| Titel: | Ueber physikalische Eigenschaften der Kopale. | 
| Autor: | Max Bottler | 
| Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 21 | 
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                        Ueber physikalische Eigenschaften der
                           								Kopale.
                        Von Max
                                 								Bottler.
                        Ueber physikalische Eigenschaften der Kopale.
                        
                     
                        
                           In Folge zahlreicher Versuche, welche im Laufe der letzten Jahre im chemischen
                              									Laboratorium der hiesigen Versuchstation mit den gangbarsten Kopalsorten ausgeführt
                              									wurden, liess sich feststellen, dass vor allem die Literaturangaben über Dichte,
                              									Härte, Schmelzbarkeit und Löslichkeit der Kopale einer Verbesserung und
                              									Richtigstellung dringend bedürftig sind. Nachdem bessere und schlechtere Kopalsorten
                              									behufs leichteren Verkaufes im Handel häufig mit einander gemengt vorkommen, kann es
                              									nicht überflüssig erscheinen, darauf hinzuweisen, dass die untersuchten Kopale von
                              									ersten Importfirmen direct und unvermischt eingesandt wurden. Als Versuchsobjecte
                              									dienten: Hymenaeakopal aus Südamerika in zwei Sorten – bezeichnet A und B –,
                              									Congokopal, jüngerer Sierra-Leonekopal und Kieselkopal von Sierra-Leone, weisser und
                              									gelber Benguela- und Weiss- und Roth-Angolakopal, Sansibarkopal, gelber harter
                              									Manila- und Kaurikopal. Es wurde zunächst eine Bestimmung des specifischen Gewichtes
                              									der einzelnen Sorten bei + 15° C. vorgenommen, wobei
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Angaben in der Literatur
                                 
                              
                                 mit
                                 Ziffer
                                 I
                                 (spec. Gew. 1,070) Hymenaea-kopal B
                                 1,082
                                 –
                                 
                              
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                                 II
                                 (spec. Gew. 1,069) gelberharter Manilakopal
                                 1,121
                                 1,062Meichl und Stingl.
                                 
                              
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                                 III
                                 (spec. Gew. 1,068) Roth-Angola- und HymenaeakopalSorte A
                                 1,081α
                                          													Für Roth-Angolakopal.
                                 1,064β
                                          													Nach Meichl und Stingl.
                                 
                              
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                                 IV
                                 (spec. Gew. 1,067) Kiesel-kopal von Sierra-Leone
                                 1,09
                                 –
                                 
                              
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                                 V
                                 (spec. Gew. 1,065) Gelb-Benguelakopal
                                 1,062–1,081γ In der Literatur sind die specifischen Gewichte für Congo-,
                                          
                                          													Angola- und Benguelakopal – wie oben angeführt –
                                          													zusammengefasst.
                                 –
                                 
                              
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                                 VI
                                 (spec. Gew. 1,064) Sierra-Leonekopal
                                 1,06
                                 –
                                 
                              
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                                 VII
                                 (spec. Gew. 1,0621) Sansibar-kopal
                                 1,068
                                 1,067
                                 
                              
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                                 „„
                                 VIIIIX
                                 (spec. Gew. 1,0593)Weiss Benguelakopall(spec. Gew.
                                    											1,0480)Congokopal
                                 1,062–1,081γ In der Literatur sind die specifischen
                                          													Gewichte für Congo-, Angola- und Benguelakopal – wie oben angeführt
                                          													– zusammengefasst.
                                 –
                                 
                              
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                                 „
                                 X
                                 (spec. Gew. 1,0456) Kauri-kopal
                                 1,109
                                 1,050
                                 
                              
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                                 XI
                                 (spec. Gew. 1,035) Weiss-Angolakopal
                                 1,062–1,081γ In der Literatur sind die specifischen Gewichte für Congo-,
                                          													Angola- und Benguelakopal – wie oben angeführt –
                                          													zusammengefasst.
                                 –
                                 
                              
                           bezeichnet werden konnte.
                           Als specifisches Gewicht wurde diejenige Zahl angenommen, welche sich als Mittel aus
                              									drei Bestimmungen ergab. Nach Versuchen von Brisson
                              									haben die verschiedenen Kopalsorten eine Dichte von 1,045 bis 1,139; nach Meichl und Stingl liegt
                              									dieselbe zwischen 1,018 und 1,07 – nicht evacuirt, d.h. mit den Gaseinschlüssen
                              									gewogen – und zwischen 1,062 und 1,179 – evacuirt oder von Lufteinschlüssen befreit.
                              									Andere Forscher geben das specifische Gewicht der Kopale schwankend zwischen 1,05
                              									und 1,14, oder auch zwischen 1,060 und 1,12 an. Nach meinen Versuchen liegt das
                              									specifische Gewicht der Kopale zwischen 1,035 und 1,070, wobei allerdings einige
                              									weniger wichtige Sorten – Mozambique, Brasil u. dgl. – nicht berücksichtigt wurden.
                              									Sieht man vom Brasilkopal – Dichte 1,018 – ab, so nähern sich meine Angaben noch am
                              									meisten denen von Meichl und Stingl, und es darf daher als feststehend angenommen werden, dass die
                              									gangbarsten Kopalsorten ein specifisches Gewicht zwischen 1,03 und 1,07 – direct
                              									gewogen – besitzen.
                           Nachdem als harte Kopale:
                           
                              
                                 VII
                                 VI
                                 IV
                                 III
                                 
                              
                                 Sansibar,
                                 Sierra-Leone,
                                 Kiesel-
                                 und Roth-Angola,
                                 
                              
                           als weiche Kopale:
                           
                              
                                 V u. VIII
                                 IX
                                 X
                                 XI
                                 II
                                 
                              
                                 Benguela,
                                 Congo,
                                 Kauri,
                                 Weiss-Angola
                                 und Manila,
                                 
                              
                           und als weichste Kopale:
                           
                              
                                 I und III
                                 
                              
                                 die Hymenaeakopale
                                 
                              
                           gelten, folgt aus obigen Zahlen, dass die härteren Kopale im
                              									Ganzen leichter sind als die weicheren. Die weicheren Kopale müssen mithin reicher
                              									an Lufteinschlüssen sein als die härteren. Letztere Annahme konnte durch
                              									Evacuirungsversuche bestätigt werden. So zeigte z.B. der rothe Angolakopal, welcher
                              									bei directer Bestimmung das specifische Gewicht 1,068 besitzt, nach Entfernung der
                              									in ihm enthaltenen Luft die Dichte 1,082 – Differenz nur 0,014 –, der Manilakopal
                              									(spec. Gew. 1,069) besass nach dem Evacuiren die Dichte 1,111 – Differenz 0,042. Zur
                              									Härtebestimmung der Kopale wurde Steinsalz verwendet. Meine Versuche ergaben
                              									folgende Härtescala: 1) Hymenaea A, 2) Hymenaea B, 3) Kowrie oder Kauri, 4)
                              									Weiss-Angola, 5) Manila, 6) Congo, 7) Weiss-Benguela, 8) Gelb-Benguela, 9)
                              									Sierra-Leone, 10) Kieselkopal von Sierra-Leone, 11) Roth-Angola, 12) Sansibar.
                           Nach Wiesner ist Sansibar-kopal härter als Steinsalz,
                              									Sierra-Leone- und Angolakopal so hart als Steinsalz u.s.w.
                           Ich fand, dass sämmtliche Kopale – Sansibar-, Roth-Angola- und Kieselkopal allerdings
                              									schwach, aber deutlich erkennbar – von Steinsalz geritzt werden.
                           Sogar eine als „Sansibar-Copal electum“ bezeichnete Sorte wurde von Steinsalz
                              									geritzt. Mit einer Stahlnadel unter gelindem Druck auf glatten Bruchflächen der
                              									untersuchten Kopale gezogene Striche erwiesen sich bei Manila-, Congo- und
                              									Sierra-Leonekopal sehr wenig splittrig, die übrigen Sorten wurden splitterfrei
                              									geritzt. Nach den Literaturangaben sollen die Kopale bei einer Temperatur von 180°
                              									C. bis 340° C. schmelzen, nach meinen Versuchen schmelzen sie aber bei einer
                              									Temperatur von 90° C. bis 315° C. Obige Angabe stimmt nahezu mit den Resultaten
                              									meiner Untersuchungen überein, wenn man nur die afrikanischen Sorten in Betracht
                              									zieht. Bezüglich der Schmelzbarkeit ergab sich folgende Reihenfolge:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Grad C.
                                 Dichte-Ziffer
                                 
                              
                                 I
                                 Hymenaeakopal A
                                   90
                                    III
                                 
                              
                                 II
                                            „             B
                                   95
                                      I
                                 
                              
                                 III
                                 Gelber Manilakopal
                                 145
                                     II
                                 
                              
                                 IV
                                 Kaurikopal
                                 150
                                    X
                                 
                              
                                 V
                                 Gelb-Benguelakopal
                                 180
                                    V
                                 
                              
                                 VI
                                 Weiss-Benguelakopal
                                 185
                                 VIII
                                 
                              
                                 VII
                                 Congokopal
                                 190
                                   IX
                                 
                              
                                 VIII
                                 Sierra-Leonekopal
                                 195
                                   VI
                                 
                              
                                 IX
                                 Kieselkopal
                                 230
                                   IV
                                 
                              
                                 X
                                 Weiss-Angolakopal
                                 245
                                   XI
                                 
                              
                                 XI
                                 Sansibarkopal
                                 275
                                  VII
                                 
                              
                                 XII
                                 Roth-Angolakopal
                                 315
                                    III
                                 
                              
                           In der Literatur findet man hinsichtlich der Löslichkeit im Allgemeinen verschiedene
                              									Angaben. Ueber die Löslichkeitsverhältnisse einzelner Sorten liegen ausser meinen
                              									Veröffentlichungen keine den Gegenstand erschöpfend behandelnde Arbeiten vor.
                              									Nachdem im vorhergehendenTheile dieser Abhandlung die Kopale betreffs ihrer
                              									Dichte, Härte und Schmelzbarkeit an einander gereiht wurden, erschien es
                              									zweckmässig, auch für die Löslichkeit derselben eine Scala einzurichten. Bei
                              									Anwendung der gewöhnlichen Lösungsmittel – wobei auf gleichmässig erhöhte Temperatur
                              									des Untersuchungsobjectes und des Lösungsmittels besondere Rücksicht genommen wurde
                              
                              									– ergab sich folgende Löslichkeitsscala:
                           1) Weiss-Angolakopal – am löslichsten –, 2) Manilakopal, 3) Kaurikopal, 4)
                              									Congokopal, 5) Sierra-Leonekopal, 6) Hymenaeakopal B, 7) Gelb-Benguelakopal, 8)
                              
                              									Hymenaeakopal A, 9) Roth-Angolakopal, 10) Weiss-Benguelakopal, 11) Kieselkopal, 12)
                              									Sansibarkopal – am schwersten löslich.
                           Wenn die vorliegende Reihenfolge, welche sich auf zahlreiche praktische Versuche
                              									stützt, auch auf absolute Richtigkeit keinen Anspruch erheben kann, so wird sie doch
                              									im Ganzen zutreffend sein.
                           Bad Kissingen, Januar 1893.