| Titel: | Neuerungen in der Gasindustrie. | 
| Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 212 | 
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                        Neuerungen in der Gasindustrie.
                        (Schluss des Berichtes S. 187 d. Bd.)
                        Neuerungen in der Gasindustrie.
                        
                     
                        
                           Versuche mit einem 100pferdigen Gasmotor für
                              									Dowson-Gas.
                           Im Bayerischen Bezirksverein deutscher Ingenieure sprach Prof. Schröter über Versuche an einem eincylindrigen Gasmotor
                              									von 100 , welche Prof. Witz an einem grossen
                              									Gasmotor, System Simplex, von Delamare-Deboutteville und Malandin in der
                              									Maschinenfabrik von Matter und Co. vormals Powell in
                              									Rouen ausgeführt hat. Dieselben ergaben Vergleiche zwischen dem mit Dowson-Gas
                              									betriebenen Gasmotor und einer annähernd gleich starken Dampfmaschine.
                           Die Abmessungen des Gasmotors sind folgende:
                           
                              
                                    Cylinderdurchmesser
                                 0,575
                                 m
                                 
                              
                                    Hub
                                 0,950
                                 m
                                 
                              
                                    Normale Umdrehungszahl
                                 100
                                 
                                 
                              
                                    Mittlere Kolbengeschwindigkeit
                                 3,17
                                 m
                                 
                              
                                    Durchmesser der Welle im Lager
                                 0,24
                                 m
                                 
                              
                                    Zwei Schwungräder: Durchmesser
                                 3,60
                                 m
                                 
                              
                                                                     Gewicht je
                                 3900
                                 k
                                 
                              
                                 Die Versuchsergebnisse sind folgende:
                                 
                                 
                                 
                              
                                    Dauer (mit 30 Minuten Unterbrechung)
                                 24
                                 Std.
                                 
                              
                                    Mittlere Umdrehungszahl in der Minute
                                 100,8
                                 
                                 
                              
                                    Gebremste Leistung
                                 75,86
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Verbrauch für 1 Stunde und 1
                                    											:
                                 
                              
                                    Anthracit
                                 0,516
                                 k
                                 
                              
                                    Koks
                                 0,096
                                 k
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Gesammt
                                 0,612
                                 k
                                 
                              
                                    Wasser: für den Generator
                                 0,487
                                 l
                                 
                              
                                                 im Scrubber
                                 10,200
                                 l
                                 
                              
                                                 Cylinderkühlung
                                 50
                                 l
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Gesammt
                                 60,687
                                 l
                                 
                              
                                    Cylinderschmierung: Oel
                                 3,74
                                 g
                                 
                              
                                 Sonstiges Schmiermaterial
                                 0,45
                                 g
                                 
                              
                                    Dowson-Gas (auf 0° und 760 mm reducirt)        von
                                    											1487 Cal. absolutem Heizwerth        bei constantem Volumen
                                 2,370
                                 cbm
                                 
                              
                           Der Wirkungsgrad ist sehr gering, nämlich 76 gegenüber 112 , also zu 0,69,
                              									was Witz auf zu schwer construirtes Triebwerk und nicht
                              									gutes Oel zurückführt.
                           Zum Vergleich wird der Betrieb einer Dampfmaschine angenommen, welche mit bester
                              									Kohle von 8700 Cal. Heizwerth auf 1 k eine 10fache Verdampfung bei 5 at Ueberdruck
                              									erzielt; die Dampfmaschine brauche für 1  und Stunde 10 k Dampf; es
                              									entspricht dies einer Ausnutzung von 7,3 Proc., welche sich so vertheilen, dass auf
                              									den Kessel 73 Proc. und auf die Dampfmaschine rund 10 Proc. entfallen, d.h. von der
                              									verfügbaren Wärme der Kohle erhält man 73 Proc. in Form von Dampf und davon wieder 10
                              									Proc. als effective Arbeit.
                           Beim Gasmotor stellen sich die Verhältnisse wie folgt: Bei einem Heizwerth von 8500
                              									Cal. bezieh. 7300 Cal. für Anthracit bezieh. Koks sind für 1  und Stunde
                              									verfügbar: 0,516 . 8500 + 0,096 . 7300 = 4987 Cal., man gewinnt 2,37 cbm Gas von
                              									1487 Cal. Heizwerth, entsprechend 3524 Cal.; somit ist der Wirkungsgrad des
                              									Generators 70,6 Proc. Mit diesen 3524 Cal. liefert der Gasmotor eine Arbeit von 1
                              									 und Stunde entsprechend 636,8 Cal. Somit hat er einen Wirkungsgrad von 18
                              									Proc., und insgesammt ergibt sich 12,7 Proc. gegen 7,3 Proc. bei der
                              									Dampfmaschine.
                           Die Kosten für einen Tag von 10 Stunden stellen sich beim Gasmotor auf 31,68 M. gegen
                              									38,32 M. bei der Dampfmaschine, somit bei ersterem eine Ersparniss von 17 Proc. bei
                              									ununterbrochener Ausnutzung des Gasmotors. Bei zeitweilig geringerer Beanspruchung
                              									ändert sich die Betriebsökonomie bei dem Gasmotor in ungünstigerer Weise als bei der
                              									Dampfmaschine; allein das in obigen Zahlen enthaltene Urtheil wird hierdurch nicht
                              									wesentlich geändert. (Zeitschrift des Vereins deutscher
                                 										Ingenieure, 1891 Nr. 45 S. 1527.)
                           
                        
                           Ueber den Ersatz von Cannelkohlen durch Oel von W. Foulis.
                           Schon 1868 machte T. G. Barlow den Vorschlag, die
                              									Cannelkohlen durch Oel als Aufbesserungsmaterial für Kohlengas zu ersetzen; er
                              									mischte Kohle mit Schieferöl und vergaste dies auf gewöhnlichem Wege. Versuche, die
                              									Verfasser mit diesem Verfahren anstellte, ergaben auf 1 t Kohle mit 90,8 l Oel
                              									zusammen 277,5 cbm 25-Kerzengas; als beste Art ergab sich, feine Kohle mit dem Oel
                              									zu vermengen und dies vor dem Laden mit dem grössten Theil Kohle zu mischen. Der
                              									Erfolg war jedoch unsicher, da das Oel ganz verschieden mit den heissen
                              									Retortenwänden in Berührung kam. – Die jetzt gebräuchlichen Oelgasapparate sind sehr
                              									einfach; in Pintsch's Apparat ist die Retorte in zwei
                              									Abtheilungen getheilt, in der oberen steht eine flache Mulde, in welche das Oel
                              									einläuft. Die Dämpfe zersetzen sich beim Durchstreichen des unteren Theils und
                              									bilden ein permanentes Gas. In Keith's und ähnlichen
                              									Apparaten ist keine Scheidewand, das Oel läuft in den hinteren Theil der Retorte,
                              									verflüchtigt sich und zersetzt sich beim Durchstreichen derselben. Bei den in
                              									England üblichen doppeltlangen, durchgehenden Gasretorten wird das eine Steigrohr
                              									verstopft und auf dieser Seite das Oel eingeleitet.
                           Greenhough leitete das Oel durch ein einzölliges Rohr am
                              									Retortendeckel ein; dasselbe steckt innen in einem 2½zölligen, dieses wieder in
                              									einem 4zölligen Rohr, so dass das mittels Dampf eingespritzte Oel die Rohre
                              									durchlaufen musste. Die Dämpfe treten am rückwärtigen Ende der Retorte aus und
                              									zersetzen sich beim Durchlaufen derselben. Es war möglich, in der Stunde 18,2 l Oel
                              									zu vergasen und pro Retorte in 24 Stunden 212 cbm Gas zu erzielen. –
                           Die Schiefer selbst zu vergasen ist nicht zweckmässig, da sie nur wenig Gas und
                              									unbrauchbare Rückstände ergeben; das abdestillirte Oel dagegen ergab bei
                              									Hellrothglut der Retorten und 18,2 l Verbrauch in der Stunde 46,7 bis 49,8 cbm Gas
                              									auf 100 l. Die Leuchtkraft betrug 66 bis 62 Kerzen. Höhere Ofentemperatur und
                              									geringerer Oelzulauf lassen die Gasausbeute steigern auf 93,4 cbm Gas auf 100 l
                              									Oel, was 1125 cbm auf die Tonne entspricht. Die Leuchtkraft sank aber auf 28 Kerzen.
                              									Bei sehr hoher Hitze verstopften sich die Rohre zwischen Vorlage und Kühler, und der
                              									Apparat versagte bald. Bei grösserem Oelzulauf als 18 bis 23 l in der Stunde sank
                              									die Ofentemperatur rasch, das Oel destiltirte einfach ab und schied sich in den
                              									Apparaten wieder aus.
                           Als Mittel für die Gasausbeute kann man 50 cbm von 62 Kerzen annehmen. Die rohen Oele
                              									sind schwer zu behandeln wegen ihres geringen Flüssigkeitsgrades; in Amerika
                              									vergaste man solche, indem man ein Rohr, mit Koksklein gefüllt, mit Oel sich
                              									vollsaugen liess und dasselbe in die Retorte einschob. Für die Herstellung von
                              									Oelgas ist es zweckmässig, eigene Oefen zu bauen und das Oelgas mit dem Kohlengas in
                              									der Vorlage oder möglichst bald nach dieser zu mischen.
                           In Schottland werden jährlich etwa 170000 t Oel dargestellt, davon etwa 20000 t für
                              									Gasfabrikation tauglich; das importirte Oel beträgt jährlich etwa 400000 t. Der
                              									Import nahm in den letzten 5 Jahren um 42 Proc. zu, während das im Lande selbst
                              									hergestellte Quantum nicht leicht erhöht werden könnte. (Vortrag in der Incorporated
                              									Institution of Gas Engineers, London, 1891; Journal of
                                 										Gaslighting, 1891 Bd. 57 S. 593.)
                           
                        
                           Ueber Gasreinigung von Charles
                                 										Hunt.
                           Die Kohlensäure ist bekanntlich dasjenige Gas, welches von allen im Leuchtgas
                              									vorhandenen Stoffen die Leuchtkraft desselben am meisten herabdrückt.
                           Die Versuche des Verfassers ergaben für die Wirkung der Entfernung der Kohlensäure
                              									die folgende Tabelle; auf dem Wege zum Photometer passirte das Gas zwei
                              									Experimentiruhren, zwischen welchen ein kleiner Kalkreiniger eingeschaltet war. Der
                              									letztere und die zweite Uhr konnte auch umgangen werden. Bei Einschaltung des
                              									Reinigers ergab die Differenz beider Uhren die absorbirte Kohlensäure. Im
                              									vorgeschriebenen Argandbrenner wurden folgende Zahlen erhalten:
                           
                              
                                 Proc.Kohlen-säure
                                 Leuchtkraft bei 5 cbmConsum
                                 Zunahme der Leucht-kraft
                                 Proc. Zu-nahme auf1
                                    											Proc.Kohlen-säure
                                 
                              
                                 mitKohlen-säure
                                 ohneKohlen-säure
                                 Kerzen
                                 Proc.
                                 
                              
                                 7,6
                                 14,04
                                 17,34
                                 3,30
                                 23,5
                                 3,1
                                 
                              
                                 5,2
                                 14,08
                                 16,04
                                 1,96
                                 13,9
                                 2,7
                                 
                              
                                 3,8
                                 14,62
                                 16,23
                                 1,61
                                 11,0
                                 2,9
                                 
                              
                                 6,5
                                 11,17
                                 13,75
                                 2,58
                                 23,1
                                 3,5
                                 
                              
                                 2,7
                                 12,21
                                 13,16
                                 0,95
                                   7,8
                                 2,9
                                 
                              
                           Die mittlere Zunahme beträgt auf das Procent entfernter Kohlensäure 3 Proc. der
                              									Leuchtkraft. Bei gewöhnlichem Kohlengas beträgt die Zunahme an Leuchtkraft durch
                              									Absorption der vorhandenen 1,5 bis 2 Proc. Leuchtkraft etwa ½ Kerze.
                           Die beiden hauptsächlichen Methoden der Gasreinigung gebrauchen entweder für jede
                              									Verunreinigung des Rohgases ein besonderes Material oder nur ein einziges für
                              									sämmtliche zusammen. Im ersten Falle dient Eisenoxydmasse und Kalk, im letzten Kalk
                              									allein oder nur der Vorsicht wegen mit folgender Eisenoxydmasse. Die erste Art
                              									gebraucht acht bis zehn Reinigungskasten, die letzte vier solche, drei im Gang und
                              									einen offen, denen manchmal noch zwei Vorreiniger zugefügt sind. Eine grosse
                              									Reinigungsfläche ist erforderlich, weil Schwefelwasserstoff und Kohlensäure in einem
                              									Kasten aufgenommen werden. Die Menge des nöthigen Kalkes richtet sich nach dem
                              									Gehalt des Gases an diesen Bestandtheilen. Die fortwährende Wanderung des
                              									Schwefelwasserstoffes, welcher aus dem Schwefelcalcium durch Kohlensäure wieder
                              									ausgetrieben wird, lässt die Entfernung der Schwefelverbindungen etwas unsicher
                              									erscheinen; es werden demnach die Reiniger gewechselt nach der Menge der
                              									Schwefelverbindungen im reinen Gas, welche dieselben passiren, aber dies bedingt
                              									vermehrten Kalkverbrauch. Der ausgebrauchte Kalk wird leicht eine Quelle von
                              									Belästigungen. Wird dem Gase etwas Luft oder Sauerstoff beigemengt, so verschwinden
                              									die Schwierigkeiten, indem ein Theil Schwefel als solcher abgeschieden wird, ein
                              									Theil Sulfid bleibt. Die Schwefelverbindungen werden hierbei sicher entfernt, der
                              									ausgebrauchte Kalk ist fast geruchlos. – Der Luftzusatz bei Eisenreinigung
                              									beeinflusst die Leuchtkraft wenig, seine Wirkung ist nur proportional dem
                              									vorhandenen Luftvolumen; in der Praxis zeigt sich gar keine Verschlechterung.
                              									Sauerstoffzusatz ergab sehr günstige Resultate, da derselbe ganz oder fast ganz
                              									absorbirt wird, während von Luft immer der Stickstoff übrig bleibt.
                              									Eisenoxydreinigung lässt etwas Sauerstoff passiren, Kalkreinigung dagegen nicht.
                           Ueber die Luftmenge, welche dem Gase ohne erhebliche Schädigung der Leuchtkraft
                              									zugesetzt werden kann, gehen die Meinungen sehr aus einander; manche geben 3 bis 4
                              									Proc. an. Dagegen fand Valon, dass 2,5 Proc. Luft und
                              									darüber die Leuchtkraft um 7 bis 8 Proc. auf jedes Procent Luft verringerten. Die
                              									Verschiedenheiten liegen zweifellos in der Art der Messung in verschiedenen Brennern
                              									und bei verschiedenem Gasconsum. Bei Versuchen mit Eisenoxydreinigung und Luft,
                              									welche dem Verfasser zur Verfügung gestellt wurden, fand sich eine nur geringe
                              									Verminderung der Leuchtkraft, welche z.B. durch 0,75 Proc. Luft um 0,27 Kerzen,
                              									durch 1,61 Proc. um 0,77 Kerzen, durch 2,86 Proc. um 0,66 Kerzen sank, in einem
                              									anderen Fall durch 4,86 Proc. Luft um 1,34 Kerzen.
                           Um den Stickstoff der Luft, welcher immer im Gase verbleibt, zu beseitigen, schlug
                              										Valon Sauerstoffzusatz vor, welcher sich sehr gut
                              									bewährte, indem die zur Reinigung erforderliche Kalkmenge sich nur auf dasjenige
                              									Quantum reducirt, welches sonst für die Kohlensäure allein erforderlich war; dabei
                              									werden die Schwefelverbindungen in reinem Gase bedeutend verringert.
                           Das für die Gasreinigung erforderliche Quantum Kalk schwankt je nach der Grösse der
                              									Verunreinigungen. Rechnet man, dass 70 Proc. des Aetzkalkes wirklich ausgenutzt
                              									werden, so beträgt die theoretische Menge für die Entfernung von 2 Vol.-Proc. oder
                              									3727 g Kohlensäure in 100 cbm Gas 0,764 cbm Kalk auf 100000 cbm gereinigtes Gas; für
                              									die Entfernung von 1,25 Vol.-Proc. Schwefelwasserstoff oder 1800 g in 100 cbm ist
                              									ferner 0,494 cbm Kalk erforderlich, zusammen also 1,258 cbm. Nur das für
                              									Schwefelwasserstoff nöthige Quantum Kalk kann durch Eisenoxyd erspart, durch Luft-
                              									oder Sauerstoffzusatz verringert werden.
                           Was den Druckwiderstand betrifft, so soll derselbe nicht mehr als 500 mm
                              									Wasserdruck betragen, wovon ⅓ bis ½ höchstens durch die Reiniger verursacht werden
                              									soll, obwohl dies auch häufig überschritten wird. Mit Eisenoxydmasse ist der
                              									Widerstand geringer als mit Kalk, wenn dieser der ersteren folgt und nur für
                              									Kohlensäure benutzt wird. Der Kalk hat bei der Kohlensäureaufnahme Neigung zum
                              									Erhärten, Schwefelwasserstoff jedoch hält denselben durchlässig. Betreffs der Zeit,
                              									in welcher die Reiniger gewechselt werden sollen, hält Verfasser 2 bis 2½ Tage für
                              									passend bei Kalk, bei Eisenoxyd eine geringere Zeit. (Nach Journal of Gaslighting, 1891 Vol. 57 S. 1004.)
                           
                        
                           Carburirtes Wassergas von A. G.
                                 										Glasgow.
                           Verfasser gibt Resultate von Wassergasanlagen mit 24 bis 30 Kerzen Lichtstärke, so
                              									dass sich ein Vergleich mit der üblichen Leuchtgasfabrikation ziehen lässt. Die Generatorfeuerung beträgt bei fortwährendem Betrieb
                              									nicht über 51,2 k guten Gaskoks auf 100 cbm Gas, bei halber Betriebszeit 56 k; bei
                              									kleinerer Production als 5700 cbm in 24 Stunden werden diese Zahlen noch
                              									überschritten. Aus der Generatorasche können etwa 8 k unverbrannter Koks wieder
                              									ausgelesen werden. Die Kesselfeuerung beträgt bei 19200
                              									cbm täglicher Leistung der Anlage 12,8 k Koks auf 100 cbm producirtes Gas;
                              									allerdings wird meist Kohlenstaub oder Koksabfälle, auch erhaltener Theer verbrannt.
                              									Der Preis des Oeles bildet die Hauptsache, welche die
                              									Herstellung des carburirten Wassergases beherrscht. Amerikanische Rohöle und leichte
                              									Destillate müssen ihres niedrigen Entflammungspunktes wegen in England ausser
                              									Betracht bleiben. Solche Oele geben etwa 52 cbm Oelgas aus 100 l, d.h. man erhält
                              									Gas von 28 Kerzen, bestehend aus 104 cbm Wassergas und 52 cbm Oelgas. Russisches
                              									Solaröl ergab gute Resultate, der Preis desselben ist 5,17 M. die 100 l. Dies ergibt
                              									für Oel 3,37 M. auf 100 cbm 24-Kerzengas. Der Arbeitslohn ist hauptsächlich von der Leistungsfähigkeit der Anlage und
                              									der Grösse der einzelnen Maschinen abhängig. Bei einer Anlage von 28300 cbm,
                              									bestehend aus zwei Apparaten zu 14150 cbm, sind erforderlich: ein Vorarbeiter für
                              									die Kessel, zwei Gasarbeiter und zwei Gehilfen; für diese fünf Mann zu 4,50 M.
                              									beträgt er bei 8stündiger Schicht 23,3 Pf. auf 100 cbm Gas, bei 12stündiger
                              									Arbeitszeit 15,8 Pf. Für eine doppelt so grosse Anlage beträgt er 11,7 bezieh. 7,9
                              									Pf. Arbeitslohn auf 100 cbm.
                           Die Kosten für Gasreinigung sind dieselben wie bei
                              									Kohlengas. Der Verbrauch an Wasser ist etwa 806 l auf
                              									100 cbm. Die Auslagen für Reparatur und Unterhaltung
                              									überschreiten kaum 7,4 Pf. auf 100 cbm.22,1 Pf.
                                    											decken sicher alle Auslagen sammt Reparaturen am Gasbehälter. An
                              										Aufsicht ist nicht mehr als 14,7 Pf. auf 100 cbm
                              									erforderlich; dieser Betrag nimmt mit steigender Production rasch ab.
                           Oeltheer gewinnt man bei Anwendung von amerikanischem
                              									Rohöl etwa 15 Proc. des angewandten Oeles; derselbe enthält etwa 25 Proc. Wasser.
                              									Derselbe kann unter dem Kessel verbrannt oder an chemische Fabriken und
                              									Theerdestillationen verkauft werden. Jedenfalls gleicht der Gewinn an Theer den
                              									Verbrauch an Wasser aus.
                           Die Kosten von 100 cbm carburirtem 24-Kerzen-Wassergas im Behälter sind etwa:
                           
                           
                              
                                 64 k Koks zu 15 M. die Tonne
                                 95,7
                                 Pf.
                                 
                              
                                 Rohöl
                                 338,3
                                 „
                                 
                              
                                 Arbeitslohn
                                 44,1
                                 „
                                 
                              
                                 Reinigungsmaterial
                                 14,7
                                 „
                                 
                              
                                 Reparaturen und Unterhaltung
                                 22,1
                                 „
                                 
                              
                                 Aufsicht
                                 14,7
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Gesammt
                                 5,30
                                 M.
                                 
                              
                           Gegenüber der gewöhnlichen Kohlengasanlage hat die Herstellung von carburirtem
                              									Wassergas folgende Vortheile: bedeutende Raumersparnisse billigere Anlagekosten. Es
                              									ist die Möglichkeit vorhanden, die Leuchtkraft rasch zu ändern. Die Production kann
                              									stets zur vollen Leistungsfähigkeit gesteigert werden. Ist glühender Koks vorhanden,
                              									so ist nur halbe Zeit erforderlich. Die Anlage kann ohne Gasverlust ausser Betrieb
                              									gesetzt werden und auch ohne Verlust ausser Betrieb gehalten werden. Die Anlage ist
                              									von der Herstellung schlechten Cannelkoks unabhängig. Der Abfall an Koks ist
                              									geringer als in Kohlengasfabriken.
                           Nicht nur als Aufbesserungsmittel, sondern auch zur directen Abgabe eignet sich das
                              									carburirte Wassergas sehr gut, und besonders ist demselben noch in Verbindung mit
                              									der gewöhnlichen Kohlengasfabrikation ein weites Feld offen, indem die ganze Kohle
                              									in Wassergas verwandelt wird. – Für den Betrieb einer Anlage für carburirtes
                              									Wassergas sind folgende Punkte wichtig: möglichst gleichmassige Temperatur des
                              									Generatorfeuers, also kurzes Gasmachen und Heissblasen. Genügend hohe Koksschicht im
                              									Generator, um genügende Zersetzung des Dampfes zu sichern; man lasse aber nicht zu
                              									viel Dampf eintreten. Beim Heissblasen soll Generator und Ueberhitzer grösste Hitze
                              									erhalten, wobei alles entstandene Heizgas im letzteren vollständig verbrannt wird.
                              									Alle Oele werden besser durch längeres Verweilen in gemässigter Hitze vergast als
                              									durch kurze Berührung mit hoch erhitzten Flächen. Je grösser der Ueberhitzer gebaut
                              									ist, um so geringer ist die Temperaturänderung während eines Runs und um so geringer
                              									auch die Theerproduction. Die Hitze darf nie so hoch sein, dass sich Kohle im
                              									Ueberhitzer ausscheidet; eher darf sie sich zu Theerausscheidung neigen. Die Grösse
                              									des Erhitzers ist auch bedingt durch den Gasverlust, welcher durch das in demselben
                              									verbleibende Gas eintritt, durch grössere Wärmestrahlung, durch die Schwierigkeit,
                              									im Ueberlitzer gleichmässige Temperatur zu halten; ferner durch die Grösse der
                              									Zersetzung der Oeldämpfe durch hohe Temperatur. (Journal of
                                 										Gaslighting, 1891 Bd. 57 S. 952.)
                           
                        
                           Untersuchung von Gasheizöfen von Reichard.
                           Dieselbe erstreckt sich auf 11 Oefen aus 7 verschiedenen Werkstätten, nämlich: 1) ein
                              									Dessauer Säulenofen, 2) ein Dessauer Kaminofen, 3) ein Houben'scher Kaminofen, 4) ein Karlsruher Schulofen, 5) ein Kutscher'scher Ofen, 6) und 7) kleiner und grosser
                              									Ludwigshafener Ofen, 8) ein französischer Ofen „L'Incandescent“, 9) ein Ofen
                              									von Schäffer und Walker, 10) ein Warsteiner Kaminofen,
                              									11) ein Wybauw-Ofen. Eine unvollständige, schlechte Verbrennung des Gases wurde bei
                              									keinem Ofen bemerkt; die Frage bezüglich Eintreten von Verbrennungsproducten,
                              									Kohlensäure und Wasserdampf in den zu heizenden Raum musste durch Bestimmungen der
                              									Kohlensäure in der Luft entschieden werden. Das Versuchszimmer war 9,4 m lang, 6 m
                              									tief und 4,2 m hoch, hatte also 230 cbm Inhalt. Vor beginn der Beobachtungen,
                              									morgens 7 Uhr 45 Minuten, wurden die Fenster geöffnet, der Stand der Gasuhr notirt,
                              									um 8 Uhr der Ofen angezündet und der Versuch begonnen. Vor und während des
                              									Versuches wurden Kohlensäurebestimmungen nach Pettenkofer's, von Fischer modificirter
                              									Methode angestellt. Der Gasverbrauch wurde stündlich notirt, die Temperatur der
                              									Rauchgase vor Eintritt in den Kamin halbstündlich, auch wurde die durchschnittliche
                              									Zusammensetzung derselben bestimmt, indem in einem gemessenen Gasquantum Wasserdampf
                              									mit Chlorcalcium und Phosphorsäure, Kohlensäure mit Natronkalk absorbirt wurde. Aus
                              									diesen Beobachtungen liess sich der Kohlensäuregehalt der Luft und die
                              									Verunreinigung derselben durch Austritt von Verbrennungsproducten und der Nutzeffect
                              									der einzelnen Oefen ermitteln. Die Anwesenheit von zwei Personen, welche die
                              									Versuche ausführten, verursachten allein eine Erhöhung des Kohlensäuregehaltes der
                              									Zimmerluft von 0,46 ‰ auf 0,78 ‰ in 3½ Stunden, in der Stunde also um etwa 1 ‰. Bei
                              									einer Zunahme des Kohlensäuregehaltes der Zimmerluft von nicht über 0,5 ‰ wird man
                              									also keine Veranlassung haben, dieselben den Oefen zuzuschreiben.
                           Der Kohlensäuregehalt der Luft betrug:
                           
                              
                                 Ofen
                                 Am Anfangdes Versuches
                                 Nach4 Stunden
                                 Zunahme
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ‰
                                 ‰
                                 ‰
                                 
                                 
                              
                                   1
                                 0,547
                                 1,458
                                 0,911
                                 
                                 
                              
                                   2
                                 0,652
                                 –
                                 0,172
                                 (nach 3½ Std.)
                                 
                              
                                   3
                                 0,392
                                 0,520
                                 0,128
                                 
                                 
                              
                                   4
                                 0,432
                                 –
                                 0,202
                                 (nach 3 Std.)
                                 
                              
                                   5
                                 0,361
                                 0,634
                                 0,273
                                 
                                 
                              
                                   6
                                 0,487
                                 0,746
                                 0,259
                                 
                                 
                              
                                   7
                                 0,415
                                 0,717
                                 0,302
                                 
                                 
                              
                                   8
                                 0,530
                                 3,253
                                 2,723
                                 
                                 
                              
                                   9
                                 0,453
                                 1,071
                                 0,618
                                 
                                 
                              
                                 10
                                 0,501
                                 0,613
                                 0,112
                                 
                                 
                              
                                 11
                                 0,494
                                 0,961
                                 0,467
                                 
                                 
                              
                           Nur die Oefen 1 und 8 gaben also grössere Mengen Verbrennungsluft in das
                              									Versuchszimmer ab, 9 nur in geringer Menge; bei den übrigen Oefen war dies nicht der
                              									Fall.
                           Die Wärmeausnutzung durch die Gasöfen wurde in der Weise ermittelt, dass einerseits
                              									aus dem verbrauchten Gasquantum und der Verbrennungswärme des Leuchtgases die
                              									entstandene Wärmemenge festgestellt, andererseits die in dem Rauchgase verloren
                              									gegangene Wärme bestimmt wurde. Die ausgenutzte Wärme ergibt sich als Differenz, der
                              									Nutzeffect als Verhältniss der ausgenutzten Wärme zur erzeugten. Die
                              									Verbrennungswärme des Gases wurde ohne Condensation des Wassers zu 5200 Cal. für 1
                              									cbm berechnet.
                           Die Ergebnisse der 11 untersuchten Oefen, nach dem Nutzeffect geordnet, sind
                              									folgende:
                           
                              
                                 Ofen
                                 Gasverbrauchin der Stundecbm
                                 Temperaturder RauchgaseGrad C
                                 Aus-nutzungProc.
                                 VerlustProc.
                                 
                              
                                   1
                                   0,70
                                 105
                                 88,7
                                 11,3
                                 
                              
                                   2
                                   1,97
                                 141
                                 83,0
                                 17,0
                                 
                              
                                   3
                                 1,0
                                 110
                                 80,7
                                 19,3
                                 
                              
                                   4
                                 1,0
                                 131
                                 78,2
                                 21,8
                                 
                              
                                   5
                                 0,9
                                 222
                                 75,6
                                 24,4
                                 
                              
                                   6
                                 1,1
                                 172
                                 71,8
                                 28,2
                                 
                              
                                   7
                                 1,2
                                 170
                                 68,3
                                 31,7
                                 
                              
                                   8
                                 1,1
                                 112
                                 60,8
                                 39,2
                                 
                              
                                   9
                                 0,7
                                 190
                                 52,0
                                 48,0
                                 
                              
                                 10
                                 0,3
                                 115
                                 49,3
                                 50,7
                                 
                              
                                 11
                                 1,0
                                 280
                                 29,4
                                 70,6
                                 
                              
                           (Bericht der Gasheizcommission des Deutschen Gas- und Wasserfachmännervereins,
                              									Vortrag, gehalten auf der Versammlung 1891 zu Strassburg. Journal für Gasbeleuchtung, 1892 Bd. 35 S. 57.)