| Titel: | W. Sellers' Geschützdreh- und Bohrbank. | 
| Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 182 | 
| Download: | XML | 
                     
                        W. Sellers' Geschützdreh- und
                           								Bohrbank.
                        Mit Abbildungen.
                        W. Sellers' Geschützdreh- und Bohrbank.
                        
                     
                        
                           Von Wm. Sellers und Co. in Philadelphia, Pa., sind
                              									neuerdings für die Geschützabtheilung der Washington Navy
                                 										Yard verschiedene Geschützdrehbänke grösster Ausführungsowohl von W. Sellers, als auch von Bement, Miles und Co. in Philadelphia, Pa., nach Sellers' Entwürfen geliefert worden.
                           Bemerkenswerth in Bauart und Abmessungen ist die beifolgend nach American Machinist, 1892 Bd. 15 Nr. 22 * S. 4, in den
                              										Fig. 1 bis 9 dargestellte Dreh- und
                              									Bohrbank von 1290 mm Spitzenhöhe, bestimmt für die Bearbeitung der 40
                              									cm-Hinterladegeschütze.
                           Das aus zwei Theilen zusammengesetzte Hauptbett hat bei 22523 mm Länge eine Breite
                              									von 2743 mm, ist 610 mm hoch und hat einen aus Fig. 6 und 8 ersichtlichen
                              									Querschnitt mit drei flachen Hauptbahnen.
                           An der mittleren Hauptbahn des Bettes ist eine tiefer liegende Schrägbahn mit
                              									längsseits durchgehendem Spannschlitz für die Auflage des Reitstockes vorhanden,
                              									wodurch ein freies Vorbeiführen der Supportschlitten und eine richtige
                              									Achsenstellung des Reitstockes ermöglicht wird.
                           Die zwei zur Achsenlinie der Drehbank symmetrischen Flachbahnen finden ihre
                              									Fortsetzung in einem zweitheilig zusammengesetzten Bett von 16586 mm Länge, 1575 mm
                              									Breite und 610 mm Höhe, doch mit der Abweichung, dass die vorerwähnte Schrägbahn für
                              									den Reitstock in Wegfall kommt, weil darauf ausschliesslich der Bohrwerkschlitten
                              									gleitet.
                           Die Gesammtlänge dieses Bettes stellt sich somit auf rund 39 m.
                           Auf den drei Flachbahnen des Bettes ist der Spindelstockkörper unmittelbar
                              									aufgeschraubt, während die Hauptspindel, sowie die beiden Antriebwellen in
                              									Rothgusslagern laufen.
                           Diese aus Stahl geschmiedeten Theile haben in den Lagerstellen folgende
                              									Abmessungen:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Durchmesser
                                 Länge
                                 
                              
                                 Hauptspindel
                                 VorderlagerHinterlager
                                 508356
                                 813610
                                 mm„
                                 
                              
                                 Vorgelegewelle
                                 VorderlagerHinterlager
                                 152152
                                 483356
                                 „„
                                 
                              
                                 Antriebwelle
                                 VorderlagerHinterlager
                                 228171
                                 483356
                                 „„
                                 
                              
                           während der Abstand von Mitte zu Mitte Spindellager 2058 mm
                              									beträgt.
                           Die Antrieb werke ergeben ferner die folgenden Geschwindigkeitsverhältnisse:
                           
                              
                                 und
                                 
                                    n
                                    
                                    n
                                    0
                                    
                                 ==
                                 180216
                                 in„
                                 der„
                                 Minute„
                                 Umlaufszahlen des Decken-vorgeleges,
                                 
                              
                           a = 8 Anzahl der Riemenläufe für je 203 mm
                              									breite Riemen,
                           D1 =
                              									508 mm Durchmesser der kleinsten,
                           D8 =
                              									1524 mm Durchmesser der grössten Scheibe der Stufentrommel,
                           \frac{D_8}{D_1}=\frac{1524}{503}=3 Verhältniss der grössten zur kleinsten Scheibe.
                           Die Räderübersetzungen sind ferner am Vorgelege
                           
                              \frac{z_1}{z_2}\,\frac{z_3}{z_4}=\frac{1}{6}\,.\,\frac{1}{5}=\frac{1}{30}=\frac{1}{y_1}
                              
                           und
                           
                              \frac{z_5}{z_6}=\frac{15}{75}=\frac{1}{5}=\frac{1}{y_2}
                              
                           am Planscheibentriebwerk.
                           Bei vorausgesetzter Gleichheit der beiden Stufenscheiben an der Drehbank und am
                              									Deckenvorgelege folgt eine kleinste Umlaufszahl des Werkstückes für n = 180:
                           
                              \frac{n_{16}}{n}=\frac{D_1}{D_8}\,.\,\frac{1}{y_1}\,.\,\frac{1}{y_2}
                              
                           
                              n_{16}=\frac{1}{3}\,.\,\frac{1}{30}\,.\,\frac{1}{5}\,.\,180
                              
                           
                              n_{16}=\frac{180}{3\,.\,37,5}-=\frac{180}{112,5}=0,4
                              
                           in der Minute, und die grösste Umlaufszahl der Spindel für n0 =216:
                           
                              \frac{u_1}{n_0}=\frac{D_8}{D_1}\,.\,\frac{1}{y_1}\,.\,\frac{1}{y_2}
                              
                           
                              \frac{u_1}{n_0}=3\,.\,\frac{1}{30}\,.\,\frac{1}{5}=\frac{1}{50}
                              
                           
                              u_1=\frac{216}{50}=4,32
                              
                           in der Minute, wobei die Räderwerke beständig eingerückt
                              									bleiben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 182
                              W. Sellers' Geschützdreh- und Bohrbank.
                              
                           Das Planscheibentriebwerk (z5 und z6)
                              									besitzt bei 101,6 mm Zahntheilung eine Zahnbreite von 267 mm, während die
                              
                              
                              									Planscheibe durch die geschlossenen Spannschlitze eine entsprechende Versteifung
                              									erhält.
                           Vier Spannkloben an der Planscheibe dienen zur Mitnahme und zum Festspannen des
                              									Geschützrohres, während vier Setzstöcke (Fig. 1, 2 und 6) zur Stützung und ein
                              
                              									Reitstock (Fig. 7 bis
                              										9) zur Einstellung
                              									desselben vorhanden sind. Die beiden letzteren erhalten ihre Ein- und Feststellung
                              									auf der Hauptwange durch Vermittelung einer übergreifenden Zahnleiste und der
                              									bereits vorher erwähnten, in der Schrägbahn einsetzenden 2½zölligen Spannschrauben.
                              									Am sichelförmigen Setzstock (Fig. 6) kann der obere Theil bügelartig zurückgeschlagen werden, so dass
                              									der Setzstock weder beim Einspannen noch während der Bearbeitung irgendwie
                              									hinderlich ist. Namentlich wird durch die in der Längsrichtung durchgeführte
                              									Gliederung des Hauptbettes in zwei gesonderte Bahnsysteme die Behinderung durch
                              									Setz- und Reitstock in der denkbar einfachsten Weise beseitigt.
                           Hiernach können beide Schlitten werke auf den zwei vorderen Flachbahnen des Bettes
                              									selbständig wirkend an dem Setz- und Reitstock vorbeigeführt werden.
                           Jeder der beiden Supportwerke (Fig. 1 bis 4
                              									und 6) besitzt einen
                              									2743 mm langen und an den inneren Wangenleisten durch übergreifende Schienen
                              									geführten Schlittenkasten, worauf der Querschlitten mit Kreisauflage winkelrecht zur
                              									Wangenkante sich verschiebt.
                           Auf der oberen Bahn des Supportdrehstückes gleitet ein Doppelschlitten, auf dem zwei
                              									kleinere Stahlhaltersupporte sich befinden.
                           Zum Schaltbetriebe ist eine 152 mm starke, stählerne Leitspindel vorgesehen, welche
                              									festgelegt, also als Standspindel ausgeführt ist, und über welche eine lange im
                              									Schlitten gehaltene Spindelmutter vermöge eines Triebwerkes kreist, welches seine
                              									Bethätigung von zwei vierkantigen Wellen erhält.
                           Eine von diesen wird unmittelbar vom Deckenvorgelege der Maschine mittels
                              									Riemenscheibe getrieben und dient zur Ausführung sämmtlicher
                              									Rücklaufschaltbewegungen.
                           Im Gegensatz hierzu wird die zweite Vierkantwelle vom Drehbankstriebwerk mittels
                              									eines Räderwerkes von gleichbleibender Uebersetzung getrieben. Beide vierkantigen
                              									Steuerwellen werden selbstverständlich auch zum Bohrbetrieb (Fig. 3 und 4) herangezogen.
                              									Aenderungen in der Schaltbewegung werden durch zwei Gruppen Versatzräderwerke
                              									erhalten, welche am Schlittenschild ihre Anordnung finden und von denen die zweite
                              									Gruppe zur Bethätigung der 76 mm starken Quersupportspindel eingerichtet ist.
                           Ebenso werden die Umschaltungen zum Rücklauf, welcher mit 100 mm/sec
                              									Geschwindigkeit verläuft, vermöge Reibungskuppelungen erzielt, wozu Steuerhebel
                              									vorgesehen sind, die von der Plattform des Supportschlittens aus erreichbar
                              									sind.
                           Ueberhaupt ist der Supportschlitten mit Bohlen belegt und zum Standort des Arbeiters
                              									eingerichtet. In Folge dieser Anordnungen und dieser Triebwerke kann jedes der
                              									beiden Schlittenwerke unabhängig zum Lang-, Konisch- oder Plandrehen eingestellt und
                              									im Schalt- und
                              									Rücklaufgange betrieben werden. Durch die Verbindung beider winkelrecht stehenden
                              									Schaltbewegungen des Haupt- und Querschlittens werden Kegel gedreht von (1 oder 10)
                              									zu 20, 24, 28, 30, 34, 35, 36, 38, 40, 45, 48, 50, 54, 55, 58, 60, 64, 70, 75, 80
                              									bezieh. (1 oder 10) zum doppelten Betrage der vorstehenden Maassverhältnisse.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 183
                              W. Seilers' Geschützdreh- und Bohrbank.
                              
                           Staffelweise Aenderungen der Schaltungsgrösse des Schlittens sind ferner erhältlich
                              									bei Schaltungen von 0,5 bis 2,5 mm um 0,25 mm, von 2,5 bis 25 mm um 2,5 mm, von 25
                              									bis 76 mm um 6,35 mm bezieh. 19, 21,25, 23,75 und 43,75 mm. Für das
                              									Schraubenschneiden ist eine rasche Rücklauf Stellung des Querschlittens und ein
                              									Zeigerwerk vorgesehen, mit welchen nicht nur die Einstellungen, sondern auch
                              									Abweichungen des Gewindes bis zu 0,25 mm nachweisbar sind.
                           Bei langsamster Gangart und in einem Schnittkreise von 1270 mm Durchmesser stellt
                              									sich in dieser Maschine ein Gesammtschnittdruck von 63 t, während der Schaltdruck
                              									des Supportschlittens bei 76 mm oder weniger Schaltung auf 36,9 t geschätzt und der
                              									Schaltdruck des Querschlittens bei 76 mm Schaltungsgrösse von 25 t bis auf 45 t für
                              									feine Schaltung ansteigen kann.
                           Vier verschiedene Setzstöcke für 1549, 1372, 1016 und 686 mm Durchmesser sind der
                              									Drehbank beigegeben, welche die aus Fig. 6 ersichtliche
                              									Bauart zeigen. Auch der in Fig. 7 bis 9
                              									dargestellte Reitstock hat eine ausserordentliche Standfestigkeit und ist durch
                              									seine massige Bauart gegen die Wirkung von Seitenkräften vollständig gesichert.
                           In seinem 356 mm starken Kolben steckt ein Reitnagel von 203 mm Durchmesser.
                           An die Stelle des Reitstockkolbens kann unter Umständen eine Bohrstange in den
                              									Reitstockkörper eingelegt werden.
                           Dieser, sowie die einzelnen Setzstöcke können durch Verkuppelung mit den
                              									Supportschlitten ihre Einstellung an der Wange durch das Schalttriebwerk der
                              									Schlitten erhalten.
                           Mittels der grossen Standspindel im Hauptbett kann die Bohrwange auf dem Hauptbett
                              									herangezogen werden, indem ihre Spindelmutter vermöge der beiden Steuerwellen
                              									bethätigt wird.
                           Hierzu, sowie zum Betriebe der Bohrwelle dient das aus Fig. 3 und 4 ersichtliche
                              									Rädertriebwerk.
                           Mit der oben in der Bohrwange festliegenden, 127 mm starken Standspindel wird der
                              									Bohrkopf, an welchem die Bohr welle angesetzt ist, geschaltet.
                           Vermöge eines 30zähnigen Haupttriebrades von 762 mm Theilkreisdurchmesser und eines
                              									vierfachen Rädersatzes wird die Bohr welle von der schnell laufenden, für die
                              									Rücklaufsteuerung der Supportschlitten bestimmten Steuerwelle betrieben, wozu noch
                              									eine zweite Vierkantwelle an der Bohrwange zwischengeschaltet ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 183
                              W. Seilers' Geschützdreh- und Bohrbank.
                              
                           Durch Versatzräderwerke kann sowohl die Richtung, als auch die Stärke dieser
                              									Bohrwellendrehung abgeändert werden, so dass die Bohrwelle gegensätzlich zum
                              									Geschützwerkstück umlaufen kann.
                           Auch ist für die Schaltung des Bohrkopfes durch Wende- und Wechseltriebwerke alles
                              									Mögliche vorgesehen, so dass nicht nur die Schaltungsgrössen der Supportschlitten, sondern durch
                              									sofort einrückbare Wechseltriebwerke auch diese auf 1/10 des Betrags vermindert werden
                              									können.
                           Um aber die auszuführende Bohrung des Geschützwerkstückes frei zu legen und bequem
                              									untersuchen zu können, wird die Bohrwelle abgekuppelt und seitwärts abgerollt.