| Titel: | Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. | 
| Autor: | E. Gad | 
| Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 199 | 
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                        Neuerungen in der Tiefbohrtechnik.
                        Von E. Gad in
                           								Darmstadt.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Tiefbohrtechnik.
                        
                     
                        
                           Es sind wiederum die Fortschritte in der Verwendung der Elektricität als
                              									Betriebskraft für Gesteins- und Tiefbohrmaschinen, die das Interesse an erster
                              									Stelle in Anspruch nehmen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 199Fig. 1.Thomson's elektrische Kohlenschneidemaschine. Zuerst sei die elektrische Kohlenschneidemaschine der Thomson- von Depoele Electric Mining Comp. (D. p. J. 1892 283 173), Fig. 1, nach der Erfindung von Elmer A. Sperry in Chicago (Amerikanisches Patent Nr. 478141 vom 5. Juli
                              									1892) erwähnt, deren Motor die gegen früher sehr gesteigerte Betriebskraft von 15
                              									 liefert. Die Maschine arbeitet mit 220 Volt Spannung. Der Motor ruht, sehr
                              									geschützt durch eine Hülse, auf dem massiven gusseisernen Rahmen, der auch einen
                              									festen Arm mit einer beweglichen Messerkette trägt. Der Arm ist in gewissen Grenzen
                              									verstellbar, um die Länge des Schnittes je nach der Stärke des Kohlenflözes regeln,
                              									sowie um die Kette fest anspannen zu können. Die einzelnen Messer sind leicht
                              									auszuwechseln, so dass sie sich stets in brauchbarem Zustande erhalten lassen. Ihre
                              									wechselnde Form ermöglicht, den Kohlengrus gleich beim Schneiden aus dem Schlitze
                              									aufzuräumen. Die Bewegung der Messerkette wird von der Armaturachse her durch
                              									Getriebe übertragen. Diese Achse vermittelt aber zugleich auch den Vorschub durch
                              									Vorbewegung der Maschine an der Vorschubkette, die in einiger Entfernung von dem
                              									Fahrzeuge an einem Pfahl zu befestigen ist. Bemerkenswerth ist noch, dass die
                              									kleinen Rollräder nebst den Führungen nur bei der Arbeit zur Führung der Maschine
                              										auf den
                              									Schienen dienen, während zu Transporten das Fahrzeug gedreht und auf die
                              									geflanschten grossen Rollräder niedergelassen wird. Zur Bedienung der Maschinerie
                              									genügen zwei Mann, von denen der eine die Schneidearbeit überwacht, während der
                              									andere für die Ordnung des Geleises und den Vorschub sorgt.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 200Fig. 2.Elmer Sperry's elektrischer Bohrbetrieb. Eine Minirmaschine von ähnlicher Construction
                              									und Mächtigkeit ist von Benjamin A. Legg in Alleghany,
                              									Pa., (Amerikanisches Patent Nr. 482045 vom 6. September 1892) aufgestellt. Eine
                              									Modifikation dieser Maschine (Nr. 482046) zeigt die Schneidekette, um die Stirn des
                              									Fahrzeuges geführt, so dass ein Vorbohren in der Längsachse selbst ermöglicht
                              									ist.
                           Auch eine englische elektrische Schneidemaschine für
                              									Kohlen und anderes Gestein von Leewelyn B. Atkinson und
                              										Claude W. Atkinson in London (Amerikanisches Patent
                              									Nr. 403019 vom 30. August 1892) zeigt ähnliche Einrichtungen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 200Fig. 3.Goolden's elektrischer Stossbohrer. Die bisher behandelten Schneidemaschinen bedürfen zu ihrer tadellosen
                              									Wirksamkeit eines gleichmässigen weichen Gesteins. Wo aber z.B. Kohle in
                              									ungleichmässiger Beschaffenheit mit eingelagerten Steinen, oder ein Deckgebirge, wie
                              									Thon u.s.w., zu durchdringen ist, wird man oft einen Stossbohrer von leichterer Art
                              									verwenden, der an dem herzustellenden Schlitz entlang geführt wird, um diesen in
                              									anpickender Weise zu vertiefen. Zu einem derartigen Instrument, wie sie ähnlich in
                              										D. p. J. 1892 283 174
                              										Fig. 5 und 6
                              									abgebildet sind, hat Elmer A. Sperry neuerdings ein
                              									Getriebe construirt, das bereits in den Kohlengruben von Illinois, Kentucky, Indiana
                              									und Ohio mit bestem Erfolge im Gebrauche ist.
                           Ein Hauptaugenmerk ist bei dieser Einrichtung (Fig. 2)
                              									darauf gerichtet, den Rückstoss des Bohrmeissels a
                              									in der Hülse b, dessen Vorstoss durch die Spiralfeder
                              										c bewirkt wird, möglichst elastisch zu gestalten,
                              									um das Bohrgestell leicht und handlich herstellen zu können. Dies wird durch
                              									Anordnung der starken Ringfeder d erreicht, die bei
                              									Umdrehung des durch das Zahnrad e betriebenen
                              									Triebrades f functionirt. In die Hülse b ist ferner hinten der starke Gummipuffer g eingelegt. Das Zahnrad e
                              									gehört zur Armatur des Motors von 4 , der einen Strom von 10 bis 10,2 Ampère
                              									bei 220 Volt ergibt. Der Hub des 45 bis 70 k schweren Meissels beträgt 15 bis 18 cm
                              									und der Nutzeffect etwa 70 Proc. der ursprünglichen Kraft, also z.B. beim
                              									Anfangsdruck der Spiralfeder von 600 k beim Auftreffen des Meissels noch 420 bis 450
                              									k.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 200Fig. 4.Goolden's elektrischer Drehbohrer. Die englische Firma Goolden and Comp., Harrow
                              									Road, London W., fertigt bereits seit mehreren Jahren elektrische Bohrmaschinen
                              									verschiedener Art an, von denen in Fig. 3, 4 und 5 drei typische
                              									Instrumente dargestellt sind.
                           Der Apparat Fig. 3 ist ein Stossbohrer für hartes
                              									Gestein, wie Granit oder Quarz. Fig. 4 zeigt einen
                              									leichten Drehbohrer für Kohle und mildes Gebirge. Sein Vorschub ist automatisch. Das
                              									Gestell gestattet Gebrauch in verschiedenen Höhen und in jeder Bohrrichtung. Die
                              									Bohrlöcher von 2 bis 5 cm Weite werden bis zu einer Gesammttiefe von 1,2 m mit einer
                              									Geschwindigkeit von 15 bis 35 cm in der Minute hergestellt.
                           Ein ganz ähnlicher Apparat dieser Art ist auch im Gebrauche der amerikanischen Firma
                              										Thomson-Houston Electric Comp. in Boston.
                           Fig. 5 stellt eine kräftigere Drehbohrmaschine dar,
                              									die sich durch einen starken, etwas konischen Bohrstift mit einer grossen Zahl
                              									auswechselbarer Messer kennzeichnet.
                           Diese Erfindung der Gebrüder Atkinson in London hat auch
                              									das amerikanische Patent Nr. 482033 vom 6. September 1892 erhalten.
                           Man hat hier auf einen selbsthätigen Vorschub verzichtet, der leicht von einem
                              									Arbeiter mit der Hand geregelt werden kann.
                           
                           Es kann nicht in Abrede gestellt werden, dass gerade bei diesen leichten
                              									elektrischen Bohrmaschinen die Armaturen der Motoren sehr durch die Erschütterungen
                              									der Bohrarbeit angegriffen werden. Man wird wohl mit der Zeit den
                              									Wechselstrommaschinen den Vorzug vor den Gleichstrommaschinen geben müssen.
                              									Bemerkenswerth ist die grosse Sorgfalt, mit der bei all diesen Apparaten der Motor
                              									gegen Nässe, Schmutz und böse Wetter geschützt ist. Auf sorgsames Reinigen und Oelen
                              									ist auch stets zu achten. Bei der häufigen Erhitzung der Leitungen und Armaturen,
                              									besonders bei Störungen, ist Schutz gegen das Entzünden der Grubengase besonders
                              									wichtig. Man hat hierzu vorgeschlagen, einen dauernden Strom von Kohlensäure durch
                              									den Commutator zu führen, wodurch Entzündung ausgeschlossen würde. Kohlensäure
                              									liesse sich leicht in Stahlgefässen zur Stelle bringen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 201Fig. 5.Goolden's elektrischer Drehbohrer. Die Handhabung der Leitungsdrähte, falls die elektrische Kraft von
                              									entfernten Dynamos zugeführt wird, ist auch nicht ohne Gefahr. Ungewandte Arbeiter
                              									werden meist schon durch die kleinen, fast unvermeidlichen Stösse erschreckt.
                           Die Gebrüder Atkinson geben nachstehende Tabelle zum
                              									Vergleich der Wirksamkeit einer Transmission von 10  auf 1830 m Entfernung
                              									von Elektricität und Druckluft:
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                    System
                                    
                                 Kraft derDampfmaschine
                                 Kraft desMotors
                                 Entfernungder Maschinevom Motor
                                 Durchmesserdes Leitungs-drahtes
                                    											bezieh.des Rohres
                                 Kosten derMaschine mitDynamo
                                    											bezieh.Compression
                                 Preis desLeistungsdrahtesbezieh.
                                    											desRohres
                                 Preis desMotors
                                 Preis derganzen Instal-lation
                                    											ohneBaulichkeiten
                                 Nutzeffect
                                 
                              
                                 
                                 
                                    
                                    
                                 
                                    
                                    
                                 m
                                 cm
                                 M.
                                 M.
                                 M.
                                 M.
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Elektricität
                                 15,4
                                 10
                                 1830
                                 0,10
                                 5250
                                   4800
                                 2375
                                 12425
                                 65
                                 
                              
                                 Druckluft
                                 33,3
                                 10
                                 1830
                                 10
                                 3250
                                 17500
                                 1580
                                 22330
                                 30
                                 
                              
                           In Bezug auf elektrische Tiefbohrgeräthe ist anzuführen, dass die American Diamond Rock Boring Comp. in New York eine
                              									Diamantschürfbohrmaschine für elektrischen Betrieb eingerichtet hat. Dieser Apparat
                              									ähnelt in Grosse und sonstiger Einrichtung sehr der entsprechenden Maschine von Sullivan (D. p. J. 1890
                              										275 317), nur mit dem Unterschiede, dass der Vorschub
                              									nicht wie bei Sullivan durch Frictionsgetriebe, sondern
                              									durch zwei Wasserdruckcylinder geregelt ist.
                           Die elektrische Tiefbohreinrichtung von Fulton
                                 										Gardner (D. p. J. 1892 283 175) hat insofern Verbesserungen erhalten (Amerikanisches Patent Nr.
                              									478791 vom 12. Juli 1892), als eine elektrisch betriebene Pumpe zwischen
                              									Diamantbohrkrone und Motor eingefügt ist, ferner eine von der Bohrsohle zu Tage
                              									führende telephonische Leitung durch das Gehör die Bohrvorgänge controliren lässt,
                              									und schliesslich ein elektrisches Allarmsignal im Zimmer des Bohrmeisters eine
                              									etwaige Störung auf der Bohrsohle meldet.
                           Eine Tiefbohrmaschine mit elektrischem Antrieb (Fig.
                                 									6) hat auch Anton Schlepitzka in Wien (D. R. P.
                                 									Nr. 60786 vom 25. Januar 1891) erfunden. Der Elektromotor a dreht direct das Bohrgestänge b und wird
                              									mittels seitlicher Augen c an dem Bohrgestelle d derart geführt, dass er das Gestänge b belastet, der Vorschub des Bohrers also unter dem
                              									Gewichte des Elektromotors a und des Gestänges b erfolgt. Um ein Schlagen des Gestänges zu vermeiden,
                              									ist dasselbe in dem auf dem Gestelle verschiebbaren Sprossen e geführt.
                           Trotz aller Elektricität treten tagtäglich noch zahlreiche Formen neuer oder
                              									verbesserter Bohrapparate für die alten bewährten Betriebskräfte, Dampf, Pressluft,
                              									Zugthiere und Menschen, hervor.
                           So hat R. Stanley in Nuneaton, Warwick, eine Tunnelbohrmaschine mit zwei Schneidköpfen, Fig. 7 (D. R. P. Nr. 60237), hergestellt, die auf
                              									demselben Princip wie die einfache Schrämmaschine (Englisches Patent Nr. 20638 vom
                              									17. December 1890) desselben Erfinders beruht, die in noch älterer Form in D. p. J. 1889 273 248
                              									behandelt ist.
                           Die Maschine besitzt zwei Schneidkopfgestelle a, auf
                              									welchen die Wellen b gelagert sind. Diese tragen die
                              									aus den Armen c gebildeten Schneidköpfe. Letztere
                              									werden je von einer besonderen Antriebsmaschine d
                              									angetrieben und können unabhängig von einander aus- und eingerückt und gleichzeitig
                              									oder unabhängig von einander auf dem Bette der Maschine verschoben werden. Dieses
                              									selbst kann eine Verschiebung in Bezug auf die Schneidköpfe ausführen. Die Wellen
                              										b stehen mit Muttern e
                              									im Eingriff, die gegen Verschiebung gesichert sind und festgestellt den Vorschub der
                              									Welle b nebst Schneidköpfen durch die Antriebsmaschinen
                              									ermöglichen, während nach Feststellen der Wellen b und
                              									Lösen des Gestelles und der Muttern das Vorrücken des Gestelles bewirkt werden kann.
                              									Das durch die Drehung der Schneidköpfe erzeugte Bohrmehl wird durch eine
                              									Transportschnecke beseitigt, die ihren Antrieb ebenfalls von der Welle b aus mit Hilfe von Ketten und Kettenrädern erhält. Die Feststellung des
                              									Maschinengestelles im Tunnel erfolgt durch meisselartige Griffstützen, die zwischen
                              									zwei Bodenschienen geführt, in die Sohle eingetrieben und dann durch Keile befestigt
                              									werden, die sich gegen Querbolzen anlegen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 202Fig. 6.Schlepitzka's elektrischer Tiefbohrapparat. Die englische Kohlenschneidemaschine (Fig.
                                 										8) der Yorkshire Engine Comp. in Sheffield
                              									ist darauf hin construirt, nach beiden Richtungen zu schneiden, so dass sie, am Ende
                              									des Kohlenflötzes angelangt, den Rückweg ebenfalls unter Arbeitsleistung zurücklegt.
                              									Die Doppelcylinder für Pressluft von 225 mm Durchmesser geben 225 mm Hub bei Druck
                              									von 1200 k auf 1 qc. Der Bestimmung gemäss, in sehr niedrigen Strecken zu arbeiten,
                              									erhebt sich der Apparat nur 55 cm über die Schienen von 66 cm Gleisebreite. Das
                              									Gesammtgewicht des ganz aus Stahl hergestellten Apparates beträgt 8800 k. Als
                              									Leistung werden Schlitze von 1 m Tiefe mit einer Geschwindigkeit von 36 m in der
                              									Stunde angegeben. Zwei Arbeiter genügen zur Bedienung der Maschine, die auch die
                              									Schienen nach Bedarf legen und umlegen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 202Fig. 7.Stanley's Tunnelbohrmaschine. Im Gegensatz zu den einzelnen Schneiden tritt auch wiederum in Amerika das
                              									Bestreben zur Verwendung eines Systems mehrerer Einzelbohrer zum Herstellen von
                              									Schlitzen (D. p. J. 1892 283
                              									173) auf. Dies zeigt die Minirmaschine von George F. Myers in Pittsburg (Amerikanisches Patent Nr.
                              									481187 vom 23. August 1892), Fig. 9. Dort wechseln
                              									Hohlbohrer a mit inneren Führungen b, mit Stangenbohrern c
                              									und äusseren Führungen d mit einander ab.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 202Fig. 9.Myers' Minirmaschine. Von einfachen Gesteinsbohrmaschinen für Dampf- bezieh. Druckluftbetrieb
                              									für Stossbohrer sind zu nennen von: J. W. Larmuth und R. B.
                                 										Howarth in Pendleton, Lancashire (Englisches Patent Nr. 10050 vom 13. Juni
                              									1891); G. S. Ullathorne in London (Englisches Patent
                              									Nr. 12948 vom 30. Juli 1891); Thomas F. Farrel in
                              									Paterson, N. J. (Amerikanisches Patent Nr. 479356 vom 19. Juli 1892); Seth Lloyd and William R. Lloyd in West New Brighton,
                              									N. Y. (Amerikanisches Patent Nr. 481632 vom 30. August 1892).
                           Textabbildung Bd. 287, S. 202Fig. 8.Yorkshire's Kohlenschneidemaschine. Eine deutsche Erfindung dieser Art ist die pneumatische Gesteinsbohrmaschine von Emil v.
                                 										Bühler in Berlin-Charlottenburg (D. R. P. Nr. 60635), Fig. 10. Der Kolbencylinder a der Maschine ist von dem zweitheiligen Mantel b,
                                 										c umgeben, der aus einem inneren und einem äusseren Cylinder besteht.
                              									Zwischen sich belassen dieselben einen Ringraum, der durch eine Scheidewand in eine
                              									Lufteinlass- und eine Luftauslasskammer getheilt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 287, S. 202
                              Fig. 10.v. Bühler's pneumatische Gesteinsbohrmaschine.
                              
                           Der innere Mantelcylinder b ist
                              									gleich dem Kolbencylinder mit den Luft-Ein- und -Auslässen versehen und der
                              									Kolbencylinder a mit Anschlägen d ausgestattet, so dass sich der Kolben e in
                              									dem Kolbencylinder a hin und her bewegen kann und
                              									diesen erst nahe seiner Herstellung beim Antreffen an die Anschläge d mitnimmt und die Umsteuerung bewirkt. Der
                              									Kohlencylinder bleibt dann wieder so lange in Ruhe, bis der nun in entgegengesetzter
                              									Richtung laufende Kolben die anderen Anschläge trifft und von neuem die Umsteuerung durch kurze
                              									Verschiebung des Kolbencylinders bewirkt.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 203Fig. 11.Franke's Schrammeissel. Ein ganz eigenartiges und sehr brauchbares Werkzeug ist der pneumatische Schrämmeissel des Fahrsteigers Carl Franke in Eisleben (Fig.
                                 										11).Eine genaue
                                    											Beschreibung von der Einrichtung und Verwendung dieses Werkzeuges enthält
                                    											der Artikel: „Schrämmeissel, System Franke,
                                       												im Mansfeldischen“ von Johann Pilar in
                                    											der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                       												Hüttenwesen, Wien, Nr. 7 vom 13. Februar 1892. Die
                              									besondere Bestimmung dieses Apparates ist, in den niedrigen Schächten der Mansfeld'schen Gruben den schmalen Kupferschieferflöz
                              									nebst dem Hangenden bis zu einer Gesammthöhe des Daches von 0,47 bis 0,58 m zu
                              									lösen, was durch Führung mit der Hand seitens eines auf der Seite liegenden Häuers
                              									geschieht. Ein gewöhnlicher Meissel erhält unter Anwendung von Druckluft eine sehr
                              									hohe Anzahl von Schlägen, ungefähr 8000 in der Minute (bei Leergang sogar, nach der
                              									Messung durch den eigens hierzu construirten Hubzähler von Siemens und Halske, deren 15000), bei einem sehr geringen Hube von 1,5 bis
                              									2 mm, so dass er gewissermaassen schabend wirkt.
                           Der zweitheilige Hauptkörper a nimmt beim
                              									Zusammenschrauben die Cylinderbüchse b mit 16 runden
                              									Lufteinströmöffnungen c auf. Der vordere Theil des
                              									Hauptkörpers führt die Kolbenstange des Kolbens d, den
                              									cylindrischen Meisselhalter e, und enthält das Lager
                              									für die beiden entgegengesetzt gewundenen Spiralfedern f:
                                 										g ist die Auspufföffnung, h das Schmierloch
                              									und i eine Oeffnung, um das Anschlagen der Kolbenstange
                              									auf den Meisselhalter zu erleichtern. Der Kolben d mit
                              									dem Ringmuschelschieber k ist besonders patentirt (D.
                              									R. P. Nr. 56956 vom 10. Juni 1891; Oesterreichisches Patent vom 30. December 1890).
                              									An den hinteren Theil des Hauptkörpers a schliesst sich
                              									das rechtwinkelig gebogene Luftzuführungsrohr mit dem sehr praktischen Regulirhahn
                              										l für die Luftzuführung, der wiederum mit dem
                              									Gummischlauche für die Luftzuführung verbunden ist. Durch Hin- und Herdrehen des
                              									aussen leicht gerippten und innen mit vier längs der Achse angeordneten
                              									Ueberführungskanälen versehenen Regulirringes kann der Druck vom vollen Druck von 4
                              									at bis zur völligen Abstellung geregelt werden.
                           Der Arbeiter lässt bei der Arbeit, auf der Seite liegend, das Werkzeug mit dem Körper
                              										a in der linken Hand ruhen und führt mit der
                              									rechten Hand den Meissel, indem er zugleich den Druck regulirt. So schrämt ein Mann
                              									in einer Stunde 0,5 qm aus. Nach dem Schrämen werden für 1,50 m Schrämlänge mit
                              									stärkeren Bohrmaschinen, gleichfalls nach dem System Franke, 50 bis 55 cm über der Schrämsohle je ein Bohrloch von 45 bis 55 cm
                              									Tiefe angesetzt und mit 4 cm langen Gelatinedynamitpatronen von 18 mm Durchmesser
                              									abgethan.
                           Bemerkenswerth ist, dass ein ähnliches Werkzeug bereits vor 6 oder 7 Jahren von James Mac Coy in Brooklyn erfunden, aber doch erst etwa
                              									gleichzeitig mit dem Mansfelder bekannt geworden ist.
                           Dergleichen leichte Schrämmaschinen werden überhaupt in allen niedrigen Strecken zum
                              									Anschneiden von mittelfestem Gestein, wie Kohle, Salz, Anhydrit u.s.w., von grossem
                              									Nutzen sein.
                           Bei der verhältnissmässigen Seltenheit von Drehbohrmaschinen mit Druckluftmaschinen ist es besonders beachtenswerth, dass
                              									eine derartige Maschine, System Harrass, die in Ischl in Gebrauch ist (D. p.
                                 										J. 1890 275 392), mehrfache Verbesserungen,
                              									bestehend in vereinfachter Luftzuführung, festerer Ständerung u.s.w., erfahren
                              										hat.Abbildung und
                                    											nähere Beschreibung der „rotirenden Gesteinbohrmaschine, System Harras, gibt die Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, Wien, Nr.
                                    											50 vom 12. December 1891.
                           Noch eine Stossbohrmaschine für Handbetrieb ist von Perley P. Belt in Waco,
                              									Texas (Amerikanisches Patent Nr. 479615 vom 26. Juli 1892 – eine Verbesserung von
                              									Nr. 408138) zu nennen, die eine lange starke Spiralfeder durch Handgetriebe anspannt
                              									und den Meissel vorschnellen lässt.
                           Von den zahlreicheren Drehbohrmaschinen für Handbetrieb zeigt eine solche von G. Burnside in Durham (Englisches Patent Nr. 2299 vom
                              									9. Februar 1891) eine Schutzhülse mit Ablasshahn um den Bohrer, um etwaige
                              									schlagende Wetter, besonders beim Bohren in Kohlenflözen, unschädlich zu machen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 203Fig. 12.Ingersoll's Gesteinschneidemaschine. Eine zweite englische Maschine dieser Art von W.
                                 										D. Lewis in Pontipridd, Glamorgan (Englisches Patent Nr. 18996 vom 4.
                              									November 1891) eignet sich besonders zum Bohren von Anthracit in beschränkten
                              									Räumen.
                           Die in Fig. 12 dargestellte Gesteinschneidemaschine von Ingersoll-Sergeant ist
                              									in amerikanischen Steinbrüchen bereits seit mehreren Jahren in Gebrauch und findet
                              									auch neuerdings in England Verwendung. Dieselbe schneidet ganze Blöcke harten
                              									Gesteins durch Arbeit über Tage aus und ersetzt vielfach mit Vortheil das Sprengen.
                              									Die Führung mit dem Schneidemeissel wird von einer dreicylindrigen Maschine
                              									automatisch an einer Führungschraube und einer parallelen Führungstange, die auf
                              									vier festen Beinen ruhen, hin und her bewegt und dadurch die Schlitze 3 m lang, 66
                              									mm breit und 2,1 m tief hergestellt. In 10stündiger Arbeit lassen sich Längen von 20
                              									bis 30 m ausschneiden. Auch auf schiefen Ebenen und in den verschiedensten
                              									Bohrrichtungen lässt sich die Maschine verwenden.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 204Fig. 13.Knox' Bohrloch. Da die Ingersoll Rock Drill Comp. selbst das
                              									Sprengen noch vielfach neben dem Schneiden ausführt, erscheint es besonders wichtig,
                              									auf das Verfahren aufmerksam zu machen, was bei ersterer Art nach einem neuen System
                              									von Knox in Anwendung kommt. Es beruht dies darauf,
                              									dass die Form der Bohrlöcher und eine leichte Schrämung der Gesteinsoberfläche (Fig. 13) dem Sprengmaterial den Weg weisen, gleich wie
                              									ein vom Diamant leicht angeritztes Glas in der Richtung des Ritzes springt.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 204Fig. 14.Pendelnder italienischer Schlag. Die maschinelle Bohrung hat aber auch die Häuerbohrung noch keineswegs
                              									verdrängt, und darum sind Höfer's Versuche über die
                              									Häuerleistung bei der Bohrarbeit von höchstem Interesse.Höfer's Versuche über die Häuerleistung bei der
                                    											Bohrarbeit; vom k. k. Prof. Franz Ritter v. Rziha.
                                       												Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, Wien, Nr.
                                    											14 vom 2. April 1892. Die Versuche beziehen sich im Wesentlichen
                              									auf die Abnahme der Leistungen, die sich beim Hauen von Bohrlöchern von der
                              									absteigend senkrechten Richtung, erst in schräg absteigender, dann in schräg
                              									aufsteigender Richtung, bis zum senkrechten Firstenloch ergeben. Die aufgestellten
                              									Tabellen erweisen gute übereinstimmung von Theorie und Praxis. Für die Praxis ergibt
                              									sich das wichtige Resultat, dass die italienische
                              									Bohrmethode, die im pendelnden Schlage besteht (Fig. 14), dem directen deutschen Zuschlagen (Fig. 15), bei
                              									aufsteigenden Bohrlöchern, vorzuziehen ist.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 204Fig. 15.Directer deutscher Schlag. In Bezug auf Tiefbohrgeräthe ist
                              									bemerkenswerth, dass FauckFauck und Co., Wien III/2, Geologengasse 8. Illustrirter Katalog. IV Auflage.
                                    										1892. neuerdings mehrere seiner Bohrkrähne, z.B. Nr. 2 und Nr. 4, für
                              										Freifallbohren zum Wechsel mit kanadischem Bohren (D. p.
                                 										J. 1889 272 244) eingerichtet hat. Mannigfache
                              									Erfolge der letzteren Methode, auch im galizischen Oelgebiete, mögen ihn wohl dazu
                              									bestimmt haben. Die Maassregel ist sehr einfach. Soll von der Freifall- zur
                              									Rutschscherenbohrung übergegangen werden, so wird bloss der Prellklotz entfernt und
                              									das Prellager festgestellt; die Maschine kann dann entsprechend rascher laufen.
                           Um beim kanadischen Bohren auch die grössere Elasticität zu erreichen, die beim
                              									Seilbohren in Folge der Nachgiebigkeit des Seiles so vortheilhaft einwirkt,
                              									empfiehlt Fauck die Einschaltung seiner neuen Seilstangen.
                           Dieselben unterscheiden sich von den Holzgestängen nur dadurch, dass das Holz durch
                              									ein ebenso starkes Seil ersetzt ist, dessen obere Hälfte rechts und untere Hälfte
                              									links gedreht ist.
                           Unmittelbar an der Bohrkette werden nun zuerst ein oder zwei solcher Seilstangen von
                              									etwa 10 m Länge angehängt, worauf das gewöhnliche Holzgestänge folgt. Auf diese
                              									Weise hat man dem kanadischen Bohrer eine dem Seilbohrer ähnliche Elasticität
                              									gegeben, ohne dabei die Vortheile eines festen Gestänges zu verlieren.
                           Von Fauck'schen Bohrgeräthen sei noch besonders auf die
                              									neuen Hohlfreifallinstrumente (Mantelfreifall) und die Wasserspülrutschscheren
                              									hingewiesen, die auch einen Uebergang zum Spülbohren mit Hohlgestänge gestatten.
                           Eine Verbesserung an dem Getriebe einer Diamantschürfbohrmaschine der Sullivan Machinary Co. hat Albert Ball in Claremont, N. H. (Amerikanisches Patent Nr. 478077 vom 5.
                              									Juli 1892 – auf Grund von Nr. 415822) getroffen.
                           Zwei neue Seilbohrmaschinen für Tiefen bis 200 m mit zweckmässigem Getriebe sind in
                              									den Vereinigten Staaten von Nordamerika construirt von John
                                 										R. Davis in Chicago (Amerikanisches Patent Nr. 479059 vom 19. Juli 1892)
                              									und James W. Draper, Frederick Draper und Walter Ellsworth in Alden, Iowa (Amerikanisches Patent
                              									Nr. 481482 vom 23. August 1892).
                           Textabbildung Bd. 287, S. 204Fig. 16.Ireland's Schmandbüchse. Eine zweckmässig scheinende Verbindung eines Tiefbohrmeissels mit einer
                              									Schmandbüchse (Fig. 16) für Abstossen von Bohrungen von geringen Abmessungen ist von Lewis N. Ireland in Pittsburg, Pa. (Amerikanisches
                              									Patent Nr. 478605 vom 12. Juli 1892) vorgeschlagen. Zum drehenden Bohren von nicht zu tiefen Bohrlöchern dient ein neuer Erdbohrer
                              										(Fig. 17) von Daniel R.
                                 										Monroe in Bloomfield, Iowa (Amerikanisches Patent Nr. 481636 vom 30. August
                              									1892).
                           Von neuerdings ausgeführten Tiefbohrungen nimmt vor allen das Bohrloch Nr. 18 in Równe bei Dukla das grösste Interesse in Anspruch, da
                              									es als das tiefste in Galizien bis 620,5 m Tiefe nach der kanadischen Methode abgebohrt ist. Der Anfangsdurchmesser beträgt 45 cm,
                              									der Enddurchmesser 8,75 cm; das Bohrloch ist bis zur Sohle mit 7,5 cm-Röhren
                              									verrohrt. Vom 20. September 1890 bis zum 3. Mai 1892 wurde in 692 Schichten zu je 12
                              									Stunden, abgesehen von Nebenarbeiten, Tag und Nacht gebohrt; Nachts bei elektrischer
                              									Beleuchtung. Die maximale Leistung in 24 Stunden betrug 5,70 m, die minimale 0,20 m,
                              									die durchschnittliche 2,24 m bei Durchsinken von Schiefer und Sandstein. Der Erfolg
                              									bestand im Anfahren eines neuen Oelhorizontes, der anfangs durch Pumpen 70 Barrels à
                              									150 k Erdöl täglich lieferte.
                           Eine fernere wichtige Bohrarbeit, das Abteufen des Senkschachtes II der Zeche Westende bei Meiderich im Bergrevier Duisburg, ist dadurch
                              									glücklich abgeschlossen, dass am 5. Mai 1892 der unterste Keilkranz bei 103,740 m
                              									Teufe an das feste Kohlengebirge angeschlossen ist, nachdem die Arbeit Mitte Juni
                              									1889 begonnen war. In den ersten gusseisernen Senkschacht von 5,5 m lichter Weite,
                              									der 20 Ringe à 1,5 m Höhe enthält, musste ein zweiter mit 5 m Weite, in 98 Ringen zu
                              									je 1 m Höhe, eingebaut werden. Zum Bohren wurden anfänglich kleine Handsackbohrer an
                              									schmiedeeisernem Bohrgestänge von 5 cm lichtem Durchmesser angewendet. Bei 22 m
                              									Tiefe erwies sich dies Verfahren aber nicht mehr rationell, weil der Zeitverlust den
                              									Fortschritten gegenüber zu bedeutend war, und man ging deshalb zum Bohren mit
                              									grossen Sackbohrern von 4 m Durchmesser am Hohlgestänge von 40 cm äusserem
                              									Durchmesser über. Die Kosten, die dieser Einbau von etwa 1000000 k Eisen verursacht
                              									hat, belaufen sich wenig über 300000 M. Die Schachtweite von 5 m genügt reichlich
                              									für alle Förderzwecke.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 205Fig. 17.Monroe's Erdbohrer. Wenn noch zu bemerken ist, dass im Laufe der Arbeit wiederholt in dem
                              									wassererfüllten Schacht Reparaturen unter Wasser von Tauchern ausgeführt sind, so kann noch von einem ähnlichen Vorkommniss in
                              										Mexico berichtet werden, woselbst in dem grossen
                              									Tunnel von Tequixquiac, der zur Drainirung des Thales
                              									von Mexico ausgeführt ist, gewöhnliche Arbeiter in Taucherkostümen in beschädigte
                              									Brunnenschächte herabgelassen sind, um dort stundenlang unter Wasser Ausbesserungen
                              									vorzunehmen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 205Fig. 18.Godfrey's Brunnensystem. Eine zweckmässige Vorsichtsmaassregel ist bei Lallaing, Nordfrankreich, in Anwendung gekommen, um beim Schürfbohren auf
                              									Kohle das Wasser einer starken Springquelle abzuhalten, deren Lage unter Tag aus
                              									benachbarten Bohrungen bekannt war. Auf 15 bis 16 m Tiefe lagerte eine
                              									undurchlässige Schicht von 5 bis 10 m Mächtigkeit. In diese 0,35 m hinein wurde eine
                              									Röhrentour von 0,66 m Durchmesser und 3 mm Wandstärke 15,45 m tief von Tage
                              									versenkt. Nachdem man weitere 2,35 m in die undurchlässige Schicht vorgebohrt hatte,
                              									wurde eine zweite Röhrentour von 0,55 m Durchmesser bis zur Bohrsohle geführt und
                              									der ringförmige Raum zwischen den beiden Röhrentouren mit Cement ausgefüllt. Sobald
                              									der Cement erhärtet war, wurde die Bohrung fortgesetzt, bis die Thonschicht
                              									durchbrochen war, worauf das Wasser 3 m hoch über den Erdboden sprudelte. Ein
                              									Rohr von dieser Höhe wurde aufgesetzt und dann die Bohrung auf 47,85 m Tiefe
                              									fortgeführt. Dann wurde eine Eisenröhrentour von 0,40 m in das Bohrloch versenkt und
                              									der Raum dahinter wie vorher hinterfüllt. Dieses einfache Verfahren erfüllte
                              									vollkommen den Zweck.
                           Von der grossen Entwickelung, die in Amerika die Tiefbohrung zur Wasserversorgung
                              									menschlicher Wohnstätten gewonnen hat, geben die Einrichtungen von C. H. Godfrey in Fremont, Nebraska (Fig. 18), ein Beispiel. Es sind dort in fünf Gruppen
                              										a je zehn Bohrbrunnen von 5 cm Rohrweite vereinigt,
                              									von denen Sammelröhren b von 15 cm lichter Weite nach
                              									dem Sammelbecken c führen. Der Pumpenbetrieb und die
                              									Wasservertheilung erfolgt durch Druckluftapparate vom Maschinenhause d aus.
                           Es lässt sich nur wünschen, dass auch bei uns die Wassergewinnung durch Tiefbohrungen
                              									immer mehr Ausdehnung gewinnen möge. Allerdings müsste man auch nicht die Kosten
                              									scheuen, gutes Wasser aus entsprechender Tiefe zu gewinnen, nicht aber mit dem
                              									ersten besten angebohrten Tagewasser vorlieb nehmen, oder gar verpestetes
                              									Flusswasser vom unteren Flussbett abzapfen.