| Titel: | Ueber Copfärberei. | 
| Autor: | Carl Otto Weber | 
| Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 137 | 
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                        Ueber Copfärberei.
                        Von Dr. Carl Otto Weber.
                        (Fortsetzung der Abhandlung S. 111 d.
                           								Bd.)
                        Ueber Copfärberei.
                        
                     
                        
                           III. Die Technik der Copfärberei.
                           Die Technik der Färberei der baumwollenen Garne lässt sich entsprechend der Natur der
                              									zur Anwendung gelangenden Farbstoffe in drei bezieh. vier Klassen eintheilen:
                           
                              A. Direct färbende (Substantive) Farbstoffe.
                              B. Beizenfärbende (adjective) Farbstoffe.a) Saure Farbstoffe.b) Basische Farbstoffe.
                              C. Pigmentfarbstoffe.
                              
                           
                              A. Direct färbende (substantive)
                                    											Farbstoffe.
                              Die Anwendung der direct färbenden Benzidin- und Diaminfarbstoffe in der
                                 										Baumwollfärberei ist so einfach, da stets nur auf einem Bade gefärbt wird, dass
                                 										diese Farbstoffe für die Copfärberei in ganz besonderer Weise geeignet
                                 										erscheinen. Es kann mit diesen Farbstoffen stets auf einer Maschine fertig
                                 										gefärbt werden, während alle übrigen Farbstoffe zwei oder mehr Bäder, also
                                 										ebenso viele Maschinen erfordern, wodurch natürlich die Leistungsfähigkeit pro
                                 										Maschine sofort auf die Hälfte, ein Drittel oder gar noch mehr sich erniedrigt.
                                 										Leider ist die Wasch- und Walkechtheit aller dieser Farbstoffe im Allgemeinen
                                 										sehr mangelhaft, wodurch die Anwendung derselben auf Cops eine relativ
                                 										beschränkte bleibt.
                              Die chemischen Gründe der Verwandtschaft dieser Farbstoffe zur Faser sind uns zur
                                 										Zeit noch völlig unbekannt und das Verhalten derselben beim Färben, sowie auf
                                 										der Faser lässt überhaupt vermuthen, dass eine chemische Verwandtschaft hier,
                                 										wenn überhaupt, doch nur im beschränktesten Sinne vorliegt. Zwar ist es eine
                                 										Thatsache, dass die Baumwolle die Farbstoffe aus dem Bade bei Siedetemperatur,
                                 										oder nahe dieser, allmählich anzieht. Aber das Ausziehen des Bades kommt zum
                                 										Stillstande lange ehe das Farbbad erschöpft ist, ja in vielen Fällen wird durch
                                 										lange fortgesetztes Kochen die Farbe von der Faser wieder abgezogen. Es ist
                                 										deshalb bekanntlich der zur Erzielung einer bestimmten Nuance verwendete
                                 										Procentsatz an diesen Farbstoffen nur sehr bedingt maassgebend, da das
                                 										Endresultat ebenso sehr von der Concentration des Farbbades und der
                                 										Arbeitstemperatur abhängt. Es wird also ganz allgemein ein Farbbad aus 3 k
                                 										Farbstoff und 500 l Wasser bei gleicher Arbeitstemperatur eine viel stärkere
                                 										Färbung der Baumwolle erreichen, als ein Farbbad aus 3 k Farbstoff und 1000 l
                                 										Wasser. Diese wohlbekannte Thatsache ist in der Garn- und Stückfärberei lange
                                 										nicht von der Wichtigkeit wie in der Copfärberei, da beim Färben jener Fabrikate
                                 										eben mit Leichtigkeit auf Muster gefärbt werden, d.h. die Operation unterbrochen
                                 										werden kann, sobald die geforderte Nuance erreicht ist. Dies ist in der
                                 										Copfärberei rationell nicht durchführbar, selbst nicht bei den Maschinen von Mommer und Graemiger,
                                 										die mit verhältnissmässig grossen Quantitäten Cops per Operation arbeiten.
                                 										Hierzu kommt nun ferner, dass bei der gewöhnlichen Art der Färberei mit diesen
                                 										Farbstoffen eine Kochdauer von 25 bis 40 Minuten die Regel ist, deren Befolgung
                                 										aber die Copfärberei in den gegenwärtig bekannten Maschinen geradezu unmöglich
                                 										machen würde, in Folge der Reduction der Production auf etwa ein Achtel in Mommer's oder gar ein Zwanzigstel in Crippin's oder Graemiger's Maschine. Es ist deshalb erforderlich, in der Copfärberei
                                 										Farbbäder von solcher Concentration und Temperatur anzuwenden, dass die
                                 										geforderte Nuance sich im kurzmöglichsten Zeitabschnitt erreichen lässt. Dieser
                                 										ist nun, wie im zweiten Abschnitt gezeigt wurde, wesentlich abhängig von der
                                 										Construction der Maschine und beträgt bei Mommer's
                                 										Apparat etwa 6 Minuten, bei Graemiger's Apparat
                                 										ungefähr 2 Minuten und bei Crippin und Young's
                                 										Apparat ½ Minute, da in letzterem Apparat aber die Circulation mit grösster
                                 										Leichtigkeit sich beliebig oft wiederholen lässt, so wird die Operation nur in
                                 										Ausnahmsfällen mit einem Durchzug des Bades vollendet. In der Regel werden vier
                                 										Durchzüge gegeben, wodurch sich die zur Durchfärbung einer Partie erforderliche
                                 										Zeit ebenfalls auf 2 Minuten stellt. Ich muss aber hier ausdrücklich bemerken,
                                 										dass, gleiche Concentration und Temperatur der Farbbäder vorausgesetzt, die auf
                                 										den verschiedenen Maschinen erzielten Färbungen durchaus nicht
                                 										gleichwerthig sind, und zwar ist die unter gleichen Bedingungen des Farbbades
                                 										erzielte Färbung am hellsten bei Anwendung von Mommer's Maschine, dunkler bei Graemiger's und am vollsten beim Arbeiten mit Crippin und Young's Maschine. Ein Nachtheil oder Vortheil für eine
                                 										oder die andere Maschine kann hieraus selbstverständlich nicht abgeleitet
                                 										werden, da eine Verstärkung der Farbbäder in den beiden erstgenannten Maschinen
                                 										die Erzielung jeder beliebigen Nuance gestattet, obgleich andererseits in
                                 										Erwägung zu ziehen sein dürfte, dass die Cops dem Farbbade natürlich eine
                                 										gewisse Menge (durchschnittlich ungefähr 70 Proc. vom Gewichte der lufttrockenen
                                 										Cops) Flüssigkeit durch Aufsaugung entziehen, und der in derselben enthaltene
                                 										Farbstoff, welcher von der Faser nicht fixirt wird, stellt natürlich einen den
                                 										Färbekosten zur Last fallenden Farbstoffverlust dar, dessen Grosse in Proportion
                                 										mit der Concentration des Farbbades zunimmt.
                              Ist die Färbeoperation vollendet, so haben wir also dem Bade nicht nur ein
                                 										gewisses Quantum Farbstoff entzogen, das zur Färbung der Faser verwendet wurde,
                                 										sondern wir haben auch gleichzeitig mit den Cops aus der Maschine ein Quantum
                                 										Farbbad entfernt, das im Durchschnitt gleich dem Trockengewicht der Cops zu
                                 										setzen ist. Soweit also das eigentliche Färben in Betracht kommt, wird hierbei
                                 										lediglich die Farbstoffconcentration des Bades vermindert im Verhältniss der auf
                                 										der Faser fixirten Farbstoffmenge. Es wird aber andererseits das Totalvolumen
                                 										des Bades durch mechanische Aufsaugung durch die Cops vermindert und dadurch ein
                                 										entsprechendes Quantum von Farbstoff und Aufzugsmitteln dem Bade entzogen.
                                 										Ferner wird die Concentration der Farbbäder eventuell durch Verdampfung von
                                 										Flüssigkeit aus dem Farbbad vermindert oder durch Condensation von Dampf in
                                 										demselben erhöht. Ersteres ist stets der Fall in den Maschinen von Graemiger und Crippin,
                                 										während in Koblenzer's Maschine eine beträchtliche
                                 										Vermehrung durch Condensation stattfindet. Sollen alle Partien unter sich egal
                                 										ausfallen, so ist es offenbar absolut erforderlich, das Farbbad für jede
                                 										Operation auf dieselbe Concentration und das ursprüngliche Volumen zu bringen.
                                 										Die Einstellung auf das ursprüngliche Volumen ist höchst einfach bei den
                                 										Apparaten, wo eine Verminderung durch Verdampfung eintritt, kann aber grosse
                                 										Schwierigkeiten verursachen, wo Volumen Vermehrung durch Condensation, wie in
                                 											Koblenzer's Maschine, stattfindet, da in
                                 										letzterem Falle die Wiederherstellung der ursprünglichen Concentration natürlich
                                 										nicht so einfach ist.
                              Zur Wiederherstellung der Concentration und des Normalvolumens der Farbbäder
                                 										dienen also drei Daten, nämlich:
                              1) Die Stärke der Färbung der Cops in Procenten, dieser Factor lässt sich stets
                                 										für jede gegebene Nuance mit Leichtigkeit experimentell ermitteln, und
                              2) das per Operation dem Bade entzogene Flüssigkeitsvolumen,
                              3) die per Operation, bei feststehender Temperatur, verdampfende Wassermenge.
                              Zur Illustration dieses Punktes dient am besten ein concreter Fall, wie wir ihn
                                 										bei Graemiger's oder Crippin und Young's Maschine haben werden:
                              
                              
                                 
                                    Farbbad: 500
                                    l Wasser
                                    
                                 
                                    4
                                    k Benzopurpurin
                                    
                                 
                                    4
                                    k Seife
                                    
                                 
                                    4
                                    k Soda.
                                    
                                 
                              Gefärbt 100 k Cops 2 Proc. stark. Färbeverlust: 2 k Benzopurpurin.
                              
                                 
                                          Aufgesaugtes Farbbad 100 Proc. vom Gewicht der
                                       												Cops
                                    
                                 
                                    = 100 k Farbbad:
                                    100 l
                                    Wasser
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    0,8 k Benzopurpurin
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    0,8 k Seife
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    0,8 k Soda
                                    
                                 
                                        Verdampfverlust per 100 k
                                    
                                    
                                    
                                 
                                    gefärbter Cops:
                                    230 l
                                    Wasser
                                    
                                 
                                    
                                    ––––––––––
                                    
                                 
                                    Total:
                                    330 l
                                    Wasser
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    2,8 k Benzopurpurin
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    0,8 k Seife
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    0,8 k Soda.
                                    
                                 
                              Hieraus ergibt sich also, dass wir dem ursprünglichen Farbbad für jedes Kilo Cops
                                 										per Operation ein Ersatzbad zuzusetzen haben, bestehend aus:
                              
                                 
                                    3,300 l
                                    Wasser
                                    
                                 
                                    0,028 k
                                    Benzopurpurin
                                    
                                 
                                    0,008 k
                                    Seife
                                    
                                 
                                    0,008 k
                                    Soda.
                                    
                                 
                              In obiger Berechnung ist ein geringer Fehler, daher rührend, dass das specifische
                                 										Gewicht des Farbbades unberücksichtigt geblieben ist; dieser Fehler ist jedoch
                                 										so unbedeutend, dass er für die Praxis nicht in Betracht kommt. Wie leicht
                                 										ersichtlich, bietet übrigens dessen Elimination nicht die geringste
                                 										Schwierigkeit.
                              Wesentlich complicirter wird die Sache, wenn Modenuancen aus Mischungen
                                 										verschiedener Benzidin- oder Diaminfarbstoffe gefärbt werden, da diese
                                 										Farbstoffe von der Faser bekanntlich nicht im selben Verhältnisse assimilirt
                                 										werden, in welchem dieselben in der Flotte enthalten sind. Diese Schwierigkeit
                                 										erscheint auf den ersten Blick so gross, dass von manchen Seiten das Färben von
                                 										Modenuancen auf den Copfärbemaschinen als unausführbar erklärt wurde. Es ist
                                 										jedenfalls, wenn überhaupt ausführbar, nur sehr schwer allgemein ausführbar auf
                                 										Maschinen, die, wie die Mommer'sche, grosse Mengen
                                 										Cops in einer Operation verarbeiten, bietet aber verhältnissmässig geringe
                                 										Schwierigkeiten bei Maschinen, die, wie Graemiger's
                                 										und besonders Crippin und Young's, mit kleinen
                                 										Mengen Cops operiren, da in letzterem Falle und besonders in letztgenannter
                                 										Maschine jeder einzelne Cop sich in jedem einzelnen Zeitmomente im selben
                                 										Stadium der Durchdringung durch die Färbeflüssigkeit befindet, was
                                 										annäherungsweise auch von Graemiger's Maschine,
                                 										nicht aber von Mommer's gilt.
                              Wie ich schon früher erwähnt habe, läuft die Erzeugung unter sich egaler Partien
                                 										darauf hinaus, die Concentration und das Volumen der Färbeflotte stets auf
                                 										demselben Punkte zu erhalten, und ich habe oben bei dem Beispiele des
                                 										Benzopurpurins gezeigt, wie das mit Hilfe eines geeigneten Ersatzbades geschehen
                                 										kann. Wir ersehen daraus, und es ist dies meiner Ansicht nach eine äusserst
                                 										charakteristische Eigenheit der Copfärberei, die dieselbe der Stückfärberei viel
                                 										verwandter als der Garnfärberei erscheinen lässt, dass das Mutterbad, die
                                 										ursprüngliche Färbeflotte, gewissermaassen nur das Vehikel des Färbens bildet
                                 										und dass in Wirklichkeit mit dem Ersatzbade gefärbt wird. Sobald uns dies
                                 										vollständig klar ist, ist uns auch sofort der Weg gewiesen, um Mischfarben zu
                                 										färben: die Aufrechterhaltung der Nuance ist lediglich eine Frage des
                                 										Ersatzbades. Die Bestimmung der im Ersatzbade zu führenden Aufzugsmittel
                                 										geschieht genau in derselben Weise, wie bei Benzopurpurin gezeigt.
                                 										Schwieriger ist bei Mischfarben die Bestimmung der aufgefärbten totalen
                                 										Farbstoffmenge, die sich bei einfachen Farben schon mit dem Auge bei einiger
                                 										Uebung sehr gut schätzen lässt. Zur Bestimmung des Verhältnisses, in dem die
                                 										einzelnen Farbstoffe einer Mischung an der Färbung theilnehmen, sowie zur
                                 										Ermittelung der Gesammtstärke der Färbung stehen uns zwei Wege zu Gebote: 1) Die
                                 										colorimetrische Analyse des Farbbades nach Ausfärbung einer gewissen Copmenge
                                 										oder 2) eine Musterfärbung in möglichst concentrirten Salzlösungen und unter
                                 										allmählichem Zusätze der einzelnen Farbstofflösungen in solchen Mengen, dass
                                 										keine Ausfällung von Farbstoff stattfinden kann, sondern derselbe vollständig
                                 										von der Baumwolle gebunden wird. Beide Methoden geben sehr gute Resultate, die
                                 										unter sich in zufriedenstellender Weise übereinstimmen.Nähere
                                       												Mittheilungen über die Handhabung und Ausführung dieser beiden Methoden
                                       												muss ich, um den Umfang dieses Artikels nicht übermässig auszudehnen,
                                       												mir auf später vorbehalten. Aus den auf eine oder die andere
                                 										Weise gewonnenen Resultaten lässt sich sodann das Ersatzbad mit Leichtigkeit
                                 										berechnen. Für die Controle der richtigen Führung der Flotten ist natürlich in
                                 										erster Linie die Egalität der Partien maassgebend, doch erfordert es viel
                                 										Umsicht und Erfahrung, um auf diese Weise allein gleichmässiges Arbeiten zu
                                 										erzielen. Weit einfacher und leichter durchführbar ist eine Controle mit Hilfe
                                 										eines empfindlichen Aräometers, wobei das specifische Gewicht des Farbbades
                                 										häufig bei einer und derselben, vortheilhaft 10 bis 20° C. unter der
                                 										Arbeitstemperatur liegenden Temperatur bestimmt wird. Schwankungen in der
                                 										Concentration des Bades lassen sich auf diese Weise mit Leichtigkeit erkennen
                                 										und zwar in der Regel, ehe auffallende Differenzen in den Nuancen der einzelnen
                                 										Partien bemerkbar werden.
                              Es ist hieraus leicht ersichtlich, dass Schwierigkeiten in der Copfärberei mit
                                 										den Diamin- oder Benzidinfarben nur in geringem Grade existiren, solange nur mit
                                 										einzelnen Farbstoffen gefärbt wird, deren Egalisirung, wie dies für die meisten
                                 										derselben gilt, keine Schwierigkeiten bietet, oder solange nicht sehr dunkle
                                 										Töne gefärbt werden sollen. Die Schwierigkeiten, die sich dem Färben von
                                 										Modenuancen in den Weg stellen, sind ebenfalls derart, dass sie mit massiger
                                 										Anstrengung sich überwinden lassen. Da ausserdem diese Farbstoffe sich sehr
                                 										rasch und in einem Bade färben lassen, was für die Copfärberei, wo jedes
                                 										besondere Bad eine weitere Maschine erfordert, von enormer Wichtigkeit ist, so
                                 										ist es leicht verständlich, dass thatsächlich in jedem einzelnen Falle die
                                 										Copfärberei mit diesen Farbstoffen begonnen wurde. Es muss aber andererseits
                                 										darauf hingewiesen werden, dass tiefe Nuancen sich mit diesen Farbstoffen,
                                 										besonders den braunen, schwarzen und blauen, nur in sehr unzufriedenstellen der
                                 										Weise färben lassen, solange die Circulation des Farbbades durch die Cops nur in
                                 										einer Richtung stattfindet. Es zeigen sich hierbei viele der Cops nur in höchst
                                 										unvollkommener Weise durchgefärbt. Diesem Uebelstande lässt sich dadurch
                                 										vollkommen abhelfen, dass die Maschine die Möglichkeit einer Circulation des
                                 										Farbbades durch die Cops sowohl von aussen nach innen, als auch von innen nach
                                 										aussen bietet, wodurch etwaige Unregelmässigkeiten in der Circulation einander
                                 										auf das Wirksamste compensiren.
                              
                              Wie ich bereits im zweiten Theil dieser Abhandlung erwähnte, ist Crippin und Joung's Maschine vorläufig die einzige,
                                 										bei welcher die Circulation des Farbbades in beiden Richtungen rationell, d.h.
                                 										mit gleicher Leichtigkeit und Wirksamkeit durchführbar ist. Es ist dies ein sehr
                                 										starker Punkt zu Gunsten dieser Maschine.Der Grund
                                       												hierfür dürfte wesentlich in dem Umstände zu suchen sein, dass zur
                                       												Erzielung dunkler Nuancen sehr concentrirte Farbbäder erforderlich sind,
                                       												welchen die Cops bei der Durchdringung einen viel stärkeren
                                       												Reibungswiderstand entgegenstellen, wodurch die gleichmässige
                                       												Circulation des Farbbades in den Cops in hohem Grade verlangsamt und
                                       												erschwert wird.
                              Leider haben nun die Diamin- und Benzidinfarben, besonders für die Zwecke der
                                 										Copfärberei, fast ausnahmslos den schweren Nachtheil absolut ungenügender Wasch-
                                 										und Walkechtheit. Der Grund hiervon ist, dass die Baumwollfaser diese Farbstoffe
                                 										in freiem Zustande in Lösung (Knecht's
                                 										„starre Lösung“) hält. Dem Bluten der Färbungen könnte nur Einhalt gethan
                                 										werden, wenn es gelänge, den auf und in der Faser fixirten Farbstoff in echte
                                 										Lacke überzuführen, was bisher noch nicht möglich war, da alle mit den
                                 										gegenwärtig bekannten Mitteln durch die Sulfogruppen der Farbstoffe erzeugten
                                 										Lacke selbst nicht alkaliecht sind. Wohl aber lassen sich mit diesen Farbstoffen
                                 										wasch- und walkechte und auch theilweise sehr lichtechte Färbungen dadurch
                                 										erzielen, dass die mit gewissen Diamin- oder Benzidinfarben vorgefärbte
                                 										Baumwolle erst einem Diazotirprocess unterworfen und das so in der Baumwollfaser
                                 										befestigte Diazoproduct mit Phenolen oder Aminen combinirt wird. Die auf diese
                                 										Weise erzeugten Färbungen sind wasch- und walkecht, da die in der Faser
                                 										entstandenen Azokörper in Wasser und Alkalien gänzlich unlöslich sind. Mit den
                                 										Einzelheiten des besonders von der Firma L. Cassella und
                                    											Co. ausgearbeiteten Verfahrens brauche ich mich hier nicht zu befassen,
                                 										da dieselben allgemein bekannt sind. Ich bemerke nur, dass die Anwendung des
                                 										Verfahrens in der Copfärberei mit gutem Erfolg seit einiger Zeit angewendet
                                 										wird. Auch hier hat sich übrigens der enorme Vortheil der Copfärbemaschinen mit
                                 										doppelseitiger Circulation herausgestellt. Ohne letztere ist ein Egalfärben fast
                                 										unmöglich. Der erste in dieser Weise verwendete Farbstoff war bekanntlich das
                                 										Primulin, mit Hilfe dessen sich eine grosse Zahl rother, bordeauxfarbiger,
                                 										gelber und brauner Töne darstellen lassen, die alle ausserordentlich wasch- und
                                 										walkecht sind, jedoch ist deren Lichtechtheit bekanntlich sehr mangelhaft. Mit
                                 										Hilfe der Diamin- und Benzidinfarbstoffe gelang es zur Zeit noch nicht,
                                 										brauchbare rothe Entwickelungsfarben zu erzielen, die erhaltenen Nuancen, soweit
                                 										brauchbar, sind dunkle Blaue, Braune oder Schwarz. Besonders die braunen und
                                 										schwarzen Töne zeichnen sich durch hervorragende Lichtechtheit aus und werden im
                                 										Grossen mit gutem Erfolg auf Cops gefärbt. In der Copfärberei haben diese
                                 										Entwickelungsfarben (Ingrainfarben) den Nachtheil, dass auf drei Maschinen
                                 										gefärbt werden muss. Es ist übrigens vollkommen klar, dass die Copfärberei vor
                                 										den auf mehreren Bädern, also mehreren Maschinen, zu färbenden Farben nicht
                                 										zurückschrecken darf, wenn ihre Leistungen unseren heutigen Anforderungen in
                                 										Bezug auf Echtheit entsprechen sollen. Für viele Verwendungen sind ja die
                                 										Substantiven Farbstoffe völlig ausreichend, aber sobald hohe Ansprüche in Bezug
                                 										auf Wasser-, Wasch-, Walk- und Lichtechtheit gestellt werden, müssen wir
                                 										stets zu den beizenfärbenden Farbstoffen greifen. Diese werden aber stets im
                                 										günstigsten Falle mindestens zwei Bäder, also auch zwei Maschinen erfordern. Es
                                 										wird daher speciell mit Bezug auf diese Farben der Preis der Maschine sehr
                                 										wesentlich ins Gewicht fallen.
                              
                           
                              B. Beizenfärbende (adjective)
                                    											Farbstoffe.
                              
                                 a) Saure Farbstoffe.
                                 Die beizenfärbenden sauren Farbstoffe sind, wie allbekannt, an Echtheit in
                                    											jeder Beziehung den direct färbenden Farbstoffen überlegen. Deren Anwendung
                                    											in der Copfärberei bietet aber Schwierigkeiten erheblicher Art. In erster
                                    											Linie ist die egale Befestigung des Mordants in den Cops durchaus nicht so
                                    											einfach wie in der Färberei der losen Garne, da jede Ausscheidung von
                                    											Mordant im Bade unbedingt vermieden werden muss, indem dieselbe beim
                                    											Hindurchziehen oder Drücken des Bades durch die Cops sich auf dieselben in
                                    											mehr oder weniger dicker Schicht auffiltrirt und entweder die Circulation
                                    											überhaupt verhindert, immer aber in der Folge ein völliges Misslingen der
                                    											Färbeoperation in Bezug auf Egalität der Durchfärbung bedingt. Eine fernere
                                    											Schwierigkeit ist, dass viele der Farbstoffe in Wasser entweder gar nicht
                                    											oder nur sehr unvollkommen löslich sind, deren Lösungen in Alkalien aber
                                    											häufig Färberesultate geben, die wesentlich und gewöhnlich nicht
                                    											vortheilhafte Unterschiede von den mit den freien Farbstoffen erzielten
                                    											Nuancen aufweisen. Kommt dann noch hinzu, dass während der Färbeoperation
                                    											kleine Mengen der Beize sich von der Faser losreissen, in das Farbbad
                                    											gelangen und in demselben in der Form eines unlöslichen Lackes suspendirt
                                    											sind, der sodann wieder auf die Oberfläche der Cops als schmierige Schicht
                                    											filtrirt wird, so dürfte es jedem klar sein, dass die Anwendung der
                                    											beizenfärbenden Farbstoffe in der Copfärberei mit ganz erheblichen
                                    											Schwierigkeiten verknüpft ist.
                                 Die Mordants, um deren Fixirung es sich hier handelt, sind ausschliesslich
                                    											Thonerde-, Chrom- und Eisenbeizen. Am meisten Schwierigkeiten bietet die
                                    											Fixirung der Thonerdebeizen, da die Affinität der Baumwollfaser zu Thonerde
                                    											sehr gering ist. Werden Cops mit einer essigsauren Thonerde üblicher
                                    											Concentration kalt auf der Copfärbemaschine behandelt, so findet in den Cops
                                    											keine Ausscheidung von Thonerde statt, sondern es saugen die Cops einfach
                                    											ein gewisses Quantum, ungefähr 75 Proc. ihres Gewichtes, der Beize auf. Ein
                                    											Arbeiten bei höherer Temperatur ist nicht möglich, da dann stets auch
                                    											Thonerdeabscheidung im Bade eintritt, doch will ich bemerken, dass es im
                                    											Laboratorium gelingt, Thonerdeabscheidung auf der Faser zu erzielen, ohne
                                    											dass das Bad sich trübt, wenn man die Temperatur des Bades einige Grade
                                    											unter seiner Dissociationstemperatur hält. Im Grossen ist aber das Verfahren
                                    											deshalb nicht anwendbar, weil die so erhaltenen Beizungen sehr schwach sind.
                                    											Werden nun die, wie oben angegeben, mit der Beize imprägnirten Cops
                                    											getrocknet, so findet, wie zu erwarten, eine Wanderung der essigsauren
                                    											Thonerde nach den äusseren Partien der Cops statt und das Resultat ist eine
                                    											sehr ungleiche Beizung und entsprechend unegale Färbung. Etwas bessere
                                    											Resultate werden erhalten, indem die Cops einfach mit schwefelsaurer
                                    											Thonerde imprägnirt und dann ohne weiteres in einem Sodabade behandelt
                                    											werden. Die so erhaltenen Beizungen sind egal, aber die Sodabäder
                                    											werden so rasch unbrauchbar durch in dieselben gelangendes Thonerdehydrat,
                                    											dass diese Methode schon ihrer Kostspieligkeit halber kaum anwendbar ist.
                                    											Weit bessere Resultate werden erhalten, wenn die mit der schwefelsauren
                                    											Thonerde imprägnirten Cops auf einem Bade von Thonerdenatron (5° Bé.)
                                    											behandelt werden. So gut wie vollständig lässt sich aber das Trübewerden der
                                    											Bäder vermeiden, wenn man das soeben beschriebene Verfahren einfach umkehrt,
                                    											also die Cops erst auf einem Bade von Thonerdenatron behandelt und darauf
                                    											ein Bad von schwefelsaurer Thonerde folgen lässt. Sollte hierbei etwas
                                    											Thonerdehydrat in die schwefelsaure Thonerde gelangen, so wird es von dieser
                                    											sofort unter Bildung basischer Salze gelöst, die dann vortheilhaft von Zeit
                                    											zu Zeit durch Zusatz einiger Tropfen Schwefelsäure neutralisirt werden. Auf
                                    											diese Weise lassen sich ohne Schwierigkeit Beizungen in jeder beliebigen
                                    											Stärke erzielen durch öftere Wiederholung der Operationen, was allerdings
                                    											sehr umständlich ist.
                                 Es ist natürlich von grosser Wichtigkeit, die Bäder stets auf gleicher
                                    											Concentration zu erhalten. Dies geschieht am besten, indem man die Bäder
                                    											öfters mit Hilfe eines Aräometers controlirt und, wenn nöthig, durch
                                    											frischen Zusatz das ursprüngliche specifische Gewicht stets wieder
                                    											herstellt.
                                 Die Chrombeize auf Baumwolle ist weit einfacher in der Anwendung als die
                                    											Thonerdebeize, da alkalische Lösungen von Chromoxyd dasselbe direct an die
                                    											Baumwollfaser abgeben. Es genügt, die Cops in einer alkalischen Lösung von
                                    											Chromoxyd bei einer 50° C. nicht überschreitenden Temperatur zu behandeln,
                                    											um sehr egale Beizungen zu erhalten. Die Beizen fallen bei Behandlung in
                                    											höherer Temperatur weit schneller an als in der Kälte, und die Stärke der
                                    											Beizung ist proportional der Concentration der Beize. Es empfiehlt sich
                                    											daher, im Interesse der Egalisirung, schwache und mittelstarke Beizungen in
                                    											der Kälte zu bewirken, unter Anwendung von Bädern von entsprechender
                                    											Concentration, während kräftige Beizungen vorteilhafter mit warmen Bädern
                                    											erzielt werden.
                                 Es können übrigens Chrommordants auf Baumwolle auch mit neutralen oder
                                    											basischen Chromoxydsalzen erzeugt werden unter Benutzung der höchst
                                    											merkwürdigen Eigenschaften dieser Salze, deren Verhalten gegenüber der
                                    											Baumwollfaser von Liechti und Suida sehr eingehend studirt wurde. Die
                                    											normalen und basischen Chromoxydsalze verhalten sich aber von den analog
                                    											constituirten Thonerdesalzen so verschieden, dass sie mit letzteren nicht in
                                    											Parallele gestellt werden können, sondern eine besondere Besprechung
                                    											erfordern. Am wenigsten geeignet für die Mordantirung der Cops sind
                                    											natürlich die normalen (violetten)Die
                                          													grüne Modification der Chromoxydsalze lasse ich hier überhaupt
                                          													ausser Betracht, da dieselben nach neueren Untersuchungen
                                          													vermuthlich überhaupt nicht als wirkliche Chromoxydsalze betrachtet
                                          													werden dürfen. Chromoxydsalze. Werden die Cops mit
                                    											Lösungen solcher imprägnirt und darauf mit Lösungen alkalischer Salze
                                    											behandelt, so wird allerdings Chromoxyd auf der Faser niedergeschlagen,
                                    											dasselbe haftet aber sehr schlecht und ausserdem fällt die Beizung leicht
                                    											unegal aus. Weit bessere Resultate werden erhalten, wenn die imprägnirten
                                    											Cops getrocknet werden, wobei die Baumwolle 12,8 Proc. des in der Form von
                                    											Chromisulfat aufgesaugten Chromoxyds bindet. Hieraus lässt sich leicht
                                    											die Stärke der mit einem Bade von bestimmter Concentration erreichten
                                    											Beizung bestimmen. Durch die nothwendige Trocknung der imprägnirten Cops
                                    											wird aber die Beizung stets sehr unegal. Wesentlich günstiger gestaltet sich
                                    											die Anwendung basischer Chromisulfate, die sich bekanntlich, im Gegensatz zu
                                    											den entsprechenden Thonerdesulfaten, ohne Zersetzung erhitzen lassen. Die
                                    											Dissociation dieser Salze wird, wie Liechti und
                                    												Suida gezeigt haben, durch die Gegenwart
                                    											von Natriumsulfat bedeutend verzögert. Trotzdem nehmen die Cops beim
                                    											Behandeln in einer 70° C. heissen Lösung einer Beize von der Zusammensetzung
                                    												Cr2(SO4)(OH)4 + 2 Na2SO4 direct
                                    											aus dem Bade erhebliche Mengen Chromoxyd auf. Immerhin lassen sich auf diese
                                    											Weise nur sehr schwache Beizungen erhalten, dieselben sind aber egal.
                                    											Weitgünstigere Resultate werden erzielt, wenn die basischen Chromisulfate
                                    											nicht durch Zersetzung von Chromsulfat oder Chromalaun, sondern durch
                                    											Auflösen bestimmter Mengen von Chromoxydhydrat in Chromalaun oder noch
                                    											besser in Chromisulfat hergestellt werden. Solche Lösungen lassen sich ohne
                                    											Ausscheidung von Chromoxydhydrat auf 50 bis 60° C. erhitzen und geben bei
                                    											diesen Temperaturen mit Leichtigkeit grosse Mengen Chromoxydhydrat an die
                                    											Faser ab. Bei Anwendung gebleichter Cops lassen sich auf diese Weise
                                    											kräftige und sehr egale Beizungen erzielen, die Führung der Bäder ist aber
                                    											sehr schwierig, da sich die Basicität derselben natürlich fortwährend
                                    											vermindert. In genau derselben Weise wie die basischen Chromisulfate lassen
                                    											sich auch die Acetate und ganz besonders die Chloride verwenden; besonders
                                    											letztere geben ganz vorzügliche Resultate und sei besonders in dieser
                                    											Hinsicht das im Handel befindliche „Chlorchrom“Dasselbe wird von der Badischen Anilin-
                                             														und Sodafabrik in den Handel gebracht. von der
                                    											Zusammensetzung Cr2Cl2(OH)4
                                    											erwähnt. Es besteht natürlich bei diesen Beizen ebenfalls die Schwierigkeit
                                    											der Führung der Bäder, die sehr rasch ihre Basicität verändern. Diese
                                    											Schwierigkeiten sind durchaus nicht unüberwindlich, aber doch viel grösser
                                    											als bei Anwendung alkalischer Lösungen von Chromoxyd.
                                 Die Eisenmordants stehen in ihrem Verhalten den Thonerdemordants viel näher
                                    											als den Chrommordants, sind also bedeutend disassociationsfähiger als
                                    											letztere. Für die Zwecke der Baumwollfärberei im Allgemeinen und der
                                    											Copfärberei im Besonderen kommt nur das sogen, salpetersaure Eisen oder
                                    											Ferrisulfat in Betracht. Wird Baumwolle mit neutralen Lösungen von
                                    											Ferrisulfat behandelt, so nimmt dieselbe eine geringe Menge Eisenoxyd auf,
                                    											das sich durch nachfolgendes Waschen nur noch fester fixirt. Die unter
                                    											diesen Bedingungen erreichbare Stärke der Beizung ist aber gering. Versetzt
                                    											man dagegen die Ferrisulfatbäder mit Natriumacetat oder macht man dieselben
                                    											durch Zusatz von Soda mehr oder weniger basisch, so werden Bäder erhalten,
                                    											mit denen sich Mordants von jeder beliebigen Stärke erhalten lassen, und
                                    											zwar um so leichter, je basischer und je verdünnter die Bäder sind. Nach der
                                    											Eisenpassage werden die Cops noch einer Passage durch Soda unterworfen und
                                    											dann gewaschen. Die Beize geht sehr egal an und bietet deren Anwendung auf
                                    											Cops keine nennenswerthen Schwierigkeiten. Noch weniger ist dies der Fall,
                                    											wenn die Eisenbeize auf eine vorhergegangene Gerbsäurebeizung gesetzt wird,
                                    											wie dies wohl zumeist der Fall ist. Wie wir später sehen werden, ist
                                    											die Gerbsäurebeizung der Cops eine sehr leichte Sache und ist beim
                                    											Uebersetzen mit Eisen dann nur darauf zu sehen, dass die Ferrisulfatbäder
                                    											nie sauer werden, sondern stets schwach basisch bleiben.
                                 Andere metallische Mordants werden auf Baumwolle gegenwärtig nur noch selten
                                    											angewendet, so dass dieselben füglich hier übergangen werden können, da sie
                                    											in der Copfärberei besonders kaum Anwendung finden dürften, es sei denn zum
                                    											Zwecke nachträglicher Behandlung einer Ausfärbung mit denselben. In diesem
                                    											Falle ist deren Fixirung natürlich in erster Linie durch den bereits auf der
                                    											Faser vorhandenen Farbstoff bezieh. Farblack vermittelt. Ich möchte hier
                                    											darauf hinweisen, dass derartige Nachbeizungen in jüngerer Zeit für die
                                    											Substantiven Farbstoffe in Vorschlag gebracht wurden, um deren Wasch-, Walk-
                                    											und Lichtechtheit zu erhöhen. Das Princip dieses Vorschlages ist höchst
                                    											einfach: Es ist sicher, dass bei der Fixirung der Substantiven Farbstoffe
                                    											auf der Baumwollfaser die Sulfogruppen nicht in Reaction treten, sondern in
                                    											Bindung mit dem Alkali wie im freien Farbstoff bleiben. Darauf ist die
                                    											Säureempfindlichkeit aller dieser Farbstoffe zurückzuführen, denn die
                                    											angeblich säureunempfindlichen sind es nur insofern, als die Farbe der
                                    											freien Sulfosäure mit der ihrer Salze mehr oder weniger identisch ist. Durch
                                    											nachträgliche Beizung der Färbungen mit Metallsalzen findet daher
                                    											Lackbildung in der Sulfogruppe statt. Dass auf diese Weise grössere
                                    											Wasserechtheit sich erzielen lässt, ist unzweifelhaft, ebenso dürfte die
                                    											Lichtechtheit dadurch eine wesentliche Verbesserung erfahren, ob aber
                                    											dadurch die Wasch- und Walkechtheit gewinnt, erscheint mir höchst fraglich,
                                    											da Lackbildung in der Sulfogruppe in dieser Beziehung erfahrungsgemäss so
                                    											gut wie wirkungslos ist.Vgl.
                                          													hierüber: Weber, Untersuchungen über die
                                             														Bildung der Farblacke, 1892 283
                                          													158 und 183.
                                 Im Anschluss hieran möchte ich ferner darauf hinweisen, dass das Waschen der
                                    											Cops nach vollendeter Beizung ein Punkt von der allerhöchsten Wichtigkeit
                                    											ist. In der Copfärberei ist das Ausziehen der Farbbäder eine Unmöglichkeit,
                                    											da auf verhältnissmässig kleine Quantitäten Cops immer ein bedeutendes
                                    											Volumen von Farbbad und dementsprechend Ueberschuss von Farbstoff vorhanden
                                    											ist, und habe ich oben gezeigt, dass die besten Resultate erhalten werden,
                                    											wenn die Zusammensetzung des Mutterbades durch continuirlichen oder
                                    											intermittirenden Zusatz von Ersatzbad constant erhalten wird. Dies ist
                                    											selbstverständlich nur möglich, wenn die Bäder absolut klar, also frei von
                                    											suspendirten unlöslichen Theilen bleiben. Dies ist aber nur möglich, wenn
                                    											die gebeizten Cops nachträglich auf das scrupulöseste und, wenn nur irgend
                                    											thunlich, mit heissem Wasser gewaschen werden. Selbst minimale Mengen loser
                                    											Beize oder unausgewaschener Beizbäder machen die Farbbäder sehr rasch
                                    											unbrauchbar und erzeugen stark abschmutzende, trübe Färbungen. Zum
                                    											Auswaschen der Cops sind die Copfärbemaschinen selbst im Allgemeinen sehr
                                    											schlecht geeignet, da die in Cops enthaltenen Verunreinigungen sich rasch in
                                    											dem Waschbade anhäufen. Zum Waschen der Cops sind daher Apparate
                                    											erforderlich, welche fortwährend frisches und reines Wasser durch die Cops
                                    											zu ziehen oder drücken gestatten, und zwar dürfte es am vortheilhaftesten
                                    											sein, das Waschwasser von innen nach aussen durch die Cops zu saugen.
                                 Unter den beizenziehenden Farbstoffen, die auf die oben besprochenen
                                    											Beizen gefärbt werden, sind viele in Wasser entweder ganz unlöslich, wie die
                                    											Alizarine, oder nur in sehr unvollkommener Weise löslich. Solche Farbstoffe
                                    											lassen sich natürlich nicht ohne weiteres anwenden, sondern müssen in Lösung
                                    											gebracht werden entweder mit Hilfe von Alkalien, Alkalicarbonaten, Seifen
                                    											oder alkalisch reagirenden Salzen, wie Borax, phosphorsaures Natron oder
                                    											ähnlichen Salzen. Am besten und billigsten bewähren sich für diesen Zweck
                                    											neutrale Seifen, neben welchen vortheilhaft gleichzeitig neutrales
                                    											Türkischrothöl angewendet wird. Die Alkalicarbonate geben meist sehr
                                    											unbefriedigende Resultate in Bezug auf Nuance, und noch schlechter bewähren
                                    											sich die caustischen Alkalien. Ammoniak ist fast gänzlich unverwendbar, da
                                    											die primären, aus dem Farbstoff und einer einzigen Base bestehenden Lacke
                                    											die bemerkenswerthe Eigenschaft zeigen, sich bei Gegenwart der geringsten
                                    											Spur freien Ammoniaks mit Leichtigkeit in Wasser zu lösen. Ganz besondere
                                    											Schwierigkeiten bietet in dieser Hinsicht das Alizarin, das sich auf einem
                                    											reinen Aluminiummordant überhaupt nicht fixiren lässt, wenn das Farbbad
                                    											nicht Kalksalze enthält. Eine solche Zusammensetzung des Farbbades ist aber
                                    											unmöglich angesichts der Notwendigkeit, die Farbstoffe in Lösung anzuwenden.
                                    											Bei Gegenwart von Kalksalzen würden dieselben mit den gelösten Farbstoffen
                                    											sofort Niederschläge von unlöslichen Calciumlacken bilden. Es dürfte deshalb
                                    											für alle diejenigen Farbstoffe der Orthodihydroxygruppe (beizenziehende
                                    											Farbstoffe), welche wie das Alizarin Compoundlacke bilden, rathsam sein, dem
                                    											Thonerde-, Chrom- oder Eisenmordant einen zweiten Calcium-, Magnesium- oder
                                    											Zinkmordant folgen zu lassen. Die Ausfärbung kann dann, wenn sonst
                                    											vortheilhaft, auch in ammoniakalischen Lösungen bewirkt werden.
                                 Für die Färbung der beizenfärbenden Farbstoffe auf Cops scheint auf den
                                    											ersten Blick Erban und Specht's Verfahren (D.
                                    											R. P. Nr. 54057) vorzüglich anwendbar zu sein. Der Umstand aber, dass die
                                    											Cops mit einer ammoniakalischen Lösung von Ammoniak imprägnirt werden
                                    											müssen, macht das Verfahren gänzlich werthlos für diesen Zweck, da beim
                                    											Trocknen der so imprägnirten Cops das sich verflüchtigende Ammoniak das
                                    											Alizarin von innen nach aussen führt, so dass nach dem Trocknen die äusseren
                                    											Schichten der Cops weit mehr Alizarin als die inneren enthalten, wodurch
                                    											natürlich die Färbungen unegal ausfallen. Werden aber die Cops ohne zu
                                    											trocknen mit den Thonerdesalzen behandelt, so löst sich ein grosser Theil
                                    											des in den Cops enthaltenen Farbstoffes, geht als Thonerdealizarat in Lösung
                                    											und wird dann im Bade des Thonerdesalzes nach kurzer Zeit durch Aussalzung
                                    											gefällt. Ganz ähnlich verhalten sich die meisten übrigen Alizarinfarbstoffe,
                                    											ganz besonders wenn mit Thonerdesalzen gebeizt wird.
                                 
                                    
                                       (Schluss folgt.)