| Titel: | Die elektrische Grubeneisenbahn in Bleiberg. | 
| Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 228 | 
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                        Die elektrische Grubeneisenbahn in
                           								Bleiberg.
                        Mit Abbildungen.
                        Die elektrische Grubeneisenbahn in Bleiberg.
                        
                     
                        
                           In der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                       										Hüttenwesen (1892, Beilage Nr. 9 * S. 72) ist ein Vortrag über die
                              									elektrische Grubeneisenbahn in Bleiberg (Kärnten) abgedruckt, welchen der
                              									Werksdirector Edmund Makne in Bleiberg am 8. August
                              									1892 in der Wanderversammlung des Berg- und Hüttenmännischen Vereins von Steiermark
                              									und Kärnten gehalten hat. Nach demselben ist die Bahn im stetigen Betriebe und
                              									bietet namhafte Betriebserleichterungen und Ersparnisse; sie ist wohl die erste
                              									elektrische Grubenbahn Oesterreichs.
                           Fig. 1 zeigt im Grundriss jenen Grubentheil, in
                              									welchem die elektrische Bahn errichtet wurde. Der Rudolfschacht erreicht in 121
                              									m Teufe den Erbstollen, auf welchem die Gesammterzeugung der Hauptgruben dem
                              									Schachte zugeführt wird. Der Erbstollen hat nebst der 1680 m langen Hauptstrecke
                              									auch zwei stark befahrene Flügelstrecken, welche ebenso wie die Hauptstrecke mit
                              									elektrischer Förderbahn versehen wurden. Selbstverständlich werden in der Folge mit
                              									dem weiteren Aufschlusse des Erzberges gegen Osten immer weitere Gebiete in den
                              									Wirkungskreis der elektrischen Bahn einbezogen, und somit kann jede weitere
                              									Errichtung von Förderschächten im Osten in Folge dieser Anlage entfallen.
                           Vor dem Schachthause befindet sich die im J. 1887 errichtete Centralaufbereitung,
                              									welche 9 Monate des Jahres, nämlich von Anfang April bis Ende December, im Betriebe
                              									ist und täglich 1700 q Haufwerk verarbeitet. Nebst dieser Bestürzung von jährlich
                              									etwa
                           
                              
                                 
                                 300000 q
                                 werden zu einer Sommerwäsche
                                 
                              
                                 
                                 70000 q
                                 und auf die taube Halde
                                 
                              
                                 
                                 155000 q
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                                 
                              
                                 zusamm.
                                 525000 q
                                 gefördert.
                                 
                              
                           Diese ganze Fördermenge hat nun die elektrische Bahn aus den verschiedenen Strecken
                              									dem Schachte zuzuschleppen. Die grösste Förderung ist 400 Hunde täglich zu je 560 k
                              									Haufwerk = 2240 q, woraus sich die erforderlichen Fördertage für 1 Jahr mit 234
                              									ergeben.
                           Vor der Errichtung der elektrischen Bahn waren mit dieser Arbeit Hundstösser betraut,
                              									welche im Durchschnitte 19 Hunde in 1 Tage förderten; es waren somit zu obiger
                              									Leistung 21 Hundstösser erforderlich, und das schöne Aufbereitungswerk sammt dem
                              									ganzen Grubenbetriebe war somit von dem guten Willen der 21 Hundstösser vollkommen
                              									abhängig, und dieser Wille erwies sich meist als ein nicht guter, weshalb man sich
                              									auf irgend eine Art von dem strikelustigen jungen Volke unabhängig zu stellen
                              									strebte. Hierzu gaben die Motoren der Centralaufbereitung die Handhabe, indem sie
                              									über das dortige Erforderniss von 32  schon bei dem Entwürfe im J. 1886 auf
                              									40  bemessen wurden, um den Kraftüberschuss von 8  für spätere
                              									elektrische Anlagen verfügbar zu haben. Diese 8  schienen die beste
                              									Verwendung zu finden, wenn man sie für elektrische Beleuchtung der
                              									Centralaufbereitung und für eine elektrische Bahnanlage in der Grube ausnützte. Bei
                              									den mit den namhaftesten Elektricitätsfirmen eingeleiteten Verhandlungen stellten
                              										Ganz und Co. in Budapest die günstigsten
                              									Bedingungen, welche deshalb mit der Errichtung sowohl der elektrischen Beleuchtung,
                              									als auch der elektrischen Grubenbahn betraut wurde.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 227Fig. 1.Grundriss der elektrischen Grubeneisenbahn in Bleiberg. (1 :
                                    											28000). Zuerst ward die elektrische Beleuchtung mit 30 Glühlichtern und 2
                              									Bogenlampen eingeführt, wodurch das Werk jährlich 1000 fl. an Beleuchtungskosten
                              									gegen früher erspart und dabei mindestens die doppelte Lichtstärke geniesst. Hierauf
                              									folgte die Ausführung der elektrischen Bahn, welche ihre besonderen Schwierigkeiten
                              									hatte, weil der Schacht sehr nass und auch der Stollen stark feucht ist, daher
                              									bezüglich der Leitungsanlage des elektrischen Stromes besondere Vorsichtsmaassregeln
                              									zu ergreifen waren, um Ableitung durch Feuchtigkeit zu verhindern. Wegen der Enge
                              									des Erbstollens und seiner vielen Wendungen durfte der elektrische Motorwagen nicht
                              									über 700 mm breit sein und die Stromleitung nicht 1700 mm Höhe, vom Schienen köpfe
                              									gemessen, überschreiten. Von der Gleisweite der Bahn (nur 430 mm) konnte nicht
                              									abgegangen werden, weil eine Aenderung der Hunde ausgeschlossen war. Die Lösung der
                              									Aufgabe, nämlich der Entwurf des elektrischen Gleises und seines Motors, war somit
                              									nicht leicht.
                           Die Leistungsfähigkeit der elektrischen Bahn musste jener der Schachtfördermaschine
                              									angepasst werden; mehr als die Schachtmaschine zu heben vermag, wäre ganz
                              									überflüssig und weniger ökonomisch gewesen. Aus der höchsten Fördermenge des
                              									Schachtes (400 Wagen zu je 560 k = 2240 q täglich) waren daher alle anderen Grössen
                              									abzuleiten. Auf die gesetzlich zulässigen 10 Arbeitstunden für 1 Schicht kommen
                              									hiernach 200 Wagen,
                              									somit sind \frac{10\,\times\,60}{200}=3 Minuten für einen Aufzug
                              									zu rechnen.
                           Bei regelmässiger Förderung ist daher alle 3 Minuten ein Wagen auf die Förderschale
                              									zu bringen. Die mittlere Förderweite ist 900 m. Mit Rücksicht auf die
                              									Betriebsicherheit und das Leistungserforderniss war eine Fahrgeschwindigkeit von 3 m
                              									für die Secunde = 11 km für die Stunde gewählt.
                           Die Dauer einer Fahrt ergibt sich dann mit
                              										\frac{900}{3\,\times\,60}=5 Minuten, ebenso die Rückfahrt,
                              									und der Aufenthalt beim Schachte und vor Ort je 2½ Minuten; gibt zusammen 5 + 5 + 2½
                              									+ 2½ = 15 Minuten für eine Hin- und Rückfahrt. Bei der zulässigen Arbeitszeit von 10
                              									Stunden kann man daher \frac{10\,\times\,60}{15}=40 Fahrten
                              									machen. Hiermit war aber die Anzahl der Hunde gegeben, die in jeder Fahrt
                              									mitgenommen werden mussten, um der obigen Bedingung der Förderung von 200 Wagen für
                              									jede Schicht zu entsprechen, nämlich \frac{200}{40}=5. Hieraus
                              									ergibt sich aber schon die erforderliche Energie zur Bewältigung dieser Aufgabe. Der
                              									leere Wagen wiegt 200 k, die Ladung 560 k, folglich der ganze Lastzug 5 Wagen zu je
                              									760 k = 3800 k; hierzu die elektrische Locomotive 1550 k, zusammen = 5350 k.
                           Diese Last war mit einer Geschwindigkeit von 3 m zu befördern. Bei gut gelegten
                              									wagerechten Bahnen kann man die erforderliche Zugkraft mit
                              										\frac{1}{100} der Belastung veranschlagen; die zu leistende
                              									Arbeit war daher \frac{5350}{100}\times 3=161 mk oder
                              										\frac{161}{75}=2,15 . Die Pferdekraft in elektrischer
                              									Energie ausgedrückt ist 75 × 9,81 = 736 Watt und demnach der ganze Verbrauch 736 ×
                              									2,15 = 1600 Watt.
                           Ganz und Co. hielten mit Rücksicht auf den Wirkungsgrad
                              									des Elektromotors und den Nutzeffect des Antriebsmechanismus einen Energiebedarf von
                              									2000 Watt für erforderlich. Diese Energie wird der Förderstrecke mittels Kupfer- und
                              									Siliciumbronzedrähten zugeführt, deren Dicke so bemessen wurde, dass bei normalem
                              									Verkehr nicht mehr als 5 Proc. Spannungsabfall in denselben eintreten kann. Der
                              									Spannungsverlust übersteigt diese theoretisch festgesetzte Grenze nur beim Anzug der
                              									Locomotive, weil sie da theils wegen Ueberwindung des Trägheitsmomentes des Zuges,
                              									theils wegen elektrischer Ursachen die 2- bis 3fache Stromquantität verbraucht. Aber
                              									auch während des Anzuges durfte der Spannungsabfall nicht allzu gross werden, weil
                              									diese Leitung auch die Beleuchtung des Füllortes und jene der Wechsel speist und ein
                              									Nachlassen der Glühlampen in Folge grossen Spannungsabfalles schon deshalb vermieden
                              									werden musste, weil auch die Locomotivlampen mit Glühlichtern besteckt sind und die
                              									Beleuchtung der Strecke gerade beim Anfahren eine ausreichende sein muss, um die
                              									Stellung der Wechsel von der Maschine aus beobachten zu können. Die Strecken wurden
                              									durch acht Glühlampen beleuchtet und es war, eingerechnet die Verluste in der
                              									Zuleitung, auf eine mittlere Stromlieferung von 2500 Watt zu rechnen. Um aber auch
                              									während des Anzuges den erforderlichen Strombedarf zu besitzen, wurde als
                              									Stromerzeuger eine Dynamomaschine von 6000 Watt höchster Leistungsfähigkeit
                              									aufgestellt. Es wolle das nicht so verstanden werden, als ob die 6000 Watt immer
                              									producirt würden; im Gegentheil nur beim Anhübe zur Ueberwindung des
                              									Trägheitsmomentes für wenige Augenblicke walten ähnliche Verhältnisse ob. Der
                              									hervorragendste Vorzug der elektrischen Kraftübertragung ist eben der, dass die
                              									Stromstärke mit den zu überwindenden Widerständen in geradem Verhältnisse steht und
                              									nicht mehr erzeugt wird, als eben zur Ueberwindung des Widerstandes nothwendig ist.
                              									Der so bemessene Stromerzeuger ist eine Dynamo mit gemischter Wickelung, welche mit
                              									700 Umdrehungen in der Minute arbeitet. Sie erzeugt ohne Rücksicht auf die jeweilige
                              									Beanspruchung stets einen elektrischen Strom von gleichbleibender Spannung. Die
                              									Regulirung der Spannung kann durch einen Drahtwiderstand (Rheostat) bewirkt werden;
                              									es hat sich jedoch gezeigt, dass eine Regulirung nicht nothwendig ist, weil die
                              									Spannung und damit die Leuchtkraft der Lampen nur in geringen Grenzen schwankt. Da
                              									also das statische Moment, welches der Anker zu überwinden hat, constant ist, so
                              									bleibt der Strom von selbst constant.
                           Diese Primär-Dynamomaschine ist auf 220 Volt Spannung und 22 Ampère Stromstärke
                              									berechnet. Die Wahl der Spannung war bestimmt durch 1) die weiter zu gebende
                              									Energie, 2) die Leitungslängen und 3) den gestatteten Spannungsverlust. Bei dem
                              									Material für Leitungen elektrischer Ströme hat man zwei Erfordernisse zu
                              									berücksichtigen, die bis zu einem gewissen Grade gegensätzlich sind: niedrig
                              									soll der specifische Widerstand, hoch die Bruchfestigkeit sein. Von allen in
                              									Betracht kommenden Metallen hat Kupfer den geringsten Widerstand, aber seine
                              									Bruchfestigkeit ist niedrig, 28 k für 1 qm; daher kleinere Trägerdistanzen, grössere
                              									Kosten, mehr Durchhang und Gefahr der Berührung mit benachbarten Gegenständen bei
                              									Windstössen. Die Leitungsfähigkeit des Kupfers übertrifft 6mal die des
                              									Schmiedeeisens und 10mal die des Gussstahles. Eine Leitung aus Gusstahl wird daher
                              									bei gleicher Leistungsfähigkeit 9- bis 10mal mehr Gewicht haben und die wenigeren
                              									Träger müssten desto stärker sein. Man erspart daher nichts bei Benutzung festeren
                              									Materials. Man hat Stahldraht versucht; der mit einer Schicht elektrolytisch
                              									niedergeschlagenen Kupfers bedeckt ist; er sollte die guten Eigenschaften, die
                              									Leitungsfähigkeit des Kupfers und die Bruchfestigkeit des Stahles in sich
                              									vereinigen, verursachte aber grössere Herstellungskosten und wurde bald durch
                              									Phosphorbronze von 70 k Zugfestigkeit und 26 Proc. Leitungsfähigkeit ersetzt. Noch
                              									besser ist Siliciumbronze, deren Leitungsfähigkeit 97 Proc. derjenigen des reinen
                              									Kupfers und deren Zugfestigkeit halb so gross ist als die des besten Stahles.
                           Ganz und Co. haben daher auch hier die Leitungen nur aus
                              									Kupfer und Siliciumbronze hergestellt. Vom Stromerzeuger bis zum 95 m entfernten
                              									Schachte führen zwei blanke Kupferdrähte von 6 mm Dicke. Vor der Einführung in das
                              									Schachtgebäude ist eine Blitzschutzvorrichtung angebracht, die eine Entladung der
                              									atmosphärischen Elektricität zur Erde führt, während der Arbeitstrom diesen Weg
                              									nicht nehmen kann. Die Schachtleitung musste wegen des starken Regens im Schachte
                              									mit peinlicher Sorgfalt verlegt werden. Sie besteht aus zwei dreifach isolirten und
                              									mit einer Bleihülle umpressten Kupferdrähten von 30 qm Querschnitt. Dieses Bleikabel
                              									liegt in Holzlutten, welche mit einem wasserdichten, dicken Anstrich versehen
                              									wurden. Die Lutten wurden in der Fahrabtheilung des Schachtes geführt, damit man sie
                              									stets im Auge behalten und die Instandhaltung leichter besorgen könne.
                           Das Bleikabel endigt mit dem Schachte; die weitere Speiseleitung im Stollen besteht
                              									aus zwei blanken 6 mm starken Kupferdrähten, welche an den beiden Stollenulmen auf
                              									eigenen Porzellanisolatoren ruhen. Diese Leitung reicht, wie schon angedeutet, bis
                              									in die Mitte der ganzen Bahnanlage und hier mündet sie erst in die Betriebsleitung,
                              									wodurch ein Strom von mehr gleichmässigerer Spannung in beiden Hälften der Leitung
                              									erzielt wird, als wenn die Zuleitung sogleich am Anfange der Bahn angebracht
                              									wäre.
                           Die Betriebsleitung wurde aus 6 mm starken Siliciumbronzedrähten gemacht, die in
                              									gegenseitiger Entfernung von 330 mm genau oberhalb der Gleismitte gespannt wurden
                              									und durch Leitungsgehänge getragen werden. Zu der guten Leitungsfähigkeit und
                              									Festigkeit der Siliciumbronze kommt hier noch die Härte in Betracht, weil eine
                              									schmiedeeiserne Contactplatte an diesen Drähten behufs Stromabnahme schleift und ein
                              									weiches Metall somit bald abgenutzt wurde.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 228Fig. 2.Leitungsgehänge. Das Leitungsgehänge ist in Fig. 2
                              									vorgeführt; es besteht aus zwei Porzellankeilen a, a,
                              									die mit einander durch Stehbolzen verschraubt sind und durch Dächer b, b aus Zinkblech gegen Tropfwasser geschützt wurden.
                              									Die Drähte werden durch Messingbleche an den Keilen festgehalten. Die Gehänge c, c wurden mit verzinkten Drahtseilen in 1700 mm Höhe
                              									vom Gleise an den beiden Stollenulmen aufgehängt, woselbst zu diesem Zwecke kleine
                              									Porzellanisolatoren d, d versetzt sind. Es ist also
                              									eine zweifache Isolirung der Betriebsleitung gegen die Erde bezieh. gegen das
                              									Gestein durchgeführt, wozu man sich entschlossen hat, weil der Bleiberger Erzberg
                              									mit seinen Erzzügen, Gängen und Kreuzklüften gut leitend ist und Isolationsmängel
                              									Stromverluste mit sich bringen.
                           Das Ueberfahren auf Nebengleise wird durch Stromwechsel vermittelt, welche, wie Fig. 3 angibt, aus einem kleinen auf Flacheisen
                              									laufenden Wägelchen f bestehen, an denen die Drähte
                              									isolirt befestigt sind. In demselben Sinne, in welchen die Gleisweichen gestellt
                              									werden, müssen auch diese Stromwechsel durch die Wägelchen verschoben werden. Die
                              									Stromverbindungen der an diesen Stellen unterbrochenen Leitung werden an der
                              									Stollenfirste an Porzellanisolatoren geführt. Es versteht sich von selbst, dass in
                              									der kurzen, kaum über einige Millimeter reichenden Stromunterbrechung die lebendige
                              									Kraft der bewegten Massen hinüberhilft.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 229Fig. 3.Stromwechsel. Für den Bau der Locomotive lagen ja insofern ungünstige Verhältnisse vor,
                              									als man eine Maschine von geringer Höhe und Breite u. kurzem Radstande bei
                              									entsprechender Leistungsfähigkeit bauen musste. Sie besitzt nach Fig. 4 und 5 einen Motor M mit v.
                                 									Hefner-Alteneck'scher Ankerwickelung und einem 46 theiligen Stromsammler und
                              									ruht auf zwei Räderachsen x, x, welche durch Gall'sche Ketten mit einander gekuppelt sind. Auf dem
                              									Rahmen der Maschine lagert eine Zwischenwelle d, welche
                              									unmittelbar von der Welle w des Elektromotors mittels
                              									Schnecke s bethätigt wird. Von dieser Zwischenwelle
                              									wird die Kraft mit einer Gall'schen Kette auf eine der
                              									Räderachsen der Maschine übertragen, während eine zweite Gall'sche Kette die beiden Räderachsen verbindet. Hierdurch wird das ganze
                              									Gewicht der Locomotive als Adhäsionsgewicht ausgenutzt, was nothwendig war, um auf
                              									den beschmutzten Schienen trotz geringen Eigengewichtes der Maschine mit schweren
                              									Zügen anfahren zu können. Versuche haben gezeigt, dass man drei Hunde mit dem halben
                              									Gewichte der Locomotive, welche 1550 k wiegt, fortziehen kann. Versuchsweise wurde
                              									die Kuppelungskette abmontirt, um, wenn möglich, deren Reibungsarbeit zu ersparen
                              									u.s.w.; um aber fünf bis sechs Hunde zu einem Zuge zu vereinigen, wird jetzt die
                              									Kuppelungskette benutzt. Auf diese Zwischenwelle ist auch eine Bremsscheibe p aufgekeilt, über welcher ein Differentialband liegt,
                              									das vom Führersitz F aus bedient wird. Man kann den Zug
                              									innerhalb 10 m Strecke anhalten.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 229Lokomotive der elektrischen Grubeneisenbahn. An der Seite des Führersitzes lagert ein Schalthebel, welcher nach seiner
                              									Stellung dem Motor in der einen oder der anderen Richtung Strom zuführt und ihn in
                              									der einen oder der anderen Richtung in Bewegung setzt. Der zur Regulirung der
                              									Fahrgeschwindigkeit und behufs allmählichen Angehens des Motors dienende Rheostat
                              									ist unter dem Führersitze angebracht und wird in einem Holzkasten verwahrt.
                           Den Strom nehmen zwei aus schmiedeeisernen Röhren gebildete krumme Arme r, r (Fig. 6), die
                              									federnd nach aufwärts gegen die Betriebsstromleitung drücken; an deren oberen Enden
                              									sind schmiedeeiserne Platten t, t isolirt befestigt,
                              									die sich innerhalb ihrer Lager drehen und den Drähten anschmiegen können. Durch
                              									diese Schleifcontacte wird der Strom in isolirten Drähten in das Innere der Maschine
                              									geführt. Ihr Anker macht, wie jener der Primärmaschine, 700 Umdrehungen. Um die
                              									Bewegung zu verlangsamen, ist die verlängerte Trommelachse mit der schon
                              									erwähnten Schnecke versehen, welche in ein Zahnrad a
                              									von 24 Zähnen greift. Da die Schnecke bei einer Umdrehung jeden vierten Radzahn
                              									nimmt, so wird die Umlaufszahl hier von 700 auf 88 herabgedrückt und so dem
                              									Erfordernisse einer Fahrgeschwindigkeit von 3 m angepasst. Die Schnecke befindet
                              									sich in einem mit Oel gefüllten Gehäuse g. Alle
                              									empfindlichen Theile der Maschine, insbesondere der Elektromotor, sind mit
                              									Blechverkleidungen gegen Tropfwasser geschützt. Die Locomotive ist an ihren beiden
                              									Stirnseiten mit Reflectorlampen ausgerüstet, in welchen Glühlampen von 16
                              									Normalkerzen Leuchtkraft sitzen, die ihr Licht auf mehr als 100 m vorauswerfen, so
                              									dass man ein etwaiges Hinderniss rechtzeitig bemerken und auch die Wechselstellungen
                              									der Schienen und Stromleitungen beobachten kann.
                           Bei Inbetriebsetzung der Anlage hat sich die Vortrefflichkeit der Isolation durch
                              									einen geringeren Spannungsabfall, als erwartet war, erwiesen. Der
                              									Gesammtstromverbrauch, gemessen nächst der Primärmaschine, schwankt zwischen 8 und
                              									16 Ampère; aus diesen Schwankungen bezieh. aus der jeweiligen Stromstärke kann man
                              									schliessen, wie der Zugführer die Maschine behandelt. Beim Anzüge bemerkt man das
                              									Hinaufschnellen des Zeigers bis auf 35 Ampère, während bei glatter Fahrt der Zeiger
                              									zwischen 8 und 12 Ampère steht. Der mittlere Energieverbrauch für den Bahnbetrieb
                              									einschliesslich Beleuchtung der Grube und aller Verluste durch Spannungsabfall,
                              									Isolationsfehler, mechanische und magnetische Reibung, welch letztere sich in sehr
                              									massiger Erwärmung des Ankers und der Polschuhe zeigt, ist daher 10\times
                                 										220:736=\frac{2200}{736}=3 . Der Motor leistet 2,15 ,
                              									es wird daher hier ein Wirkungsgrad von \frac{2,15}{3}=70 Proc.
                              									aus der elektrischen Kraftübertragung erzielt. Mit 3  mechanischer Energie
                              									ist man also im Stande, täglich 2240 q Haufwerk auf eine Entfernung von 900 m zum
                              									Schachte durch elektr. Kraftübertragung zu bringen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 229Fig. 6.Lokomotive der elektrischen Grubeneisenbahn. In Betreff der ökonomischen Leistung wird natürlich die elektrische Bahn
                              									gegen die Förderung mit Menschen desto überlegener sein, je länger sie ist. Für den
                              									näheren Rudolfschachter Grubenabschnitt waren früher für 1 Schicht erforderlich 6
                              									Förderer zu 1 fl. 20 kr. = 7,20 fl.; sie förderten 165 Hunde zu 560 k = 924 q,
                              									demnach Gestehung für 1 q 0,78 kr. Bei elektrischer Förderung werden gebraucht 4
                              									Füller zu 75 kr. und ein Zugführer zu 1 fl. 6 kr. = 4,06 fl. für 130 Wagen zu 560 k
                              									= 780 q, daher für 1 q 0,56 kr. und somit 0,22 kr. Ersparniss, was bei der
                              									Fördermenge von jährlich 225000 q nur 495 fl. ergibt. Die nächstfolgende
                              									Nachbargrube hat schon wesentlich günstigere Ergebnisse. Hier waren früher
                              									erforderlich 15 Förderer zu 1 fl. 20 kr. = 18 fl., ihre Leistung war 195 Hunde zu
                              									560 k = 1092 q, daher Gestehung für 1 q = 1,65 kr.; jetzt sind 11 Füller zu 75 kr. =
                              									8,25 fl., 1 Zugführer 1,06 fl., zusammen 9,31 fl. erforderlich, wofür 260 Hunde zu
                              									560 k = 1450 q geleistet werden, somit kommt 1 q auf 0,64 kr. zu stehen, also
                              									weniger gegen früher um 1,01 kr. Die Erzeugung und Förderung beträgt 300000 q, somit
                              									Ersparniss 3030 fl., und
                              									hierzu noch obige 495 fl., zusammen 3525 fl.
                           Da der Erbstollen weiter getrieben, somit die Entfernung immer zunehmen wird, auch
                              									bei Ergänzung des Wagenparkes noch günstigere Betriebsverhältnisse zu gewärtigen
                              									sind, so kann man rund 4000 fl. als Ersparniss an Förderungskosten ansetzen, während
                              									die Einrichtungskosten der Anlage mit 13000 fl. veranschlagt werden können; es wird
                              									daher eine 5procentige Verzinsung und eine 10procentige Abnutzung angenommen, die
                              									Anlage längstens in 14 Jahren amortisirt sein.
                           Die Bleiberger Bergwerksunion hat anlässlich der Einführung von Strom in die Grube
                              									nicht nur den Füllort, sondern auch alle Abzweigungen elektrisch beleuchtet, wobei
                              									immer je zwei 16kerzige Glühlampen in Schutzbirnen wasserdicht eingeschlossen hinter
                              									einander geschaltet sind.
                           Es sind nunmehr alle Wechsel beleuchtet, was für den Betrieb der Bahn und für die
                              									Sicherheit der Mannschaft von grossem Werthe ist. Diese Beleuchtung arbeitet
                              									vorzüglich, sowie überhaupt die ganze Anlage den gehegten Erwartungen vollständig
                              									entspricht.