einer
                              									Kolbengeschwindigkeit von 2,372 m in der Secunde und bei 0,371 qm Heizfläche auf 1
                              									indicirte  einen Kohlenverbrauch von 0,83 k für 1 Stunde und 1 indicirte
                              									 erforderten. Dreifach-Expansionsmaschinen hatte der genannte Redner
                              									vollständig unerwähnt gelassen, obwohl zwei derartige Maschinen damals bereits 7
                              									Jahre lang im Betrieb waren, nämlich die Maschine des von John Elder and Comp. nach Zeichnungen von A. C.
                                 										Kirk erbauten Dampfers Propontis mit Cylindern
                              									von 584, 1048 und 1578 mm Durchmesser für 1067 mm Kolbenhub und die Maschine des
                              									Dampfers Sexta mit Cylindern von 280, 432 und 610 mm
                              									Durchmesser für 457 mm Kolbenhub, welche nach Angabe von C.
                                 										Franklin, damals in London, auf den Ouseburn Engine
                                 										Works in Newcastle-on-Tyne erbaut wurde; beide Maschinen (Fig. 1) wurden im J. 1873 fertig gestellt, 1874
                              									erprobt und waren, wie dies gewöhnlich auch jetzt der Fall ist, mit einer dreifach
                              									gekröpften Kurbelwelle versehen.
                           Seit dem Jahre 1881 haben die mit dreifacher Expansion des Dampfes arbeitenden
                              									Schiffsmaschinen die Zweifach-Expansionsmaschinen immer mehr verdrängt und es
                              									sind für erstere Kesseldrücke bis zu 13⅓ at zur Einführung gekommen; auch mit
                              									Vierfach-Expansionsmaschinen verschiedener Gestalt sind hier und da Versuche gemacht
                              									worden und mannigfache Aenderungen in Folge des höheren Kesseldruckes, sowie der
                              									grösseren Leistung der Maschinen nothwendig geworden.
                           Wir wollen zunächst die Fortschritte an Schiffskesseln,
                              									sodann diejenigen an den Schiffsmaschinen während der
                              									letzten 10 Jahre auszüglich besprechen.
                           Künstlicher Zug. Bis vor ungefähr 10 Jahren beschränkte
                              									sich in England die Anwendung des künstlichen oder verstärkten Zuges auf die Kessel
                              									von Torpedofahrzeugen und dreier Kreuzer mit Leistungen von je 2850 ,
                              									obgleich auf amerikanischen Dampfern schon länger hiervon Gebrauch gemacht wurde.
                              									Seitdem hat der verstärkte Zug auf allen Seeschiffen, mögen dieselben zur
                              									Beförderung von Personen oder Frachten dienen, eine ausgebreitete Verwendung
                              									gefunden, da es mit Hilfe desselben möglich ist, die Leistung eines jeden Kessels
                              									beträchtlich zu erhöhen. Solange die Intensität des verstärkten Zuges innerhalb
                              									gewisser Grenzen gehalten wird, machen sich Uebelstände am Kessel nicht bemerkbar,
                              									wenn man denselben jedoch zu sehr forcirt, sind häufige und kostspielige Reparaturen
                              									am Kessel, sowie ein frühzeitiges Zugrundegehen desselben zu erwarten.
                           Es gibt verschiedene Methoden, um künstlichen Zug in den Kesseln zu erzeugen. In
                              									England benutzte man zuerst abgeschlossene Heizräume, in welche mittels Ventilatoren
                              									Wind mit einer Pressung von 25 bis 76 mm Wassersäule geblasen wurde; diese
                              									Einrichtung hatte gewiss den Vorzug grosser Einfachheit und ermöglichte, den Raum
                              									vor den Kesseln kühl zu erhalten, liess indess in Bezug auf Reinlichkeit zu wünschen
                              									übrig und verursachte, sobald die Bunkerthüren nicht vollständig dicht geschlossen
                              									waren, grosse Unannehmlichkeiten auf Deck. Möglicher Weise arbeitete man mit dieser
                              									Einrichtung auch nicht ganz so ökonomisch wie mit der Anordnung geschlossener
                              									Aschenfälle, doch haben bezügliche Versuche ergeben, dass man bei massigem Winddruck
                              									wenigstens nicht unökonomischer arbeitete, als mit natürlichem Zug. In Amerika war
                              									es namentlich gebräuchlich, die Aschen fälle zu schliessen und die von den
                              									Ventilatoren kommende Windleitung in dieselben hinein zu legen, was in Bezug auf
                              									Reinlichkeit seine grossen Vorzüge hat; auch sind die Kesselbleche weniger starken
                              									Abkühlungen in Folge Eindringens von kalter Luft ausgesetzt, als dies beim Feuern
                              									mit geschlossenen Heizräumen der Fall ist.
                           Man brachte auch künstlichen Zug in der Weise hervor, dass man einen Ventilator in
                              									die Rauchkammer setzte, zum Zwecke, die Luft durch die Feuerungen anzusaugen und mit
                              									den Verbrennungsproducten in den Schornstein zu jagen; hierbei werden die kostspieligen
                              									Einrichtungen, welche beim Unterwindgebläse nöthig sind, vollständig vermieden.
                           In Bezug auf Kohlenersparniss bei Anwendung verstärkten Zuges ist aus der
                              									nachstehenden Tabelle II zu entnehmen, dass während der mittlere Verbrauch an Kohlen
                              									in Kesseln mit natürlichem Zug 1,573 Pfund (engl.) für 1 indicirte  und
                              									Stunde beträgt, dieser sich bei Kesseln mit verstärktem Zug auf 1,336 Pfund (engl.)
                              									vermindert, demnach im letzteren Falle eine Erparniss an Kohle von 15 Proc.
                              									resultirt. Ist nun auch ein Theil dieser Ersparniss auf Rechnung anderer Wärme
                              									erhaltender Einrichtungen zu setzen, mit denen die neueren Dampfer ausgerüstet sind,
                              									so unterliegt es doch keinem Zweifel, dass mittels verstärkten Zuges selbst ein
                              									verhältnissmässig kleiner Kessel eine bedeutende Leistung zu entwickeln im Stande
                              									ist, zu deren Erzeugung bei nur natürlichem Zuge ein viel grösserer Kessel
                              									erforderlich wäre; auch hat sich herausgestellt, dass bei verstärktem Zuge in den
                              									Kesseln selbst minderwerthige Kohlen verbrannt werden können, die sonst nicht an
                              									Bord genommen werden konnten.
                           Es soll bei Kesseln mit für die Wassercirculation ausreichenden Räumen durch
                              									Anordnung des verstärkten Zuges die Dampferzeugung um ungefähr 30 bis 40 Proc. bei
                              									länger anhaltendem Betriebe und bei kurzen Fahrten auf das Doppelte gegenüber dem
                              									natürlichen Zuge erhöht werden können.
                           Kessel. Ueber Aenderungen bezüglich der Gestalt
                              									gewöhnlicher Schiffskessel ist wenig Neues zu berichten; zwar haben Thornycroft und Yarrow den
                              									Wasserröhrenkesseln besondere Aufmerksamkeit zugewendet, um an Gewicht möglichst zu
                              									sparen und höhere Geschwindigkeiten als bisher auch mit kleineren Schiffen zu
                              									erreichen; es dürfte die allgemeine Benutzung von Wasserröhrenkesseln indess hier
                              									wohl aus dem Grunde seine Bedenken haben, als doch meist nur ein oder zwei derartige
                              									Kessel vorhanden sind und bei dem Brache eines Rohres sogleich der ganze Kessel
                              									unbrauchbar wird, während bei den gewöhnlichen Schiffskesseln der Bruch eines Rohres
                              									durch einfaches Eintreiben eines Stopfen unschädlich gemacht werden kann.
                           Der grosse Vortheil der Wasserröhrenkessel, welcher in dem geringen Gewichte des von
                              									ihnen aufgenommenen Wassers besteht, dürfte auch insofern zum Nachtheile für die
                              									Verwendung derselben auf kleineren Schiffen sprechen, als die Speisung nun äusserst
                              									sorgfältig und gleichmässig stattfinden muss, um eine constante Dampfspannung halten
                              									zu können.
                           Nicht unerwähnt darf bleiben, dass bei Schiffskesseln an Stelle des Schmiedeeisens,
                              									ausgenommen bei den Rohren, vorwiegend Stahl getreten ist und ferner die
                              									hauptsächlichsten Arbeiten bei Anfertigung der Kessel nur noch mittels Maschinen
                              									ausgeführt werden; auch ist das Stanzen der Nietlöcher ganz verworfen worden, und es
                              									werden dieselben jetzt fast überall gebohrt. In Rücksicht hierauf haben das Board of Trade und der britische Lloyd die Lieferungsbedingungen für Schiffskessel in
                              									Bezug auf die Blechstärken entsprechend geändert und auch sonst mannigfache
                              									Erleichterungen eintreten lassen.
                           Vor einigen Jahren bereits baute die Royal Navy Kessel,
                              									deren Wandungen um 18 Proc. schwächer waren als diejenigen, welche das Board of Trade und der Lloyd
                              									damals vorschrieben, und es wurden diese Kessel bei der Prüfung nicht auf den
                              									doppelten Arbeitsdruck, sondern nur auf einen Druck gepresst, der ungefähr 6,3 k
                              									über dem Arbeitsdrucke lag; trotzdem haben diese Kessel allen Anforderungen in Bezug
                              									auf Festigkeit vollständig Genüge geleistet. Es darf übrigens, wenigstens bei
                              									starken Blechen, nicht angenommen werden, dass, wenn dieselben z.B. um 18 Proc.
                              									leichter gehalten werden, sie auch in demselben Verhältnisse weniger
                              									widerstandsfähig sind, da die Schwierigkeit der Herstellung solcher Bleche, sowie
                              									die Wahrscheinlichkeit von Fehlern in denselben mit der Stärke zunimmt und es
                              									demnach wenigstens in vielen Fällen zweifelhaft erscheinen dürfte, ob der
                              									Gewichtsunterschied in Wirklichkeit einen Einfluss auf die Festigkeit ausübt; das
                              										Board of Trade schreibt übrigens für alle schweren
                              									Platten besondere Festigkeitsprüfungen vor.
                           Ueber denselben Gegenstand wurde auch in einer Sitzung der Vereinigung der Naval
                              									Architects im J. 1888 verhandelt und John Scott in
                              									Greenock unterwarf einen nach Vorschrift der britischen Admiralität erbauten Kessel
                              									einer hydraulischen Druckprobe, bei der sich mit genügender Klarheit zeigte, dass
                              									die Bleche im Stande waren, wenigstens dem doppelten Arbeitsdrucke, für welchen der
                              									Kessel bestimmt war, Widerstand zu leisten. Nach Ansicht von Blechynden wäre es ohne weitere Erörterung an der Zeit, dass das Board of Trade und der Lloyd ihre Vorschriften nach dieser Richtung hin einer zeitgemässen
                              									Aenderung unterzögen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 98Fig. 2.Taylor's Schiffsmaschine. Die immer höher werdenden Dampfspannungen sind auch auf die Feuerungen der
                              									Kessel nicht ohne Einfluss geblieben und haben zu wellenförmig, gerippt und
                              									spiralförmig gestalteten Feuerzügen geführt, welche damit, ohne dass eine bedeutende
                              									Zunahme der Wandstärke erforderlich ist, auch grösseren äusseren Drücken gewachsen
                              									sind. Es ist die Ansicht vieler Ingenieure, dass mit starken Feuerplatten keine
                              									vortheilhafte Verdampfungen erzielt werden können, und aus diesem Grunde hat auch
                              									das Board of Trade festgesetzt, dass Feuerplatten nur
                              									bis zu höchstens 16 mm (⅝ Zoll engl.) Dicke benutzt werden dürfen, obgleich
                              									allgemein anerkannt worden ist, dass der Zustand, in dem sich die Oberfläche einer
                              									Feuerplatte befindet, von weit grösserem Einfluss auf die Wärmeleitung ist, als das
                              									Material und die Stärke derselben. Es ist in Bezug hierauf an die Versuche zu
                              									erinnern, welche Blechynden im J. 1878 an eisernen und
                              									messingenen Kesselrohren anstellte, um deren Wärmeleitungsvermögen festzustellen;
                              									solange die Oberflächen vollständig rein gehalten wurden, zeigten die Messingrohre
                              									eine bedeutend grössere Leistungsfähigkeit, beim gewöhnlichen Betriebe war jedoch
                              									ein Unterschied nicht mehr bemerkbar. Im J. 1867 stellte Isherwood entsprechende Versuche mit Platten von ⅛, ¼ und ⅜ Zoll (engl.)
                              									Stärke an und fand, dass die letztere überhaupt keinen Einfluss auf die Resultate
                              									ausübte. Aus dem ermittelten Verhältniss der Wärmeleitung durch dünne Bleche und
                              									längs Metallstangen hat man geschlossen, dass die Widerstände der Oberflächen,
                              									sofern dieselben vollständig
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 287, S. 99
                              Verschiedene Typen von Schiffsmaschinen.
                              
                           
                           rein, ungefähr 97,5 Proc. derjenigen eines Eisen- oder
                              									Stahlbleches von ½ Zoll (engl.) Dicke betragen, so dass, wenn eine Platte frei von
                              									Walzfehlern, ihre Dicke bezüglich der Wärmeleitung nur eine nebensächliche Rolle
                              									spielt, und z.B. die Verstärkung einer Feuerplatte von ½ Zoll auf ¾ Zoll (engl.) nur
                              									einem Mehrwiderstande von höchstens 1¼ Proc. entsprechen wird. Aus diesem Grunde
                              									haben einige Ingenieure Feuerplatten von ¾ Zoll (engl.) Stärke verwendet, unter
                              									diesen Alexander Taylor in Newcastle-on-Tyne, welcher
                              									berichtet, dass solche Feuerzüge nach fünfjährigem Betriebe noch vollständig gut
                              									erhalten und genügende Resultate gezeigt haben.
                           Was die Grössenverhältnisse der Kessel anbetrifft, so ist keine Zunahme in den
                              									Abmessungen derselben gegenüber den früher erbauten Kesseln zu bemerken, im
                              									Gegentheil haben die höheren Dampfspannungen kleinere Kesselconstructionen entstehen
                              									lassen; es ist zweifelhaft, ob derartige grosse Kessel, wie solche auf den Dampfern
                              										Wyoming und Wisconsin
                              									sich vorfinden, je wieder erbaut werden.
                           Maschine. Der Einbau von Drei- und
                              									Vierfach-Expansionsmaschinen an Stelle der Zweifach-Expansionsmaschinen veranlasste
                              									entsprechende Aenderungen an den Maschinen. Im Gegensatze zu den eingangs erwähnten
                              									ersten beiden Dreifach-Expansionsmaschinen, welche, wie es jetzt in der Regel
                              									geschieht, mit einer dreifach gekröpften Kurbelwelle arbeiteten, waren die von Alexander Taylor im J. 1881 eingeführten Maschinen der
                              									von der Ostküste abfahrenden Schiffe nach dem Zweikurbelsystem gebaut, indem, wie
                              										Fig. 2 ersichtlich, der Hochdruckcylinder über
                              									den Mitteldruckcylinder gesetzt wurde. Bis vor wenigen Jahren schienen die Ansichten
                              									über die Zweckmässigkeit einer mit drei oder zwei Kurbeln nach dem Tandemsystem
                              									arbeitenden Dreifach-Expansionsmaschine getheilt zu sein; bei letzteren setzte man
                              									den Hochdruckcylinder entweder über den Mitteldruck- oder auch über den
                              									Niederdruckcylinder, doch ist man in der Neuzeit von dem Bau derartiger Maschinen,
                              									mit Ausnahme da, wo alte Verbundmaschinen durch Aufsetzen eines dritten Cylinders in
                              									Dreifach-Expansionsmaschinen umgewandelt werden, vollständig abgekommen, was seinen
                              									Grund in der bedeutenden Höhenabmessung dieser Maschinen gegenüber den
                              									Dreikurbelmaschinen zu haben scheint. Gleichzeitig legte man behufs besserer
                              									Zugänglichkeit die Schieber von den Seiten hinter oder vor die Maschine und regelte
                              									deren Bewegungen mittels geeigneter Steuerungen von der Kurbel oder Pleuelstange
                              									aus. Es ist allerdings richtig; dass durch diese Anordnung die Länge der Maschine
                              									vermindert wird, indess bleibt dieselbe nun von den Abmessungen der
                              									Kurbelwellenlager, der Kurbel u.s.w. abhängig.
                           Derartige Maschinen sind in den Abbildungen Fig. 3 und 4 veranschaulicht,
                              									während die Abbildungen Fig.
                                 										5 bis 10
                              									verschiedene andere Ausführungsformen von Dreifach-Expansionsmaschinen zeigen. Für
                              									Schaufelraddampfer hat sich die mit schwingenden Cylindern arbeitende
                              									Dreifach-Expansionsmaschine nach Rogger's Angabe (Fig. 11 und 12) vorzüglich
                              									bewährt.
                           Von Vierfach-Expansionsmaschinen ist zunächst die älteste Type von Denny (Fig. 13), welche aus
                              									zwei Paar über einander gestellten, nach dem Tandemsystem arbeitenden Cylindern
                              									besteht und von der Barrow Shipbuilding Company erbaut
                              									wurde, zu erwähnen. Richardson in Newcastle construirte
                              									eine mit vier Kurbeln arbeitende derartige Maschine (Fig. 15), während Fleming und Ferguson eine
                              									solche mit zwei Paar Cylindern, die mittels zweier dreieckiger Rahmen auf zwei
                              									Kurbeln arbeiten (Fig.
                                 										16), in Anwendung brachten; letztere Maschine ist im Princip derjenigen
                              									von Bernay (Fig. 14), welche in dem
                              										Organ der Institution of Civil Engineers, 1881 S.
                              									147, näher beschrieben wurde, ähnlich.
                           Zwei der am meisten ausgeführten Formen von Dreifach-Expansionsmaschinen zeigen die
                              									Abbildungen Fig. 17 und
                              										18; Hochdruck-,
                              									Mitteldruck- und Niederdruckcylinder liegen in der genannten Reihenfolge angeordnet.
                              									Der Condensator bildet einen Theil des Maschinengestelles und die hinter demselben
                              									liegenden Pumpen werden durch Hebel betrieben. Bei kleineren Maschinen sind die
                              									Cylinder starr mit einander verschraubt, während sie bei grossen Maschinen
                              									vollständig unabhängig von einander liegen und nur durch kräftige, zwischen
                              									angegossenen Kloben liegende Versteifungstangen mit einander verbunden sind. Es
                              									geschieht letzteres, um eine Aenderung der Entfernungen zwischen den Mitten der
                              									Cylinder in Folge Wärmeausdehnung zu verhüten, doch meint Blechynden, dass dieser Grund mehr von theoretischer als praktischer
                              									Bedeutung sei und eine starre Verbindung der Cylinder, wie sie bei kleineren
                              									Maschinen üblich, vorzuziehen ist.
                           Bei den früheren ungeschützten Fahrzeugen der Marine lagen die sämmtlichen Maschinen
                              									unter der Wasserlinie und es kamen fast ausnahmsweise nur wagerechte Maschinen in
                              									Anwendung; jetzt sind letztere fast überall durch senkrechte Maschinen ersetzt
                              									worden, nachdem man denselben den nöthigen Schutz durch Panzerplatten geben
                              									konnte.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 100Verschiedene Typen von Schiffsmaschinen. Grössere Maschinen werden seit kurzem, wie die Abbildungen (Fig. 19 und 20) erkennen lassen, auf
                              									der Vorderseite offen gebaut und zu dem Zwecke die Cylinder derselben hinten durch
                              									Ständer aus Gusstahl, vorn durch schmiedeeiserne Säulen unterstützt. Die Speise-,
                              									Lenz- und Circulationspumpen werden durch besondere Dampfmaschinen betrieben; auch
                              									für die Luftpumpen werden mitunter besondere Dampfmaschinen vorgesehen, was
                              									namentlich für Kriegsschiffe insofern von Wichtigkeit ist, als sich das Vacuum und der Condensator
                              									frei von niedergeschlagenem Wasser halten lässt, während die Hauptmaschinen still
                              									stehen und damit irgend welche nothwendige Schiffsbewegungen sofort auszuführen
                              									vermögen. Es soll dies für Dreikurbelmaschinen weniger wichtig sein, als für solche
                              									mit zwei Kurbeln.
                           Bei den neueren Kreuzern, welche erforderlichenfalls mit sehr grossen
                              									Geschwindigkeiten fahren müssen, für gewöhnlich aber nur die Hälfte derselben
                              									annehmen, würden die Maschinen zur Entwickelung der für die letztere Geschwindigkeit
                              									nöthigen Leistung viel zu gross sein und daher unökonomisch arbeiten. Auf grösseren
                              									Schiffen wird diesem Uebelstande dadurch abgeholfen, dass man die Maschinen zum
                              									Betreiben der Schiffsschraube trennt und die eine vorn, die andere hinten so
                              									aufstellt, dass erstere abgekuppelt werden kann, wenn letztere allein die für
                              									gewöhnlich nöthige Arbeit entwickelt. Die Maschinen der Kreuzer Lepanto, Italia, Re Umberto und Sardegna in Italien, sowie die auf den der britischen Marine angehörigen
                              									Kreuzern Blake und Blenheim befindlichen Maschinen sind in dieser Weise ausgeführt.
                           In kleineren Schiffen würde eine derartige Einrichtung wegen des begrenzten Raumes
                              									nicht gut anzuordnen sein, doch liesse sich die Schwierigkeit hier vielleicht
                              									dadurch vermeiden, dass man in dem bezüglichen Falle die Maschine nur mit Hoch- und
                              									Mitteldruckcylinder als Verbundmaschine arbeiten lässt und den vorn aufzustellenden
                              									Niederdruckcylinder abkuppelt; eine derartige Einrichtung zeigt die Abbildung Fig. 21.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 101Fig. 21.Verschiedene Typen von Schiffsmaschinen.Kolbenschieber. Mit der Benutzung hochgespannter Dämpfe
                              									sind Kolbenschieber in den Hochdruckcylindern, zuweilen auch in den
                              									Mitteldruckcylindern zur allgemeinen Einführung gekommen, da diese anderen
                              									Schieberconstructionen gegenüber den grossen Vorzug besitzen, bei guter Ausführung
                              									beinahe ohne jegliche Reibung thätig zu sein. Früher pflegte man die Kolbenschieber
                              									mit federnden Ringen zu umgeben, welche häufige Störungen im regelmässigen Betriebe
                              									verursachten und einen ziemlichen Betrag an Reibungsarbeit verzehrten, weshalb Blechynden Kolbenschieber mit in den Abbildungen (Fig. 22 bis 24) ersichtlichen
                              									nachstellbaren Ringen ohne Federn nach Vorschlag von James
                                 										Thompson von der Pacific Steam Navigation
                                 										Company in Anwendung brachte. Diese mit Rillen versehenen Ringe besitzen
                              									die Vorzüge der massiven Ringe insoweit, als die geringe Reibung in Betracht kommt,
                              									und können bei eingetretenen Durchleckungen von Dampf durch Einschieben
                              									entsprechender Zwischenlagen in den Verbindungsflaschen leicht nachgestellt werden.
                              									In kleineren Maschinen wird dieser Ring auch für die Kolben der Hoch- und
                              									Mitteldruckcylinder verwendet; allerdings gibt derselbe keinen so dampfdichten
                              									Schluss, wie der federnde Ring, doch werden irgend welche kleine Durchleckungen vom
                              									Niederdruckcylinder aufgenommen und solche ganz geringen Verluste an Leistung durch
                              									die verminderte Reibung der Kolben Schieber vollständig aufgewogen. Für
                              									Niederdruckcylinder empfiehlt Blechynden die Anwendung
                              									von Kolbenschiebern nicht, da, wenn dieselben mit federnden Ringen umgeben werden,
                              									ihre Reibung ungefähr ebenso gross und manchmal noch grösser ist als diejenige gut
                              									entlasteter Flachschieber und bei Benutzung nicht federnder Ringe die Durchleckungen
                              									von Dampf hier sehr nachtheilige Folgen haben. Die unvermeidlich grossen schädlichen
                              									Räume bilden im Uebrigen einen weiteren Grund gegen die Anwendung der Kolbenschieber
                              									bei Niederdruckcylindern und namentlich ist dies bei Dreifach-Expansionsmaschinen zu
                              									beachten, wo es bei dem üblichen Füllungsverhältniss schwer fällt, die Compression
                              									des Dampfes so weit auszudehnen, als es die Sparsamkeit und die Leichtigkeit des
                              									Ganges erfordern.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 101Blechynden's Kolbenschieber.Steuerung. Von den in dem letzten Jahrzehnt neu
                              									eingeführten Steuerungen sind besonders diejenigen von Hawthorn und Joy zu erwähnen, welche im J.
                              									1880 auftauchten; letztere Steuerung entspricht im Princip den in mannigfacher
                              									Gestalt zur Ausführung gekommenen Steuerungen von Charles
                                 										Brown. Die Vortheile der neueren Steuerungen liegen in ihrer beinahe
                              									mathematisch genauen Dampfvertheilung, dem constanten Voreilen und der Verringerung
                              									ihrer Einzeltheile; indirect spricht noch zu ihren Gunsten, dass sich mit ihrer
                              									Anwendung die Länge der ganzen Maschine verkleinert, und die Schieber selbst, wie
                              									bereits früher erwähnt, zugänglicher werden.
                           Diese unverkennbaren Vorzüge haben denn auch zu einer grossen Anzahl neuerer
                              									Constructionen von Steuerungen geführt, deren Bewegungen direct von der Pleuelstange
                              									oder der Kurbel abgeleitet werden, und es hatte eine Zeitlang den Anschein, als ob
                              									die alte Stephenson'sche Coulissensteuerung nun
                              									vollständig verschwinden würde; dies ist jedoch nicht zu befürchten, da, wenngleich
                              									sie theoretisch keine genau gleiche Vertheilung des Dampfes gewährt, praktisch die
                              									Wirkung derselben doch ebenso genau wie bei der besten neueren Steuerung gemacht
                              									werden kann und dass das Voreilen ein verschiedenes ist, dürfte auch nicht weiter in
                              									Betracht kommen, da ein constanter Voreilungswinkel im Uebrigen seine grossen
                              									Vorzüge besitzt.
                           Eine Bewegung der Stephenson'schen Coulisse lässt sich
                              									bei irgend welchen erforderlichen Aenderungen in der Bewegung des Schiffes mit
                              									Leichtigkeit erreichen, was bei den neueren Steuerungen nicht in demselben Maasse der
                              									Fall ist; hierzu kommt weiter, dass die einfache geometrische Bewegung der Coulisse
                              									auch gewöhnlich in dem Maschinenräume verstanden wird, was für die Sicherheit des
                              									Betriebes von Bedeutung ist.
                           Für schnellaufende Maschinen empfiehlt Blechynden die
                              									neueren Steuerungen durchaus nicht, da mittels derselben irgend welche
                              									Bewegungsänderungen meist nie direct ausgeführt werden können, und hält, wennschon
                              									diese Steuerungen bei schnellaufenden Maschinen häufig und sogar bei einigen
                              									wagerechten Maschinen der Marine, wo die Platzfrage eine Hauptrolle spielte,
                              									angewandt wurden, namentlich auch in Anbetracht, dass plötzliche Stösse, denen die
                              									Einzeltheile derselben ausgesetzt sind, ein merkliches Federn der verschiedenen
                              									Steuerungshebel verursachen, die Coulissenbewegung als am geeignetsten für
                              									Schiffsmaschinen.
                           Kurbelwelle. Für gewöhnliche Handelsdampfer ist die aus
                              									einem Stück geschmiedete Kurbelwelle veraltet und an deren Stelle die aus mehreren
                              									Theilen und aufgezwängten Kurbeln bestehende Welle getreten, welche, wennschon etwas
                              									schwerer, so doch wegen ihrer Herstellung bedeutend zuverlässiger erscheint, als die
                              									erstere.
                           Centrifugalpumpen. Dieselben finden mehr als früher zu
                              									Circulationszwecken Verwendung, da sie den Vortheil bieten, den Condensator stets
                              									kühl zu halten, und auch als wirksame Hilfe bei Leckungen benutzt werden können.
                           Dampfrohre. Die Zerstörungen kupferner Dampfrohre an
                              									Bord der Dampfer Elbe, Lahn und anderer Schiffe haben
                              									besondere Aufmerksamkeit auf das Material, sowie auf die Art und Weise der
                              									Herstellung solcher Rohre gelenkt. Da eine Schwächung des Materials an den
                              									Löthstellen kupferner Rohre nicht zu vermeiden ist, hat man gezogene Kupferrohre in
                              									Anwendung gebracht; da diese jedoch über 178 mm Durchmesser schwer beschaffbar sind,
                              									glaubte man auf elektrischem Wege hergestellte kupferne Rohre verwenden zu können,
                              									indess scheint das Verfahren der Herstellung solcher Rohre aus den Versuchstadien
                              									noch nicht herausgetreten zu sein. Man war deshalb auf die Benutzung gelötheter
                              									Kupferrohre angewiesen und verstärkte die Wandungen derselben durch Umwickelung mit
                              									Stahl-, auch Kupferdraht, oder dadurch, dass man in gewissen Abständen Stahl- oder
                              									Eisenbänder um dieselben legte; derartige Rohre haben sich gut bewährt. Sowohl aus
                              									ökonomischen Gründen, als auch um das Material bei der Anfertigung möglichst zu
                              									schonen, empfiehlt es sich, Rohrkrümmungen nur da, wo es unbedingt nöthig,
                              									anzuordnen, wennschon sich dieselben besser bewährt haben, als man erwarten
                              									sollte.
                           Ausser dem Kupfer hat man auch Stahl und Eisen als Material für Dampfrohre benutzt.
                              									Als man dazu überging, höhere Dampfspannungen einzuführen, fertigte Alex. Taylor die Dampfrohre aus Schmiedeeisen. Ein
                              									derartiges Rohr war im J. 1882 versuchsweise auf einem Schiffe zur Verwendung
                              									gekommen und wurde unlängst zum Zwecke näherer Untersuchung durch ein anderes
                              									ersetzt; die Beobachtungen, über welche Magnus Sandison
                              									vor der North-East Coast Institution of Engineers and Shipbuilders berichtete,
                              									ergaben, dass das in den Werkstätten von A. und J.
                                 										Stewart zusammengeschweisste, mit aufgeschraubten und aussen verlötheten
                              									Flanschen versehene, nicht umwickelte oder sonst irgendwie gegen Wärmeabgabe
                              									geschützte Rohr von 178 mm äusserem Durchmesser und 9,5 mm Wandstärke an der
                              									Schnittstelle eine Wandstärke von 8,1 und 9,5 mm zeigte, die Abnutzung während der
                              									8½ jährigen Benutzung demnach nur eine geringe war. Die innere Fläche des Rohres
                              									zeigte auch nicht die geringste Spur von Vertiefungen oder Corrosionen und war mit
                              									einer dünnen Eisenoxydschicht von höchstens 0,8 mm Dicke belegt; da wo diese Schicht
                              									am dicksten war, erschien sie von den Einwirkungen des Dampfes gefurcht, und nach
                              									ihrer Entfernung kam das reine Eisen zum Vorschein. Es scheint demnach, dass irgend
                              									welche Gefahr mit der Benutzung eiserner Rohre nicht verknüpft ist und dieselben
                              									zuverlässiger sind als kupferne Rohre; je grösser die Rohre im Durchmesser werden,
                              									um so bedenklicher erscheint allerdings ein Zusammenschweissen derselben, indess
                              									könnten sie in den Fällen durch Ueberlappung und Vernieten hergestellt werden.
                           Allen Anforderungen dürften die nach dem Mannesmann'schen Verfahren hergestellten Stahlrohre entsprechen.
                           Gusstahl hat Blechynden zu Krümmern, Verbindungstheilen
                              									u. dgl. ebenso wie auch für Schieberkasten von Dampfmaschinen benutzt und damit in
                              									jeder Beziehung genügende Resultate erzielt; es ist dieses Material aus dem Grunde
                              									zur Einführung gelangt, weil seiner Zeit unberechtigte Zweifel bezüglich der
                              									Festigkeit des zu 87 Proc. aus Kupfer bestehenden Kanonenmetalles bei höheren
                              									Temperaturen auftauchten.
                           Vorwärmung des Speisewassers. Um einerseits den Kessel
                              									gegen die nachtheiligen Einwirkungen von kaltem Speisewasser zu schützen und
                              									andererseits den Brennmaterialverbrauch möglichst her abzudrücken, war man darauf
                              									bedacht, dem Speisewasser vor dem Eintritt in den Kessel Wärme zuzuführen, und
                              									benutzte zu dem Zwecke häufig die von James Weir
                              									eingeführte Methode. Dieselbe gründet sich darauf, dass, wenn das von den Luftpumpen
                              									geförderte Condensationswasser durch Aufnahme von Dampf, der aus dem Receiver
                              									entnommen wird, eine Temperaturerhöhung erfährt, die zur Erzeugung von Dampf aus
                              									diesem Wasser nöthige Kohlenmenge im Gegensatze zu der bei Nichterhitzung des
                              									Wassers erforderlichen eine viel geringere sein soll als diejenige, welche der
                              									Leistung entspricht, die von der Maschine mittels des aus dem Receiver entnommenen,
                              									zur Erhitzung des Speisewassers dienenden Dampfes entwickelt werden kann, nachdem
                              									derselbe in allen Cylindern wirksam gewesen ist.
                           Die Temperatur des Speisewassers ist selbstverständlich durch diejenige des Dampfes
                              									im Receiver begrenzt. Angenommen, eine Dreifach-Expansionsmaschine arbeite unter
                              									nachstehenden Verhältnissen ohne Vorwärmung des Speisewassers: Kesselspannung 10,5
                              									at, indicirte Leistung des Hochdruckcylinders 398 , des Mittel- und
                              									Niederdruckcylinders zusammen 790 , demnach total 1188 , Temperatur
                              									des Condensationswassers 38° C. Wenn dieselbe Maschine zum Vorwärmen des
                              									Speisewassers Dampf abgeben soll, können sich die Verhältnisse wie folgt gestalten:
                              									Angenommen das Speisewasser sei auf 104° C. erhitzt und es wären hierzu aus dem
                              									ersten Receiver 10,88 Proc. an Dampf erforderlich gewesen; dann stellt sich die
                              									indicirte Leistung im Hochdruckcylinder wie früher auf 398 , diejenige im
                              									Mittel- und Niederdruckcylinder würde dagegen 10,88 Proc. weniger als vordem, also
                              									nur 705 ,
                              									die totale Leistung demnach 1103  oder 93 Proc. der ohne Vorwärmung des
                              									Speisewassers entwickelten Leistung betragen. Um jedes Kilo Speisewasser von 104° C.
                              									in Dampf von 180° C. zu verwandeln, sind 557 Wärmeeinheiten gegenüber 623
                              									Wärmeeinheiten des Speisewassers von 38° C. erforderlich, entsprechend einem
                              									Verbrauch von nur 89,4 Proc. derjenigen Wärme, welche ohne Vorwärmung des
                              									Speisewassers nöthig wäre. Das Verhältniss des Wärme Verbrauches zur entwickelten
                              									Leistung stellt sich demnach wie 89,4 : 93 = 96,4 Proc., d.h. es ergibt sich ein
                              									Minderverbrauch an Wärme von 3,6 Proc. Wenn man den Heizdampf aus dem
                              									Niederdruckreceiver entnommen hätte, würde die Ersparniss ungefähr doppelt so gross
                              									ausfallen, wie vordem.
                           Auch andere Vorwärmer, mehr oder weniger auf demselben Princip beruhend, sowie
                              									solche, welche das Speisewasser in einer Anzahl im Innern des Kessels liegender
                              									Rohre erhitzen, so dass dasselbe mit seiner Siedetemperatur in den Kessel tritt,
                              									sind zur Einführung gekommen.
                           Beschaffung von frischem Wasser. In unmittelbarer
                              									Verbindung mit den zur Speisung des Kessels dienenden Apparaten stehen die Mittel,
                              									welche man anwendete, um die an den Sicherheitsventilen, den Stopfbüchsen, Flanschen
                              									u. dgl., sowie durch Ausgiessen der Luftpumpen entstehenden Dampf- und
                              									Wasserverluste zu ersetzen. Bis vor einigen Jahren speiste man Seewasser in die
                              									Kessel und nahm dabei den Uebelstand mit in Kauf, dass sich die Innenflächen
                              									desselben mit Salzkrusten überzogen, welche die Verdampfungsfähigkeit des Kessels
                              									stark beeinflussten und ein Ueberhitzen der Platten befürchten liessen: letzterer
                              									Uebelstand wurde mit Einführung höherer Kesselspannungen noch bedenklicher und man
                              									war gezwungen, um die Heizflächen frei von Ablagerungen zu halten, frisches Wasser
                              									in den Kessel zu bringen. Dies kann auf zweierlei Arten entweder einzeln oder
                              									gemeinschaftlich geschehen; entweder führte man einen hinreichenden Vorrath von
                              									frischem Wasser in besonderen Behältern mit oder man destillirte das Seewasser in
                              									eigens zu diesem Zwecke mitgeführten Apparaten. Bei der Construction derartiger
                              									Destillir- oder Verdampfungsapparate wurden die Thatsachen zu Grunde gelegt, dass,
                              									wenn Wasser auf eine höhere Temperatur erhitzt wird, als diejenige beträgt, welche
                              									dem Drucke auf seiner Oberfläche entspricht, Verdampfung stattfindet und ferner ein
                              									Wärmedurchgang des Dampfes von der einen Seite einer Platte nach dem Wasser auf der
                              									anderen Seite derselben äusserst schnell vor sich geht. In der Praxis wird die
                              									Destillation in der Weise vollführt, dass Dampf, vielleicht aus dem ersten Receiver,
                              									durch eine Anzahl von Rohren im Innern eines Verdampfers strömt, dessen Dampfraum
                              									entweder mit dem zweiten Receiver oder dem Condensator verbunden ist; die Temperatur
                              									des Dampfes im Innern der Rohre ist dabei höher als diejenige des Dampfes im zweiten
                              									Receiver oder dem Condensator, so dass das im Apparat befindliche Wasser verdampft
                              									und nach erfolgter Verdichtung im Condensator nun zum Ersätze für Verluste benutzt
                              									werden kann.
                           Verhältniss des Maschinengewichtes (Kessel bezieh.
                                 										Dampfmaschine) zur entwickelten Leistung. Es war bisher üblich, das Gewicht
                              									der Maschine bezieh. des Kessels mit der indicirten Leistung zu vergleichen und das
                              									Verhältniss in Pfund (engl.) für indicirtes Pferd auszudrücken. Solange Maschinen
                              									von Schiffen derselben Bauart und ungefähr derselben Umlaufsgeschwindigkeit mit
                              									einander in Vergleich kommen; werden grosse
                              									Unterschiede nicht bemerkbar werden; die Umdrehungsgeschwindigkeit spielt indess
                              									eine wichtige Rolle in Bezug auf die von der Maschine zu leistende Arbeit, und da
                              									sie von der Fahrgeschwindigkeit des Schiffes abhängig ist, werden die auf
                              									Schnellfahrzeugen befindlichen Maschinen im Allgemeinen vorteilhafter erscheinen,
                              									als es in Wirklichkeit der Fall ist. Es ist aus diesem Grunde jedenfalls
                              									zweckmässiger, das Gewicht der Maschine, ausschliesslich desjenigen des
                              									Condensators, auf den Cylinderinhalt und die Arbeitsdrücke; wo diese wesentlich
                              									verschieden sind, zu beziehen, als direct auf die indicirte Leistung.
                           In der nachstehenden Tabelle I sind die bezüglichen Gewichte von neun
                              									Dreifach-Expansionsmaschinen auf beide Arten der Vergleichung ermittelt worden. Es
                              									ist ersichtlich, dass, obgleich die Doppelschraubenmaschinen Nr. 5 und Nr. 6
                              									derselben Maschinentype wie die Einfachschraubenmaschinen Nr. 1 bis 4 angehören, wie
                              									dies aus ihren Gewichten auf den Cubikfuss Cylinderinhalt hervorgeht, doch ihre
                              									Gewichte für indicirtes Pferd in Folge der höheren Umdrehungszahlen bedeutend
                              									niedriger ausfallen als bei den letzteren Maschinen. Vergleicht man die der
                              									Kriegsmarine angehörige Maschine Nr. 9 mit den Maschinen Nr. 1 bis 6 von
                              									Handelsfahrzeugen, so zeigt sich, dass letztere um ungefähr 44 Proc. für die Einheit
                              									des Cylinderinhaltes schwerer sind. Das niedrige Kesselgewicht für 100 Quadratfuss
                              									(engl.) Heizfläche in Nr. 7 bis 9, welches ungefähr 22 Proc.
                           Tabelle I.
                           Abmessungen, Leistungen und Cylindervolumina von
                              									Dreifach-Expansionsmaschinen sowie bezügliche Gewichte derselben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 287, S. 103
                              Nummer des Dampfers; Eine oder zwei
                                 										Schrauben; Cylinder; Durchmesser; Kolbenhub; Minutliche Umdrehungen; Kesseldruck
                                 										pro Zoll; Indicirte Leistung; Cylindervolumen; Heizfläche; Total; pro
                                 										indicirtes; Gewichte; Maschine; Kessel; Bezügliche Gewichte; Maschine pro
                                 										Cubikf. Cylindervolumen; Kessel pro 100 Fuss Heizfläche; Schiffstype;
                                 										Handelsschiffe; Kriegsschiff (wagerechte Masch.); (senkrechte Masch.)
                              
                           
                           Tabelle II.
                           Abmessungen von Schiffsmaschinen mit dreifacher Expansion und
                              									Kesseln nebst Versuchsergebnissen.
                           (Alle Werthe sind in englischem Maass bezieh. Gewichtssystem
                              									ausgedrückt.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 287, S. 104
                              Nummer des Dampfers; Cylinder;
                                 										Durchmesser; Hub; Condensator-Kühlfläche; Schraube; Steigung; Anzahl; Länge;
                                 										Heizfläche total; Rostfläche; Kessel; Dampfdruck in Pfd. pro Zoll; Minutliche
                                 										Umdrehungen; Kolbengeschwindigkeit Fuss pro Minute; Indicirte Leistung; pro
                                 										indicirtes; pro Pfd. Kohle und Stunde; Indicirte HP pro Fuss Rostfläche;
                                 										Verbrannte Kohle pro Fuss Rostfläche und Stunde; Bemerkungen; Mittelwerthe von
                                 										allen 28 Schiffen; bei natürlichem Zug; künstlichem; D = künstlicher Zug, H =
                                 										Vorwärmung des Speisewassers.
                              
                           Tabelle III.
                           Vergleichende Zusammenstellung der Hauptabmessungen von
                              									Schiffsmaschinen aus den Jahren 1872, 1881 und 1891, sowie Kohleverbrauch
                              									derselben.
                           
                              
                                 Kessel, Maschinen und Kohle
                                 Wirkliche Ergebnisse
                                 Verglichen mit 1872
                                 Verglichen mit 1881
                                 
                              
                                 1872
                                 1881
                                 1891
                                 1872
                                 1881
                                 1891
                                 1872
                                 1881
                                 1891
                                 
                              
                                 Kesseldruck in Pfund auf den    Quadratzoll
                                 52,4
                                 77,4
                                 158,5
                                 1,000
                                 1,479
                                 3,020
                                 0,677
                                 1,000
                                 2,048
                                 
                              
                                 Heizfläche für 1 indicirte  in    Quadratfuss
                                 4,410
                                 3,919
                                 3,274
                                 1,000
                                 0,889
                                 0,743
                                 1,125
                                 1,000
                                 0,837
                                 
                              
                                 Minutliche Umdrehungen
                                 55,67
                                 58,66
                                 63,75
                                 1,000
                                 1,050
                                 1,143
                                 0,949
                                 1,000
                                 1,084
                                 
                              
                                 Kolbengeschwindigkeit in Fuss in    der Minute
                                 376
                                 467
                                 529
                                 1,000
                                 1,241
                                 1,405
                                 0,805
                                 1,000
                                 1,133
                                 
                              
                                 Verbrauchte Kohle für 1 indicirte     und Stunde in
                                    											Pfund
                                 2,110
                                 1,828
                                 1,522
                                 1,000
                                 0,866
                                 0,721
                                 1,153
                                 1,000
                                 0,833
                                 
                              
                           geringer ist als in Nr. 1 bis 6, dürfte in der sparsamen
                              									Verwendung von Material überhaupt, sowie derjenigen schwächerer Bleche nach den von
                              									der Admiralität für den Bau von Schiffskesseln erlassenen Vorschriften seinen Grund
                              									haben.
                           Ersparniss an Brennmaterial. Aus Tabelle II sind
                              									bezügliche Angaben zu entnehmen; der durchschnittliche Kohleverbrauch stellt sich
                              									hiernach für 1 indicirte  und Stunde auf 1,522 Pfund (engl.) bei einem
                              									durchschnittlichen Arbeitsdruck von 158,5 Pfund auf 1 Quadratzoll (engl.).
                           In Tabelle III sind einige Hauptabmessungen, sowie der Kohle verbrauch von
                              									Schiffsmaschinen aus den Jahren 1872, 1881 und 1891 angegeben und mit einander
                              									verglichen. Der Kohleverbrauch hat sich danach um 16,7 Proc. in den letzten Jahren
                              									und um 27,9 Proc. innerhalb der letzten 29 Jahre vermindert. Die minutlichen
                              									Umdrehungszahlen sind in den bezüglichen Verhältnissen 100 : 105 : 114 gewachsen und
                              									die Kolbengeschwindigkeiten verhalten sich wie 100 : 124 : 140.
                           Bezüglich der Leistungen der auf Handels- und Kriegsschiffen arbeitenden
                              									Dampfmaschinen ist aus den 1888 268 * 13 gebrachten
                              									Angaben zu entnehmen, dass sich dieselben in dem letzten Jahrzehnt um mehr als das
                              									Doppelte vergrössert haben.
                           
                              Freytag.