| Titel: | Web und Thomson's Sicherungsapparat für eingleisige Bahnen. | 
| Autor: | Thomson | 
| Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 197 | 
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                        Web und Thomson's Sicherungsapparat für
                           								eingleisige Bahnen.
                        Mit Abbildungen.
                        Web und Thomson's Sicherungsapparat für eingleisige
                           								Bahnen.
                        
                     
                        
                           Eine der ältesten, bald nach dem Entstehen der Eisenbahnen angewendeten Vorkehrungen,
                              									um den Zugsverkehr auf eingleisigen Strecken zu sichern, bestand bekanntlich in dem
                              									sogen. Pilotensystem. Es war die für alle Fälle
                              									unbedingt einzuhaltende Bestimmung getroffen, dass in der zwischen je zwei
                              									benachbarten Kreuzungsstationen liegenden Bahnstrecke ein Zug einzig und allein nur
                              									dann verkehren durfte, wenn er von einem eigens nur für dieseStrecke
                              									aufgestellten Bahnbediensteten, dem „Piloten“,
                              									begleitet wurde, der seinen Platz auf der Locomotive einzunehmen hatte. Diese an
                              									sich so sichere und überaus einfache Einrichtung hatte aber die Schattenseite, dass
                              									sie nicht nur einen grossen, kostspieligen Personalstand erforderte, sondern auch
                              									schleppend und schwerfällig war, wenn mehrere Züge hintereinander in gleicher
                              									Richtung verkehren sollten, da der Pilote in solchen Fällen, sobald er einen Zug aus
                              									Ziel gebracht hatte, zur Abholung jedes nächsten Zuges erst wieder zu Fuss den Weg
                              									in die Ausgangsstation zurück machen musste. Das Pilotensystem wurde deshalb, sobald
                              									die elektrischen Telegraphen eingeführt waren, verlassen; nur in England und Amerika
                              									steht es auf eingleisigen Bahnstrecken auch jetzt noch mit bestem Erfolge in
                              									Anwendung, allerdings in einer etwas abgeänderten Form. Daselbst wird nämlich der
                              									Pilote bekanntermaassen durch einen einfachen Stab, den „Train staff“, „Zugstab“, ersetzt. Für jede Strecke ist
                              									nur ein einziger solcher Stab vorhanden, der sich in
                              									Form und Farbe von den Stäben der anderen Strecken auffällig unterscheidet; er wird
                              									auf der Station, wo der Zug in die betreffende Strecke eintritt, dem Locomotivführer
                              									übergeben, der ihn in der Ankunftsstation dem Stationsvorstande abliefert, von dem
                              									ihn wieder der Locomotivführer des nächsten, in entgegengesetzter Richtung
                              									verkehrenden Zuges empfängt. Ohne diesen Zugstab darf kein Zug die betreffende
                              									Strecke befahren. Sollen jedoch mehrere Züge hinter einander in gleicher Richtung
                              									abgesendet werden, so erhält jeder der vorausgehenden Züge an Stelle des Zugstabes
                              									nur einen vom Stationsvorsteher ausgefertigten Fahrschein („Ticket“), welcher mit der
                              									genauen Bezeichnung der Strecke, für welche er gilt, versehen ist und dieselbe Farbe
                              									hat, wie der zugehörige Zugstab; diesen selbst bekommt erst der Maschinenführer des
                              									zuletzt abgehenden Zuges.
                           Hier und da hat man später die Ausfolgung von Fahrscheinen dadurch erschwert, dass
                              									sie von dem Vorhandensein des Zugstabes mechanisch abhängig gemacht wurde. Auf
                              									Stationen mit solchen Einrichtungen sind nämlich die in Kartenform hergestellten
                              									Fahrscheine in eigens angeordneten Büchsen aufbewahrt und versperrt, aus welchen der
                              									Stationsvorsteher einzelne Fahrscheine immer nur dann entnehmen kann, wenn ihm der
                              									Zugstab zur Verfügung steht, weil dieser als Schlüssel eingerichtet ist, mit welchem
                              									allein sich der betreffende Büchsenverschluss öffnen lässt.
                           Eine weitere Vervollkommnung des Trainstaff-Systems bezweckt eine von Web und Thomson erdachte und hergestellte Vorrichtung,
                              									die auf den eingleisigen Linien der London and North Western Railway benutzt wird und von
                              									dieser Bahngesellschaft 1889 auf der Pariser Weltausstellung ausgestellt war. Bei
                              									dieser Einrichtung wird von Ausgabe von Fahrscheinen für hinter einander verkehrende
                              									Züge gleicher Fahrtrichtung ganz abgesehen; hingegen ist für jede Strecke eine den
                              									Verkehrsverhältnissen angemessene Anzahl von ganz gleichen Zugstäben vorhanden, die
                              									von den Zugstäben der anderen übrigen Strecken nach Form und Farbe wieder
                              									verschieden und unter einen besonderen elektrischselbsthätigen Verschluss gebracht
                              									sind, der es unmöglich macht, dass jeweilig mehr als nur ein einziger Zugstab in
                              									Verwendung gebracht werden könne und der die jedesmalige Ausfolgung eines Stabes nur
                              									unter bestimmten, den Zugverkehr vollkommen sichernden Vorbedingungen zulässt. Für jede Strecke
                              									sind zwei Verschlussapparate vorhanden, welche an den
                              									beiden Streckenenden, d.h. in den die Strecke abschliessenden Kreuzungsstationen
                              									aufgestellt und mit einander durch eine doppelte Telegraphendrahtleitung verbunden
                              									werden. Laut des Berichtes, welchen A. Stévart in der
                              										Revue universelle des mines, de métallurgie u.s.w.,
                              									Bd. 14, 2. Trimester, S. 86, hierüber erstattet, besteht jede der gedachten
                              									Verschlussvorrichtungen aus einer massig hohen, gusseisernen, vorne und rückwärts
                              									offenen Standsäule FF (Fig. 1), welche oben ein
                              									gleichfalls gusseisernes Gehäuse K trägt, in welchem
                              									die nöthigen elektrischen Nebenapparate und insbesondere der selbsthätige Verschluss
                              									angebracht sind. Der längs des ganzen Säulenschaftes verlaufende Schlitz RR setzt sich auch in die beiden flachen Gehäusewände
                              									über den Viertelbogen R1 bezieh. ro1
                              									bis zu der etwas weiteren, kreisrunden Oeffnung O fort.
                              									Eben dieser Schlitz RR dient zur Unterbringung der
                              									Zugstäbe, die bei O wagerecht in den Kasten K eingeschoben, in dieser Lage nach o1 durch den Bogen R1 weitergeführt, bei
                              										r in den Schlitz RR
                              									gebracht und hier schliesslich losgelassen werden. Die solcher Art im Säulenschafte
                              									hinterlegten Zugstäbe S (Fig. 1) liegen einer über
                              									dem anderen, weil RR genau nur so breit ist, dass ein
                              									einziger Stab Raum findet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 198
                              Verschlussvorrichtung von Web und Thomson.
                              
                           Auf demselben Wege, auf welchem ein Stab hinterlegt wird, kann
                              									ein solcher auch nur wieder ausgehoben werden, denn jeder Zugstab ist, wie sein in
                              										Fig. 2 dargestellter
                              									Querschnitt zeigt, mit einer von Web und Anzahl angegossener Wulste r1, r2, r3 und r4 versehen, die
                              									breiter sind als die Schlitze RR und R1 (Fig. 1) und also ein
                              									seitliches Herausziehen unmöglich machen. Nur die Oeffnung O (Fig. 1) ist
                              									weit genug, um auch den Wülsten anstandslos Durchgang zu gewähren. Den Haupttheil
                              									des eigentlichen Verschlusses bilden fünf Metallscheiben, die sich dem ein- oder
                              									auszuhebenden Zugstab auf seinem Wege im Bogenstücke R1 entgegenstellen und immer erst mittels
                              									des Zugstabes selbst zur Seite geschoben oder vielmehr um 90° gedreht werden müssen,
                              									damit dieser den Weg von o1 bis r oder umgekehrt frei bekommt. Diese
                              									fünf Sperrscheiben sitzen zu einander parallel und mit Rücksicht auf die Wülste der
                              									Zugstäbe entsprechend von einander entfernt auf einer gemeinsamen Drehachse x (Fig. 1) fest. Vier davon
                              									haben, ähnlich wie die in Fig.
                                 										3 dargestellte Scheibe Q, eine Art
                              									Kreuzesform, indem aus der kreisrunden Platte von 90 zu 90° die Stücke s herausgeschnitten sind. Die Lage der Drehachsen ist
                              									so gewählt, dass bei der Ruhelage der Sperrscheiben immer je ein Ausschnitt s (Fig. 3) hinter o1 und r (Fig. 1) zu liegen kommt,
                              									während der zwischenliegende Fleischtheil S1 (Fig. 3) in den Bogen R1 (Fig. 1) hineinragt und
                              									hier dem ein- oder auszuführenden Zugstabe das mehrerwähnte Hinderniss bildet. In
                              									dieser Normallage werden die ein einziges steifes System bildenden fünf
                              									Sperrscheiben voneiner gewöhnlichen Klinke festgehalten, während das
                              									Zurückdrehen im Sinne des in Fig. 3 eingezeichneten Pfeiles noch durch eine besondere zweite Klinke verwehrt ist. Der erstangeführten,
                              									winkelhebelförmigen Klinke dient der jeweilig zu oberst befindliche Einschnitt s (Fig. 3) der ersten,
                              									bezieh. rückwärtigsten Scheibe als Falle, und ihr zweiter Arm (der in Fig. 4 bei z mittels punktirter Linien angedeutet erscheint) ist
                              									so lang und so gebogen, dass er sowohl in den linksseitign als auch untersten
                              									Scheibenausschnitt entsprechend weit vorsteht, um jedesmal vom Zugstabe getroffen
                              									und zur Seite geschoben zu werden – wodurch der zweite Arm ausgeklinkt wird – sobald
                              									ein Stab den Schlitz R1
                              										(Fig. 1) passirt,
                              									gleichgültig, ob er dabei seinen Weg von o1 nach r oder von r nach o1 nimmt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 198
                              Verschlussvorrichtung von Web und Thomson.
                              
                           Der in Betracht gezogene erste Klinkenverschluss wird also
                              									sowohl beim Herausnehmen eines Zugstabes aus dem Apparate als auch beim Hineingeben
                              									selbsthätig aufgehoben, und derselbe stellt sich, wenn das Sperrscheibensystem die
                              									für jeden Stabdurchgang erforderliche Viertelumdrehung gemacht hat, vermöge des
                              									Uebergewichtes der Klinke ebenso selbstthätig wieder her. Die zweite Klinke legt sich wohl auch zufolge ihres
                              									Eigengewichtes selbsthätig in die Sperrlage, lässt sich aber nur von der
                              									Nachbarstation auf elektrischem Wege wieder ausheben; es kann daher wohl jederzeit ein Stab durch O
                              										(Fig. 1) eingeführt,
                              									über R1 geschoben und
                              									im Schlitze RR hinterlegt werden, wogegen das
                              									Umgekehrte lediglich nur im Einverständnisse mit der Nachbarstation und mit ihrer
                              									Beihilfe möglich ist. Der zweitgedachte; an der Achse t
                              										(Fig. 4) sitzende,
                              									mit einer seitlich angebrachten Nase w versehene
                              									Klinkenarm w1 wirkt
                              									nämlich auf die fünfte bezieh. vorderste Sperrscheibe P, welche eine von den vier anderen Scheiben abweichende Form hat und sich, ob
                              									nach rechts oder links gedreht, nach jeder Vierteldrehung zufolge der Einwirkung der
                              									zuerst besprochenen, gewöhnlichen Klinke stets mit einem ihrer Lappen p vor die Nase w stellt,
                              									wie es Fig. 4 zeigt.
                              									Ersichtlichermaassen gestattet diese Anordnung, dass sich das Sperrscheibensystem
                              									beim Hinterlegen eines Zugstabes für alle Fälle in der
                              									durch den Pfeil angezeigten Richtung um die erforderlichen 90° drehen lässt, weil
                              									der an w vorbeikommende Lappen p die Nase hochhebt und dieselbe, sobald p an
                              										w vorüber ist, wieder in die Sperrlage zurückfallen
                              									lässt. Soll hingegen ein Zugstab dem Verschlusse entnommen werden, so lässt das
                              									Sperrscheibensystem nur dann die entsprechende Vierteldrehung zu, wenn der
                              									Elektromagnet M ström durch flössen ist und seinen
                              									Ankerhebel w1, der eben
                              									gleichzeitig die Klinke bildet, genügend hoch hebt, um dem Lappen p unter w freien Durchgang
                              									zu gewähren.
                           Von den vier zuerst in Betracht gezogenen, kreuzförmigen Sperrscheiben hat eine, Q in Fig. 3, noch die
                              									Besonderheit, dass an derselben zwei gegenüberliegende Theile S1 mit einem etwas
                              									vorstehenden Rande y2
                              									und y1 versehen sind.
                              									In der Ebene der Scheibe Q – die mittelste der auf der
                              									Achse x sitzenden fünf Sperrscheiben – befindet sich
                              									ein um die Achse i1
                              									drehbarer Winkelhebel y, dessen längerer Arm m1 auf der
                              									Scheibenkante schleift und dessen kürzerer Arm m nach
                              									vorne umgebogen ist. Gegen diesen Arm m legen sich mit
                              									den isolirenden Knöpfen k1 und k2 die
                              									beiden Stromwenderhebel b und f, auf welche in gewöhnlicher Weise Spiral- oder Flachfedern einwirken.
                              									Befindet sich Q in der gezeichneten Ruhestellung, so
                              									hat y die mit voller Linie dargestellte Lage, und in
                              									den Stromwenderhebeln b und f sind die Stromwege 18, 19, sowie 22, 30 verbunden, dagegen die Contacte 18, 29, sowie 22, 20
                              									unterbrochen. Wird aber die Achse x bezieh. das darauf
                              									festsitzende Sperrscheibensystem um 90° weitergedreht, so läuft y mit dem Hebelende m1 auf den Rand y2 auf und gelangt in die punktirt gezeichnete Lage,
                              									wobei der Bügel m die Hebel b und f so weit zur Seite schiebt, dass die
                              									Stromwege 18, 19 und 22,
                                 										30 unterbrochen und dafür jene bei 18, 29 und
                              										22, 20 hergestellt werden. Eine nächste
                              									Vierteldrehung der Sperrscheiben bringt wieder das ursprüngliche Verhältniss mit
                              									sich u.s.w.
                           Die elektrischen Einrichtungen des Zugstabverschlussapparates, von welchen bisher nur
                              									der zur Scheibe P (Fig. 4) gehörige
                              									Elektromagnet M und der mit der Scheibe Q (Fig. 3) verbundene
                              									Stromwender b, f Erwähnung gefunden haben,
                              									vervollständigen sich ferner durch einen Taster T (Fig. 1), einen
                              									Stromwender J und ein Galvanoskop G. Der auf einer Achse i
                              										(Fig. 4) drehbare
                              									Tasterhebel T drückt mit einem nach vorwärts
                              									umgebogenen Arme m auf die isolirenden Knöpfe k1 und k2 der Stromwenderhebel
                              
                              										c und d; wird T niedergedrückt, so erfolgt die Unterbrechung der
                              									Ruhecontacte 3, 8 und 15,
                                 										23, während die bislang unterbrochen gewesenen Stromwege 3, 2 und 15, 14
                              									hergestellt werden. Der Contacthebel d hat ausserdem
                              									einen Seitenarm, mittels welchem, wie sich ohne weiteres aus Fig. 4 ersehen lässt, der
                              									Stromweg xy während der Ruhelage des Tasters T unterbrochen und während der Arbeitslage von T geschlossen wird.
                           Der Stromwender J (Fig. 1) besteht aus zwei
                              									ganz ähnlichen Contacthebeln, wie b, f (Fig. 3) oder c, d (Fig. 4) und ist in Fig. 5 durch die Contacthebel a, b ersichtlich gemacht; er wird mit Hilfe eines aus dem Verschlusskasten
                              										K (Fig. 1) vorstehenden, mit
                              									einem Zeiger versehenen Knopfes, auf dessen Achse ein kleines Excenter sitzt, auf
                              										„Wecker“ oder auf „Verschlussapparat“ eingestellt, je nachdem man den Knopf so
                              									weit herumdreht; dass der Zeiger auf die betreffende Ueberschrift eines zugehörigen
                              									Zeigerbogens weist. Alle diese elektrischen Vorrichtungen sind, den Knopf J und die Bildseite des Galvanoskops G ausgenommen, innerhalb des Kastens K (Fig. 1) für jeden
                              									Unbefugten unzugänglich untergebracht; die erforderlichen Betriebsbatterien befinden
                              									sich in einem besonderen Holzkasten und ein Anrufwecker findet an irgend einer
                              									Wandstelle des Dienstzimmers seinen Platz.
                           Es ist schliesslich der Vollständigkeit wegen noch einan der Wand des Kastens
                              										K (Fig. 1) angebrachter
                              									Knopf H zu erwähnen, der gleichfalls einen Zeiger trägt
                              									und zu einer zweitheiligen Zeigerscheibe gehört, welche einerseits mit dem Worte „eingelegt“, andererseits mit „ausgehoben“ überschrieben ist. Der Knopf H wird bei jedesmaliger Gebrauchsnahme des Apparates
                              									durch den betreffenden Signalisten mit der Hand entsprechend eingestellt, was
                              									lediglich den Zweck hat, ersichtlich zu machen, ob bei der zuletzt erfolgten
                              									Verwendung des Apparates die Hinterlegung oder die Entnahme eines Zugstabes bewirkt
                              									worden sei.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 199
                              Fig. 5.Schema zu Web und Thomson's Verschlussapparat.
                              
                           Das Zusammenwirken sämmtlicher Theile der Verschlussvorrichtung, welche ganz und gar
                              									den Charakter eines richtigen Blockapparates trägt, lässt sich unter Zuhilfenahme
                              									des Stromleitungsschemas (Fig. 5) leicht verfolgen:
                              									Wie sich aus letzterem ergibt, sind in den beiden durch zwei Telegraphenleitungen
                              										L1 und L2 mit einander
                              									verbundenen Endstationen I und II der zu deckenden eingleisigen Strecke je eine Weckerbatterie B1 und eine
                              									Deblockirbatterie B2,
                              									dann ein Wecker W, das Galvanoskop G, der Verschlusselektromagnet M und drei doppelarmige Stromwender vorhanden. Von den letzteren ist a, b, wie bereits oben einmal erwähnt wurde, derjenige;
                              									welcher mit Hilfe des Knopfes J (Fig. 1) eingestellt, c, d derjenige, welcher mittels des Tasters T (Fig. 1 und 4) thätig gemacht, und
                              										e, f derjenige, der durch die Sperrscheibe Q (Fig. 3) umgelegt wird.
                              									Alle diese Theile sind in Fig. 5 in ihrer normalen
                              									Ruhelage dargestellt.
                           Angenommen, der Signalist in der Station I hätte einen
                              									Zug in der Richtung gegen II abzuschicken, so bedarf er
                              									hierzu also eines Zugstabes, den er erst aus dem Verschlussapparate entnehmen muss,
                              									um ihn dem Locomotivführer übergeben zu können. Er drückt zu diesem Ende seine
                              									Taster T (Fig. 1) etwa 2 bis 3
                              									Secunden lang nieder, wodurch ebenso lange von B1 (Fig. 5) über 1, 2, 3, 4, 5 und L2 ein Strom nach II
                              									gelangt, der daselbst über 5, 4, 3, 8, 9, 10, 6, 7, 11
                              
                              									seinen Weg nimmt, um durch L1 nach I zum Zinkpol 12 zurückzukehren. In II ertönt demzufolge
                              									der Wecker W, was dem Beamten daselbst als Aufforderung
                              									gilt, der Station I einen Zugstab freizugeben. Der
                              									Signalist in II hat nun vorerst das empfangene
                              									Weckerzeichen durch ein gleiches zu quittiren, indem er seinen Taster T (Fig. 1) niederdrückt und
                              									auf diese Weise den Strom seiner Batterie B1 von 1 über 2, 3, 4, 5 L2, dann in
                              										I über 5, 4, 3, 8, 9, 10,
                                 										6, 7, 11, L1 und über 11 und 12 in II schliesst. Nach Austausch dieser Weckerzeichen sind
                              										in beiden
                              									Stationen die Stromwender a, b mittels des Knopfes J (Fig. 1) auf „Verschlussapparat“ einzustellen, worauf der
                              									Signalist in II seine Taster T neuerlich und zwar dauernd niederdrückt. Es geht in Folge dessen der
                              									Strom der Batterie B2
                              									in II von 13 über 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 5 durch L2 nach I, hier über 5, 21, 20, 19, 18,
                                 										17, 16, 15, 23, 24, 25, 26 und 27 in die Erde
                              										E1, um bei E2 über 27 und 31 wieder zum
                              									Zinkpol zurückzugelangen. Durch diesen Strom, der sich sowohl in I als in II durch die
                              									Ablenkung der Galvanoskopnadel kennbar macht, wird der Elektromagnet M in I erregt und dessen
                              									Anker w (Fig. 4) gehoben, also die
                              									Sperrung des Scheibensystemes beseitigt, so dass dem Verschlussapparate ein Zugstab
                              									entnommen werden kann. Erfolgt nun diese Entnahme, so muss zu diesem Behufe, wie
                              									gleich eingangs gezeigt wurde, das Sperrscheibensystem eine Vierteldrehung
                              									vornehmen, wodurch der Winkelhebel y (Fig. 3) in die punktirt
                              									gezeichnete Lage gelangt und die Contacte 18, 19 sowie
                              										22, 30 unterbrochen werden. Zufolge dieses
                              									Vorganges wird aber der Deblockirstrom überhaupt unterbrochen, was sich wieder an
                              									beiden Galvanoskopen durch das Zurückkehren der Nadel auf o kennbar macht. Die letztere Erscheinung beweist dem Signalisten in II, dass in I die
                              									Stabentnahme richtig erfolgt ist, und veranlasst ihn, nunmehr seine Taster T auszulassen und den Knopf J wieder auf „Wecker“ einzustellen.
                              									Letzteres hat auch unmittelbar nach der Zugstabentnahme in I zu geschehen. Vermöge der geänderten Lage des Sperrades Q (Fig. 3) steht nunmehr die
                              									Station I nur mehr mit der Leitung L1 und die Station II mit L2 in Verbindung; es sind daher vorläufig beide
                              									Stationen vollständig ausser; Stande gesetzt, irgend eine Erlaubniss zu einer
                              									Zugstabentnahme zu ertheilen. Eine Abänderung dieses Verhältnisses ist nur auf zwei
                              									Wegen möglich: entweder hat die Station I den Zug, für
                              									welchen der Zugstab ausgehoben worden war, aus irgend einem Grunde nicht abgehen
                              									lassen, oder der Zug ist richtig nach II abgegangen und
                              									dort eingetroffen. Ersterenfalls wird der Zugstab wieder in den Verschlusskasten der
                              									Station I zurückzubringen sein, wodurch sofort die
                              									ursprünglichen Verbindungen, wie sie in Fig. 5
                              									dargestellt sind, wieder hergestellt werden und der Apparat für eine nächste
                              									Deblockirung nach geschilderter Weise verfügbar ist. Im zweiten Falle ist es die
                              									Station II, welche nach Ankunft des Zuges den Zugstab
                              									in ihren Verschlusskasten zu hinterlegen hat, wobei gerade so, wie vorher in I, bei der Entnahme des Zugstabes die Umwandelung der
                              									Contacte 18, 19 und 22, 30
                              									in 18, 29 und 22, 20
                              									stattfindet. In diesem Falle ist, gleichwie bei der Normallage des Stromwenders e, f, von beiden Stationen aus sowohl das Wecken
                              									mittels der Batterie B1
                              									von 1 über 2, 3, 4, 5,
                                 										L2, 5, 4, 3, 8, 9,
                                 										10, 6, 7, L1, 11 und 12, als auch die Deblockirung mittels
                              									der Batterie B2 von 13 über 14, 15, 16, 17, 18, 29,
                                 										28, 7, 11, L1, 11,
                                 										7, 28, 29, 18, 17, 16, 15, 23, 24, 25, 26, 27, Erde, 27 und 31 möglich. Diese
                              									Möglichkeit wird aber gerade so wie bei der Normallage sofort wieder aufgehoben,
                              									sobald zufolge der Entnahme eines Zugstabes das betreffende Sperrscheibensystem die
                              									hierzu nothwendige Vierteldrehung gemacht hat, und einer neuerlichen Benutzung des
                              									Apparates muss also, wie früher, unbedingt erst wieder eine neuerliche
                              									Vierteldrehung des Sperrscheibensystems in der einen oder anderen Station
                              									vorausgehen. Für alle Fälle ist somit die Abgabeeines Deblockirstromes nur dann
                              									möglich, wenn in den beiden Stationen die Stromwender b,
                                 										f die gleiche Lage besitzen, d.h. die Freigabe eines Zugstabes kann
                              									unbedingt nur dann erfolgen, wenn der vorher ausgehobene Stab in einem oder dem
                              									anderen der beiden Verschlussapparate wieder regelrecht hinterlegt wurde, und es
                              									kann daher stets nur ein einziger Zugstab in Dienst
                              									genommen werden.
                           Eine einfache Vorrichtung, um jede aus was immer für Ursache etwa entstehen könnende
                              									Selbstdeblockirung oder die gleichzeitige Deblockirung in beiden Stationen unmöglich
                              									zu machen, besteht in dem am Taster T (Fig. 4) angebrachten
                              									Lappen m, der einen Einschnitt hat, mit welchem er,
                              									sobald der Tasterhebel niedergedrückt wird, einen aus dem Hebel l seitlich vorstehenden Stift umgreift, so dass
                              									letzterer festgehalten wird. Der um n drehbare Hebel
                              										l ruht aber auf einem Vorsprung des Ankerhebels w bezieh. w1 und es kann also auch w nicht aufwärts gehoben werden, solange der Tasterhebel T niedergedrückt bleibt.
                           Es ist schliesslich auch noch dafür Vorsorge getroffen, dass bei einer etwaigen
                              									Linienstörung durch Verschlingen der Drahtleitungen L1 und L2 Missverständnisse hintangehalten werden, indem in
                              									solchen Fällen eine Stabdeblockirung überhaupt unmöglich gemacht wird. Diese Aufgabe
                              									erfüllt der Stromschliesserhebel d (Fig. 4 und 5) mittels der Contacte x,
                                 										y. Würde beispielsweise in I der Stromwender
                              										a, b auf „Verschlussapparat“ eingestellt und sodann der Taster T (Fig. 1) niedergedrückt
                              									werden, so fände der von 13 ausgehende, über 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21 und 5 in die Leitung L2 gelangende Strom, vorausgesetzt dass sich L1 und L2 berühren, über L1, 11, 7, 28, 30, 22, y, x, 26, 27 und 31 einen Rückweg, der einen fünf- bis zehnmal kleineren
                              									Widerstand darbietet, als der reguläre Weg durch II und
                              									durch die Erde. Der nach II gelangende Theilstrom ist
                              									daher viel zu schwach, um dort eine Deblockirung hervorrufen zu können. Das Gleiche
                              									gilt in erhöhtem Maasse vom Weckerstrome, weil der etwa von 1 über 2, 3, 4, 5 in die Leitung L2 entsendete Strom der
                              									Weckerbatterie im Falle einer Berührung zwischen den Leitungen L1 und L2 gleich über L1, 11 und 12 einen Rückweg
                              									zum Zinkpol fände.