| Titel: | Neues über Druckluft. | 
| Autor: | Mg. | 
| Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 266 | 
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                        Neues über Druckluft.
                        (Schluss des Berichtes S. 241 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neues über Druckluft.
                        
                     
                        
                           Versuchsvorrichtung für Luftmaschinen und Vorwärmer.
                           Von den Windkesseln der Versuchsstation ist eine besondere Leitung E abgezweigt, welche die Luft, nachdem sie durch einen
                              									dicht hinter den Kesseln befindlichen Wärmeabscheider geströmt ist, der
                              									Versuchsvorrichtung zuführt. Diese besteht in der Hauptsache aus einem dicht an den
                              									Rohrgraben der Versuchsleitung E stossenden
                              									gusseisernen und mit Längs- und Quernuthen versehenen Versuchstisch P, der auf der inneren Seite durch eine ausgemauerte
                              									Grube für Schwungräder grösserer Maschinen begrenzt ist. Jenseits dieser Grube, die
                              									für gewöhnlich durch einen Bohlenbelag abgedeckt ist, befindet sich noch ein
                              									Fundament zur eventuellen Befestigung des hinteren Lagers grösserer Maschinen bei
                              									Bremsversuchen. Ausserdem steht bei dem Versuchstisch ein gemauerter Kamin K, in welchen die Rauchrohre der Vorwärmer einmünden.
                              									Die Rohrleitung E ist mit einer grösseren Zahl von
                              									Stutzen verschiedener Lichtweite versehen, an welche die Zuleitungsrohre für die
                              									Luftmaschinen bezieh. Vorwärmer angeschlossen werden können. Der Verlauf der Prüfung
                              									ist nun im gewöhnlichen Falle der folgende: Die zu untersuchende Maschine wird mit
                              									ihrem Vorwärmer auf dem Versuchstisch P durch Tatzen
                              									und Schrauben solid befestigt und mit der Versuchsleitung E verbunden. Das Verbindungsrohr zwischen Vorwärmofen und Maschine wird
                              									sorgfältig isolirt und enthält an geeigneten Stellen T-Stücke, um in Stopfbüchsen
                              									gefasste Quecksilberthermometer einzuführen, welche Gradeintheilung bis 360° C.
                              									besitzen. Dann wird der Auspuff der Maschine, hinter dem ebenfalls stets ein T-Stück
                              									zur Aufnahme eines Thermometers eingeführt wird, mit dem senkrechten Gusseisenrohr
                              										R verbunden. Dieses Rohr mündet in das 2 cbm Luft
                              									fassende Ausgleichsgefäss A von 2,55 m Höhe und 1 m
                              									Durchmesser. Um die Luft etwa auch vor dem Ausgleichsgefäss entweichen zu lassen,
                              									sind die Schieber S1
                              									und S2 eingeschaltet.
                              									Von dem Ausgleichsgefässe, welches mit einem Manometer versehen ist, tritt die Luft
                              									durch die Rohrleitung R2 und das Eintrittsventil V1 in den Luftmesser L,
                              									eine grosse, genau geaichte Gasuhr aus der Fabrik L. A.
                                 										Riedinger (Abtheilung Apparatenbau), deren Zifferblatt sich auf der dem
                              									Versuchstück zugewendeten Deckelseite befindet, und darauf durch das Austrittsventil
                              									und ein daran angeschlossenes senkrechtes Zinkrohr R3 über Dach ins Freie. Der Luftmesser L ist mit Wasserstandsgläsern ausgerüstet, aus denen
                              									der Druck und die Wasserfüllung jederzeit ersehen werden kann. Durch eine an der
                              									Wand bis zur Füllschraube des Luftmessers geführte Wasserleitung ist dafür
                              									gesorgt, dass jederzeit sofort nachgefüllt werden kann.
                           Der Luftmesser L ist übrigens behufs Verwendung zum
                              									Aichen der Zählwerke für Druckluft noch durch eine besondere, an den Fenstern
                              									entlang laufende und in das Rohr R1 einmündende Leitung mit einem der Windkessel W verbunden. In diese Leitung werden die Zählwerke
                              									mittels vorhandener Passtücke eingesetzt und die Luft hinter ihnen durch einen
                              									Schieber bis auf die atmosphärische Spannung abgedrosselt der Gasuhr zugeführt.
                              									Durch Vergleich der Zifferblätter der Zählwerke mit denen der Gasuhr ergeben sich
                              									dann die Constanten, mit welchen die Zählwerke dem Betrieb übergeben werden.
                           
                        
                           Luftmaschinen.
                           Die in Paris und auch in zahlreichen Bergwerken gebräuchlichen Luftmaschinen waren
                              									meist sehr unvollkommen. Die Commanditgesellschaft A,
                                 										Riedinger musste demnach auch hierin von Grund aus Neues schaffen, wobei
                              									ihr die Versuchsstation sehr von Nutzen war. Der Druckluftbetrieb ist nur dann
                              									vortheilhaft, wenn die Luft im Cylinder der Maschine bis nahezu auf die
                              									atmosphärische Spannung expandiren kann. Um hierbei Schnee- und Eisbildungen zu
                              									vermeiden, muss die gespannte Luft vorher erwärmt werden.
                           Man erkennt ohne weiteres, dass in Folge der durchschnittlich höheren Temperatur im
                              									Cylinder gegenüber der Umgebung während der Expansion noch eine, wenn auch nur
                              									unbedeutende Wärmeentziehung stattfinden muss, welche theoretisch eine noch
                              									unterhalb der Adiabate verlaufende Expansionscurve zur Folge haben musste. Sind die
                              									Cylinder hingegen verschalt und ist die Verschalung womöglich noch durch Isolirmasse
                              									ausgefüllt, so wird die Wärmeentziehung so gering, dass sich der Verlauf kaum
                              									merklich von einem adiabatischen unterscheidet. Jedenfalls ist der Einfluss der
                              									Cylinderwandungen auf den Verlauf der Compression bei trockener Luft weitaus
                              									geringer als bei Dampfmaschinen, wohl wesentlich aus dem Grunde, weil
                              									Aggregatzustandsänderungen hier nicht auftreten können. Ganz anders gestaltet sich
                              									die Expansion bei starkem Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Alsdann tritt ein Gemisch
                              									von Luft und meist überhitztem Wasserdampf in den Cylinder. Der Dampf nimmt an der
                              									Temperaturerniedrigung mit theil, wird nach und nach gesättigt und beginnt endlich
                              									sich niederzuschlagen. Die hierbei frei werdende Verdampfungswärme wird der Luft
                              									mitgetheilt, und dadurch der Charakter der Expansionscurve wesentlich geändert.
                              									Diese verläuft jetzt unter dem Einfluss dieser allmählichen Wärmezufuhr beträchtlich
                              									über der Adiabate und kann sich sogar der Isotherme bedeutend nähern, ohne dass
                              									deshalb die Temperatur während der Expansion gleich bleibt. Besonders stark wird die
                              									Einwirkung des
                              									Wassers, wenn man es in grösseren Mengen entweder in den Vorwärmer oder in den
                              									Cylinder während der Expansion einspritzt. In diesem letzten Falle wird die
                              									Expansion zu einer vollständigen Umkehrung der Compression mit Einspritzkühlung, so
                              									dass die dort entwickelten Gleichungen auch ohne weiteres hier gültig bleiben.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 266Riedinger's Luftmaschine. Die Erfahrungen, welche bisher mit Dampf- bezieh. Wasserbeimischung
                              									gemacht wurden, sind aber nicht geeignet gewesen, die damit verbundene verwickeltere
                              									Bauart bei verhältnissmässig kleinen Maschinen zu rechtfertigen. Zum Verständniss
                              									der nachfolgenden Untersuchungen, bei denen der Wassergehalt der Luft keine
                              									bedeutende Rolle spielt, sind neue theoretische Betrachtungen um so weniger nöthig,
                              									als der Process schon von verschiedenen Seiten eingehend besprochen und dargestellt
                              									worden ist.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 266Fig. 10.Riedinger's Luftmaschine. Manches Neue dagegen dürfte die Construction der Luftmaschinen der Firma
                              										A. Riedinger und Co. bieten. Sie werden, wie aus
                              									den Fig. 8 bis 10 hervorgeht, für kleine Leistungen von ¾ bis zu 4
                              										e als einfachwirkende Ventilmaschinen in
                              									geschlossenem Gehäuse gebaut. Die nachstehende Tabelle gibt die hauptsächlichsten
                              									Maasse dieser Maschinen an:
                           
                              
                                 Leistung in
                                 
                                    
                                    e
                                    
                                 ¾
                                 1
                                 2
                                 4
                                 
                              
                                 Cylinderdurchmesser
                                 mm
                                 80
                                 100
                                 125
                                 180
                                 
                              
                                 Hub
                                 mm
                                 120
                                 120
                                 150
                                 180
                                 
                              
                                 Minutliche Umdrehungen
                                 
                                 250
                                 250
                                 250
                                 200
                                 
                              
                                 Gesammthöhe
                                 mm
                                 1000
                                 1000
                                 1100
                                 1500
                                 
                              
                                 Durchmesser der Grundfläche
                                 mm
                                 450
                                 450
                                 450
                                 550
                                 
                              
                                 Schwungraddurchmesser
                                 mm
                                 540
                                 540
                                 600
                                 800
                                 
                              
                           Durch die Wahl von Ventilen, deren Gehäuse sich im oberen Deckel befinden, ist es
                              									gelungen, den schädlichen Raum so klein zu halten, wie es bei anderen
                              									Steuerungsorganen wohl kaum möglich wäre. Er beträgt bei keiner dieser Maschinen
                              									mehr als 2,5 Proc. Es liegt dies besonders daran, dass der Kolben, was nur bei
                              									genauer Arbeit möglich ist, sich bis auf 1 mm dem Deckel nähert, und dass das
                              									Austrittsventil, welches durch eine aussenliegende Feder auf seinem Sitze gehalten
                              									wird, sich nach dem Cylinderinneren hin öffnet, mithin gar nichts zum schädlichen
                              									Raume beiträgt. Das Eintrittsventil, welches durch den Ueberdruck der Luft und die
                              									Spannung einer Feder niedergedrückt wird, ist als Kugelabschnitt ausgebildet und
                              									ruht auf scharfem Sitze. Bemerkenswerth ist die Regulirung der Maschinen (D. R. P.
                              									Nr. 58880). Sie wird bewirkt durch ein auf der Einlassteuerstange S1 mittels Spiralfeder
                              									elastisch sitzendes Gewicht G. Dieses Gewicht ist mit
                              									dem Mitnehmer M für das Eintrittsventil, der auf einem
                              									oben abgeschrägten Arme A der Steuerstange gleitet,
                              									durch eine Schubstange verbunden. Um das Eintrittsventil zu öffnen, genügt ein Theil
                              									des Excenterhubes, der aber durch die veränderliche Lage des Mitnehmers verkleinert
                              									oder vergrössert werden kann. Diese Verschiebung findet nur statt, wenn der
                              									Mitnehmer mit dem Anschlag des Ventils E nicht im
                              									Eingriffe steht, mithin ist der Regulator nahezu rückdruckfrei. Die Steuerung wird
                              									auch so ausgeführt, dass für den Fall des zu raschen Ganges der alsdann mit einem
                              									Zahn versehene Mitnehmer gar nicht mit dem Ventil in Eingriff gelangt, so dass eine
                              									oder mehrere Füllungen ausfallen. Alsdann ist das Eintrittsventil frei, während das
                              									Auslassventil, wie gewöhnlich, gesteuert wird. Die Folge davon ist, dass die
                              									Maschine während des Vorschubes des Kolbens hierbei mit Unterdruck arbeitet, also
                              									etwas Arbeit verzehrt, da beim Hubwechsel das Eintrittsventil sich öffnet und die
                              									vorher im Cylinder verdünnte Luft durch Eindringen von äusserer Luft
                              									ausserordentlich schnell die atmosphärische Spannung annimmt. In Folge hiervon
                              									regelt sich der Gang der Maschine ausserordentlich rasch.
                           Bei Anwendung veränderlicher Expansion hat es sich als zweckmässig erwiesen, den
                              									kleinsten Füllungsgrad so zu wählen, dass die Luft am Hubende des Kolbens nahezu die
                              									atmosphärische Spannung erreicht hat, während die normale Füllung nur wenig darüber
                              									liegen soll. Nach oben hin ist man mit der Füllung nicht mehr beschränkt, so dass
                              									eine Luftmaschine mit veränderlicher Füllung bedeutend über ihre durchschnittliche
                              									Leistung angestrengt werden kann.
                           Die Wahl von Rundschiebern zur Steuerung der Luftmaschinen mit Leistungen über 5
                              										e war begründet in der verhältnissmässig
                              									geringen Reibungsarbeit dieser Organe, dann, weil sich bei ihnen eine vollständige
                              									Trennung von Ein- und Austrittskanälen, wie sie ja für alle thermodynamischen
                              									Maschinen längst als zweckmässig anerkannt ist, durchführen lässt, und endlich, weil
                              									solche mit Rundschiebern gesteuerte Maschinen der Gefahr des Einfrierens so gut wie
                              									gar nicht ausgesetzt sind. Dieser für die Betriebssicherheit wesentliche Umstand
                              									wird bedingt durch die Gestalt der Austrittskanäle in den Rundschiebern gegenüber
                              									dem Flachschieber, welcher die auspuffende Luft zwingt, mehrere Male ihre
                              									Bewegungsrichtung zu ändern, während der bei liegender Maschine stets auf der
                              									Unterseite befindliche Rundschieber ihr einen einzigen, nur leicht gekrümmten Kanal
                              									darbietet, in welchem sie ausserdem keine Gelegenheit zu Schneeablagerungen
                              									findet.
                           Der früher beschriebene Luftvorwärmer der Gesellschaft
                              										Riedinger besteht aus einem schraubenförmig
                              									gewundenen Schmiedeeisenrohre. Die Luft nimmt in den Oefen die Wärme durchweg
                              									unter constantem Drucke auf, so dass die specifische Wärme, die für die Berechnung
                              									der Wärmetransmission hier einzusetzen ist, cp
                              									= 0,2377 beträgt. Man hat demnach bei einer
                              									Eintrittstemperatur t0,
                              									einer Austrittstemperatur t1 die im Vorwärmer der Luft mitgetheilte Wärme zu
                           Q = G .
                                 										cp (t1 – t0)
                           für G k Luft. Das Gewicht der
                              									Luft schwankt je nach der Temperatur, mit der sie durch den Messapparat strömt, und
                              									ist hier im Mittel zu 1,2 k für 1 cbm angenommen.
                           In der nachfolgenden kleinen Tabelle sind die wesentlichsten Versuchswerthe
                              									zusammengefasst, und zwar bezieht sich die erste Spalte auf einen Vorwärmer
                              									kleinster Abmessung, während die andere von einem sehr grossen Vorwärmer, der bis zu
                              									40  genügt, herstammt.
                           
                              
                                 Versuchs-Nr.
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Mittlere Heizfläche
                                 qm
                                 0,2
                                 2,45
                                 
                              
                                 Ueberdruck
                                 k/qc
                                 5,67
                                 7
                                 
                              
                                 Stündliche Luftmenge
                                 cbm
                                 22
                                 373
                                 
                              
                                 Eintrittstemperatur der Luft
                                 Gr. C.
                                 20
                                 28
                                 
                              
                                 Austrittstemperatur  „     „
                                 „   „
                                 200
                                 215
                                 
                              
                                 Stündlicher Koksverbrauch
                                 k
                                 0,35
                                 3,5
                                 
                              
                                 Stündlich übertragene Wärme
                                 W.-E.
                                 1130
                                 19900
                                 
                              
                                        „              „                „      für 1 qm
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Heizfläche
                                 „
                                 5650
                                 8120
                                 
                              
                                 Uebertragene Wärme für 1 k Koks
                                 „
                                 3200
                                 5700
                                 
                              
                           Diese Versuche lehrten ausserdem, dass neben der Grösse der Heizfläche und dem
                              									Temperaturunterschied auch die Geschwindigkeit der Luft in dem Heizrohr einen
                              									Einfluss auf die Wärmeaufnahme ausübt, und zwar scheint es, als ob für jeden Apparat
                              									unter sonst gegebenen Verhältnissen eine bestimmte Geschwindigkeit der Luft
                              									vorliegt, für welche die Wärmeübertragung einen Höchstwerth annimmt.
                           Die endgültige Lösung dieser ebenso wichtigen wie interessanten Frage muss jedoch
                              									weiteren eingehenden Untersuchungen vorbehalten bleiben.
                           Immerhin lehren die obigen Zahlen, dass bis zu 80 Proc. der durch Verbrennen des Koks
                              									entwickelten Wärme (rund 7200 W.-E. für 1 k Koks) der Luft mitgetheilt und
                              									unmittelbar im Luftmotor ohne nennenswerthen Abzug in Arbeit umgesetzt werden.
                           
                        
                           Versuche an Luftmaschinen.
                           Die nachstehenden Bremsversuche an einer kleinen Ventilluftmaschine wurden mit
                              									Ausschaltung des Regulators also bei constanter Füllung (30 Proc.) angestellt.
                              									woraus sich die Verschiedenheit der minutlichen Umdrehungen erklärt.
                           Die während der Bremsung abgenommenen Diagramme entstammen einem Crosby-Indicator, dessen Trommel durch eine der im
                              									Inneren des Gehäuses rotirenden Maschinenkurbel genau entsprechende Kurbel mit einer
                              									Schubstange und Geradführung angetrieben wird. Das Verhältniss von Kurbellänge zur
                              									Schubstangenlänge des Indicatorantriebes ist gleich dem entsprechenden Verhältniss
                              									in der Maschine.
                           Auch war die Umdrehungszahl der Maschine nicht hoch genug, um auf die
                              									Indicatordiagramme einen Einfluss auszuüben.
                           Versuche an einer einfach wirkenden Ventilluftmaschine Nr.
                              									11 Cylinderdurchmesser 100 mm, Hub 120 mm.
                           
                              
                                 Versuchs-Nr.
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 
                              
                                 Dauer in Minuten
                                 
                                 20
                                 30
                                 30
                                 30
                                 
                              
                                 Ueberdruck in der Leitung
                                 k/qc
                                 5,9
                                 5,9
                                 6,1
                                 6
                                 
                              
                                 Temperatur der Luft vor    der Maschine
                                 Gr. C.
                                 + 21
                                 110
                                 148
                                 190
                                 
                              
                                 Temperatur der Luft hinter    der Maschine
                                 „    „
                                 – 32
                                 – 14,5
                                 – 6,3
                                 + 12
                                 
                              
                                 Minutliche Umdrehungen
                                 
                                 160,6
                                 185,2
                                 191,6
                                 178,4
                                 
                              
                                 Bremsbelastung
                                 k
                                 8
                                 8
                                 8
                                 8
                                 
                              
                                 Bremshebelarm
                                 m
                                 0,42
                                 0,42
                                 0,42
                                 0,39
                                 
                              
                                 Effective Leistung
                                 
                                    
                                    e
                                    
                                 0,75
                                 0,848
                                 0,88
                                 0,787
                                 
                              
                                 Mittlerer Druck
                                 k/qc
                                 –
                                 3,095
                                 2,91
                                 2,86
                                 
                              
                                 Indicirte Leistung
                                 
                                    
                                    i
                                    
                                 –
                                 1,2
                                 1,17
                                 1,073
                                 
                              
                                 Gesammter Luftverbrauch
                                 cbm
                                 7,4
                                 8,32
                                 8,5
                                 6,1
                                 
                              
                                 Stündlicher Luftverbrauch
                                 „
                                 22,2
                                 16,64
                                 16,1
                                 12,2
                                 
                              
                                 Stündlicher Luftverbrauch    für 1 e
                                 „
                                 29,6
                                 19,62
                                 18,3
                                 15,7
                                 
                              
                                 Stündlicher Luftverbrauch    für 1 i
                                 „
                                 –
                                 13,8
                                 13,77
                                 11,37
                                 
                              
                                 Mechanischer Wirkungsgrad
                                 
                                 –
                                 0,707
                                 0,75
                                 0,735
                                 
                              
                           Die bei den Versuchen benutzte Bremse war ein gewöhnlicher Zaum, der genau
                              									ausgewuchtet und constant belastet war. Der Zaum wurde durch Staufferbüchsen mit
                              									consistentem Fett geschmiert. Die Umdrehungen wurden durch einen Hubzähler bestimmt.
                              									Die Temperatur wurde alle fünf Minuten abgelesen, ebenso oft auch Diagramme
                              									genommen. Die obigen Angaben geben die Mittelwerthe aus diesen Ablesungen an.
                           Das DiagrammEs soll hier
                                    											nicht unerwähnt bleiben, dass die verbrauchte Luftmenge auch aus dem
                                    											Indicatordiagramm entnommen werden kann. Obwohl nun diese Messung bei
                                    											Luftmaschinen bedeutend sicherer ist als bei Dampfmaschinen, bei denen die
                                    											Condensationsverluste eine grosse Rolle spielen, so sind doch solche Angaben
                                    											immer mit Vorsicht zu gebrauchen, weil nicht nur in der Annahme des meist
                                    											bei Beginn des Voraustritts gewählten Punktes, sondern auch in der dort
                                    											herrschenden Spannung und noch mehr in der Temperatur Fehlerquellen liegen,
                                    											die bei einer Luftmessung mittels der Gasuhr ausgeschlossen sind.
                              										(Fig. 11) entspricht dem IV. Versuch; aus ihm
                              									dürfte der ziemlich rasche Abschluss des Ventils hervorgehen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 267Fig. 11.Diagramm. Von grossem Interesse für das Wesen des ganzen Systems der
                              									Druckluftvertheilung ist der Vergleich der indicirten Arbeit mit der dem
                              									Temperaturgefälle entsprechenden Wärme, wie er in der nachfolgenden Tabelle für die
                              									Versuche III und IV durchgeführt ist. Bezeichnet man die Anfangstemperatur mit t1, die Endtemperatur
                              									mit t2, so stellt t1
                              									– t2 das
                              									Temperaturgefälle und
                           Q = G . cp (t1 – t2)
                           die demselben entsprechende Wärmeabgabe für G k Luft dar, worin cp = 0,2377 die specifische Wärme der Luft
                              									bei constantem Drucke ist. Nach dieser Formel ist die Tabelle berechnet.
                           Die beiden letzten Reihen stimmen jedenfalls sehr befriedigend überein; sie zeigen
                              									deutlich den bedeutenden Erfolg der Vorwärmung bezieh. die vorzügliche
                              									Ausnutzung
                           
                           
                              
                                 Versuchs-Nr.
                                 III
                                 IV
                                 
                              
                                 Temperaturgefälle
                                 Gr. C.
                                 154,3
                                 178
                                 
                              
                                 Entspr. stündliche Wärmeabgabe
                                 W.-E.
                                 764
                                 652
                                 
                              
                                 Arbeitsäquivalent dafür
                                 mk
                                 324000
                                 276500
                                 
                              
                                              „              „
                                 
                                    
                                    
                                 1,2
                                 1,024
                                 
                              
                                 Indicirte Arbeit an dem Diagramm
                                 
                                    
                                    i
                                    
                                   1,17
                                 1,073
                                 
                              
                           der im Vorwärmer von der Luft aufgenommenen Wärme durch die
                              									Maschine. Ausserdem ergibt sich hieraus, dass der Process, wie auch aus dem Diagramm
                              									hervorgeht, nahezu adiabatisch verläuft, was für die Vorausberechnung der
                              									Luftmaschinen wichtig ist. Die Abweichung von der Adiabate ist wahrscheinlich auf
                              									den Einfluss des Wasserbezieh. Dampfgehaltes der Luft zurückzuführen, der sich in
                              									den ersten beiden Versuchsreihen noch stärker geltend machte.
                           Die Rundschiebermaschine verhielt sich etwas anders. Auch diese Maschine wurde
                              									gleichzeitig gebremst und indicirt. Die Diagramme wurden alle fünf Minuten genommen,
                              									die Temperatur gleichzeitig abgelesen. Die Maschine war mit einem Pröll'schen Drosselregulator ausgerüstet, der bei jedem
                              									Versuche, um verschiedene Leistungen zu erzielen, mit einer anderen Scheibe versehen
                              									wurde. Der obere Backen des Bremszaumes war ein kräftiger Holzblock, während der
                              									untere aus einzelnen Stücken bestand, die auf einem Kupferband befestigt waren. Als
                              									Bremshebel dienten zwei am oberen Backen befestigte Flacheisen, welche mit ihrem
                              									äussersten Ende auf eine während jedes Versuches constant belastete Decimalwage
                              									drückten. Bei reichlicher Schmierung und sorgfältiger Regulirung einer der
                              									Spannschrauben des Zaumes war es nicht schwer, die Wage leicht spielen zu lassen und
                              									alle Stösse zu vermeiden. Auf diese Weise wurden die in nachstehender Tabelle
                              									verzeichneten Ergebnisse bei einer constanten Füllung der Maschine von 35 Proc.
                              									gewonnen.
                           Versuche an einer Rundschiebermaschine Nr. I.
                           Cylinderdurchmesser 150 mm, Hub 250 mm.
                           
                              
                                 Versuchs-Nr.
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 
                              
                                 Versuchsdauer in Minuten
                                 
                                 30
                                 30
                                 30
                                 30
                                 
                              
                                 Leitungsüberdruck
                                 k/qc
                                 6,03
                                 6,16
                                 6,0
                                 6,0
                                 
                              
                                 Temperatur vor der Ma-    schine
                                 Gr. C.
                                 + 29
                                 120
                                 204
                                 181
                                 
                              
                                 Temperatur hinter der Ma-    schine
                                 „    „
                                 – 4
                                 + 1,3
                                 + 15
                                 56
                                 
                              
                                 Minutliche Umdrehungen
                                 
                                 127
                                 169,2
                                 148,6
                                 150
                                 
                              
                                 Bremsbelastung, berichtigt
                                 k
                                 32,5
                                 33,8
                                 35,2
                                 –
                                 
                              
                                 Bremshebelarm
                                 m
                                 1
                                 1
                                 1
                                 –
                                 
                              
                                 Effective Leistung
                                 
                                    
                                    e
                                    
                                 5,76
                                 7,98
                                 7,3
                                 –
                                 
                              
                                 Mittlerer Druck, vorn
                                 k/qc
                                 3,108
                                 3,20
                                 3,336
                                 0,439
                                 
                              
                                       „          „     hinten
                                 „
                                 2,464
                                 2,72
                                 2,790
                                 0,667
                                 
                              
                                 Indicirte Leistung
                                 
                                    
                                    i
                                    
                                 6,71
                                 9,44
                                 8,65
                                 1,57
                                 
                              
                                 Gesammter Luftverbrauch
                                 cbm
                                 70,7
                                 73,2
                                 54,75
                                 18,65
                                 
                              
                                 Stündlicher Luftverbrauch
                                 „
                                 141,4
                                 146,4
                                 109,5
                                 37,3
                                 
                              
                                 Stündlicher Luftverbrauch    für 1 e
                                 „
                                 24,55
                                 18,4
                                 15,0
                                 
                                    
                                    –
                                    
                                 
                              
                                 Stündlicher Luftverbrauch    für 1 i
                                 „
                                 21,08
                                 15,5
                                 12,65
                                 23,8
                                 
                              
                                 Mechanischer Wirkungsgrad
                                 
                                 0,857
                                 0,842
                                 0,841
                                 –
                                 
                              
                           Von diesen Versuchen stellt Nr. IV einen Leerlauf mit vorgewärmter Luft dar, wobei
                              									trotz der starken Abdrosselung durch den Regulator doch noch Unterdruck im Cylinder
                              									entstand.
                           Für den Vergleich zwischen der in der Maschine durch das Temperaturgefälle in Arbeit
                              									verwandelten Wärme mit der indicirten Arbeit ist hierbei nur Nr. III und IV
                              									verwendbar, weil sich bei den ersten beiden Versuchen hin und wieder Schnee
                              									bildete, dessen Menge jedoch nicht gemessen wurde.
                           Neben dieser schätzenswerthen Arbeit hat auch A. Riedler
                              									in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
                              									1892 * S. 821 u. ff., neue Bausteine zur Beurtheilung der Druckluftleitungsfrage
                              									zusammengetragen. Riedler gibt zunächst eine Kritik der
                              									vorhandenen Anlagen und betont dabei, dass durch seine von ihm entworfene neue
                              									Anlage von 8000  in Paris die Betriebskosten auf 4/10 herabgesetzt
                              									worden seien.
                           Das kennzeichnet den früheren Betrieb mit den alten Maschinen. Wenn bei einem
                              									Grossbetriebe, der in drei verschiedenen Zeitabschnitten mit neuen grossen Maschinen
                              									ausgerüstet wurde, durch Aenderung der Maschinen allein die Betriebskosten auf
                              									weniger als die Hälfte heruntergesetzt werden können, dann ist dies in heutiger Zeit
                              									nicht so sehr eine maschinentechnische Leistung, als vor allem ein Beleg für die
                              									Unvollkommenheit der früheren Maschinen. Ausserdem wurden durch die neuen Maschinen
                              									allein 1 Million Francs an Anschaffungskosten gegenüber dem Voranschlage der 24
                              									Maschinen erspart. Hierbei ist jedoch zu erwägen, dass die Kosten der Centrale nur
                              									einen Factor der Unternehmung bilden.
                           Diese günstigen Betriebsverhältnisse der neuen Centrale führten sofort dazu, den
                              									Betrieb der alten Anlage ganz einzustellen; dies bedeutet aber selbstverständlich
                              									die Todtlegung eines verausgabten Kapitals von etwa 5 Millionen, die verzinst und
                              									abgeschrieben werden müssen.
                           Mit der neuen Maschinenanlage wurde auch ein zusammen etwa 13 km langes, doppeltes
                              									Hauptdruckrohr (500 mm-Schmiedeeisenblechleitung) angelegt, gleichfalls eine
                              									zunächst nicht ertragsfähige Ausgabe von 2 Millionen Francs, da für die Ausdehnung
                              									des Druckluftbetriebes in gleichem Maasstabe nicht gesorgt wurde.
                           Dies ergibt sich wieder aus Nachstehendem:
                           Gleichzeitig mit der 8000pferdigen Druckluft anläge am Quai de la Gare wurde auch der
                              									Bau eines 1200pferdigen Lichtwerkes am Boulevard Richard Lenoir für Dampfbetrieb
                              									beschlossen.
                           Die Druckluftunternehmung hat dadurch, entgegen ihrem eigenen Princip, sich selbst
                              									von vornherein eine Absatzquelle verschlossen, für welche sie im Stande sein musste,
                              									Betriebskraft billiger zu liefern. Wenn sie dies nicht vermochte, dann war für die
                              									grossartige Druckluftanlage keine genügend rasche Entwickelung und Ertragsfähigkeit
                              									anzunehmen.
                           Die für das Lichtwerk verwendeten 300pferdigen Dampfmaschinen arbeiten mit 1 Hoch-, 1
                              									Mittel- und 2 Niederdruckcylindern (390, 580 und 720 mm Durchmesser, 450 mm Hub, 135
                              									minutliche Umdrehungen, 10 at Betriebsdampf); sie wurden mit nicht stellbarer
                              									Expansionssteuerung (bei halber Füllung in jedem Cylinder) mit Regulator und
                              									Drosselventil ausgeführt. Die Schieberstangen für die über einander gebauten
                              									Dampfcylinder sind gemeinsam. Zwei getrennte Luftpumpmaschinen sind ausserhalb des
                              									Maschinenhauses aufgestellt. Je eine Dynamomaschine wird auf jeder Seite der
                              									Kurbelwelle unmittelbar angetrieben.
                           Die Dynamo laden mit hochgespanntem Gleichstrom ein System von Accumulatorstationen
                              									in den zu versorgenden Stadtbezirken. Die Instandhaltung der Accumulatoren kostete bisher 10
                              									Proc. der Anschaffungskosten; dies tritt also als laufende Ausgabe des
                              									Lichtbetriebes hinzu, so dass zusammen mit dem geringen Wirkungsgrade der
                              									Accumulatoren die Betriebskosten für die Stromlieferung sehr hohe sind.
                           Im Betriebe betrug der Dampfverbrauch etwa 14 k, also so viel, dass selbst im
                              									Zusammenhange mit der bestehenden Druckluftanlage, bei gewöhnlicher Art des
                              									Luftbetriebes und der Vorwärmung, geringere Betriebskosten erreichbar gewesen wären.
                              									Desgleichen wäre die Anlage für Luftbetrieb wegen des Wegfalles der Dampfkessel und
                              									sonstiger Baulichkeiten in kürzerer Zeit und auf geringerer Baufläche ausführbar
                              									gewesen.
                           Im eigentlichen Beleuchtungsgebiet hat die Unternehmung neben einander drei Leitungen
                              									liegen: die Ladungskabel für die Accumulatoren, die Vertheilungskabel und das
                              									Leitungsrohr für die Druckluft, welches schon früher das ganze Beleuchtungsgebiet
                              									mit Kraft versorgte.
                           In der weiteren Kritik der Pariser Anlage wird namentlich die Unzulänglichkeit der
                              									benutzten Luftmaschinen bemängelt, als welche die ältesten Constructionen von
                              									Dampfmaschinen benutzt wurden. Auch die so wesentliche zweistufige Vorwärmung der
                              									Druckluft sei völlig ausser Verwendung gelassen.
                           In der neuesten Zeit werden Luftmaschinen mit anderer Vorwärmungsart versucht. Schon
                              									im Lichtwerk Retiro erfolgt die Luftvorwärmung nur durch Dampfeinspritzung, welche
                              									wegen der niedrigen Dampftemperatur und der Verhältnisse der Dampferzeugung auf
                              									niedrigen Luftverbrauch und geringe Betriebskosten nicht führen kann und ausserdem
                              									die Aufstellung eines Dampfkessels und eines Auspuffschornsteins für die nasse
                              									Auspuffluft nothwendig macht.
                           Bei einigen neuesten Versuchsmaschinen in Paris wird der Druckluft Dampf von etwa
                              									300° Temperatur zugeführt, die Mischung erfolgt in einem eigenen Mischcylinder. Die
                              									Auspuffluft wird in einen „Échangeur“ geleitet, in welchem die erste
                              									Vorwärmung der Luft vorgenommen wird. Damit ist der wesentlichste und beste Theil
                              									des Popp'schen Systems, die unmittelbare
                              									Wärmezuführung, verlassen und ein Rückschritt zu den Vorwärmungsmethoden eingeführt,
                              									welche von Cornet in Mons, Siemens in London und Mekarski in Paris
                              									längst schon durchgeführt wurden.
                           In ähnlicher Weise fehlt jede technische Entwickelung in den besonderen Anwendungen
                              									der Druckluft. Ein bezeichnendes Beispiel bilden die Strassenbahnen. Hierbei ist
                              									auch ein unmittelbarer Vergleich gegeben, indem in Nantes seit 1879, in Paris seit
                              									1887 die bekannten Mekarski'schen Luftbahnen im
                              									laufenden Betriebe stehen. Diese benutzen hochgespannte Luft und Vorwärmung durch
                              									Heisswasser von etwa 180° C.
                           Dem System haften mehrere Mängel an. Diese liegen in der hohen Spannung und den
                              									Verlusten durch Drosselung, in der ungünstigen Erzeugung der Druckluft durch kleine,
                              									unvollkommene Maschinen und in der geringen Vorwärmung. Aber die Einrichtungen sind
                              									von einem gründlichen Fachmann innerhalb der gegebenen Verhältnisse in musterhafter,
                              									praktisch lebensfähiger Weise durchgeführt und trotz ihrer Unvollkommenheit seit
                              									mehr als zehn Jahren in erfolgreichem Betriebe. Die Pariser Druckluftunternehmung
                              									sollte aber solchen Betrieb viel vortheilhafter durchführen können, weil sie in der
                              									Lage wäre, im Zusammenhang mit der städtischen Kraftvertheilung die
                              									Betriebskraft viel billiger zu erzeugen, als dies in kleinen Maschinenstationen
                              									möglich ist. Insbesondere könnten im Anschluss an das Vertheilungsnetz
                              									Unterstationen nahezu an beliebiger Stelle erbaut werden.
                           Diese Unterstationen brauchten nur die Luft aus der Leitung von 8 at auf höhere
                              									Spannung zu verdichten, was einfach durch Vermittelung einer Luftmaschine erfolgen
                              									könnte. Die Anlage bestände daher nur in einem kleinen, durch Luftmaschinen
                              									getriebenen Compressor und in den Behältern für die Aufspeicherung; sie würde sehr
                              									geringen Raum einnehmen und könnte insbesondere unterirdisch an jeder Oertlichkeit
                              									hergestellt werden.
                           Beim Füllen der Wagen könnten Verluste vermieden werden, indem die Auffüllung durch
                              									einen Dreiwegverschluss erst mit Luft aus dem städtischen Netz (8 at), dann aus dem
                              									Zwischenbehälter des Compressors und schliesslich aus dem Behälter mit
                              									hochgespannter Luft erfolgt, ohne die erforderlichen Rohrleitungen wesentlich zu
                              									verwickeln.
                           Trotz aller dieser nahe liegenden Vortheile ist für Trambahnen von der Pariser
                              									Druckluftgesellschaft nichts geschehen. Gutermuth hat
                              									ein allerdings nur die technische Seite behandelndes Project aufgestellt; es enthält
                              									den Vorschlag, als Motoren für die Strassenbahnwagen zwei oder drei Luftcylinder zu
                              									verwenden, welche beim Anfahren mit unabhängiger Füllung, während der Fahrt aber als
                              									Verbundmaschinen mit mehrstufiger Expansion und mehrmaliger Vorwärmung benutzt
                              									werden. Zu einem Versuch oder einer Ausführung ist es nicht gekommen.
                           Die Mekarski'sche Einrichtung wird hingegen trotz ihrer
                              									beschränkten Betriebsverhältnisse in neuerer Zeit für zwei grosse Linien innerhalb
                              									Paris und auch in anderen Städten ausgeführt.
                           Die Anwendung der Druckluft für Lüftungszwecke wurde gleichfalls in Paris
                              									vernachlässigt, während Riedinger in kurzer Zeit
                              									hervorragende Neuerungen durchführte, welche wegen des Wegfalls aller Maschinen und
                              									mechanischen Einrichtungen, durch die beliebige Regulirfähigkeit, Theilbarkeit und
                              									Betriebssicherheit bezieh, stete Bereitschaft und durch die erzielten Leistungen von
                              									grosser Bedeutung sind.
                           Aehnlich steht es in Paris mit der Entwickelung der Verwendung der Kaltluft. Es
                              									besteht kein Zweifel, dass für einen Grossbetrieb die Luft als Uebertragungsmittel
                              									wegen des Wassergehaltes hinter anderen Mitteln der Kälteerzeugung unbedingt
                              									zurückstehen muss; trotzdem kann Kaltluft ausgedehnte Verwendung finden, nämlich im
                              									Nebenbetrieb und in Betrieben von kleinem Maasstabe, da, wo besondere Kältemaschinen
                              									nicht aufgestellt werden können. Damit ist aber die Grundlage für die Verwendung der
                              									Kaltluft gegeben. Dennoch wurden in Paris nach der ersten Richtung grossartige
                              									Versuche durchgeführt, während nach der anderen, meines Erachtens allein
                              									lebensfähigen Richtung nichts geschehen ist.
                           In der alten Centralstation St. Fargeau wurde eine Kaltlufteinrichtung als
                              									Schaustück, in der Bourse de Commerce eine 150pferdige Kaltluftmaschine aufgestellt
                              									und Kaltkammern regelmässig betrieben.
                           1890 wurde für die Bourse de Commerce eine sehr schlecht gebaute 150pferdige
                              									Kaltluftmaschine ohne stellbare Expansion bestellt, die wegen grober Fehler in der
                              									Bauart und Ausführung erst in jüngster Zeit in Betrieb kam. Andere grössere
                              									Kaltluftanlagen wurden in Paris nicht ausgeführt.
                           Ein grosser Kaltluftversuch wurde mit einer Cockerill'schen 400pferdigen Compressionsmaschine in der Centralstation St.
                              									Fargeau durchgeführt, derart, dass die Compressoren als Widerstände hinter den
                              									Maschinen benutzt, aber die Dampfcylinder mit Druckluft betrieben wurden. Die
                              									Maschinen blieben hierbei vollständig unverändert. Es strömte also die Luft in den
                              									Hochdruckcylinder, dann durch Vermittelung des Aufnehmers in den Niederdruckcylinder
                              									und von dort in die Versuchskaltkammern. Die Steuerungen und sonstigen Einrichtungen
                              									der Maschine sind für diesen Kaltluftbetrieb wenig geeignet; es hat sich aber bei
                              									etwa 18stündigem ununterbrochenem Betriebe keine Schwierigkeit herausgestellt. Ich
                              									erwähne diese Thatsache insbesondere gegenüber der oft gehörten Behauptung, es sei
                              									unmöglich, Luftmaschinen längere Zeit ohne Vorwärmung zu betreiben, weil die
                              									Eisbildung rasch eine Grenze setze. Diese Behauptung trifft nur zu bei solchen
                              									Maschinen, deren Auspuff für die Ablagerung von Eis besonders günstig ist.
                           Aus dem Erwähnten ergibt sich, dass in den abgelaufenen zwei Jahren in den einzelnen
                              									Zweigen des Druckluftbetriebes kein Fortschritt erzielt wurde. Die Berliner
                              									Druckluftgesellschaft hat keine technischen Anlagen ausgeführt und auch keine
                              									Concessionen zur Errichtung von Druckluftanlagen übernommen. Ausserdem ist noch
                              									darauf hinzuweisen, dass auf anderen Gebieten Hunderte fähiger Köpfe sich dem
                              									Studium des Fortschrittes widmen und sich hierbei des Verständnisses und der
                              									Unterstützung der Interessenten zu erfreuen haben, so dass im Vergleiche hierzu das,
                              									was bisher unter den geschilderten Umständen auf dem Felde der Druckluft von wenigen
                              									Personen technisch angestrebt wurde, immerhin als beachtenswerth gelten kann, wenn
                              									es auch für die Vernachlässigung aller übrigen Factoren nicht Ersatz bietet.
                              									Bedauerlich ist, dass auch die technische Seite schwer geschädigt wurde, um so mehr,
                              									für je mächtiger die betheiligten Geldleute gelten und je grössere Summen in
                              									technisch unrichtiger Weise verbraucht wurden. Diese Schädigung muss sich
                              									selbstverständlich auch dort äussern, wo inzwischen auf gleichem Gebiete, unabhängig
                              									von den geschilderten Verhältnissen, Tüchtiges geleistet wurde.
                           Dies gilt insbesondere von den Riedinger'schen
                              									Ausführungen in Offenbach. Diese sind Arbeiten, welche höchstes Lob verdienen. Die
                              									Offenbacher Anlage wurde aber ohne jeglichen Zusammenhang mit Paris geschaffen. Von
                              									dort wurde dem Unternehmen nichts zur Verfügung gestellt. Soweit es sich um
                              									constructive Einrichtungen handelt, ist dadurch nichts verloren, wohl aber ist die
                              									Nichtbenutzung aller Pariser Erfahrungen zu bedauern. Ausserdem ist die Offenbacher
                              									Anlage in wirthschaftlich er Beziehung zu klein, um trotz ihrer guten Durchführung
                              									die von Paris und seinen Geldleuten ausgegangene Schädigung des Druckluftsystems
                              									auszugleichen.
                           Zu dieser schädigenden Rückwirkung kommt weiter noch der Umstand, dass inzwischen die
                              									Birminghamer Anlage, wie vorauszusehen war, eingegangen ist, und zwar in Folge
                              									grober technischer und geschäftlicher Fehler. Die Unternehmung wurde zur Anlage
                              									einer sehr kostspieligen schmiedeeisernen Leitung gezwungen, ihr Concessionsgebiet
                              									war ein beschränktes und konnte auf das Centrum, sowie auf
                              									Beleuchtungseinrichtungen nicht ausgedehnt werden.
                           Der technische Misserfolg ist selbstverständlich. Die verunglückte Gasfeuerung wurde
                              									für 20000  ausgeführt, das Rohrnetz ist für 30000  reichlich
                              									bemessen, wird aber mit durchschnittlich unter 1000  und nur im Tagesbetrieb
                              									benutzt, die Maschinen laufen statt mit 90 minutlichen Umdrehungen in Folge
                              									schlechter Construction nur mit 40 bis 50, und die schlechten Betriebsverhältnisse
                              									sind eine selbstverständliche Folge solcher Fehler. Die grossartig angelegte
                              									Gasfeuerung ergab im Betrieb 50 Proc. höhere Kosten als gewöhnliche
                              									Kohlenfeuerung.
                           Es fehlte, wie in Paris, dort an einer sachgemässen Durchführung. Die Thätigkeit der
                              									Erbauer beschränkte sich auf constructive Liebhabereien und deren einseitige,
                              									unverständige Durchführung.
                           Riedler erwähnt weiter eine missglückte Anlage in
                              									Washington, die Judson Pneumatic Railway. Diese
                              									angebliche „Druckluftstrassenbahn“ wurde vor ihrer Ingangsetzung im Herbst
                              									vorigen Jahres grossartig gepriesen und überhaupt als die grösste bestehende
                              									Druckluftanlage geschildert. In Wirklichkeit ist sie an sich unbedeutend und besteht
                              									dem Wesen nach in Folgendem:
                           Um den in Amerika ausserordentlich verbreiteten Seilstrassenbahnen Concurrenz zu
                              									bereiten, wird an die Stelle des Seils unter die Fahrbahn eine umlaufende Rohrwelle
                              									gelegt. Jeder Triebwagen erhält vom Führerstande einstellbare schräge Rollen, welche
                              									an die Triebwelle angepresst werden können. Die Welle wird durch Motoren gedreht und
                              									durch Reibung der angepressten schrägen Rollen soll der Wagen in Bewegung gesetzt
                              									werden. Die Grundlage ist daher etwa: Mannesmann umgekehrt! Durch die verschiedene
                              									Neigung der Rollen soll dabei verschiedener Vorschub und veränderliche
                              									Zuggeschwindigkeit erreicht werden. Die Wellen sind in einzelnen Abschnitten von
                              									etwa 100 m Länge hergestellt, und jedes solche Wellenstück wird durch einen
                              									Druckluftmotor angetrieben. Letzteres ist unwesentlich, denn in gleicher Weise
                              									könnte ja auch der Antrieb durch andere Motoren erfolgen.
                           Die ganze Anlage wurde auf Grund eines kleinen Modells gebaut, an welchem der
                              									Erfinder die Möglichkeit solcher Kraftübertragung zeigte. Die Anlage ist, wie
                              									selbstverständlich, sofort bei der Inbetriebsetzung verunglückt; die Rollen und
                              									deren Befestigung wurden abgewürgt.
                           Aus dem Erwähnten ergibt sich, dass die Sache mit Druckluftbetrieb nichts zu thun
                              									hat, das Misslingen wurde aber trotzdem vielfach als ein Misserfolg der
                              									Druckluftübertragung hingestellt.
                           Aehnliche misslungene oder wahrscheinlich noch misslingende Versuche gibt es in
                              									Amerika noch mehrere, wo es bei scharfer Unternehmungslust häufig vorkommt, dass
                              									ohne vorangegangene Versuche und Studien mit grossen Anlagen vorgegangen wird.
                              									Dadurch können ja bei sachgemässer Behandlung wohl auch Fortschritte erzielt werden,
                              									viel häufiger aber fallen die Unternehmer in gründlichster Weise herein.
                           So sind gegenwärtig mehrere Versuche im Zuge, Strassenbahnen mit Druckluftbetrieb
                              									nach Mekarski's Vorbild einzurichten. Die Neuerungen
                              									laufen im Wesentlichen darauf hinaus, automatische Ladestationen einzurichten,
                              									derart, dass der Motorwagen an jeder beliebigen Stelle entweder ohne Stillstand
                              									oder mit nur geringem Stillstande mit Druckluft aufgefüllt werden kann. Darunter
                              									sind Einrichtungen geplant, die an Unzweckmässigkeit nichts zu wünschen übrig
                              									lassen.
                           Andere Druckluftprojecte gleichfalls amerikanischen Ursprunges streben für den
                              									Betrieb geschlossenen Kreislauf an, also derart, dass die Druckluft in einem
                              									Rohrnetz den Luftmaschinen zugeführt, die Abluft hingegen in einem zweiten,
                              									geschlossenen Rohr wieder an die Centralstation zurückgeleitet wird, so dass die
                              									Compression in letzterer nicht bei atmosphärischer, sondern bei einer höheren
                              									Spannung beginnt, eine Einrichtung, die für Zwecke der Kraftvertheilung nur zu
                              									unnöthiger Complication führt.
                           Solche Einrichtungen sind aber ebenso wie die vorhin geschilderte Pariser
                              									Dilettantenarbeit geeignet, die technische Sache auf längere Zeit schwer zu
                              									schädigen, auf die Dauer freilich nicht, denn was technisch gut ist, lässt sich auch
                              									durch solche Behandlung nicht ganz umbringen. Ferner ist hervorzuheben, dass in
                              									Paris die Interessenten der Druckluft selbst es waren, welche der Sache eine so
                              									schwere Schädigung zufügten, wie es auch die heftigsten geschäftlichen Gegner mit
                              									keinerlei Mitteln vollbracht haben könnten. Dies findet seine Erklärung darin, dass
                              									die Anwendung der Druckluft so einfach ist, dass leider auch in den Händen von
                              									Nichtfachleuten ein gewisser äusserer Erfolg möglich ist. Vollständiges Versagen
                              									kann auch bei der unverständigsten Behandlung kaum vorkommen, während andere
                              									Kraftübertragungsmittel doch ein gewisses minimales Maass von Sachkenntniss
                              									erfordern.
                           Riedler gibt sodann an der Hand ausführlicher
                              									Einzelzeichnungen eine Beschreibung der von ihm für Paris (St. Fargeau) entworfenen
                              									und seit längerer Zeit in Betrieb befindlichen Anlage, auf welche hier nur verwiesen
                              									werden soll. Dagegen sollen die erzielten Betriebsergebnisse auszüglich mitgetheilt
                              									werden.
                           
                              
                                 Mg.