| Titel: | Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und Zubehör. | 
| Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 210 | 
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                        Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen)
                           								und Zubehör.
                        (Schluss des Berichts S. 134 d. Bd., vgl. 288 168.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und
                           								Zubehör.
                        
                     
                        
                           1) Die Electric Construction Corporation hatte auf der
                              									Krystallpalast-Ausstellung des Jahres 1892 nach dem Londoner Electrical Engineer, 1892 Bd. 9 * S. 366, eine Maschine ausgestellt, die
                              									sowohl als Motor, wie auch als Dynamo in dem nämlichen Feld arbeitet. Der Anker hat
                              									zwei verschiedene Wickelungen; die eine besteht aus 648 Windungen feinen Drahtes,
                              									die andere aus 72 Windungen starken Drahtes. Das Verhältniss der Windungen ist 1000
                              									zu III und gestattet einen Verlust von etwa 1 Proc. im Ankerwiderstand. Der schwache
                              									Draht bildet den Motorstromkreis; der demselben zugeführte hochgespannte Strom
                              									treibt den Anker; der andere Leiter wirkt wie in einer gewöhnlichen Dynamo. Die
                              									Feldmagnete haben ebenfalls zwei Wickelungen, von denen eine im hochgespannten
                              									Stromkreise liegt, wogegen die andere einen Nebenschluss zum Stromkreise mit
                              									geringer Spannung bildet. Wenn die Maschine angeht, wird der Lampenstromkreis
                              									ausgeschaltet und die Maschine arbeitet als Reihenmotor. Der zur Verhinderung einer
                              									ungebührlichen Stromänderung bestimmte Rheostat befindet sich in der Centralstation.
                              									Der in einem sehwachen Feld sich bewegende Anker nimmtbald eine höhere
                              									Geschwindigkeit an als nöthig ist, aber sobald die zweite Wickelung erregt, wird das
                              									Feld durch die Nebenschlusspule verstärkt und die Arbeitsgeschwindigkeit erlangt.
                              									Der Arbeitsstromkreis wird alsdann von der Centralstation aus mittels eines im
                              									Controlstromkreis befindlichen Elektromagnetes eingeschaltet. Die Reihenwickelung
                              									regelt die Spannung in dem Hauptkreise und wirkt hierbei wie die gemischte Wickelung
                              									in einem Motor.
                           Diese Maschine hat viele besonderen Vortheile, aber nicht die Nachtheile grosser
                              									zweipoliger Dynamo. Die sich ergebende Ankergegenwirkung ist praktisch gleich Null,
                              									da die Strommenge im Motorstromkreise nur um ein Geringes diejenige im
                              									Erzeugerstromkreise überwiegt und im entgegengesetzten Sinne wirkt. Dem entspringen
                              									drei wesentliche Verbesserungen: 1) Der Stromzufluss zu den Bürsten ist unabhängig
                              									von der Belastung; 2) das Feld wird durch den Ankerstrom nicht geschwächt und 3) das
                              									Feld wird nicht verschoben, in Folge dessen bleibt sich der Verlust durch Foucault'sche Ströme in den Leitungen gleich und wächst
                              									nicht mit der Zunahme der Belastung.
                           Die Leistung dieser Maschine wird zu 87 Proc. bei halber, zu 92 Proc. bei voller
                              									Belastung angegeben.
                           Die Maschine ähnelt einem Wechselstrom-Stromumsetzer, indem ihr Anker wie ein solcher
                              									arbeitet. Der Hauptunterschied zwischen beiden besteht darin, dass in dem Umsetzer
                              									die Schwankungen der Induction durch Bewegung des Eisens hervorgebracht und die
                              									Stromrichtung gewechselt werden, um den Strom gleichgerichtet zu machen.
                           2) H. J. Dowsing in London will mit seiner Verbesserung
                              									an Dynamobürsten (Englisches Patent Nr. 3426 vom 25. Februar 1891) die Abnutzung der
                              									Bürsten vermindern. Er wendet einen besonderen Halter oder Träger an, der am
                              									eigentlichen Bürstenhalter der Maschine befestigt und eingestellt werden kann und
                              									mit einer Klemmvorrichtung versehen ist, welche zur Aufnahme eines besonderen,
                              									kurzen, die Bürste darstellenden Metallstückes dient. Nach Abnutzung dieses Stückes
                              									ist nur allein dieses selbst auszuwechseln.
                           3) O. Linders in Gothenburg sucht durch nachfolgende
                              									Anordnung seines Motors (Englisches Patent Nr. 17731 vom 16. October 1891) dessen
                              									Herstellung billiger zu machen. Der Motor enthält einen rechteckigen, in einem Stück
                              									gegossenen eisernen Rahmen, welcher den magnetischen Stromkreis bildet, da die
                              									Magnetkerne angegossen oder angesetzt sind. An beiden Enden besitzt dieser Rahmen je
                              									eine Oeffnung zur Aufnahme der Lager der Ankerwelle. Eine dieser Oeffnungen ist so
                              									gross, dass der Anker hindurchgesteckt werden kann. Die Lager sind durch
                              									eingeschraubte Zapfen oder Deckel geschlossen, um die Lage der Ankerwelle in der
                              									Längenrichtung zu sichern; diese Zapfen werden durch Stellschrauben, welche durch
                              
                              									seitliche Flansche der Lager gehen, festgehalten. Gleichzeitig dienen diese Deckel
                              									als Schmierbehälter, indem sie mit einer durch Schrauben verschlossenen Bohrung
                              									versehen sind. Die Lager sind mit Schmiernuthen versehen; in einer derselben läuft
                              									ein auf der Welle sitzender Gummiring, der das Oel von unten nach oben mitnimmt. Die
                              									Uebertragung der Kraft von der Ankerwelle erfolgt durch Schnecke und ein in einer
                              									Oeffnung des Rahmens liegendes Schneckenrad, von da nach Bedürfniss weiter.
                           4) Auf der 1892 im Krystallpalast zu London abgehaltenen elektrischen Ausstellung
                              									befand sich nach Iron, 1892 * S. 332, eine Dampfdynamo
                              									von Laing, Wharton und Down in London, deren
                              									Dampfmaschine zwei einfach wirkende, nach unten offene Cylinder von grossem
                              									Durchmesser und kurzem Hub hat. Da nur Druck von oben nach unten in den
                              									Pleuelstangenlagern stattfindet, sind die Kurbellager derselben nur im oberen Theil
                              									mit Metallschalen versehen; sie tauchen in einen stets ganz gefüllten Oelbehälter
                              									und schmieren nicht nur sich, sondern gleichzeitig erhalten auch die Achslager, die
                              									oberen Pleuelstangenlager und die Cylinder genügend Oel. Durch einen guten Regulator
                              									sollen diese Maschinen leidlich ökonomisch im Dampfverbrauche sein.
                           Dieselbe Firma hatte ausserdem noch drei mit ihren senkrecht angeordneten
                              									Betriebsmaschinen unmittelbar gekuppelte Dynamo ausgestellt, die hauptsächlich für
                              									Schiffsbeleuchtung oder kleine Centralstationen bestimmt sind. Die kleinste
                              									derselben hatte eine eincylindrige Maschine, speiste bei 325 Umdrehungen in der
                              									Minute und etwa 3½ at Dampfspannung 60 16kerzige Lampen mit 80 Volt. Die grössere
                              									besass eine lothrechte Verbundmaschine, betrieb 400 Lampen von 16 Kerzen und 100
                              									Volt bei 300 Umdrehungen in der Minute und 6 bis 7 at Dampfspannung. Die grösste
                              									endlich speiste 100 8kerzige, 12 200kerzige und eine 500kerzige Glühlampe.
                              									Sämmtliche Dampfmaschinen hatten Pickering-Regulatoren und die Dynamo waren mit
                              									gemischter Wickelung versehen, so dass durch Zusammenwirken dieser beiden
                              									Anordnungen ein vollständig gleichmässiges Licht erhalten wurde. Dies wurde
                              									besonders bei der letztgenannten Maschine bestätigt, deren Belastung oft bis auf die
                              									Hälfte verringert und dann wieder auf das höchste Maass gesteigert wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 210
                              Fig. 1.Dynamo von Crompton und Co.
                              
                           5) Crompton und Co. (vgl. 1891 279 * 177. 1892 285 * 99) zeigten auf derselben
                              									Ausstellung ihre neueste 4polige Dynamo, welche nach dem Londoner Electrical Engineer, 1892 Bd. 9 * S. 367 (vgl. auch Industries, 1892 * S. 372) inFig. 1 und 2 abgebildet
                              									und u.a. für die Notting Hill, die Westminster und die Northampton Electric
                              									Light-Gesellschaften geliefert wurde. Die Dynamo kann 600 Ampère und 240 Volt bei
                              									350 Umdrehungen in der Minute leisten. Die wagerecht gelegten vier Magnetkerne
                              									bestehen aus welchem, ausgeglühtem Schmiedeeisen, sind am äusseren Ende paarweise
                              									durch ein Joch verbunden und werden durch geeignete Tragstücke von Bronze mit der
                              									Grundplatte verbunden. Die Wickelung derselben wird auf besonderen Holzformen
                              									hergestellt und dann auf die Kerne aufgeschoben. Der Ankerkern ist in gewöhnlicher
                              									Weise aus dünnen, isolirten Eisenblechscheiben hergestellt, die auf ein Nebenstück
                              									aufgezogen und durch dieses mit der dicken stählernen Welle verbunden sind. Die
                              									Ankerwickelung ist eine abgeänderte Trommelwickelung; ihre einzelnen Stäbe bestehen
                              									aus einer Anzahl Windungen von gepresstem Kabel. Die Endverbindungen mit dem
                              									Stromsammler bestehen aus in geeignete Form gebogenen Kupferstreifen, die mit einem
                              									Ende gleich an die Stromsammlerstäbe angelöthet sind. Auf der dem Stromsammler
                              									entgegengesetzten Seite sind die Verbindungsstücke an eine in ähnlicher Weise
                              									hergestellte Nabe angelöthet. Die auf der genannten Ausstellung befindliche Dynamo
                              									war mit einer Dampfmaschine von Willans und Robinson
                              									unmittelbar gekuppelt, wie Fig. 2 andeutet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 210
                              Fig. 2.Dynamo von Crompton und Co.
                              
                           6) Die Edison General Electric Company zu New York hat
                              									in neuerer Zeit nach Industries, 1892 * S. 307,
                              									Dampfdynamo für Centralstationen geliefert, die in ihrer Anordnung der von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin
                              									gewählten entspricht. Die Dynamo ist mit einer stehenden dreifachen
                              									Expansionsmaschine unmittelbar gekuppelt und hat Gramme-Ringanker und acht
                              									Magnetpole. Die Zahl der Bürsten entspricht der der letzteren, wodurch es möglich
                              									ist, den Gesammtstrom zweckmässig auf die einzelnen Bürsten zu vertheilen. Sämmtliche
                              									Bürsten können gleichzeitig verstellt werden. Jede der beiden Dynamo gibt einen
                              									Strom von 150 Volt und 666 Ampère bei 172 Umdrehungen in der Minute. Der
                              									Magnetrahmen besteht aus einem schweren gusseisernen achtkantigen Ringe mit acht
                              									eingesetzten nach innen vorspringenden Stahlkornen. Die Grundplatten der beiden
                              									Dynamo sind mit der Platte der Dampfmaschine aus einem Stück gegossen. Auf die
                              									Kurbelwelle der letzteren sind die sternförmigen Ankernaben unmittelbar aufgesetzt.
                              									Der Anker selbst besteht aus Scheiben, jede derselben aus zwei Theilen. Die
                              									Wickelung ist aus 768 Kupferstäben von 215 × 260 mm Querschnitt; das Kupfergewicht
                              									des Ankers, dessen Widerstand 0,005 Ohm beträgt, ist 390 k. Die die Wickelung
                              									bildenden Stäbe sind U-förmig und am äusseren Ende durch
                              									eine fortlaufende Spirale von 31,7 mm starken Stangen verbunden, welche gleichzeitig
                              									als Stromsammler dienen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 211
                              Crompton's Dynamo.
                              
                           7) R. E. B. Crompton in Chelmsford (vgl. Nr. 5) ersetzt
                              									nach seinem englischen Patente Nr. 184 vom 5. Januar 1891 die gewöhnlich zur
                              									Verbindung zweier zusammengehörender Stangen der Ankerwickelung benutzten zwei
                              									gekröpften Stücke durch im Querschnitt bogenförmige Kopfstücke. Ein solches wird an
                              									jedem Ende derjenigen Stücke befestigt, welche die Stangen mit diesen bogenförmigen
                              									Kopfstücken in zwei Umdrehungsebenen verbinden sollen. Jedes dieser Kopfstücke S (Fig. 3, 4 und 5) besteht aus halb so
                              									vielen metallischen Bogenstäben, als Endverbindungen auf derselben Seite des Ankers
                              									vorhanden sind. Diese gegen einander isolirten Stäbe werden durch Ringe auf einem
                              									Block B zusammengehalten. Bei den Kopfstücken der einen
                              									Ankerseite sind die Stäbe parallel zur Achse verlängert und bilden den Stromsammler.
                              									An jeden Stab dieser Kopfstücke sind zwei Endverbindungen E,
                                 										E angeschlossen, deren zweite Enden mit den beiden Enden des einen Paares
                              									von Stangen W, von denen je ein Paar eine Wickelung
                              									bildet und also verbunden werden soll, in Verbindung gebracht sind. Wenn ein Satz
                              									von Endverbindungen in seinem Kopfstücke befestigt ist, so sind zwei in zwei
                              									parallelen Ebenen liegende Gruppen von Endverbindungen hergestellt und das Ganze
                              									kann in richtiger Stellung auf die Welle aufgeschoben werden. Sind beide
                              									Endverbindungen an ihren Plätzen angebracht, so werden die die Wickelung W bildenden Stangen eingelegt undihre Enden mit
                              									den entsprechenden Endverbindungen in Zusammenhang gebracht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 211
                              Fig. 6.Crompton's Bürste.
                              
                           8) R. E. B. Crompton in Chelmsford (Englisches Patent
                              									Nr. 185 vom 5. Januar 1891) (vgl. Nr. 7) bezweckt eine Verbesserung der Bürsten,
                              									welche als sehr gut leitende federnde Arme (Fig. 6)
                              									ähnlich wie eine halbe Wagenfeder gestaltet und ebenso aus mehreren Lagen L, L von hartem Kupferblech zusammengestellt werden
                              									sollen. Am freien Ende der längsten Platte ist ein auswechselbares,
                              									schwalbenschwanzförmig gestaltetes Contactstück C
                              									angebracht, welches zwischen Klammern P eingeschoben
                              									wird, die aus dem Blech ausgedrückt und in der dem Schwalbenschwanz des Stückes
                              									entsprechenden Neigung gebogen sind. Die einzelnen Platten L sind nach verschiedenen Halbmessern gekrümmt und zwar hat die längste
                              									Lage den grossten Krümmungshalbmesser, so dass das Ende jeder Platte sicher auf der
                              
                              									folgenden aufliegt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 211
                              Fig. 7.Bürste von Newton und Hawkins.
                              
                           9) F. M. Newton und T.
                                 										Hawkins in Taunston stecken nach ihrem englischen Patente Nr. 1176 vom 22.
                              									Januar 1891 die Bürste I3 in eine Klammer h aus Metallblech, welche
                              									in einem um den isolirten Zapfen S drehbaren
                              									Sattelstücke P angebracht ist. Dieser Zapfen ist an dem
                              									Rahmen befestigt, mit welchem die beiden Bürsten um den Stromsammler bewegt werden.
                              									Damit die Bürsten sicher auf letzterem aufliegen, ist eine Feder F in einen Halter H
                              									eingenietet, welcher frei auf dem Zapfen S sitzt. Der
                              									Druck auf die Feder F kann durch eine Stellschraube U geregelt werden, welche in dem Auge eines an S befestigten Armes L ihre
                              									Mutter findet. Um die Bürste vom Stromsammler abzuheben und um einen zu starken
                              									Druck derselben auf letzteren zu vermeiden, ist ein um einen Zapfen drehbarer
                              									Anschlag I angebracht; der Zapfen sitzt auf einem an
                              										S befestigten Arm E.
                              									Dieser Anschlag hat einen Handgriff I und zwei Flächen
                              										I1 und I2, deren Abstand von
                              									der Achse des Zapfens verschieden ist, so dass, wenn dieser Anschlag in die eine
                              									Stellung gebracht wird, er die Klammer h mit der Bürste
                              										I3 in die punktirt
                              									gezeichnete Stellung bringt und vom Stromsammler abhebt; in die andere Stellung
                              									gebracht, lässt der Anschlag die Klammer frei, die dann unter der Wirkung der Feder
                              										F die Bürste auf den Stromsammler bringt. Die
                              									Klammer h ruht in dem Sattelstück P und ist durch die Rippen B, B an
                              									Verschiebung gehindert. In den beiden Theilen der Klammer h befindet sich ein Schlitz s, in welchem ein
                              									durch die Mutter N an der Klammer befestigter Zapfen
                              										D gleitet, der das Muttergewinde für eine Schraube
                              										K trägt, die in einer an der Klammer h angebrachten Leiste G
                              									drehbar, aber gegen Verschiebung durch einen im Schlitz R angebrachten Stift Q gesichert ist. Durch
                              
                              
                              									Drehen dieser Schraube K kann die Bürste in der Klammer
                              									verschoben werden, um sie dem Stromsammler zu nähern oder von demselben zu
                              									entfernen. Die Leiste G ist mit dem Ansatz G1 versehen, an den ein
                              									biegsamer Leiter angelegt werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 212
                              Fig. 8.Schema zu Cutler's Stromumsetzung.
                              
                           10) A. W. Cutler in London gibt in seinem englischen
                              									Patent Nr. 1318 vom 24. Januar 1891 eine Skizze für die selbsthätige Verbindung
                              									eines Stromumsetzers mit den elektrischen Stromkreisen zu den richtigen Zeiten. Eine
                              									Dynamo A (Fig. 8)
                              									liefert den Strom für den (punktirten) primären Stromkreis eines
                              									Gleichstromumsetzers B. Der Kern eines Solenoids C, dessen Spule in den Stromkreis von der Dynamo A zu dem Umsetzer B
                              									eingeschaltet ist, ist durch ein Gelenk mit einem schwingenden Hebel c verbunden, der an beiden Enden mit Contactstücken
                              									versehen ist, um die entsprechenden Stromkreise zu schliessen oder zu unterbrechen.
                              									Der Umschalter D beherrscht den Hauptstromkreis mit
                              									niedriger Spannung. E bezeichnet eine Speicherbatterie
                              									und F einen Lampenstromkreis, der vom Umformer gespeist
                              									wird. Der Strom von der Dynamo A geht von deren
                              									Polklemmen in den primären Stromkreis durch das Solenoid C nach dem Motoranker des Umsetzers B; der
                              									Stromkreis ist geschlossen. Der Strom zieht den Kern des Solenoids C in die Spule hinein, wodurch der Hebel c bewegt und sein Contactstück aus den
                              									Quecksilbernäpfen f1
                              									und f2 gehoben, dagegen
                              									der Contact c3 in die
                              									Quecksilbernäpfchen c1
                              									und c2 getaucht wird.
                              									In Folge dieser Veränderung geht ein Strom von der Batterie E, d. i. vom Punkte c4 durch die Contacte c2, c3, c1 nach der Polklemme 2*
                              									der Feldmagnetspulen des Umsetzers B, durch diese nach
                              									der Polklemme 3* und von da nach der entgegengesetzten
                              									Polklemme c5 der
                              									Batterie. Die Feldmagnete des Umsetzers sind nun erregt, der Anker desselben beginnt
                              									sich zu drehen; der Strom der Dynamo A steigt stetig
                              									bis zu einer beabsichtigten Grenze und auch die Umdrehungszahl des Umsetzerankers
                              									nimmt zu. Wenn die elektromotorische Kraft in den Ankerspulen des Stromerzeugers A etwa dieselbe Spannung erreicht hat, wie diean
                              									den Klemmschrauben c4
                              									und c5, so legt sich
                              									der Umschalterhebel um und macht mit Hilfe der Brücke d3 Contact bei d1, d2. Hierdurch wird der Strom weg von dem Anker mit
                              									niedriger Spannung nach der Batterie E und dem
                              									Lampenstromkreise F geschlossen, und wenn der Strom von
                              									der Dynamo A seine grösste Stärke erreicht, wird der
                              									Schwachstromanker des Umsetzers an die Batterie E, oder
                              									den Stromkreis F, oder an beide Strom abgeben bis zu
                              
                              
                              									ihrer höchsten Fassungskraft, und dieser Strom wird nahe dieselbe Spannung haben,
                              									die an den Polklemmen c4 und c5 der
                              									Batterie E besteht. Der Umschalter D steht unter der Einwirkung eines von der Ankerwelle
                              									des Umsetzers B betriebenen Regulators.
                           11) L. Pyke und E. S.
                                 										Harris in Westminster haben in neuerer Zeit die in den Fig. 9 bis 11 dargestellte
                              									Wechselstrommaschine nach ihrem englischen Patent Nr. 22785 vom 30. December 1891
                              									(vgl. den Londoner Electrical Engineer, 1892 Bd. 9 * S.
                              									466) ausgeführt. Dieselbe arbeitet nach der zuerst von Faraday angegebenen Inductionsweise und soll sich durch grosse Einfachheit
                              									in der Herstellung und dadurch grosse Billigkeit auszeichnen. Gleich anderen, nach
                              									demselben Grundgedanken arbeitenden Maschinen hat sie weder sich drehende
                              									Wickelungen noch Schleifcontacte, sondern sowohl die Feldmagnet-, als auch die
                              									Ankerspulen sind feststehend. Sie hat weiter den Vorzug, dass für den Fall des
                              									Schadhaftwerdens einer oder mehrerer Spulen eine Sicherheitsvorrichtung in jeder
                              									Verbindung angebracht ist, die schmilzt, bevor der Strom von den thätigen Spulen in
                              									die schadhaften übergeht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 212
                              Wechselstrommaschine von Pyke und Harris.
                              
                           Aus dem Schnitte Fig. 9
                              									ist zu ersehen, dass das aus magnetischem Material (Gusseisen) hergestellte Gehäuse
                              										B einen ringförmigen Raum enthält, in welchem die
                              									inducirenden Spulen D so angebracht sind, dass sie auf
                              									drei Seiten von dem magnetischen Gehäuse umgeben sind, welches ausserdem über ihrer
                              									vierten lothrechten Fläche vorsteht. Der auf diese Weise vor den inducirenden Spulen
                              
                              									befindliche ringförmige Raum ist dann bis auf einen kleinen, für die sich drehenden
                              									Inductoren I frei bleibenden Theil mit zwei
                              									Spulenringen ausgefüllt, von denen der eine an der äusseren, der andere an der
                              									inneren Hervorragung des Gehäuses befestigt ist. Der Kern R dieser Spulen besteht aus dünnen Holzkohlen-Eisenblechplatten, welche in
                              									der aus Fig. 10 links
                              									unten ersichtlichen Form ausgestanzt; mit den nöthigen polförmigen Hervorragungen
                              									versehen und so am Gehäuse befestigt sind, dass sie eine Fortsetzung des
                              									magnetischen Feldes bilden. Ueber die Hervorragungen sind die dargestellten
                              									secundären Spulen F geschoben. Fig. 10 zeigt auf der
                              									linken Hälfte theilweise diese secundären Spulen, theilweise die Kerne derselben in
                              									ihrer Lage im Gehäuse. Die Inductoren I haben, wie die
                              									perspektivische Ansicht Fig.
                                 										11 sehen lässt, rechteckigen Querschnitt und eine nahezu der Entfernung
                              									der Mitten zweier benachbarten Polstücke gleiche Breite. Die Inductoren I sind, da sie einer grossen magnetischen Kraft zu
                              									widerstehen haben, sehr stark gebaut. Sie bestehen gleichfalls aus dünnen, durch
                              									Papierblätter getrennten Platten von weichstem Holzkohlenblech, die unter sich und
                              									mit den beiden zur Verstärkung des Ganzen dienenden Stahlplatten durch starke Bolzen
                              									verbunden sind. Die Inductoren stehen parallel zur Achse der Antriebwelle und sind
                              									durch Bolzen mit dem aus Bronze hergestellten Träger C
                              										(Fig. 9), welcher an
                              									einem Ende der Welle S sitzt, aufgeschraubt. Die
                              									hervorragenden Pole sind in gerader Zahl angeordnet und die sich drehenden und dabei
                              									den magnetischen Kreis der Reihe nach durch die einzelnen Polpaare schliessenden
                              									Inductoren sind so angeordnet, dass in dem Verhältniss wie ein Pol entmagnetisirt
                              									wird, der Magnetismus des anderen Poles zunimmt und umgekehrt, so dass die gesammte
                              									magnetische Wirkung annähernd beständig dieselbe bleibt. Der inducirte Stromleiter
                              									ist so angeordnet, dass die Pole, welche magnetisirt, und diejenigen, welche
                              									entmagnetisirt werden, ähnliche Inductionswirkung auf ihn ausüben; die Magnetisirung
                              									des einen Satzes von Polen verstärkt demnach die auf denselben Draht ausgeübte
                              									Wirkung der Entmagnetisirung des anderen Polsatzes.
                           Die Anordnung ist geeignet, um einen einfachen oder einen mehrphasigen Wechselstrom
                              									oder Gleichstrom zu erzeugen, je nach der Anordnung der Polvorsprünge und des
                              									Leiters für den inducirten Strom. Die abgebildete Maschine ist eine
                              									Wechselstrommaschine für 100 Lampen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 213
                              Charles' Bürstenhalter.
                              
                           12) P. I. Charles in Belfast (vgl. 1890 276 * 411. 278 * 160) hat den
                              									in Fig. 12 und 13 nach den Industries, 1891 * S. 545, abgebildeten neuen
                              									Bürstenhalter angegeben. Die Bürste wird durch eine Stellschraube in einem Gehäuse
                              									gehalten, welches mit einer federnden Klemme an einer parallel zur Stromsammlerachse
                              									liegenden Stange gleiten kann, so dass die Bürste auf der ganzen Breite des
                              									letzteren zu verschieben ist. Durch die Viertelumdrehung eines Handgriffs, welcher
                              									mit Gewinde in das eine Ohr x der geschlitzten Schelle
                              									greift, kann letztere angezogen und das Bürstengehäuse festgestellt werden. Ausser
                              									grosser Einfachheit hat dieser Bürstenhalter den Vorzug, dass derMaschinist die
                              									Bürste nach dem Gefühl auf den Stromsammler aufdrücken kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 213
                              Fig. 14.Sohlmann's Wechselstromdynamo.
                              
                           13) I. Sohlmann in Frederickshamm (Finnland) gibt in dem
                              									englischen Patent Nr. 13802 vom 15. August 1891 eine Wechselstromdynamo an, bei
                              									welcher die Umkehrung des Magnetismus der Eisenkerne und die daraus entstehende
                              									Erhitzung vermieden sind, und in welcher die Vortheile der Maschinen mit Polankern
                              									vereinigt sind mit denen solcher Maschinen mit Ankern ohne Kern. Wie der
                              									Längenschnitt Fig. 14 zeigt, ist an jedem Ende des
                              									gusseisernen Gehäuses der Maschine innerhalb mittels Stellschrauben ein aus
                              									Eisenblechplatten zusammengestellter ringförmiger Ankerkern B befestigt. An den Polen dieser Ringanker sind die Inductionsspulen
                              									angebracht, deren freie Enden nach Klemmschrauben 1, 2,
                                 										3 am äusseren Umfange des Gehäuses geführt sind. Die Welle, welche
                              									innerhalb des Gehäuses zwei Gruppen von Polstücken trägt, ist in ihrem mittleren
                              									Theile verstärkt, um den magnetischen Widerstand auf das Möglichste zu verringern
                              									und trägt eine erregende Spule, welche fest steht, sobald die Maschine unabhängig
                              									erregt wird, sich aber mit der Welle dreht, wenn die Maschine selbsterregend ist.
                              									Sind die beiden Ringanker B so angebracht, dass die
                              									Mitten ihrer gegenüber stehenden Polstücke in einer durch die Achse gelegten Ebene
                              									liegen und sind die Feldmagnete so angeordnet, dass ihre Pole ebenfalls in einer
                              									Linie stehen, so werden beide Ringe B wie ein einziger
                              									Anker wirken und gewöhnliche Wechselströme erzeugen. Wenn aber die Ringanker B etwas gegen einander versetzt sind, während die
                              									Feldmagnete D in ursprünglicher Stellung verbleiben,
                              									oder wenn die Ringanker in der ursprünglichen Stellung belassen, die Feldmagnete
                              									aber gegenseitig verschoben werden, so wird, wenn dann die freien Enden l, l1 mit der
                              									Klemmschraube 2 und die Leitungen l und l2 mit den Klemmschrauben 2 und 3 verbunden werden, ein zweiphasiger
                              									Wechselstrom erzeugt. Werden die Leiter I und II, II und III durch
                              									Zweigleitungen verbunden, so entstehen in diesen Zweigleitungen Wechselströme von
                              									verschiedenen Phasen.
                           14) Otto F. Blathy in Budapest gibt in dem
                              									österreichischen Patent vom 18. Februar 1892 einen durch einfachen Wechselstrom
                              									betriebenen Wechselstrommotor mit rotirendem magnetischen Felde an. Derselbe
                              									arbeitet in der Ferranti'schen Weise mit rotirendem
                              									Magnetfeld, erhält aber zur Speisung der Magnetbewickelungen nur einen einfachen
                              									Wechselstrom zugeführt. Der Motor besitzt zwei Magnetbewickelungen, die Ströme
                              									verschiedener Phasen (vgl. auch 1892 286 * 19)
                              									benöthigen; dieser Phasenunterschied wird auf folgende Art hervorgebracht.
                           
                           In Fig. 15 sei a die Spannungscurve eines einfachen Wechselstromes.
                              									Lässt man denselben durch eine Spule I von hoher
                              									Selbstinduction gehen, so wird er, nahezu der Curve b
                              									entsprechend, um ¼ Wellenlänge verzögert, also nach rückwärts verschoben. Lässt man
                              									aber diesen Strom durch einen Condensator C von
                              									geeigneter Capacität gehen, so wird die Stromcurve entsprechend c nach vorwärts verschoben. Wendet man aber beide
                              									Mittel gleichzeitig an (Fig.
                                 										16), so erhält man aus dem einen Wechselstrom zwei Wechselströme, welche
                              									nahezu um eine halbe Periode von einander verschieden sind.
                           Durch geeignete Wahl der Capacitäten der Selbstinductionsspule und des Condensators
                              									kann man aber dahin gelangen, dass die beiden erhaltenen Ströme b und c (Fig. 17) um ¼
                              									Wellenlänge von einander verschieden sind, so dass sie sich zur Hervorbringung eines
                              									sich drehenden Magnetfeldes für motorische Zwecke eignen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 214
                              Blathy's Wechselstrommotor.
                              
                           Fig. 18 ist das Schema
                              									eines solchen Mehrphasenmotors, welcher die beiden Magnetbewickelungen M, M und M1, M1 besitzt, die von der nämlichen Stromquelle
                              									abgezweigt sind, in denen aber die Ströme in Bezug auf ihre Phasen einmal durch die
                              									zugeschaltete Selbstinductionsspule I, das andere Mal
                              									durch den Condensator C in der eben beschriebenen Weise
                              									beeinflusst werden, so dass ein sich drehendes Magnetfeld erzeugt wird, welches auf
                              									einen entsprechenden Anker A drehend wirkt und den
                              									Motor treibt.
                           Durch die gleichzeitige Anwendung des in Bezug auf den Phasenunterschied in
                              									entgegengesetztem Sinne wirkenden Condensators und der Selbstinductionsspule
                              									erreicht man noch den Vortheil, dass ersterer von nur geringen Abmessungen sein
                              									kann, da er nur eine geringe Verschiebung selbst' zu besorgen hat und durch die
                              									Selbstinductionsspule im anderen Stromkreise entlastet ist, die ihrerseits einen
                              									Theil der Wirkung in Beziehung auf die Phasenverschiebung der beiden
                              									Magnetisirungsströme verrichtet.
                           Ein weiterer Vortheil liegt in der leichten Regulirfähigkeit durch Veränderung des
                              									Selbstinductions-Coëfficienten der Zusatzspule, was z.B. durch Aenderung der
                              									Windungszahl oder durch Verschiebung des Eisenkernes in der Zusatzspule erreicht
                              									werden kann. Wollte man den gewünschten Phasenunterschied von ¼ Periode durch den
                              									Condensator allein erreichen, so müsste dieser erheblich grössere Abmessungen
                              									erhalten, wodurch einerseitsdie Herstellungskosten wachsen, andererseits aber
                              									die Regulirfähigkeit des Motors verloren geht.
                           Fig. 19 zeigt noch eine
                              									besondere Anwendungsform des Condensators C und der
                              									Selbstinductionsspule I auf einen Mehrphasenmotor. Die
                              									beiden Gruppen M, M und M1, M1 werden hinter einander vom Arbeitsstrom
                              									durchflössen, doch wird derselbe für die Magnete M, M
                              									durch eine im Nebenschluss liegende Selbstinductionsspule I in seiner Phase verschoben, während der Strom für M, M1 durch einen im
                              									Nebenschluss liegenden Condensator C im
                              									entgegengesetzten Sinne beeinflusst wird, so dass sich für beide Bewickelungen
                              									dasselbe ergibt, wie bei den getrennten Stromkreisen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 214
                              Callendar's Anker.
                              
                           15) H. L. Callendar in Westminster stellt nach dem
                              									englischen Patent Nr. 11016 vom 29. Juli 1891 den Anker aus zwei oder mehr neben
                              									einander befestigten Scheiben her, die jede aus spiralförmig gebogenen, gegen
                              									einander isolirten schwachen Bandeisenstreifen DE (Fig. 20) zusammengesetzt
                              									sind; diese Streifen werden an einer gemeinsamen Nabe befestigt, die zugleich als
                              									Stromsammler dient. In den neben einander liegenden Scheiben (Fig. 21) haben die
                              									Spiralen entgegengesetzte Richtung und sind am Rande und an der Nabe hinter einander
                              									geschaltet. Die Nabe, an welcher die Spiralen befestigt sind, besteht aus einzelnen
                              									gegen einander isolirten Streifen C, die mit einer
                              									isolirenden Büchse B auf der Welle A sitzen und an einer Seite über die Scheibe vorstehen,
                              									um den Stromsammler zu bilden. Die inneren Enden der sich entsprechenden Spiralen
                              									sind mit einander, und die äusseren durch einen Streifen F verbunden.