| Titel: | Ueber neuere Kämmaschinen. | 
| Autor: | H. Glafey | 
| Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 121 | 
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                        Ueber neuere Kämmaschinen.
                        Von H. Glafey,
                           								Ingenieur in Berlin.
                        (Fortsetzung des Berichts S. 97 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber neuere Kämmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die Elsässische Maschinenbau-Gesellschaft in Mülhausen,
                              									Elsass, sucht bei ihrer durch Patent Nr. 65286 geschützten Kämmaschine die Länge des
                              									mangelhaft gekämmten, d.h. zwischen Kämm- und Klemmlinie liegenden Theiles des
                              									Faserbartes dadurch möglichst zu kürzen, dass sie die Zange selbst oder eine vor der
                              									Zange angeordnete Schiene den Faserbart in durch zwei auf einander folgende
                              									Nadelreihen gebildete Zwischenräume eindrücken lässt, wie dies aus Fig. 17 zu erkennen ist. Hierbei können entweder alle
                              									Nadelreihen so weit von einander entfernt sein, dass zwischen je zwei Nadelreihen
                              									der Faserbart eingedrückt werden kann, oder man ordnet die Nadelreihen gruppenweise
                              									an und drückt den Faserbart nur in die Zwischenräume zwischen je zwei auf einander
                              									folgenden Gruppen. Den ersteren Fall veranschaulicht Fig.
                                 										17. Die springende Eindrückschiene D ist an
                              									der oberen Zangenbacke C angeordnet, so dass dieselbe
                              									alle Bewegungen der Backe mitmachen muss. Um das Eindrücken des Faserbartes in die
                              									Nadelreihen ausführen zu können, macht die Schiene D
                              									eine auf- und niedergehende Bewegung mit Hilfe der Zahnsegmente L und Klinken H an welchen
                              									der Zangenbacken jedoch nicht theilnimmt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 121
                              Fig. 17.Kämmaschine der Elsässischen Maschinenbau-Gesellschaft.
                              
                           E. J. Grün in Lure (Haute Saône), Frankreich, hatim
                              									J. 1889 eine Kämmaschine in Vorschlag gebracht, welche aus der Heilmann'schen Maschine dadurch hervorgegangen ist,
                              									dass die (nur mit einem Nadelsegment versehene) Kämmwalze eine wiederkehrende (nicht
                              									fortlaufende) Drehbewegung empfängt, also das Auskämmen des Bandendes beim Hingang,
                              									das Abreissen des Faserbandes beim Hergang erfolgt und dass eine um die
                              									Kammtrommelachse schwingende Aufrichteplatte hinzugefügt ist, welche den beim Kämmen
                              									unter die Zange gebogenen Wollbart dem Vorstechkamm entgegen führt. Die Reinigung
                              									des Nadelsegments erfolgt mittels einer Bürste, von welcher der Kämmling mittels
                              									eines schwingenden Kammes auf eine zweite Bürste übertragen und so zu einem Vliess
                              									verdichtet wird.
                           Fig. 18 zeigt die Organe
                              									in derjenigen Stellung, in welcher das aus dem Speiseapparat heraushängende, vom
                              									Nadelsegment gekämmte Bandende von den Abreiss walzen CC1 erfasst, abgerissen und das nicht
                              									gekämmte Ende durch den Vorstechkamm gezogen wird; zugleich werden die Kämmlinge
                              									durch die Bürste B vom Nadelsegment abgekämmt, indem
                              									die Kämmtrommel in der Vorschwingung begriffen ist. In der Stellung Fig. 19 sind die
                              									Abreisswalzen mit dem abgerissenen Bart vollständig ausgefahren, und die Kämmtrommel
                              									steht im Ende ihrer Vorschwingung; die Aufrichteplatte E ist bis in die Anfangsstellung zurückgegangen, um das aus der
                              									geschlossenen Zange PP1
                              									vorstehende Bandende vor das Nadelsegment fallen zu lassen, und sie verbleibt in
                              									dieser Stellung bis nach Beendigung des Auskämmens. In der Stellung Fig. 20 ist die
                              
                              									Kämmwalze in der Rückschwingung begriffen; die Platte E
                              									hat sich bis in die Grenze ihrer Aussenstellung vorbewegt und das gekämmte Bandende
                              									auf das Streichledersegment D aufgelegt; der
                              									Abreissapparat beginnt seine Einfahrt und der Vorstechkamm I senkt sich; die Bürste B ist in ihre
                              									höchste Lage zurückgegangen, um das Nadelsegment durchzulassen.
                           In der Stellung Fig. 21
                              									hat die Kämmtrommel ihre Rückschwingung beendet (wobei der Deckel H die Kämmlinge vom Kamm F
                              									abgenommen hat) und beginnt eben die Vorschwingung; die Platte E ist wieder bis fast in die innere Endstellung
                              									zurückgegangen; die Zange hat sich geöffnet, der Speiseapparat ist etwas
                              									zurückgegangen, der Vorstechkamm durchsticht das Bandende, kurz bevor die
                              									Abreisswalzen letzteren erfassen, und rücken nun, nachdem letzteres geschehen, die
                              									Speisevorrichtung und Platte E in kleinen Absätzen vor,
                              									bis schliesslich der Abreissapparat mit plötzlicher Bewegung ausfährt und der Bart
                              									abreisst. Die Bürste B sinkt in ihre tiefste Lage, um
                              									das Nadelsegment zu reinigen.
                           Die Firma Fromm und Roll in Mülhausen, Elsass, hat in
                              									der Patentschrift Nr. 66624 aus dem Jahre 1892 einen Nadelkamm in Vorschlag
                              									gebracht, bei welchem ein dichterer Stand der Nadeln dadurch erreicht ist, dass die Löcher für die
                              									Nadeln in mindestens zwei gegen einander versetzten Reihen angeordnet und so
                              									gerichtet sind, dass die Nadelspitzen in eine Linie fallen.
                           Um eine mehr schonende Behandlung der Wollhaare als bisher zu erreichen, hat L. Offermann nach dem Inhalt der Patentschrift Nr.
                              									52333 aus dem Jahre 1888 die zum Kämmen dienende Kämmtrommel mit Nadelreihen
                              									besetzt; deren geneigt stehende Nadeln hinter einander gereiht sind, so dass sie
                              									sich als senkrecht zur Trommelachse stehende Nadelringabschnitte darstellen,
                              									ausserdem gibt er der Trommel eine axiale Verschiebung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 122
                              Grün's Kämmvorrichtung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 122
                              Erläuterung zur Heilmann'schen Kämmvorrichtung.
                              
                           Bei der Heilmann'schen Kämmaschine benutzt man
                              									bekanntlich zum Auskämmen des Faserbartes gewöhnlich ein Segment, welches mit
                              									Nadelreihen abc... (Fig. 22) besetzt ist,
                              									welche hinter einander angeordnet sind, aber parallel zur Achse der Kämmtrommel A und senkrecht zur Bewegungsrichtung derselben, also
                              									auch senkrecht zur Faserrichtung stehen.
                           Denkt man sich das Segment abgewickelt (Fig. 23); so ist
                              									ersichtlich, wie die Nadeln der Reihe a, welche zuerst
                              									in den Faserbart dringen, am gröbsten sind, während die Nadeln der folgenden Reihen
                              										bc... immer feiner werden und die letzte Reihe s schliesslich die feinsten Nadeln enthält. Sämmtliche
                              									Nadeln je einer Reihe treten aber; wie aus Fig. 22 zu ersehen,
                              									gleichzeitig an der scharfen Kante der Zange Z vorbei
                              									in die Fasermasse, so dass sich die Fasern gleichzeitig durch die Zwischenräume der
                              									Nadeln hindurchzwängen müssen, wie dies Fig. 24 in grösserem
                              									Maasstabe veranschaulicht. Die Parallellegung der Fasern durch ein solches
                              									Nadelgebilde wird also in der Weise erfolgen, dass die in den quer zur Faserrichtung
                              									liegenden Ebenen befindlichen Faserkreuzungen und Verschlingungengleichzeitig
                              									beseitigt werden. Bei dieser Arbeitsweise wird aber von den letzten Nadelreihen,
                              									welche behufs Reinkämmens der Wolle sehr fein sein müssen, ein Zug auf die
                              									Wollfasern ausgeübt, der die Elasticitätsgrenze schwächerer Fasern übersteigt, so
                              									dass dieselben übermässig angegriffen werden. Dieser Uebelstand wird noch dadurch
                              									erhöht, dass die Zwischenräume der Nadeln durch pflanzliche Unreinlichkeiten, wie
                              									Kletten, Stroh u.s.w., vielfach verengt werden. Damit nun aber eine jede Nadel auch
                              									eine kämmende Wirkung auf den Bart ausüben kann, erhält die Trommel ausser der
                              									rotirenden Bewegung eine axiale Verschiebung. Jede Nadel wird sich dann in Folge
                              									dieser beiden Bewegungen in der aus derselben resultirenden Richtung bewegen, welche
                              									in Fig. 26 durch die
                              									Diagonale dargestellt ist, und mit der Faserrichtung einen mehr oder weniger spitzen
                              									Winkel bilden. Da die Richtung der aus der Zange heraushängenden Fasern senkrecht
                              									zur Achse der Kämmtrommel steht, so wird also durch diese doppelte Bewegung der
                              									Kämmtrommel dieselbe Wirkung erzielt, als wenn die Nadelreihen auf der Kämmtrommel
                              									in der Resultirenden (Fig.
                                 										26) angeordnet sind, wie dies Fig. 25 darstellt, und
                              									dann der Trommel nur eine Drehbewegung ertheilt wird.
                           Die Lage des Faserbartes in der bekannten Zange bleibt dabei natürlich unverändert.
                              									Man kann also in Folge dieser doppelten Bewegung der Kämmtrommel die Zange in
                              									Richtung der Achse der Kämmtrommel unbeweglich lassen und dennoch die in Fig. 26 dargestellte
                              									Wirkung erzielen. Diese Wirkung ergibt sich noch aus der Fig. 25, in welcher
                              									einzelne Fasern und die Aufeinanderfolge der Nadeln einer Reihe in der Lage
                              									dargestellt sind, welche sich in Folge der doppelten Bewegung der Trommel, nämlich
                              									deren Drehung und Axialverschiebung in der Ebene der Fasern abgewickelt ergibt. Die
                              									Richtung der Fasern ist bestimmt durch die Zange Z
                              										(Fig. 22), aus
                              									deren parallel zur Trommelachse gelegener spaltförmiger Oeffnung die Fasern
                              									senkrecht zur Trommelachse gerichtet heraushängen. Würde die mit den Nadelreihen n nach Fig. 26 besetzte Trommel
                              									nun einfach rotiren, so würden die in Fig. 25 durch kleine
                              									Kreise angedeuteten Nadeln etwa die durch punktirte Linien angedeuteten Wege
                              									beschreiben. Da aber die Trommel sich bei der Drehung gleichzeitig axial;
                              									beispielsweise nach links, verschiebt, so weicht die Bahn der einzelnen Nadeln von
                              									diesen Linien ab, so dass sie etwa den Winkel a mit
                              									jenen Wegen, also auch mit der Faserrichtung, bildet und die einzelnen nach einander
                              									in den Faserbart dringenden Nadeln der einzelnen Reihen, also auch in der aus der
                              										Fig. 25
                              									ersichtlichen Weise zur Wirkung gelangen.
                           Es leuchtet ein, dass hierdurch die Beanspruchung der Fasern ungleich geringer
                              									ausfallen wird als bisher. Hierzu kommt aber noch ein weiterer, für das Auskämmen
                              									ebenso wichtiger Umstand. Die Anzahl der Faserkreuzungen, welche durch eine
                              									Nadelreihe beseitigt werden können, ist abhängig von der Anzahl der Nadeln, welche
                              									durch den Faserbart streichen. Es wird also eine Nadelreihe, deren Nadelabstand x (Fig. 25), auf eine Ebene
                              									senkrecht zur Faserrichtung projicirt, dieselbe Grösse y ergibt, wie der Abstand y der Nadeln einer
                              									Reihe alten Systems (Fig.
                                 										24), gleich viel Faserkreuzungen beseitigen können. Nun darf aber
                              									einerseits der Nadelabstand x (Fig. 25) ebenso eng
                              									genommen werden wie der Nadelabstand y in Fig. 24, ohne dass das
                              									Fasermaterial angegriffen würde, weil, wie gesagt, die Nadeln hinter einander an der
                              									Zangenkante vorübergehen; andererseits können die Nadelreihen in Abständen von 3 bis
                              									4 mm (Fig. 26) neben
                              									einander angeordnet werden, während diejenigen des alten Segments der
                              									Kämmlingsausscheidung wegen mindestens 10 mm aus einander stehen müssen, so dass das
                              									neue Segment dreimal mehr Nadeln auf der gleichen Segmentoberfläche tragen kann, als
                              									das alte. Die kämmende Wirkung bezieh. die Reinheit des gekämmten Materials ist also
                              									auch entsprechend grösser. Wenn sich somit während des Kämmens im Faserbart
                              									gleichzeitig dreimal mehr Nadeln befinden als beim alten Segment, so dass die
                              									Ausnutzung eine dreifach grössere ist, so sind im Gegentheil auf derjenigen Stelle,
                              									wo das Material angegriffen wird, nämlich in der Nähe der Zangenkante, dreimal
                              									weniger Nadeln in Wirkung, und es befinden sich also bei gleicher Bartstärke dreimal
                              									weniger Fasern zwischen je zwei Nadeln des Segments. Daraus ergibt sich aber, dass
                              									man mit diesem Segment dreimal so stark arbeiten darf, bevor die gleiche
                              									Zusammenpressung der Fasern zwischen den Nadeln bezieh. die gleiche Inanspruchnahme
                              									der Fasern eintritt. Bleibt man unter dieser höchst zulässigen Production, so ergibt
                              									sich im gleichen Verhältniss eine grössere Reinheit und Schonung des Materials.
                           Aus diesen Ausführungen geht also hervor, dass bei der neuen Kämmtrommel die Fasern
                              									weniger beansprucht werden, und dass man unter Beibehaltung der alten, feinen
                              									Nadeltheilung ungleich feiner als bisher kämmen oder die Nadeltheilung gröber halten
                              									kann, wenn man ebenso fein kämmen will, wie bisher. Die Reinigung des Kammes durch
                              									die Kämmlingsbürste zeigt gegenüber derjenigen des Heilmann'schen Segments ebenfalls einen Vortheil. Beiletzterem
                              									spritzt die Bürste sehr stark, weil die elastischen Borsten heftig von einer
                              									Nadelreihe gegen die andere geschleudert werden, und bildet den sogen. Kammstaub,
                              									der zum grossen Theil aus Fasern besteht. Bei dem vorliegenden Segment dagegen
                              									taucht die Bürste ungehindert in die von den Nadelreihen gebildeten Zwischenräume,
                              									hebt den Kämmling ab und tritt heraus, ohne zu spritzen, so dass nur schwere
                              									Schmutztheile als Kammstaub abgeworfen werden, die Fasern aber auf die Auftragwalze
                              									gelangen und als Kämmling ausgeschieden werden.
                           Die Elsässische Maschinenbau-Gesellschaft in Mülhausen,
                              									Elsass, strebt, nach dem Inhalt der Patentschrift Nr. 61706, eine möglichste
                              
                              									Schonung des Fasermaterials beim Kämmen dadurch an; dass sie den Faserbart der
                              									Kämmtrommel nicht gleich auf seiner ganzen Länge darbietet, sondern erst mit seiner
                              									Spitze und bei der weiteren Drehung der Kämmtrommel derselben mehr nähert. Das
                              									hintere Ende des Faserbartes wird ferner zweimal durchkämmt. Um den Faserbart der
                              									Kämmtrommel allmählich darzubieten, wird der Zange eine schwingende Bewegung
                              									ertheilt, so dass sie beim Beginn des Kämmens weiter von der Kämmtrommel entfernt
                              									ist, als gegen Ende der Kämmoperation, wo sie der Kämmtrommel möglichst nahe steht.
                              									Damit nun beim Beginn des Kämmens die Nadeln in der richtigen Weise in den Faserbart
                              									hineindringen, sind die ersten Nadelreihen der Kämmtrommel bedeutend schräger
                              									angeordnet als die letzten, so dass der Eintrittswinkel der Nadeln in den Faserbart
                              									stets der gleiche bleibt.
                           Das Kämmen des aus der geschlossenen Zange heraushängenden Faserbartes erfolgt wie
                              									gewöhnlich durch eine mit parallelen Nadelreihen oder Nadelstäben besetzte
                              									Kämmtrommel. Um die Leistungsfähigkeit der Maschine zu vergrössern, ist fast der
                              									ganze Umfang der Kämmtrommel mit den Nadelreihen bezieh. Nadelstäben besetzt. Da nun
                              									das Auskämmen des Faserbartes nur ungefähr den dritten Theil der Zeitdauer einer
                              									Periode beansprucht und während dieser Zeit die Kämmtrommel eine volle Umdrehung
                              									macht, so macht sie während einer ganzen Periode drei Umdrehungen, von denen eine
                              									zum Kämmen benutzt wird. Anstatt die Kämmtrommel während einer Periode drei
                              									Umdrehungen machen zu lassen, kann man die Zahl der Umdrehungen auch vergrössern
                              									oder verringern, jedoch müssen immer volle Umdrehungen während eines Spieles gemacht
                              									werden, z.B. zwei, drei oder vier.
                           Während des Kämmens bleibt die Zange nicht unbeweglich, sie macht vielmehr eine
                              									schwingende Bewegung, indem der Klemmpunkt der Zange den Weg DD1D2 (Fig. 27 und 28) zurücklegt. Beim
                              									Beginn des Kämmens steht die Zange im Punkte D1, wo sie etwa 25 mm von den Nadeln entfernt ist.
                              									Beim Beginn des Kämmens werden also nur die äussersten Enden des Faserbartes den
                              									Nadelstäben dargeboten. Mit der fortschreitenden Drehung der Kämmtrommel bewegt sich
                              									die Zange von D1 nach
                              										D2, wobei sie sich den Nadeln immer mehr nähert,
                              									so dass dieselben immer tiefer in den Faserbart eindringen. Während also die
                              									vorderen, gröberen Nadelreihen mehr zum Entwirren und Vorarbeiten des Faserbartes
                              									dienen, besorgen die letzten und feinsten Nadelreihen das eigentliche
                              									Reinkämmen.
                           Die Stellung der Nadeln ist nicht in allen Reihen dieselbe, vielmehr sind die Tadeln
                              									der ersten Reihe sehr stark geneigt, während die folgenden Reihen immer weniger geneigt sind, so
                              									dass die letzten und feinsten Reihen nahezu radial stehen. Dies hat den Zweck, die
                              									Nadeln stets mit demselben Eintrittswinkel in den Faserbart eintreten zu lassen.
                              									Würden bei dem weitesten Abstand der Zange von den Nadeln, die vorderen Nadeln
                              									dieselbe Neigung haben wie die hinteren, so würde der von den Nadeln und dem
                              
                              									Faserbart gebildete Winkel ein stumpfer sein, und die Nadeln könnten nicht in den
                              									Faserbart eindringen, würden vielmehr unter demselben hinweggleiten, ohne eine
                              									kämmende Wirkung auf denselben auszuüben. Erst wenn die Zange den Nadeln sehr
                              									genähert wird, wird der von den Nadeln und dem Faserbart gebildete Winkel ein
                              									spitzer, so dass die Nadeln in den Faserbart eindringen und eine kämmende Wirkung
                              									auf denselben ausüben können. Um daher stets einen spitzen Eintrittswinkel zu haben,
                              									müssen die vorderen Nadelreihen bedeutend mehr geneigt sein als die hinteren. Auf
                              									diese Weise dringen auch die vorderen Nadelreihen, welche nur die äussersten Enden
                              									des Faserbartes bearbeiten, in denselben ein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 124
                              Kämmvorrichtung der Elsässischen Maschinenbau-Gesellschaft.
                              
                           Wenn die Zange in dem Punkte D2 angekommen ist, hat die letzte und feinste Nadelreihe den Kamm
                              									verlassen, und die Kämmung ist vollendet. Um dann den gekämmten Faserbart mit dem
                              									zuletzt gekämmten, noch von der Abreissvorrichtung festgehaltenen Faserbart zu
                              									vereinigen, legt die Zange den Weg D2D1D sehr schnell zurück.
                              									Dieser Weg ist zuerst von D2 nach D1
                              									nach aussen, darauf von D1 nach D nach innen gekrümmt. In Folge dieser
                              									Bewegung der Zange legt sich der Faserbart unter das hintere Ende des aus den
                              									Abziehwalzen FF1
                              									herausstehenden Bandes und verbindet sich mit demselben, sobald die Abziehwalzen
                              									sich zu drehen beginnen.
                           Von den beiden Abziehwalzen wird die untere F
                              									angetrieben, während die obere F1, welche noch mit einer Ledermuffe M versehen ist, durch Reibung mitgenommen wird. Die
                              									beiden geriffelten Abziehwalzen liefern die abgezogenen Fasern den Zwischenwalzen
                              										HH1 welche sie
                              									vonder Ledermuffe loslösen und auf einen geneigten Tisch I bringen, von wo sie in einen sehr engen Trichter
                              									gelangen, welcher dem Band den nöthigen Zusammenhang verleiht. Aus diesem Trichter
                              									wird das Band durch die Walzen K abgezogen und fällt
                              									dann in eine vor der Maschine befindliche Kanne.
                           Diese Anordnung des Abzuges, nach welcher der neu gekämmte Faserbart unter den
                              									zuletzt gekämmten und von den Abziehwalzen festgehaltenen gelegt wird, hat zur
                              									Folge, dass der Faserbart zweimal von dem Vorstechkamm gekämmt wird. Wenn nämlich
                              									der Vorstechkamm herunterfällt, sobald sich die Abziehwalzen in Bewegung setzen,
                              									muss er den alten Faserbart durchdringen, bevor er in den neuen Faserbart eintreten
                              									kann, so dass beim Abziehen beide Faserbärte von dem Vorstechkamm gekämmt
                              									werden.
                           Während der ganzen Dauer des Abzuges schreitet das Band langsam vorwärts, indem es
                              									durch die kleine Zange XX1, welche im Inneren der stillstehenden grossen Zange langsam vorwärts
                              									gleitet; geliefert wird.
                           Wenn die Abziehwalzen aufgehört haben, sich zu drehen und den Abzug eingestellt
                              									haben, setzt sich die grosse Zange in Bewegung, um mit dem Vorstechkamm
                              									zurückzukehren, und beschreibt aufs Neue die Bahn DD1D2. Durch diese Bewegung wird der Abriss vollendet,
                              									worauf sich die Zange, wenn sie in dem Punkte D1 angekommen ist, schliesst. Der Vorstechkamm hebt
                              									sich dann und folgt der weiteren Bewegung der Zange nicht mehr, welche auf dem Wege
                              									von D1 nach D2 den Faserbart der
                              									Kämmtrommel darbietet und in der oben beschriebenen Weise die vollständige Kämmung
                              									desselben bewirkt.
                           Die eigenthümliche Bewegung der Zange nach der doppelt gekrümmten Curve wird durch
                              									die besondere Construction der Zange erreicht. Der obere Zangenbacken E ist an dem Arm a
                              									befestigt, welcher seinerseits auf der oscillirenden Welle A sitzt. Der untere Zangenbacken ist auf dem Arm b befestigt, welcher durch den Bolzen f mit
                              									dem oberen Zangenarm a drehbar verbunden ist. An dem
                              									unteren Zangenarm b greift mittels des Bolzens l die Stange T an, welche
                              									in dem um Zapfen o drehbaren Führungsstück O verschiebbar ist. Auf die Stange T ist eine Spiralfeder u
                              									geschoben, welche sich einerseits gegen eine auf der Stange befindliche Mutter w, andererseits gegen das Führungsstück O legt. Mittels zweier auf die Stange T geschraubter Muttern kann man die Feder u beliebig anspannen. Wenn die Welle A in eine oscillirende Bewegung versetzt wird, wird die
                              									Zange über den Weg DD1D2 hin- und
                              									herschwingen, wobei sie sich im gegebenen Augenblick öffnet bezieh. schliesst. Die
                              									Bolzen f und l beschreiben
                              									dabei die Kreisbögen BB1B2 bezieh.
                              										CC1C2, durch welche die
                              									verschiedenen Stellungen der Zange geregelt werden. Beim Schliessen der Zange wird
                              									die Spiralfeder u etwas zusammengepresst, so dass das
                              									Band durch Federdruck in der Zange festgeklemmt wird.
                           Der untere Zangen arm ist noch über den Bolzen f hinaus
                              									verlängert und trägt ein um den Bolzen g drehbares
                              									Glied h, welches mit einem Bolzen i versehen ist, an welchem der Vorstecherarm k und der Arm der Speisezange X angreifen.
                           Der Kämmling wird durch eine rotirende Bürstenwalze von der Kämmtrommel abgenommen
                              									und auf eine Abnehmerwalze übertragen, von der er in bekannter Weise durch einen Haken
                              									abgenommen wird.
                           Bei der Verarbeitung der Kammwollen besteht eine der Hauptschwierigkeiten in der
                              									Entfernung der Kletten, Schmutztheile und vegetabilischen Substanzen, die sich in
                              									dem zu spinnenden Material vorfinden. Auf chemischem Wege lässt sich allerdings eine
                              									durchgreifende Entfernung dieser Verunreinigung bewirken, indess wird die Wollfaser
                              									durch eine solche Behandlung mehr oder weniger angegriffen. Die mechanische
                              									Reinigung wird hauptsächlich dadurch erschwert, dass die Kletten dem Eindringen der
                              									Nadeln der Kammwalze in das Vliess einen gewissen Widerstand entgegensetzen und auf
                              									diese Weise ein durchgreifendes Kämmen der Wollen verhindern. Heilmann, Ducommun und Steinten in Mülhausen, Elsass,
                              									haben deshalb im J. 1884 einen Apparat in Vorschlag gebracht, welcher das Eindringen
                              									der Nadeln der Kammwalze in das zu reinigende Material unterstützen und sich
                              
                              									entgegenstellende Widerstände überwinden soll. Der Apparat besteht, nach dem Inhalt
                              									der Patentschrift Nr. 32383, im Wesentlichen aus einer rotirenden Riffelwalze, in
                              									deren Riffeln die Kämme eintreten, während die erhabenen Stellen der Walze in die
                              									Zwischenräume zwischen zwei Kämme treten und auf diese Weise das Vliess in die Kämme
                              									eindrücken, wie dies Fig.
                                 										29 bis 31
                              									erkennen lassen. Zur Erleichterung des Eindringens des Vliesses in die Nadeln der
                              									Kammzähne, namentlich des vorderen Endes des Vliesses, ist die Kammwalze unrund
                              									gestaltet und so durch allmähliche Vergrösserung des Radius auf einfache Weise die
                              
                              									nach und nach erfolgende Annäherung von Kamm walze und Riffelwalze x erreicht, was zur Folge hat, dass die letztere nicht
                              									gleich mit voller Tiefe auf den Kammwalzen rotirt, sondern das Eindrücken des
                              									Vliesses nach und nach herbeiführt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 125
                              Riffelwalzen zur Kämmaschine von Heilmann, Ducommun und Steinlen.
                              
                           Um diejenigen Kletten und Bestandtheile, die durch die Nadeln nicht erfasst werden
                              									und sich quer zur Kammrichtung legen, sicher mitzunehmen, sind die Nadeln der
                              									Kammwalze mit einer Schiene oder einem Stäbchen ausgestattet.
                           Robert Zestermann in Esslingen a. N. hat zur Erzielung
                              									eines klettenfreien Kammzuges vorgeschlagen, eine Zerstückelung der Kletten inmitten
                              									des Kammprocesses dadurch auszuführen, dass nach Passirung der Nadelstäbe b (Fig. 32) der
                              									Faserbart kurz vor dem Austritt aus der Zange gk durch
                              									eine neue Zange cg eingeklemmt wird, deren Schlusslinie
                              									sich bei Drehung der Kammtrommel a eine kurze Strecke
                              									von der ersten Zange entfernt und somit die eingeklemmten Kletten in zwei Theile
                              									zerlegt, während die elastischen Fasern nur angespannt werden. Durch nachfolgende
                              									Nadelstäbe werden die losgetrennten getheilten Kletten ausgekämmt und gelangen somit
                              									in den Kämmling.
                           Das in der Heilmann'schen Kämmaschine übliche
                              									Abzugsverfahren ist insofern mangelhaft, als durch das gleichzeitige Abziehen aller,
                              									den gekämmten Bart bildendenFasern ein zusammenhangloses, schuppenartiges Band
                              									gebildet wird, welches nur durch öfteres sorgfältiges Strecken in den homogenen
                              									Zustand zurückgeführt werden kann, den die Spinnerei beansprucht.
                           Alle einen Abzug bildende Fasern liegen mit ihren vorderen Enden dicht bei einander,
                              									nämlich auf der der Speiselänge entsprechenden Strecke von 6 bis 8 mm. Da nun in
                              									allen Ausführungsformen der Heilmann'schen Maschine der
                              									Abzugscylinder und das Ledersegment den Bart dicht vor dem Vorstechkamm zangenartig
                              									erfassen und durch die Drehung beider abreissen, so wird das von den
                              									voraufgegangenen Streckmaschinen gelieferte Band in einzelne Barte zerlegt und
                              									demgemäss seiner wichtigsten Eigenschaften beraubt.
                           Zur Beseitigung dieses Uebelstandes hat L. Offermann im
                              									J. 1884 vorgeschlagen, die Maschine derart einzurichten, dass der Abzugscylinder
                              									seine Arbeit an der Spitze des Bartes beginnt, sich alsdann unter fortwährender
                              									Drehung dem Vorstechkamm nähert und nunmehr in der Nähe des letzteren in bisheriger
                              									Weise den Abzug vollendet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 125
                              Fig. 32.Klettenfreier Kammzug von Zestermann.
                              
                           Durch dieses neue Abzugsverfahren sollen die Fasern in der Kämmaschine selbst einer
                              									starken und sorgfältigen Streckung unterworfen werden, deren Grösse durch das Maass
                              									der dem Abzugscylinder während seiner Annäherung an den Vorstechkamm ertheilten
                              									Abwickelung bedingt ist. Die Zerstückelung des Bandes wird dabei zwar nicht
                              									beseitigt, allein da an der Stelle der stumpf abgerissenen Barte langgestreckte
                              									Faserschichten gebildet werden, in denen die vorderen Faserenden weit auseinander
                              									gerückt sind, so bleibt der nachfolgenden Streckmaschine nur noch die Aufgabe, die
                              									von der Kämmaschine gelieferten Bänder zu vereinigen und ein Band zu bilden, das für
                              									die folgende Bearbeitung die genügende Haltbarkeit besitzt.
                           In den Schlumberger'schen Ausführungsformen erfolgt die
                              									Speisung, während der Vorstechkamin in den Bart eingestochen hat, so dass derselbe
                              									gleichzeitig mit dem Speisekamm vorwärts geschoben wird. Die Speisung kann also hier
                              									benutzt werden, um die während des Abzuges zu erfolgende Annäherung von Cylinder und
                              									Vorstechkamm zu bewirken, so dass in diesem Fall der Cylinder während des Abzuges
                              									seine Stelle nicht zu ändern braucht.
                           In der Meunier'schen Ausführungsform sind Speisung und
                              									Vorstechkamm getrennt, letzterer macht nur eine auf- und niederschwingende Bewegung,
                              									so dass hier der Vorstechkamm als feststehend anzusehen ist, mithin der
                              									Abzugscylinder ihm
                              									entgegengeführt werden muss. Letztere Anordnung ist, da sie für alle
                              									Ausführungsformen passt, in den beistehenden Fig. 33
                              									und 34 veranschaulicht.
                           Der Abzugsobercylinder ist im Wagen b gelagert, welcher
                              									um den Zapfen c schwingt, der durch Stellager mit dem
                              									Gewichtshebel d verbunden ist, welcher seinerseits um
                              									den Zapfen e drehbar ist. Durch das Gewicht f wird das Gewicht des Wagens ausgeglichen. Der Hebel
                              										d ruht auf dem festen Stift g1 und wird in dieser Lage durch die
                              									Druckfeder h, welche unten gegen d und oben gegen die Muttern der festen
                              									Schraubenspindel i andrückt, gehalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 126
                              Fig. 33.Meunier's Speisung und Vorstechkamm.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 126
                              Fig. 34.Meunier's Speisung und Vorstechkamm.
                              
                           Der Wagen b ist durch die Schubstangen k mit dem um den festen Zapfen l schwingenden Arm m verbunden, welch
                              									letzterer durch die Zugfeder n mit seiner Laufrolle o beständig an die Hubscheibe p angedrückt wird, so dass durch dieses Excenter die Bewegung des Wagens
                              									bedingt wird.
                           Die der Meunier'schen Maschine eigenthümliche
                              									Vorrichtung zum Antrieb des Abzugsobercylinders a ist
                              									aus Fig. 34 ersichtlich. Auf dem Zapfen q sind die Schalträder rr1 und das mit beiden verbundene Rad s lose aufgesteckt. Letzteres steht im Eingriff mit dem
                              										Zwischenrads1
                              									und dem auf dem Cylinder a befindlichen Rade s2. Die Vor- und
                              									Rückwärtsbewegung des Ganzen wird durch die Schaltkegel tt1 bewirkt, welche ihre hin- und
                              									hergehende Bewegung von der auf der Antriebswelle befindlichen verstellbaren Kurbel
                              										u erhalten. Der Schaltkegel t fasst in dem Augenblick an, wo der Cylinder das Ledersegment berührt,
                              									und beide drehen sich alsdann mit gleicher Oberflächengeschwindigkeit. Da die zur
                              									geeigneten Uebereinanderschichtung der abgezogenen Faserbärte nothwendige
                              									Rückwärtsdrehung des Cylinders a kleiner sein muss als
                              									die voraufgegangene Vorwärtsdrehung, so ist die verstellbare Gleitschiene w (Fig. 34) zu dem Zweck
                              									angebracht, den Schaltkegel t1 zeitweise ausser Eingriff zu bringen, so dass er keine volle
                              									Zahntheilung rückwärts drehen kann.
                           Fig. 33 zeigt die Maschine in dem Augenblick, wo der
                              									Abzugscylinder a in angemessener Entfernung vom
                              									Vorstechkamm mit dem Ledersegment g in Berührung
                              									gelangt, wo also die Drehung des Cylinders a und
                              									folglich der Abzug der Fasern beginnt. Die Rolle o
                              									steht im Punkte x1 des
                              									Excenters p.
                           Dadurch, dass nunmehr die sanft ansteigende Curve x1x2 (Fig. 34) an der
                              									Rolle vorübergeht, wird der Cylinder a das Ledersegment
                              									entlang nach oben gezogen, der Hebel d verlässt seinen
                              									Stützpunkt g1, die
                              									Feder h kommt zur Wirkung und drückt den Cylinder a so fest gegen das Ledersegment, dass das Abziehen der
                              									nach oben an Dicke zunehmenden Faserschicht mit Sicherheit erfolgt. Der Punkt x2 entspricht der
                              									höchsten Lage des Cylinders a. Damit in dieser Stellung
                              									die zuletzt ergriffenen Fasern so weit abgezogen werden, dass sie zwischen dem
                              									Cylinder a und dem Laufleder festgeklemmt werden, tritt
                              									für den Wagen unter dem Einfluss der concentrischen Partie x2x3 eine angemessene Ruhepause ein. Die Curve x3x bewirkt nunmehr die zur Vollendung des Abzuges
                              									nöthige Hinausbewegung des Wagens. Während der Hereinbewegung durch xx1 bewirkt der
                              									Schaltkegel t1 alsdann
                              									die zur Bandbildung nöthige Rückwärtsdrehung des Cylinders a und des von letzterem angetriebenen Laufleders.
                           Wenn, wie oben angeführt, der Vorstechkamm dem Abzugscylinder entgegen geführt werden
                              									soll, so ist das Speiseexcenter nach demselben Grundsatz auszuführen wie das
                              									beschriebene Wagenexcenter.
                           Eine Einrichtung, die den Zweck hat, den Wollbart nach Passiren der Abreisswalze
                              									bezieh. des Segments zurückzuhalten und so ein nochmaliges Kämmen zu verhüten, ist
                              									durch * D. R. P. Nr. 32052 vom 22. Januar 1885 geschützt worden, welches durch einen
                              									von der Kämmtrommel bewegten Cylinder gekennzeichnet wird, dessen besondere
                              									Wirkungsweise aus Fig. 35 hervorgeht, bei der die
                              									Einrichtung in Verbindung mit einer Heilmann'schen
                              									Maschine, System Delette-Schlumberger, wiedergegeben
                              									ist.
                           Ist der Wollbart durch den Cylinder A, welcher auf das
                              									Segment B drückt, abgerissen, so ist der Vordertheil
                              									desselben mehr oder weniger zwischen der Riffelwalze C
                              									und dem Laufleder D eingeklemmt, dessen Hintertheil
                              									aber zwischen der bandbildenden und der abreissenden Vorrichtung schwebend; diese
                              									letztere kann also noch von dem Kammsegment ergriffen werden, was zu vermeiden ist.
                              									Der Bartanschläger E genügt nicht, um das Wiederkämmen
                              										des
                              
                              									Hintertheils zu verhindern. Es wird deshalb unter der Abreissvorrichtung ein
                              									Cylinder F angebracht, der von der Kammtrommel geführt
                              									wird durch Räder und der, in derselben Richtung sich drehend, in kleiner Entfernung
                              									vor den Tamboursegmenten angebracht ist.
                           Während des Abrisses legt sich die von den Pasern zwischen AB und CD gebildete Schleife auf den Cylinder
                              										F, welcher dieselbe zurückführt, ausser den Bereich
                              									des Kammsegments (Fig. 36). Dieser Cylinder F kann geriffelt oder glatt, seine Bewegung kann stetig
                              
                              									oder auch aussetzend sein, so dass dieselbe aufhört, wenn der Wollbart ausser dem
                              									Bereich der Kämme ist. Die Bewegung kann ferner durch Räder oder Riementrieb oder
                              									durch sonst ein beliebiges Mittel erzielt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 127
                              Fig. 35.Abreisswalze von Delette-Schlumberger.
                              
                           Der Durchschnitt des Cylinders F kann kreisförmig oder
                              									elliptisch oder von jeder anderen Form sein, welche ihm gestattet, durch seine
                              									Bewegung die Fasern zurückzuschlagen, um sie von der Kammtrommel zu entfernen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 127
                              Fig. 36.Abreisswalze von Delette-Schlumberger.
                              
                           Die Heilmann'sche Kämmaschine erzielt nur dann ein
                              									günstiges Kämmlingsverhältniss, wenn die Wollfasern vor dem Kämmen durch mindestens
                              									viermaliges Strecken möglichst parallel gelegt sind. Da sich dieses Strecken auch
                              									auf die kürzeren Fasern ausdehnt, so entsteht ein Kämmling, dessen Länge bestimmt
                              									ist durch das Maass der Speisung und die Stellung und den Durchmesser des
                              									Abzugscylinders. Wenn letzterer etwas weiter von der Zange abgerückt ist, so erhält
                              									man ein wesentlich ungünstigeres Kämmlingsverhältniss, wofür der alsdann erzeugte,
                              
                              									etwas längere, mithin werthvollere Kämmling jedoch keinen Ersatz bietet.
                           Anders ist es mit den Kreiskämmmaschinen von Noble, Lister,
                                 										Holden. Diese Maschinen beanspruchen keine sorgfältige Parallellegung der
                              									Fasern, die Wolle kommt in unvollkommen gestrecktem Zustande auf die Kämmaschine und
                              									enthält daher der Kämmling dieser Maschine so viel langeFasern, dass er in der
                              									Streichgarnspinnerei vielfach ohne Zusatz von Wolle versponnen werden kann. Dieser
                              									Kämmling stellt also ein bereits gekrempeltes, demnach auch für mangelhaft
                              									ausgerüstete Spinnereien spinnfähiges Material dar und hat daher dem Kämmling der
                              									Maschine von Heilmann gegenüber einen
                              									unverhältnissmässig hohen Werth.
                           L. Offermann in Leipzig hat im J. 1886 eine Heilmann'sche Kämmaschine in Vorschlag gebracht, welche
                              									einen Kämmling liefert, dessen Länge den Anforderungen des Consums und der Qualität
                              									der Wolle beliebig angepasst werden kann. Sie ist gekennzeichnet durch die Einfügung
                              									einer Speisevorrichtung, welche derart angeordnet ist, dass sie das in den Kämmling
                              									überzuführende gekrempelte Material der Kammtrommel oder der Kämmlingsbürste
                              									darbietet, welche letztere die Fasern von der Speisevorrichtung abzieht und auf das
                              									vollständigste mit dem der Kammtrommel entnommenen Kämmling mischt.
                           Diese Einrichtung gewährt noch den Vortheil, dass bereits bei der Sortirung der
                              									Rohwolle die kurzstapeligen Vliesstheile, welche für den Zug unvortheilhaft, für die
                              									Streichgarnspinnerei aber um so werthvoller sind, zu diesem Zweck ausgeschieden
                              									werden können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 127
                              Fig. 37.Offermann's Abänderung der Heilmann'schen Kämmaschine.
                              
                           In Fig. 37 bezeichnet a
                              									die Kammtrommel, b die Kämmlingsbürste, c die Krempelwalze, von welch letzterer der Kämmling
                              									durch den Hacker in bekannter Weise abgeschlagen wird, dd1d2 sind die Wände des Staubkastens, welcher die von
                              									der Bürste fortgeschleuderten schweren Schmutztheile aufnimmt. Die in den Kämmling
                              									überzuführende Wolle befindet sich in Bandform auf dem Wickel, deren mehrere
                              									nebeneinander aufgesteckt sind, derart, dass die einzuführenden Bänder auf der
                              									ganzen Breite der Maschine angemessen vertheilt sind. Die Speisevorrichtung besteht
                              									aus zwei geriffelten Walzen f, deren untere vom Leder
                              									ohne Ende g umschlungen ist. Die Speisewalzen lagern in
                              									den Klauen hh1 und
                              
                              									werden durch die Feder i zusammengepresst. Das Leder
                              										g ist um die Walzen kk1k2 geführt und bildet mit der Wand d des Staubkastens eine Hübner'sche Zange, so dass die unten eingeführten Wollbänder durch die
                              									Vorwärtsbewegung des Leders nach oben zu den Speise walzen geführt werden. Der
                              									Antrieb der Speisevorrichtung erfolgt in folgender Weise: die belederte Walze trägt ein
                              									Rad l, welches in das Rad l1 eingreift, auf dessen Nabe das
                              									Schaltrad m und der mit einem Schaltkegel n versehene schwingende Arm o aufgekeilt sind. Letzterer ist durch die Schubstange p mit dem den Abzugswagen der Maschine hin- und
                              									herbewegenden Gabelarm r in Verbindung gebracht. Bei
                              									jedem Wagenschub wird also dem Schaltrad und folglich der Speisevorrichtung f eine kleine Drehbewegung ertheilt. Der Arm o ist mit langem Schlitz versehen, damit bei jedem
                              
                              									Wagenschub das Schaltrad um einen, zwei oder mehr Zähne vorwärts gedreht wird, so
                              									dass die Menge der in den Kämmling überzuführenden Wolle nach Belieben regulirt
                              									werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 128
                              Fig. 38.Kämmaschine von Offermann und Ziegler.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 128
                              Kämmaschine von Offermann und Ziegler.
                              
                           Behufs Vereinfachung der Bewegungsmechanismen und leichteren Zugänglichkeit derselben
                              									haben Leopold Offermann in Leipzig und Gaspar Ziegler in Mülhausen, Elsass, die Heilmann'scheKämmaschine nach dem * D. R. P. Nr.
                              									51583 Kl. 86 vom 17. Juni 1888 in folgender Weise abgeändert. Die Abreisswalze ist
                              									im Gestell verschiebbar gelagert und der am Vorderende ausgekämmte Faserbart wird
                              									mittels einer Schwingbewegung der Zange und des Speiseapparates von der Kämmtrommel
                              									nach den Abreisswalzen überführt. Das erforderliche Bewegungsgesetz der Zange wird
                              									dadurch verwirklicht, dass die Herleitung der Zangenbewegung von der Antriebswelle
                              									durch eine das Prismenpaar h1d1 (Fig. 38) enthaltende Verbindung vom Kurbelgetriebe yzc1a1 und Kniehebel a1c1h1d1b1 erfolgt. Die
                              									richtige Lage des abgerissenen Faserbartes an den Abreisswalzen ist mittels einer
                              									schwingenden Schutzschiene e1 gesichert.
                           Die Kämmtrommel A wird in üblicher Weise durch die
                              									Bürste b, die Austragwalze c und den Haken d vom Kämmling befreit. Die
                              									Abreissvorrichtung B ist fest am Gestell gelagert,
                              									empfängt eine ruckweise Drehbewegung und ist mit dem Dujardin'schen Schläger versehen, welcher den Zweck hat, den von der
                              									Abreissvorrichtung begonnenen Abriss zu vollenden.
                           Die Zange C ist, wie üblich, mit der Speisevorrichtung
                              										f und dem Vorstechkamm g versehen und erhält eine hin- und hergehende Bewegung derart, dass sie
                              									den Faserbart abwechselnd der Kämmtrommel A und der
                              									Abreissvorrichtung B darbietet. Dabei ist der
                              
                              									Bewegungsmechanismus der Zange so angeordnet, dass dieselbe genügend lange Zeit
                              									sowohl in der Nähe der Kämmtrommel A als auch der
                              									Abreissvorrichtung B verweilt.
                           Das Spiel zerlegt sich demnach in vier Abschnitte. 1. Abschnitt (Fig. 39). Die
                              									geschlossene Zange C befindet sich über der Kämmtrommel
                              										A und es erfolgt das Kämmen des aus der Zange
                              									hängenden Faserbartes. Der Schläger e befindet sich in
                              									seiner tiefsten Stellung und drückt den vorhin abgerissenen, in der
                              									Abreissvorrichtung befindlichen Faserbart nach unten.
                           2. Abschnitt (Fig. 40).
                              									Die Zange C bewegt sich gegen die Abreissvorrichtung
                              										B. Bei Beginn dieser Bewegung werden Speise
                              									Vorrichtung f und Vorstechkamm g zurückgeschoben, darauf öffnet sich die Zange und nähert sich nunmehr
                              									der Abreissvorrichtung B so weit, dass zwischen dieser
                              									und dem Vorstechkamm g Raum genug bleibt, damit die
                              									Speisung während des Abrisses erfolgen kann.
                           3. Abschnitt (Fig. 41).
                              									Die Zange steht still und der Schläger e befindet sich
                              									in seiner höchsten Lage. Die Abreisscylinder haben sich kurz vor dem Stillstand in
                              									Drehung gesetzt, um die Spitze des herankommenden Bartes aufzunehmen. Nachdem die
                              									Bartspitze festgeklemmt ist, senken sich der Vorstechkamm und Speisekamm und bewegen
                              									sich nach vorn, während die Zange stehen bleibt, so dass die Speisung und das
                              									Abreissen gleichzeitig erfolgen.
                           4. Abschnitt (Fig. 42).
                              									Die Zange geht zurück und es senkt sich der Schläger e,
                              									um den Abriss zu vollenden, bevor die Zange sich schliesst. Nach Schluss der Zange
                              									hebt sich der Vorstechkamm, während gleichzeitig die um den Zapfen s schwingende Bürste dicht vor dem Vorstechkamm
                              									herabgeht und denselben ausputzt. Indem die Bürste bis auf die Kämmtrommel
                              									niedergeht, wird sie ihrerseits von dieser ausgeputzt.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)