| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 113 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 68 d.
                           								Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           III. Gährung und Hefe.
                           Soll die Saccharometeranzeige in einem klaren oder in einem
                                 										trüben Filtrat genommen werden? Diese Frage erörtert Wittelshöfer im Anschluss an die Untersuchungen von Delbrück (vgl. 1892 285 207)
                              									in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 143
                              									und 167. Der Alkoholfactor schwankt zwischen 0,54 und 0,57 und beträgt im Mittel
                              									0,55. Delbrück hatte bei seinen Versuchen mit Malzwürze
                              									zu hohe Alkoholfactoren erhalten, wenn er die Saccharometeranzeige im klaren Filtrat
                              									vornahm, während die im trüben Filtrat ausgeführte Bestimmung zutreffendere Zahlen
                              									ergab, was er durch eine Nachaufschliessung der Stärke erklärt. Der Verfasser führt
                              									nun eine Reihe von Fällen aus der Praxis an, wo in Folge der Beschaffenheit des
                              									verarbeiteten Rohmaterials oder in Folge der Arbeitsweise die Maische eine derartige
                              									Beschaffenheit haben kann, dass eine starke Nach Verzuckerung der unaufgeschlossenen
                              									Stärke eintritt und dass also in diesen Fällen es angezeigt erscheinen muss, die
                              									Bestimmung der Saccharometeranzeige nicht in einem klaren, sondern in dem trüben
                              									Filtrat vorzunehmen. Immerhin wird man es aber bei normalen Maischen, namentlich
                              									solchen, die unter Hochdruck aus Kartoffeln oder Mais hergestellt sind, als Regel
                              									betrachtenkönnen, dass die Entnahme der Saccharometeranzeige in dem klaren
                              									Filtrat erfolgen soll; doch ist es namentlich bei Versuchen, in denen zur
                              									Beurtheilung der Güte eines Verfahrens nachher zum Vergleich die Ausrechnung der
                              									Alkoholfactoren erfolgt, wesentlich, den gefundenen Alkoholfactor darauf zu prüfen,
                              									ob er als ein den im Brennereibetriebe möglichen Verhältnissen entsprechender
                              									anzusehen ist. Hierfür ist zu berücksichtigen, dass bei dem normalen Factor von 0,55
                              									eine Ausbeute von 60 Proc. für 1 k eingemaischter Stärke erhalten wird. Der
                              									Verfasser theilt Tabellen mit, welche zeigen, wie bei den verschiedenen
                              									Alkoholfactoren sich das Verhältniss des Alkoholgehaltes in den vergohrenen Maischen
                              									zu der Anzahl der vergohrenen Saccharometergrade stellen würde. Aus diesen Zahlen
                              									ergibt sich, dass diejenigen Alkoholfactoren, welche wesentlich höher als 0,55 sind,
                              									für die Beurtheilung von Versuchsergebnissen nur mit grösster Vorsicht aufzunehmen
                              									sind, da eine Steigerung der Ausbeute von 0,25 bis 0,3 Proc. den Alkoholfactor nur
                              
                              									um 0,01 bis 0,02 erhöhen kann. Zeigen sich also bei der Berechnung Alkoholfactoren,
                              									welche wesentlich höher als 0,55 sind, dann wird die Frage, ob die Beschaffenheit
                              									der Maische eine solche war, dass eine erhebliche Nachaufschliessung der Stärke
                              									während der Gährung möglich erscheint, zu prüfen sein, und dann wird auch bei
                              									Entnahme der Saccharometeranzeige dem trüben Filtrat vor dem klaren der Vorzug zu
                              									geben sein.
                           Die Reinzuchthefe Basse II hat Heinzelmann in der Brennerei zu Schlagentin geprüft. Nach dem Bericht in
                              									der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 199,
                              									sind die Vortheile der Reinzuchthefe gegenüber der alten Hefe folgende. Sie
                              									verringerte die Säurebildung von 1,0 bis auf 0,7; die Zunahme der Säure vom
                              									Abstellen der Maischen bis zur Vergährung ist in allen Fällen nur 0,3, ebenso hoch
                              									wie die der Hefe. Diese geringe Säurezunahme wirkt vortheilhaft auf die nachwirkende
                              									Kraft der Diastase, deshalb hat die Reinzuchthefe eine bessere Vergährung zur Folge
                              
                              									und um 1 Vol.-Proc. höhere Alkoholmengen bei Verwendung derselben Qualität und
                              									Quantität des Materials in dem Maischnitrat gebildet. Endlich hat der Alkohol von
                              									der Reinzuchthefe, soweit sich aus den Destillationsversuchen im Kleinen ersehen
                              									liess, einen bedeutend angenehmeren Geschmack und Geruch als der sonst aus Mais
                              									gewonnene Rohspiritus. Diese Resultate werden durch zahlreiche Beobachtungen aus der
                              									Praxis bestätigt, welche in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 223, 304 und 312, mitgetheilt werden. Fast
                              									überall wird die kräftige Gährung, die lange und stark anhaltende Nachgährung und
                              									die von Anfang an gute Vergährung gelobt, so dass sich die Mehrzahl der
                              									Versuchsansteller dahin ausspricht, dass diese Rasse II bezüglich ihrer
                              									Gährthätigkeit als eine vorzügliche anzusehen sei. In einer Anzahl von Betrieben hat
                              									die Hefe Neigung zur Schaumgährung gezeigt, doch scheint das Auftreten von Schaum
                              									nicht lediglich durch die Hefe bedingt zu sein, sondern andere Ursachen dabei
                              									mitgewirkt zu haben, so z.B. die Art der Bereitung des Hefegutes oder die Dauer des
                              									Dämpfens, auch wird die Vermuthung ausgesprochen, dass die Hefe zu kräftig sei, und
                              									es könnte daher die Schaumbildung auch durch eine zu reichliche Menge an Hefe
                              									hervorgerufen sein.
                           Versuche über den Ersatz der Kunsthefe in Melassebrennereien
                                 										durch Bierhefe theilt Heinzelmann in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 208, mit.
                              									Dieselben ergaben
                              									ein günstiges Resultat für die Bierhefe, besonders wenn derselben noch Kleie
                              									zugegeben wird zur Vermehrung der Hefenährstoffe und zur Beförderung der
                              									Kohlensäureausscheidung. Auf einen Gährbottich von 6000 l würden ausser der
                              									nothwendigen Menge Melasse erforderlich sein 50 k gepresster, ungewaschener Bierhefe
                              									und 25 k Weizenkleie, die Unkosten würden sich dabei zu 11 Mark stellen, während
                              									sich dieselben nach dem Verfahren mit Kunsthefe bei einem Verbrauch von 90 k
                              									Darrmalz zu 16,5 Mark berechnen; ausserdem fällt bei dem Bierhefeverfahren die ganze
                              									Hefebereitung fort, welche viel Arbeit kostet und durch das Schäumen der gährenden
                              									Hefe grosse Umstände verursacht. Der Verfasser empfiehlt, das Bierhefe verfahren,
                              									welches er näher beschreibt, im Grossen zu prüfen. Falls gewisse Melassen und
                              									Bierheferassen sich für dieses Verfahren nicht eignen, müsste eine Untersuchung der
                              									Melassen mit den Bierhefen auf ihre Gährfähigkeit stattfinden. S. 223 wird ein Plan
                              									für derartige Untersuchungen nebst Angabe der Kosten mitgetheilt.
                           Ein Verfahren zum Bein- und Warmhalten des milchsauren
                                 										Hefegutes durch Luftabschluss ist Braun in
                              									Dürkheim patentirt (* D. R. P. Nr. 63351). Dasselbe ist dadurch charakterisirt, dass
                              									bei der verhältnissmässig niedrigen Maischtemperatur von 65°, der noch niedrigeren
                              									Anwärmetemperatur von 60° und der ausgedehnten Säuerungszeit von 20 bis 24 Stunden,
                              									hauptsächlich aber trotz eines grossen Zusatzes angesäuerten Hefegutes die Säure in
                              									der reifen Hefe nur 1,0 bis höchstens 1,4 beträgt. Der Grund dafür dürfte in dem
                              									Ausschluss der schädigenden Einwirkung der Luft, in der Haltung der
                              									Säuerungstemperatur nicht unter 52,5°, und endlich in der Verwendung von
                              									desinficirtem und wieder gewaschenem Malz, und dazu Maische, für welche das Malz
                              									ebenfalls gereinigt wurde, sowie in der Reinhaltung der Geräthe zu suchen sein. (Zeitschrift für Spiritusfabrikation, Bd. 15 S.
                              									211.)
                           Ein Verfahren zur Reinigung, bezieh. Conservirung von
                                 										Hefe ist der Société générale de maltose im
                              									Deutschen Reich vom 21. October 1891 ab patentirt. Dasselbe beruht darauf, dass nach
                              									neuen Erfahrungen die Einwirkung der Plussäure bezieh. Fluoride je nach der
                              									angewendeten Gabe verschieden ist und zwar ebensowohl bezüglich der Krankheitskeime
                              									wie der Hefen. So werden durch 0,5 bis 10 g Flussäure oder Fluoride auf 1 hl die
                              									Krankheitskeime nicht zerstört, sondern ihre Entwickelung nur verlangsamt,
                              									gleichzeitig aber auch eine anregende Wirkung auf die Hefezellen ausgeübt. Dagegen
                              									zerstören 3 bis 10 g Flussäure auf 1 l die Krankheitskeime vollständig und heben
                              									gleichzeitig das Hefewachsthum auf, jedoch nur so lange, als man die Hefe in
                              									Berührung mit der Fluorverbindung belässt. Befreit man die Hefe wieder von der
                              									Gegenwart der Fluorverbindung, so nimmt sie, je nach Rasse und Güte, ihre
                              									Lebensverrichtungen mit mehr oder weniger Kraft wieder auf. Versuche haben ferner
                              									gezeigt, dass sich Hefen von gleicher Rasse je nach ihrer Kraft und Güte verschieden
                              									in Gegenwart von starken Flussäuregaben verhalten, indem die Zellen einer frischen
                              									und starken Hefe nicht, erschöpfte und schwache Hefen dagegen so stark beeinflusst
                              									werden, dass sie sich selbst in einer fluorfreien Malzwürze nur schwer wieder
                              									erholen. Darauf beruht die Anwendung der Flussäure zur Reinigung und Conservirung
                              									der Hefen. Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass man die Hefe mit einer
                              									Flüssigkeit voneinem solchen Gehalt an Flussäure oder Fluorsalzen eine gewisse
                              									Zeit lang zusammenbringt, dass während derselben die Gährung und das Wachsthum der
                              									Hefe unterdrückt, und dass bei der gleichzeitigen Anwesenheit starker und schwacher
                              									Hefezellen bezieh. Heferassen die schwachen Hefezellen bezieh. Heferassen getödtet
                              									werden. (Zeitschrift für Spiritusfabrikation, Bd. 15 S.
                              									265.)
                           Ueber das Trocknen und die Conservirung der Hefen durch
                                 										sterilisirte Luft theilt Otto Reinke in der
                              										Zeitschrift für Spiritusfabrikation, Bd. 15 S. 287,
                              									mit, dass die Firma Papperitz in Berlin die Anfertigung
                              									grösserer Apparate nach seinen Angaben in Angriff genommen und dass ein derartiger,
                              									schon seit Monaten arbeitender Apparat, welcher für 1 Tag etwa 15 k trockener Hefe
                              									liefert, befriedigende Resultate in Bezug auf die Beschaffenheit der Hefe ergeben
                              									habe.
                           Zu der Frage, ob der Milchsäurepilz ein Hefefeind ist,
                              									bringen J. E. Brauer und G.
                                 										Tietze in der Zeitschrift für
                                 
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 120 und 129, Beiträge, indem sie die nach
                              									ihren Erfahrungen bewährtesten Methoden zur Hefebereitung ausführlich beschreiben.
                              									Wir können hier nur auf die Arbeiten hinweisen.
                           
                        
                           IV. Destillation und Rectification.
                           Ein Verfahren und Apparat zum Abkühlen und Erwärmen von
                                 										Lutter zum Zweck der Abscheidung des Fuselöls ist Robert Ilges in Köln-Bayenthal patentirt. (* D. R. P. Nr. 55666 vom 3.
                              									Juni 1890.)
                           
                        
                           V. Schlämpe.
                           Ueber Schlampe und Schlämpeverwerthung in den schweizerischen
                                 										Brennereien bringt die Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 287, nach dem Jahresbericht der schweizerischen Alkoholverwaltung Mittheilungen, denen
                              									wir das Folgende entnehmen: Es wurden 66 Proben untersucht. Der Gehalt an
                              									Trockensubstanz betrug zwischen unter 4 bis über 10 Proc., jedoch lag er bei 14
                              									Proben zwischen 5,01 bis 6,00, bei 20 zwischen 6,01 bis 7,00 und bei 16 zwischen
                              									7,01 bis 8,00 Proc., war also im Allgemeinen ein sehr hoher. Der Gehalt an Alkohol
                              									war in 30 Proben quantitativ nicht nachweisbar, in 8 Proben lag er unter 0,1 Proc.,
                              									in 12 zwischen 0,101 bis 0,200 Proc., bei den übrigen Proben höher, bis über 0,5 in
                              									4 Fällen. Dieses Resultat ist gerade kein günstiges, und wenn auch anzunehmen ist,
                              									dass in deutschen Brennereien die Verhältnisse günstiger liegen werden, so erscheint
                              									doch eine häufige Prüfung der Schlampe auf den Alkoholgehalt auch hier geboten, denn
                              									man berücksichtige, dass in einer Brennerei, die täglich 5000 l abtreibt, ein
                              									Alkoholgehalt der Schlampe von 0,2 Proc. in 200 Tagen schon einen Verlust von 2000 l
                              									absoluten Alkohols repräsentirt. Der Säuregehalt schwankte zwischen 0,4 bis über 3,2
                              									cc Normallauge, er betrug 17 mal 0,8 bis 1,2, in 11 Fällen 1,2 bis 1,6, bei 17
                              									Proben 1,6 bis 2,0, in den übrigen Proben darüber, war also im Allgemeinen ein
                              									hoher. Den Angaben über den Verkaufspreis der Schlampe entnehmen wir, dass sich
                              									derselbe für Kartoffelschlämpe zwischen 15 und 20 Cts., für Getreideschlämpe auf 30
                              									bis 70 Cts. und für Maisschlämpe auf 50 bis 55 Cts. stellte.
                           
                        
                           VI. Apparate.
                           Einen Entschaler für Maische hat Johann Hampel in Dresden construirt (* D. R. P. Nr. 60878 vom 8. März
                              									1891). Derselbe besteht aus einer Kolbenpumpe, die einen Siebcylinder zum Absieben
                              									der Maische und eine Oeffnung für die Traber hat, so dass der Entschaler die
                              									träberhaltige Maische aus dem Vormaischbottich saugen, an dem Siebcylinder
                              									entträbern und die Traber aus dem Siebcylinder durch die Träberöffnung in den
                              									Träberbehälter und die entträberte Maische durch den Siebcylinder in den Gährbottich
                              									drücken kann.
                           Ueber den verbesserten Gähr- und Hefebottichkühler von
                              										Julius Geyer in Löbau macht E. Eissing in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 15 S. 161, sehr günstige Mittheilungen. Die Gährung
                              									ist ruhig und wälzend, der Wasserverbrauch gering und der Steigraum fast vollständig
                              									aufgehoben, wodurch für den Bottich 15 bis 20 l absoluter Alkohol mehr erzielt
                              									werden. Diese letzte Beobachtung hat Nadolny nach einer
                              									Mittheilung an derselben Stelle, S. 177, in vielen Brennereien nicht bestätigt
                              									gefunden, er urtheilt daher nicht günstig über den Kühler, zumal derselbe bei
                              									concentrirter Hefe als Hefekühler gar nicht zu gebrauchen sein soll.
                           
                        
                           VII. Analyse.
                           Zum Nachweis geringer Zuckermengen mittels α-Naphtol
                              									geben Müller und Ohlmer in
                              									der Deutschen Zuckerindustrie, Bd. 17 S. 419, folgende
                              									Vorschrift. Man bringt in ein markirtes Reagensglas von etwa 2 cm Weite und 10 cm
                              									Höhe 2 cc der auf Zucker zu untersuchenden Lösung, dann 5 Tropfen reiner 20proc.
                              									alkoholischer α-Naphtollösung, endlich 10 cc reiner,
                              									besonders völlig salpetersäurefreier concentrirter Schwefelsäure und schüttelt gut
                              									um Nach einigen Minuten ist die Färbung am stärksten; bei 0,1 Proc. Zucker entsteht
                              									sofort eine sehr intensive rothviolette Farbe, bei 0,01 Proc. tritt Rothweinfarbe
                              									auf, bei 0,001 Proc. tritt nach 15 bis 30 Secunden, bei 0,0005 Proc. nach einigen
                              									Minuten eine helle Rosafärbung ein. Kalksalze, Chloride, Ammoniak und organische
                              									Stoffe ausser Kohlehydraten stören die Reaction nicht, wohl aber schon äusserst
                              									geringe Mengen Salpetersäure. Die Reaction geht nicht vom Zucker aus, sondern von
                              									den Huminsubstanzen, die aus dem Zucker durch Säuren gebildet werden. Wichtig bei
                              									dieser Reaction ist, dass die Reihenfolge der Reagentien in angeführter Weise
                              									eingehalten wird. An derselben Stelle, S. 538, beschreiben G. Rapp und E. Besemfelder einen Apparat, mit
                              									welchem die Reaction in der Weise ausgeführt wird, dass die Flüssigkeiten sich
                              									schichten, so dass an der Berührungsfläche eine gefärbte Zone entsteht. Mit diesem
                              									Apparat gelang es noch 1 Th. Zucker in 10000000 Th. Wasser durch eine ganz schwach
                              									lila gefärbte Zone nachzuweisen. Bei mehr als 0,2 Proc. Zucker tritt an der
                              									Berührungsschicht sofort Schwärzung ein.
                           Eine Methode zur Bestimmung von Saccharose, Dextrose und
                                 										Lävulose in Gemengen theilt F. G. Wiechmann in
                              									der Neuen Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie, Bd. 28
                              									S. 262 und 1892 S. 440 mit.
                           Ueber den Einfluss, welchen die Gegenwart von Bleiessig auf
                                 										das Ergebniss der Titrirung des Milchzuckers nach Fehling-Soxhlet ausübt,
                              									hat Arthur Bornträger Untersuchungen ausgeführt, welche
                              									zeigten, dass bei Gegenwart von Bleiessig mehr Milchzucker zur völligen Reduction
                              									eines bestimmten Volumens der Fehling'schen Lösung
                              									erforderlich ist. Es ist daher nothwendig, das Blei vor der Titrirung zu entfernen,
                              									und dies geschieht am besten durch eine bei 15° gesättigte Natriumsulfatlösung, von
                              									welcher 4 cc ausreichend sind, um aus einem Gemisch von 50 cc Wassermit 5 cc
                              									Bleiessig das Blei vollständig auszufällen. Ein Ueberschuss von 5 cc
                              									Natriumsulfatlösung zu 10 cc Fehling'scher Lösung ist
                              									ohne Einfluss auf die Titrirung. Natriumcarbonat ist zur Ausfällung des Bleies nicht
                              									zu empfehlen, da es die zur Reduction nöthige Menge Michzuckerlösung etwas
                              									erniedrigt. Neutrales Natriumacetat ist ohne Einfluss auf die Titrirung. (Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 S. 293.)
                           Zu demselben Resultat gelangte Bornträger bei einer
                              									Untersuchung über die Titrirung des Invertzuckers; an
                              									derselben Stelle, S. 333. Auch hier wirken Bleiacetate störend und lassen die Menge
                              									des Zuckers zu niedrig finden, so dass, wenn Blei in grösserer Menge vorhanden ist,
                              									die Entfernung desselben erforderlich ist. Zur Controle der Fehling'schen Lösung empfiehlt der Verfasser eine Inversionsmethode in der
                              									Kälte. Man löst 20,90 g reine Saccharose zu 100 cc, setzt 10 cc rauchende Salzsäure
                              									von 1,188 spec. Gew. hinzu, schüttelt um, lässt über Nacht stehen, versetzt 25 cc
                              									des Products mit Lackmustinctur, neutralisirt mit Lauge und verdünnt auf 1000
                              									cc.
                           Ueber die Bestimmung des Invertzuckers mit Soldaini's
                              										Reagens macht Striegler Mittheilungen in der Zeitschrift für
                                 										Rübenzuckerindustrie, 1892 S. 457.
                           Die Einwirkung von alkalischem Quecksilbercyanid auf Maltose,
                                 										Dextrose und Dextrin hat J. A. Wilson
                              									untersucht und dabei die Angabe von H. W. Wiley,
                              									welcher dieses Reagens zur Bestimmung obiger Körper empfiehlt, indem er annimmt,
                              									dass durch dasselbe die optische Activität der Dextrose und Maltose aufgehoben,
                              									diejenige der Dextrine aber unverändert bleiben soll, nicht bestätigt gefunden, denn
                              									die Versuche zeigten, dass nur die optische Activität der Dextrose ganz aufgehoben,
                              									diejenige der Maltose dagegen nur um etwa ein Drittel vermindert wird, und dass
                              									andererseits auch das Dextrin nicht ganz intact bleibt. Danach dürfte die Methode
                              									nur für Mischungen von Dextrose mit anderen Zuckerarten brauchbar sein. (Chem. News, 1892 Bd. 65 S. 169.)
                           Ueber Stärkebestimmung mittels Salpetersäure berichtet
                              										Guichard im Journ. de
                                 										Pharm. et de Chimie, Nr. 25 S. 394. Verfasser hat gefunden, dass 10proc.
                              									Salpetersäure keine Verluste durch Oxydation hervorruft, und verfährt in der Weise,
                              									dass er 4 g Mehl oder andere Substanz in einem Kolben von 500 cc Inhalt mit 100 cc
                              									10proc. Salpetersäure (10 cc Säure auf 90 cc Wasser) 1 Stunde am Rückflusskühler
                              									kocht; filtrirt und das Filtrat polarisirt. In einer anderen Arbeit im Bulletin de la Soc. Chim. de Paris, Bd. 7 S. 554,
                              									prüfte der Verfasser den Einfluss der stickstoffhaltigen Stoffe und der Cellulose
                              									auf dieses Verfahren. Er fand, dass die ersteren zwar Producte liefern, welche die
                              									Polarisationsebene nach links drehen, dass diese aber durch Thierkohle rasch
                              									entfernt werden können. Für die Cellulose jedoch, welche ebenfalls Producte liefert,
                              									die auf das polarisirte Licht wirken, muss eine Correctur angebracht werden. Um
                              									diesen Uebelstand zu beseitigen, bringt Verfasser folgendes Verfahren in Vorschlag,
                              									bei welchem die Lösung der Cellulose vermieden wird. Man kocht die Substanz mit 90
                              									cc gesättigter Oxalsäurelösung zur Lösung der Stärke 1 Stunde am Rückflusskühler,
                              									lässt abkühlen, setzt 100 cc verdünnte Salpetersäure zu, filtrirt und verzuckert
                              									einen Theil des Filtrats durch einstündiges Kochen. Der Verfasser macht noch weitere
                              									Mittheilungen über die Einwirkung der Salpetersäure auf Cellulose.
                           
                           Die Bestimmungsmethoden des Extractgehaltes im Malze hat
                                 										Moritz Hamburger geprüft, (Zeitschrift für
                                 										Brauerei, Bd. 15 S. 153, 161, 169, 181 und 190.)
                           Ueber Methoden der Malzuntersuchung berichtet L. Aubry in Freie Vereinigung
                                 										der bayrischen Vertreter der angewandten Chemie, Bd. 10 S. 102.
                           Allgemeine Methode zur Analyse der Alkohole und Spirituosen
                                 										des Handels, von Ed. Mohler (vgl. 1892 285 239).
                              										Bestimmung der Aether: 100 cc der neutralisirten
                              									Flüssigkeit werden mit 20 cc Zehntelnormal- alkoholischer Kalilauge 1 Stunde am
                              									Rückflusskühler verseift, mit Zehntelnormal – Schwefelsäure zurücktitrirt und die
                              									Aether als Essigäther berechnet. Aldehyde:
                              									Colorimetrisch durch Vergleich mit einer 0,00005 g Aldehyd enthaltenden Lösung nach
                              									Behandlung beider mit 4 cc Rosanilindisulfit auf 10 cc. Die typische Aldehydlösung
                              									habe dieselbe Alkoholstärke und Temperatur, wie die zu untersuchende alkoholische
                              									Flüssigkeit. Furfurol: Colorimetrisch durch Vergleich
                              									mit einer 0,000002g Furfurol enthaltenden alkoholischen Lösung nach Zusatz von 0,5
                              									cc Anilin und 2 cc Eisessig auf 10 cc Alkohol nach 10 Minuten langer Digestion. Höhere Alkohole: Da Schwefelsäure ausser auf höhere
                              									Alkohole nur auf Aldehyde färbend einwirkt, so hat man nur letztere zu eliminiren.
                              									Zu diesem Zweck gibt man zu 100 cc 50proc. Alkohol 1 cc Anilin und 1 cc
                              									Phosphorsäure von 45° B., erhitzt 1 Stunde am Rückflusskühler zum Sieden, destillirt
                              									zur Trockne ab und füllt das Volumen des alkoholischen Destillats mit Wasser wieder
                              									auf 100 cc auf. Alsdann vergleicht man 10 cc des Destillats mit einer 0,200 g
                              									Isobutyl- oder Amylalkohol enthaltenden Lösung nach Zusatz von 10 cc concentrirter
                              									Schwefelsäure und einstündigem Erhitzen beider Flüssigkeiten in einem siedenden
                              									Salzbade. Verfasser beschreibt ferner die Darstellung der Reagentien und
                              									Vergleichslösungen zu seinem Verfahren. (Chemisches
                                 										Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 832, daselbst nach Moniteur industr., Revue internat. scientif. et popul. des falsifications des
                                 										denrées aliment., Bd. 5 S. 152.)
                           Ein Untersuchungsverfahren für Spiritus u. dergl. ist
                              
                              										E. Gossart patentirt (* D. R. P. Nr. 63050).
                              									Dasselbe beruht auf der Beobachtung, dass, wenn man einen Tropfen einer
                              									verdampfbaren Flüssigkeit auf die durch Adhäsion gekrümmte Oberfläche einer
                              									Flüssigkeit fallen lässt, der Tropfen erst eine gewisse Strecke hinrollt, wenn
                              									Tropfen und Flüssigkeit qualitativ und quantitativ gleich sind, während der Tropfen
                              									mehr oder weniger rasch einsinkt, wenn dieses nicht der Fall ist.
                           Ein Verfahren zur Bestimmung der höheren Alkohole im
                                 										Spiritus theilt C. Bardy in Comptes rendus, Bd. 114 S. 1201, mit. Er scheidet die
                              									höheren Alkohole durch Salzlösung und Schwefelkohlenstoff ab, führt sie durch
                              									Schwefelsäure und Eisessig in Essigäther über und misst das Volumen der letzteren.
                              									Nur Butyl- und Amylalkohol werden dem Spiritus durch Schwefelkohlenstoff entzogen,
                              									enthält derselbe noch normalen oder Isopropylalkohol, so sind diese in der mit
                              									Schwefelkohlenstoff erschöpften Flüssigkeit zu suchen.
                           Die von verschiedenen Autoren aufgestellten Formeln zur
                                 										indirecten Bestimmung des Alkohols in aus Wasser, Alkohol und Extract
                                 										bestehenden Flüssigkeiten hat N. v. Lorenz von
                              									einem einheitlichen Gesichtspunkt aus entwickelt und auch noch eigene neue Formeln
                              									empfohlen. (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen,
                              									1891 S. 501, auch Fresenius, Zeitschrift für analytische
                                 										Chemie, Bd. 31 S. 335.)
                           Als Reagens auf Aldehyde und Ketone empfiehlt Bela v. Bitto in den Annalen
                                 										der Chemie und Pharmacie, Bd. 267 S. 372, das Nitroprussidnatrium, welches noch bei 0,0001 Gewichtstheil Acetaldehyd
                              									eine orangegelbe Färbung gibt. Für denselben Zweck empfiehlt derselbe Autor in der
                              									genannten Zeitschrift Bd. 269 S. 377, verschiedene aromatische Nitroverbindungen.
                           Nachweis von Aldehyd im Aethylalkohol, von P. Woltering. Bei dem Nachweis mit ammoniakalischer
                              									Silberlösung vermeidet der Verfasser die durch gleichzeitige Reductionswirkung
                              									anderer Bestandtheile mögliche Täuschung dadurch, dass er den Aldehyd aus dem
                              									Untersuchungsobject durch einen Luftstrom fortsaugt und diesen dann, damit beladen,
                              									durch die Silberlösung streichen lässt. Aceton, Amylalkohol, ätherische Oele u.s.w.
                              									sind dabei ohne Einwirkung. Der Aldehyd ist noch bei einer Verdünnung von 1 : 200000
                              									nachweisbar. Auch das von Gayon vorgeschlagene Reagens,
                              									mit Schwefelsäure entfärbte Fuchsinlösung, welches eine Empfindlichkeit von 1 :
                              									100000 besitzt, empfiehlt der Verfasser zur quantitativ-colorimetrischen Bestimmung.
                              									Der Verfasser ist der Ansicht, dass der Aldehyd sich schon bei der Gährung bildet
                              									und dass die Aldehydbildung überhaupt nicht auf Oxydation von Alkohol, sondern auf
                              									Reduction von Essigsäure oder höheren Fettsäuren beruht. (Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 2 S. 60.)
                           Studien über die Bestimmung des Acetons in denaturirtem
                                 										Alkohol veröffentlicht L. Vignon in Comptes rendus, Bd. 112 S. 873. Er fand, dass der
                              									Verbrauch an Jod den theoretisch erforderlichen oft um ein Bedeutendes übersteigt,
                              									obgleich Aethylalkohol unter den obwaltenden Verhältnissen kein Jodoform liefert.
                              									Jedoch wirkt Aethylalkohol in der Richtung auf den Verlauf der Reaction, dass die
                              									Einwirkung des Jods auf die Natronlauge in grösserem Maasstabe stattfindet. Der
                              									Verbrauch an Jod kann das 24fache der theoretischen Menge betragen, und es ist daher
                              									die vollständige Umwandlung des Acetons nur bei einem grösseren Jodüberschuss
                              									möglich. (Nach Zeitschrift für analytische Chemie, Bd.
                              									31 S. 347.)
                           Untersuchungen über die Reactionen der ungeformten
                                 										Fermente veröffentlicht G. Tammann in der Zeitschrift für physiologische Chemie, 1892 S. 271. Aus
                              									denselben ergibt sich, dass die ungeformten Fermente, wie die katalytisch wirkenden
                              									Säuren, die hydrolytischen Reactionen beschleunigen, sich aber von diesen in
                              									charakteristischer Weise unterscheiden, z.B. dadurch, dass die Reactionen der
                              									Fermente unvollständig sind, indem das Ferment sich während der Reaction in eine
                              									nicht wirksame Modifikation umwandelt, während die Reactionen der Säuren vollständig
                              									sind. Ferner vermögen die Wirkung, welche ein bestimmtes Ferment ausübt, in der
                              									Regel andere Fermente nicht hervorzurufen, während, wo eine Säure beschleunigend
                              									wirkt, alle anderen Säuren ebenso wirken.
                           Die amtliche Verordnung des Bundesraths zur steueramtlichen
                                 
                                 										Ermittelung des Alkoholgehaltes im Branntwein bringt eine Anweisung zur Bestimmung des Fuselöls nach der Methode von
                                 										Rose, ferner Vorschriften, betreffend die
                                 										Abfertigung von Liqueuren, Fruchtsäften, Essenzen, Extra den u. dergl. (Zeitschrift für analytische Chemie, Bd. 31, Anhang S. 1
                              									und 10.)
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)