| Titel: | Ueber neuere Dampfmaschinenconstructionen. | 
| Autor: | Fr. Freytag | 
| Fundstelle: | Band 288, Jahrgang 1893, S. 217 | 
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                        Ueber neuere
                           								Dampfmaschinenconstructionen.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber neuere Dampfmaschinenconstructionen.
                        
                     
                        
                           Eine vorzügliche Durchbildung aller Einzeltheile, sowie vortheilhafte
                              									Gesammtanordnung zeigt die von der Robb Engineering Co.
                              									in Amherst, Nova Scotia, erbaute schnell laufende Dampfmaschine liegender Anordnung,
                              									welche nach American Machinist vom 21. April 1892 mit
                              									nur einem selbsthätig gesteuerten Flachschieber
                              									arbeitet. Die Maschine besitzt, wie Fig. 1 erkennen
                              									lässt, eine der ganzen Länge nach auf dem Fundament aufliegende Grundplatte (System
                              										Porter), an welcher der Cylinder frei schwebend
                              									befestigt ist. Die inmitten der Maschine gelegene, von einer gusseisernen Umhüllung
                              									bedeckte Kurbel besteht aus zwei, auf die Wellenenden gezogenen und behufs
                              									Ausgleichung der bewegten Massen mit aufgegossenen Gegengewichten versehenen
                              									gusseisernen Scheiben, die in ihren zur Mitte excentrischen Bohrungen den
                              									gusstählernen Kurbelzapfen aufnehmen. Die ebenfalls aus Gusstahl gefertigte
                              									Schwungrad welle läuft in gusseisernen, mit Babbitmetall (8 Th. Banca-Zinn, 1 Th.
                              									Antimon, 1 Th. Kupfer) ausgegossenen Schalen zweier um ungefähr 45° gegen den
                              									Horizont geneigt liegender und mit der Grundplatte aus einem Stück gegossener Lager,
                              									welche besondere Vorrichtungen zur Ausgleichung etwaiger Abnutzungen der
                              									Lagerschalen nicht besitzen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 217
                              Fig. 1.Schnell laufende Dampfmaschine der Robb Engineering Co.
                              
                           Die Schmierung des Kurbelzapfens geschieht selbsthätig mittels zweier von den
                              									Aussenflächen der Kurbelscheiben nach der Mitte des Zapfens führenden Bohrungen von
                              									je 12,5 mm Weite, welche das sich an den Innenflanschender Schwungradlager
                              									ansammelnde Oel dem Kurbelzapfen zuführen; das an den Aussenflanschen der Lager
                              									abtropfende Oel wird diesen durch je einen vorliegenden Ring stets von neuem wieder
                              									zugeführt. Der Schwungradregulator, wie auch der mit Entlastungsplatte versehene
                              									schmale Vertheilungsschieber zeigen ähnliche Constructionen, wie an den Maschinen
                              									der Straight Line Engine Co. (1890 276 * 402) vorhanden. Die an ihren Enden mit um 90°
                              									gegenseitig versetzten Köpfen mit Kugellagern aus Phosphorbronze versehene
                              									Excenterstange bethätigt einen in der Horizontalebene schwingenden ungleicharmigen
                              									Hebel a (Fig. 1), dessen
                              									inneres Ende mit der Schieberstange in Verbindung steht; mittels eines auf diesem
                              									Hebel befestigten Zeigers, sowie einer festliegenden Gradeintheilung lassen sich die
                              									Schieberbewegungen von aussen erkennen.
                           An dem über der senkrechten Schwingungsachse des Hebels a liegenden Oelbehälter ist ein Kupferröhrchen befestigt, welches, nach
                              									dem äusseren Ende des genannten Hebels führend, dazu dient, dem gehärteten
                              									Kugelzapfen das nöthige Schmiermaterial zuzuführen; letzteres gelangt von hier durch
                              									die hohle Excenterstange nach dem zweiten, von ihrem anderen Ende umschlossen
                              									gehaltenen Kugelzapfen. Das mit dem Hebel a verbundene
                              									Wellenstück dreht sich in einem Gehäuse, welches beständig mit Oel angefüllt ist;
                              									beim Ueberlaufen gelangt letzteres nach der Kreuzkopfführung. Der nur unten geführte
                              									Kreuzkopf bildet ein einziges Stahlstück und ist auf seiner Gleitfläche mit
                              									Babbitmetall ausgegossen; das in der gespaltenen Nabe desselben liegende
                              									Kolbenstangenende ist zur einen Hälfte mit Gewinde versehen, zur anderen Hälfte
                              
                              									glatt abgedreht und wird durch vier Schrauben festgeklemmt. Der Kreuzkopf zapfen
                              									besteht aus Gusseisen, die Pleuelstange, deren den Kurbelzapfen umfassender Kopf
                              									nach Art derjenigen bei Schiffsmaschinen ausgebildet ist, aus Stahl; das
                              									Kreuzkopfende der Pleuelstange trägt gusseiserne, mit Babbitmetall ausgefütterte
                              									Schalen mit Keilstellung und der hohle Kolben zwei federnde Ringe.
                           Die Grundplatte ist derart eingerichtet, dass alle Schmiere, welche sich unter den
                              									Kurbelscheiben, sowie vor der Kreuzkopfführung ansammelt, nach Oeffnung von
                              									Ablasshähnen entfernt werden kann.
                           Eine ähnliche Maschine ist von der J. H. Mc Even
                                 										Manufacturing Co. in Ridgway, Pa., erbaut.
                           
                           Wie ebenfalls American Machinist mittheilt, ist die
                              									stählerne Kurbelwelle hier aus einem Stück geschmiedet und behufs Ausgleichung der
                              									hin und her gehenden Massen sind an den Kurbeln gusseiserne Scheiben mit
                              									Gegengewichten angebracht, über welche, um ein Umherspritzen von Oel zu verhüten,
                              									ein Schutzblech gelegt ist. Der oben und unten zwischen Flachschienen geführte
                              									Kreuzkopf ist mit der Kolbenstange durch ein Gewinde nebst Mutter verbunden und die
                              									wieder in ihrer ganzen Länge aufliegende Grundplatte so geformt, dass alle Schmiere
                              									und etwaige fallende Theilchen in einem Troge aufgefangen und aus demselben durch
                              									ein Rohr abgelassen werden. Der Flansch der Grundplatte ist, um ein Eindringen von
                              									Oel in das Fundament zu verhüten, rinnenförmig ausgebildet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 218
                              Fig. 2.Muncaster's Expansionsschieber.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 218
                              Fig. 3.Tandem-Verbundmaschine von Dick und Church.
                              
                           Der Schieber wird von einem Schwungradregulator derart gesteuert, dass bei
                              									wechselnden Belastungen der Maschine sich auch das Voreilen entsprechend ändert und
                              									damit Compressionen entstehen, welche einen ruhigen Gang der Maschine sichern;
                              									hierbei wird die Veränderung der Füllung, sowie der Bewegungsverhältnisse des
                              									Schiebers sowohl durch die Abweichung des Voreilwinkels, wie auch durch die
                              									selbsthätige Vergrösserung oder Verkleinerung des Schieberhubes bewirkt:
                           Ueber die Construction des Schwungradregulators, dersich auch da vorzüglich
                              									bewähren soll, wo die Belastungen plötzlich wechseln und dennoch eine grosse
                              									Gleichförmigkeit des Ganges nothwendig ist, wie z.B. bei Dynamomaschinen, bringt der
                              										Praktische Maschinenconstructeur vom 19. Januar
                              									1893, S. 13, weitere Mittheilungen.
                           Engineering vom 3. Juni 1892 berichtet auf S. 686 über
                              									eine liegende, von der Lilleshall Company in
                              									Wellington, Salop, erbaute Eincylindermaschine, deren ebenfalls frei schwebend an
                              									der mit gebohrten Führungen versehenen Grundplatte befestigter Cylinder für 305 mm
                              									Kolbenhub einen Durchmesser von 228 mm besitzt. Die gekröpfte Kurbelwelle ist in den
                              									Lagern von 152 mm Länge 82,5 mm stark und trägt an ihrem einen Ende das gleichzeitig
                              									als Riemenscheibe dienende Schwungrad.
                           Bemerkenswerth ist die nur aus wenigen Einzeltheilen zusammengesetzte selbsthätige
                              									Expansionssteuerung von H. Muncaster in Wellington,
                              									welche mit nur einem einzigen Excenter Füllungen von Null bis ⅝ des Kolbenhubes
                              									gestattet.
                           Der Expansionsschieber wird, wie in Fig. 2
                              									ersichtlich, von einer Schwinge b bethätigt, welche
                              									sich um einen Zapfen dreht, der an einem Ansätze der Excenterstange e für den Vertheilungsschieber befestigt ist; ausserdem
                              									ist die Schwinge mit einer Lenkstange verbunden, welche um den Bolzen f, der vom Regulator eingestellt wird, frei beweglich
                              									ist. Die Stellung des Bolzens f, der in einem Hebel
                              									gelagert ist, welcher um einen an der Grundplatte der Maschine befestigten Zapfen
                              									schwingt, bestimmt das Abschneiden des Einströmdampfes durch den Expansionsschieber.
                              									Beim Emporsteigen der Regulatorkugeln wird der Hebel derart gedreht, dass der Bolzen
                              										f z.B. in die Stellung f1 gelangt, wobei durch die Schwinge ein
                              									früheres Abschneiden des Dampfes nach dem Cylinder erreicht wird.
                           Der Expansionsschieber bildet einen hohlen Cylinder, der sich in einer entsprechenden
                              									Aushöhlung des Vertheilungsschiebers bewegt, doch kann auch ein Flachschieber
                              									Verwendung finden, vorausgesetzt, dass die Empfindlichkeit des Regulators dadurch
                              									nicht beeinflusst wird.
                           Die Steuerung, welche an Maschinen mit Leistungen von 8 bis 500 indicirten 
                              									zur Ausführung gekommen ist, lässt sich übrigens mit Leichtigkeit auch an jeder mit
                              									Drosselorgan arbeitenden Dampfmaschine nachträglich anordnen.
                           In der den Beanspruchungen angepassten Formgebung der Einzeltheile von
                              									Dampfmaschinen, sowie einem eigenartigen Zusammenbau derselben leisten die
                              									Amerikaner bekanntlich Hervorragendes, doch lässt sich bezüglich des letzteren
                              									unschwer erkennen, dass in einzelnen Fällen weniger das Bestreben nach Erreichung
                              									wirklicher Vortheile, als vielmehr die Sucht, originelle Neuheiten auf den Markt zu
                              									bringen, maassgebend gewesen ist.
                           
                           Bei den nach den Vorschlägen von Dick und Church in
                              									den Phoenix Iron Works in Meadville, Pa., erbauten
                              									Tandem-Verbundmaschinen ist, wie die dem American
                                 										Machinist vom 24. September 1891, S. 1, entnommene Abbildung (Fig. 3) erkennen lässt, die eine Maschine mit frei
                              									hängendem Hochdruckcylinder so auf die Grundplatte des ebenfalls frei schwebenden
                              									Niederdruckcylinders gestellt, dass die beiden Cylinder in eine Achse fallen und es
                              									den Anschein hat, als wenn zwei eincylindrige Dampfmaschinen einfach auf einander
                              									gestellt wären; es sollen hierdurch die Cylinder, sowie andere Einzeltheile der
                              									Maschine leichter zugänglich werden.
                           Die Flanschen der beiden Grundplatten sind durch eine über dem kleinen Cylinder
                              									liegende Stange mit einander verbunden und damit gegenseitig kräftig abgesteift. Der
                              									Steuerungsmechanismus ist in der Weise angeordnet, dass beide Cylinder von dem
                              									Schwungradregulator beherrscht werden, und ihre den Widerständen entsprechenden
                              									Füllungen gleichzeitig geändert, damit ungewöhnliche Spannungsänderungen im
                              									Zwischenbehälter vermieden werden.
                           Der Schieber eines jeden Cylinders besteht aus zwei an derselben Stange sitzenden
                              									Kolben, welche, in leicht zugänglichen Gehäusen untergebracht, durch geeignete Wahl
                              									der Durchmesser vollständig ausgeglichen sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 219
                              Fig. 4.Tandem-Verbundmaschine der Taylor Engine Co.
                              
                           Eine grosse Sorgfalt ist auf die selbsthätige Oelung der einzelnen Maschinentheile
                              									gelegt und überall sind Anordnungen zum Auffangen abtropfender Schmiere getroffen.
                              									Besondere Beachtung verdient die Schmierung des Regulators, welche mittels eines
                              									einzigen Oeltopfes bewirkt wird, aus welchem das Oel nach der Mitte des Regulators
                              									fliesst, um von hier durch die Centrifugalkraft nach den äusseren Theilen desselben
                              									zu gelangen.
                           Die Maschinen werden in Grössen von 241 bezieh. 432 mm Cylinderdurchmesser und 305 mm
                              									Kolbenhub bis zu 330 bezieh. 584 mm Durchmesser der Cylinder und 457 mm Kolbenhub in
                              									Stärken von 8 bis 300  erbaut.
                           Eine andere schnell laufende Tandem-Verbundmaschine eigenthümlicher Construction ist
                              									von der Taylor Engine Co., deren Werkstätten sich in
                              									Chambersburg, Pa., und New York befinden, in den Handel gebracht worden. Bei dieser
                              									Maschine, deren ebenfalls dem American Machinist vom
                              									26. Mai 1892, S. 1, entnommene äussere Ansicht in Fig.
                                 										4 wiedergegeben,ist zunächst bemerkenswerth, dass beide Cylinder
                              									durch ein schmales, nicht durchbrochenes, mit beiderseitigen Flanschen versehenes
                              									Zwischenstück verbunden und damit einander bedeutend genähert sind; in der
                              									Ausbohrung des letzteren ist von aussen her ein mit einseitigem Flansch versehener
                              									massiver Deckel eingepasst und mittels Schrauben befestigt, in dessen erweiterter
                              									mittlerer Bohrung sich eine durch eine dahinter liegende Spiralfeder leicht auf den
                              									Umfang der durchgehenden Kolbenstange legende Metallpackung befindet, welche, wie in
                              										Fig. 5 ersichtlich, andererseits gegen eine auf
                              									den Deckel geschraubte Scheibe mit Grundbüchse trifft. Der der Grundplatte am
                              									nächsten liegende Hochdruckcylinder ist von einem Mantel umgeben, in welchem der
                              									inmitten des zugehörigen Schieberkastens eintretende Kesseldampf circulirt, um nach
                              									erfolgter Expansion von den beiden Enden des Schieberkastens aus nach der Mitte des
                              									nach erfolgtem Lösen von Verbindungsschrauben leicht zu entfernenden, auf einem
                              									Support lose liegenden Niederdruckcylinders zu gelangen. Die in eingesetzten Büchsen
                              									ihrer Gehäuse sich bewegenden Kolbenschieber besitzen dieselbe Construction wie
                              									diejenigen der vorgenannten Maschine; die Schieberstange ist durchgehend und mit
                              									einem auf der Schwungradwelle frei beweglichen, vom Regulator eingestellten Excenter
                              									verbunden. Um übermässige Spannungen in beiden Cylindern zu verhüten, sind an den
                              									tiefsten Punkten beider Schieberkasten je zwei durch die Einströmkanäle mit dem
                              									Inneren der Cylinder in Verbindung stehende, sich selbsthätig öffnende
                              									Ablassventilchen angeordnet. Eine besondere Eigenthümlichkeit der
                              									Taylor-Verbundmaschine besteht darin, dass jede einfache Maschine ohne weiteres
                              									durch Hinzufügung des zweiten Cylinders in eine Verbundmaschine umgewandelt werden
                              									kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 219
                              Fig. 5.Verpackung der Kolbenstange.
                              
                           Nachstehende Versuchsresultate einer Taylor-Verbundmaschine werden von der Erbauerin
                              									angegeben:
                           
                              
                                 Dauer der Versuche
                                   11 Stunden
                                 
                              
                                 Minutliche Umdrehungszahl
                                 265
                                 
                              
                                 Kesseldruck
                                 7,03 at (100 Pfd. engl.)
                                 
                              
                                 Durchmesser des Hochdruck-    cylinders
                                 229 mm
                                 
                              
                                 Durchmesser des Niederdruck-    cylinders
                                 368 mm
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 381 mm
                                 
                              
                                 Mittlere indicirte Leistung
                                   96 
                                 
                              
                                 Totaler Kohlenverbrauch
                                 968 k
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch für indic.    Pferd und Stunde
                                 0,917 k
                                 
                              
                           Da der Kessel zur Verdampfung von 9 k Wasser eine Kohlenmenge von 1 k benöthigte,
                              									ergibt sich der Dampfverbrauch für indicirtes Pferd und Stunde zu 8,253 k; hierbei
                              									soll eine nur geringwertige Kohle zur Verwendung gekommen sein.
                           Um Dreifach-Expansionsmaschinen auch in verhältnissmässig engen Räumlichkeiten
                              									unterbringen zu können, haben C. J. Galloway und J. H.
                                 										Beckwith in Manchester nach Industries 1892
                              									die in den Abbildungen Fig.
                                 										6 und 7
                              									ersichtliche Einrichtung getroffen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 220
                              Galloway's Dreifach-Expansionsmaschine.
                              
                           A ist der mit frischem Kesseldampf gespeiste, über dem
                              									Condensatorgehäuse D liegende Hochdruckcylinder, dessen
                              									nach hinten verlängerte Achse mit derjenigen des Mitteldruckcylinders B zusammenfällt; letzterer ist über dem
                              									Niederdruckcylinder G angeordnet. Die gemeinschaftliche
                              									Achse beider Cylinder A und B liegt derart geneigt, dass ihre Verlängerung auf Mitte der Kurbelwelle
                              										E trifft, und weicht in der Verticalebene um so
                              									viel von der Achse des Cylinders C ab, dass die Köpfe
                              									beider Kurbelstangen F und G neben einander auf dem Kurbelzapfen E1 Platz finden. Die Schieber sämmtlicher Cylinder
                              									sind von bekannter Construction und werden von Excentern H und I auf der Kurbelwelle, die von einem
                              									Regulator K eingestellt werden, bethätigt. Es lässt
                              									sich die Anordnung auch in der Weise treffen, dass der Hochdruckcylinder A über den Niederdruckcylinder C und der Mitteldruckcylinder B hinter den
                              									ersteren zu liegen kommt.
                           Zur Erzeugung elektrischen Lichtes finden in neuester Zeit namentlich stehende
                              									Dampfmaschinen Verwendung, bei denen besondere Rücksicht auf gedrängte Anordnung,
                              									soliden Bau und möglichste Ausgleichung der bewegten Massen genommen ist.
                           Eine derartige nur einfachwirkende Maschine des kürzlich verstorbenen englischen
                              									Ingenieurs Peter Willans, welche sich bei denkbar
                              									einfachster Construction durch ein grosses Güteverhältniss und einen
                              									verhältnissmässig geringen Dampfverbrauch auszeichnet, scheint gegenwärtig für den
                              									Dynamobetrieb das Vollkommenste zu sein und dürfte demnächst auch als
                              									Transmissionsmaschine in ausgedehntem Maasse zur Benutzung kommen, sofern es
                              									gelingt, den Hochdruckcylinder mit selbsthätiger Expansionssteuerung zu versehen.
                              									(Vgl. D. p. J. 1886 259 *
                              									247.)
                           Nach Revue industrielle, 1892 S. 68, sind bei der in der
                              									Abbildung Fig. 8 dargestellten, aus zwei
                              									Tandem-Verbundmaschinen zusammengesetzten Dampfmaschine (System Willans) die Treibkolben P
                              									und P1 jeder
                              									Einzelmaschine durch zwei kurze Schubstangen mit der Kurbelwelle verbunden; zwischen
                              									den Köpfen dieser Stangen liegt ein Excenter, dessen Stange zur Dampfvertheilung
                              									dienende Kolbenschieber bethätigt. Man erhält auf diese Weise derartige
                              									Relativbewegungen der Treib- und Schieberkolben, dass mit Hilfe der in dem hohlen
                              									Rohre R liegenden Ein- und Ausströmöffnungen die
                              									Dampfvertheilung in gewünschter Weise vor sich geht.
                           Der vom Kessel kommende Dampf geht durch das Einströmventil C, dessen Spindel durch ein Zwischenstück D mit der Stange K eines
                              									Centrifugalregulators verbunden ist; hierbei wird die Ventilspindel in einer im
                              									oberen Theile gespaltenen Büchse mittels Mutter festgeklemmt, während die
                              									Regulatorstange in den unteren nicht gespaltenen Theil dieser Büchse eingeschraubt
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 220
                              Fig. 8.Willan's Dampfmaschine.
                              
                           Nimmt man an, dass der kleinere Treibkolben P der einen
                              									Maschine sich seiner oberen Endstellung nähert, so tritt Dampf durch die Oeffnungen
                              										7 in das Rohr R ein
                              									und entweicht aus diesem, sobald die Oeffnungen 6 vom
                              									Schieberkolben nicht mehr bedeckt werden, in den oberen Cylinder C. Der Dampf vollführt nun seine Hochdruckarbeit; der
                              									Kolben P geht nach unten, während der Vertheiler sich
                              									nach oben bewegt, und der Schieberkolben V4 schliesst die Oeffnungen 6 nach und nach. Bei ¾ des Kolbenhubes hört die Dampfeinströmung auf,
                              									nämlich sobald die Oeffnungen 7 von der das Rohr R umschliessenden Stopfbüchse G4, welche aus einzelnen mit
                              									Phosphorbronze gefütterten gusseisernen Segmenten gebildet wird, bedeckt werden. Zur
                              									Veränderung der Füllung genügt es hiernach, die Lage der Oeffnungen im Rohre R oder aber die Segmente der Stopfbüchse entsprechend
                              									zu ändern.
                           Beim rückläufigen Hube stellen sich umgekehrte Wirkungen ein; die Oeffnungen 6 werden wieder frei und der in das Innere des Rohres
                              										R bis zum Schieberkolben V3 vordringende Dampf tritt durch die
                              									Oeffnungen 6 in den Zwischenbehälter R1.
                           Besteht die Maschine nur aus den bisher genannten Theilen und steht der Behälter R1 mit der Atmosphäre
                              									oder einem Condensator in Verbindung, so arbeitet sie mit nur einmaliger Expansion
                              									des Arbeitsdampfes; es dient indess der Behälter R1 zur Aufspeicherung des Dampfes, welcher mit Beginn
                              									des folgenden abwärts gerichteten Hubes in den Cylinder C1 tritt, und zwar findet diese
                              									Einströmung zwischen den beiden Schieberkolben V3, V2 durch die Oeffnungen 4 und 3 statt, zwischen denen die dichtenden
                              									Segmente G3 liegen. Die
                              									vorherigen Erscheinungen erneuern sich deshalb, und erst beim zweiten Abhübe des
                              									Kolbens tritt der Dampf durch die Oeffnungen 3 und 2 in die Kammer E, von
                              									hier ins Freie bezieh. einen Condensator. Da die Kurbeln der beiden Maschinen
                              									gegenseitig um 180° versetzt sind, haben die Treibkolben der in Fig. 8 rechtsseitigen Maschinenseite z.B. noch ¼ ihres
                              									abwärts gerichteten Kolbenweges zurückzulegen, während die Treibkolben der
                              									linksseitigen Maschine um denselben Betrag von ihrer oberen Endstellung entfernt
                              									liegen. In Wirklichkeit ist die Maschine deshalb nicht einfach wirkend, da der in
                              									den Zwischenbehältern R1 eingeschlossene Dampf während des aufsteigenden Kolbenhubes durch
                              									Expansion auch auf der unteren Fläche des zugehörigen kleinen Kolbens zur Wirkung
                              									kommt. Um die lebendige Kraft der schweren Treibkolben ohne Stoss zu vernichten,
                              									wird die im Cylinder U eingeschlossene Luft beim
                              									Aufhube des Hilfskolbens G comprimirt; der Cylinder U steht zu dem Zwecke durch einen Stutzen M1 mit der Aussenluft
                              									in Verbindung, die am Ende jedes abwärts gerichteten Kolbenhubes von neuem in den
                              									Cylinder eintritt. Behufs Ingangsetzung der Maschine lässt sich die Compression nach
                              									Oeffnen von Lufthähnen N aufheben, die wieder
                              									geschlossen werden, sobald die Maschine einige Umdrehungen selbsthätig ausgeführt
                              									hat.
                           Die Benutzung von Luft an Stelle von Dampf für die Compression ist insofern ganz
                              									zweckmässig, als die Wirkung bestehen bleibt, gleichgültig ob die Maschine den
                              									Abdampf in die Atmosphäre oder einen Condensator entlässt.
                           Der Stutzen M1 dient
                              									ferner zum Einführen von Oel in den unteren geschlossenen Theil des
                              									Maschinengestelles, zur Schmierung der Lager, Kurbelzapfen u.s.w. In derselben Zeit,
                              									in welcher dieses Oel während des Ganges der Maschine langsam eingeschüttet wird,
                              									giesst man auch Wasser in einen auf der Aussenwandung der Kurbelkammer befestigten,
                              									mit dieser in Verbindung stehenden cylindrischen Behälter, der in halber Höhe durch
                              									eine wagerechte Zwischenwand getheilt ist; in dieser Zwischenwand ist ein bis nahezu
                              									auf den Boden des Behälters reichendes Rohr fest gemacht, durch welches das aus
                              									Wasser und Oel bestehende Gemisch tritt, um, nachdem es eine gewisse Höhe in der
                              									Kurbelkammer erreicht hat, durch eine Oeffnung im Behälter abzufliessen. Zur
                              									Cylinderschmierung dient ein Apparat mit sichtbarer Tropfenbildung, welcher auf den
                              									Dom einer jeden Maschine aufgeschraubt ist; ausserdem befindet sich noch über dem
                              									Drosselventil eine Schmiervorrichtung.
                           Zur Ableitung von Condenswasser besitzt jeder Cylinder ein selbsthätiges Ablassventil
                              										O. Diese Einrichtung ist in neuester Zeit
                              									vervollkommnet worden. Man beobachtete nämlich, dass das Condenswasser von einem zum
                              									anderen Cylinder mit fortgerissen wurde, und hat deshalb in den Boden eines jeden
                              									Expansionscylinders einen Bronzepfropfen eingesetzt, dessen Bohrung durch ein
                              									kleines Ventil bedeckt gehalten wird. Unter normalen Verhältnissen wird das Ventil
                              									durch den Ueberdruck im Zwischenbehälter auf Seinem Sitz gehalten; überschreitet
                              									jedoch zufolge Anhäufungvon Wasser die Spannung im Cylinder eine gewisse
                              									Grenze, so hebt sich das Ventil von seinem Sitz und das Wasser gelangt zum
                              									Abfluss.
                           Damit der Dampf genügend trocken zur Maschine gelangt, wird gewöhnlich in
                              									unmittelbarer Nähe derselben ein Wasserabscheider aufgestellt.
                           Namentlich in England hat die Willans-Maschine eine schnelle Verbreitung gefunden;
                              									die Gesammtleistung der innerhalb weniger Jahre in Londoner Lichtanlagen
                              									untergebrachten Maschinen beträgt allein über 22000  In einigen solcher
                              									Centralen befinden sich 12 Maschinen von je 200 , zu deren Bedienung nur
                              									zwei Maschinisten thätig zu sein brauchen. Ueber Leistungsfähigkeit und
                              									Dampfverbrauch der Willans-Maschine ist aus der Zeitschrift
                                 										des Vereins deutscher Ingenieure vom 13. August 1892, S. 962, wie auch aus
                              									den Minutes of Proceedings of the Institution of Civil
                                 										Engineers, 13. März 1888 Nr. 2306, Weiteres zu entnehmen.
                           Die Firma Petzold und Co. in Berlin hat in neuester Zeit
                              									den Bau von stehenden Dampfmaschinen für elektrische Beleuchtungszwecke mit einer
                              									neuen, dem Ingenieur H. Aderhold unter Nr. 59173 im
                              									Deutschen Reich patentirten Flachschieber-Präcisionssteuerung aufgenommen, welche in
                              									vielen Punkten von den gewöhnlichen Flachschiebersteuerungen abweicht.
                           Wie die der Zeitschrift der
                                 										Dampfkessel-Ueberwachungsvereine vom 15. Februar 1893, S. 57, entnommenen
                              									Abbildungen Fig. 9 bis
                              										12 erkennen lassen,
                              									bilden je drei Schlitze im Schieberspiegel den Dampfweg für die beiden nach den
                              									Enden der Cylinder führenden Kanäle. Die Schlitze sind als getrennte Einströmungs-
                              									und Ausströmungskanäle hergestellt, über denen sich ein gemeinschaftlich bethätigter
                              									Einlass- und Auslasschieber a bewegt; derselbe ist im
                              									Inneren getrennt (Fig.
                                 										12) und der Auslasschieber als einfacher Muschelschieber (Fig. 11), der
                              									Einlasschieber dagegen als Kanalschieber ausgebildet, auf dessen Rücken die beiden
                              									Expansionsschieberplatten b, b gleiten. Die Bewegung
                              									des Grundschiebers a erfolgt durch eine in der Mitte
                              									angreifende Schieberstange. In Folge der getrennten Einlass- und Auslasschieber
                              									fällt die Achse des Expansionsschiebers nicht symmetrisch zu der des Grundschiebers,
                              									daher die seitliche Durchführung der Schieberstange des letzteren durch den
                              									Schieberkasten. Die Expansionsschieberplatten b, b
                              									erhalten ihre Bewegung mittels der beiden Zugstangen c,
                                 										c, welche mit den auf dem Rücken der Expansionsplatten angebrachten Zapfen
                              									in Eingriff gebracht sind und andererseits mit der Büchse e in Verbindung stehen; letztere ist so in den massiven Körper d befestigt, dass sie im Stande ist, eine oscillirende
                              									Bewegung zu machen und das Verstellen der Expansionsplatten zu bewirken. Der Körper
                              										d ist durch zwei Rundstangen in Stopfbüchsen des
                              									Schieberkastens geführt und erhält seinen Antrieb durch ein Excenter; die nach oben
                              									durchgeführte Stange setzt eine Oelpumpe in Bewegung und besorgt so bei jedem Hube
                              									eine gleichmässige Oelzuführung nach der Dampfleitung.
                           Die im Schieberkasten befestigte Traverse g bildet
                              									gleichsam das Fusslager und die Unterstützung für die Spindel f, letztere, mit dem Regulator in Verbindung, die Achse
                              									des auf beiden Seiten zu einer Coulisse geformten schwingenden Hebels n. Der unmittelbar neben der gekröpften Schwungradwelle
                              									aufgestellte, von dieser mittels konischer Räder direct betriebene Regulator (Gruson'scher Cosinus-Regulator) trägt an seinem oberen Ende eine mittels
                              									Kugelgelenk befestigte hohle Stange, welche ausserhalb des Schieberkastens einen auf
                              									der durchgeführten Spindel f befestigten Hebel
                              									bethätigt, dessen Verlängerung als Zeiger ausgebildet ist und die Cylinderfüllungen
                              									auf einer Scala erkennen lässt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 222
                              Aderhold's Flaschschieber-Präcisionssteuerung.
                              
                           Die Beeinflussung der Expansionsschieberplatten durch den Regulator geschieht nun in
                              									folgender Weise. Sobald der Regulator durch irgend welche Umstände seine Lage
                              									verändert, wird durch die mit ihm verbundene Stange auch die Spindel f verdreht; letztere nimmt den Coulissenhebel n mit und es erfolgt das Verstellen der
                              									Expansionsschieberplatten in Folge Anstossens der Zugstangennaben gegen die
                              									Coulissenseiten, gleichzeitig aber auch eine Bewegung der Büchse e in dem Körper d. Die
                              									Expansionsschieberplatten und mit ihnen die Büchse e
                              									werden in dieser Stellung so lange erhalten, bis sie durch Verstellung des
                              									Regulators in eine andere Lage gelangen. Mit Hilfe der beiden Coulissen ist es also
                              									möglich, bereits mit einer halben Wellenumdrehung die Expansionsplatten aus ihrer
                              									der grössten Füllung entsprechenden Lage in diejenige für die kleinste Füllung zu
                              									bringen, und zwar ist die Arbeit, welche der Regulator hierbei zu leisten hat, eine
                              									sehr geringe und steht in keinem Verhältniss zu derjenigen bei gewöhnlichen
                              									Flachschiebersteuerungen, da er nur den im Dampfraum frei aufgehängten
                              									Coulissenhebel um seine Achse zu drehen und die hierbei auftretende, sowie etwaige
                              									durch das Abdichten der Spindel im Schieberkastendeckel verursachte Reibung zu
                              									überwinden hat. Die Möglichkeit des leichten und schnellen Verstellens der
                              									Expansionsschieberplatten hat selbstverständlich eine gleichmässige Bewegung der
                              									Maschine auch bei wechselnder Belastung zur Folge, was durch Anbringung eines
                              									Gewichtes an der Spindel f noch weiter gesichert
                              									erscheint.
                           Am 18. December 1892 wurden von dem Ingenieur v.
                                 										Schedlin-Czarlinski des Dampfkessel-Revisionsvereins zu Berlin an einer
                              									derartigen Maschine mit 275 mm Durchmesser des nicht ummantelten Cylinders, 350 mm
                              									Kolbenhub und 50 mm Kolbenstangendurchmesser, welche mit 150 Umdrehungen in der
                              									Minute laufen soll, Bremsversuche vorgenommen, wobei sich nachstehende Resultate
                              									herausstellten:
                           
                              
                                 Gesammtverbrauch an Speisewasser (6° C.)
                                 1427 k
                                 
                              
                                 Condensationswasser aus der Leitung
                                 101,5 k
                                 
                              
                                 Kesselspannung
                                        7 at
                                 
                              
                                 Mittlere Umdrehungszahl in der Minute
                                 105,1
                                 
                              
                                 Effective Leistung
                                 20,25 
                                 
                              
                                 Speisewasserverbrauch für Stunde und effec-    tives
                                    											Pferd
                                 15,71 k
                                 
                              
                           Die mittels Zeiger an einer Scala abgelesene Cylinderfüllung schwankte zwischen 14
                              									und 15 Proc.
                           Eine weitere Untersuchung wurde dahin unternommen, dass nach Schluss der Bremsprobe
                              									die Belastung und das zur Verwendung gekommene stählerne Bremsband, welches über dem
                              									als Riemenscheibe ausgebildeten Schwungrad von 620 mm Durchmesser lag, plötzlich
                              									entfernt wurden; hierbei war ein Durchgehen der Maschine nicht im geringsten
                              									wahrnehmbar, im Gegentheil vom ersten Augenblicke an bei offenem Einströmventil eine
                              									constante Umdrehungszahl von 154 in der Minute an dem Tourenzähler abzulesen. Eine
                              									wegen ihrer Einfachheit bemerkenswerthe stehende Tandem-Verbundmaschine mit direct
                              									gekuppelter Dynamo für Schiffsbeleuchtungszwecke hatten Charlesworth, Hall and Co. in Oldham zur vorjährigen Ausstellung nach
                              									London (Crystal Palace) gebracht. Die in The Engineer
                              									vom 8. Juli 1892, S. 32, abgebildete Maschine besitzt über einander liegende nur
                              									einfach wirkende Cylinder von 102 bezieh. 140 mm Durchmesser für 121 mm Kolbenhub
                              									und entwickelt die zum Betreiben der Gramme-Dynamomaschine von 75 Ampère bei 65 Volt
                              									nöthige Leistung mit 540 Umdrehungen in der Minute.
                           Die glatt abgedrehten Schieberkolben sind ebenso wie die mit gusseisernen Ringen
                              									umgebenen Treibkolben aus Aluminiumstahl auf gemeinschaftlicher Stange befestigt;
                              									zwischen den beiden Schieberkammern befindet sich eine Metallpackung. Zum Tragen der
                              									Cylinder dienen zwei durch eine Querstange mit einander verbundene Stahlsäulen auf
                              									jeder Seite der mit Gegengewichten versehenen Stahlkurbel; sämmtliche vier Säulen
                              									sind mit der Grundplatte und die beiden hinteren noch mit einem Gusstück
                              									verschraubt, welches zur Führung des Kreuzkopfes dienende Gleitbahnen trägt. Die
                              									Spannung des Einströmdampfes wird durch ein Drosselventil regulirt, welches von
                              									einem Pickering-Regulator (1884 254 357) bethätigt
                              									wird.
                           In gewissen Fällen kann es wünschenswerth erscheinen, keine veränderliche Compression
                              									am Hochdruckcylinder von Verbundmaschinen zu erhalten, dessen Steuerorgane von einem
                              									Schwungradregulator bethätigt werden, während der Niederdruckcylinder mit fester
                              									Expansion arbeitet; es erscheint dann zweckmässig, den Schwungradregulator auf einen
                              									Expansionsschieber wirken zu lassen. Der kürzlich verstorbene Dr. Pröll in Dresden hat nach Mittheilungen im Civilingenieur, Jahrg. 1891 S. 95, die Anordnung an
                              									einer 70pferdigen Verbundmaschine mit Condensation in folgender Weise getroffen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 223
                              Fig. 13.Pröll's Verbundmaschine.
                              
                           Auf dem Rücken eines Vertheilungsschiebers S (Fig. 13) in der Form, wie er bei der Meyer-Steuerung
                              									allgemein üblich ist, bewegt sich ein einfacher Plattenschieber s (sogen. Polonceau-Schieber), der kreisförmig
                              									gestaltet ist und mit einem in seiner Mitte angebrachten Zapfen Z an dem Hebel einer kurzen im Schieberkasten wagerecht
                              									gelagerten Welle aufgehängt ist. Die Welle trägt aussen einen Hebel, an den
                              									unmittelbar die Stange des Excenters greift, das vom Regulator verdreht wird.
                              									Entsprechend der Kreisform der Expansionsplatte münden selbstverständlich die Kanäle
                              									auf der Rückfläche des Vertheilungsschiebers auch bogenförmig. Durch Verdrehung des
                              									Excenters wird nun, allerdings unter einem anderen Winkel zur Kurbel,
                              									Voreilungswinkel und Excentricität verstellt, so dass sich eine Veränderung der
                              									Füllung zwischen Null und 0,6 des Kolbenhubes ergibt. Die Compression, demnach auch
                              									die Voröffnung für den Austritt bleibt dagegen constant, und es kann demzufolge auch
                              									der Niederdruckcylinder mit fester Expansion gesteuert werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 223
                              Fig. 14.Pröll's Auslösmechanismus.
                              
                           Die verbesserte neueste Form des ebenfalls von Dr. Pröll
                              									herrührenden Auslösmechanismus an mit Einströmventilen arbeitenden Dampfmaschinen
                              									(1890 276 * 247) veranschaulichtdie, Industries vom 15. Juli 1892 entnommene Abbildung Fig. 14.
                           An jedem Ende des um einen festen Punkt a schwingenden
                              									Hebels L hängt auf einem Zapfen b ein Glied K (K1 bezieh. K2), welches mit einer vorstehenden
                              									armirten Fläche gegen den sich um einen festen Zapfen c
                              									drehenden Hebel H drückt; letzterer bethätigt in
                              									bekannter Weise das Steuerungsorgan. Die drei Drehpunkte (a,
                                 										b, c) liegen nun ganz oder angenähert in einer geraden Linie, wodurch eine
                              									innige Berührung der armirten Fläche des Gliedes K
                              									während einer durch die Verwendung des Mechanismus gebotenen geringen Oscillation
                              									des Hebels um etwa 20° im Maximum herbeigeführt wird, in welche Lage auch der Hebel
                              										H zum Gliede K kommen
                              									mag; hierdurch werden schnelle Abnutzungen der Berührungsflächen und in Folge dessen
                              									ungenaue Bewegungsübertragungen vermieden. Denkt man sich vorübergehend das Glied
                              										K2 mit seiner
                              									Fläche fest mit dem Hebel H2 verbunden und vom Zapfen b abgelöst, so
                              									bewegt sich bei einem Ausschlage des Hebels H2 der Mittelpunkt des Zapfens b in einem Kreisbogen um c, der den um a mit ab geschlagenen Kreisbogen tangirt. Beide Kreisbögen können innerhalb
                              									eines kleinen Winkels durch eine gerade Linie ersetzt werden, deren Abweichung von
                              									den Kreisbögen ebenso gross ist, wie die Divergenz der Berührungsflächen. Erstere
                              									ist bei einem kleinen Ausschlage verhältnissmässig gering, somit besteht auch eine
                              									bei der Ausführung genügend erscheinende innige Berührung der druckübertragenden
                              									Flächen, um welchen Winkel sich der Hebel H2 auch drehen mag. Das Glied K kann dabei in dauernder oder nur zeitweiser Berührung mit dem Hebel H bleiben, je nachdem eine Auslösung durch eine Kraft,
                              									welche das Glied K gegen den Hebel L verdreht, eingeleitet wird oder nicht. In beiden
                              									Fällen wirkt die Schwerkraft auf das Glied K so, dass
                              									an der Berührungsfläche stets Kraftschluss besteht. Zur Ausströmung der von Marshall Sons and Co. in Gainsborough erbauten Maschine
                              									dienen keine Ventile, sondern an den unteren Enden des Cylinders angeordnete
                              									einfache Corlisshähne; diese Combination hat neuerdings in England vielen Anklang
                              									gefunden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 223
                              Grafton's Dampfmaschine.
                              
                           Eine Verbesserung an solchen schnell laufenden Dampfmaschinen, in deren einem
                              									Cylinder sich zwei Kolben grösstentheils in entgegengesetzter Richtung zu einander
                              									bewegen (1890 278 * 67) rührt von H. Grafton in London her; der eine Kolben bildet bei dieser Maschine
                              									gleichzeitig das Steuerungsorgan, da er noch die Ein- und Ausströmung des Dampfes
                              									regelt.
                           
                           Wie die, Industries vom 14. October 1892
                              									entnommenen Abbildungen Fig.
                                 										15 bis 17
                              									erkennen lassen, ist der eine Kolben A mit dem
                              									mittleren Kurbelzapfen D verbunden, während der andere
                              									zur Vertheilung des Dampfes dienende Kolben B mit den
                              									Aussenkurbeln F durch eine den Kreuzkopf bildende
                              									Traverse N und Stangen C
                              									in Verbindung steht. Behufs besserer Ausgleichung der arbeitenden Theile ist in dem
                              									festen Cylinder G ein Futter E angeordnet, in dem sich beide Kolben bewegen und welches selbst durch
                              									Excenter P eine hin und her gehende Bewegung ausführt.
                              									In dem festen Cylinder sind ringförmige Kammern H und
                              										I angebracht, von denen die erstere stets mit den
                              									Einströmöffnungen I1
                              									des Dampfes, welcher durch Oeffnungen K periodisch in
                              									den Kolben B eintritt, communicirt, während die
                              									letztere mit den Ausströmöffnungen L im Futter E in Verbindung steht. Die Grösse und Dauer der
                              									Bewegung des Futters E ist so abgepasst, dass die hin
                              									und her gehenden Theile sich in stetem Gleichgewicht befinden.
                           Eine weitere Verbesserung an der Maschine besteht in der Einrichtung des Kreuzkopfes,
                              									wodurch besondere Führungen in Wegfall kommen. Wie in Fig. 17 ersichtlich,
                              									sind nämlich die Kurbelstangen C starr mit dem
                              									Kreuzkopf N verbunden, und dieser ist mit einem
                              									zwischenliegenden Gelenkstück M verbolzt, welches, mit
                              									Zapfen O versehen, ein Universalgelenk bildet und damit
                              									der Traverse N die nöthige Bewegung zulässt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 224
                              Williams' Dampfmaschine.
                              
                           Die Dampfmaschine von T. H. Williams in London besteht
                              									nach den, Industries vom 2. September 1892, S. 238,
                              									entnommenen Abbildungen Fig.
                                 										18 bis 20 aus
                              									zwei in einer Geraden liegenden Cylindern, deren Kolben durch eine gemeinschaftliche
                              
                              									Stange mit einander verbunden sind, welche unter Zwischenschaltung eines
                              									Universalgelenkes (Hook'scher Schlüssel) auf eine
                              									rechtwinkelig zu den Cylinderachsen gelegene Kurbelwelle wirkt. Jeder Kolben bildet
                              									gleichzeitig in Folge geringer Drehbewegung, welche ihm wegen der directen
                              									Verbindung mit der Kurbelwelle mitgetheilt wird, das Dampfvertheilungsorgan seines
                              									zugehörigen Cylinders. Wenn die Maschine mit einer selbsthätigen oder veränderlichen
                              									Expansionssteuerung versehen ist, so umschliesst das Gehäuse A1 den Regulator sowie die
                              									Expansionssteuerung, und es ist in diesem Falle das Hauptlager F im Inneren des Gehäuses A1 befindlich, während das zweite Lager
                              										F1 am Deckel C1 angegossen ist. Für
                              									eine einfachwirkende Maschine ist in jedem Cylinder bezieh. Kolben nur eine Ein- und
                              									Ausströmöffnung bezieh. Leitung für den Dampf nöthig, auch brauchen in diesem Falle
                              									die entgegengesetzten Enden der beiden Cylinder nicht geschlossen gehalten zu
                              									werden; ist die Maschine dagegen doppeltwirkend, so besitzt jeder Kolben zwei
                              									Einströmkanäle, jeder communicirend mit dem bezüglichen Cylinderende, und auch zwei
                              									Kanäle für den Dampfaustritt, die ebenfalls mit den Enden des betreffenden Cylinders
                              									inVerbindung treten. In letzterem Falle kommt die eine Einströmöffnung und die
                              									eine Ausströmöffnung jedes Cylinders abwechselnd mit jedem der Ein- und
                              									Ausströmkanäle des zugehörigen Kolbens in Verbindung. Soll die Maschine mit einer
                              									selbsthätigen oder einer anderen variablen Expansionssteuerung arbeiten, so sind
                              									noch Steuerungsorgane (Kolbenschieber o. dgl.) anzuordnen, welche die Einströmung
                              									und Vertheilung des Dampfes im Cylinder regeln; diese Organe können durch ein auf
                              									der Kurbelwelle befestigtes Excenter bewegt werden, dessen Excentricität und
                              
                              									Voreilungswinkel sich von Hand mittels irgend welcher bekannter Hilfsmittel ändern
                              									lässt. In den Abbildungen Fig. 18 und 19 ist eine einfach wirkende Verbundmaschine dargestellt mit Cylindern
                              										B und B1, welche, wie auch die in ihren Wandungen
                              									befindlichen Ein- und Ausströmöffnungen, sowie die Kanäle in den Kolben entsprechend
                              									dimensionirt sind. Die Ausströmöffnung (bei doppeltwirkenden Maschinen beide
                              									Ausströmöffnungen) des Hochdruckcylinders B steht
                              									entweder direct durch ein Rohr oder indirect durch einen Zwischenbehälter mit dem
                              									Niederdruckcylinder B1
                              									in Verbindung; die Ausströmöffnung des letzteren communicirt mit einem Condensator
                              									oder der Atmosphäre.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 288, S. 224
                              Burman's Dampfmaschine.
                              
                           Bei der von W. und H. Burman in Birmingham erfundenen,
                              									zum Betreiben von Nähmaschinen, landwirthschaftlichen Hilfsmaschinen, Bohrknarren
                              									u.s.w. dienenden Dampfmaschine besorgt der Treibkolben ebenfalls die Steuerung des
                              									Ein- und Ausströmdampfes.
                           In den, Industries vom 11. November 1892 entnommenen
                              									Abbildungen Fig. 21 bis
                              										23 ist A der mit Ausströmöffnungen B und B1
                              									versehene Cylinder, in dessen mittlere Oeffnung C der
                              									Kesseldampf einströmt. Die Ausströmöffnungen stehen durch eine ringförmige Nuth E mit einander in Verbindung und entlassen den Dampf
                              									durch die Oeffnung D.
                           Der Kolben F besitzt Oeffnungen G und H, welche zu Innenkanälen G1, H1 desselben führen,
                              									deren einer auf der Rückfläche, der andere auf der Vorderfläche des Kolbens
                              									ausmündet; letzterer, mit Verpackung umgeben, ist noch mit einer Aussparung I – einer Fläche mit zur Cylinderachse parallelen
                              									Längsseiten und zu dieser geneigt liegenden Breitseiten (Fig. 21) – versehen, in
                              									welche ein in die Cylinderwandung geschraubter Stift I1 mit aufgeschobenen Röllchen greift. Die
                              									Wirkungsweise der Maschine ist folgende: Wenn der Dampf durch das Einströmrohr nach
                              									dem Cylinder gelangt, veranlasst er den Kolben, sich nach der einen oder anderen
                              									Richtung zu bewegen, je nachdem welche der beiden Oeffnungen im Kolben der
                              									Einströmöffnung C gegenüber steht. Hat der Kolben das
                              									Ende seines Hubes erreicht, so ist er durch die schrägen Kanten der Aussparung I, welche in Berührung mit dem Röllchen des Bolzens I1 bleiben, um einen
                              									solchen Betrag gedreht, dass der Dampf auf der der vorigen entgegengesetzten Seite
                              									des Kolbens zur Wirkung kommt, indem er jetzt durch die andere Kolbenöffnung
                              									einströmt, während die vordem genannte nun mit dem Ausströmkanal in Verbindung
                              									steht.
                           
                              Fr. Freytag.