| Titel: | Riemenscheiben. | 
| Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 130 | 
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                        Riemenscheiben.
                        Mit Abbildungen.
                        Riemenscheiben.
                        
                     
                        
                           Schon seit längerer Zeit machte sich im Maschinenbau das Bestreben geltend, möglichst
                              									leichte Riemenscheiben zu verwenden. Die Frucht dieses Bestrebens waren die
                              									schmiedeeisernen Riemenscheiben, die zwar dem Gewichte nach zum Ziele führten, dafür
                              									aber mit mehreren Uebelständen behaftet waren, z.B. dass die versenkt vernieteten
                              									leichten Arme in der Scheibe sowohl, wie auch an ihrer Verbindungsstelle mit der
                              									Nabe und anderen Niet- und Schraubenverbindungen leicht locker wurden. Von den
                              									vielen Constructionen, die darauf hinzielten, die Verbindung zuverlässig zu
                              									gestalten, sind die von der Power Pulley Company in
                              									Manchester, welche die Herstellung schmiedeeiserner Riemenscheiben im Grossen
                              									betreibt, bemerkenswerth. Fig.
                                 										1 zeigt die bekannte ältere Verbindungsweise, bei der ein ursprünglich
                              									cylinderförmiger Zapfen des Radarmes in die konische Ausbohrung des Scheibenkranzes
                              									kalt vernietet wird.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 130Verbindung zwischen Radami und Kranz. Eine bei genannter Gesellschaft in neuerer Zeit gebräuchliche, aus der
                              									vorerwähnten Form abgeleitete Art der Befestigung zeigt Fig. 2. Die Arme haben an
                              									den Enden, mit welchen sie in den Kranz eingelassen werden, Gewinde, der oberste
                              									Theil dagegen, welcher vor dem Einsetzen in das Rad cylindrisch gestaltet ist,
                              									bleibt glatt. Die Löcher, welche diese Enden aufnehmen sollen, sind versenkt. Der
                              									nach unten vorstehende Rand derselben wird beim Festnieten der vorher cylindrisch
                              									geformten Zapfen zwischen die dann konisch hervortretenden Ränder derselben und die
                              									auf den Gewindetheilen aufgeschraubten, mit entsprechenden Vertiefungen versehenen
                              									Mutterstücke geklemmt. Auf diese Weise wird ein breiter Nietrand geschaffen, welcher
                              									eine grössere Haltbarkeit der Befestigung gewährleistet.
                           Dieselbe Gesellschaft versieht bei ihren Riemenscheiben den Kranz mit siebartig
                              									angeordneten Löchern, welche den Zweck haben, der Luft zwischen dem auflaufenden
                              									Riemen und dem Scheibenkranze ein schnelleres Entweichen zu gestatten, als es
                              									bei glatten Kränzen möglich ist, bei denen die zwischen Riemen und Scheibe
                              									verbliebene Luft ein grosses Hinderniss für ein festes Aufliegen des Riemens ist.
                              									Nach The Textile Manufacturer vom 15. Juli 1891 soll
                              									sich diese Einrichtung beim Gebrauch bewährt haben.
                           Diese Anordnung der siebartigen Löcher steht allerdings in Widerspruch mit der
                              									Annahme, dass die Adhäsion des Riemens an dem glatten Scheibenkranze zur guten
                              									Kraftübertragung wesentlich beitrage.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 130Fig. 3.Medart's hohle Arme mittels Gewinde angeschlossen.Textabbildung Bd. 287, S. 130Brancher's Anschlusse mit Mutter und Gegenmutter. In der Zeitschrift Le Génie civil gibt B. Antoine eine kurze Uebersicht über die Hauptformen
                              									der schmiedeeisernen Riemenscheiben, nach welcher die älteste Form von dem Engländer
                              										Mackie herrührt. Sie zeigt als Arme Segmente von
                              									Halbrundeisen, die an die getheilte Nabe anschliessen. Der dünne Kranz von
                              									Schmiedeeisen wird durch eine Lasche geschlossen. Eine weitere Form ist die durch
                              										Fig. 1 bereits
                              									dargestellte.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 130Cordingley's nachstellbare Riemenscheibe. Die amerikanischen Ingenieure sollen Nabe und Arme aus Gusseisen
                              									vorgezogen haben, wobei die Arme mit einem zur Achse parallellaufenden T-förmigen
                              									Ansatz versehen würden, der zum Vernieten des Kranzes mit den Armen diente. Hohle
                              									Arme mittels Gewinde angeschlossen, nach der Abbildung Fig.
                                 										3, sollen zuerst von Médart angewandt worden
                              									sein. Riemenscheiben mit Armen von Flacheisen schreibt Médart den deutschen Constructeuren zu, und diejenigen, bei denen die Arme
                              									durch gewelltes Blech ersetzt sind, den Schweizern. Die beiden Anschlüsse mit Mutter
                              									und Gegenmutter (Fig. 4
                              									und 5) sind
                              									französischen Ursprunges und werden dem Ingenieur Brancher in Paris zugeschrieben. Die Arme können bei dieser Construction
                              										in die Nabe
                              									eingegossen sein, da die Einstellung des Kranzes durch die Mutter und Gegenmutter
                              									erfolgen kann.
                           Eine nachstellbare Riemenscheibe nach Cordingley's
                              									Angaben (Fig. 6 und 7) wird in The Textile Manufacturer vom 15. März 1889 beschrieben.
                              									Bei derselben können die Arme in die Nabe eingegossen oder eingeschraubt sein, am
                              									Kranze sind sie mittels einer Büchse gelagert und mit einer Mutter anstellbar. Die
                              									einzelnen Theile dieser Riemenscheibe sind leicht auswechselbar, sie gestatten auch
                              									leicht eine Vergrösserung oder Verkleinerung des Durchmessers. Auf der anderen Seite
                              									ist zu bemerken, dass im Allgemeinen die Zusammensetzung eines Maschinenelementes
                              									aus vielen Einzeltheilen auch erhebliche Nachtheile mit sich führt.
                           Eine empfehlenswerthe schmiedeeiserne Riemenscheibe ist die der Reading Iron Works in Reading, bei welcher Segmente von
                              									Halbrundeisen zur Verwendung kommen, die mit der Flachseite an einander genietet
                              									sind, so dass in radialer Richtung ihre flache Seite in der Richtung der
                              									Drehungsebene liegt, in der Nähe des Kranzes ist das Rundeisen um 90° umgebogen, so
                              									dass sich seine flache Seite an den Kranz anschmiegt, mit dem es vernietet wird.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 131Berks Iron Works schmiedeeiserne Riemenscheibe. Eine Anordnung der Berks Iron Works in
                              									Reading ist in nebenstehender Fig. 8 und 9
                              									erläutert und gewährt dieselbe neben der wirksamen Versteifung der segmentförmigen
                              									Arme noch den Vortheil, dass die Arme an vielen Stellen in die Nabe eingegossen
                              									werden, wodurch eine grössere Haltbarkeit erzielt wird.
                           Seitdem es Brauch geworden ist, die Riemenscheiben nach Stückpreisen zu liefern, und
                              									nicht nach Gewicht, wie das früher üblich war, sind auch die Giessereien bemüht
                              									gewesen, möglichst leichte and gut ausgeglichene Riemenscheiben zu liefern. Für den
                              									Abnehmer liegt in dem geringen Gewichte der Uebertragungstheile ein dauernder
                              									Vortheil für den Betrieb, da bekanntlich die Transmission einen bedeutenden Theil
                              									der Betriebskraft beansprucht, der mit dem Gewichte wächst. Die im letzten Jahrzehnt
                              									vielfach eingeführten Riemenscheibenformmaschinen haben in Verbindung mit besserem
                              									Giessereimaterial die Herstellung ungemein leichter, haltbarer und vollkommen
                              									ausgeglichener Riemenscheiben von Gusseisen ermöglicht, so dass nach dieser Richtung
                              									wohl das überhaupt Erreichbare erreicht ist.
                           Die Amerikaner suchen vielfach noch die Leichtigkeit der Riemenscheiben dadurch zu
                              									erreichen, dass sie Holz als Baumaterial wählen. Diese Riemenscheiben zeigen alle
                              									Uebelstände, die das Holz bei einer derartigen Verwendungsweise zu zeigen pflegt,
                              									nichtsdestoweniger bringen amerikanische Zeitschriften mit einer überraschenden
                              									Regelmässigkeit langathmige Beschreibungen derartiger Scheiben, an denen sie
                              									besonders die Leichtigkeit, sowie die grössere Reibung am Umfange hervorheben.
                           Die Wood Split Pulley Manufacturing Co. in Toronto
                              									liefert zweitheilige Holzriemenscheiben, deren Theile durch Schrauben
                              									zusammengezogen werden, so dass die Scheibe nur mittels ihrer Reibung auf der Welle
                              									von letzterer mitgenommen wird. Eine Nuthung der Welle ist demnach nicht
                              									erforderlich. Die Scheiben werden bei einem Durchmesser unter 1 m wie in Fig. 10 und 11 construirt, bei
                              									grösseren Durchmessern wird die in Fig. 12 bis 14 angegebene Form
                              									benutzt. Die einzelnen Stücke des Pappelholzkranzes werden sorgfältig durch Leimung
                              									mit einander verbunden. Jede Scheibe ist für verschiedene Wellenstärken verwendbar,
                              									indem derselben zweitheilige Nabenbüchsen aus Holz beigegeben werden, deren äusserer
                              									Durchmesser gleich der Nabenbohrung ist, während die lichte Weite dem
                              									Wellendurchmesser entspricht. Da die Reibung der Riemen auf Holzscheiben viel
                              									grösser ist als auf Gussscheiben, so ist eine geringere Riemenspannung ausreichend,
                              									als bei Eisen genommen werden müsste, und es können deshalb mit Riemen auf
                              									Holzscheiben viel grössere Kräfte als mit gleich starken Riemen auf Gusscheiben
                              									übertragen werden.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 131Zweitheilige Holzriemenscheibe. Eine ähnliche hölzerne Riemenscheibe wird von der Dodge Manufacturing Co. in Mishawoka angefertigt. Der Ring besteht aus
                              									gegen einander versetzten Segmenten, die beiden unter einander parallelen Arme sind
                              									mit dem Ringe verzapft und verschraubt und fassen eine Büchse zwischen sich, die
                              									durch acht Schraubenbolzen auf die Welle geklemmt wird. Eine ausführliche
                              									Beschreibung dieser Scheibe ist in Industries vom 19.
                              									September 1890 zu finden.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 131Zweitheilige Holzriemenscheibe. Die „Gilbert“-Holzriemenscheiben sind in Industries vom 4. September 1891 beschrieben und durch Fig. 15 und 16 erläutert. Nach der
                              									Quelle sollen sie 50 Proc. leichter sein als eiserne Scheiben und 30 bis 50
                              									Proc. mehr übertragen als Riemen gleicher Breite, die auf eisernen Scheiben
                              									laufen.
                           Der äusseren Erscheinung nach haben die hölzernen Riemenscheiben ein sehr
                              									schwerfälliges Aussehen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 132Gilbert-Holzriemenscheiben. Zur Erreichung der bei den Holzscheiben hervorgehobenen grösseren
                              									Uebertragungsfähigkeit werden fortwährend Vorschläge zum Ueberziehen der Scheiben
                              									mit verschiedenartigen Stoffen gemacht. Am beliebtesten ist unter den
                              									vorgeschlagenen Materialien das Papier. Die Papierzeitung theilt darüber Folgendes mit:
                           Textabbildung Bd. 287, S. 132Fig. 17.Riemenscheiben mit Strohpappenbekleidung. Riemenscheiben mit Strohpappenbekleidung werden nach Fig. 17 von der Paper Pulley
                                 										Company in Indianopolis, Indiana, fabrikmässig hergestellt. Die Firma Westinghouse, Church, Kerr und Co., 17 Cortland Street,
                              									New York, besorgt den Vertrieb und scheint lebhaften Umsatz zu haben. Die
                              									Herstellungsart ist folgende: Aus ungewalzten dünnen Pappen werden Kreisringe
                              									geschnitten, durch ein besonderes Bindemittel verbunden und unter aussergewöhnlich
                              									starkem Druck gepresst. Die einzelnen Schichten stehen also auf der Schärfe des
                              									Blattes. Der Achse parallel werden dann durch die Masse Dübel oder Stifte von
                              									Hickoryholz getrieben, welche die Festigkeit der Papierlage erhöhen sollen. Der so
                              									hergestellte Ring wird innen und aussen genau abgedreht und dann je nach dem
                              									Durchmesser auf eine Speichenscheibe oder eine volle Scheibe aufgesetzt. Reuleaux erklärt die eigenthümliche Verstärkung des
                              									Reibungscoefficienten durch das Vorhandensein von Kieselkörperchen im Strohpapier
                              									und macht über Versuche des Ingenieurs Herrn Webber in
                              									Charlestown folgende Mittheilung:
                           Ein Riemen wurde einmal auf eine Scheibe von Holzkranz, das andere Mal auf eine
                              									gleich grosse mit Papierbelag regelrecht aufgelegt und unter Vermittelung des
                              									Kraftmessers längere Zeit betrieben. Durch allmähliche Verstärkung des
                              									Bremsendruckes wurde nun berechnet, welche Kraft dazu gehört, um den durch Reibung
                              									erzeugten Zusammenhang zwischen Riemen und Riemenscheibe zu überwinden. Man
                              									beschwerte die Bremse allmählich mit Gewichten und brachte die Holzscheibe bei 110
                              									Pfund Belastung, die Papierscheibe bei 160 Pfund Belastung zum Gleiten im
                              									Riemen.
                           Der Riemen leitete dabei unmittelbar vorher auf der Holzscheibe 11,79 , auf
                              									der Papierscheibe 17,28 .
                           Die Zahl der Umdrehungen betrug bei der Holzscheibe 107,2, bei der Papierscheibe
                              									108 in der Minute.
                           Riemenscheiben aus comprimirter Papiermasse liefert nach einer Mittheilung von J. Sprenger in der Berg- und
                                 										Hüttenmännischen Zeitung, Jahrg. 1889 Nr. 52, die Firma Gebrüder Adt zu Forbach in Lothringen (D. R. P. Nr.
                              									37659 vom 5. Januar 1886). Scheiben von 100 bis 500 mm Durchmesser, von 25 zu 25 mm
                              									steigend, werden von der Fabrik in gangbaren Breiten auf Lager gehalten. Scheiben
                              									von 100 bis 225 mm Durchmesser werden eintheilig, grössere hingegen zweitheilig
                              									hergestellt, wobei die Scheibe sammt der gusseisernen Nabe in der Richtung eines
                              									Durchmessers getheilt ist.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 132Papierriemenscheibe von Adt. Bei den eintheiligen Riemenscheiben (Fig. 18 und 19) ist die gusseiserne
                              									Nabe aus zwei Theilen gefertigt und die die Arme der Riemenscheibe ersetzende
                              									Tragscheibe a aus Papiermasse fest zwischen die Platten
                              									der beiden Nabentheile eingeklemmt und durch vier Nieten mit derselben verbunden.
                              									Die Tragscheibe a besteht aus drei Platten gepresster
                              									Papiermasse. Die beiden äusseren Platten der Tragscheibe a trennen sich kurz vor der Verbindung mit dem Riemenscheibenkranze von
                              									der mittleren Platte und stützen, unter dem Winkel von 45° von der mittleren Platte
                              									abzweigend, die beiden seitlichen Hälften des Kranzes ungefähr in der Mitte dieser
                              									Hälften. Die Verbindung der einzelnen Theile erfolgt in weichem Zustande der Masse
                              									unter sehr hohem Drucke, so dass die fertigen Riemenscheiben wie aus einem Stücke
                              									bestehend erscheinen. Eine frühere Construction, bei der eine starke Tragscheibe den
                              									Riemenscheibenkranz nur in der Mitte stützte, hat sich als weniger dauerhaft und
                              									zweckentsprechend erwiesen. Die Entfernung der Abzweigungen der beiden äusseren
                              									Platten der Tragscheibe a von der mittleren bis zu dem
                              									Riemenscheibenkranze richtet sich nach der Breite der Riemenscheibe.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 132Papierriemenscheibe von Adt. Bei den zweitheiligen Riemenscheiben (Fig. 20 und 21), welche durch
                              									Festklemmen der Naben b auf der Welle befestigt werden,
                              									ist die gusseiserne Nabe aus vier Theilen hergestellt, von denen je zwei Hälften an
                              									den Tragscheiben a jeder halben Riemenscheibe auf
                              									dieselbe Weise, wie bei den eintheiligen Riemenscheiben, jedoch nur durch je zwei
                              									Nieten befestigt werden. Beim Zusammensetzen der Riemenscheibe auf der Welle werden
                              									die beiden, an den Riemenscheibenhälften befestigten Nabenhälften b durch die vier Schrauben d verbunden und fest gegen die Welle gepresst, so dass die Riemenscheibe,
                              									da die Bohrung der Nabe eine Kleinigkeit enger ist, als die Dicke der Welle beträgt,
                              									so fest auf der Welle sitzt, als wenn sie festgekeilt wäre. Ist es möglich, auf die
                              									Welle noch vor dem Einsetzen der Riemenscheiben bei c Stahlringe
                              									aufzuschieben, so können dieselben noch auf die Naben b
                              									aufgetrieben werden; sie sind wie die Nabenköpfe zu diesem Zwecke etwas konisch
                              									bearbeitet. Können Stahlringe nicht verwendet werden, so können dieselben durch
                              									einseitig offene Spannringe ersetzt werden, jedoch sind diese nicht unbedingt
                              									nothwendig. Um noch eine weitere Verbindung der beiden Riemenscheibenhälften zu
                              									erhalten, sind an dem Kranze zwei gusseiserne Laschen f
                              									je durch eine Niete an der Tragscheibe a befestigt,
                              									welche paarweise durch zwei Schrauben e beim
                              									Zusammensetzen der Riemenscheiben verbunden werden.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 133Rappaport's Riemenscheibe. Die nicht getheilten Scheiben sollen um ½, die zweitheiligen um ⅓ leichter
                              									sein, als gleich grosse gusseiserne Scheiben. Der Hauptvortheil der papiernen
                              									Scheiben liegt in dem angeblich bedeutend grösseren Reibungscoefficienten zwischen
                              									Kranz und Riemen, wodurch alle Nachtheile des Riementriebes, welche bei eisernen
                              									Scheiben durch die in Folge der geringen Reibung erforderliche grosse Anspannung des
                              									Riemens hervorgerufen werden, wesentlich herabgesetzt würden und die Leistung eines
                              									gegebenen Riemens namhaft grösser wäre. Riemenscheiben aus Papiermasse verdienen
                              									daher die volle Beachtung, um so mehr, als ihr Preis nicht höher sein soll, als
                              									jener der gusseisernen Scheiben.
                           Die vorstehend erwähnten Riemenscheiben werden nach einer Mittheilung der Technischen Rundschau auch von der Armaturenfabrik vorm. Klein, Schanzlin und Becker in
                              									Frankenthal geliefert. Nach dieser Mittheilung soll aus demselben Material nicht nur
                              									die Scheibe, sondern auch der Kranz angefertigt werden, welcher in gewünschter
                              									Breite durch Aufwickeln eines Pappstreifens hergestellt wird. Die
                              									Riemenscheibenhälften werden alsdann mit Leinöl getränkt und in Oefen getrocknet, um
                              									schliesslich mit einer Nabe aus Metall versehen, zusammengesetzt und abgedreht zu
                              									werden. Durch die Präparirung mit Oel sind die Riemenscheiben gegen Nässe
                              									unempfindlich geworden, so dass sie auch in feuchten Räumen verwerthet werden
                              									dürfen. Bemerkt sei noch, dass nach Angaben der genannten Firma die Riemenscheiben
                              									aus Papierstoff geringere Vibrationen zeigen.
                           Die Firma Rappaport in Breslau fertigt Riemenscheiben
                              									mit belederter Kranzfläche (Fig. 22 und 23), deren Lederbelag abgedreht ist. Versuche haben ergeben, dass,
                              									während neue Lederriemen, welche mit der Fleischseite auf glatt gedrehten
                              									Riemenscheiben aufliegen, im trockenen Zustande einen Reibungscoefficienten von
                              									0,19, in etwas gefettetem Zustande einen solchen von 0,23 aufweisen, dieselben aber,
                              									auf belederte und abgedrehte Riemenscheiben aufgelegt, einen Reibungscoefficienten
                              									von 0,38 haben und auch in gleichem Verhältnisse die Uebertragungsfähigkeit der mit
                              									Leder bekleideten Riemenscheiben gegenüber den gewöhnlichen wächst. Hierzu kommt die
                              									geringere Inanspruchnahme der Riemen, wodurch letztere eine grössere
                              									Verwendungsdauer erhalten, und der Umstand, dass die belederten Riemenscheiben
                              									wesentlich schwächer als die gewöhnlichen Riemenscheiben gehalten werden können,
                              									wodurch die Belastung der Transmissionswellen erheblich vermindert wird.
                           Dass die belederten Riemenscheiben noch nicht allgemeinere Verwendung gefunden haben,
                              									mag wohl in dem Umstände zu suchen sein, dass dieselben theuer und ausserdem noch
                              									mit Mängeln behaftet waren, welche die sonst auf der Hand liegenden Vortheile
                              									solcher Riemenscheiben zum grossen Theile illusorisch machten. Durch das Rappaport'sche Verfahren in der Herstellung belederter
                              									Riemenscheiben werden alle den früheren Ausführungen anhaftenden Fehler vermieden
                              									und erhält der Riemenbelag eine sichere, unlösliche Verbindung mit dem
                              									Riemenscheibenkranze, sowie durch Abdrehen des Belages die Riemenscheiben selbst
                              									genau kreisrund werden, so dass sich dieselben für die höchsten Umlaufzahlen sowohl
                              									wie für die grössten Kraftübertragungen eignen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 133Fig. 24.Bentley und Jackson's verstellbare Riemenscheiben. Auf ein Verfahren und Mittel zur Bekleidung der Oberflächen von
                              									Riemenscheiben ist Cl. Weawer in Easton (Pennsylvanien)
                              									ein österreichisch-ungarisches Privilegium vom 23. Januar 1891 ertheilt worden,
                              									welches an J. Glücksmann in Prag übertragen worden
                              									ist.
                           Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Bekleidung der Oberflächen von
                              									Riemenscheiben und ein Mittel, um die Bekleidung auf den Riemenscheiben zu
                              									befestigen und dieselben auch wasserdicht zu machen.
                           Die Erfinder versehen zu diesem Zwecke die Oberfläche der Riemenscheiben mit ein,
                              									zwei oder mehreren Lagen von Papier, und wenn die Oberfläche nicht genügend ballig
                              									ist, so werden die oberen Papierlagen auf einander folgend immer schmäler gemacht;
                              									Packpapier eignet sich z.B. sehr gut hierzu.
                           Zum Kleben der Papierlagen an einander und auf die Riemenscheibe dient ein
                              									Klebemittel, zu dessen Herstellung folgendes Recept mitgetheilt wird:
                           
                              
                                 1000
                                 Th.
                                 Mehl (Kornmehl),
                                 
                              
                                 500
                                 „
                                 Leim (thierischer),
                                 
                              
                                 30
                                 „
                                 Borax,
                                 
                              
                                 30
                                 „
                                 Alaun,
                                 
                              
                                 130
                                 „
                                 Hausenblase,
                                 
                              
                                 30
                                 „
                                 Salmiak.
                                 
                              
                           Diese Materialien werden in so viel Wasser gekocht, bis ein dickflüssiges
                              									Product entsteht. Meist genügt die Bekleidung der Riemenscheiben mit Papier allein,
                              									wenn aber eine genauere, glatte Oberfläche gewünscht wird, so gibt man zu oberst
                              									noch eine Lage von Leinwand oder eines sonst beliebigen Fasergewebes, das
                              									gleichfalls mit dem angegebenen Klebemittel festgemacht wird. Zum Schluss wird die
                              									Oberfläche mit einem wasserdichten Material bekleidet, bestehend aus in Glycerin
                              									gelöstem rohen Gummi oder Kautschuk. Nach dem Trocknen dieses letzten Aufrisses wird
                              									die Oberfläche fest und ist fähig, die durch den aufgelegten Treibriemen
                              									transmittirte Kraft ohne Schleifen des Riemens auf der Scheibe zu übertragen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 134Fig. 25.Bentley und Jackson's verstellbare Riemenscheiben.Textabbildung Bd. 287, S. 134Fig. 26.Bentley und Jackson's verstellbare Riemenscheiben. Zu der Frage des Ueberziehens von Riemenscheiben gibt der Metallarbeiter einem Fragesteller nachstehende
                              									Auskunft, die auch bezüglich der von Power Pulley Co.
                              									verwendeten zu Anfang dieses Berichtes erwähnten siebförmigen Lochung der Scheibe
                              									von Interesse ist. Von dem Ueberziehen der Riemenscheiben mit gelochtem oder anderem
                              									Blech wird abgerathen, weil im Allgemeinen ein Riemenbetrieb auf gewöhnlichen gut
                              									gewölbten Riemenscheiben am besten arbeite und durch solche Ueberzüge leicht
                              									Arbeitsverluste und Beschädigung des Riemens entstehen. Derselbe Verfasser warnt
                              									entschieden vor der Verwendung von Antifrictionsschmiere, Fett, Colophonium und
                              									dergleichen Mitteln, welche die Adhäsion zwischen Riemen und Scheibe verstärken
                              									sollen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 134Riley's Anstellung. Bei solchen Betrieben, bei denen eine genaue und wechselnde Gangart
                              									verlangt wird, ist es mitunter wünschenswerth, während des Ganges die
                              									Betriebsgeschwindigkeit ändern zu können. Dergleichen Fälle kommen vorwiegend bei
                              									der Textilindustrie vor und fast nur bei Uebertragung geringer Arbeitsgrössen. Es
                              									empfiehlt sich in derartigen Fällen die Anwendung von verstellbaren (expandirbaren)
                              									Riemenscheiben.
                           Die in den Fig. 24 bis 26 dargestellten verstellbaren Riemenscheiben sind von Bentley und Jackson in Bury ausgeführt und in Industries vom 6. April 1888 beschrieben. Die
                              									Verstellung geschieht bei Fig. 24 vom Handrade aus
                              									mittels eines auf ein Vorgelege wirkenden Einzahnrades bis zu 2 Zoll Unterschied im
                              									Durchmesser, und ist die Einstellung mit Hilfe der starken Uebersetzung genau zu
                              									bewerkstelligen. Bei den in Fig. 25 und 26 dargestellten Anordnungen ist die Anstellung
                              									während des Ganges ermöglicht, und ist diese Anordnung für genau vorgeschriebene
                              									Geschwindigkeit angezeigt. Mittels einer Stellschraube kann die Vorrichtung dauernd
                              									eingestellt werden. Die Anstellung selbst wird durch ansteigende Knaggen, auf denen
                              									die mit besonderen Führungen versehenen Arme ruhen, bewirkt. Die Vorrichtung bei
                              										Fig. 26 ist der Stellvorrichtung eines
                              									Regenschirmes ähnlich und gestattet eine Aenderung des Durchmessers bis zu 6
                              									Zoll.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 134Fig. 31.Upham's zweitheilige Riemenscheibe.Textabbildung Bd. 287, S. 134Anstellbare Riemenscheibennabe. Die Anstellung lässt sich auch nach dem amerikanischen Patent Nr. 370087
                              									von Riley mittels einer einzigen Nuth bewirken, wie
                              										Fig. 27 bis 30 zeigten, die dann so geformt sein
                              									muss, dass in den einzelnen Segmenten die Steighöhe stets die gleiche ist.
                           Verschiedene Neuerungen, die uns erwähnenswerth erscheinen, mögen noch im
                              									Nachstehenden ihren Platz finden.
                           Eine zweitheilige Riemenscheibe sehr einfacher Construction ist John A. Upham in East Brookfield, Mass., durch das
                              									amerikanische Patent Nr. 301647 vom 28. Mai 1884 geschützt. Die Hälften sind, wie
                              									aus der Fig. 31 ersichtlich, mit Nasen versehen,
                              									werden seitlich über einander geschoben und mit einer Stellschraube auf die Welle
                              									und unter einander festgeklemmt.
                           Um Riemenscheiben ohne weiteres auf dünneren Wellen, als der Bohrung der
                              									Riemenscheibe entspricht, aufzubringen, haben Weymann und
                                 										Johnson in Guildford die nebenstehende Form (Fig. 32 bis 34) der Nabe verwendet.
                              									Die Nabe der Riemenscheibe ist an beiden Seiten konisch ausgebohrt. In diese
                              									Ausbohrung passt eine aus drei Theilen bestehende Büchse, welche durch Schrauben,
                              									die parallel zur Welle liegen, angezogen werden können. Bei vorkommendem Umwechseln
                              									ist nur erforderlich, die Büchse nach der Welle passend zu machen. (Engineering vom 12. August 1887.)
                           Textabbildung Bd. 287, S. 135Fig. 35.Selbsthätige Oelung für Riemenscheiben. Eine selbsthätige Oelung für Riemenscheiben haben Berry, Jenninge und Jennings in Bradford angegeben. Die Nabe der Scheiben
                              										(Fig. 35) besteht aus zwei Theilen G und C, die mit Schrauben
                              										E verbunden sind, und eine ringförmige Höhlung F zur Aufnahme des Oeles bilden. Drei
                              									Schmiervorrichtungen J führen während des Ganges das
                              									Oel zwischen Welle und Nabe, zum Füllen dient die von der Schraube J verschlossene Oeffnung.
                           Eine eingehende Mittheilung über Papierscheiben von Burot, auf die wir jedoch nur verweisen können, findet sich im 90.
                              									Jahrgang (Septemberheft) des Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement.