| Titel: | Ueber neuere Kämmaschinen. | 
| Autor: | H. Glafey | 
| Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 97 | 
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                        Ueber neuere Kämmaschinen.Vgl. D. p. J. 1884 253 305; 1891 282
                                 									174.
                        Von H. Glafey,
                           								Ingenieur in Berlin.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber neuere Kämmaschinen.
                        
                     
                        
                           Auf dem Gebiete des Kämmaschinenbaues sind in den letzten zehn Jahren zahlreiche
                              									Erfindungen aufzuweisen, welche bei möglichster Einfachheit der Maschinen selbst ein
                              									in hohem Grade vollkommenes Arbeiten derselben anstreben und hierbei entweder auf
                              									einer Verbesserung der vorhandenen Grundsysteme der Kämmaschinen oder aber auf einer
                              									vortheilhaften Zusammenstellung der denselben eigenthümlichen Arbeitsorgane zu neuen
                              									Systemen beruhen. Mit Rücksicht hierauf dürfte es gerechtfertigt erscheinen, der
                              									nachfolgenden Besprechung der einzelnen in Vorschlag gebrachten Neuerungen nicht die
                              									einzelnen Grundsysteme, sondern eine Zerlegung der Kämmmaschinen in zwei Gruppen zu
                              									Grunde zu legen, von denen die erste alle Maschinen umfasst, welche mit Zangen und Kämmen arbeiten, während der zweiten diejenigen
                              									angehören, welche nur mit Kämmen arbeiten.
                           Der Vertreter der ersten Klasse ist die Heilmann'sche
                              									Kämmaschine, auf sie bezieht sich der grösste Theil der Erfindungen und diese sollen
                              									deshalb zunächst einer Betrachtung unterzogen werden.
                           Die Reinheit des Kammzuges richtet sich bei der Heilmann'schen Kämmaschine bekanntlich nach der Stellung des Vorstechkammes.
                              									Je näher beim Abreissen des von der Kämmwalze ausgekämmten Bartes der Vorstechkamm
                              									an der Spitze des Bartes in denselben eindringt, desto mehr Fasern werden
                              									zurückbleiben, so dass nur die längeren Fasern in den Kammzug übergehen, aber auch
                              
                              									mehr Kämmling erzielt wird. Je weiter der Vorstechkamm von der Spitze des Bartes
                              									eindringt, desto mehr Kammzug erhält man. Die äusserste Grenze, bis zu der man
                              									hierbei gehen kann, ist durch diejenige Linie bestimmt, in welcher die Spitzen des
                              									letzten Nadelstabes der Kammwalze den Bart durchdringen. Will man also je nach der
                              									Feinheit des Fasermaterials und der Art seiner Verwendung in der Spinnerei den
                              									Reinheitsgrad des Kammzuges verändern, so kann dies nur durch eine Verstellung des
                              									Vorstechkammes geschehen. Mit dieser Verstellung muss aber die Einstellung der
                              									Abreissvorrichtung Hand in Hand gehen, und da letztere ausserordentlich mühsam und
                              									zeitraubend ist, so pflegte man bisher überhaupt auf die Einstellung des
                              									Einstechkammes zu verzichten.
                           L. Offermann in Leipzig regelt nun die Reinheit des
                              									Kammzuges mit Hilfe der Speisevorrichtung nach dem Inhalt der Patentschrift Nr.
                              									62224 in folgender Weise: Die bisher benutzte Speisevorrichtung (Fig. 1) besteht im Wesentlichen aus zwei Theilen, dem
                              									aus zwei Platten r zusammengesetzten Rost und dem
                              									Speisekamm g. Die beidenPlatten r sind in einem gewissen Abstand fest mit einander
                              									verbunden und nehmen das Faserband zwischen sich auf. Die Nadelreihen des mittels
                              									der Stangen v bewegten Speisekammes g können durch Schlitze der Platten r hindurch in das Faserband treten und der Speisekamm
                              									führt sich zu diesem Zwecke mittels der Stifte u in dem
                              									Roste r.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 97
                              Fig. 1.Offermann's Speisevorrichtung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 97
                              Offermann's Speisevorrichtung.
                              
                           Letzterer ruht auf der die untere Zangenbacke bildenden Platte
                              										t und ist gelenkig mit den beiden um Zapfen l drehbaren Hebeln m
                              									verbunden, durch deren Schwingungen die ganze Speisevorrichtung auf der Platte t hin und her bewegt wird. Für die Führungsstifte u sind zu diesem Zweck Schlitze in der Platte t vorgesehen. Der Vorstechkamm p ist mittels
                              									der beiden Arme w mit dem Zapfen o der Hebel m verbunden,
                              									so dass derselbe neben der üblichen selbständigen Verticalbewegung auch die gleiche
                              									Verschiebung in Richtung des Faserbandes erhält. Die Hauptstellungen der Zange, des
                              									Vorstechkammes und der Speisevorrichtung sind in den Fig. 2 bis 5 wiedergegeben. Die
                              									Auskämmung des Faserbartes durch das Nadelsegment der Kammwalze erfolgt bei
                              									geschlossener Zange zt (Fig. 2). Während dieser
                              									Zeit tritt der Speisekamm g im Sinne des Pfeiles 1 aus dem Roste r, so dass
                              									beide Theile im Sinne der Pfeile 2 (Fig. 3) um den der
                              									Speisung entsprechenden Betrag x nach rückwärts gleiten
                              									können, ohne das von der geschlossenen Zange zt
                              									festgehaltene Faserband mitzunehmen. Nach erfolgter Rückwärtsbewegung des
                              									Speiseapparates rg muss sich bei noch immer
                              									geschlossener Zange zt der Speisekamm g wieder senken im Sinne des Pfeiles 3 (Fig. 4), weil die jetzt
                              									stattfindende Speisung nicht durch die glatten Flächen der Rostplatten r, sondern durch die Nadeln des Kammes g vermittelt werden kann.
                           Wenn sich dann nach dem Vorübergange des Kammsegmentes die Zange zt geöffnet hat, erfolgt die Speisung durch Vorbewegung
                              									des Rostes r mit dem Kamme g im Sinne des Pfeiles 4 (Fig. 5).
                           Der Vorstechkamm nimmt an diesen Bewegungen Theil und senkt sich in den vom
                              									Nadelsegment der Kammwalze gekämmten Faserbart (Fig. 5), sobald die
                              									Spitze desselben von der Abreissvorrichtung erfasst ist. Während des Abreissens hat
                              									nicht allein der Vorstechkamm p im Faserbande zu
                              									verharren, sondern auch der Speisekamm g, weil
                              									letzterem jetzt die Führung der abgerissenen Fasern obliegt. Vorstechkamm p, Rost r und Speisekamm
                              										g bleiben also während des Abreissens unbeweglich,
                              
                              									bis sich die Zange wieder geschlossen hat (Fig. 2). Alsdann erfolgt
                              									wieder der Austritt des Speisekammes und des Vorstechkammes, wie vorhin
                              									beschrieben.
                           Die neue Speisevorrichtung unterscheidet sich nun dadurch von der bisher
                              									beschriebenen, dass Vorstechkamm, Rost- und Speisekamm bei geöffneter Zange zt (Fig. 5) nicht in ihrer
                              									Lage verharren, sondern gemeinsam eine Rückwärtsbewegung im Sinne des Pfeiles 5 (Fig. 6) ausführen, und
                              									zwar entweder kurz vor Schluss des Abreissens, also zu einer Zeit, wo sämmtliche
                              									Fasern noch von der Abreiss Vorrichtung erfasst sind, oder unmittelbar nach
                              									erfolgtem Abriss, jedenfalls aber bevor die Zange zt
                              									sich wieder schliesst. In Folge dessen wird das Faserband in der gleichen Richtung
                              									zurückbewegt, so dass also nach Schluss der Zange (Fig. 7) der aus der Zange
                              									hängende Bart um den Betrag y jener
                              									Rückwärtsverschiebung gekürzt ist. Da die Menge des ausgeschiedenen Kämmlings
                              									abhängig ist von der Länge des beim Kämmen durch das Nadelsegment der Kämmwalze aus
                              									der geschlossenen Zange vorstehenden Bartes und offenbar geringer wird, wenn in der
                              									beschriebenen Weise das Faserband um den Betrag y (Fig. 7) zurückgeschoben
                              									ist, so ergibt sich, dass man durch Veränderung jenes Betrages die Menge des
                              									ausgeschiedenen Kämmlings und damit die Reinheit des Kammzuges regeln kann. Da der
                              									Vorstechkamm p ferner beim Abreissen wie bisher stets
                              									dicht an den Abreisscylinder herangebracht werden muss, so ergibt sich, dass die
                              									Spei se Vorrichtung nicht wie bisher um den Betrag x
                              
                              									der Speisung gegen die Zange im Sinne des Pfeiles 4(Fig.
                                 									5), sondern nunmehr um den Betrag (x + y)
                              									vorgeschoben werden muss, also um den Betrag der Speisung x vermehrt um den Betrag y der
                              									Rückwärtsbewegung des Faserbandes bei offener Zange. Dass diese Art der Speisung
                              									gestattet, die Regelung der Reinheit des Kammzuges vorzunehmen, ohne dass die
                              									Abreissvorrichtung eingestellt zu werden braucht, ergibt sich sofort aus Fig. 8. Da nur die
                              									äusserste linke Stellung I des Vorstechkammes p (Fig. 5) unverändert zu
                              									bleiben braucht, so hat man nur den Endpunkt II der
                              									Rückwärtsbewegung des Vorstechkammes nebst Speisevorrichtung zu verändern, derart,
                              									dass einmal diese Theile um den Betrag y, das andere
                              									Mal um einen Betrag y1
                              									bei geöffneter Zange sich rückwärts bewegen und in die Endstellung II bezieh. II1 gelangen. Die Speisung ist dann nur so
                              									einzurichten, dass sie stets um den gleichen Betrag x
                              									erfolgt, also III bezieh. III1 die Endstellungen der
                              									Speisevorrichtung darstellen, welche der Fig. 3 entsprechen
                              									würden.
                           Man kann also die Abreissvorrichtung ein für alle Mal zur Zange in den Abstand
                              									einstellen, welcher dem schwierigsten Fasermaterial bezieh. der grössten
                              									Kämmlingsmenge entspricht, und durch Veränderung der Bewegungsmechanismen für die
                              									Speisevorrichtung den Betrag y bestimmen, um den das
                              									Faserband bei geöffneter Zange jedesmal wieder zurückbewegt werden muss.
                           Die ganze Regelung der Reinheit der Kämmung beschränkt sich nunmehr auf eine stets
                              									einfach einzurichtende Einstellung von Bewegungsmechanismen für die Speisung, von
                              									der die Abreiss Vorrichtung ganz und gar unabhängig ist.
                           Die Bedingungen, welchen dieser Bewegungsmechanismus zu entsprechen hat, ergeben sich
                              									aus Fig. 8. Die
                              									Speisevorrichtung muss bei geöffneter Zange um einen veränderbaren, bei
                              									geschlossener Zange um einen nicht veränderbaren Betrag zurückgeschoben und in jedem
                              									Fall um die Summe beider Beträge vorgeschoben werden.
                           Ein diesen Bedingungen entsprechender, besonders einfacher Mechanismus ist als
                              									Beispiel in Fig. 9 und
                              										10 dargestellt.
                           Der durch eine Feder n beständig nach abwärts gezogene
                              
                              									Hebel m ruht mittels der Rolle s auf dem Arme f3 des um Zapfen d drehbaren Hebels f, dessen Rolle f2 auf dem Umfange der Daumenscheibe c der Triebwelle a läuft.
                              									Um den Zapfen d ist ein zweiter Hebel e lose drehbar, dessen Rolle e2 auf dem Umfange einer zweiten
                              									Daumenscheibe b läuft, welche neben der Scheibe c auf der Triebwelle a
                              									angeordnet ist. An den Naben der Hebel ef sitzen ferner
                              									Arme e1f1, von denen e1 mit einer
                              									Stellschraube i versehen ist, welche gestattet, die
                              									Stellung der Hebel e und f
                              									gegen einander beliebig zu verändern.
                           Damit der Mechanismus in der gewünschten Weise thätig ist, muss nun die Daumenscheibe
                              										b so eingerichtet sein, dass sie unter Beihilfe der
                              									Feder n die Rückwärtsverschiebung des Speiserostes mit
                              									Speisekamm um den Betrag x der Speisung bewirken kann,
                              									während die Daumenscheibe c so zu gestalten ist, dass
                              									sie das Faserband um die Summe beider Beträge x und y verschieben und den Vorstechkamm in die richtige Lage
                              									zur Abreissvorrichtung bringen kann. Der concentrische Theil der Daumenscheibe e entspricht dann der Stellung der Theile während des
                              									Abreissens. Die Veränderung des Betrages y (Fig. 7 und 8) wird durch die
                              									Stellschraube i erzielt. Ist die Schraube i so eingestellt, dass sich die beiden Arme e1 und f1 berühren können, so kann sich der
                              									Hebel f um den radialen Abstand der concentrischen
                              									Theile der Daumenscheiben bc senken, und dieser Betrag
                              									entspricht dann dem Maximum von y und demgemäss dem
                              									Minimum des in der Maschine zu erzielenden Kämmlings. Wird die Schraube i aber so weit nach abwärts geschraubt, dass ihr
                              									unteres Ende beim Uebergang in die Stellung Fig. 6 den Arm f1 des Hebels f berührt, so ist eine Relativbewegung zwischen den
                              									Hebeln e und f
                              									ausgeschlossen; der Betrag y wird also Null, es findet
                              									keine Verschiebung des Faserbandes bei geöffneter Zange statt, die Kämmlingsmenge
                              									wird ein Maximum und die Maschine arbeitet wie die bisherigen Kämmaschinen. Zwischen
                              									diesen beiden Grenzen kann man lediglich mittels der Schraube i die Menge des Kämmlings und damit die Reinheit des
                              									Kammzuges bequem regeln.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 99
                              Offermann's Kämmvorrichtung.
                              
                           Die Abreissvorrichtung der Heilmann'schen Maschine ist
                              									gebildet aus dem mit der Kammtrommel verbundenen Ledersegment und dem im Wagen
                              									ruhenden geriffelten Abreisscylinder. Von der Dicke des letzteren hängt das Maass
                              									des entstehenden Kämmlings ab und wird derselbe deshalb so dünn als möglich
                              									genommen. Da jedoch der für kürzeres Fasermaterial wünschenswerthe
                              									Minimaldurchmesser aus technischen Gründen unerreichbar ist, so sind die neueren
                              									Bestrebungen dahin gerichtet; die gedachte Abreissvorrichtung durch eine Zange zu
                              
                              									ersetzen. Die Abreisszangen haben ausser ihrer Complicirtheit den Nachtheil, dass
                              									durch das plötzliche und gewaltsame Abreissen des Faserbartes ein höchst
                              									mangelhaftes Band gebildet wird.
                           L. Offermann in Leipzig hat deshalb im J. 1886 eine
                              									Vorrichtung in Vorschlag gebracht, welche die den beiden Abreissvorrichtungen
                              									eigenen Vortheile vereinigen soll und zu diesem Zweck in der Hauptsache aus einem
                              									aus zwei verschieden hoch liegenden Abtheilungen zusammengesetzten Ledersegment
                              									besteht. Die Wirkungsweise dieser durch Patent Nr. 38153 geschützten Vorrichtung ist
                              									die folgende.
                           k (Fig. 11 und 12) ist die Kammtrommel
                              									mit zwei Nadelsegmenten l und zwei Ledersegmenten d. m ist die Zange, n der
                              									Vorstechkamm und p der im Wagen
                              									ruhendeAbreisscylinder. Die genannten Organe sind von bekannter Ausführung mit
                              									Ausnahme der Ledersegmente d, welche, wie aus der
                              									Zeichnung ersichtlich ist, aus zwei Theilen bestehen. Das Leder a bildet den ersten, a1 dagegen den zweiten Theil des Segmentes. Das Leder
                              										a1 ist auf seiner
                              									ganzen Länge concentrisch, während a nur in seiner
                              									vorderen Hälfte concentrisch, in seinem hinteren Theil jedoch excentrisch ist, so
                              									dass seine hintere Kante x tiefer liegt als die vordere
                              									Kante y des Leders a1.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 99
                              Offermann's Kämmtrommel.
                              
                           In Fig. 11 ist die
                              									Maschine dargestellt in dem Augenblick, wo der Abreissobercylinder p gegen das Ledersegment anstösst, der ausgekämmte
                              									Faserkopf von beiden ergriffen wird und durch die Drehbewegung derselben der Abriss
                              									vor sich geht. Es werden dabei alle Fasern abgerissen, welche über die
                              									Berührungslinie c des Cylinders mit dem Segment
                              									hinausragen. Diese Abreisslinie liegt in der Verbindungslinie der Achsen der
                              									Kammtrommel und des Abreisscylinders.
                           Nachdem das Segment fortgeschritten ist bis zu dem in Fig. 12 dargestellten
                              									Punkte, wo der Cylinder sich in den von den Ledern a
                              									und a1 gebildeten Spalt
                              									gelegt hat und gegen das Leder a1 anstösst, entsteht eine neue Berührungslinie,
                              									welche der Zange näher liegt als die voraufgegangene. Während vorher alle Fasern,
                              									die über c hinausragten, erfasst und vorwärts gezogen
                              									wurden, werden nunmehr auch diejenigen Fasern erfasst, welche über q hinausragen, deren vordere Enden also zwischen c1 und c liegen, und da bei fortschreitender Drehbewegung der
                              									Cylinder p das Leder a
                              									verlässt und auf a1
                              									übergeht, so müssen die in der neuen Berührungslinie erfassten Fasern der
                              									Drehbewegung folgen. Durch die geringe Drehbewegung von c1 nach c
                              									wird die frühere entferntere Abrisslinie zwar wieder hergestellt, allein da die in
                              										c1 ergriffenen
                              									Fasern bis hierher mitgeführt wurden, so bewirkt die fortgesetzte Drehbewegung des
                              									Segmentes, dass auch diese Fasern vollständig abgerissen werden. Dieses zweitheilige
                              									Ledersegment hat demnach auf die Länge des vor der Zange hängenden Faserbartes und
                              									folglich auf das Kämmlingsverhältniss denselben Einfluss wie ein Abreisscylinder von
                              									wesentlich geringerem Durchmesser.
                           Dieselbe Wirkung wird erzielt, wenn das Leder a
                              									concentrisch angeordnet ist, jedoch einen kleineren Radius hat als a1, so dass der
                              									Höhenunterschied zwischen x und y derselbe bleibt oder auch, wenn das Leder a
                              									concentrisch angeordnet ist und denselben Radius wie a1 hat, der zwischen den Ledern gebildete
                              									Spalt aber angemessen erweitert wird.
                           Die Hin- und Herbewegung des Abreissapparates beschränkt die Arbeitsleistung der Heilmann'schen Kämmmaschine wesentlich, weil in Folge
                              									dieser Bewegung nicht über eine gewisse Geschwindigkeit hinausgegangen werden kann.
                              									Zur Beseitigung dieses Mangels haben Bourcart fils &
                                 										Co. in Gebweiler i. Els. im J. 1886 einen Abreissapparat in Vorschlag
                              									gebracht, bei welchem die Schwingbewegung dadurch vermieden wird, dass der
                              									abgerissene Faserbart nicht von zwei Walzen, vielmehr nur von einer, der unteren
                              									Abreisswalze, in Gemeinschaft mit einem schwingend beweglichen Klemmbacken
                              									festgehalten wird.
                           Das Zusammenspiel der Organe ist hierbei folgendes: Das Auskämmen des von der Zange
                              										MM1 gehaltenen
                              									Faserbartes α (Fig. 13) bietet nichts
                              									Bemerkenswerthes; während dieser Periode ist sowohl der Abreisscylinder A, als auch der Abzugscylinder D ausser Berührung mit der Kämmwalze. Der Riffelcylinder C steht still und die Backe O drückt den zuvor gekämmten Faserbart β
                              									gegen den Cylinder D. Der aus der von letzterem und der
                              									Backe O gebildeten Zange hervorhängende Faserbart wird
                              									nun zunächst bei der Weiterdrehung der Kämmwalze von dem Kammsegment B gekämmt (Fig. 15). Sobald jedoch
                              									der diesem Kammsegment folgende geriffelte Sector S dem
                              									Cylinder A gegenüber zu liegen kommt, senkt sich dieser
                              									und erfasst das vordere Ende des aus der Zange MM1 hervorhängenden Faserbartes a (Fig. 14), indem er gegen
                              									den geriffelten Sector S drückt. In Folge dessen wird
                              									bei der Weiterdrehung der Kämmwalze der gekämmte Faserbart α durch den gesenkten Vorstechkamm hindurchgezogen,während der
                              									Kämmling zurückbleibt. Gleichzeitig dreht sich auch die Backe O im Sinne des Pfeiles 2
                              										(Fig. 13), so dass
                              									auch der Abzugscylinder D sich auf den Sector legt, die
                              									Angriffsfläche x der Backe O aber sich vom Abzugscylinder entfernt (Fig. 14). Sobald der
                              									Cylinder D mit S in
                              									Berührung gekommen ist und die Backe O das Faserband
                              										β freigegeben hat, beginnen der Riffelcylinder C, sowie der Abzugscylinder D sich zu drehen, und es erfolgt die Vereinigung des hinteren Endes des
                              									Faserbandes β mit dem vorderen Ende des vom Cylinder
                              										A abgerissenen Faserbartes α. Ist diese Vereinigung beendet, so wird die Backe im Sinne des Pfeiles
                              										3 (Fig. 14) gedreht, die
                              									Fläche x drückt das Faserband β gegen den Cylinder 2), derselbe wird vom Sector abgehoben und kommt in
                              									demselben Augenblicke, ebenso wie der Riffelcylinder C
                              									zum Stillstand. Desgleichen entfernt sich auch der Cylinder A nach Beendigung des Abreissens von der Kämm walze und gelangt zum
                              									Stillstand. Beim Weiterdrehen der letzteren wird dann das hintere Ende des von D und O gehaltenen
                              									Faserbartes β von dem folgenden Kammsegment gekämmt
                              										(Fig. 15) und die
                              									folgenden Operationen wiederholen sich in der beschriebenen Weise.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 100
                              Bourcart's Kämm- und Abreissapparat.
                              
                           Wenn man den Abreisscylinder A fortfallen lässt, so muss
                              									der Cylinder D das Abreissen allein übernehmen und also
                              									dem Vorstechkamme F möglichst nahe gebracht werden. Da
                              									die Dauer der Drehung von C und D die Länge des aus der Zange DO frei
                              									heraushängenden Faserbartes einerseits und die Länge der Uebereinanderlage der
                              									einzelnen Faserbärte andererseits bestimmt, so kann man beides entsprechend der
                              									Faserlänge dadurch reguliren, dass man die Cylinder C
                              									und D sich längere oder kürzere Zeit drehen lässt.
                           Um mittels der Heilmann'schen Kämmaschine Fasern rein
                              									kämmen zu können, ist es bekanntlich erforderlich, den oberen Zangenbacken möglichst
                              									nahe an die Nadelspitzen des Kammes zu stellen; wodurch jedoch bei weniger kräftigem
                              									Fasermaterial leicht ein Zerreissen der Fasern eintritt. Behufs Vermeidung dieses
                              									Uebelstandes hat L. Offermann in Leipzig im J. 1883 in
                              									der Patentschrift Nr. 23870 (1884 253 306) ein System von
                              									Druckschienen angegeben, welche den Faserbart von der Zange herab und in die Zähne
                              									des Kammsegmentes eindrücken. Gleichzeitig ist der letzte Kamm des Kammsegmentes
                              									beweglich eingerichtet, derart, dass er, nachdem die Druckschienen den Bart
                              									eingedrückt haben, den bereits vorgekämmten Theil des Bartes rein kämmt. Auf diese
                              									Weise ist allerdings erzielt, dass der obere Zangenbacken etwas weiter abgestellt
                              									werden kann, indessen ist der angedeutete Uebelstand nur theilweise beseitigt, wie
                              									sich aus folgenden Erwägungen ergibt. Der Faserbart soll sachgemäss von den Nadeln
                              									des Kammsegmentes erst von dem Punkte durchstochen und ausgekämmt werden, wo der
                              									Vorstechkamm eintritt. Das Kämmen zwischen dieser Stelle und dem Kneifpunkte der
                              									Zange ist nicht allein überflüssig, sondern auch schädlich, weil hier die Fasern
                              									stets stark zusammengepresst sind. Bei Wolle beträgt diese nicht zu kämmende Länge
                              									etwa 7 bis 8 mm, und da die Speisung gleich gross ist, so folgt, dass mit den bisher
                              									bekannten Kammsegmenten die Wolle an der bezeichneten Stelle zweimal gekämmt wird,
                              									wodurch die erste Kämmung unter den erwähnten ungünstigen Bedingungen erfolgt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 101
                              Fig. 16.Offermann's Verbesserung an Heilmann's Kämmaschine.
                              
                           Bei den gewöhnlichen Kämmaschinen und auch bei denjenigen des Patentes Nr. 23870
                              									bewegen sich die Spitzen der Nadeln sämmtlich auf einem Kreisbogen, sie müssen daher
                              									stets an einem Punkte einstechen, welcher zwischen Vorstechkamm und Zange liegt, es
                              									wird also der angedeutete Uebelstand nicht beseitigt. L. Off
                                 										ermann will dies nun bei seiner durch Patent Nr. 62073 geschützten Maschine
                              									dadurch erreichen, dass er sämmtliche Nadelstäbe, ähnlich wie er dies bei dem Patent
                              									Nr. 23870 für den letzten Nadelstab vorgeschlagen hat, beweglich macht und bei der
                              									Drehung der Kammtrommel so steuert, dass ihre Spitzen keine Kreislinie beschreiben,
                              
                              									sondern unterhalb der Zange in das Innere der Trommel zurück, dannerst in der
                              									Arbeitsrichtung des Vorstechkammes in den Faserbart eintreten. Die Kämme wirken dann
                              									ähnlich wie die Kämme einer Nadelstabstrecke und es wird die erste schädliche
                              									Auskämmung des Faserbartes vermieden. Die Einrichtung bietet den weiteren Vortheil,
                              									dass die Stelle, an der die erste Auskämmung beginnt und später der Vorstechkamm in
                              									den Faserbart eintritt, erheblich näher nach der Zange verlegt werden kann, wodurch
                              									die Maschine auch zur Verarbeitung von kurzfaserigem Material sehr geeignet wird.
                              									Dieser Uebelstand ist angesichts der unbefriedigenden Leistung der Heilmann'schen Kämmaschine in ihren bisherigen Bauarten
                              									beim Kämmen kurzfaserigen Materials, insbesondere der kurzen Baumwollarten, von ganz
                              									besonderer Bedeutung. Die Beweglichkeit sämmtlicher Nadelstäbe ermöglicht es ferner,
                              									durch besondere am Rücken der Nadelstäbe angeordnete Streichbleche die Nadelstäbe
                              									selbsthätig auszuputzen und die Entfernung der Unreinigkeiten durch die Bürsten
                              									walze zu befördern.
                           Die Nadelstäbe können entweder eine radiale Verschiebung oder auch eine
                              									Schwingbewegung unter Vermittelung von Leitschienen ausführen. Den letzten Fall
                              									veranschaulicht Fig. 16. Die Nadelstäbe sitzen auf
                              									Schienen e, welche die Ausputzbleche m tragen und mit diesen auf Armen q ruhen. Die letzteren befinden sich drehbar an der
                              									Trommel und werden durch Federn g derart nach aussen
                              									gedrückt, dass ihre Köpfe an der Leitschiene K entlang
                              									gleiten und mit den Nadeln die erforderliche Bewegung ausführen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)