| Titel: | H. Wetzer's neuester Stationsrufer. | 
| Autor: | Ed. Zetzsche | 
| Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 17 | 
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                        H. Wetzer's neuester
                           								Stationsrufer.
                        Mit Abbildungen.
                        H. Wetzer's neuester Stationsrufer.
                        
                     
                        
                           In den letzten Tagen des verflossenen Jahres 1892 ist die Patentschrift Nr. 66353 (*
                              									Kl. 21) ausgegeben worden, nach welcher vom 6. December 1891 ab im Deutschen Reiche
                              									für Hermann Wetzer in Pfronten bei Kempten in Bayern
                              									eine „Vorrichtung zum Anrufen einer beliebigen Stelle in Telegraphen- oder
                                 										Fernsprechanlagen“ unter Patentschutz gestellt ist. Dieser neueste
                              									Stationsrufer H. Wetzer's auf welchen auch in anderen
                              									Ländern Patente nachgesucht bezieh. ertheilt worden sind, unterscheidet sich
                              									wesentlich sowohl von der ältesten Form, welche Dr. C.
                                 										Wittwer (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 4795) 1878 für seinen Stationsrufer gewählt
                              									hatte, wie von den von Wetzer herrührenden
                              									Verbesserungen desselben, welche durch die Zusatzpatente * Nr. 9167 und * Nr. 15 007
                              									geschützt waren und in ihrer jüngsten Ausführung 1891 in Frankfurt ausgestellt waren
                              									(vgl. D. p. J. 1880 236 *
                              									220. 1883 248 * 332. 1892 283
                              									* 38). Während nämlich bei diesen in jeder Station ein Laufwerk einen Contactarm
                              									eine gewisse Zeitlang in Umlauf setzt, am Ende dieser Bewegung aber – zufolge der
                              									verschiedenen Stellung der Contactarme auf ihren Achsen – nur in einer einzigen
                              									Station die Localbatterie durch den Rufwecker geschlossen werden kann, arbeiten die
                              									neuesten Stationsrufer mit Pendeln von verschiedener Schwingungsweite.
                           Es ist eine bekannte und von Prof. W. E. Weber bereits
                              									bei dem Wecker der 1833 in Göttingen ausgeführten Nadeltelegraphen verwerthete
                              										ThatsacheVergl. Zetzsche, Handbuch der elektr. Telegraphie Bd.
                                    											1 S. 80., dass die Schwingungen eines schwingenden Körpers durch
                              									eine regelmässige Folge von Anstössen nur dann stetig vergrössert werden, wenn diese
                              									Anstösse in dem mit der Schwingungszeit des Körpers übereinstimmenden Takte auf
                              									letzteren ausgeübt werden. Zwar hat man auch früher schonZuerst wohl Bizot
                                    											1865 (vgl. Handbuch der Telegraphie, Bd. 4 S.
                                    											59), dann 1877 Carl Maron in Kolberg nach
                                    											seinem * D. R. P. Kl. 21 Nr. 1944 vom 5. December 1877. Einen gedrängten
                                    											geschichtlichen Ueberblick über die Stationsrufer überhaupt habe ich im Journal télégraphique, 1893 Bd. 17 S. 25,
                                    											gegeben, ausführlicher wird ihn das im Druck befindliche Schlussheft des
                                    											Jahrgangs 1892 der Technischen Blätter
                                    											bringen. diese Thatsache für den Bau von Stationsrufern
                              									auszunutzen gesucht, allein die jetzt von Wetzer
                              									gewählte Ausführungsweise besitzt sehr wesentliche Vorzüge vor jenen älteren
                              									Vorschlägen.
                           Vor zwei Jahren hat Wetzer Versuche mit schwingenden Stahlfedern angestellt. Die in der rufenden Station
                              									benutzte Feder F machte 20, 25, 30 u.s.f. Schwingungen
                              									in der Secunde, wenn man sie seitwärts bog und losliess; sie war dazu mit einem auf
                              									ihr verstellbaren Laufgewichte ausgerüstet; bei ihrem Schwingen machte sie mit zwei
                              									zu beiden Seiten von ihr angeordneten Federn Contact. Die Federn f in den zu rufenden Stationen hatten daher 40, 50
                              									u.s.f. in der Secunde zu machen und wurden dazu durch eine kleine, den
                              									Telephonspulen ähnelnde Spule mit fünf Siemens-Einheiten Widerstand angeregt, deren
                              									Kern durch einen Magnet schwach polarisirt war. Die betreffende Feder f kam in zwei Secunden in starke Schwingungen, selbst
                              									wenn der Ruhestrom so schwach war, dass ein Relais nicht ansprach. Allein ein
                              									brauchbarer, die Feder f in ihrem regelmässigen
                              									Schwingen nicht beeinträchtigender Contact für den Localstrom liess sich nicht
                              									herstellen. Deshalb wandte sich Wetzer zur Anwendung
                              									von Pendeln.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 18
                              Fig. 1.Wetzer's neuester Stationsrufer.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 18
                              Fig. 2.Wetzer's neuester Stationsrufer.
                              
                           Jede Station erhält zwei Pendel P und p (Fig. 1 und 3), von denen das grössere P zum Rufen einer jeden der anderen Stationen dient, während das kleinere
                              										p den Wecker K (Fig. 2 und 3) in
                              									Thätigkeit zu versetzen hat, wenn die Station von einer anderen gerufen wird. Das
                              									grosse Pendel P ist mit zwei Spitzzapfen X in zwei Pfannen gelagert, welche auf dem an die
                              									Platte Q von 20 cm Breite und 30 cm Höhe angeschraubten
                              									Messingwinkel v angebracht sind. Oberhalb v ist dazu an der Pendelstange die Schiene u befestigt, an welcher die beiden Spitzzapfen X sitzen; aus u ragt nach
                              									links hin noch ein Stift vor, auf welchen für gewöhnlich eine Spiralfeder den Hebel
                              										H presst. In Folge dessen wird das Pendel für
                              									gewöhnlich nach rechts hin aus seiner Ruhelage herausgedrängt und an einen
                              									Anschlagestift (t in Fig.
                                 										3) angedrückt; darin liegt einer der Vorzüge dieses Stationsrufers, denn
                              									das Pendel P wird frei und beginnt sofort seine
                              									Schwingungen, wenn der Hebel H beim Auflegen des
                              									Fingers auf seinen Knopf, welcher aus dem die sämmtlichen Apparattheile
                              									überdeckenden Schutzkasten oben vorsteht, auf den Anschlagstift y niedergedrückt wird. Auch die Pendelstange ragt oben
                              									aus dem Schutzkasten heraus und ist bei dem für 12 Stationen berechneten
                              									Stationsrufer an seiner Vorderseite von unten nach oben hin mit den Ziffern 1 bis 12
                              									beschrieben; unter jeder Ziffer aber ist die eine Kante der Pendelstange mit einer
                              									Kerbe versehen, und in diese Kerben vermag eine Stahlfeder einzuschnappen, welche
                              									oben auf dem entlang der Pendelstange verschiebbaren Laufgewichte G angebracht ist; das Einschnappen erfolgt, sowie das
                              									Laufgewicht in eine bestimmte Stellung unterder betreffenden Ziffer eingestellt
                              									wird, und dann hat das Pendel P eine ganz bestimmte,
                              									dieser Ziffer entsprechende Schwingungsdauer. Der Winkel v hindert das Schwingen des Pendels P nicht,
                              									weil in seinen wagerechten Schenkel von rechts her ein Schlitz eingearbeitet ist, in
                              									welchem sich die Pendelstange beim Schwingen frei bewegt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 18
                              Fig. 3.Wetzer's neuester Stationsrufer.
                              
                           Während sonach die grossen Pendel P aller 12 Stationen,
                              									welche in dieselbe Leitung eingeschaltet werden sollen, im Wesentlichen
                              									übereinstimmen und ihre Schwingungsdauer durch Verschieben des Laufgewichtes G verändert werden kann, ist das kleine Pendel p einer jeden Station unveränderlich, und zugleich ist
                              									die Schwingungszeit eines jeden dieser 12 Pendel p von
                              									derjenigen der anderen 11 Pendel verschieden; ihre Schwingungszeiten sind für die
                              									Anbringung der Kerben auf der Stange der grossen Pendel maassgebend, denn stets muss
                              									die Schwingungsdauer der grossen Pendel P, wenn deren
                              									Laufgewicht G auf die Ziffer einer Station eingestellt
                              									wird, mit der Schwingungszeit des in der mit dieser Nummer bezeichneten Station
                              									aufgestellten kleinen Pendels p hinreichend genau
                              									übereinstimmen. Zum Anrufen der Stationen Nr. 1 bis 12 muss der grosse Pendel P in der Minute der Reihe nach 85, 77, 70, 64, 58, 53,
                              									48, 44, 40, 36, 32 und 29 Doppelschwingungen machen. Die Theilung der Pendelstangen
                              									wird mit Hilfe eines Chronographen bewirkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 18
                              Fig. 4.Wetzer's neuester Stationsrufer.
                              
                           Auch die kleinen Pendel p liegen im Aufhängepunkt mit
                              									zwei Spitzzapfen in zwei Pfannen eines an die Platte Q
                              									angeschraubten Messingwinkels; dieser Winkel kann jedoch nach Bedarf in
                              									verschiedener Höhe an Q angeschraubt werden, und
                              									dadurch wird es ermöglicht, dass ein jedes der Pendel p, trotz der verschiedenen Länge derselben, sicher die Wirkungen
                              									hervorzubringen vermag, welche ihm überwiesen sind. Die Stationen 1 bis 3 haben
                              									einfache kleine Pendel p, die Stationen 4 bis 12
                              									dagegen haben auf ihren kleinen Pendeln p, ähnlich wie
                              									auf den Pendeln P, Uebergewichte, welche jedoch
                              									natürlich nicht verstellbar sind. Will man die Nummer einer Station ändern, so darf
                              									man nur ihr kleines Pendel p umtauschen und für das
                              									neue den Winkel in der richtigen Höhe an Q anschrauben.
                              									Die Laufgewichte der grossen Pendel P der verschiedenen
                              									Stationen dürfen dagegen nicht verwechselt werden.
                           Auch die kleinen Pendel p werden während des
                              									Ruhezustandes ausser ihrer Gleichgewichtslage schwingungsbereit festgehalten. Es
                              									wird nämlich durch eine Spiralfeder f das Hämmerchen
                              										h, welches verstellbar an dem Ankerhebel des
                              									Elektromagnetes M angebracht ist, auf einen seitwärts
                              									aus der Pendelstange vorstehenden Stift k aufgedrückt und verschiebt
                              									das Pendel nach links hin. Wenn dann aber der Elektromagnet M seinen Anker a anzieht, so gibt h das Pendel p frei und
                              									dieses beginnt sofort von selbst zu schwingen; wenn dann der Anker a des Elektromagnetes von der Feder f wieder abgerissen wird, so empfängt das Pendel p jedesmal einen Schlag auf den Stift k. Diese Schläge erfolgen also in dem Takte, in welchem
                              									der Elektromagnet M seinen Anker a anzieht und wieder loslässt; dass aber die Schläge
                              									stets mit derselben Kraft erfolgen und von der Stärke des den Elektromagnet M durchlaufenden Stromes ganz unabhängig sind, das ist
                              									ein weiterer werthvoller Vorzug der von Wetzer
                              									gewählten Antriebsvorrichtung. Die kleinen Pendel dürfen durchaus nicht rascher
                              									schwingen als die grossen, eher ein wenig langsamer, weil die Schläge sie zu
                              									beschleunigen trachten.
                           Erfolgen nun die Stromunterbrechungen in M und deshalb
                              									auch die Schläge von dem Hämmerchen h auf den Stift k in dem nämlichen Takte, in welchem das Pendel p schwingt, so wird der Ausschlag desselben immer
                              									grösser und endlich so gross, dass der in die Pendelstange eingesteckte und durch
                              									eine Schraube darin festgehaltene Stift s mit seinem im
                              									rechten Winkel umgebogenen freien Ende an die mit ihrem unteren Ende auf der Platte
                              										Q isolirt befestigte Feder i stösst und dieselbe so weit nach rechts hin verschiebt, dass die Falle
                              										z, welche bisher mit einem in sie eingesetzten
                              									Glasstücke auf dem freien oberen Ende von i ruhte,
                              									hinter i einzuschnappen und i festzuhalten vermag, dabei aber bleibend einen Stromweg von w und i nach z und Q herstellt. Dieser
                              									Stromweg wird übrigens, sofern der Stift s nicht
                              									isolirt ist, vorübergehend bereits geschlossen, wenn s
                              									an i anstösst, und da die Klingel K in diesem Stromwege liegt, so läutet dieselbe da
                              									schon vorübergehend; es ist dies ganz unschädlich, will man es aber verhüten, so
                              									könnte man einfach eine dünne isolirende Hülle auf das umgebogene Ende des Stiftes
                              										s aufstecken.
                           Die dauernde Schliessung des Stromweges von i über z nach Q währt so lange,
                              									bis der durch das Läuten herbeigerufene Beamte auf den auf der unteren Fläche des
                              									Schutzkastens angebrachten Knopf drückt, dadurch auf das schräg stehende Ende des
                              									von der Falle z nach unten reichenden Stiftes q wirkt und durch denselben die Falle z wieder aushebt, so dass die Contactfeder i nun wieder in ihre Ruhelage nach links hin
                              									zurückkehren kann und sich wieder unter den isolirenden Glaseinsatz legt.
                           Die Stromsendungen in der Linie LL' haben die grossen
                              									Pendel im richtigen Takte zu vermitteln. Dazu ist an der Schiene u noch ein Contactarm j
                              									angebracht, welcher bei den Schwingungen des Pendels P
                              									über den Contacthebel c hinstreift. Dieser Contacthebel
                              									ist drehbar in einem Cylinder r gelagert, welcher
                              									excentrisch auf einen aus Q vorstehenden Messingstift
                              									aufgeschraubt ist, so dass der Hebel c bei
                              									entsprechender Drehung des Cylinders r in verschiedene
                              									Stellungen gegen den Arm j gebracht werden kann. So
                              									berührt in Fig. 1 der Arm j den Hebel c bei derjenigen Lage, in welcher
                              										H das Pendel P für
                              									gewöhnlich erhält, und dabei ist der Stromweg aus L
                              									über die Schraube 6 nach der Platte Q und über v, X, w, j nach
                              										c und der Klemmschraube 2 geschlossen. In Fig. 3 dagegen ist
                              									während der Ruhestellung des Pendels P zwischen j und c der Stromweg
                              									unterbrochen und wirdnur beim Schwingen des Pendels vorübergehend geschlossen.
                              									Der Messingstift, welcher den Cylinder r und den Hebel
                              										c trägt, ist natürlich gegen die Platte Q isolirt. Damit aber nicht etwa durch Schmutz in den
                              									Zapfenlagern X der Stromweg von Q nach j unterbrochen werden kann, wird von
                              									der Schiene u aus noch ein dünner übersponnener Draht
                              									nach dem Winkel v geführt.
                           In den Stationen 1 bis 3 werden die kleinen Pendel p
                              									nach sieben bis neun ganzen Schwingungen des Pendels p
                              									ausgelöst, die der anderen Stationen mit noch weniger Schwingungen. Man könnte zwar
                              									den Stift s auch so einstellen, dass die Auslösung der
                              									Fallen z schon mit etwa fünf Schwingungen des Pendels
                              									erfolgt, allein dann kann es vorkommen, dass gelegentlich auch das gewöhnliche
                              									Telegraphiren die Auslösung einer Falle veranlasst.
                           Bei der Versendung der Anrufer müssen sämmtliche Pendel besonders verpackt werden;
                              									denn sie dürfen dabei nicht eingehängt sein, sondern müssen aus ihren Lagern
                              									herausgenommen werden. Beim Aushängen, der grossen Pendel P und ebenso, wenn sie bei Aufstellung der Anrufer wieder eingehängt
                              
                              									werden sollen, schraubt man am bequemsten den Anschlagstift y des Drückers H aus der Platte Q heraus und drückt darauf den Drücker tief hinab,
                              									damit der Stift an der Schiene u leicht an dem Ende des
                              									Drückers H vorbeigehen kann; durch Heben und Senken des
                              									Pendels und Verschiebung der Pendelstange im Schlitze des Winkels v lässt sich dann das Pendel P leicht aus- und einhängen. Nach dem Einhängen des Pendels P werden die beiden langen Schrauben, welche sich in
                              									dem Winkel v befinden, in Fig.
                                 										1 und 3 aber nicht angedeutet sind, so tief
                              									in v hineingeschraubt, dass ihr Kopf auf dem Winkel v aufsitzt; dann lässt sich das Pendel P nicht mehr aus seinen Lagern ausheben, wenn nicht
                              									zuvor diese beiden Schrauben wieder etwas herausgeschraubt werden.
                           Bei der Aufstellung der Anrufer wird zunächst die Grundplatte Q so an der Wand befestigt, dass deren obere Kante wagerecht liegt und die
                              									Vorderfläche lothrecht hängt. Der Contacthebel c muss
                              									dann in seiner excentrischen Lagerung entsprechend der Betriebsweise in der Leitung
                              										LL' so eingestellt werden, dass er von dem Arme j selbst bei den kleinsten Schwingungen des Pendels P abwechselnd berührt und verlassen wird. Bei der
                              									Anziehung des Ankers a muss ferner das kleine Pendel
                              										p deutlich bemerkbar nach rechts ausschlagen;
                              									geschieht dies etwa nicht, so muss das Hämmerchen h auf
                              									dem Ankerhebel verschoben werden; dagegen ist die Stellung des aus der Pendelstange
                              									vorstehenden Stiftes k und die Hubhöhe nicht zu
                              									verändern. Falls man ferner den Auslösestift s weiter
                              									nach links hin verschieben muss, so hat man darauf zu achten, dass sich dann, wenn
                              									der Ausschlag des Pendelst die zur Auslösung der Falle z genügende Grösse erreicht hat, bei angezogenem Anker a immer noch ein kleiner Zwischenraum zwischen dem
                              									Hammer h und dem Stifte k
                              									befindet; wäre dies etwa nicht der Fall, dann müsste das Hämmerchen h auf dem Ankerhebel etwas weiter nach rechts gerückt
                              									werden. Ist der Anrufer einmal richtig aufgestellt, so erfordert er späterhin keine
                              									weitere Einstellung oder Regulirung.
                           In Fig. 1 ist (in etwa ⅛ der natürlichen Grösse) die
                              									Schaltung des Stationsrufers für eine Ruhestromleitung
                                 										LL' und bei Anwendung von Relais skizzirt; die
                              									Skizze ist aber etwas zu breit gehalten, damit die einzelnen Theile deutlicher hervortreten. Fig. 2 gibt die Einfügung des zugehörigen Relais R, des Blitzableiters C
                              									und des Ruhestromtasters T in die Leitung LL' an; ferner zeigt sie die Schaltung des Morse A, der Klingel K und des
                              									Elektromagnetes M in dem Stromkreise der Localbatterie
                              										b. Der in die Station einmündende Linienzweig L ist bei 6 an die
                              									Gusseisenplatte Q angeschraubt. Die vier Klemmschrauben
                              										1 bis 4 befinden sich
                              									auf einem an Q angeschraubten Holzstücke; der Draht d1 läuft von der Klemme
                              										2 nach der einen Platte des Blitzableiters C, der Draht d2 dagegen setzt die zweite Platte des Blitzableiters
                              									mit dem weitergehenden Linienzweige L' bezieh. mit der
                              									Erde in Verbindung; zwischen den beiden Platten sind endlich in der üblichen Weise
                              									der Taster T und die Elektromagnetrollen des Relais R eingeschaltet. Da nun der isolirte Contacthebel c mit der Klemme 2
                              									verbanden ist, so stellt das Pendel P in seiner
                              									Ruhelage, in der es in Fig. 1 gezeichnet ist, einen
                              									Strom weg aus L über 6, Q, v,
                                 										X, u, j, c, 2, d1, C, T, R, C, d2 nach L' her. Der Anker des Relais ist also für gewöhnlich
                              									angezogen. Von dem einen Pole der Localbatterie b läuft
                              									ein Draht n nach der Platte Q und ist bei 5 an dieselbe angeschraubt; der
                              									andere Pol steht einerseits durch den Morse A hindurch
                              									mit dem Ankerhebel des Relais R, andererseits durch die
                              									Klingel K hindurch mit der Klemme 1 und der Contactfeder i
                              									in Verbindung; solange daher der Relaisanker nicht angezogen ist und die Falle z mit dem Eboniteinsatze auf der Feder i aufliegt, ist b weder
                              									über A, den Ankerhebel und die Arbeitscontactschraube
                              									des Relais R, m, Klemme 3,
                                 										M, Klemme 4 und Schraube 6, noch über K, w, i, z
                              									nach Q und 5
                              									geschlossen.
                           Beim Telegraphiren dagegen arbeiten A und M. Der Morse A und der
                              									Elektromagnet M des Stationsrufers sind im
                              									Localstromkreise hinter einander geschaltet; es hat sich das viel besser bewährt als
                              									die Parallelschaltung derselben. Für den Anrufer genügt eine Stromstärke von 0,015
                              									Ampère. In Bayern werden für Morse als Localbatterien immer zwei
                              									Zink-Kupfer-Elemente genommen. Selbst wenn man aber nur ein Element nimmt und auch
                              									noch einen Widerstand von 20 Siemens-Einheiten mit einschaltet, arbeitet der Anrufer
                              									noch vollkommen gut, der Morse dagegen nicht mehr sicher genug. Und werden als
                              									Localbatterie drei oder gar vier Elemente genommen, so geht der Anrufer auch noch,
                              									ohne dass irgend eine Regulirung vorgenommen zu werden braucht.
                           Wird in irgend einer Station mit dem Finger der Hebel H
                              									eine entsprechend lange Zeit auf den Stift y
                              									niedergedrückt gehalten, so kommt das Pendel P dieser
                              									Station in Schwingungen; dabei schliesst und unterbricht es in einem der
                              									Schwingungszahl des Pendels P, also der derzeitigen
                              									Stellung des Laufgewichtes G entsprechenden Takte den
                              									Ruhestrom in LL'. In allen Stationen arbeiten deshalb
                              									die Relais R mit und diese veranlassen in dem nämlichen
                              									Takte Sendungen des Localstromes durch A und M; in allen Stationen beginnen demnach bei der ersten
                              									Anziehung des Ankers a die kleinen Pendel p zu schwingen und erhalten bei jedem darauf folgenden
                              									Abreissen des Ankers a einen Schlag mittels des Hammers
                              										h auf den Stift k.
                              									Diese Folge von Schlägen vermag indessen nur bei demjenigen Pendel p die Schwingungen fortlaufend allmählich zu
                              									vergrössern, dessen Schwingungszeit mit der des eben jetzt schwingenden Pendels P übereinstimmt;in den anderen Stationen dagegen
                              									treffen die Schläge von h zum Theil den Stift k gar nicht, zum Theil wirken sie der Bewegung des
                              									Pendels p geradezu entgegen, zum Theil endlich
                              									verursacht wenigstens die Reibung zwischen h und k eine Verminderung des Schwingens. Demnach wird bloss
                              									in derjenigen Station, auf deren Nummer zur Zeit das Laufgewicht des Pendels P der eben rufenden Station eingestellt ist, das Pendel
                              										p mittels des Stiftes s nach einiger Zeit an die Feder i anstossen
                              									und sie so weit nach rechts verschieben, dass die Falle z hinter i einschnappen und i festhalten kann; damit wird aber in dieser Station
                              									eine zweite Schliessung der Localbatterie b
                              									hergestellt, nämlich über n, 5, z, i, 1 und w nach K; in dieser
                              									Station wird daher die Klingel mit Selbstunterbrechung läuten, wogegen bei genügend
                              									feiner Einstellung die Wecker aller anderen Stationen schweigen werden. Es ist dies,
                              									wie ich mich selbst zu überzeugen Gelegenheit hatte, keineswegs schwer zu
                              									erreichen.
                           Wenn man also von irgend einer Station aus eine andere rufen will, so hat man
                              									zunächst die Feder an dem Laufgewichte G aus der Kerbe
                              									der Stange des Pendels P auszuheben, darauf G entlang der Pendelstange bis etwas unterhalb der
                              									Nummer der zu rufenden Station zu verschieben und die Feder wieder zum Einschnappen
                              									in die dort befindliche Kerbe zu bringen. Sodann drückt man kräftig auf den aus dem
                              									Schutzkasten oben vorstehenden Knopf des Hebels H und
                              									lässt das Pendel P etwa zwölf Schwingungen machen.
                              									Dadurch wird die gewünschte Station sicher angerufen, und ihre Klingel läutet nun,
                              									bis der herbeigekommene Beamte auf den unterhalb am Schutzkasten angebrachten Knopf
                              									drückt, um die Falle z wieder auszuheben, damit die
                              									Feder i wieder in ihre Ruhelage unter dem isolirenden
                              									Glaseinsatze zurückzukehren vermag.
                           Fig. 3 bietet die Schaltungsskizze für die
                              									Stationsrufer in Arbeitsstromleitungen ohne Mitbenutzung von
                                 
                                 										Relais. Hier wird das nach der Klemmschraube 3
                              									hin liegende Ende der Bewickelung des Elektromagnetes M
                              									mit dem Anschlagestifte t verbunden, gegen welchen der
                              									Hebel H das grosse Pendel P drückt, und es muss dieser Stift isolirt sein. Auch hier sind die vier
                              									Klemmen 1 bis 4 isolirt,
                              									und an 4 wird der Leitungszweig L geführt, während L' bei 5 an die Platte Q
                              									angeschraubt ist. Die Linienbatterie B ist durch die
                              									Drähte d1 und d2 zwischen 2 und 3 eingeschaltet und
                              									dient in Fig. 3 zugleich als Localbatterie. Die
                              									ankommenden Ströme nehmen ihren Weg aus L über 4 durch M nach t, zum Pendel P und über
                              										w, X, v zu der Platte Q, aus welcher sie über 5 in L' weiter gehen. Wenn aber die Station selbst rufen
                              									will und dazu den Hebel H niederdrückt, so entsendet
                              										B,  während das Pendel P schwingt, bei jeder Berührung des isolirten Hebels c und des Armes j den
                              									Strom einerseits über 3 und 4 durch M in den Linienzweig L und andererseits über 2, c,
                                 										j, u, X, v, Q und 5 in L'. Den Localstrom durch die Klingel K
                              									schliesst die Falle z bei ihrem Niedergehen; derselbe
                              									verläuft zwischen 1 und 3
                              									über i, z, Q, v, X, u, P und t.
                           Die Schaltungen und die Hebelanordnungen für Ruhestromlinien ohne Relais und für
                              									Arbeitsstromlinien mit Relais lassen sich sehr leicht aus Fig. 1 und 3 herleiten.
                           Die in Fig. 3 gegebene Schaltung der Stationsrufer,
                              									welche sich namentlich auch für Telephonanlagen gut eignen würde, ist
                              									allerdings auf der Strecke bis jetzt noch nicht verwendet worden, weil sich dazu
                              									noch keine Gelegenheit geboten hat, wohl aber arbeiteten in ihr die Anrufer im
                              									Zimmer sehr gut.
                           Mit diesen Stationsrufern sind die ersten (damals geheim gehaltenen) Versuche in
                              									Bayern auf der Strecke Augsburg-Kempten im Frühjahre 1892 angestellt worden. Nach
                              									denselben sind an den Stationsrufern noch verschiedene Abänderungen vorgenommen
                              									worden. Darauf sind der bayerischen Direction der Posten und Telegraphen auf
                              									Bestellung sechs Stück geliefert und von derselben eine längere Zeit hindurch (vom
                              									21. November 1892 bis gegen Ende Januar 1893) auf der Ruhestromlinie
                              									München-Oberaudorf eingeschaltet worden; sie haben sich bei dieser Probe vollkommen
                              									bewährt und deshalb wird von der genannten Direction bereits eine weitere Verwendung
                              									derselben geplant. Es wird zunächst beabsichtigt, im Kreise Oberbayern 60 solcher
                              									Wecker aufzustellen und durch sie es zu ermöglichen, dass im Falle ausbrechender
                              									Feuersbrünste in der Nacht die Feuerwehren der grösseren Orte telegraphisch zur
                              									Hilfe herbeigerufen werden können.
                           Zum Schluss mag noch einiges aus der Patentschrift Nr. 66353 hinzugefügt werden. Den
                              									Contact für die Klingel K könnte man wohl auch einfach
                              									gleich durch das Pendel p schliessen lassen; man könnte
                              									dasselbe sich dazu an eine Contactfeder anschmiegen lassen und zwar am besten so,
                              									dass es an dieser fängt und einklinkt, namentlich wenn man nicht zur Anwendung einer
                              									Fortschellklingel greifen will, deren Läuten erst aufhört, wenn der Beamte die
                              									Fortschellvorrichtung wieder abstellt, welche sofort beim Contactschlusse eine
                              									dauernde Schliessung des Stromes durch die Klingel herbeiführt.
                           Man könnte ferner das Hämmerchen h auf einen besonderen
                              									Hebel aufstecken und den Ankerhebel zunächst auf diesen Hammerhebel wirken und das
                              									eine Ende desselben beim Anziehen des Ankers unter die Nase einer federnden Klinke
                              									drücken lassen, während bei der Unterbrechung des Localstromes dann der einarmige
                              									Ankerhebel die Klinke auslösen müsste, damit der Hammer auf den Stift Je des Pendels p
                              
                              									herabfällt.
                           Leicht vermag man den grossen Pendeln P eine doppelt so
                              									grosse Schwingungsdauer zu geben als den kleinen Pendeln p; natürlich müssten dann bei jeder Schwingung des Pendels P zwei Stromschliessungen bezieh. Unterbrechungen
                              									eintreten, eine beim Hingange und eine beim Rückgange. Um dies zu erreichen,
                              									brauchte man nur den Contactarm j oberhalb der
                              									Schwingungsachse X des Pendels P anzubringen, damit derselbe (wie in Fig.
                                 										4) die Contactfeder c jedesmal berührt, wenn
                              									er durch die lothrechte Mittel läge hindurchgeht. Zur Stromunterbrechung müsste
                              									dagegen der Feder c gegenüber eine Vertiefung in dem
                              									beim Schwingen sie berührenden Contactarme j angebracht
                              									werden.
                           An Stelle der Pendel liessen sich endlich auch Unruhen verwenden; bei dem Anrufe der
                              									zu rufenden Stelle wäre die Unruhe mit einem Ansätze zu versehen, worauf das
                              									Hämmerchen h zu schlagen hätte, so dass der Ansatz
                              									schliesslich beim Antreffen an eine Contactfeder durch den Localstrom die Klingel
                              									zum Läuten zu bringen vermöchte. In den rufenden Stellen aber bleibt zur
                              									Hervorbringung der zu jedem Rufe nöthigen verschiedenen Stromunterbrechungen und
                              									Stromschliessungen auch noch die Anwendung von Uhrwerken mit sich drehenden Scheiben
                              									vorbehalten,welche mit entsprechend verschiedenen Einschnitten versehen
                              									sind.
                           
                              Ed. Zetzsche.