| Titel: | E. Hartmann, über Anwendungen elektrischer Kraftübertragung. | 
| Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 182 | 
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                        E. Hartmann, über Anwendungen elektrischer
                           								Kraftübertragung.
                        Ueber Anwendungen elektrischer Kraftübertragung.
                        
                     
                        
                           Der Oberingenieur E. Hartmann der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin hat in
                              									einem im Verein deutscher Ingenieure zu Berlin am 6. April 1892 gehaltenen Vortrage,
                              									welcher jetzt gedruckt vorliegt, werthvolle Angaben zum Vergleich der elektrischen
                              									Kraftübertragung mit anderen Uebertragungsarten gemacht. Wir entnehmen dem Vortrage
                              									auszugsweise Folgendes:
                           Die Ausbreitung der elektrischen Kraftübertragung erfolgt so rasch, dass sie wohl
                              									bald die der elektrischen Beleuchtung übertroffen haben dürfte. Jede elektrische
                              									Kraftübertragung bildet eine Verbindung von dreierlei Vorgängen, nämlich: 1) die
                              									Umsetzung mechanischer Energie in elektrische, 2) die Fortleitung elektrischer
                              									Energie von einem Orte zu einem andern und 3) die Umsetzung dieser elektrischen
                              									Energie wieder in mechanische; von diesen haben wir nur den dritten Vorgang als den
                              									die elektrische Kraftübertragung eigentlich charakterisirenden zu betrachten.
                           Eine elektrische Kraftübertragung kann zweckmässig sein, sofern sich deren Anlage
                              									oder deren Betrieb billiger oder bequemer als eine andere Uebertragungsweise stellt. Bezüglich
                              									der Bequemlichkeit und namentlich der Kosten des elektrischen Betriebes stehen den
                              									weiteren Kreisen der Industrie noch verhältnissmässig wenig Zahlenangaben aus der
                              									Erfahrung zu Gebote, auf Grund deren es mit genügender Zuverlässigkeit möglich wäre,
                              									für Neuanlagen die zweckmässigste Betriebsweise unter den verschiedenen Arten von
                              									Uebertragungen auszuwählen. Namentlich sind Anhaltspunkte über die Betriebskosten der elektrischen Uebertragung von räumlich
                              									geringer Ausdehnung, d.h. auf Entfernungen, wie sie innerhalb grösserer Fabriken und
                              									Fabrikscomplexe vorkommen, bis jetzt noch sehr spärlich veröffentlicht worden.
                              									Behufs der Auswahl der zweckmässigsten Uebertragungsweise in jedem Falle müssen wir
                              									1) die Eigenschaften und Eigenthümlichkeiten der elektrischen gleichwie der
                              									verschiedenen anderen Uebertragungsweisen und 2) die Wirkungsgrade derselben kennen
                              									lernen und gegen einander abwägen.
                           Die drei Glieder einer elektrischen Kraftübertragung 1) stromerzeugende Dynamo
                              									(Primärmaschine), 2) elektrische Leitung, 3) stromempfangende Maschine (Elektromotor
                              									oder Secundärmaschine) reichen aber für den Betrieb einer Arbeitsmaschine nur dann
                              									aus, wenn diese Maschine die gleiche Geschwindigkeit hat wie der Elektromotor, so
                              									dass sie mit diesem unmittelbar gekuppelt werden kann. Sonst muss noch ein
                              									mechanisches Uebersetzungsglied eingeschaltet werden, das den Gesammtwirkungsgrad
                              									der ganzen Anordnung noch unter Umständen sehr wesentlich beeinflusst. Wir haben
                              									also bei der Wahl dieser Uebersetzungsglieder und für die genaue Kenntniss derselben
                              									sehr vorsichtig zu Werke zu gehen. Wir haben hierzu um so mehr Anlass, als unsere
                              									elektrischen Messinstrumente (das Volt- und Ampèremeter), die gewöhnlich den
                              									elektrischen Kraftübertragungen eingefügt sind, uns jeden Augenblick ein Maass für
                              									den Kraftverbrauch vor Augen halten und uns ein Urtheil über den Zustand aller mit
                              									dem Elektromotor betriebenen Theile oder Glieder gestatten. Der Elektromotor ist
                              									also zugleich ein jederzeit bereiter Kraftmesser, da seine jeweilige
                              									Arbeitsleistung, wie wir gleich sehen werden, sich jederzeit mit Leichtigkeit und
                              									grosser Genauigkeit ermitteln lässt.
                           Aus der Leerlaufarbeit L in Watt, dem elektrischen
                              									Widerstände des Ankers Wa in Ohm, dem elektrischen Widerstände der
                              									Magnetwicklung Wm in Ohm, der dem Motor zugeführten Stromstärke J in Ampère und der Spannung des Stromes E in
                              									Volt ergibt sich die jeweilige Arbeitsleistung nach der Formel:
                           A = {JE –
                              										[(E : Wm) E + (J – (E : Wm))2
                              									Wa + L]} : Z,
                           worin JE die zugeführte
                              									elektrische Energie, die übrigen Grossen die Verluste in der Maschine bedeuten und
                              									zwar (E : Wm) E den
                              									Verlust in den Magneten und (J – E : Wm)2
                              									Wa den Verlust
                              									im Anker; Z aber ist 9,81 bezieh. 736, je nachdem A in Meterkilogrammen oder in  ausgedrückt
                              									werden soll.
                           Für mechanische Transmission dagegen besitzen wir wohl Arbeitsmesser, die mit
                              									hinreichender Genauigkeit arbeiten, doch werden derartige Apparate kaum je bleibend zwischen Transmissionen eingeschaltet; und
                              									daher mag es wohl hauptsächlich kommen, dass wir uns über den Wirkungsgrad von den
                              									bisher üblichen Fabriktransmissionen häufig keine der Wirklichkeit entsprechende
                              									Vorstellung machen, und dass wir den Wirkungsgrad derselben häufig überschätzen.
                           Um sich nun über die Wirkungsgrade aller dieser Betriebsmittel ein eigenes Urtheil zu
                              									verschaffen, hat die Allgemeine
                                 										Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin genaue Versuche angestellt, und der
                              									Vortragende hat zum Zwecke der Vergleichung mechanischer und elektrischer
                              									Transmission eine Reihe von Zahlen mitgetheilt, welche zum Theil Ergebnisse aus
                              									Brems- und Indicatorversuchen sind, theils von Versuchen herrühren, die in den
                              									eigenen Werkstätten der Maschinenfabrik in der Ackerstrasse in Berlin durchgeführt
                              									wurden und die den Anspruch auf Zuverlässigkeit machen können.
                           Die Maschinenfabrik der Allgemeinen
                                 										Elektricitäts-Gesellschaft eignete sich ganz besonders zur Anstellung
                              									solcher Versuche, weil ihr Betriebssystem bei ihrer Erbauung im J. 1888 auf die
                              									Anwendung elektrischer Transmission zugeschnitten worden ist. Sie ist mit einer
                              									Reihe von Elektromotoren der verschiedensten Grosse und Verwendungsart mit einer
                              									Gesammtleistung von etwa 400  ausgestattet. Sie besitzt keine
                              									Haupttransmission, sondern es gehen von den Dampfdynamo aus nur elektrische
                              									Stromleitungen nach den Werksabtheilungen und dienen hier gleichzeitig zur Licht-
                              									und Kraftabgabe. Die Elektromotoren betreiben theils Transmissionsstränge für
                              									grössere oder kleinere Gruppen von Arbeitsmaschinen, theils sind sie unmittelbar an
                              									die Maschinen selbst angeschlossen.
                           I. Beispiel. Der Betrieb von: 1 Blechschere mit
                              									Lochmaschine und 2 Blechbohrmaschinen geschieht durch 1 Transmissionswelle (von 60
                              									mm Stärke bei 6 m Länge, gelagert in 3 Sellerslagern), welche einerseits
                              									mittels Hauptriemenscheibe und Riemen (90 mm Breite, 6,28 m Geschwindigkeit in der
                              									Secunde) von einem Elektromotor angetrieben wird, andererseits die Kraft mittels 3
                              									Riemen an 3 Vorgelege abgibt, von welchen aus dann der Betrieb dieser 3
                              									Arbeitsmaschinen durch 3 Riemen erfolgt.
                           Bei der dynamometrischen Messung wurde der Betrieb in seine 3 Stufen zertheilt,
                              									nämlich:
                           
                              
                                 I. Stufe:
                                 Riemenbetrieb zwischen Maschinen und Vor-gelege;
                                 
                              
                                 II. Stufe:
                                 Riemenbetrieb zwischen Vorgelege und Haupt-transmission;
                                 
                              
                                 III. Stufe:
                                 Betrieb der Haupttransmission sammt Haupt-riemen am
                                    											Elektromotor.
                                 
                              
                           Aus den Messungen ergaben sich folgende Wirkungsgrade:
                           
                              
                                 der Maschinen selbst durchschnittlich
                                 0,648
                                 
                                 
                              
                                 der Maschinenriemen und Vorgelege
                                 0,256
                                 I. Stufe 1)
                                 
                              
                                 der Vorgelegeriemen
                                 0,683
                                 II. Stufe 2)
                                 
                              
                                 der Transmissionswelle sammt Hauptriemen
                                 0,762
                                 III. Stufe 3)
                                 
                              
                                   Der Wirkungsgrad der Maschinen alleinmit 0,648 interessirt uns hier
                                    											nicht unmit-telbar, dagegen  haben wir die
                                    											Wirkungs-grade  der  3  Stufen  näher  zu  beachten,welche
                                    											zusammen einen solchen von
                                 
                                 
                                 
                              
                                 0,256 . 0,683 . 0,762 =
                                 0,133
                                 4)
                                 
                              
                                 ergeben, die beiden letzten Stufen zusam-men einen solchen von
                                 
                                 
                                 
                              
                                 0,683 . 0,762 =
                                 0,520
                                 5)
                                 
                              
                           II. Beispiel. Eine Gruppe von 51 kleineren
                              									Arbeitsmaschinen: kleinen Drehbänken, Fräsmaschinen, Bohrmaschinen,
                              									Schmirgelschleifmaschinen und sonstigen Specialmaschinen u.s.w. wird von einer
                              									Transmissionswelle von 40 mm Durchmesser und 28 m Länge durch einen 6pferdigen
                              									Elektromotor betrieben.
                           Hieraus ergaben sich folgende Wirkungsgrade:
                           
                              
                                 der Maschinen selbst durchschnittlich
                                 0,33
                                 
                                 
                              
                                 der Maschinenriemen und Vorgelege
                                 0,86
                                 I. Stufe 6)
                                 
                              
                                 der Vorgelegeriemen und Leerlauf-      scheiben
                                 0,835
                                 II. Stufe 7)
                                 
                              
                                 der Transmissionswelle und des Haupt-      riemens
                                 0,84
                                 III. Stufe 8)
                                 
                              
                                 der 3 Stufen zusammen
                                 
                                 
                                 
                              
                                 0,86 . 0,835 . 0,84 =
                                 0,605
                                 9)
                                 
                              
                                 der beiden letzten Stufen  0,835 . 0,84 =
                                 0,70
                                 10)
                                 
                              
                           letzterer als Wirkungsgrad der Transmissionstheile für sich
                              									allein.
                           III. Beispiel. Eine andere Messung erstreckte sich auf
                              									eine Gruppe von 141 verschiedenen Maschinen, Drehbänken, Bohrmaschinen,
                              									Blechschneidemaschinen, Stanzmaschinen, Stoss-, Shaping-, Hobel-, Fräsmaschinen u.
                              									dgl., betrieben durch eine mit Riemenscheiben sehr dicht besetzte Transmission von
                              									74 m Länge bei 50 mm Durchmesser und einen 30pferdigen Elektromotor.
                           Hier fanden sich die Wirkungsgrade:
                           
                              
                                 der Arbeitsmaschinen
                                 0,311
                                 
                                 
                              
                                 der Maschinenriemen und Vorgelege
                                 0,93
                                 I. Stufe 11)
                                 
                              
                                 der Vorgelegeriemen
                                 0,915
                                 II. Stufe 12)
                                 
                              
                                 der Transmission nebst Hauptriemen
                                 0,775
                                 III. Stufe 13)
                                 
                              
                                 der 3 Uebersetzungstufen
                                 
                                 
                                 
                              
                                 0,93 . 0,915 . 0,775 =
                                 0,66
                                 14)
                                 
                              
                                 der letzten beiden Stufen   0,915 . 0,775 =
                                 0,71
                                 15)
                                 
                              
                           Fassen wir die 3 Beispiele zusammen, so finden wir, dass die Wirkungsgrade von
                              									Transmissionen mit 2 Stufen sich bewegen in den Werthen von etwa 0,520, 0,700 und
                              									0,710 oder dem Mittelwerthe
                           (0,520 + 0,700 + 0,710) : 3 = 0,644 . . . . . . . 16)
                           IV. Beispiel. Ein Versuch von grösserem Umfang dürfte
                              									insofern auch von Interesse sein, als bei ihm nicht die elektrische, sondern die
                              									bisherige Messungsmethode mit dem Indicator und dem Prony'schen Zaum zur Anwendung gelangte. Eine sehr gut eingerichtete
                              									Fabrik, welche durch eine Dampfmaschine von 250  und 3 Turbinen von 80, 40
                              									und 35  derart betrieben wurde, dass die Dampfmaschine bei wechselndem
                              									Wasserstande mehr oder weniger nachzuhelfen bezieh. auch den ganzen Betrieb zu
                              									übernehmen hatte, wurde auf ihre Leistungsfähigkeit durch Vornahme umfassender
                              									Indicatorversuche geprüft. Hierbei wurde auch der Kraftbedarf der ganzen Fabrik in
                              									ihrer maximalen und normalen Leistungsfähigkeit, sowie derjenige der einzelnen
                              									Werksabtheilungen und endlich auch derjenige für den Leerlauf sämmtlicher
                              									Transmissionen bestimmt. Ehe die Versuche angestellt wurden, waren sämmtliche
                              									Transmissionen auf ihren richtigen leichten Gang und ihre richtige Montirung
                              									untersucht worden. Für den maximalen Vollbetrieb der ganzen Fabrik
                           
                              
                                      war der Kraftbedarf
                                 250 
                                 
                              
                                 für den durchschnittlichen Tagesbetrieb
                                 175 
                                 
                              
                                 und der Leerlauf sämmtlicher Transmis-     sionen erforderte
                                   80 .
                                 
                              
                           Zur Controle dieser Versuche wurden auch die Turbinen an Stelle der Dampfmaschine
                              									eingeschaltet und nachher unter genau gleichen Gefälls- und Aufschlagsverhältnissen
                              									gebremst. Hierbei wurde der uns hier interessirende Werth für den Leerlauf mit 80
                              									 durch Bremsung nochmals festgestellt.
                           Danach berechnet sich für den Vollbetrieb der Fabrik ein Wirkungsgrad:
                           (250 – 80) : 250 = 0,68 . . . . . 17)
                           welcher mit den Werthen in 10) und 15) ziemlich übereinstimmt.
                              									Für den normalen Betrieb der Fabrik mit 175  erhalten wir aber einen
                              									Wirkungsgrad:
                           (175 – 80) : 175 = 0,543 . . . . . 18)
                           Dieser geringe Wirkungsgrad mechanischer Transmissionen
                              									braucht nicht zu überraschen, denn er findet sich überall vor, nur tritt er
                              									gewöhnlich nicht in die Erscheinung, weil, wie gesagt, die Mittel zu bequemer
                              									Anstellung von Messungen im Allgemeinen nicht zur Hand sind.
                           Es gibt ja auch eine Menge von Betrieben, bei denen die normale Belastung der
                              									Vollbelastung nahe gleichkommt, z.B. in Papierfabriken, Holzschleifereien, Mühlen
                              									u.s.w. Dagegen sind aber bei anderen Betrieben grössere Unterschiede, bis zu ¾, ja
                              									manchmal vorübergehend bis fast zu ½ der Vollbelastung, wahrzunehmen, so bei
                              									Maschinenfabriken, namentlich bei solchen, mit denen noch andere, als: Giessereien,
                              									Schneidemühlen u.s.w. verbunden sind.
                           In den Beispielen I, II und III würden wir, wenn die Haupttransmission und die
                              									Vorgelegeriemen über die Dauer der Arbeitspausen mitlaufen, ¼ bezieh. ⅓ der
                              									Vorgelege selbst aber sammt den Maschinenriemen und Maschinen in den Arbeitspausen
                              									stillstehen, bei einer Belastung von ¾ bezieh. ⅔ der Vollbelastung den Wirkungsgrad
                              									für die 2 stufige Transmission [vgl. 2) und 3), 7) und 8), 12) und 13)] erhalten
                              									zu:
                           0,465 bezieh. 0,433 in Beispiel I . . . . . . 19)
                           0,64   bezieh. 0,645 in Beispiel II . . . . .  20)
                           0,645 bezieh. 0,620 in Beispiel III . . . . . 21)
                           Daraus können die Mittelwerthe berechnet werden:
                           (0,465 + 0,640 + 0,645) : 3 = 0,583 . . . . 22)
                           (0,433 + 0,645 + 0,620) : 3 = 0,566 . . . . 23)
                           Beim Studium der Werthe 1) bis 23) mag noch beachtet werden, dass die 4 Beispiele aus
                              									einer grossen Anzahl von Beobachtungen neueren und auch älteren Datums
                              									herausgegriffen und unter diesen die Beispiele I und III hauptsächlich zu dem Zweck
                              									ausgewählt sind, um für unsere Betrachtung als Grenzen nach oben und unten zu
                              									gelten. Denn ein Vergleich der Längen der einzelnen Transmissionstränge mit der
                              									Anzahl der darauf sitzenden Riemenscheiben ergibt zur Beurtheilung des Grades der
                              									Ausnutzung dieser Wellen als mittlere Entfernung der Riemenscheiben von
                              									einander:
                           
                              
                                 in Beispiel I:
                                 
                                    \frac{6,28}{3}
                                    
                                 = 2,08
                                 m
                                 
                              
                                 in Beispiel II:
                                 
                                    \frac{28}{51}
                                    
                                 = 0,55
                                 m
                                 
                              
                                 in Beispiel III:
                                 
                                    \frac{74}{141+56}
                                    
                                 = 0,375
                                 m,
                                 
                              
                           wobei bezüglich der Zahl 56 im III. Beispiel zu bemerken ist,
                              									dass dieselbe zum grossen Theil sich zusammensetzt aus der Zahl von
                              									Zusatzriemenscheiben für den Schlittenrücklauf bei Gewindschneidedrehbänken.
                              									Thatsächlich sitzt – was wohl nur selten vorkommt – auf der Transmissionswelle in
                              									diesem Beispiel fast durchweg Riemenscheibe an Riemenscheibe, so dass eine weitere
                              									Ausnutzung unmöglich wäre, während in Beispiel I die durchschnittliche Entfernung
                              									von 2 m als einer der häufigsten Fälle der Besetzung einer Transmissionswelle
                              									betrachtet werden kann. Auch das Beispiel II mit seiner Anordnung von 1
                              									Riemenscheibe auf je ½ m dürfte noch weit günstiger als das gewöhnliche Mittel
                              									gegriffen sein.
                           Es wird also der Zusammenstellung dieser Beispiele wohl nicht der Vorwurf gemacht
                              									werden können, dass sie zu Ungunsten der mechanischen Transmission ausgewählt seien.
                              									Sie soll vielmehr gerade zeigen, in welchen ungefähren Grenzen sich die
                              									Wirkungsgrade mechanischer Transmissionen bei ihren verschiedenen Besetzungen
                              									bewegen. Ausserdem mag sie bei Abschätzung des muthmaasslichen Wirkungsgrades neu zu
                              									entwerfender Transmissionsanlagen Anhaltspunkte von Fall zu Fall geben.
                           Ausser diesen Versuchen über solche Gruppen von Riementransmissionen wurden auch
                              									Einzelbetriebe untersucht und zwar Stirnräderbetriebe und Schneckenradbetriebe. Auf
                              									der Achse des Elektromotors, dessen Wirkungsgrad und Leistung vorher genau
                              									ermittelt war, sass ein Stirnrad, das in ein zweites eingriff und von dessen Welle
                              									alsdann die Arbeit bald von einer angekuppelten Dynamomaschine, bald von einer Brauer'schen Bremse abgenommen bezieh. gemessen wurde.
                              									Gleiche Versuche wurden mit doppelten Uebersetzungen und mit Schneckengetrieben von
                              									verschiedener Steigung der Schnecke angestellt.
                           Es ergab sich bei einfachen Stirnradübersetzungen mit Rädern von reichlich bemessenen
                              									Zahnabmessungen, deren Zähne auf der Maschine geschnitten sind, ein Wirkungsgrad bis
                              									97 Proc., bei doppelten bis 90 Proc., während er bei Rädern mit unbearbeiteten
                              									Zähnen bei einfacher Uebersetzung nur etwa 90 betrug und bei doppelter Uebersetzung
                              									auf 70 bis 65 Proc. sank. Bei hohen Geschwindigkeiten, mit denen man bei
                              									Elektromotoren eben doch im Allgemeinen zu rechnen hat, empfiehlt sich deshalb –
                              									auch schon im Interesse eines stillen Ganges – die Anwendung von gefrästen Zähnen in
                              									genauester Ausführung. Wünscht man einen besonders stillen Gang, so kann man den
                              									Metallklang der Räder durch Bleifüllungen noch erheblich dämpfen, oder man fräst die
                              									Zähne etwas schraubenartig schräg und setzt je zwei Räder von entgegengesetzter
                              									Schrägung neben einander. Auf diese Weise erreicht man noch einen verhältnissmässig
                              									stillen Gang selbst bei Geschwindigkeiten von bis zu 6000 Umläufen. Es dürfte dies
                              									der beste Betrieb dieser Art sein, den wir überhaupt haben, zumal er sich für Kräfte
                              									jeder Grösse eignet.
                           Bezüglich des Schneckenbetriebes, dessen Einfachheit selbst bei Ueberwindung der
                              									stärksten Uebersetzungen besonders bestechend für seine Anwendung erscheint, haben
                              									Versuche gezeigt, dass immerhin einige Vorsicht bei seiner Anwendung zu gebrauchen
                              									ist. Für grössere Kräfte hat seine Verwendung bald ihre Grenze. Dagegen wird er bei
                              									der Wahl fester Materialien als: Stahlschnecke und gefrästes Phosphorbronzerad,
                              									sowie unter Annahme reichlich bemessener Arbeitsflächen zu einem sehr brauchbaren
                              									Uebertragungsmittel für mittlere und kleinere Kräfte. Die eingängige Schnecke eignet
                              									sich mit ihrem geringen Wirkungsgrad von 40 bis 60 Proc. nur für specielle Fälle
                              									einer Zwangslage. Wendet man dagegen höhere Steigungswinkel, z.B. bis 45° an, so
                              									ergibt sich ein Wirkungsgrad von reichlich 84, selbst bis 86 Proc. und es tritt
                              									dadurch der Schneckenbetrieb in die Reihe der für unsere Zwecke brauchbaren
                              									Uebertragungsmittel ein.
                           Dieser letzteren Reihe von Versuchen an einzelnen Transmissionsmitteln lag noch ein
                              									besonderer Zweck zu Grunde. Sie sollten hauptsächlich dazu dienen, diejenigen
                              									Uebersetzungsglieder herauszufinden, welche sich zur Einschaltung zwischen
                              									Elektromotor und der zu betreibenden Maschine am besten eignen, wenn
                              									Geschwindigkeitsübersetzungen zwischen diesen beiden nothwendig werden.
                           Es war also der Zweck dieser beiden Versuchsreihen ein gewissermaassen
                              									entgegengesetzter. In der ersten sollten Anhaltspunkte für den wirthschaftlichen
                              									Werth des bisherigen Systems mechanischer Transmissionen zur Ermöglichung eines
                              									Vergleichs mit demjenigen der elektrischen Transmission gefunden werden, in der
                              									zweiten sollten die wirthschaftlichen Eigenschaften einzelner mechanischer
                              									Transmissionsglieder festgestellt werden, wie wir sie bei elektrischen
                              									Transmissionen noch mit in Gebrauch nehmen müssen.
                           Wir sehen aus der ersteren Reihe, dass die Wirkungsgrade mechanischer Transmissionen,
                              									sowohl bei 2 als bei 3 Uebersetzungstufen sehr weit aus einander gehen. Sie bewegen
                              									sich bei 2 Stufen innerhalb der Werthe von 52, 70 und 71 Proc. (im Mittel 64,4
                              									Proc.) nach den Beispielen I, II, III [siehe 5), 10) und 15)], während bei 3 Stufen
                              									Werthe von 13,3, 60,5 und 66 Proc. (im Mittel 46,6 Proc.) auftreten [siehe 4), 9)
                              									und 14)]. Diese Unterschiede richten sich einestheils nach der jeweiligen stärkeren
                              									oder schwächeren Besetzung der Transmissionswellen mit Riemenscheiben, also nach dem
                              									Grade ihrer Ausnutzung, anderntheils liegen sie in der kraftverzehrenden Eigenschaft
                              									der Riemen. Noch weiter erniedrigen sich die Wirkungsgrade bei Betrieben, in welchen
                              									Maschinen ab und zu stillstehen, so dass die Belastung sich auf ¾ bis ⅔ der
                              									Vollbelastung vermindert. Die laufenden Transmissionen verbrauchen hierbei natürlich
                              									das gleiche Quantum von Leerlaufarbeit und es steigen dadurch procentual die
                              									Verluste. Diese Verluste weisen uns aber augenscheinlich auf den Unterschied
                              									zwischen der mechanischen und elektrischen Transmission hin, denn eine elektrische
                              									Leitung verbraucht keinen Strom für einen Motor, wenn
                              									derselbe in den Arbeitspausen der von ihm zu betreibenden Maschine still steht. Auch bei verminderter Belastung sinkt ihr
                              									Wirkungsgrad nicht, sondern er steigt sogar noch. Denn der Arbeitsverlust, in Watt,
                              									einer solchen elektrischen Leitung stellt sich dar durch den Ausdruck
                           Av = J2W,
                           worin J die Stromstärke in der
                              									Leitung und W den Widerstand der letzteren bedeutet. Bei
                              									sinkendem J wird also der Arbeitsverlust Av im
                              									quadratischen Verhältniss der verminderten Stromstärke kleiner. Es können also bei
                              									elektrischem Betrieb alle Verluste durch Leerlaufsarbeiten der
                              									Zwischentransmissionen, welche sonst während der Arbeitspausen der Maschinen
                              									auflaufen würden, erspart werden.
                           Wenn wir also im Stande sein werden, elektrische Transmissionen so zu bauen, dass
                              									deren Verluste schon beim Vollbetriebe geringer oder zum mindesten nicht grösser als
                              									diejenigen der mechanischen Transmission sind, so wird der wirthschaftliche Werth
                              									der elektrischen Transmission in manchen Fällen ihrer Einführung die Wege zu ebnen
                              									vermögen. Und wir erkennen auch bereits, dass sich die Verhältnisse namentlich bei
                              									intermittirenden Betrieben um so günstiger gestalten werden, je grösser die
                              									Arbeitspausen im Vergleich zu der wirklichen Arbeitsdauer sind.
                           Sehen wir nun zu, wie es mit den elektrischen Wirkungsgraden bestellt ist. Hier
                              									interessiren uns hauptsächlich diejenigen der Dynamo und der Elektromotoren, denn
                              									die elektrische Leitung macht uns keine Sorge, da wir entweder durch Vergrösserung
                              									des Leitungsquerschnittes oder Erhöhung der Stromspannung den Wirkungsgrad auf fast
                              									beliebige Höhe zu bringen vermögen. Innerhalb einer Fabrik zumal kann der
                              									Wirkungsgrad der Leitung immerhin im ungünstigsten Falle zu 97 bis 98 Proc.
                              									angenommen werden.
                           Was nun die Dynamo betrifft, so ist die Verwendung des Stromes in einer Fabrik in der
                              									Mehrzahl der Fälle eine mehrseitige, so dass die stromerzeugende Maschine eine
                              									Centrale bildet, die auch die Beleuchtung mit versorgen kann, die deshalb also
                              									immerhin schon unter die Mittelklasse der grösseren Dynamo zu rechnen ist, und bei
                              									welcher dann auch ein Wirkungsgrad von 90 Proc. und mehr vorausgesetzt werden
                              									kann.
                           Die Wirkungsgrade der Elektromotoren dagegen, sofern sich der Strom auf mehrere
                              									derselben vertheilt, sind entsprechend der verschiedenen Grosse der Maschinen auch
                              									verschieden und werden günstiger mit zunehmender Grösse der Motoren.
                           Beispielsweise sei über die Motoren der Allgemeinen
                                 										Elektricitäts-Gesellschaft bemerkt, dass der Wirkungsgrad selbst der
                              									kleinsten, der ⅓pferdigen Motoren, bei voller Belastung schon 70 Proc. beträgt, dass
                              									derselbe dann bei den grösseren Motoren, z.B. bei 9,5pferdigen, bereits 89 Proc.
                              									erreicht, während er bei 60pferdigen schon 90 Proc. übersteigt. Ferner sinkt er bei
                              									einer niedrigeren als der Normalbelastung, z.B. bei ⅔ derselben, nur um wenige
                              									Procent bei den grösseren Motoren und bei den kleinsten um nur 7 Proc. Selbst bei
                              									einer Verminderung der Belastung bis auf ⅓ beträgt die ganze Senkung bei den grossen
                              									nur etwa 8½ Proc. bei den kleineren etwa 10 Proc.
                           Diese günstigen Eigenschaften der Elektromotoren, gegen welche andere Motoren als:
                              									Dampfmaschinen, Gasmotoren u.s.w. und auch manche der gewöhnlichen
                              									Transmissionsmittel zurückstehen müssen, verdienen hier hervorgehoben zu werden.
                           Gehen wir nun über zur näheren Betrachtung elektrischer Transmissionen in ihrer
                              									Zusammenstellung:
                           I. Beispiel: Es sollte eine der Kraftquelle
                              									fernstehende, 7  zum Betriebe erfordernde Schrotmühle in einer Brauerei von
                              									einer elektrischen Centrale aus, welche für die Kellerbeleuchtung beständig im
                              									Betriebe ist, elektrisch betrieben werden.
                           Der Gesammtwirkungsgrad der elektrischen Transmission setzt sich zusammen aus:
                           
                              
                                 Wirkungsgrad der mit einer Dampfmaschine    unmittelbar gekuppelten
                                    											Dynamo
                                 0,90
                                 
                              
                                 Wirkungsgrad der elektrischen Leitung
                                 0,98
                                 
                              
                                           „           des 7--Elektromotors
                                 0,865
                                 
                              
                                           „           einer Stirnradübersetzung zwi-schen
                                    											Elektromotor und Schrotmühle
                                 0,97
                                 
                              
                           Daraus berechnet sich der Gesammtwirkungsgrad zu
                           0,90 . 0,98 . 0,865 . 0,97 = 0,74.
                           Eine mechanische Transmission, welche durch diese elektrische ersetzt wurde,
                              									erforderte mit ihren 3 Stufen laut Indicatormessungen folgende Betriebskraft:
                           
                              
                                 I. Stufe:
                                 Riemen zwischen Vorgelege undSchrotmühle
                                 0,2 
                                 
                              
                                 II. Stufe:
                                 Vorgelege welle, 26 m lang, 40 mmstark sammt Riemen
                                 2,7 
                                 
                              
                                 III. Stufe:
                                 Primärtransmission, 60 m lang,40 mm stark sammt Antriebsriemen
                                 3,8 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 in Summa
                                 6,7 
                                 
                              
                           Danach betrug der Gesammtwirkungsgrad der Transmissionsanlage:
                              									7 : (7 + 6,7) = 0,51.
                           Es wurden also durch die Einrichtung der elektrischen Transmission gespart: 100 (0,74
                              									– 0,51) : 0,74 = 31,1 Proc.
                           In gleicher Weise würde die Anwendung elektrischer Transmission zweckdienlich
                              									sein für: abseits liegende Wasserpumpen, fernliegende Ventilatoren zur Lüftung von
                              									Trockenräumen in chemischen Fabriken, Appreturanstalten, Schlichtereien,
                              									Leimfabriken, von Gährräumen und Kellern in Brauereien und Brennereien, Centrifugen
                              									in der Textil- und Zuckerindustrie, Schmiedeventilatoren, Fallhämmer mit
                              									Riemenbetrieb in Schmiedewerkstätten, Arbeitsmaschinen, welche – in
                              									Maschinenfabriken – unabhängig von der Haupttransmission und ohne Unterbrechung
                              									fortbetrieben werden sollen, z.B. Cylinderbohrmaschinen, Plandrehbänke u.s.w. (Sind
                              									solche Maschinen z.B. direct an einen eigenen Elektromotor angeschlossen und ist
                              									eine elektrische Speisebatterie vorhanden, so können solche über Nacht von letzterem
                              									weiter betrieben werden, während die Dampfmaschine ruht.) Ferner:
                              									Holzbearbeitungsmaschinen für Modelltischlereien, fernliegende Aufzüge u.s.w.
                           II. Beispiel: Bei einer grossen Zahl dieser Betriebe
                              									arbeiten die Maschinen nicht continuirlich und es treten dann die Wirkungsgrade Nr.
                              									19, 20 und 21 mit den Mittelwerthen Nr. 22 und 23 für mechanische Transmissionen bei
                              									zweistufiger Uebersetzung in Vergleichung. In diesen Fällen müsste also die volle
                              									Leerlaufarbeit für eine oder zwei der Stufen, die der Kraftquelle zunächst liegt,
                              									bei jeder Belastung, auch einer geringeren, bei mechanischer Transmission
                              									aufgewendet werden, und es liegt deshalb der Gedanke nahe, diese vollzubetreibenden
                              									Stufen durch elektrische Transmission zu ersetzen, um die Verluste durch die
                              									Leerlaufarbeit zu sparen. Wir denken uns eine solche Einrichtung alsdann so, dass
                              									einzelne Gruppen von Arbeitsmaschinen mit oder ohne Vorgelege durch je eine kleinere
                              									gemeinschaftliche Transmission betrieben werden, an welche ein Elektromotor von
                              									entsprechender mässiger Grösse und mässiger Geschwindigkeit unmittelbar angekuppelt
                              									ist, während zwischen diesem und der Centraldynamo nur die elektrische Leitung
                              									existirt, durch welche die schwere Haupttransmission ersetzt ist.
                           Der Wirkungsgrad einer solchen Anlage berechnet sich wie folgt:
                           
                              
                                 Wirkungsgrad
                                 der stromerzeugenden Dynamo
                                 0,90
                                 
                              
                                 „
                                 der Leitung
                                 0,98
                                 
                              
                                 „
                                 des Elektromotors (z.B. etwa
                                 
                                 
                              
                                 9,5 )
                                 
                                 0,89
                                 
                              
                           daher Gesammtwirkungsgrad = 0,90 . 0,98 . 0,89 = 0,78.
                           Sofern man mit einer solchen Anlage 2 Stufen, wie dies bei einer sehr grossen Zahl
                              									von Fällen zutreffen wird, ersetzen kann, deren Gesammtwirkungsgrad also nach Obigem
                              									im Mittel 64,4 Proc. beträgt, wird die Anwendung elektrischer Transmission mit ihrem
                              									Wirkungsgrad von etwa 0,78 sich als zweckmässig erweisen; sie wird es vielfach auch
                              									dann noch bleiben, wenn man an Stelle eines theureren langsam laufenden Motors einen
                              									billigeren und gedrängteren schnellaufenden Motor mit mindestens gleich hohem
                              									Wirkungsgrade setzt und zur Ausgleichung der Geschwindigkeiten zwischen Transmission
                              									und Motor eine nach unserer früheren Beschreibung ausgeführte Stirnradübersetzung
                              									mit 0,97 Wirkungsgrad einsetzt. Denn es vermindert sich dann der Gesammtwirkungsgrad
                              									nur auf etwa 0,97 . 0,78 = 0,75, stellt sich also gegen obige ungefähr 64,4 Proc.
                              									immer noch vortheilhaft. Auch erhält man dadurch bei billigem Betrieb noch eine
                              									relativ billige Anlage, wenigstens billiger, als wenn man zu dem äussersten Fall
                              									schreiten und jede Arbeitsmaschine mit einem besonderen Elektromotor betreiben
                              									wollte, der in Folge seiner Kleinheit dann auch einen geringeren Wirkungsgrad hat,
                              									so dass sich der erhoffte Nutzen zum Theil wieder aufhebt. Immerhin kann man damit
                              									schwerere Haupttransmissionen mit ihren oft kostspieligen Fundamenten und viel
                              									Schmiermaterial und Unterhaltungskosten sparen, abgesehen davon, dass die
                              									Montirungskosten einer solchen elektrischen Leitung gegenüber denjenigen schwerer
                              									Haupttransmissionen verschwindend gering sind.
                           Diese Art elektrischen Betriebes scheint sich durch ihre verhältnissmässige
                              									Billigkeit in Anlage, durch die Leichtigkeit und Einfachheit ihrer Ausführung wie
                              									nicht minder durch ihren angenehmen und billigen Betrieb einer besonders günstigen
                              									Aufnahme und Einführung zu erfreuen.
                           Auch bei einer anderen Gattung von Betrieben noch bringt die Einschaltung
                              									elektrischen Betriebes wirthschaftliche Vortheile. Man findet häufig in
                              									ausgedehnteren Fabriken ausser einer grösseren Betriebsmaschine eine Zahl kleinerer
                              									Dampfmaschinen, welche, in den einzelnen Werksabtheilungen aufgestellt, dieselben zu
                              									betreiben haben, z.B. in Maschinenfabriken, an welche grössere Betriebsabtheilungen
                              									als Giessereien, Schneidemühlen, Holzbearbeitungs-Werkstätten u.s.w. angeschlossen
                              									sind, ferner in Hüttenwerken, Kattunfabriken, Appreturanstalten, chemischen Fabriken
                              									u.s.w. Diese Dampfmaschinen haben mehr oder weniger lange Dampfleitungen, sind
                              									meistens von mässiger Grösse und als Auspuffmaschinen eingerichtet. Solche Anlagen
                              									lassen sich mit ganz wesentlichem Erfolge dahin abändern, dass man eine einzige
                              									Centraldampfmaschine mit mehrstufigem Verbundsystem und Condensation aufstellt, von
                              									welcher aus die Betriebskraft durch elektrische Uebertragung nach den verschiedenen
                              									Verbrauchsorten an Stelle der kleineren Dampfmaschinen geleitet wird.
                           Rechnen wir die Verluste an Wärme und Spannung in den Dampfleitungen zu nur 15 Proc.
                              									und nehmen wir an, dass die kleineren Auspuffdampfmaschinen durchschnittlich und
                              									stündlich nicht mehr wie 18 k Dampf für 1 effect.  und Stunde verbrauchen,
                              									so beträgt die entsprechende Dampfentnahme aus den Kesseln:
                           18 : (1 – 0,15) = 21,2 k für 1 effect.  und Stunde.
                           Bei der zweiten Anlage mit Centralmotor ist die einzige Dampfleitung gewöhnlich kurz
                              									und betragen die Verluste in derselben höchstens 5 Proc. Der Wirkungsgrad der
                              									Leitung also 95 Proc.
                           Es beträgt ferner:
                           
                              
                                 der
                                 Wirkungsgrad
                                 der
                                 Centraldampfmaschine
                                 85
                                 Proc.
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Centraldynamo mindestens
                                 90
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 elektrischen Leitung
                                 96
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Elektromotoren durchschn.
                                 85
                                 „
                                 
                              
                           und endlich kann man als stündlichen Dampfverbrauch der
                              									Dampfmaschine für 1 indicirte , 6,5 k rechnen,
                           dann erhält man als entsprechende Dampfentnahme aus den
                              									Kesseln für 1 effect. , welche von den Elektromotoren abgegeben wird:
                           6,5 : (0,95 . 0,85 . 0,90 . 0,96 . 0,85) = 10,96 k.
                           Die Ersparnisse an Dampf betragen also in diesem Falle
                           100 (21,2 – 10,96) : 21,2 = 48,3 Proc.
                           Hierbei ist zu beachten, dass der Dampfverbrauch von 18 k für Auspuffmaschinen noch
                              									ein günstiger genannt werden kann, da er bei kleinen Maschinen oft bis 25 k und mehr
                              									beträgt. Ziehen wir diesen Werth aber in Rechnung, so steigern sich die Ersparnisse
                              									bis auf 62,6 Proc.
                           Dies sind Zahlen, welche der Sache deutlich genug das Wort reden und die Anwendung
                              									solcher Centralisationen fast immer empfehlenswerth erscheinen lassen.
                           Es liegt ja hier allerdings der Erfolg nicht unmittelbar in der elektrischen
                              									Uebertragung selbst, sondern in dem bekannten wirtschaftlichen Unterschied der
                              									beiden Dampfmaschinengattungen und -grössen, allein die sparsam arbeitende und
                              									bequem auszuführende elektrische Uebertragung gibt das passendste Mittel ab zur
                              									Ermöglichung einer solchen Betriebscentralisation.
                           Als ein Beispiel grösseren Umfanges möge die elektrische Betriebseinrichtung der Actiengesellschaft für Fabrikation von Eisenbahnmaterial zu
                                 										Görlitz erwähnt sein, in welcher:
                           
                              
                                 21
                                 ElektromotorenElektromotor
                                 von„
                                 30 20 
                                 zum Betriebe der Schneide-mühle und Tischlerei;
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 „
                                 15 
                                 zum Betriebe einer Hobel-maschine bezieh. der
                                    											neuenSchlosserei;
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 „
                                 1,5 
                                 zum Betriebe von Farbmühlen;
                                 
                              
                                 1 fahrbarer Elektromotor von 1  zum Betriebe
                                    											einer     transportablen Bohrmaschine
                                 
                              
                           in Thätigkeit sind. Vor Einführung des elektrischen Betriebes wurde nämlich diese
                              									Werksabtheilung durch eine besondere Dampfmaschine betrieben, welche ihren Dampf von
                              									dem fernliegenden Kesselhause erhielt. Durch eine sparsam arbeitende elektrische
                              									Kraftübertragung wurde der Anschluss an die sehr ökonomisch arbeitende grosse
                              									Centraldampfmaschine bewirkt und mit bedeutendem wirthschaftlichem Erfolge die
                              									zweite Dampfmaschine ersetzt.
                           In der gleichen Weise ist natürlich die Fabrik Ackerstrasse der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft eingerichtet.
                              									Neben 2 kleineren je 150pferdigen Verbunddampfdynamo sendet eine 300pferdige
                              									Verbunddampfmaschine mit Condensation und unmittelbar gekuppelter Dynamo Strom für
                              									Licht und Kraft nach den einzelnen Werksabtheilungen, und zwar befinden sich in
                              									der
                           
                              
                                 Maschinenfabrik, Schmiede, Tischlerei
                                 
                              
                                     und Ankerwickelei
                                 21
                                 Elektromotoren
                                 mit
                                 zus.
                                 91 
                                 
                              
                                 Ankerfabrik
                                 7
                                 „
                                 „
                                 „
                                 61 
                                 
                              
                                 Kabelfabrik
                                 3
                                 „
                                 „
                                 „
                                 22 
                                 
                              
                                 Gummifabrik
                                 1
                                 „
                                 „
                                 „
                                 80 
                                 
                              
                                 Probirstation
                                 8
                                 „
                                 „
                                 „
                                 156 
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 im Ganzen also
                                 40
                                 Elektromotoren
                                 von
                                 zus.
                                 410 
                                 
                              
                           Wie schon früher betont, sind es aber ganz besonders die zeitweise aussetzenden
                              									Betriebe, bei welchen die elektrische Transmission zweckmässig erscheint, und unter
                              									diesen sind es besonders die Hebevorrichtungen, als: elektrische Aufzüge, Winden,
                              									Kräne, Schiebebühnen, Drehscheiben, Pumpen für Wasserstationen auf Bahnhöfen u.s.w.,
                              									welche noch einer eingehenderen Betrachtung unterzogen werden sollen. Denn bei
                              									diesen sind die Arbeitspausen fast durchgehends bedeutend grösser als die
                              									Arbeitszeiten, und ausserdem sind die Winden sehr häufig so gelegen, dass sie von
                              									mechanischen Transmissionen nur in mehr oder weniger umständlicher oder schwieriger
                              									Weise zu erreichen sind.
                           Man findet häufig in Berlin hydraulische Fahrstuhlanlagen, bei welchen der Fahrkorb
                              									von einem Tauchkolben getragen wird, der durch Wasserdruck gehoben oder gesenkt
                              									wird. Das erforderliche Wasser wird geliefert entweder:
                           1) durch eine mittels Gasmotors betriebene Wasserpumpe, welche es nach einem
                              									hochgelegenen (gewöhnlich im Dachraum des Hauses untergebrachten) Behälter oder nach
                              									einem (irgendwo im Hause, je nach Umständen auch im Keller untergebrachten)
                              									Windkessel schafft und nach Befinden hierzu das verbrauchte Wasser stets wieder
                              									verwendet. Da ein Gasmotor nicht selbsthätig anlaufen kann, so ist hierzu ein
                              									Maschinist nöthig, der durch zeitweilige Ingangsetzung des Gasmotors den Behälter
                              									bezieh. den Windkessel stets genügend voll zu halten hat. Oder:
                           2) von einer städtischen Wasserleitung unmittelbar in den Hochbehälter im Dachraum,
                              									in welchem ein Schwimmerventil das verbrauchte Wasser selbsthätig stets durch
                              									frisches wieder ersetzt.
                           Nach den Berechnungen des Vortragenden ergeben sich für 100 Fahrten täglich auf 18 m
                              									Höhe bei einem auf 500 k Bruttolast berechneten Fahrstuhle für die
                              									Metertonnenstunde:
                           
                              
                                 1)
                                 für den Betrieb mit Gasmotor
                                 M. 0,364
                                 
                              
                                 
                                 bezieh. für einen verkleinerten KolbenKann
                                          													beim hydraulischen Fahrstuhl die Tauchkolbensäule derart verstärkt
                                          													werden, dass deren Durchmesser bezieh. deren Kolbenfläche auf die
                                          													für den Wasserdruck allein maassgebende Abmessung verkleinert werden
                                          													kann, so vermindert sich der Wasserverbrauch und die Kosten
                                          													dafür.
                                 M. 0,230
                                 
                              
                                 2)
                                 für den Betrieb durch die städt. Wasserleit.
                                 M. 3,18
                                 
                              
                                 
                                 bezieh. für einen verkleinerten KolbenKann
                                          													beim hydraulischen Fahrstuhl die Tauchkolbensäule derart verstärkt
                                          													werden, dass deren Durchmesser bezieh. deren Kolbenfläche auf die
                                          													für den Wasserdruck allein maassgebende Abmessung verkleinert werden
                                          													kann, so vermindert sich der Wasserverbrauch und die Kosten
                                          													dafür.
                                 M. 1,97
                                 
                              
                                 3)
                                 für den Betrieb mit Elektricität
                                 M. 0,298
                                 
                              
                           Alle diese Berechnungen stützen sich bis jetzt auf die Annahme, dass der Fahrkorb
                              									stets mit seiner Maximallast beladen wird. Dies tritt indessen in Wirklichkeit nur
                              									dann und wann ein und erfahrungsgemäss ergibt sich als durchschnittliche Belastung
                              									höchstens ⅖ der Maximalbelastung. Hierfür würde sich bei elektrischem Betriebe für
                              									die Metertonnen stunde M. 0,155 ergeben, oder M. 0,172 bei Berücksichtigung des
                              									Umstandes, dass der Wirkungsgrad des Elektromotors bei sinkender Belastung ebenfalls
                              									sinkt.
                           Zum Ueberblick über unsere bisherigen Betrachtungen sind die gefundenen Werthe in
                              									folgender Tabelle zusammengestellt, welche zugleich diejenigen Fälle finden lehrt,
                              									wo der Ersatz anderer Transmissionsmittel durch den elektrischen Betrieb in der That
                              									zweckmässig erscheint.
                           Vergleichstabelle der Wirkungsgrade
                                 										mechanischer und elektrischer Transmissionen.
                           
                              
                                         Beispiel Nr.Besetzung
                                    											derWellen
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 
                                 
                              
                                 schwach
                                 gut
                                 voll
                                 gut
                                 
                              
                                 1. MechanischeTransmissionen.Wirkungsgrad der    I.
                                    											StufeWirkungsgrad der    II. StufeWirkungsgrad
                                    											der    III. StufeGesammtwirkungs-    grad 2 stufig
                                 0,2560,6830,7620,520
                                 0,860,8350,840,70
                                 0,930,9150,7750,71
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 im Mittel 0,644
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Gesammtwirkungs-    grad 3 stufig
                                 0,133
                                 0,605
                                 0,660
                                 0,68
                                 Bei Vollbelastung
                                 
                              
                                 
                                 im Mittel 0,467
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Gesammtwirkungs-    grad 2 stufig
                                 0,465
                                 0,640
                                 0,645
                                 
                                 Bei ¾ der Vollbelastung
                                 
                              
                                 
                                 im Mittel 0,583
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Gesammtwirkungs    grad 2 stufig
                                 0,433
                                 0,645
                                 0,620
                                 
                                 Bei ⅔ der Vollbelastung
                                 
                              
                                 
                                 im Mittel 0,566
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Mittlere Entfernung    der Riemenschb.
                                 2,08 m
                                 0,55 m
                                 0,375 m
                                 
                                 
                                 
                              
                            
                           
                              
                                 
                                    
                                    2.
                                       											Dampfbetriebe
                                    
                                 Kleine Hoch-druckmaschinenmit
                                    											Central-dampfleitung
                                 Grosse Central-dampfdynamomit
                                    											elektr.Uebertragung
                                 Ersparnisse beielektr. Uebertragungin
                                    											Proc.
                                 
                              
                                 Stündlicher Dampf-    verbrauch für    1 geleistete 
                                    											k
                                 21,2–30,0
                                 10,96
                                 48,3–62,6
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                    3. Mittel-
                                       												und
                                    
                                    Grenzwerthe
                                    
                                 Mechan.Transmiss.
                                 Elektr.Trans-mission
                                 Ersparnissedurch elektr.Transm.
                                    											inProc.
                                 
                                 
                              
                                    a) Mittelwerthe:Wirkungsgrade
                                    											bei   2 StufenWirkungsgrade bei   3 StufenWirkungsgrade
                                    											bei   2 StufenWirkungsgrade bei   2 Stufen
                                 0,6440,4670,5830,566
                                 0,720,720,700,70
                                 10,535,116,719,2
                                 Bei VollbelastungBei VollbelastungBei ¾ der
                                    											VollbelastungBei ⅔ der Vollbelastung
                                 
                              
                                   b) Grenzwerthe:Wirkungsgrade
                                    											bei   2 StufenWirkungsgrade bei   3 StufenWirkungsgrade
                                    											bei   2 StufenWirkungsgrade bei   2 Stufen
                                 0,521–0,710,133–0,660,465–0,6400,433–0,645
                                 0,700,700,700,70
                                 25,5–080,5–5,733,6–8,638,3–7,9
                                 Bei VollbelastungBei VollbelastungBei ¾ der
                                    											VollbelastungBei ⅔ der Vollbelastung
                                 
                              
                            
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                    4.
                                       												Fahrstuhl-
                                    
                                    anlagen
                                    
                                 Betr. durchPumpe mitGasmotor
                                 Betr. durchstädt.
                                    											Wasser-leitung
                                 Betr. durchElektricität
                                 
                              
                                 f. tägl.100Fahrten
                                 f. 1 Met.-tonnen-stunde
                                 f. tägl.100Fahrten
                                 f. 1 Met.-tonnen-stunde
                                 f. tägl.100Fahrten
                                 f. 1 Met.-tonnen-stunde
                                 
                              
                                 
                                 M.
                                 M.
                                 M.
                                 M.
                                 M.
                                 M.
                                 
                              
                                 Kosten   bei   der  Maximalbelastung
                                 1,64
                                 0,364
                                 14,33
                                 3,18
                                 1,34
                                 0,298
                                 
                              
                                 Kosten   bei   der  Maximalbelastung
                                 1,03
                                 0,230
                                   8,80
                                 1,97
                                 1,34
                                 0,298
                                 
                              
                                 Kosten   bei   ⅖  der  Maximalbelastung  d.h.
                                    											Durchschnitts-  belastung
                                 1,03
                                 0,230
                                   8,86
                                 1,97
                                 0,775
                                 0,172
                                 
                              
                           Aus den vorstehenden Angaben geht hervor:
                           
                              1) Dass schwach besetzte Transmissionen von ausgedehnterer
                                 										Wellenlänge oder mehrstufiger Riemenübertragung wohl stets mit Vortheil durch
                                 										elektrischen Betrieb ersetzt werden und zwar entweder:a) dadurch, dass der Motor unmittelbar an die
                                       												Arbeitsmaschine angeschlossen wird, so dass dieser mit der letzteren ein
                                       												organisches Ganzes bildet, oder:b) dadurch, dass der Motor, die Haupt- und
                                       												Zwischentransmission ersetzend, eine kleinere Gruppe von Maschinen
                                       												treibt mittels einer möglichst unmittelbar an ihn angeschlossenen
                                       												Zwischentransmission, welche thunlichst leicht, kurz und dabei dicht
                                       												besetzt ist.
                              2) Dass der Ersatz von Dampfcentralen – mit einer Reihe kleiner
                                 										Auspuffmaschinen, die an erstere angeschlossen sind – durch eine elektrische
                                 										Centrale – bestehend aus einer ökonomisch arbeitenden Centraldampfdynamo mit
                                 										einer Reihe an dieselbe durch Leitungsdrähte angeschlossener Elektromotoren –
                                 										stets ganz erhebliche Vortheile bringt, indem dadurch selbst kleine Betriebe mit
                                 										geringen Unterschieden der wirtschaftlichen Vorzüge grosser, sparsam arbeitender
                                 										Dampfmotoren theilhaftig werden.
                              3) Dass die Anwendung elektrischen Betriebes auf
                                 										intermittirende Betriebe (Hebemaschinen, Fahrstühle) wirthschaftlich rationell
                                 										erscheint.