| Titel: | Ueber Copfärberei. | 
| Autor: | Carl Otto Weber | 
| Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 112 | 
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                        Ueber Copfärberei.Nachdruck
                                 										untersagt.
                        Von Dr. Carl Otto Weber.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber Copfärberei.
                        
                     
                        
                           Seit einigen Jahren sind von vielen Seiten Versuche in mehr oder minder grossem
                              									Maasstabe im Gang, dahin zielend, die Färberei der gesponnenen Fasern in dem
                              									vortheilhaftesten Stadium der mechanischen Verarbeitung vorzunehmen. Die
                              									Anstrengungen, die gemacht wurden, die Färberei der losen Wolle und Baumwolle, die
                              									Kammzug- und Copfärberei auf gleiche Stufe der Leistungsfähigkeit wie die Garn- oder
                              									Stückfärberei zu bringen, sprechen in schlagender Weise für jene Behauptung. An und
                              									für sich könnte es scheinen, als ob die Färberei der losen Gespinnstfasern die
                              									Verwirklichung jenes Ideals in der einfachsten Weise ermögliche. Doch ist gerade in
                              									diesem Stadium der Gespinnstfaser und besonders der Baumwolle deren Färberei nur in
                              									sehr beschränktem Maasse ausführbar, und zwar aus mannigfachen Gründen. In erster
                              									Linie können alle diejenigen Farben, welche zu ihrer Entwickelung oder Fixirung lang
                              									anhaltendes Kochen erfordern, mit irgend welchem praktischen Vortheil überhaupt
                              									nicht gefärbt werden, da das unvermeidliche Verfilzen der Faser Verluste beim
                              									Spinnen nach sich zieht, die viel erheblicher sind, als sie das Färben der Schuss-
                              									und Kettengarne im Strang und nachheriges Zurückspulen mit sich bringen. Hierzu
                              									kommt noch, dass speciell gefärbte lose Baumwolle im Allgemeinen wesentlich härter
                              									ist als die natürliche Faser und deshalb beim Spinnen grössere Schwierigkeiten macht
                              									als diese, und es fällt ganz wesentlich ins Gewicht, dass das Verspinnen, besonders
                              									dunkler Nuancen, für die Augen der Arbeiter in so hohem Grade anstrengend ist, dass
                              									ein effectives Minus in der Leistungsfähigkeit eintritt. Unstreitig die grösste all
                              									dieser Schwierigkeiten liegt aber darin, dass nur wenige Nuancen in solchen
                              									Quantitäten fortlaufend verlangt sind, um eine Spinnerei ununterbrochen zu
                              									beschäftigen. Das Verspinnen verschiedenfarbiger kleiner Partien würde sich aber
                              									wegen der vielen nothwendigen Unterbrechungen absolut unrentabel erweisen. Genau
                              									dieselben Schwierigkeiten und Unzuträglichkeiten sind in nur unbedeutend geringerem
                              									Grade mit dem Färben der Baumwolle auf irgend einer der Stufen der Verarbeitung
                              									derselben verbunden, die zwischen der rohen Baumwolle und zwischen den gespulten
                              									Gespinnsten liegen. Hieraus ergibt sich, dass erst im Stadium der Spulen oder Cops,
                              									also wenn bereits mehr oder weniger fertige Garne vorliegen, die Möglichkeit einer
                              									Färberei gegeben ist, frei von irgend welchen unangenehmen Nebenumständen in Bezug
                              									auf die fernere Verarbeitung der Textilfaser. Hierin liegt die grosse Bedeutung der
                              									Copfärberei. Damit steht durchaus nicht im Widerspruch, dass thatsächlich grosse
                              									Mengen loser Baumwolle gefärbt werden für die Zwecke der Vigognespinnerei und die
                              									Fabrikation halbwollener Garne. Ich darf wohl unterlassen, auf die principielle
                              									Verschiedenheit der Bedürfnisse und Methoden dieser Industrie gegenüber der
                              									eigentlichen Baumwollspinnerei hier einzugehen, da es wohl keiner weitgehenden
                              									Argumente bedarf, um klarzulegen, dass, wo zur Erreichung eines bestimmten Zieles
                              									nur ein Weg gegeben ist, dessen Mängel und Unvollkommenheiten eben ohne weiteres in
                              									den Kauf genommen werden müssen. Andererseits folgt aber aus dem Vorstehenden, dass
                              									die Copfärberei überhaupt nicht mit der Färberei der losen Baumwolle in Concurrenz
                              									tritt, sondern wesentlich der Garn- und Kettenfärberei das Feld streitig macht,
                              									obwohl die Annahme nahe liegt, dass auch die Halbwollfärberei von der Copfärberei
                              									erheblich beeinflusst werden wird. In welchem Grade dies der Fall ist, lässt sich
                              									gerade im gegenwärtigen Augenblick sehr schwer bestimmen in Anbetracht der überaus
                              									glänzenden Resultate, welche die Firma Leop. Cassella und
                                 										Co. mit der Anwendung ihrer Diaminfarben in der Halbwollfärberei
                              									erzielte.
                           Die der Copfärberei innewohnende hohe Bedeutung ist seit lange jedem Sachverständigen
                              									so klar, dass weitere Ausführungen in dieser Richtung überflüssig sind. Ebenso wohl
                              									bekannt sind aber auch die enormen Schwierigkeiten dieser Art der Färberei, und ganz
                              									besonders, wenn es sich darum handelt, in derselben alle diejenigen Farbstoffe und
                              									Färbemethoden zur Anwendung zu bringen; die in der
                              									heutigen Garnfärberei von Bedeutung sind. Eine Anzahl von Copfärbemaschinen befindet
                              									sich gegenwärtig in mehr oder weniger vorgerücktem Stadium des Versuches, und mit
                              									grosser Spannung werden die von den verschiedenen Erfindern erzielten Resultate
                              									verfolgt. Es wäre wohl verfrüht, jetzt schon einem bestimmten System den Sieg
                              									unbedingt zuzusprechen, unzweifelhaft ist aber, dass die für die Construction einer
                              									allgemein anwendbaren und leistungsfähigen Copfärbemaschine ausschlaggebenden
                              									Gesichtspunkte sich bereits feststellen lassen, ebenso sind die Grundzüge der
                              									Färbereitechnik auf solchen Apparaten schon in so hohem Grade entwickelt, dass eine
                              									klare Einsicht in das Wesen dieses wichtigen Gegenstandes bereits von einem über den
                              									Kreis der zunächst betheiligten Erfinder hinausgehenden Interesse ist. Eine
                              									umfassende Darstellung des gegenwärtigen Standes dieser neuen Industrie von Seite
                              									eines unabhängigen, aber mit derselben durch umfangreiche selbsthätige praktische
                              									Erfahrung genau vertrauten Fachmannes dürfte daher von allgemeinem Interesse sein,
                              									um so mehr, als die Literatur über diesen Gegenstand bislang auf zwei Artikel
                              									beschränkt war. von denen der eine offenbar stark beeinflusst ist, während der
                              									andere sich wesentlich auf eine Recapitulation bezüglicher Patentschriften
                              									beschränkt.
                           
                        
                           I. Die mechanischen Principien der Copfärbemaschinen.
                           Wenn wir der Frage der Copfärberei näher treten, so sehen wir sofort zwei Punkte von
                              									fundamentaler Wichtigkeit vor uns:
                           1) Vollkommene und gleichmässige Durchfärbung der Cops;
                           2) absolute Gleichmässigkeit der durchgefärbten Partien unter sich.
                           Hieran reiht sich ein dritter, wesentlich ökonomischer Punkt:
                           3) Zeiterforderniss für die Färbeoperation – quantitative Leistungsfähigkeit.
                           Es lässt sich mit Sicherheit sagen, dass dasjenige Verfahren, das auf die
                              									vollkommenste Weise und mit den einfachsten mechanischen Mitteln obigen Bedingungen
                              									zu genügen vermag, das beste sein wird. Die erste und dritte Forderung hängt so gut
                              									wie völlig von den mechanischen bezieh. physikalischen Hilfsmitteln ab, mit denen
                              									gearbeitet wird. Die zweite Forderung ist dagegen ebenso sehr ein Punkt der
                              									mechanischen Construction der Maschine, als der Technik des Färbens.
                           Beim Einbringen eines Cops in kaltes Wasser dringt dasselbe langsam in denselben ein,
                              									die vollständige Durchnetzung desselben nimmt aber viele Stunden, ja Tage in
                              									Anspruch. Feine Garne sind selbst nach tagelanger Immersion häufig im Innern
                              									stellenweise völlig trocken. Dies zeigt sich besonders deutlich, wenn an Stelle von
                              									Wasser eine verdünnte Lösung eines Farbstoffes, wie Croceïnscharlach, verwendet
                              									wird, den die Baumwollfaser nicht zu fixiren vermag. In erster Linie ist diese
                              									schwierige Durchnetzung bedingt durch den Bau der Cops, welcher den Austritt der mit
                              									eingeschlossenen Luft ausserordentlich erschwert. Eine fernere Ursache aber ist die
                              									Verunreinigung der rohen Cops mit vegetabilischen Stoffen saurer, öliger oder
                              									indifferenter Natur. Wird der Cop in heisses Wasser getaucht, so findet zunächst in
                              									Folge der Erwärmung ein viel rascheres Entweichen der eingeschlossenen Luft statt,
                              									gleichzeitig geht ein erheblicher Theil der anhaftenden Verunreinigungen in Lösung
                              									oder Emulsion, und das Resultat ist eine verhältnissmässig rasche Durchnetzung der
                              									Cops, obgleich dieselbe immer erst nach stundenlanger Immersion vollständig ist. Ein
                              									egales Durchfärben ist aber auch bei noch so lange anhaltendem Kochen nicht zu
                              									erzielen; die äusseren Schichten sind immer erheblich dunkler gefärbt als die
                              									inneren. Der Grund hiervon ist, dass bei dieser Behandlung die im Innern der
                              									centralen Bohrung der Baumwollfaser befindliche Luft in den inneren Schichten der
                              									Cops nur ausserordentlich schwer von dem Färbebad verdrängt wird. Das Nächstliegende
                              									zur Beseitigung dieser Schwierigkeit ist die Imprägnirung der Cops mit dem Färbebad
                              									im Vacuum, entweder kalt oder bei solchen Temperaturen vorzunehmen, wie sie die
                              									Färbeeigenthümlichkeiten des betreffenden Farbstoffes erfordern. Die Wirkung des
                              									Vacuums wird selbstverständlich durch heisse Farbbäder wesentlich unterstützt. Wir
                              									haben hier das erste wichtige Princip eines Copfärbeapparates, das wir in folgender
                              									Weise formuliren:
                           I. Absolute Luftverdrängung inner- und ausserhalb der Baumwollfaser ist eine
                              									Grundbedingung der vollständigen Durchdringung der Cops durch die Farbflüssigkeit
                              									und wird nur vollkommen erreicht durch Behandlung der Cops mit der Farbflüssigkeit
                              									in vacuo.
                           Wir werden späterhin Gelegenheit haben, darauf hinzuweisen, dass die Unkenntniss oder
                              									Verkennung dieser ersten Bedingungen in vielen Fällen dazu führte, an Stelle eines
                              									Vacuums Ueberdruck zu verwenden. Alle derartigen Maschinen sind als von
                              									Grund aus verfehlt zu bezeichnen und führten entweder zu einem totalen Misserfolg
                              									oder sie sind nur sehr beschränkter Anwendung fähig und ergeben immer einen mehr
                              									oder minder hohen Procentsatz an Ausschusswaare. Es ist nun aber klar, dass durch
                              									Erfüllung des Grundsatzes I lediglich die totale Imprägnirung der Cops mit dem
                              									Farbbade erzielt wird. Der in der absorbirten Flüssigkeitsmenge enthaltene Farbstoff
                              									wird nunmehr von der Faser aufgenommen oder gebunden werden, so dass im Cop nur mehr
                              									oder minder reines Wasser enthalten ist. Bei den prakticablen Concentrationen der
                              									Farbbäder kann auf diese Weise ein einigermaassen kräftiger Ton nicht erzielt
                              									werden, und ausserdem wären dann auch bereits die mit dem Farbbade länger in
                              									Berührung befindlichen äusseren Schichten der Cops dunkler gefärbt als die inneren
                              									Partien. Als fernere Schwierigkeit würde sich in diesem Falle Ungleichheit in der
                              									Wickelung der Cops durch hellere und dunklere Stellen zu erkennen geben. Es ist
                              									deshalb offenbar, dass zur Behebung dieser Schwierigkeit ein weiteres Princip in
                              									Anwendung kommen muss, das sich folgendermaassen ausdrücken lässt:
                           II. Zur Erreichung vollkommener Egalität der Färbungen ist die Circulation des
                              									Farbbades durch die Cops erforderlich, und zwar muss dieselbe mit solcher Energie
                              									und Schnelligkeit vor sich gehen, dass die Concentration des Farbbades in jeder
                              									Schicht und in jedem Theil des Cops in jedem Zeitmoment dieselbe ist.
                           Von diesem Punkt, der vielleicht der wichtigste in jeder Copfärbemaschine ist, hängt
                              									die Egalität der Durchfärbung der Cops fast vollständig ab. Ist die Circulation des
                              									Farbbades eine langsame und der entsprechende Flüssigkeitsdruck ein geringer, so
                              									findet im Allgemeinen die Bindung der Farbstoffe so rasch statt, dass die
                              									Concentration des den Cop durchdringenden Farbbades von aussen nach innen erheblich
                              									abnimmt, und es ist ferner das in gleichen Zeiträumen durch die Flächeneinheit des
                              									Cops durchgehende Quantum Farbbad geringer für etwaige, häufig vorkommende härtere
                              										PartienSolche werden
                                    											hauptsächlich durch das Brechen des Fadens während des Spinnens
                                    											verursacht. des Cops. In beiden Fällen ist Ungleichheit in der
                              									Durchfärbung das unvermeidliche Resultat.
                           Die Principien I und II enthalten alles, was zur Erreichung der Bedingung 1):
                              									Vollkommene und gleichmassige Durchfärbung der Cops, erforderlich ist. Eine Maschine
                              									also, welche jenen Principien genügt, wird Cops liefern müssen, welche per Operation
                              									nicht nur unter sich egal in der Färbung sind, sondern welche auch in jeder Schicht
                              									jedes einzelnen Cops keine Farbenunterschiede aufweisen. Bedingung 2) verlangt nun
                              										„absolute Gleichmässigkeit der durchgefärbten Partien unter sich“, d.h.
                              									Gleichmässigkeit der Nuance in successiven Operationen. Dieser Bedingung wird durch
                              									jene beiden Principien nicht unmittelbar genügt, obgleich sie Vorbedingung derselben
                              									sind. Ich habe bereits oben bemerkt, dass Bedingung 2) ebenso sehr ein Punkt der
                              									Principien der mechanischen Construction einer Copfärbemaschine, als der Technik des
                              									Färbens ist, und wir haben nun zunächst festzustellen, inwiefern die Erfüllung der
                              									Bedingung 2) von der Construction der Maschine abhängig ist.
                           Beim Färben der Garne im offenen Bade ist die Egalität der erzielten Nuancen
                              									wesentlich abhängig von der Concentration des Farbbades, der Temperatur, bei
                              									welcher gefärbt wird, und der Zeitdauer der Immersion der Garne. Diesen Punkten
                              									gegenüber ist das jeweils verwendete Quantum von Farbbad von verhältnissmässig
                              									geringem Einfluss, soweit Baumwollfärberei in Betracht kommt, da bei Mordantfarben
                              									die fixirbare, d.h. zur Lackbildung gelangende Menge Farbstoff stöchiometrisch
                              									feststeht, während bei den Substantiven Farbstoffen das fixirte Farbstoffquantum so
                              									gut wie ausschliesslich eine Frage der Concentration, Temperatur und, schon in
                              									beschränktem Grade, der Immersionsdauer ist, von der Menge des Farbbades aber so gut
                              									wie unabhängig ist. Alle diese Punkte, nämlich Concentration des Farbbades,
                              									Temperatur des Farbbades und Immersionsdauer der Waare sind natürlich bei der
                              									Copfärberei von derselben Wichtigkeit wie in jedem anderen Zweige der Färberei. Die
                              									Aufrechterhaltung der Concentration des Farbbades kommt bei der Construction der
                              									Maschine nur insofern in Betracht, als es zur Verminderung der in dieser Beziehung
                              									vorhandenen färbetechnischen Schwierigkeiten als höchst störend, wenn nicht geradezu
                              									als verfehlt bezeichnet werden muss, die Farbbäder durch directen Dampf zu erhitzen,
                              									da dieselben hierdurch einem continuirlichen, sehr schwer controlirbaren
                              									Verdünnungsprocess unterliegen, dessen unvermeidliche Folge Nuanceunterschiede in
                              									mehr oder minder erheblichem Betrage sind. Die Vermeidung dieser Schwierigkeit liegt
                              									natürlich in der Anwendung von indirectem Dampf mittels Schlangenrohren. Die
                              									Innehaltung einer bestimmten Temperatur bietet dann keine Schwierigkeiten. Die
                              									Aufrechterhaltung der Concentration des Bades vom färbetechnischen Standpunkte aus
                              									ist unabhängig von der Construction der Maschine und wird deshalb im dritten Theile
                              									dieses Artikels besprochen werden. Es erübrigt deshalb nur noch, die Dauer der
                              									Immersion für die Operation in Betracht zu ziehen. Die Immersion der Cops in der
                              									Maschine ist entweder continuirlich oder intermittirend. Im ersten Falle circulirt
                              									das Farbbad durch die Cops während der ganzen Dauer der Färbeoperation, wir müssen
                              									dann an eine Maschine die Anforderung stellen, dass die Operation in jedem
                              									beliebigen Moment unterbrochen werden kann. Im zweiten Falle, bei intermittirender
                              									Immersion, dass die einzelnen Immersionen unter sich alle von gleicher Dauer sind.
                              									In beiden Fällen wird sich ferner häufig die Forderung ergeben, dass während jeder
                              									Immersion, ob continuirlich oder intermittirend, in gleichen Zeiträumen gleiche
                              									Volumina des Farbbades durch gleiche Quantitäten der Cops circuliren.Obgleich
                                    											diese Forderung schon beim Färben baumwollener Cops von erheblicher
                                    											Bedeutung ist, wird dieselbe doch erst beim Färben wollener Cops in ihrer
                                    											ganzen Bedeutung sich erweisen, wie überhaupt die Wollcopfärberei weit
                                    											höhere Anforderungen an eine Maschine stellen wird als die
                                    											Baumwollcopfärberei, genau im Verhältniss der viel energischeren Affinität
                                    											der Wolle zu den Farbstoffen. Hieraus ergeben sich uns als
                              									weitere Principien:
                           III. Das Farbbad muss gegen die Verdünnung durch directen Dampf geschützt sein.
                           IV. Die Immersion der Cops kann continuirlich oder intermittirend sein. Die
                              									Immersionen müssen unter sich von gleicher Zeitdauer und die durch gleiche
                              									Quantitäten Cops circulirenden Flüssigkeitsmengen müssen für alle Immersionen gleich
                              									gross sein.
                           Es ist einleuchtend, dass die Dauer der Immersion für Copfärbemaschinen eine Frage
                              									von der allergrössten Wichtigkeit ist, insofern als dieselbe factisch die Zeitdauer einer
                              									Färbeoperation, also mit anderen Worten die Leistungsfähigkeit der Maschine
                              									bestimmt. Mit grossen Massen von Cops gleichzeitig zu operiren ist zwar versucht und
                              									für einige Zeit auch durchgeführt worden, aber mit sehr fragwürdigem Erfolg. Auf die
                              									Ursache hiervon werde ich im zweiten Theile dieser Abhandlung hinzuweisen
                              									Gelegenheit haben. Hier sei nur bemerkt, dass die Schwierigkeit einer vollkommenen
                              									Circulation des Farbbades in und durch die Cops naturgemäss ganz bedeutend zunimmt,
                              									je mehr Cops in einer Operation gefärbt werden sollen, und im selben Verhältniss
                              									wachsen dementsprechend auch die Schwierigkeiten der egalen Durchfärbung der Cops an
                              									sich, sowie der einzelnen Partien. Aus diesen Gründen, die sehr wohl bekannt sind,
                              									arbeiten fast alle Copfärbemaschinen nur mit einem verhältnissmässig geringen
                              									Quantum Cops auf einmal, ein Quantum, das beispielsweise in Crippin und Young's Maschine bis auf 3 Pfund per Operation heruntergeht.
                              									Es hängt also mit Bezug auf die Leistungsfähigkeit alles davon ab, welcher Zeitraum
                              									für eine Färbeoperation erforderlich ist. Hierbei werden sich die Farbstoffe der
                              									verschiedenen Klassen sehr verschieden verhalten. Im Allgemeinen wissen wir, dass
                              									bei den Substantiven Farbstoffen das Ende der Färbeoperation erreicht ist, wenn die
                              									inneren Hohlräume der Baumwollfaser mit dem Farbstoffe gefüllt sind, und es ist
                              									deshalb klar, dass das erste Princip, das wir für Copfärbemaschinen aufstellten und
                              									das eine möglichst vollständige Evacuirung der Baumwollfaser verlangt, auch den
                              									Färbeprocess mit diesen Farbstoffen, der beim Färben im offenen Bade 30 bis 90
                              									Minuten in Anspruch nimmt, sehr beschleunigen muss. Bei den Mordantfarben liegt die
                              									Sache noch einfacher, indem die Dauer des Färbeprocesses hier lediglich eine Frage
                              									der Zeit ist, die für die in stöchiometrischen Verhältnissen stattfindende Bindung
                              									des Farbstoffes an die Beize erfordert wird. Diese Fragen haben uns aber bereits auf
                              									das Gebiet der Copfärberei als solche geführt, und es ergibt sich daraus, dass ein
                              									Urtheil über die Leistungsfähigkeit der Copfärbemaschinen sich erst im Verlaufe
                              									einer Discussion der Eigenthümlichkeiten, welche das Arbeiten auf diesen Maschinen
                              									aufweist, wird geben lassen. Ich werde daher auf diesen Punkt späterhin ausführlich
                              									zu sprechen kommen.
                           Ein einziger Punkt, der in der Construction von Copfärbemaschinen von principieller
                              									Bedeutung ist, muss noch erwähnt werden. Die Cops besitzen einen gewissen Bau oder
                              									Structur, der das Resultat der eigenthümlichen Wickelung der Garne auf der
                              									Spinnmaschine ist, und der Bau der Cops ist von ganz wesentlichem Einfluss auf die
                              									Weiterverarbeitung derselben im Webstuhl. Jede Veränderung im normalen Bau der Cops
                              									gibt sich in den Weberesultaten sofort zu erkennen und hat gewöhnlich ein häufiges
                              									Brechen des Webfadens zur Folge. Es ist deshalb klar, dass in einer Copfärbemaschine
                              									alle mechanischen Einwirkungen auf die Cops, welche eine Veränderung im Bau, in der
                              									Structur derselben zur Folge haben könnten, unbedingt zu vermeiden sind. Es ergibt
                              									sich daher als letztes Princip:
                           V. Die nothwendig stattfindende mechanische Einwirkung auf die Cops durch das durch
                              									dieselben circulirende Farbbad oder Waschwasser, sowie das darauffolgende Befreien
                              									der Cops von überschüssigem Farbbad oder Waschwasser muss in solcher Weise vor sich
                              									gehen, dass keine Form- oder Structurveränderung im Bau der Cops stattfinden
                              									kann.
                           Die Wichtigkeit dieses Princips hat sich bereits unzweifelhaft herausgestellt, indem
                              									die auf verschiedenen Maschinen gefärbten Cops in ihrem Verhalten im Webstuhl grosse
                              									Unterschiede aufwiesen, als deren Ursache Structurveränderungen in den Cops erkannt
                              									wurden, verursacht durch die mechanischen Einflüsse, denen die Cops beim Färben in
                              									den Maschinen unterworfen sind und deren Schädlichkeit oder Unschädlichkeit gänzlich
                              									von der Construction der Copfärbemaschine abhängt. Hierauf werden wir im nächsten
                              									Abschnitt nochmals zurückkommen.
                           
                        
                           II. Die Copfärbemaschinen der Gegenwart.
                           An Hand der im Vorstehenden entwickelten Principien dürfte es nun von Interesse sein,
                              									die bisher bekannt gewordenen Copfärbesysteme kritisch zu besprechen und, soweit
                              									möglich, festzustellen, inwieweit die Copfärbemaschinen der Gegenwart unserem
                              									Maasstabe entsprechen. Schlüsse in Bezug auf deren Zweckmässigkeit und Mängel werden
                              									sich hieraus naturgemäss ergeben. Der Misslichkeit dieses Unternehmens bin ich mir
                              									sehr wohl bewusst, da es wohl jedem von vornherein klar ist, dass von den
                              									zahlreichen Maschinen, die schon jetzt auf diesem Gebiete, wenn auch theilweise nur
                              									als Versuche existiren, doch nur die verschwindende Minderheit sich auf die Dauer
                              									wird behaupten können. Mit einer kritischen Besprechung werde ich daher natürlich in
                              									ein Wespennest stechen, aber der Sache selbst kann damit nur gedient werden. Im
                              									Uebrigen werde ich mich bemühen, mit strengster Objectivität zu verfahren.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 114Fig. 1.Obermaier's Copfärbemaschine. Aus verschiedenen Gründen empfiehlt es sich, die verschiedenen
                              									Copfärbemaschinen in der Reihenfolge zu besprechen, in der die Patente für dieselben
                              									angemeldet wurden. Wir haben daher in erster Linie die Obermaier'sche Maschine zu nennen (D. R. P. Nr. 23117 vom 23. Juli 1883),
                              									deren Construction aus Fig. 1 ersichtlich ist. Der
                              									Hohlraum M zwischen den beiden perforirten
                              									cylindrischen Gefässen B und C wird mit dem zu färbenden Material gleichmässig und möglichst compact
                              									angefüllt. Gespulte Gespinnste (Cops) werden sammt Bobinen und Hülsen in den Apparat
                              									gebracht. Grössere Lücken, die durch die unregelmässige Form der Cops entstehen,
                              									werden mit losem Strähnenmaterial ausgefüllt. Um diese Füllung des Raumes M in ihrer Lage zu erhalten, wird der Kolbendeckel E mittels des Schraubenbolzens g fest gegen das Textilmaterial angepresst. Das Färben geschieht nun,
                              									indem mittels der Centrifugalpumpe G das Farbbad in den
                              									perforirten Cylinder C getrieben wird, von dem aus es
                              									sich durch das Textilmaterial hindurcharbeitet und sodann aus dem perforirten Gefäss
                              										B in das umschliessende Gefäss A austritt, von wo aus es wieder in den Kreislauf
                              									eintritt.
                           Aus dieser kurzen Beschreibung der Arbeitsweise der Obermaier'schen Maschine sehen wir zunächst, dass dieselbe die
                              									Durchtränkung des Textilmaterials nicht durch ein Vacuum, sondern durch Druck
                              									(Centrifugalpumpe) bewerkstelligt. Die absolute Luftverdrängung, besonders des in
                              									der Textilfaser selbst enthaltenen Antheiles, wird deshalb wesentlich mehr Zeit
                              									erfordern, als beim Arbeiten im Vacuum der Fall wäre. Dieser Nachtheil, wird
                              									natürlich viel kleiner sein beim Arbeiten mit heissen Bädern, als wenn kalte Bäder
                              									angewandt werden sollen. Aus diesem Grunde ist es höchst wahrscheinlich, dass die
                              									Anwendung kalter Beizbäder (Thonerde-, Chrom-, Eisenbeizen) in dieser Maschine in
                              									Bezug auf die vollkommene Durchtränkung des Textilmaterials ganz erhebliche
                              									Schwierigkeiten bieten wird. Die Möglichkeit einer völlig gleichmässigen
                              									Durchdringung des Textilblockes im Raume M der Maschine
                              									hängt sehr wesentlich von der Sorgfalt ab, mit der der Apparat beschickt wurde,
                              									anderenfalls wird dem Princip II nicht genügt werden und die Circulation in
                              									verschiedenen Theilen und Schichten eine verschiedene sein, wobei auch Princip IV
                              									nicht mehr ausführbar ist. Die Beobachtung unseres dritten Princips bietet in dieser
                              									Maschine keine Schwierigkeiten. Einen wesentlichen Nachtheil dieser Maschine
                              									erblicke ich in dem Umstände, dass die zu färbenden Cops durch nicht unbedeutenden
                              									mechanischen Druck, ausgeübt durch die Kopfplatte E, in
                              									ihrer Lage festgehalten werden müssen. Bei der grossen Empfindlichkeit der Cops
                              									gegen einseitig seitlichen oder axialen Druck ist es ganz unvermeidlich, dass
                              									wenigstens ein Theil der Beschickung der Maschine nachtheilige Veränderung erleidet,
                              									um so mehr, als nach der Färbeoperation das Farbgefäss BC zur Entfernung überschüssigen Farbbades auf eine Centrifugenachse
                              									gebracht und centrifugirt wird, wobei unbedingt die Beschickung des Gefässes sich
                              									nach der äusseren Wandung B hindrängt. Es unterliegt
                              									keinem Zweifel, dass die, diesen im rechten Winkel gegen einander wirkenden Drucken
                              									ausgesetzten Cops erheblich leiden müssen. Ich habe keinen Zweifel; dass Obermaier's Maschine sich für die Färberei von losen
                              									Gespinnstfasern, Vorgespinnsten und losen Garnen vorzüglich eignet, aber für die
                              									Copfärberei von untergeordneter Bedeutung ist.
                           Graemiger's Maschine (D. R. P. Nr. 44231 vom 13. August
                              									1888) ist im Gegensatze zu Obermaier's wesentlich als
                              									Copfärbemaschine construirt. Die auf perforirte hohle Spindeln aufgesteckten Cops
                              									werden über Bohrungen eines konischen oder cylindrischen Copträgers gesteckt, der
                              									luftdicht an den Kammern eines zweiten gleichgestalteten Körpers anliegt (Fig. 2) und um den sich der erstere dreht. Durch
                              									Pumpen, die mit den verschiedenen Kammern des feststehenden Körpers in Verbindung
                              									stehen, wird das Farbbad durch die Cops gesaugt, worauf bei fernerer Drehung des
                              									Copträgers die erst imprägnirten Cops über die über dem Flüssigkeitsniveau des
                              									Farbbades liegende Luftkammer gelangen, wo denselben ein Ueberschuss an Farbbad
                              									entzogen wird. Die Imprägnirung der Cops geschieht also in dieser Maschine durch
                              									eine Saugwirkung, welche praktisch die Wirkung eines massig starken Vacuums hat, in
                              									Uebereinstimmung mit unserem ersten Princip. Die Säugpumpe besorgt auch fernerhin
                              									die von unserem Princip II geforderte Circulation des Farbbades durch die Cops. Der
                              									wunde Punkt dieser Maschine besteht unzweifelhaft in den beiden luftdicht in
                              									einander gleitenden Hohlkörpern. Solange die Gleitflächen dieser Körper nicht
                              									corrodirt sind, wird ein luftdichter Schluss derselben nicht die geringsten
                              									Schwierigkeiten bieten, sobald aber Undichtheiten eintreten durch Corrosion, wird
                              									die Wirkung der Maschine fehlerhaft werden, in erster Linie natürlich in Folge
                              									mangelhafter Circulation. Diese Corrosion macht sich leider sehr rasch bemerkbar,
                              									besonders bei Benutzung von Beizbädern. Heisse Tanninbäder, essigsaure und
                              									schwefelsaure Thonerde und alkalische Lösungen von Thonerde und Chromoxyd, fast
                              									ebenso sehr die alkalischen Farbbäder mit Substantiven Farbstoffen, in geringerem
                              									Grade Farbbäder aus basischen Farbstoffen bewirken diese Corrosion ausnahmslos. Bei
                              									ruhenden Metallflächen ist diese Corrosion in Folge einer sich bildenden
                              									indifferenten Zwischenschicht von geringem Belang. Durch das Aufeinandergleiten der
                              									erwähnten Flächen wird aber stets der corrodirenden Wirkung frische Oberfläche
                              									geboten. Dieser Uebelstand ist vermindert, aber nicht beseitigt in einer späteren
                              									Verbesserung der Maschine (Graemiger, Whitehead, Mason
                              									und Leigh, D. R. P. Nr. 56463 vom 22. Mai 1891). Die
                              									Maschine, welche continuirlich arbeitet, ist ein schönes Beispiel constructiven
                              									Scharfsinnes; sollte es aber den Erfindern nicht gelingen, den oben erwähnten Fehler
                              									zu beseitigen, so ist wenig Aussicht vorhanden, dass sie anderen als den
                              									bescheidensten Anforderungen zu genügen vermag.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 115Fig. 2.Graemiger's Maschine. Ganz verschieden von den bisher beschriebenen Maschinen in ihrer
                              									Arbeitsweise ist Mason und Whitehead's Copfärbemaschine
                              									(D. R. P. Nr. 48051 vom 1. August 1889). Das Farbbad v
                              										(Fig. 3) steht innerhalb des rechteckigen Rahmens
                              										w, an dessen Querträger der mit der Pumpe f und Vacuumcylinder h
                              									verbundene Cylinder c sitzt. Das untere Ende dieses
                              									Cylinders trägt die Stopfbüchse b2, in welcher der Rohrstutzen a3 senkrecht beweglich
                              									ist. An das untere Ende dieses Rohrstutzens ist der Copträger a
                              									angeschlossen.
                              									Derselbe besteht aus der Kammer a1 und dem Tische a. In
                              									die auf letzterem befindlichen Löcher werden die auf hohlen perforirten Spindeln
                              									sitzenden Cops gesteckt. Mittels des Zahngetriebes c2 kann der Copträger in das darunter befindliche Bad
                              									gesenkt und daraus wieder entfernt werden. Ist der Copträger in das Bad gesenkt; so
                              									wird mittels der Pumpe f durch Oeffnen des Ventils p das Bad durch die Cops nach der Kammer a1 gesaugt, von wo es
                              									durch a3, c, d und f, durch den
                              									Stutzen r in das Bad v
                              									zurückkehrt. Nach Beendigung der Circulation wird der Copträger aus dem Bade
                              									gehoben, Ventil p geschlossen und Ventil s geöffnet. Der Copträger wird hierdurch mit dem
                              									Vacuumcylinder h in Verbindung gebracht, wodurch die
                              									überschüssige Menge Bad aus den Cops abgesaugt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 287, S. 116
                              Fig. 3.Mason und Whitehead's Copfärbemaschine.
                              
                           Eine Haube mit Ventilen kann über den Copträger gestülpt
                              									werden, welche Vorrichtung gestattet, dieselben in Gegenwart eines effectiven
                              									Vacuums zu behandeln. Aus dieser Beschreibung ist direct zu entnehmen, dass der
                              									Apparat allen unseren Principien Genüge leistet. Es ist aber nicht zu verkennen,
                              									dass die Maschine in constructiver Beziehung sehr schwerfällig ist, wodurch das
                              									Arbeiten mit derselben sehr umständlich wird.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 116Fig. 4.Mommer's Färbemaschine. Eine der interessantesten Copfärbemaschinen der Gegenwart in Bezug auf
                              									ihre Arbeitsweise ist die Mommer'sche (D. R. P. Nr.
                              									61240 vom 4. December 1890). Das Princip derselben, aus den Cops einen Block zu
                              									bilden, der der ihn durchdringenden Farbflotte in jeder Richtung denselben
                              									Widerstand entgegensetzt, ist genau dasselbe, das Obermaier zu der Construction seiner Maschine führte, obgleich die
                              									constructive Ausführung der beiden Maschinen ausser jener Idee nichts
                              									Gemeinschaftliches enthält. Die Maschine (Fig. 4)
                              									besteht aus einem Bottich A, der die Farbflotte
                              									enthält, dem Kasten b, in den die Cops eingebracht
                              									werden, und der Pumpe E. Diese drei Theile sind unter
                              									einander durch die Rohrleitungen BB1, DD1, HF verbunden. Die
                              									Circulationsrichtung, welche umkehrbar ist, wird durch die Stellung der
                              									Dreiwegehähne CC1
                              									regulirt. Die Cops werden auf massive Spindeln gesteckt und mittels dieser in
                              									rechteckige hölzerne Rahmen (Fig. 5) eingesetzt, so dass jeder solcher Rahmen eine aus Cops gebildete
                              									Wand oder Diaphragma darstellt. Eine Anzahl solcher Rahmen bilden einen Block b, der in den luftdicht verschliessbaren Kasten a zwischen perforirte Bleche eingesetzt wird.
                              									Bemerkenswerth an dieser Maschine ist der Umstand, dass in derselben die Circulation
                              									der Farbflotte stets von aussen und parallel zur Längsachse der Cops, durch diese
                              									hindurch stattfindet, während in allen anderen Maschinen die Circulation von aussen
                              									oder innen, rechtwinkelig und radial zur Achse der Cops erfolgt, unter Benutzung der
                              									Copachse zur Ab- oder Zufuhr der circulirenden Flotte. Mommer's Maschine ist deshalb auch die einzige, welche die Cops auf
                              									massiven Spindeln färbt, bei allen anderen Systemen sind dieselben, soweit sie
                              									überhaupt angewendet werden, hohl und perforirt.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 116Mommer's Färbemaschine. Zunächst sehen wir nun, dass diese Maschine nicht mit Vacuum arbeitet und
                              									daher unserem Princip I nicht entspricht. Doch darf nicht vergessen werden, dass ein
                              									Vacuum zwar unbedingt am vortheilhaftesten, aber nicht absolut nöthig ist, um die
                              									vollkommene Imprägnirung der Cops zu bewirken. Ganz unzweifelhaft ist aber, dass die
                              									Circulation des Farbbades (Princip II) durch die Cops in der Mommer'schen Maschine höchst unvollkommen ist. Es kann nicht bezweifelt
                              									werden, dass das Farbbad durch den Copblock in der Maschine hindurchcirculirt, aber es
                              									ist ganz unmöglich, dass diese Circulation in allen der Cops gleich gross ist. Dies
                              									zugegeben, folgt mit Nothwendigkeit, dass in zahlreichen Fällen die Cops unegal
                              									ausfallen müssen. Eine derart wirkende Ungleichheit in der Circulation ist in der
                              										Mommer'schen Maschine durch die in den Cops
                              									befindlichen massiven Spindeln gegeben, und die Wirkungsweise der letzteren kann nur
                              									demjenigen zweifelhaft sein, der keine Erfahrung in den Gesetzmässigkeiten hat, mit
                              									denen die zwangsweise Circulation (wie solche natürlich in allen Copfärbemaschinen
                              									existirt) von Flüssigkeiten in Cops stattfindet. Ich gebe nachstehend (Fig. 6) eine graphische Darstellung der Circulation
                              									des Farbbades durch die Cops in Mommer's Maschine. ab ist der Querschnitt eines Cops, c der Querschnitt der in demselben befindlichen
                              									Spindel. Die Circulation erfolgt zunächst in der Richtung des Pfeiles von links nach
                              									rechts, die Horizontalschraffirung zeigt uns dann die Partien des Cops, in denen die
                              									Circulation vollkommen vor sich geht; in der durch gebrochene Schraffirung
                              									angedeuteten Zone findet die Circulation in Folge Stauung der Flüssigkeit an der
                              									Spindel b weit langsamer statt. In dem weiss gelassenen
                              									Theil ist die Circulation fast gleich Null, und Imprägnirung dieses Theiles der Cops
                              									findet fast nur durch Capillarwirkung statt. Vielleicht war der Erfinder dieser
                              									Maschine auf der Fährte dieser Idee, als er in derselben Vorrichtungen traf, um die
                              									Circulationsrichtung umzukehren; diese Umkehrung hat aber lediglich den Effect, die
                              									Differenz der beiden Minima x und y auszugleichen, aber verdoppelt die Differenz zwischen
                              									der durch die massive Spindel verursachten Minimalzone xy und den über oder unter dem Horizont derselben liegenden Zonen a und b der Cops.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 117Fig. 6.Mommer's Färbemaschine. Die durch diese Circulationsdifferenzen verursachte Unegalität in den Cops
                              									ist vermuthlich sehr gering beim Arbeiten mit sehr schwachen Farbbädern für sehr
                              									helle Nuancen, wird aber in den meisten Fällen beobachtet werden, wo mittelstarke
                              									Nuancen, hauptsächlich unter Anwendung substantiver Farbstoffe, gefärbt werden. Auch
                              									der Umstand, dass die Farbbäder in dieser Maschine durch eine Anzahl von
                              									Copdiaphragmen von sehr bedeutender Dicke zu circuliren haben, gibt mir vom
                              									Standpunkte des Princips II zu erheblichen Bedenken Veranlassung und lässt mir als
                              									sehr zweifelhaft erscheinen, ob die Färbung eines solchen Copblockes, unabhängig von
                              									der Egalität der individuellen Cops, durch die ganze Masse egal stattfindet,
                              									obgleich in dieser Beziehung die Umkehrbarkeit der Circulation von höchst
                              									vorteilhaftem Einflüsse sein wird. Ich habe bereits früher erwähnt, dass von allen
                              									mechanischen Einwirkungen, denen Cops in einer Copfärbemaschine ausgesetzt sein
                              									können, einseitig excentrischer Druck am allern achtheiligsten wirkt, und der
                              									Umstand, dass in Mommer's Maschine die Cops während der
                              									ganzen Dauer der Färbeoperation unter einem sehr bedeutenden einseitigen Drucke
                              									stehen, erscheint mir mit Bezug auf Princip V im allerhöchsten Grade bedenklich. Die
                              									im Vorstehenden erwähnten Schwierigkeiten und Bedenken werden noch mehr ins Gewicht
                              									fallen, wenn die Maschine anstatt zur Färberei mit Substantiven Farbstoffen,
                              									zur Färberei mit beizenziehenden Farbstoffen angewandt werden soll. Beim Arbeiten
                              									mit der letztgenannten Klasse von Farbstoffen treten Schwierigkeiten ganz neuer Art
                              									ein, denen Mommer's Maschine auf keinen Fall gewachsen
                              									ist.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 117Fig. 7.Crippin und Young's Färbemaschine. Durch überraschende Einfachheit in der Construction zeichnet sich zunächst
                              										Crippin und Young's Maschine (D. R. P. Nr. 60100
                              									vom 14. Februar 1891) aus. Deren Haupttheile sind die bezieh. auf den beiden Enden
                              									des Färbebottichs a (Fig.
                                 										7) ruhenden Vacuumcylinder b und f und die Färbekammer h.
                              									Die Cops werden auf hohle perforirte Spindeln gesteckt, welche in entsprechende
                              									Bohrungen des auswechselbaren Copträgers eingesetzt werden. Der Copträger selbst
                              									wird sodann in die Färbekammer h eingebracht. Letztere
                              									steht durch Rohre mit den beiden Vacuumcylindern in der aus der Zeichnung
                              									ersichtlichen Weise in Verbindung, so dass ein in Cylinder b erzeugtes Vacuum das Farbbad in die Kammer h durch die Cops und die Rohrleitung hindurch in den Cylinder b saugt. Beim Abstellen der Vacuumpumpe fliesst die in
                              									diesen Cylinder gesaugte Flotte automatisch in das Bad a zurück. Wird sodann im Cylinder f ein
                              									Vacuum erzeugt, so wird dadurch alles überschüssige Farbbad aus den Cops in diesen
                              									Cylinder gesaugt und gelangt von hier wieder in den Färbebottich. Zur Erzeugung des
                              									Vacuums dient ein Dampfstrahlgebläse, das durch Manipulation des Handhebels, der mit
                              									einem Schieberventil in Verbindung steht, beliebig mit den beiden Vacuumcylindern in
                              									Verbindung gebracht werden kann. Der Abdampf des Gebläses dient zur Erhitzung der
                              									Flotte, die er in einem Schlangenrohre durchstreicht. Mittels der Cylinder kann
                              									durch die Cops nicht nur Farbbad, sondern auch Luft, heisse Luft, Dampf oder
                              									beliebige andere Gase gesaugt werden. In einer durch Zusatzpatent geschützten
                              									Verbesserung dieser Maschine ist die Anordnung getroffen, das Farbbad sowohl von
                              									aussen nach innen, als auch in umgekehrter Richtung durch die Cops circuliren zu
                              									lassen.
                           In constructiver Beziehung ist zunächst als wichtiger Punkt hervorzuheben, dass die
                              									Maschine absolut keine beweglichen, also wesentlicher Abnutzung ausgesetzten Theile
                              									enthält. Dies ist ein Vortheil von ganz erheblicher Bedeutung gegenüber Graemiger's, Mason und Whitehead's und Mommer's Maschine, da gleitende Metallflächen unter dem
                              									Einflüsse heisser Farbbäder eine ganz enorme Abnutzung erfahren. Durch die
                              									Abwesenheit beweglicher Elemente werden ferner Betriebstörungen und Reparaturen auf
                              									ein Minimum
                              									reducirt. Die Maschine gestattet ferner eine continuirliche Beobachtung des während
                              									jeden Zeitmoments durch die Cops passirten Flüssigkeitsquantums, was die Egalfärbung
                              									auf einander folgender Partien in hohem Grade erleichtert.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 118Fig. 8.Koblenzer's Färbemaschine. Die Maschine arbeitet unter einem Vacuum von 12 bis 14 Pfund und ist daher
                              									bis jetzt die erste, die unserem Princip I unbedingt entspricht. In Anbetracht
                              									dieses verhältnissmässig hohen Vacuums ist es klar, dass die Circulation in dieser
                              									Maschine eine sehr energische sein muss, dieselbe beträgt thatsächlich für jeden
                              									einzelnen Cop (Pin) ungefähr 3 l in der Minute. Dies setzt eine so energische
                              									Circulation voraus, dass sich der Einfluss unegaler Wickelung der Cops in der
                              									Färbung nicht mehr geltend machen kann, die Egalität in der Durchfärbung der Cops
                              									ist daher eine Schwierigkeit, die bei dieser Maschine von keinem Belang ist. In
                              									Bezug auf quantitative Leistungsfähigkeit steht die Maschine hinter denen von Graemiger, Obermaier und Mommer wesentlich zurück, in Zweckmässigkeit der Construction, Sicherheit
                              									des Arbeitens, Einfachheit der Bedienung und universaler Anwendbarkeit für alle
                              									Färbemethoden, übertrifft sie alle bisher bekannten Systeme.
                           In A. und M. Koblenzer's Maschine (D. R. P. Nr. 55787
                              									vom 19. März 1891) werden die Cops auf siebartig durchbrochene Böden gesteckt und
                              									diese in den Kessel a (Fig.
                                 										8) eingesetzt. Sodann wird in den Kessel durch das Schlangenrohr d Dampf, heisse Luft oder irgend ein anderes heisses
                              									Gas eingeleitet. Das in dem kleineren Kessel c
                              									befindliche Farbbad wird mittels gespannten Dampfes in den Kessel a eingedrückt und ergiesst sich zunächst auf das
                              									oberste Sieb, während gleichzeitig von unten heisser Dampf zuströmt. Dabei sollen
                              									die Cops gefärbt werden, während die überschüssige Farbflotte durch den ersten
                              									Siebboden hindurch filtrirt und nun die auf dem zweiten Siebboden aufgesteckten Cops
                              									anfärbt. Unter fortgesetzter Vertheilung an die entgegenströmenden Dämpfe gelangt
                              									die Farbflotte von Sieb zu Sieb und nur ein kleiner Theil fliesst durch das
                              									Rohr k ab. Die Wirkungsweise dieser Maschine ist schwer
                              									verständlich. Schon die Art und Weise, wie die Imprägnirung stattfindet, ist sehr
                              									zweifelhaft. Von einer richtigen Circulation des Farbbades durch die Cops kann
                              									überhaupt gar keine Rede sein. Thatsächlich entspricht die Maschine keinem unserer
                              									fünf Principien, und wenn es überhaupt möglich ist, Cops in derselben zu färben, so
                              									kann dies bestimmt nur mit den Substantiven Farbstoffen geschehen. Die Maschine wird
                              									nie im Stande sein, basische oder saure Beizenfarbstoffe, Indigo oder Anilinschwarz
                              									zu färben. Es sind mir eine Anzahl auf dieser Maschine mit Benzidinfarbstoffen
                              									gefärbte Cops zu Gesicht gekommen. Dieselben waren alle ganz auffallend weich, was
                              									wohl deren befriedigende Durchfärbung theilweise erklärt, aber für die Verarbeitung
                              									der Cops im Webstuhl nichts weniger als günstig ist.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 118Fig. 9.Kornfeldes Färbemaschine. (Vgl. 284 * 293.)F. Kornfeld's Maschine (D. R. P. Nr. 56369 vom 11. Mai
                              									1891) umgeht die Anwendung von Spindeln beim Färben der Cops gänzlich. Dieselben
                              									werden in Hülsen (Fig. 9) eingesetzt, in welchen
                              									vorstehende Metallplättchen angebracht sind, welche den Zweck haben, die Bäder beim
                              									Durchgang durch die Hülsen zu stauen und zum Durchdringen der Cops zu zwingen. Die
                              									Maschine mag für Laboratoriumsexperimente sich eignen, für den wirklichen Betrieb
                              									ist sie ganz werthlos, da nicht nur ihre Productionsfähigkeit eine ganz minimale
                              									ist, sondern auch ihre Bedienung von geradezu abschreckender Umständlichkeit ist.
                              									Zahlreiche Verletzungen der Cops durch die erwähnten vorstehenden Metallplättchen
                              									sind ferner ganz unvermeidlich. Herzfeld und Stommel's
                              									Maschine (D. R. P. Nr. 11325) ist im Princip identisch mit Kornfeld's Construction, mit dem Unterschied, dass Garnabwickelungen und
                              									Verletzungen der Cops durch Weglassung der Widerstandsplättchen in den Hülsen
                              									vermieden sind. Im Uebrigen ist die Anwendung dieser Maschine im Grossbetrieb ebenso
                              									aussichtslos wie die Kornfeld's.
                           Trotzdem noch eine ganze Anzahl von Patenten für Copfärbemaschinen existiren,
                              									brauchen wir uns mit denselben nicht weiter zu befassen, da dieselben nichts
                              									principiell Neues bieten.
                           Aus dem Vorstehenden geht hervor, dass nur wenige der bereits sehr zahlreichen
                              									Copfärbesysteme Aussicht auf dauernden Erfolg haben, sobald dieselben für das Färben
                              									mit anderen als den Substantiven Farbstoffen angewandt werden sollen. Dazu kommt
                              									noch, dass gerade die Substantiven Farbstoffe dem technischen Zweck der Copfärberei
                              									sehr schlecht entsprechen, da dieselben fast ausnahmslos ungefärbte oder anders
                              									gefärbte Baumwolle, Wolle und Seide in solchem Grade anbluten, dass die Verwendung
                              									mit jenen Farben gefärbter Cops nur in sehr beschränktem Grade möglich ist.
                              									Leistungsfähig kann also die Copfärberei nur sein, wenn sie im Stande ist, mit den
                              									beizenfärbenden Farbstoffen, einschliesslich der Alizarinfarben, des Indigos und
                              									Anilinschwarz, zu arbeiten. Alle diese Farben stellen aber an die Copfärbemaschinen
                              									ungleich höhere Ansprüche als die Substantiven Farbstoffe.
                           Ich habe bereits früher erwähnt, dass die Frage der quantitativen Leistungsfähigkeit
                              									der verschiedenen Copfärbemaschinen als sehr verfrüht bezeichnet werden muss. Die
                              									von gewisser Seite gemachte Angabe, dass Crippin und
                                 										Young's Maschine 25000, Graemiger's 80000 und
                              										Mommer's 360000 Pincops in 10 Stunden zu färben
                              									vermag, gibt bei der gegenwärtigen Lage der Sache keine Vorstellung von dem Werthe
                              									und der Brauchbarkeit dieser Maschinen, und kann nur dazu dienen, Uneingeweihte auf
                              									das gröbste zu täuschen. Die Angabe ist ferner ganz werthlos, indem die
                              									Betriebskosten dieser verschiedenen Maschinen vorläufig noch ganz unbekannt sind und
                              									bei der ängstlichen Geheimnissthuerei der Interessirten auch für geraume Zeit noch
                              									bleiben werden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)