| Titel: | Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische Untersuchungen. | 
| Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 120 | 
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                        Neue Methoden und Apparate für
                           								chemisch-technische Untersuchungen.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 92 d.
                           								Bd.)
                        Neue Methoden und Apparate für chemisch-technische
                           								Untersuchungen.
                        
                     
                        
                           Sauerstoffgehalt ungerösteter Steine.
                           Bei der quantitativen Untersuchung vieler Erze, darunter viele Oberharzer Blei- und
                              									Kupfersteine, machte man die auffallende Beobachtung, dass viele Analysen nicht auf
                              									100 stimmten, sondern bis 2,5 Proc. weniger ergaben. Da wiederholte Controlanalysen
                              									dasselbe Resultat ergaben, so mussten Fehler in den Einzelbestimmungen
                              									ausgeschlossen sein, es musste vielmehr bei der Analyse auf irgend einen Stoff keine
                              									Rücksicht genommen worden sein. Als solcher wurde endlich, wie Prof. W. Hampe mittheilt, Sauerstoff gefunden, den man in
                              									einem ungerösteten Steine nicht erwartet hatte.
                           Zur Bestimmung des Sauerstoffs wurden 5 g mehlfeiner und bei 100° getrockneter Stein
                              									in eine gewogene Kugelröhre aus schwer schmelzbarem Glase gebracht und hierin
                              									zunächst in einem Strome trockener Kohlensäure vorsichtig erhitzt zur Entfernung
                              									jeder Spur Feuchtigkeit aus dem Rohre und der Substanz. Nach geschehener Auswage
                              									wurde dann trockenes, reines Wasserstoffgas durch das Rohr geleitet und die Kugel
                              									längere Zeit zum Glühen erhitzt, wobei Wasser fortging. Nachdem die Reduction
                              									beendigt, das Rohr erkaltet und der in ihm enthaltene Wasserstoff durch Luft
                              									verdrängt war, wurde es zurückgewogen. Da bei der Reduction im Wasserstoffstrome
                              									stets auch etwas Schwefel als Schwefelwasserstoff fortgeführt wird, so war während
                              									des Versuchs die Röhre mit einem Gefässe verbunden, das alkalische Bleilösung
                              									enthielt. Das gebildete Schwefelblei ward abfiltrirt und in Bleisulfat verwandelt.
                              									Aus dem Gewichte des letzteren liess sich der Schwefel berechnen, welcher dem Steine
                              									entzogen war. Die Gewichtsabnahme der Röhre, vermindert um das Gewicht des
                              									fortgeführten Schwefels, ergab das Gewicht des dem Steine entzogenen
                              									Sauerstoffs.
                           So enthielten beispielsweise zwei Bleisteine der Clausthaler Silberhütte 1,5 und
                              									2,03 Proc. Sauerstoff. (Nach Chemiker-Zeitung, 1892 Bd.
                              									16 S. 458.)
                           
                        
                           Prüfung des Hopfens auf Schwefelung.
                           Um bei der Bestimmung der schwefligen Säure im Hopfen jede Täuschung auszuschliessen,
                              									welche durch Ueberführung natürlicher schwefelhaltiger Hopfenbestandtheile in
                              									Schwefelwasserstoff in Folge lebhafter Wasserstoffentwickelung herbeigeführt werden
                              									könnte, empfiehlt E. Prior folgendes Verfahren: 10 g
                              									Hopfen werden in einem geeigneten Kolben mit 200 cc Wasser übergossen und unter
                              									häufigem Umschütteln ½ Stunde lang macerirt. Alsdann filtrirt man den wässerigen
                              									Auszug durch ein Faltenfilter, pipettirt 50 cc in ein Erlenmayer-Kölbchen, gibt etwa
                              									1,59 chemisch reines Zink und 25 cc reine Salzsäure zu
                              									vom Volumengewicht 1,125 und verschliesst das Kölbchen mit einem massig
                              									festgedrückten Wattepfropf, dessen unteres, in das Kölbchen hineinragendes Ende mit
                              									Bleiessig gleichmassig befeuchtet ist. Man erhält auf diese Weise eine sehr schwache
                              									gleichmässige Wasserstoffentwickelung, welche etwa eine Stunde andauert und geeignet
                              									ist, jede Spur vorhandener schwefliger Säure in Schwefelwasserstoff
                              									überzuführen.
                           Zu bemerken ist, dass auch bei der Destillation von ungeschwefeltem Hopfen mit Wasser
                              									geringe Mengen eines schwefelhaltigen, mit Zink und Salzsäure möglicher Weise
                              									Schwefelwasserstoff bildenden Körpers in das Destillat übergeht. (Nach Bayr. Brauer-Journal durch Zeitschrift für analytische Chemie, 1892 Bd. 31 S. 226.)
                           
                        
                           Bestandtheile des Tabakrauches.
                           Die meisten Untersuchungen des Tabakrauches beziehen sich auf die Frage der
                              									Anwesenheit von Nicotin in demselben. Vohl und Eulenburg verneinten dieselbe und erklärten die
                              									Vergiftungserscheinungen durch die im Rauche enthaltenen Pyridinbasen.
                           Nach Kissling, Heubel, Le Bon u.a. ist dagegen das
                              									Alkaloid in dem Rauche enthalten. Ausser Nicotin sind die schon genannten
                              									Pyridinbasen, Kohlenoxyd, Schwefelwasserstoff und Cyanwasserstoff gefunden
                              									worden.
                           In Anbetracht dieser widersprechenden Angaben der Litteratur unterwarfen die Docenten
                              										M. Abeles und H.
                                 										Paschkis in Wien den Tabakrauch einer eingehenden Untersuchung. Sie saugten
                              									mittels eines Aspirators den Rauch von etwa 200 Cubacigarren durch ein System von
                              									sechs Flaschen, von denen die erste starke Natronlauge, die zweite reines Wasser,
                              									die dritte verdünnte Schwefelsäure, die vierte wieder Wasser, die fünfte Alkohol und
                              									die sechste Aether enthielt. Der Inhalt der vier ersten Kolben wurde dunkelbraun,
                              									der der beiden letzten hellweingelb. Die Untersuchung des Inhalts der beiden ersten
                              									Kolben ergab keine Blausäure. Der von der ätherischen Ausschüttelung abgetriebene
                              									und mit Salzsäure gewaschene Aether hinterliess einen Rückstand, der nach seiner
                              									Reinigung weisse, blättchenförmige Krystalle darstellte vom Schmelzpunkt 68° und
                              									sich bei der Analyse als ein Kohlenwasserstoff erwies. Ob letzterer mit dem bereits
                              									bekannten Tabakscampher Nicotianin identisch sei, konnten Verfasser nicht mit
                              									Sicherheit feststellen, da der Körper nur in minimalen Mengen vollkommen rein zu
                              									erhalten war. Giftige Eigenschaften zeigte er nicht.
                           Das salzsaure Waschwasser hinterliess beim Abdampfen eine Salzmasse, welche beim
                              									Uebergiessen mit Kalilauge einen intensiven Geruch nach höheren Aminbasen
                              									(Aethylamin?) entwickelte.
                           Ferner isolirten Verfasser ein braunrothes Oel von dem ekelhaften Geruch und
                              									Geschmack des Tabaksaftes. Dieses von allen Basen befreite Oel war giftig. Ein
                              									weiteres Oel, welches erhalten wurde, war von gelblicher Farbe und ebenfalls giftig.
                              									Die chemische Untersuchung zeigte, dass das Oel wohl ein Gemisch von Nicotin mit
                              									Pyridinbasen darstellte.
                           Die ausgeführten Versuche ergaben mit Sicherheit also nur einen ungiftigen
                              									Kohlenwasserstoff und einen giftigen indifferenten Stoff, sowie die Thatsache, dass
                              									der Tabakrauch keine Blausäure enthält. (Nach Archiv für
                                 										Hygiene, 1892 Bd. 14 S. 209.)
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)