| Titel: | Neuerungen in der Gasindustrie. | 
| Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 162 | 
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                        Neuerungen in der Gasindustrie.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 140 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Gasindustrie.
                        
                     
                        
                           Ueber die Fortschritte in Koksofeneinrichtungen mit besonderer
                              									Berücksichtigung der Gewinnung der Nebenerzeugnisse von F.
                                 										W. Lürmann.
                           Vor 35 Jahren wurden die ersten Versuche bei der Vergasung von Steinkohlen behufs
                              									Herstellung von Koks auf die Gewinnung von Theer und Ammoniak angestellt. Aber die
                              									Einrichtungen hierzu sind nicht einfach und erfordern aufmerksame Betriebsführung.
                              									Erst vor 10 Jahren hat sich deshalb diese Gewinnung wesentlich eingeführt.
                           Die grösste Anwendung haben bis jetzt die Koksöfen „Hoffmann-Otto“ bei der
                              									Gewinnung der Nebenproducte gefunden; es sind dies Oefen mit
                              									Siemens-Regeneratoren.
                           In Deutschland waren solche
                           
                              
                                 
                                 im Betrieb
                                 im Bau
                                 
                              
                                 1884
                                     40
                                 120
                                 
                              
                                 1885
                                   210
                                 140
                                 
                              
                                 1889
                                   605
                                 –
                                 
                              
                                 1892
                                 1205
                                 –
                                 
                              
                           Von diesen 1205 Oefen sind 470 im Ruhrgebiet, 705 in Oberschlesien, 30 im
                              									Saargebiet.
                           Die Firma Dr. C. Otto und Co. in Dahlhausen a. Rh. baut
                              									eine Gruppe von 60 Hoffmann-Otto-Oefen mit Einrichtung für die Gewinnung der
                              									Nebenproducte, Betriebsmaschine, Gassauger, Ventilator und Pumpen doppelt geliefert,
                              									für 720000 M.; davon treffen 300000 M. auf die Oefen, 420000 M. auf die
                              									Condensationseinrichtungen. Dabei ist angenommen, dass der nöthige Dampf geliefert
                              										wird, dass aber
                              									das überschüssige Gas zu dessen Erzeugung benutzt wird. In Westphalen hat ein
                              									solcher Ofen 6250 k Ladungsfähigkeit an Kohle und gebraucht 48 Stunden zur
                              									Entgasung.
                           In einem Jahre entgasen:
                           
                              
                                 
                                 1 Hoffmann-Otto-Ofen
                                 Eine Gruppevon 60 Oefen
                                 
                              
                                 im Ruhrgebiet
                                 1125 t
                                 67500 t
                                 Kohle
                                 
                              
                                 in Oberschlesien
                                 1170 t
                                 70200 t
                                 „
                                 
                              
                                 im Saargebiet
                                   960 t
                                 57600 t
                                 „
                                 
                              
                           Das Ausbringen aus der trockenen Kohle beträgt:
                           
                              
                                 
                                 Proc. Koks
                                 Proc. Theer
                                 Proc. schwefel-saures Ammoniak
                                 
                              
                                 im Ruhrgebiet
                                 75
                                 bis
                                 77
                                 2,5
                                 bis
                                 3
                                 1,1
                                 bis
                                 1,2
                                 
                              
                                 in Oberschlesien
                                 65
                                 „
                                 70
                                 4
                                 „
                                 4,5
                                 1
                                 „
                                 1,25
                                 
                              
                                 im Saargebiet
                                 68
                                 „
                                 72
                                 4
                                 „
                                 4,3
                                 0,8
                                 „
                                 0,9
                                 
                              
                           Aus 1 t trockener Kohle werden somit erzeugt:
                           
                              
                                 
                                 Koks
                                 Theer
                                 schwefelsauresAmmoniak
                                 
                              
                                 im Ruhrgebiet
                                 760 k
                                 27,5 k
                                 11,5 k
                                 
                              
                                 in Oberschlesien
                                 680 k
                                 42,5 k
                                 12,0 k
                                 
                              
                                 im Saargebiet
                                 700 k
                                 41,5 k
                                   8,5 k
                                 
                              
                           Die jährliche Erzeugung eines Ofens beträgt demnach:
                           
                              
                                 
                                 Koks
                                 Theer
                                 schwefelsauresAmmoniak
                                 
                              
                                 im Ruhrgebiet
                                 855 t
                                 31000 k
                                 13000 k
                                 
                              
                                 in Oberschlesien
                                 800 t
                                 50000 k
                                 14000 k
                                 
                              
                                 im Saargebiet
                                 675 t
                                 40000 k
                                   8200 k
                                 
                              
                           Die jährliche Erzeugung einer Gruppe von 60 Oefen beträgt demnach:
                           
                              
                                 
                                 Koks
                                 Theer
                                 schwefelsauresAmmoniak
                                 
                              
                                 im Ruhrgebiet
                                 51300 t
                                 1860 t
                                 780 t
                                 
                              
                                 in Oberschlesien
                                 48000 t
                                 3000 t
                                 840 t
                                 
                              
                                 im Saargebiet
                                 40500 t
                                 2400 t
                                 492 t
                                 
                              
                           Die Erzeugung, der Verbrauch und der Ueberschuss an Gas stellt sich im Tag:
                           
                              
                                 
                                 Erzeugung
                                 Verbrauch
                                 Ueberschuss
                                 
                              
                                 im Ruhrgebiet
                                 1000
                                 cbm
                                 600
                                 cbm
                                 400
                                 cbm
                                 
                              
                                 in Oberschlesien
                                 1150
                                 „
                                 650
                                 „
                                 500
                                 „
                                 
                              
                                 im Saargebiet
                                 1000
                                 „
                                 600
                                 „
                                 400
                                 „
                                 
                              
                           Für 60 Oefen stellt sich diese Production im Tag:
                           
                              
                                 
                                 Erzeugung
                                 Verbrauch
                                 Ueberschuss
                                 
                              
                                 im Ruhrgebiet
                                 60000
                                 cbm
                                 36000
                                 cbm
                                 24000
                                 cbm
                                 
                              
                                 in Oberschlesien
                                 69000
                                 „
                                 39000
                                 „
                                 30000
                                 „
                                 
                              
                                 im Saargebiet
                                 60000
                                 „
                                 36000
                                 „
                                 24000
                                 „
                                 
                              
                           Man rechnet, dass 100 cbm dieser überschüssigen Gase beim Heizen der Dampfkessel 87,5
                              									k Heizkohle entsprechen. Für 60 Oefen ist deshalb eine Ersparniss für Heizkohlen in
                              									Ansatz zu bringen:
                           
                              
                                 
                                 im Tag
                                 im Jahr
                                 
                              
                                 im Ruhrgebiet
                                 21000 k
                                 7560 t
                                 
                              
                                 in Oberschlesien
                                 26250 k
                                 9450 t
                                 
                              
                                 im Saargebiet
                                 21000 k
                                 7560 t
                                 
                              
                           Von dieser Ersparniss an Kohle ist jedoch noch etwa ⅓ für den Bedarf der Condensation
                              									in Abzug zu bringen, so dass für die Berechnung des Gesammtgewinnes nur ⅔ in Ansatz
                              									zu bringen sind.
                           Bei den Semet-Solvay-Oefen, welche in Fig. 4 bis 7 in zwei senkrechten und
                              									einem wagerechten Schnitte dargestellt sind, sind leicht auswechselbare Seitenwände
                              									und Sohlen ermöglicht, dass man davon vollständig unabhängige Zwischenmauern aa aufführt, welche das Ueberdeckungsmauerwerk bb tragen. Dieses Ueberdeckungsmauerwerk ist bei
                              									anderen Koksöfen, bei welchen dasselbe von den durch Feuerzüge geschwächten Seiten
                              									wänden der Oefen getragen werden muss, in viel geringerer Dicke ausgeführt. Durch
                              									die stärkere Ausführung der Decke sollen die Kammern hier wesentlich wärmer als bei
                              									anderen Oefen gehalten werden. Sie gehen deshalb sehr heiss und brauchen weder
                              									Regeneratoren noch Lufterhitzer; es können aus diesem Grunde noch Mischungen von 73
                              									bis 77 Proc. Fettkohle mit 23 bis 27 Proc. Magerkohle in guten Koks übergeführt
                              									werden. Solche Mischungen geben höhereKoksausbeute als Fettkohle, schon weil
                              									die Magerkohle höheren Kohlenstoffgehalt hat. Dem entspricht eine geringere
                              									Gasausbeute, weniger Theer und Ammoniak.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 163
                              Semet-Solvay-Oefen
                              A Gaseinführung in die Heizkanäle;
                                 										B Löschseite; C Seite der Aufstossmaschine; D Sammelkanal der Abhitze; E
                                 										Sohlkanal; F Windkanal; G Gas-Abzugöffnung; H Füllöffnung.
                              
                           24 solche Oefen stehen auf der Hütte der Actiengesellschaft
                                 										Phönix in Laar bei Ruhrort in Betrieb. In Folge des heissen Ganges können
                              									sie von der verkokten gasarmen Kohlenmischung in der gleichen Zeit mehr vergasen,
                              									als es z.B. bei Coppée-Oefen der Fall ist. 32 Coppée-Oefen entgasen in gleicher Zeit
                              									etwa dasselbe Quantum Kohlen, als 24 Semet-Solvay-Oefen leisten. Letztere Oefen
                              									haben eine Ladefähigkeit von 4000 bis 4500 k. Eine Gruppe von 24 Oefen vergast im
                              									Jahre 39420 t genannter Mischung zu gutem Koks, man erhält etwa 10 k Theer und 7,6 k
                              									schwefelsaures Ammoniak auf 1 t.
                           Benzolgewinnung. Die Apparate sind von F. Brunck in Dortmund und werden noch geheim gehalten.
                              									Aus jeder Tonne trockener Kohle soll man 3 bis 7 k Benzol gewinnen.
                           Trotz der stark gesunkenen Preise gibt die Gewinnung der Nebenproducte noch einen
                              									wesentlichen Nutzen; der Gewinn derselben ergibt mehr als 40 Proc. vom Anlagekapital
                              									für diese Einrichtung. Dieser Gewinn ist gesichert, weil der Bedarf an Theer und
                              									Ammoniak auch dann noch nicht gedeckt wäre, wenn alle Koksöfen umgebaut und mit den
                              									nöthigen Einrichtungen versehen würden. Die Entwickelung der Theerindustrie ist eine
                              									stetige; auch die Steinkohlenbergwerke sind an ihrer Ausdehnung betheiligt wegen des
                              									Bedarfes an Pech für die Briquettefabrikation. Der tägliche Bedarf daran soll in
                              									Westphalen etwa 150 t betragen, was der Destillation von etwa 300 t Theer
                              									bedarf.
                           An stickstoffhaltigen Düngemitteln wurden in den Jahren 1887 bis 1890 in Deutschland
                              									im Mittel verbraucht rund 34000 t schwefelsaures Ammoniak, 276000 t Chilisalpeter,
                              									57000 t Guano. Der Gehalt an Stickstoff wird im Handel für schwefelsaures Ammoniak
                              
                              									zu 20 Proc., für Chilisalpeter zu 15,5 Proc., für besten Guano zu 13 Proc.
                              									angenommen. Für die Einfuhr gehen noch gewaltige Summen ins Ausland. Es ist nicht
                              									anzunehmen, dass alle Stickstoffträger durch schwefelsaures Ammoniak ersetzt werden,
                              									weil dieses sich nach den bisherigen Erfahrungen nicht für alle Pflanzen so gut
                              									eignet wie Chilisalpeter und Guano.
                           
                           Am 1. Januar 1892 waren in Deutschland in Betrieb 15726 Koksöfen, davon noch
                              									nicht 10 Proc. mit den Einrichtungen für die Gewinnung der Nebenproducte
                              									eingerichtet.
                           Die gesammte Kokserzeugung in Deutschland betrug im J. 1891 etwa 7700000 t; würden
                              									hierbei auch Theer und Ammoniak vollständig gewonnen, so würde ein Mehrreingewinn
                              									von 28,8 Millionen erzielt werden. (Stahl und Eisen,
                              									1892 S. 186.)
                           
                        
                           Das neue Auer-Licht von Bössner.
                           Im J. 1885 wurden die v. Auer-Welsbach'schen Brenner und
                              									Glühkörper bekannt; dieselben boten aber wenige Vortheile, so dass sie bald wieder
                              									verschwanden. Speciell in Wien, dem Sitz der Unternehmung, gingen selbst die
                              									öffentlichen Aemter, in denen der Brenner obligatorisch eingeführt war, wieder zur
                              									gewöhnlichen Gasbeleuchtung über. Im Winter 1890/91 trat Auer mit verbesserten Brennern und neuen Glühkörpern hervor. Dieselben
                              									gaben wesentlich mehr Licht als die früheren.
                           Die Leuchtkraft ist keine für alle Glühkörper feststehende, sondern sie wechselt je
                              									nach dessen Grösse und Form und dessen Zusammensetzung. Bei einem Gasverbrauch von
                              									125 l in 1 Stunde und einem Druck von 40 mm Wassersäule wurde eine Leuchtkraft von
                              									72 englischen Normalkerzen erzielt, entsprechend 81,5 Hefner-Lichtern.
                           Der Gasdruck spielt eine bestimmte Rolle; auf der Versammlung deutscher Gasfachmänner
                              									in Strassburg wurde das Experiment gezeigt, ein Gasluftgemisch unter erhöhtem Druck
                              									zuzuführen. Es wurde dadurch eine bedeutende Steigerung des Lichteffectes erzielt;
                              									allerdings konnte so der Glühkörper nur 50 Stunden benutzt werden.
                           Mit höherem Gasdruck wächst die Leuchtkraft, und zwar rascher als der Gasverbrauch,
                              									wie folgende Versuche zeigen:
                           
                              
                                 Druck in Millimeter
                                 25
                                 34
                                 40
                                 
                              
                                 Consum in der Stunde in Liter
                                 64
                                 77
                                 89
                                 
                              
                                 Leuchtkraft in Kerzen
                                 26,7
                                 59
                                 69,5
                                 
                              
                                 Leuchtkraft auf das Liter    Consum in Kerzen
                                 0,417
                                 0,766
                                 0,781
                                 
                              
                           Ein Mangel ist die allmähliche Abnahme der Leuchtkraft des Glühkörpers. Bei einem
                              									solchen Versuche sank dieselbe von 72 Kerzen nach 410 Stunden Brenndauer auf 36
                              									Kerzen herab, anfangs rascher, später immer langsamer, so dass sich eine Art
                              									Beharrungszustand einstellte. Entweder tritt eine Veränderung des Glühkörpers ein,
                              									oder Verflüchtigung oder Verstäuben der Masse; auf letzteres deutet der Beschlag,
                              									der sich an der Innenseite des Cylinders bildet.
                           Die Farbe des Lichtes war früher kalt blaugrün, ist aber jetzt angenehm weiss. – Die
                              									Zerbrechlichkeit des Glühkörpers ist ein Mangel, der allerdings nicht zu ändern ist;
                              									directen Eingriff verträgt er nicht, aber gegen nicht zu heftige Bewegungen und
                              									Stösse ist er ziemlich unempfindlich.
                           Die Cylinder springen häufig, wobei die Scherben meist den Glühkörper zerstören. Die
                              									Ursachen sind mangelhafte Ausführung des Brenners, Fehler bei der Montirung. Wenn
                              									der Glühkörper genau centrisch auf dem Brenner aufsitzt und keine Löcher und Risse
                              									hat, durch welche die Flamme hindurchschlägt, wenn ferner der Glühkörper zur Flamme
                              									richtig steht, so wird ein Zerspringen fast vermieden.
                           Das Publicum hat an dem Brenner den Nutzen, bei geringerem Gasconsum eine
                              									bedeutend grössere Licht menge zu haben. Die erste Einrichtung ist indessen ziemlich
                              									theuer.
                           Die Gasanstalten haben allerdings einen Entgang, weil der Auer-Brenner weniger Gas
                              									benöthigt, aber er hat wieder den Vortheil, bei hoher Leuchtkraft wenig
                              									Verbrennungsproducte zu liefern, so dass die Luft im Zimmer reiner bleibt. Auch
                              									entwickelt der Brenner verhältnissmässig wenig Wärme. (Gastechniker, 1892 Bd. 18 S. 135. Vortrag, gehalten in der Versammlung des
                              									Vereins der Gasindustriellen von Oesterreich-Ungarn zu Wien.)
                           
                        
                           Ueber das Auer'sche Glühlicht von G.
                                 										Fähndrich.
                           Der erste Auer-Brenner vom Jahre 1885/86 bestand 1) aus dem die Hitze liefernden
                              									Bunsen-Brenner, 2) dem Cylinderhalter mit der Vorrichtung zum Festhalten der
                              									Glühkörper, 3) dem Glühkörper selbst. Der Bunsen-Brenner, der ein gewöhnliches
                              									offenes Messingrohr von etwa 10 mm Weite hatte, ist geblieben. Der darüber
                              									geschobene Cylinderhalter ist allmählich oben immer mehr erweitert worden und durch
                              									eingelegte Messingtheile wurde die Heizflamme mehr zur Peripherie gedrängt; dieselbe
                              
                              									ist dadurch nicht nur wirksamer geworden, sondern erlaubt auch die Benutzung
                              									grösserer und umfangreicherer Glühkörper. Da ausserdem diese metallene Erweiterung
                              									der Cylinderhalter durch einen ringförmigen Specksteincylinder vom unteren Theil
                              									isolirt wurde, daher eine geringere Wärmeableitung nach unten stattfindet, so konnte
                              									die Höhe des Bunsen-Brenners auch verkürzt werden. Mit dem alten Glühkörper erhielt
                              									man bei etwa 70 l Gasverbrauch 12 bis 13 Kerzen, bei 95 bis 100 l 20 Kerzen. Mit dem
                              									neuen Glühkörper dagegen gelangt man bei letzterem Gasconsum auf 50 bis 60 Kerzen,
                              									bei 120 l sogar auf 80 und mehr Kerzen. Auf die Kerze werden somit nur 1,5 l Gas
                              									verbraucht und es genügt auch der übliche Gasdruck vollständig. Folgende Tabelle
                              									zeigt die Leuchtkraft des Auer-Brenners gegenüber anderen Brennern:
                           
                              
                                 Brennergattung
                                 Gas-verbrauchin derStunde
                                 Leuchtkraft
                                 Eine KerzeLichtbeanspruchtGas
                                 
                              
                                 
                                 l
                                 Kerzen
                                 l
                                 
                              
                                 1) Hohlkopf
                                   150
                                   13
                                 11,5
                                 
                              
                                 2) Argand, gewöhnlicher
                                   160
                                   16
                                 10,0
                                 
                              
                                 3) Intensivlampen vonSiemens
                                 IVIIIIII000
                                   200  350  600140020002400
                                   33  60130300500650
                                   6,0  5,8  4,6  4,6  4,0  3,7
                                 
                              
                                 4) Alter Auer-Brenner
                                     70  100
                                   13  20
                                   5,4  5,0
                                 
                              
                                 5) Neuer Auer-Brenner
                                     95  120
                                   50  80
                                   2,0  1,5
                                 
                              
                           Das Licht ist rein weiss und dieser Umstand erschwert die photometrischen Messungen
                              									ungemein. Ein Vorzug ist die geringe Wärmeausstrahlung, zum Theil wegen des geringen
                              									Consums; die Wärmeentwickelung steht aber nicht im Verhältniss des Gasverbrauches,
                              									sie ist sehr viel geringer als im Argand-Brenner, weil ein grosser Theil der Wärme
                              									in Licht umgesetzt wird und deshalb als Wärme verschwinden muss. Ein dritter Vorzug
                              									ist die geringe Menge der entstehenden Verbrennungsproducte wegen des geringen Gasverbrauches.
                              									Ein Russen der Flamme ist ausgeschlossen.
                           Die Mängel des Brenners hängen ausschliesslich am Glühkörper und seiner Aufhängung.
                              									Ersterer ist sehr zerbrechlich, und die meisten Glühkörper erreichen deshalb keine
                              									normale Lebensdauer; dabei spielt das Reinigen des Cylinders eine besondere Rolle.
                              									Der Cylinder erhöht die Leuchtkraft so wesentlich, dass seine Beibehaltung nicht zu
                              									umgehen ist. Reinigen ist nicht häufig erforderlich, könnte auch gänzlich
                              									unterbleiben; die untere Hälfte bleibt rein, nur die obere Hälfte wird allmählich
                              									bräunlich. Manche Consumenten klagen noch über Springen der Cylinder, doch sind
                              									grosse Locale ohne Schutznetze mit den Brennern beleuchtet, ohne dass sich Anstände
                              									ergeben hätten.
                           Die seitliche Aufhängung ist bei den in Wien ausgegebenen Brennern noch beibehalten;
                              									bei den früheren wurde dieser Stahldraht, der die Körper trug, brüchig und zerfiel.
                              									Die neuerdings angewandte Legirung scheint sich zu bewähren.
                           Ueber die Dauer eines Glühkörpers wurden Versuche angestellt; dieselben ergaben 700
                              									und mehr Brennstunden bei fortdauerndem Brennen; in der Wohnung im Gebrauch
                              									befindliche Brenner ergaben 460, 470, 430 Stunden; als Durchschnitt für die Praxis
                              									wird man aber nur 350 Stunden rechnen dürfen. Die Leuchtkraft der früheren
                              									Glühkörper nahm im Laufe der Zeit sehr ab; Versuche mit den neueren ergaben sehr
                              									verschiedene Resultate. Ein Brenner mit 95 l Gasconsum bei 22 mm Gasverbrauch hatte
                              									zu Anfang 48 Hefner-Lichter, nach 524 Stunden 34 Kerzen, ergab somit 29 Proc.
                              									Abnahme; ein anderer mit 125 l Gasverbrauch bei 48 bis 50 mm Druck ergab anfangs 84
                              									Hefner-Lichter, nach 384 Stunden 29 Kerzen; er zeigte also 65 Proc. Abnahme.
                           Demnach müssen die Glühkörper sehr verschieden sein. Es wird nicht zweckmässig sein,
                              									den Brenner anfangs mit sehr hoher Leuchtkraft zu benutzen, weil diese dann weniger
                              									schnell abnimmt. Die Lieferung der Glühkörper wird jedenfalls Vertrauenssache
                              									bleiben, da man aus einem solchen nicht auf eine ganze
                              									Lieferung schliessen kann.
                           Mit 20 bis 21 mm Druck vor dem Brenner erzielt man hinreichend befriedigenden Effect,
                              									und kann man dabei auf längere Dauer und langsamere Abnahme der Leuchtkraft rechnen
                              									als bei hohem Druck.
                           Der Effect des Brenners hängt von der erzeugten Hitze ab, und diese wieder vom
                              									Gasdruck. Derselbe Brenner eignet sich nicht für verschiedenen Druck oder Consum.
                              									Bei höherem Druck nimmt in vielen Fällen die Leuchtkraft ab, weil das mehr
                              									ausströmende Gas dann kühlend wirkt. Daher kommen die verschiedenen Resultate der
                              									photometrischen Messungen. Sehr von Einfluss ist auch die Stellung des Glühkörpers,
                              									je nachdem er genau centrisch oder schief hängt. Dreht man den Glühkörper, so
                              									ergeben verschiedene Stellungen eine um 12 bis 15 Proc. wechselnde Leuchtkraft.
                           Will man hohe Leuchtkraft, also recht billiges Licht, so ist starker Druck
                              									anzuwenden; dabei geht aber der Glühkörper schneller zu Grunde und die Leuchtkraft
                              									sinkt rasch; bei 2000 mm Druck hielt der Körper kaum 50 Stunden aus. Will man das
                              									Beste herausbringen, so ist der Maximaldruck zu suchen, welcher mit Berücksichtigung
                              									der genannten beiden Eigenschaften genommen werden kann.Von grossem Einfluss
                              									ist die Qualität des Gases; reiches Gas gibt mehr Hitze und deshalb mehr
                              									Leuchtkraft, so z.B. 75 Kerzen bei 75 l Consum. – Das Anzünden soll nach Auer's Vorschrift mit Spirituslampen von unten
                              									geschehen, nach Verfassers Erfahrungen genügt aber ein Zündholz und sofortiges
                              									Anzünden von oben ebenfalls. Manche Flammen beginnen zu tönen, besonders wenn die
                              									Leitung etwas undicht ist und Luft enthält.
                           Was die Ersparniss mit dem Auer-Brenner betrifft, so gibt Verfasser diese zu etwa 17
                              									Proc. in einem Fall an, wobei das 2½fache an Licht gegen früher erzielt wird. Für
                              									die Gasanstalten aber liegt die Sache so, dass diese für je 1000 in Auer-Brenner
                              									verwandelte Flammen einen Minderverbrauch von etwa 32500 cbm oder, zu 16 Pfg.
                              									gerechnet, eine Mindereinnahme von 5200 M. im Jahre haben.
                           In Wirklichkeit stellte sich der Ausfall bei grossen Consumenten in Wien noch
                              									grösser, nämlich 33 bis 47 Proc.; doch hat die Gasanstalt Interesse daran, eine gute
                              									und billige Beleuchtung zu schaffen. Diese gewährt grossen Schutz gegen die
                              									Erdölbeleuchtung, kostet auch nur ⅙ so viel als elektrisches Glühlicht.
                           Die Auer-Brenner lassen sich auch in Laternen gut anwenden; dieselben müssen dichter
                              									und vor Zugluft geschützt sein.
                           Der Wunsch nach besserer Qualität des Gases verliert durch diese Brenner seine
                              									Berechtigung; denn ein Licht von 50 Kerzen in der Einzelflamme ist gewiss
                              									ausreichend. Es wäre nur zweckmässig, kleinere Auer-Brenner mit 18 bis 20 Kerzen und
                              									einem Consum von 45 bis 50 l zu liefern, da man die Lichtmenge der neuen Brenner in
                              									vielen Fällen gar nicht ausnützen kann. (Vortrag in der Versammlung des deutschen
                              									Gas- und Wasserfachmännervereins zu Kiel; Journal für
                                 										Gasbeleuchtung, 1892 Bd. 35 S. 527.)
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)