| Titel: | Rotationsmaschinen. | 
| Autor: | Wentscher | 
| Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 289 | 
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                        Rotationsmaschinen.Vgl. 1892 284 * 157.
                        Mit Abbildungen.
                        Rotationsmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die bisher spärlich vertretene und fast ausschliesslich auf Sonderabhandlungen in
                              									Fachjournalen beschränkte Literatur dieses Theiles der Schnellpressenkunde hat seit
                              									unserer letzten Berichterstattung eine dankenswerthe Bereicherung erfahren. Die Rotationsschnellpresse ist der Titel eines im
                              									Verlage von A. Waldow in Leipzig erschienenen höchst
                              									verdienstvollen Werkes des in Fachkreisen sehr wohl bekannten Ingenieurs O. Pilz, technischen Directors der Schnellpressenfabrik
                              										Albert und Co. zu Frankenthal (Rheinpfalz). Allen
                              									denjenigen, die sich schnell und gründlich über den gegenwärtigen Stand dieses
                              									Gebietes der Druckindustrie orientiren wollen, sei obiges Werk hiermit auf das
                              									angelegentlichste empfohlen.
                           Dass die nie rastende Industrie seit Erscheinen genannten Werkes (Mai 1892) nicht
                              									still gestanden hat, ist selbstverständlich, und so sind wir auch heute in der Lage,
                              									über eine ganze Reihe neuer Erscheinungen auf jenem Gebiet Bericht zu erstatten.
                           Eine immer noch nicht endgültig erledigte Angelegenheit im Rotationsmaschinenbau ist
                              									bekanntlich die Herstellung einer zugleich einfachen und zuverlässig arbeitenden
                              									Maschine für wechselnde Formate, d.h. verschiedene Bogenlängen. Der bezügliche
                              									Mangel der gewöhnlichen Rotationsmaschine, dass auf ihr nur Bogen von einer ganz
                              									bestimmten Länge gedruckt werden können, wird lebhaft genug empfunden, und solange
                              									derselbe nicht beseitigt ist, kann die Rotationsmaschine als eine abgeschlossene
                              									Maschine nicht angesehen werden.
                           Zwei Wege sind eingeschlagen worden, dem genannten Mangel abzuhelfen. Die ältere
                              									Methode, nach welcher die Bogen von der endlosen Rolle vor dem Druck geschnitten und mit veränderter Geschwindigkeit den
                              									Cylindern zugeführt werden, verbleibt im Rahmen des ursprünglichen Princips,
                              									insofern als das Einlegen der Bogen selbsthätig und continuirlich erfolgt. Auch
                              									bleibt dadurch die hohe, gerade der Rotationsmaschine eigenthümliche quantitative
                              									Leistung auch den Maschinen für wechselnde Formate erhalten. Gewisse Mängel dieser
                              									Lösung der Aufgabe lassen sich indessen nicht in Abrede stellen. Abgesehen davon,
                              									dass die unbedruckte Randbreite nicht genügend gleichmassig ausfällt, ein
                              									Uebelstand, der auf Mängel in der Papierzuführung durch Bandleitungen
                              									zurückzuführen ist, gibt auch das neuerdings von König und
                                 										Bauer u.a. angewendete Princip der Luftansaugung des Bogens durch den
                              									Druckcylinder zu manchen Unzuträglichkeiten Veranlassung, wie auf S. 199 des Pilz'schen Werkes des Näheren ausgeführt ist.
                           Die andere Methode besteht darin, aus der gewöhnlichen Cylinderschnellpresse, d.h.
                              									einer intermittirend rotirenden Maschine, lediglich unter Ersatz des hin und her
                              									gehenden Fundaments durch ein rotirendes eine continuirlich rotirende Maschine zu
                              									machen. Da in diesem Falle das Einlegen der Bogen in gewöhnlicher Weise durch
                              									Menschenhand stattfindet, so ist klar, dass mit Rücksicht hierauf die
                              									Geschwindigkeit nicht über eine gewisse Grenze hinaus gesteigert werden kann, die
                              									quantitative Leistung dieser Maschinenart also hinter derjenigen der
                              										„Endlosen“ wesentlich zurückbleibt, solange man nicht einen selbsthätigen
                              									Bogenanlegeapparat hat, der mit jeder beliebigen Geschwindigkeit arbeitet. Sollte
                              									diese letztere Aufgabe einmal zur Zufriedenheit gelöst sein, so dürfte die in obigem
                              									Sinne entsprechend abgeänderte Cylinderschnellpresse eine zweckmässige
                              									Rotationsmaschine für wechselnde Formate abgeben.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 289Fig. 1.Mailänder's Rotationsmaschine. Eine Maschine von letzterem Typus, mithin für wechselnde Formate, und
                              									zugleich für Schön- und Widerdruck, ist unter Nr. 60422 der Firma J. G. Mailänder in Cannstatt patentirt worden. Ein
                              									Hauptzweck dieser Maschine ist der, dem mit dem Schöndruck versehenen Bogen durch
                              									Führung über einen Trockenapparat und auf einem langen Wege hinreichend Gelegenheit
                              									und Zeit zum Trocknen zu geben, ehe der Widerdruck erfolgt.
                           Wie aus der schematischen Darstellung in Fig. 1
                              									ersichtlich ist, besteht die Maschine, abgesehen von den nicht dargestellten
                              									Betriebsmechanismen, aus den Druckcylindern aa1, den Satzcylindern bb1 mit darüber angeordnet zu denkenden
                              									Farbwerken, dem Trocken apparat c, dem
                              									Abschmutzcylinder d mit Reinigungswalzen ee1 und der
                              									Bänderführung. Die Druckcylinder sind ähnlich denjenigen der gewöhnlichen
                              									Schnellpresse und mit Greifern ausgerüstet, während die Satzcylinder denjenigen an Rotationsmaschinen gleichen. Der Trockenapparat c besteht aus einem hohlen gusseisernen Kasten, welcher
                              									der Länge nach von drei mit Ausströmungsöffnungen versehenen Gasrohren durchzogen
                              									wird. Der Abschmutzcylinder d ist mit einer
                              									Spannvorrichtung zum Aufziehen von 10 bis 12 Oelbogen versehen. Die
                              									Reinigungsvorrichtung besteht aus zwei eisernen Walzen ee1, welche mit einem weichen Stoff
                              									überzogen sind; dieselben liegen derart auf einander, dass die obere Walze mit dem
                              									Abschmutzcylinder in Berührung steht, während die untere Walze in einem Becken oder
                              									Behälter läuft, der mit pulverisirtem Speckstein gefüllt ist. Die Bandleitung
                              									besteht aus einer Anzahl Bänder, welche je nach dem Format gestellt werden können
                              									und den Zweck haben, den Schöndruck durch den Trockenapparat dem Abschmutzcylinder
                              									und dem Widerdruckcylinder zuzuführen. Satzcylinder und Abschmutzcylinder rotiren
                              									continuirlich, desgleichen läuft das Bändersystem ununterbrochen, während die
                              									Druckcylinder zwar mit derselben Geschwindigkeit wie die Satzcylinder rotiren, aber
                              									behufs Einlegens eines neuen Bogens nach jeder Umdrehung während eines ganzen
                              									Umganges der Satzcylinder stillstehen. Dieser Stillstand, sowie der jedesmalige
                              									Antrieb erfolgt in bekannter Weise durch Auffangegabeln.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 290Fig. 2.Cottrell's Papierzuführung. Die Bandleitung vom Schöndruckcylinder zum Widerdruckcylinder endlich hat
                              									eine solche Länge, dass bereits der zehnte Bogen zum Schöndruck angelegt wird,
                              									während der erste Bogen auf dem Einlegetisch des Widerdruckcylinders anlangt.
                           Einen Fortschritt in der Papierzuführung an Rotationsmaschinen für wechselnde
                              									Formate, welche mit endlosem Papier arbeiten, weist die Maschine von C. B. Cottrell in Westerly, Nordamerika (D. R. P. Nr.
                              									65501) auf. Fig. 2 und 3 veranschaulichen dieselbe in Längsschnitt bezieh. Ober ansieht, Fig. 4 ist eine theilweise Seitenansicht.
                           Das Abtrennen der einzelnen Bogen von der gewünschten Länge geschieht in bekannter
                              									Weise durch Einschaltung eines entsprechenden Wechselrades k in das die Speisewalzen CC1C2 bewegende
                              									Getriebe. Zu diesem Zweck ist das Uebertragungsrad j
                              									mit seinem Zapfen in einem zur Achse des vom Druckcylinder mit constanter
                              									Geschwindigkeit bewegten Rades I2 concentrischen Schlitz verstellbar. Die Bewegung
                              									der Speisewalzen überträgt sich durch Zahnräder c3, nn2 (auf gleicher Achse), 13,
                                 										15 auf die Walzen FF1 derart, dass diese Walzen stets dieselbe Umfangsgeschwindigkeit
                              									haben wie die Speisewalzen. Zwischen letzteren und den Walzen FF1 liegt die
                              									Schneidevorrichtung I I1, welche für den grösseren Theil ihrer Umdrehung durch das auf der Achse
                              										i des unteren Messers I lose aufgesetzte bereits genannte Rad I2 angetrieben wird, und zwar in der Weise, dass ein
                              									auf i aufgekeilter Arm q
                              									durch den Druck einer Spiralfeder s auf einem an I2 bei r angelenkten
                              									Stift s1 ständig in
                              									Anlage mit einem Stift p des Rades I2 gehalten und daher
                              									von diesem Rade mitgenommen wird. Die Geschwindigkeit der Messer ist dabei gleich
                              									der Umfangsgeschwindigkeit des Cylinders. Diese Geschwindigkeit erfährt eine
                              									Beschleunigung und wird gleich der Umfangsgeschwindigkeit der Speisewalzen bezieh,
                              									der der Walzen FF1 und
                              									der des Papiers jedesmal dann, wenn die Messer den Schnitt ausführen, damit kein
                              									Reissen des Papiers eintritt. Diese Geschwindigkeitsänderung erfolgt durch
                              									vorübergehenden Eingriff des Rades n in einen
                              									Zahnsector t des auf Welle i am anderen Ende aufgekeilten Rades I, so
                              									dass Arm q dem Rade I2 für eine kurze Zeit vorauseilt. Sind n und t wieder ausser
                              									Eingriff, so wird auch q wieder gegen den Zapfen p gepresst.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 290Fig. 3.Cottrell's Papierzuführung. Um nun diese verschieden grossen Bogen rechtzeitig den Greifern des
                              									gleichmässig rotirenden Druckcylinders zuzuführen, ist ein Speisewalzenpaar HH1 eingeschaltet,
                              									welches dieselbe Umfangsgeschwindigkeit wie der Druckcylinder, d.h. für alle unter
                              									dem grössten Format liegenden Formate eine grössere Geschwindigkeit als die
                              									Speisewalzen hat, und welches wagerecht verstellt werden kann, um das vordere Ende
                              									des aus dem Schneidapparat tretenden Bogens früher oder später zu erfassen, dem
                              									Bogen also früher oder später die beschleunigte Bewegung mitzutheilen. Durch
                              									richtige Einstellung der Walzen HH1 wird es demnach (natürlich innerhalb gewisser
                              									Grenzen) immer möglich sein, den Bogen mit seiner Vorderkante rechtzeitig an die
                              									Greifer des Cylinders B zu bringen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 290Fig. 4.Cottrell's Papierzuführung. Behufs leichter Verstellung der Walzen HH1 sind diese in Armen von Schlitten gelagert, die
                              									sich in Führungen des Maschinengestelles durch Kurbel 26 an Welle 25
                              									und Zahnräder 24 verschieben lassen. Ihren Antrieb erhalten diese
                              									Walzen gleich wie die Zuführungswalzen GG1 vom Zahnkranz B3 des Cylinders und von den konischen Rädern 27, 28, 29, 30, von denen das Rad 28 gleichzeitig mit HH1 verstellbar ist.
                           Die Bänder E, welche das Papier von F nach G leiten, haben die
                              									grössere Geschwindigkeit der Walzen GG1 und laufen daher nicht direct auf der langsamer
                              									rotirenden Walze F, sondern auf losen Scheiben 6 derselben.
                           Bezüglich weiterer Details dieser interessanten Maschine sei auf obige Patentschrift
                              									verwiesen.
                           Eine Mittelstellung zwischen den beiden vorbeschriebenen nimmt die unter Nr. 63979
                              									patentirte Maschine von H. H. Möller in Ottensen bei
                              									Hamburg ein. Dieselbe verarbeitet endloses Rollenpapier, ohne dasselbe zu
                              									zerschneiden, und lässt gleichzeitig in einem gewissen Sinne Formatänderungen
                              									zu.
                           Die in Fig. 5 in
                              									Seitenansicht, in Fig. 6
                              									im Querschnitt dargestellte Rotationsmaschine dient zur Herstellung hier
                              									beispielsweise zweifarbiger Abdrücke, welche auf einem sich gleichmässig
                              									fortbewegenden Rollenpapierstreifen in beliebig regulirbaren Entfernungen von
                              									einander aufgedruckt werden können, während diese Entfernungen bei einer
                              									gewöhnlichen Rotationsdruckmaschine nur gleich dem Umfang des
                              									Stereotypplattencylinders, oder gleich der Hälfte, einem Drittel, Viertel u.s.w.
                              									dieses Umfanges sein können.
                           Die Vorrichtungen zum Drucken selbst bieten bei dieser Maschine nichts Neues. Sie
                              									bestehen im Wesentlichen aus den Farbkästen AA1, den Farbwalzen aa1, den Leckwalzen CC1, den Verreibecylindern BB1, den Verreibewalzen bbbb1b1b1, den Auftragwalzen
                              										cc1, den
                              									Plattencylindern DD1
                              									und endlich aus den Druckcylindern dd1.
                           Der Papierstreifen läuft von der Papierrolle E über die
                              									Leitwalzen ee1e2 zwischen den
                              									Cylindern Dd hindurch, empfängt dabei den Abdruck mit
                              									der ersten Farbe, läuft dann über die Leitwalzen e3e1 zwischen den Cylindern D1d1 hindurch, empfängt hierbei den Abdruck mit der
                              									zweiten Farbe, läuft über die Leitwalzen e5e6 und sodann zwischen Abzugwalzen FF1, durch welche eine
                              									ununterbrochene gleichmässige Fortbewegung des Papiers behufs Weiterverarbeitung
                              									desselben in beliebiger Weise bewirkt wird.
                           G (Fig. 5) ist die Hauptantriebswelle, g und
                              										g1 sind feste und
                              									lose Antriebriemenscheiben auf derselben. Von hier aus wird die Bewegung einerseits
                              									mittels der Räder h1h2
                              									und h3 auf die
                              									Abzug walzen FF1 und
                              									andererseits mittels der auf G aufgekeilten
                              									Riemenscheibe H auf I
                              										(Fig. 6) und die
                              									Druckvorrichtungen übertragen.
                           Da die Druckvorrichtungen zeitweise stillstehen sollen, während die Scheibe
                              									gleichmässig weiter rotirt, so ergibt sich hieraus folgende, bei
                              									Rotationsdruckmaschinen bisher noch nicht angewendete Anordnung:
                           Die Riemenscheibe I sitzt lose auf der Welle i (Fig. 6) und wird mit
                              									derselben durch eine Frictionskuppelung K verbunden.
                              									Auf dem anderen Ende der Welle i sitzt ein Triebrad k1, welches mittels der
                              									Räder k2 und k3 den Plattencylinder
                              										D in Umdrehung versetzt. Vom Plattencylinder D aus wird die Bewegung in beliebiger Weise weiter auf
                              									sämmtliche Theile beider Farbwerke und Druckvorrichtungen fortgepflanzt, derart
                              									dass, wenn der Plattencylinder D zum Stillstand
                              									gebracht wird, auch sogleich sämmtliche Theile beider Druckvorrichtungen
                              									stillstehen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 291Maschine von Möller. Auf das Ende der Welle des Plattencylinders D
                              									wird eine Wechselscheibe L (Fig. 5) aufgesetzt, und
                              									zwar jeweilig mit ebenso viel Sperrzähnen, als man Stereotypplatten auf jedem der
                              									beiden Cylinder D und D1 angebracht hat. In diese Sperrzähne greift der
                              									Sperrhebel l selbsthätig ein und setzt somit die
                              									gesammte Druckvorrichtung so lange Zeit ausser Thätigkeit, bis er wieder ausgelöst
                              									wird, während der Papierstreifen seinen Weg ununterbrochen fortsetzt. Je länger
                              									dieser Stillstand dauert, um so grösser werden die Entfernungen zwischen den
                              									einzelnen auf einander folgenden Abdrücken. Die Auslösung des Sperrhebels l erfolgt nun durch die Daumenscheibe P, welche je nach Bedarf mit einem oder mehreren Daumen
                              									ausgestattet ist. Der Antrieb der Scheibe P wird durch
                              									Zahnräder Mm und Kettenräder Nn vermittelt. Je schneller sich also die Daumenscheibe P um ihre Achse dreht, desto kürzer werden die
                              									Stillstandsperioden für die Druckvorrichtungen, und desto kürzer werden auch die
                              									Entfernungen zwischen den einzelnen Abdrücken auf dem Rollenpapier ausfallen. Um
                              									diese Entfernungen nach Belieben zu reguliren, hat man nur nöthig, die Zähnezahlen
                              									der Zahnräder M oder m
                              									oder die Durchmesser der Kettenräder Nn entsprechend zu
                              									wählen.
                           In der durch die Zeichnung veranschaulichten Ausführung erfolgen beide Abdrücke auf
                              									derselben Papierseite.
                           Will man das Papier beiderseitig bedrucken, so braucht man bei der zweiten
                              									Druckvorrichtung nur Druckcylinder und Plattencylinder mit einander zu vertauschen.
                              									Auf die zahlreichen und eigenthümlichen Combinationen, welche das Princip der Möller'schen Maschine zulässt, im Besonderen, wenn
                              									beide Cylinder mit derselben Farbe drucken und der Abstand der von der ersten
                              									Druckvorrichtung erzeugten Abdrücke gerade so gross bemessen wird, dass die Abdrücke
                              									der zweiten Druckvorrichtung denselben gerade ausfüllen, kann hier nicht weiter
                              									eingegangen werden. Der sich dafür interessirende Leser sei indessen hiermit darauf
                              									hingewiesen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 292Fig. 7.Lafitte's Rotationsmaschine. Eine Rotationsmaschine eigenartiger Construction für endloses Papier und
                              									einzelne Bogen, für Schön- und Widerdruck, für Mehrfarbendruck und wechselnde
                              									Formate von P. O. Lafitte in London (D. R. P. Nr.
                              									59928) ist in den Fig. 7 bis 10 dargestellt, von
                              									denen Fig. 7 und 8 die
                              									schematische Anordnung der ganzen Maschine bezieh, den Antriebsmechanismus für die
                              									in beliebiger Anzahl hinter einander angeordneten Druckvorrichtungen
                              									veranschaulichen, während Fig.
                                 										9 die Schneidevorrichtung und Fig. 10 das Prinzip der
                              									Papierführung erläutert.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 292Fig. 8.Lafitte's Rotationsmaschine. Wie aus Fig. 7 und 10 hervorgeht, besteht
                              									die Transportvorrichtung aus einem endlosen Bande T und
                              									einer endlosen Schnur C, zwischen denen das Papier P durch den von den Leitrollen RR1 ausgeübten Druck eingeklemmt wird. Die
                              									Leitrollen sind an ihrem Umfang mit entsprechenden Auskehlungen versehen, so dass
                              									das Band T und das Papier P durch die Schnur C etwas eingedrückt
                              									werden. Vermöge der dadurch erzeugten Reibung wird das Papier sicher mitgenommen. Um
                              									einem seitlichen Zuge Widerstand zu leisten, werden (Fig. 10) schräg liegende
                              									Leitrollen I nahe an den Leitrollen RR1 angeordnet, so
                              									dass, wie durch Pfeile angedeutet, ein seitlicher Druck auf die Schnur C ausgeübt wird. Das Band T und die Schnur C werden durch Rollen AA1 in Bewegung gesetzt
                              									und durch Presswalzenpaare B und B1 gegen erstere
                              									gedrückt. Die Walzenpaare B und B1 stehen mit den Rädern A und A1 in Eingriff und legen sich unter starkem Druck
                              									gegen die Räder A und A1, so dass Band und Schnur sich ohne Gleitung mit
                              									den Treibrollen A und A1
                              									fortbewegen, während die Umfangsgeschwindigkeit und der Durchmesser der
                              									letzteren gleich denjenigen der Druckcylinder ist.
                           Um wechselnde Formate drucken zu können, bestehen die Cylinder aus festen Kernen vom
                              									Minimaldurchmesser, welche durch Auflegen von Halbmänteln, die in einer
                              									entsprechenden Anzahl von Sätzen vorhanden sind, auf einen grösseren Durchmesser
                              									gebracht werden können. Den verschiedenen Cylindergrössen entsprechen auch Sätze von
                              									Rollen AA1 von jeweilig
                              									gleichem Durchmesser und zugehörige Rollen BB1. Dass die Lager für diese Rollen, sowie für die
                              									Cylinder verstellbar sind, ist selbstverständlich. Um je nach Bedarf das Papier
                              									einseitig oder zweiseitig, einfarbig und mehrfarbig bedrucken zu können, hat jede
                              									Druckvorrichtung ihr eigenes Farbwerk F und lassen sich
                              									Druck- und Plattencylinder gegenseitig vertauschen bei gleichzeitiger Verlegung des
                              									zugehörigen Farbwerks (wie z.B. F1), dessen Farbkasten zu diesem Behufe aus der Lage
                              										K in diejenige K1 umgelegt werden kann. Die Auftragwalzen der
                              									Farbwerke lassen sich entsprechend dem Cylinderdurchmesser in Schlitzlagern
                              									verlegen.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 292Lafitte's Rotationsmaschine. Es ist klar, dass, wenn bei dieser Maschine die Bewegungsübertragung auf
                              									die einzelnen rotirenden Theile in gewöhnlicher Weise durch in einander greifende
                              									Zahnräder erfolgen würde, ihre praktische Brauchbarkeit wegen der bei jeder
                              									Veränderung der Cylinderdurchmesser oder Verlegung der Cylinder dann auch nothwendig
                              									werdenden Auswechselung eines Theiles jener Zahnräder mehr als zweifelhaft
                              									erscheinen müsste. Aus diesem Grunde musste die Bewegungsübertragung mittels
                              									Zahnräderpaare durch einen Universalmechanismus ersetzt werden, der allen jenen
                              									Veränderungen gegenüber constant bleibt. Derselbe ist in Fig. 8 dargestellt und dürfte einen über diesen besonderen Fall seiner
                              									Anwendung hinausgehenden Werth haben, da er absolut genau, mit unvergleichlich
                              									geringerem Kraftaufwande und gänzlich geräuschlos arbeitet.
                           Zu diesem Behufe wird von der Triebwelle A aus die
                              									Transmissionswelle B angetrieben, die an jedem Ende mit
                              									einer Kurbel C versehen ist; beide Kurbeln sind
                              									rechtwinkelig zueinander verstellt. Auf jeder Seite der Maschine ist in Führungen
                              									wagerecht verschiebbar ein Rahmen G angeordnet, der mit
                              									einem senkrechten Schlitze E zur Aufnahme des Lagers
                              									des Kurbelzapfens C versehen ist. Aehnliche Schlitze
                              										f dienen zur Aufnahme der Kurbelzapfen c, die auf den Wellen der Cylinder D sitzen. Diese Kurbeln stehen unter demselben Winkel
                              									zu einander wie die Kurbeln C und in solcher relativen
                              									Lage, dass, wenn das Gestell G
                              									hin und her
                              									gleitet, sich die oberen Cylinder in der einen und die unteren in entgegengesetzter
                              									Richtung drehen, wie durch Pfeile angedeutet ist.
                           Indem man die Schlitze f mit Rücksicht auf den grössten
                              									Cylinderdurchmesser hinreichend lang macht und die Länge der Kurbelarme so wählt,
                              									dass ihre Zapfen in den Schlitzen mit einander nicht collidiren, wenn die Cylinder
                              										D ihren kleinsten Durchmesser haben, kann der
                              									Apparat alle möglichen Cylinderpaare, deren Durchmesser zwischen den vorgenannten
                              									Grenzen liegen, mit gleicher Geschwindigkeit treiben.
                           Die Lager für die Wellen der Cylinder D sind senkrecht
                              									im Seitengestell der Maschine verschiebbar, so dass die Berührung des oberen
                              									Cylinders eines jeden Paares mit dem unteren genau regulirt werden kann. Eine
                              									fernere Regulirung bezüglich des Druckanfangs findet durch Verstellbarkeit der
                              									Kurbeln c gegen ihre Cylinder in der bei
                              									Doppelmaschinen bekannten Weise statt.
                           Der Schneideapparat (Fig.
                                 										9) besteht für sich, ist auf Rollen R
                              									verschiebbar und kann auf jedem Ende der Maschine in grösserer oder geringerer
                              									Entfernung vom Druckcylinder aufgestellt werden, um das Papier vor oder nach dem
                              									Druck in jeder beliebigen Formatgrösse zu zerschneiden. Das Messer N gleitet senkrecht in einem auf dem Tisch O angebrachten Gestell, während der Tisch selbst durch
                              									ein verstellbares Excenter und Excenterstange wagerecht hin und her bewegt wird.
                           Das Messer wird durch Federn gehoben und durch den Hebel P mittels Kurbel oder Excenter nach unten gedrückt. Die Bewegung der
                              									Theile ist so berechnet, dass während des Niederganges des Messers und Ausführung
                              									des Schnittes der Tisch O sich wagerecht mit derselben
                              									Geschwindigkeit bewegt, mit welcher das Papier vorrückt.
                           Die beiden zuletzt beschriebenen Maschinen lassen, wie erwähnt, nach Belieben ein
                              									Bedrucken des Papieres von nur einer oder auch von beiden Seiten zu, machen aber
                              									beim Uebergang aus der einen in die andere Art ein Vertauschen des betreffenden
                              									Druckcylinders gegen den zugehörigen Plattencylinder, mithin eine immerhin
                              									zeitraubende Arbeit erforderlich.
                           Diese Umständlichkeiten sind in der neuerdings unter Nr. 66014 patentirten
                              									Rotationsmaschine der Maschinenfabrik Augsburg
                              									vermieden, auf welcher Maschine man mit einem und demselben Plattencylinder, ohne
                              									denselben zu verlegen, das Papier entweder auf der einen oder auf der anderen Seite
                              									bedrucken kann. Erreicht wird dieses Resultat dadurch, dass zu jedem Plattencylinder
                              									zwei Druckcylinder gehören, und dass der in bekannter Weise verstellbar gelagerte
                              									Plattencylinder je nach Bedarf mit dem einen oder dem anderen seiner Druckcylinder
                              									zusammenarbeitet. Es ergeben sich demnach unter Zugrundelegung der gewöhnlichen
                              									Anordnung von zwei Plattencylindern die in den Fig. 11, 12, 13 und 14 dargestellten
                              									Combinationen, in denen die Plattencylinder mit P1 und P2, die zugehörigen Druckcylinder mit D1D3 bezieh. mit D2D4 und die Vorder- und
                              									Rückseiten des Papiers mit 1 bezieh. 2 bezeichnet sind.
                           Gleichzeitig gibt Fig.
                                 										11 bei Hinweglassung der Druckcylinder D3 und D4 die gewöhnliche Anordnung einer Augsburger
                              									Maschine. In welcher Weise in jedem der vier Fälle die Einführung und Ausführung des
                              									Papiers stattzufinden hat, ist gleichfalls aus den Zeichnungen ersichtlich.
                           Erhält beispielsweise der Plattencylinder P1 von einem Farbwerk schwarze und der
                              									Plattencylinder P2 von
                              									einem zweiten Farbwerk rothe Farbe, so wird das Papier bei der Einstellung (Fig. 11) auf der
                              									Vorderseite schwarz und auf der Rückseite roth, nach Fig. 12 auf der
                              									Vorderseite gar nicht, auf der Rückseite dagegen schwarz und roth, bei Fig. 13 auf der
                              									Rückseite gar nicht, auf der Vorderseite dagegen schwarz und roth, und endlich bei
                              										Fig. 14 auf der
                              									Rückseite schwarz und auf der Vorderseite roth bedruckt. Es können also alle
                              									möglichen Aenderungen in der Zusammensetzung zweier Farben mit einer
                              									Rotationsdruckmaschine erzielt werden.
                           Textabbildung Bd. 287, S. 293Rotationsmaschine der Maschinenfabrik Augsburg Solche verstellbare, mit je zwei Druckcylindern wechselweise in Verbindung
                              									stehende Plattencylinder können auch an solchen Maschinen angebracht werden, welche
                              									mit mehr als zwei Plattencylindern und Farbwerken versehen sind. Ebenso kann diese
                              									Anordnung sowohl bei Rotationsmaschinen, die das Papier vor dem Druck, als auch bei
                              									solchen, die das Papier nach dem Druck schneiden, Anwendung finden.
                           
                              Wentscher.