| Titel: | Beiträge zur Technologie der Alkalidichromate. | 
| Autor: | C. Häussermann | 
| Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 93 | 
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                        Beiträge zur Technologie der
                           								Alkalidichromate.
                        Von C.
                                 								Häussermann.
                        Mit Abbildungen.
                        Beiträge zur Technologie der Alkalidichromate.
                        
                     
                        
                           Im Hinblick auf den Umfang, welchen die Fabrikation der Alkalidichromate neuerdings
                              									im Deutschen Reich angenommen hat, und in Anbetracht der Thatsache, dass dieser
                              									Zweig der chemischen Industrie bislang nicht in einer seiner Bedeutung
                              									entsprechenden Weise behandelt worden ist, dürfte eine übersichtliche Darstellung
                              									des allgemein zur Chromatfabrikation üblichen Verfahrens nicht unwillkommen sein. Im
                              									Nachstehenden hat es der Verfasser unternommen, über den heutigen Stand der
                              									Chromattechnik an Hand der in den Zeitschriften zerstreuten Notizen, sowie auf Grund
                              
                              									eigener Beobachtungen oder Versuche in zusammenhängender Form zu berichten.
                           In Bezug auf die historische Entwickelung dieses Fabrikationszweiges ist
                              									vorauszuschicken, dass derselbe, von England aus sich verbreitendDie ältere Geschichte der Fabrikation ist in
                                    												A. W. Hofmann's Bericht über die Wiener Weltausstellung im J. 1873, Bd. 1 S. 723,
                                    											nachzusehen., Anfang der 80er Jahre ungefähr gleichzeitig von
                              									zwei deutschen Fabrikanten, P. Römer und C. Neuhaus, aufgenommen worden ist, nachdem die
                              									Regeneration des bei der Alizarinfabrikation abfallenden Chromoxyds schon früher im
                              									Inland betrieben worden war. 1883 folgte dann die Silesia, Verein chemischer Fabriken in Saarau, und 1888 die Chemische Fabrik Griesheim in Griesheim a. M. Als
                              									Ausgangsmaterial für die Herstellung des Natriumdichromats dient in Deutschland und
                              									in England überwiegend türkischer bezieh. kleinasiatischer Chromeisenstein; daneben
                              									wird solcher anderer Provenienz nur vereinzelt benützt. Die Zusammensetzung eines
                              
                              									Durchschnittsmusters von über Smyrna bezogenem Chromerz zeigt nachstehende Analyse,
                              									welche auf wasserfreie Substanz berechnet ist:
                           
                              
                                 Cr2O3
                                 =
                                   51,20
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 =
                                   12,80
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                 =
                                     1,45
                                 
                              
                                 FeO
                                 
                                    =
                                    
                                   13,32
                                 
                              
                                 MgO
                                 =
                                   12,55
                                 
                              
                                 CaO
                                 =
                                     3,15
                                 
                              
                                 SiO2
                                 =
                                     4,95
                                 
                              
                                 CO2
                                 =
                                     0,20
                                 
                              
                                 Verlust
                                 =
                                     0,38
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Analysen von Erzen der übrigen Fundorte sind von ClouetAnnal. Chim. Phys., 1869 4. Ser. Bd. 16 S. 90.
                                    											Im Auszug: D. p. J. 1869 193 33., sowie von ChristomanosBerichte der chemischen Gesellschaft, 1877 (10)
                                    											S. 10. 343. Ausserdem Fels (D. p. J. 1877 224
                                    											86). mitgetheilt worden, welch letzterer auch die älteren
                              									analytischen Methoden eingehend gewürdigt hat.Neuere
                                    											Methoden sind von Jannasch und Vogtheer, Berichte
                                       												der chemischen Gesellschaft, 1891 (24) S. 3206, von E. Smith, ibidem 1891 (24) S. 2182, von Donath, D. p. J. 1887 263 245, u.a. angegeben worden.
                           Die Verarbeitung des Chromeisensteins erfolgt immer in der Art, dass derselbe unter
                              									Zusatz von Kalk und Soda geröstet wird, worauf man die Masse auslaugt und das in
                              									Lösung gegangene neutrale Chromat durch Zusatz von Schwefelsäure in Dichromat
                              									überführt. Nach Entfernung des gleichzeitig entstehenden Natriumsulfatswird das
                              									Dichromat durch Erkaltenlassen der eingeengten Flüssigkeit in fester Form
                              										gewonnen.Ueber die Art der
                                    											Verwendung des Chromeisensteins zur Erzeugung von Chromeisen oder Chromstahl
                                    											siehe Moniteur scientifique, 1893 Bd. 7 S.
                                    											281.
                           Dementsprechend zerfällt die Fabrikation in eine Reihe von Operationen, welche im
                              
                              									Folgenden getrennt behandelt sind.
                           
                        
                           Röstprocess.
                           Bevor das Erz der oxydirenden Röstung unterworfen wird, muss es in möglichst
                              									feinpulverige Form übergeführt werden, da gröbere Stückchen der Einwirkung der
                              									Agentien widerstehen. Als Vorrichtung zum staubförmigen Zerkleinern derartiger
                              									harter Materialien eignen sich besonders Kugelmühlen und erweist sich dieses
                              									Werkzeug auch im vorliegenden Fall allen anderen Zerkleinerungsmaschinen weit
                              									überlegen. Bezüglich der Leistungsfähigkeit dieser Mühlen sei erwähnt, dass nach den
                              									Angaben der Firma GrusonwerkKugelmühle mit stetiger
                                       												Ein- und Austragung. Fabrikationsspecialität des Grusonwerks. Buckau-Magdeburg, Juni 1892 S.
                                    											26. die Kugelmühle Nr. 4 in der Stunde 450 k
                              									Chromeisensteinpulver liefert, welches das Siebgewebe Nr. 130 ohne nennenswerthen
                              									Rückstand passirt.Die Nummer des
                                    											Siebgewebes entspricht der Maschenzahl auf den laufenden Zoll
                                    										engl.
                           Auch die als Zuschlag dienenden Materialien, Soda und Kalk, bedürfen einer feinen
                              									Mahlung, und werden zu diesem Zwecke von der genannten Firma in erster Linie
                              									Excelsiormühlen empfohlen, wie sie sich speciell zum Vermählen des Aetzkalks schon
                              									seit längerer Zeit in Zuckerfabriken bewährt haben.Excelsiormühle.
                                    											Fabrikationsspecialität von H. Gruson. December
                                    											1884 S. 54.
                           Die gemahlenen und gesiebten Rohstoffe werden sorgfältig gemischt und dann unter
                              									Luftzutritt geglüht. Der hierbei stattfindende Vorgang kann, wenn man von den
                              									accessorischen Bestandtheilen absieht, durch die Gleichung 2FeCr2O4 + 4Na2CO3 + 70 = Fe2O3 + 4Na2CrO4 + 4CO2 wiedergegeben werden.
                           Der bereits erwähnte Zusatz von Aetzkalk ist jedoch beim Arbeiten im Grossen
                              									unerlässlich, indem er das Zusammenfliessen der Soda bei der zur Röstung
                              									erforderlichen hohen Temperatur verhindert und der Masse eine poröse Beschaffenheit
                              									ertheilt, ohne welche der Zutritt der Luft zu den einzelnen Partikelchen des
                              									Gemenges nur in unvollkommener Weise stattfinden könnte. Was das Mengenverhältniss
                              									der einzelnen Theile der Mischung betrifft, so verwendet man nach den Mittheilungen
                              									von AtcherleyUppenkamp in A. W.
                                       												Hofmann's Bericht über die Wiener
                                       												Weltausstellung im J. 1873, Bd. 1 S. 725. in England auf
                              									4,5 Th. Erz 7 Th. gebrannten Kalk und 2,25 Th. Alkalicarbonat, während WalbergD. p. J. 1886 259
                                    											188. Die Fabrikation des Kaliumsalzes wurde in Russland schon vor einer
                                    											Reihe von Jahren durch P. Uschkow eingeführt.
                                    											S. Mendeljeff, Grundlagen der Chemie, 1892 S.
                                    											955., welcher die in Russland gebräuchliche Fabrikationsweise
                              									beschrieben hat, auf 6 Th. Erz 3 Th. KreideIn den
                                    											meisten Fabriken verwendet man gebrannten Kalk; in einer nordamerikanischen
                                    											Fabrik werden gebrannte Austerschalen benutzt. und 3 Th.
                              									calcinirte Soda zusetzt.
                           Bei Benutzung der erstgenannten Zahlen soll es gelingen, etwa 90 Proc. des chargirten
                              									Erzes aufzuschliessen, und erscheint diese Angabe nicht zu hoch gegriffen; über die mit seiner
                              									Mischung erhaltenen Resultate hat Walberg nichts
                              									publicirt und lässt sich deshalb nicht mit Sicherheit beurtheilen, ob sie Vorzüge
                              									vor der zuerst angegebenen bietet.
                           Im Allgemeinen erweisen sich jedoch Mischungen mit relativ hohem Kalk- und niedrigem
                              									Sodagehalt am günstigsten und gelingt die beinahe vollständige Aufschliessung des
                              									Chromeisensteins selbst dann, wenn erheblich weniger Soda vorhanden ist, als der
                              									obigen Gleichung entspricht, indem in diesem Fall eine entsprechende Menge von
                              									Calciumchromat entsteht, wie diese schon Atcherley
                              									angedeutet hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 94
                              
                           Das Rösten wird in aus feuerfestem Material erstellten Flammöfen von verschiedener
                              									Bauart vorgenommen. Eine zweckentsprechende Construction zeigen die vorstehenden
                              
                              									Figuren, welche einen modificirten, mit Recuperativsystem versehenen Bicheroux-Ofen
                              									in 1/100 der
                              									natürlichen Grösse darstellen.
                           Ueber die Wirkungsweise der Feuerungsanlage ist Folgendes zu bemerken: Die aus dem
                              									Generator aufsteigenden Gase mischen sich in einer über demselben angebrachten
                              									Verbrennungskammer mit der durch zwei Reihen wagerechter Schlitze zuströmenden,
                              									vorgewärmten Secundärluft und verbrennen in dem anstossenden, mit einem Gewölbe
                              									überspannten Flammraum, welchen sie von vorn nach hinten durchziehen, den grösseren
                              									Theilihrer Wärme an das auf der Herdsohle lagernde Material abgebend.Die Höhe der Schicht darf 10 cm nicht erheblich
                                    											übersteigen. An dem hinteren Ende des Flammraumes werden die Gase
                              									durch eine in der Herdsohle ausgesparte Oeffnung abwärts und in den darunter
                              									gelegenen Kanal geführt, in welchem sie sich in der entgegengesetzten Richtung nach
                              									dem Fuchs bezieh. Schornstein zu bewegen. Hierbei umspülen sie die Seitenwände sowie
                              									die Decke des in die Längsachse des Ofens eingebauten Recuperators und erhitzen die
                              									durch diesen einziehende Secundärluft vor ihrem Eintritt in die Verbrennungskammer
                              									auf eine Temperatur von 300 bis 400°, was für die
                              									ökonomische Seite des Röstverfahrens von grosser Wichtigkeit ist.
                           Die Bestimmung der übrigen Theile des Ofens, wie der Chargir- und Arbeitsöffnungen
                              									u.s.w. ergibt sich von selbst und ist nur hinsichtlich der Leistungsfähigkeit der
                              									Anlage hinzuzufügen, dass mit einem Aufwand von etwa 4500 k guter Steinkohlen rund
                              									2500 k Erz innerhalb 24 Stunden durchgesetzt werden können.
                           Das Chargiren des Ofens erfolgt in der Art, dass zunächst ein Drittel der
                              									Tagesoperation auf der direct unter dem Fülltrichter gelegenen Terrasse ausgebreitet
                              									wird, von wo aus es nach 8 Stunden auf die mittlere Abtheilung und dann nach
                              									weiteren 8 Stunden auf die an die Feuerbrücke stossende Herdfläche gelangt, während
                              									der Rest der Charge
                              									in entsprechender Weise nachgegeben wird. Durch das mit dem Ueberschieben verbundene
                              									Umwenden, sowie durch zeitweilige Bewegung der Masse mit eisernen Werkzeugen wird
                              									die Oxydation erheblich beschleunigt; das Ziehen der fertigen Partie erfolgt, sobald
                              									eine abgewogene, mit verdünnter Säure behandelte Probe den entsprechenden Titre an
                              									Chromat anzeigt.Die Bestimmung der
                                    											Chromsäure gelingt am schnellsten mit Hilfe von Ferroammonsulfat in
                                    											bekannter Weise.
                           Was die Temperatur im Flammraume betrifft, so soll dieselbe an der Stelle, an welcher
                              									die Gase nach dem unteren Kanal abziehen, annähernd die Aluminiumschmelzhitze
                              									erreichen, während sie direct hinter der Feuerbrücke nicht erheblich unterhalb der
                              									Goldschmelzhitze liegen darf.
                           Unter diesen Bedingungen geht der Oxydationsprocess auch bei geringem
                              									Sauerstoffüberschuss der Feuergase ziemlich lebhaft von statten, und gelingt es bei
                              									sorgfältiger Arbeit verhältnissmässig leicht, ein Röstgut zu erzielen, welches nur
                              									noch etwa 1 Proc. unangegriffenes Erz enthält. Da in Folge der Reaction zwischen
                              									Chromeisenstein, Soda und Luft Kohlensäure frei wird, so ergibt die Bestimmung der
                              									relativen Menge der letzteren in den Abgasen nur unsichere Anhaltspunkte für die
                              									Beurtheilung des Ganges der Feuerung; eine um so grössere Bedeutung kommt dagegen
                              									dem von Zeit zu Zeit zu ermittelnden Sauerstoffgehalt der Rauchgase zu.
                           Die Ausbeute an fertigem Röstgut, welches Stücke von gleichförmiger, grünlich-gelber
                              									Farbe darstellt, beträgt ungefähr 5 Proc. weniger, als dem Gewicht der chargirten
                              									Materialien entspricht, was sich durch den Verlust an Kohlensäure, Feuchtigkeit und
                              									Flugstaub erklärt.
                           Bezüglich der zahlreichen anderen Methoden, welche bis jetzt ohne oder mit nur
                              									vorübergehendem Erfolg zum Aufschliessen des Chromerzes im Grossen vorgeschlagen
                              									worden sind, muss auf Stohmann-Kerl, Encykl. Handbuch der
                                 										technischen Chemie, IV. Aufl. Bd. 2 S. 654, verwiesen werden.
                           An dieser Stelle soll nur das neuerdings von P.
                                 										KestnerProcédé de la fabrication simultanée de la Baryte
                                       												caustique et des Chromates alcalines par P.
                                       												Kestner. Bull, de la Société du Nord de la France, 1892 S. 29. Im
                                    											Auszug: Bull, de la Soc. Chim. de Paris, 1892
                                    											Bd. 7 S. 708. Französisches Patent Nr. 208809 vom 14. October
                                    										1890. empfohlene Verfahren kurz beleuchtet werden, weil es in
                              									industriellen Kreisen einiges Aufsehen erregt hat.
                           Im Wesentlichen besteht der Kestner'sche Process darin,
                              									dass das Erz unter Zusatz der etwa 3fachen Menge Bariumcarbonat 1 bis 1½ Stunden
                              									lang einer Temperatur von 1200 bis 1300° ausgesetzt wird, worauf man das entstandene
                              									Bariumoxyd durch Auskochen mit Wasser von dem „desagregirten“, freies
                              
                              									Chromoxyd enthaltenden Rückstand trennt und letzteren in einer besonderen Operation
                              									durch Glühen mit Soda auf Chromat verarbeitet.
                           Abgesehen davon, dass es vom wirthschaftlichen Standpunkte aus nicht unbedenklich
                              									erscheint, die Production zweier, in Hinsicht auf Absatzfähigkeit durchaus
                              									verschiedener Artikel von einander abhängig zu machen, beruhen die Annahmen Kestner's zum Theil auf unrichtigen Beobachtungen. Die
                              									Angabe, dass Bariumcarbonat bei Gegenwart eines indifferenten Verdünnungsmittels;
                              									ohne vorher zu schmelzen, Kohlensäure verliert und dass auf diesem Wege
                              									verhältnissmässig leicht Aetzbaryt erhalten werden kann, ist zweifellos richtig;
                              									dagegen gelingt es nicht, den gesammten Baryt als solchen wiederzugewinnen,weil
                              									beim Glühen von Bariumcarbonat mit Chromeisenstein immer Bariumchromat gebildet
                              									wird. Dass diese Thatsache Herrn Kestner entgangen ist,
                              									erklärt sich dadurch, dass derselbe den mit Wasser erschöpften Glührückstand direct
                              									mit Salzsäure behandelt hat, wodurch eine grünlich-gelbe Lösung entsteht, in welcher
                              									die Farbe des Chromats durch diejenige des entstandenen Eisensalzes verdeckt ist.
                              									Digerirt man jedoch das mit Wasser ausgezogene Glühproduct anstatt mit Salzsäure mit
                              									heisser Sodalösung, so nimmt die Flüssigkeit in Folge der Bildung von Natriumchromat
                              									eine rein gelbe Farbe an, während gleichzeitig Bariumcarbonat gebildet wird, wie die
                              									Untersuchung der unlöslichen Partie ergibt.
                           Eine „Desagregation“ des Chromeisensteins in dem von Herrn Kestner angedeuteten Sinn geht zwar bei der angegebenen
                              									Temperatur vor sich; die leichte Bildung von Chromat beruht aber theilweise auf der
                              									zwischen bereits vorhandenem Bariumchromat und Alkalicarbonat stattfindenden
                              									Umsetzung, welche sich allerdings schon bei geringer Hitze vollzieht. Damit ist der
                              									Nachweis erbracht, dass dem Verfahren von Kestner nur
                              									unter ganz besonderen Verhältnissen eine Bedeutung für die fabrikmässige Herstellung
                              									der Chromate zukommen kann.Jahrbuch der Chemie von R. Meyer, Jahrg. I S. 326.
                           
                        
                           Auslaugung.
                           Zum Zwecke der Trennung der Chromate von dem gleichzeitig entstandenen Eisenoxyd etc.
                              									wird das Röstgut zunächst mit einer wässerigen Sodalösung ausgelaugt. Da die
                              									Umsetzung zwischen Calciumchromat und Natriumcarbonat nur bei Gegenwart von
                              									überschüssigem Alkali und einer 100° übersteigenden Temperatur rasch und vollständig
                              									vor sich geht, arbeitet man in der Art, dass man der Masse nach dem Uebergiessen mit
                              									etwa dem doppelten Gewicht Wasser (bezieh. Wasch wässern) ungefähr 5 Proc. mehr Soda
                              									zusetzt, als für die Bildung des Natriumsalzes erforderlich ist, und dann das Ganze
                              									2 bis 3 Stunden lang auf 120 bis 130° erhitzt. Die Operation wird in
                              									schmiedeeisernen, stehenden oder liegenden Cylindern ausgeführt, welche mit
                              									Oeffnungen zum Füllen und Entleeren, sowie mit einem kräftigen, maschinell zu
                              									betreibenden Rührwerk versehen sind.Abbildungen
                                    											von für diesen Zweck geeigneten Vorrichtungen finden sich in Mühlhäuser, Die Technik der
                                       												Rosanilinfarbstoffe. Stuttgart 1889. Taf. II Fig. 7a und 7b, sowie
                                    											Taf. VIII Fig. H. T. Das Erhitzen erfolgt durch Einleiten von
                              									directem Dampf, durch dessen Wirkung auch der breiige Kesselinhalt schliesslich in
                              									eine Filterpresse getrieben werden kann. Die Zusammensetzung des Rückstandes ist von
                              									verschiedenen Factoren abhängig; in einem Fall, in welchem Erz und Kalk im
                              									Verhältniss von 1 : 1,36 angewendet worden waren, ergab die Analyse des sorgfältig
                              									ausgewaschenen Presseninhalts nach dem Trocknen bei 100° folgende Werthe:
                           
                              
                                     Na2O
                                 =
                                   0,2
                                 Proc.
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                     CaO
                                 =
                                 46,5
                                 „
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                     MgO
                                 =
                                 12,2
                                 „
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                     Fe2O3
                                 =
                                   7,5
                                 „
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                     Al2O3
                                 =
                                   5,4
                                 „
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                     Cr2O3
                                 =
                                   1,0
                                 „
                                 in
                                 HCl
                                 löslich
                                 
                              
                                     CrO3
                                 =
                                   1,8
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                     SiO2
                                 =
                                   1,4
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                     CO2
                                 =
                                   5,2
                                 „
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                     H2O
                                 =
                                 16,0
                                 „
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Unlösliches
                                 =
                                   1,2
                                 „
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                           Der unlösliche Theil bestand aus Chamotte (von Ofenmaterial herrührend) und
                              									unverändertem Chromeisenstein; das mit Salzsäure ausziehbare Chromoxyd, sowie die in
                              									Salzsäure, nicht aber in Alkali lösliche Chromsäure, sind sehr wahrscheinlich in der
                              									Form von chromsaurem Chromoxyd, welches sowohl durch Reduction von Chromsäure als
                              									auch durch Oxydation aus Chromoxyd entstehen kannMendeljeff, Grundlagen
                                       												der Chemie, 1892 S. 960 Abs. 6. , vorhanden.
                           Die Aufarbeitung des Pressrückstandes erscheint wenigstens zur Zeit nicht lohnend und
                              									dient derselbe nur gelegentlich als Auffüllmaterial, zum Abstumpfen saurer Abwässer
                              										u.s.w.Neuerdings hat P. Römer (D. R. P. Nr. 67780 vom 18. Juli 1892,
                                    											II. Zusatz zu Nr. 66533 vom 15. Januar 1892, Kl. 75) diese Rückstände bei
                                    											dem ihm durch das Hauptpatent Nr. 66533 und das I. Zusatzpatent Nr. 67320
                                    											vom 28. Mai 1892 geschützten Verfahren zur Herstellung von Kaliumcarbonat
                                    											aus Kaliumsulfat mit Hilfe von Kaliumdichromat, Kalk und Kohlensäure
                                    											verwerthet.
                           Was die Behandlung der von der Filterpresse ablaufenden Flüssigkeiten anbelangt,
                              									welche freies Natriumhydrat neben neutralem Chromat enthalten, so werden sie –
                              									abgesehen von den dünnen, zum Auslaugen des Röstguts geeigneten Wasch wässern –
                              									zunächst in eisernen Pfannen auf ein specifisches Gewicht von etwa 1,5 concentrirt.
                              									In diesem Stadium werden die noch heissen Laugen, aus welchen beim Erkalten die
                              									Verbindung Na2CrO4 +
                              										10H2O auskrystallisiren würde, auf Dichromat
                              									verarbeitet. Die vorhergehende Abscheidung des überschüssigen Natriumhydrats als
                              									Bicarbonat hat sich bis jetzt nicht einzuführen vermocht, obwohl sie bei hohen
                              									Sodapreisen rentiren dürfte.
                           
                        
                           Säuerung.
                           Diese Operation besteht darin, dass zu der concentrirten Lauge eine zum Neutralisiren
                              									des Natronhydrats, sowie zum Ueberführen des neutralen Chromats in Dichromat
                              									ausreichende Menge Schwefelsäure von etwa 80 Proc. Gehalt an H2SO4 gegeben
                              									wird:
                           2Na2CrO4 + H2SO4
                              									= Na2SO4 + Na2Cr2O7 + H2O.
                           Unter den angegebenen Bedingungen scheidet sich der grösste Theil des Sulfats in
                              									wasserfreier Form als schwer löslicher Niederschlag ab, während das Dichromat in
                              									Lösung bleibt.Die in Gmelin-Kraut's Handbuch
                                       												der anorganischen Chemie, Bd. II (2) S. 356, übergegangene Angabe
                                    												Siewert's, dass Natriumdichromat aus dem
                                    											neutralen Salz nur mit Hilfe von Chromsäure erhalten werden könne, ist, wie
                                    											sich aus dem Vorstehenden ergibt, unrichtig. Dagegen ist der auf das
                                    											Verhalten des neutralen Natriumchromats gegen Salpetersäure bezügliche
                                    											Vordersatz zutreffend. Durch Behandeln mit Kohlensäure kann entgegen der
                                    											Behauptung von Pontius (D. R. P. Nr. 21589 s.
                                    												Fischer, Jahresber. der chem. Technologie
                                    											1883 S. 435) neutrales Natriumchromat technisch nicht in Dichromat
                                    											umgewandelt werden, während Kaliumchromat in Dichromat übergeht. (D. R. P.
                                    											Nr. 67780). Das Mischen der Lauge und der Schwefelsäure wird in
                              									eisernen, mit Dampfmantel versehenen und innen mit Blei ausgekleideten Gefässen
                              									vorgenommen. Vor dem Zugeben der Säure, welche möglichst frei von reducirenden
                              									Verunreinigungen, wie arsenige Säure, Stickstoffoxyden u.s.w., sein muss, wenn
                              									Verluste an Chromsäure vermieden werden sollen, wird die Lauge erwärmt, um einer
                              									Ausscheidung von neutralem, in festem Zustand nur schwierig zersetzbarem Chromat
                              									vorzubeugen. Hierauf lässt man unter beständigem Umrühren so lange Schwefelsäure
                              									einfliessen, bis eine herausgenommene Probe das Vorhandenseinfreier Chromsäure
                              									erkennen lässt, wozu man sich nach dem Vorschlag von DonathZeitschrift für analytische Chemie, 1879 (18)
                                    											S. 78. bezieh. Walbergl. c. am besten des
                              									Jodkaliumstärkepapiers bedient. Der Säureüberschuss muss durch Neutralisiren mit
                              									alkalischer Lauge genau ausgeglichen werden, da bei Gegenwart freier Chromsäure das
                              									später folgende Concentriren der Flüssigkeit nicht ohne Nachtheil in Eisen
                              									vorgenommen werden kann.
                           Nach dem Decantiren der auf etwa 50° abgekühlten Dichromatlösung wird das in dem
                              									Säuerungsgefäss zurückgebliebene Sulfat centrifugirt und durch Umkrystallisiren
                              									u.s.w. von der noch anhängenden Mutterlauge befreit.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)